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Veröffentlicht am 06.04.2020

Eine perfekte Sommerlektüre für Zwischendurch!

Mein Herz in deinen Händen
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"Dein Herz in meinen Händen" ist der erste Teil der neuen Return-to-me-Reihe von Corinne Michaels, deren Liebesromane nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt wurden. Auch wenn ich lieber New Adult lese ...

"Dein Herz in meinen Händen" ist der erste Teil der neuen Return-to-me-Reihe von Corinne Michaels, deren Liebesromane nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt wurden. Auch wenn ich lieber New Adult lese als Liebesromane, in denen die Protagonisten schon über 30 sind, hat mir diese berührende, emotionale Geschichte sehr gut gefallen!


"Mein Herz kann den Schmerz nicht länger festhalten, während ich dahinfliege. Plötzlich bin ich an einem Ort, an dem es keine Traurigkeit mehr gibt. Der Tod verfolgt nicht länger meine Gedanken, da ist nichts als Luft. Das Ringen um Atem hört auf. Ich bin frei, einfach nur frei."


Das Cover passt wunderbar zum ländlichen, heißen Setting in der Kleinstadt Bell Buckle (welches es übrigens wirklich gibt) im US-Staat Tennessee. Die mit orange-roter Wasserfarbe gemalten Blätter, der sanfte Farbverlauf in der Mitte und die angedeutete Landschaft ergeben zusammen mit dem großen Titel ein rundes Gesamtbild, das von weiten Flächen, heißen Mittagen und verschlafenen Kleinstädten erzählt. Auch wenn der Titel "Mein Herz in deinen Händen" eher nichtssagend ist, passt er alles in allem recht gut zur Geschichte.


Erster Satz: "Warum gehst du nicht nach Hause, Presley?"


Das fragt sie Presleys beste Freundin Angie, mit der zusammen sie sich den Traum eines Cupcake-Ladens in Media, Pennsylvania, erfüllt hat. Doch als sie dann tatsächlich zu Hause ankommt, zerbricht ihr gemütliches, glückliches Leben in tausend Stücke: sie findet ihren Mann Todd erhängt im Badezimmer. Trotz der Triggerwarnung des Verlags, kommt der tragische, harte Beginn sehr überraschend. Zusammen mit Presley fragen wir uns "Warum nur?", doch als Presley mit Todds Chef und der Bank telefoniert, wird ihr bald klar, dass ihr Leben doch nicht so sorglos und glücklich war, wie sie dachte. Todd war schon eine Weile arbeitslos, die beiden haben hohe Schulden, können die Hypothek für das gemeinsame Haus nicht bezahlen und jetzt wird auch die Lebensversicherung aufgrund des Selbstmords nicht ausbezahlt - kurz, Presley und ihre beiden Söhne Cayden und Logan sind am Ende. Es ist gar nicht leicht, die Protagonistin in dieser schrecklichen Ausnahmesituation kennenzulernen und in die Geschichte einzufinden, zum Glück geht es danach ein wenig gemütlicher und weniger intensiv weiter, als Presley mit ihren beiden Söhnen in ihre alte Heimat auf die Ranch ihrer Eltern nach Tennessee zieht und das, obwohl sie sich geschworen hat, nie mehr dorthin zurückzukehren. Denn dort warten neben der großen Aufgabe, das Geschehene zu verkraften und ihre Gefühle zu verarbeiten ebenfalls noch einige Geister der Vergangenheit, denn auch ihre große Jugendliebe Zach ist wieder zurück...


"Hör mal, das Leben ist ein Glücksspiel. Du hast gespielt und verloren. Aber das macht dich nicht zum ewigen Verlierer. Es bedeutet nur, dass die Karten neu gemischt werden."



Nach dem erdrückenden Beginn setzt die Autorin geschickt immer wieder Zeitsprünge von mehreren Monaten ein, um Presleys Trauerzeit zu raffen und die Liebesgeschichte einzuleiten, die trotz des tragischen Beginns schließlich erzählt werden soll. Das ist zum Einen natürlich ein notwendiges Mittel, um in der Geschichte voranzukommen, zum Anderen ist es aber schade, dass wir viele wichtige Entwicklungsschritte verpassen, Zachs und Presleys Geschichte nur durch spärliche Rückblenden erzählt bekommen und zu Beginn ihres Wiedersehens alles sehr schnell zu gehen scheint. Auf der einen Seite ist sie noch zu Tode betrübt und vollkommen zerstört, auf der nächsten wird ihr auch schon klar, dass sie Zach immer geliebt hat und schwärmt dem Leser von seinen blauen Augen vor. Hier hätte es der Glaubwürdigkeit der Geschichte gut getan, wenn auch der Leser die vergangene Zeit und die durchgemachte Trauerbewältigung besser zu spüren bekommen und die Autorin ein wenig Tempo rausgenommen und mit ihrem Wiedersehen noch ein wenig gewartet hätte.


"Halt mich einfach fest", bitte ich. Und er tut es. Er hält mich fest. Er hält mich sicher. Er hält mich so, wie ich lange nicht mehr gehalten worden bin. (…) Jetzt gerade, in diesem Moment, fühle ich mich aufgefangen und bin vielleicht in der Lage, auf eigenen Füßen zu stehen. In seinen Armen kann ich kämpfen."


Vor allem da im Mittelteil dann wiederum Längen auftauchen und es kaum handfeste Handlung gibt. Auch wenn man das aufgrund der Situation nachfühlen kann, ist es für den Leser sehr frustrierend, dass Presley und Zach seitenlang umeinander herumtanzen, immer wieder dieselben Probleme auftauchen, dass immer wieder dasselbe Streitgespräch geführt wird und sie einfach nicht vom Fleck kommen. Ich denke es erschließt sich jedem Leser, warum sich Presley nicht sofort in das nächste amouröse Abenteuer stürzt, doch dass wir uns über mehrere hundert Seiten im Kreis drehen, viele ähnliche Szenen lesen und doch eigentlich genau wissen, worauf die Geschichte hinauslaufen wird, ist der Spannung nicht gerade zuträglich. Insgesamt hätte der Roman also eine deutlich bessere Figur gemacht, wenn sich die Autorin zu Beginn ein wenig mehr Zeit genommen hätte, während im Mittelteil auch 100 Seiten weniger ausreichend gewesen wären.


"Ich spüre die Musik. Ich spüre seinen Puls unter meinen Händen, aber vor allem spüre ich uns. Wir sind in diesem Moment die Musik. Er ist der Rhythmus, nach dem ich tanze. Und unsere Musik ist eine wunderschöne Sinfonie."


Schön ist, dass die entstehenden Leerstellen im zweiten Drittel durch viele tolle Nebenfiguren gefüllt werden. Sei es Presleys grummeliger aber herzensguter Bruder Cooper, der ihr nicht verziehen hat, dass sie damals einfach abgehauen ist und nicht mehr zurückgeblickt hat; ihre Eltern, die sich einfach freuen, dass sie wieder da ist und dass sie ihre Enkelkinder aufwachsen sehen; ihre Söhne Cayden und Logan, die sich in einer vollkommen neuen Umgebung zurecht finden müssen; oder ihre High School Freundin Grace, die sie damals ebenfalls aus den Augen verloren hat - Presley hat viel aufzuholen und wie sie vom ganzen Dorf mit offenen Armen empfangen wird, ist wirklich wunderbar. Nur Zachs Exfreundin Felicia scheint ein lebendiges Klischee zu sein und erhält viel zu wenig Tiefe um bei einem ihrer Auftritte mehr als ein genervtes Augenrollen zu ernten. Allgemein ist die Kleinstadt-Idylle ein sehr angenehmes Setting für diese Geschichte. Farm-Arbeit, Pferde, Ausritte, Dorfkneipen, Viehtrieb und sternenklare Nächte im Zelt - die verklärte Südstaatenromantik macht diesen Roman zur perfekten Sommerlektüre. Meine besonderen Lieblinge waren jedoch die Hennigton-Brüder Wyatt, Trent und natürlich Zach, denen jeweils ein Band der Return-to-me-Reihe gewidmet ist. Der charmante, witzige Frauenheld Wyatt, der seit Kindertagen in Presley verliebt ist und als Vorarbeiter auf der Townsend-Farm arbeitet trifft im zweiten Teil auf Presleys Freundin aus der Großstadt Angie während der dritte Teil sich um Graces und Trents ständige On-Off-Beziehung dreht.


"Ich lächle nur halb so viel, wenn er nicht da ist. Es ist, als würde Zach das Gewicht der gesamten Welt von meinen Schultern nehmen. Vielleicht ist es genau das, was Glück ausmacht. Befreit zu werden."


Obwohl wir all diese Nebenfiguren mit ihren Problemen und Hoffnungen hier schon kennenlernen und die Autorin so nebenbei den Grundstein für die weiteren zwei Bände legt, ist dieser Roman doch ganz Zach und Presley gewidmet. Zu Presley konnte ich trotz unseres Altersunterschieds durch all das Leid, das wir gemeinsam mit ihr erleiden müssen, schnell eine Beziehung aufbauen, bei Zach hat das eine Weile gedauert, vor allem auch weil mir die Autorin mit Kapiteln aus seiner Sicht ein bisschen zu sehr gegeizt hat. Alles in allem ist mir die Liebesgeschichte der Beiden aber sehr ans Herz gegangen, was auch vor allem am Schreibstil der Autorin liegt. Sie schreibt sehr süß, voller Gefühl und nimmt sich außergewöhnlich viel Zeit für eine ausführliche Beschreibung von Emotionen und Gedanken ihrer Protagonisten. Das ist definitiv mal was anderes als die immergleichen sarkastischen Gespräche oder sexualisierten Gedanken, mit denen wir sonst in Liebesgeschichten konfrontieret werden, leider wirken aber manche ihrer Sätze etwas überzogen und abgedroschen, sodass ich an kitschige Kalendersprüche erinnert wurde. Über diesen schmalen Grat zwischen Kitsch und Gefühl, Intensität und Unglaubwürdigkeit, schönen Liebesschwüren und abgedroschenen Phrasen könnte aber auch die Übersetzung entschieden haben (wobei ich Michaela Link eigentlich für ihre unglaublich gute Übersetzung von unter anderem "Eragon" und "Throne of Glass" feiere).


"Wenn ich nachts die Augen schließe, sehe ich keine Stadtlichter mehr. Ich sehe Sterne. Ich sehe blaue Augen, Glühwürmchen und ländliche Hügel. Mein Herz ist hier."


Das Ende wartet dann nochmal mit einer (in meinen Augen etwas unnötigen) Krise auf, bevor die Protagonisten ihr wohlverdientes Happy End erhalten, nach dem ich nicht zu 100% überzeugt aber auf jeden Fall neugierig auf die nächsten Geschichte zurückbleibe.



Fazit:


Trotz dass der Aufbau nicht ganz astrein war und der Schreibstil zwischen wunderschön emotional und abgedroschen kitschig schwankt, hat mir diese berührende, gefühlvolle Geschichte sehr gut gefallen! Ein tolles Südstaatensetting, liebenswürdige Nebenfiguren und eine Liebespaar, über dessen Geschichte man Lieder schreiben könnte - eine perfekte Sommerlektüre für Zwischendurch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2020

Versprüht spaßige "Sex and the City"-Vibes, ansonst aber eher mittelmäßig

Passion on Park Avenue
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Glamour, Mode, neureiche Unternehmer, alter Geldadel, High Society, Dinner Abende und die endlosen Möglichkeiten von New York - "Passion on Park Avenue" versprüht definitiv "Sex and the City"-Vibes und ...

Glamour, Mode, neureiche Unternehmer, alter Geldadel, High Society, Dinner Abende und die endlosen Möglichkeiten von New York - "Passion on Park Avenue" versprüht definitiv "Sex and the City"-Vibes und macht viel Spaß, mehr als eine leichte, unterhaltsame Lektüre ist der Auftakt der "Central Park"-Trilogie jedoch nicht.

Schon das Cover bereitet darauf vor und lässt eine lockere, romantische Geschichte mitten in New York, aber nicht unbedingt Tiefgang erwarten. Auch wenn die Gestaltung mit den bunten Lichtpunkten und der Skyline schön anzusehen ist, finde ich das Originalcover dennoch um WELTEN besser! Dort ist nämlich die peppige Strichzeichnung einer Frau in Kleid, High Heels und mit Sonnenbrille zu sehen, die sich von der blauen Silhouette der Skyline abhebt. Dieser Entwurf hat meiner Meinung nach mehr Pepp, Wiedererkennungswert und außerdem ist die Darstellung der Protagonistin weitaus aussagekräftiger als nur die Skyline allein. Schön finde ich, dass sich das Motiv in den Leselaschen fortsetzt und in der vorderen Leselasche die ganze Trilogie abgebildet ist.


Erste Sätze: "Naomi Powell fand, dass es ohnehin keine gute Art gab, um herauszufinden, dass der Mann, mit dem man seit drei Monaten mit jemandem verheiratet war. Aber von der Existenz einer Mrs. Brayden Hayes durch die Todesanzeige des miesen Betrügers zu erfahren? Das war definitiv die schlimmste."


Drei Frauen, die sich von der Beerdigung ihres Mannes, Freundes oder Liebhabers drücken, sich im Central Park durch Zufall treffen und die gleichen Schuhe tragen - das ist auf jeden Fall die beste Grundlage für eine lebenslange Freundschaft (weiß man ja auch aus "Die Schadenfreundinnen" ). Die Idee, jeder der drei betrogenen Frauen in einem Band ihr Happy End zu schenken, finde ich grundsätzlich gut, auch wenn das natürlich kein neues Konzept ist. Auch dass die erfolgreiche Unternehmerin, die ganz im "Rags to Riches" Stil aus dem Nichts ein Modeimperium geschaffen hat, das Accessoires verkauft, durch einen Mann wieder an ihre dunklere Vergangenheit erinnert wird und sich deshalb vor ihm verschließt, ist kein Modell, dass man nicht schon irgendwo so gelesen hat. Doch wenn man ohne große Erwartungen an den Roman herangeht und über die schlichte Story hinwegsieht, ist das eine gemütliche Geschichte für einen warmen Tag auf der Terrasse oder einen Ausflug nach Balkonien.


"Er hatte sich für sie entschieden, weil sie interessant war. Ein Rätsel, das er unbedingt lösen wollte. Denn eine Sache benötigte Oliver wirklich mehr als alles andere. Eine Ablenkung von seinem eigenen Leben."


Denn nach einem sehr oberflächlichen Anfang, der statt der Gefühle der Protagonistin lieber ihre Kleidung inklusive der Marken ihres Outfits beschreibt, wurde die Geschichte im weiteren Verlauf doch eine Spur emotionaler und bedachter. Zwar plätschert die Geschichte, die bald fast nur aus Szenen besteht, in denen sich Oliver und Naomi in verschiedenen Kontexten begegnen und abwechselnd angiften und anschmachten, abgelöst von dem ein oder anderen Mädelsabend mit Claire und Audrey, gemütlich und ohne große Höhepunkte vor sich hin, Lauren Layne hat es aber geschafft, durch ein eingestreutes, ernsteres Thema und den hinreißenden Umgang der Charaktere damit, der Geschichte mehr Tiefe zu verleihen. Die Rede ist von der Krankheit, die Olivers Vater Walter so nachhaltig verändert und ihr gemeinsames Leben zunehmend schwieriger gestaltet hat: Alzheimer. Wie sich die Krankheit auf das Vater-Sohn-Verhältnis ausübt, welcher Frust und welche Verwirrung damit verbunden sein kann, wenn man nie weiß, mit was man gerade zu rechnen hat und was das für einen Sohn bedeutet, wenn man seinen Vater jeden Tag ein Stückchen mehr verliert, war wirklich toll ausgearbeitet. Nicht zuletzt durch Olivers und Naomis Engagement haben die beiden sonst recht flachen Protagonisten, deren Geschichte aus der personalen Erzählperspektive geschildert wird, mehr Profil erhalten und wurden mir nach einiger Zeit doch noch sympathisch.


"Naomi neigte ihm das Gesicht entgegen, und einen Augenblick lang stockte Oliver der Atem. Ein unbekanntes Gefühl überkam ihn. Verlangen, ja. Lust, sicherlich. Aber dieser Augenblick war etwas anderes. Irgendwie voller, als ob diese Frau nicht nur in diesem Augenblick zu ihm gehörte, nicht nur für eine Nacht, sondern für immer."



"Doch noch" schreibe ich, weil ich zu Beginn mit der eigensinnigen Protagonistin einige Probleme hatte. Klar, sie ist eine Bad-Ass-Heldin, die keine Rücksicht nimmt, sich schnappt, was sie will und es deshalb zu großem Erfolg gebracht hat, doch warum die starke Karrierefrau dabei als streitlustig, provokant, stur, sehr nachtragend und zickig dargestellt werden musste, konnte ich nicht ganz verstehen. Welche gemeinsame Vergangenheit Oliver und Naomi verbindet, erfahren wir leider schon zu Beginn, sodass wir kein Geheimnis haben, das wir lösen müssten. Stattdessen habe ich mich immer wieder gefragt, warum Noami Oliver sein Verhalten mit neun (!!!) Jahren nicht einfach verzeihen und seinen Charakter jetzt als Maßstab nehmen kann und war von ihrer unnötigen Kleinlichkeit mit der Zeit ein wenig angenervt. Bei Oliver war mit wiederum nicht klar, warum er nach der "großen Enthüllung" so wüten auf sie ist und keinerlei Verständnis für sie aufbringt, nur um dann plötzlich vor ihrer Tür zu stehen. Das erschien mir einfach nicht glaubwürdig, so wie an sich alles, was zwischen den Beiden gestanden hat. Das Drama und die unnötige Verwirrung zwischen den Beiden schien mir irgendwie erzwungen und unnatürlich, was nicht ganz zu ansonsten charmanten, unterhaltsamen, flüssigen Stil passte.


"Wenn der Kuss am Samstag ein Versprechen gewesen war, dann war dies eine Erfüllung. Diese Art von Kuss ruinierte eine Frau für sämtliche andere Küsse in der Zukunft."


Schade ist auch, dass wir von möglichen spannenden Nebenhandlungssträngen wenig erfahren. Was genau Naomi arbeitet, wie sie es geschafft hat, ihr Unternehmen aufzubauen, ihre Beziehung zu ihrer Mutter, wie sich die Freundschaft zu Claire und Audrey entwickelt hat und der Film, der über sie gedreht werden soll - all dies wird nur in wenigen Sätzen abgeschmettert, obwohl diese spannenden Nebengeschichten durchaus das Potential gehabt hätten, die ansonsten recht schlanke Geschichte zu tragen. Doch das muss an Kritik jetzt genügen. Das Ende hat mir wieder deutlich besser gefallen und Lust auf die beiden anderen Teile gemacht, in der Claire auf Olivers Freund und Bauunternehmer Scott trifft und Audrey sich ihren Gefühlen für ihren langjährigen Freund Clarke stellen muss. Ich bin schon gespannt!



Fazit:

Glamour, Mode, neureiche Unternehmer, alter Geldadel, High-Society, Dinnerabende und die endlosen Möglichkeiten von New York - "Passion on Park Avenue" versprüht definitiv "Sex and the City"-Vibes und macht viel Spaß, mehr als eine leichte, unterhaltsame Lektüre ist der Auftakt der "Central Park"-Trilogie jedoch nicht. Dennoch - wenn man ohne große Erwartungen an die Geschichte herantritt, macht sie definitiv Lust auf mehr!

Veröffentlicht am 02.04.2020

Versprüht spaßige "Sex and the City"-Vibes, ansonst aber eher mittelmäßig

Passion on Park Avenue
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Glamour, Mode, neureiche Unternehmer, alter Geldadel, High Society, Dinner Abende und die endlosen Möglichkeiten von New York - "Passion on Park Avenue" versprüht definitiv "Sex and the City"-Vibes und ...

Glamour, Mode, neureiche Unternehmer, alter Geldadel, High Society, Dinner Abende und die endlosen Möglichkeiten von New York - "Passion on Park Avenue" versprüht definitiv "Sex and the City"-Vibes und macht viel Spaß, mehr als eine leichte, unterhaltsame Lektüre ist der Auftakt der "Central Park"-Trilogie jedoch nicht.

Schon das Cover bereitet darauf vor und lässt eine lockere, romantische Geschichte mitten in New York, aber nicht unbedingt Tiefgang erwarten. Auch wenn die Gestaltung mit den bunten Lichtpunkten und der Skyline schön anzusehen ist, finde ich das Originalcover dennoch um WELTEN besser! Dort ist nämlich die peppige Strichzeichnung einer Frau in Kleid, High Heels und mit Sonnenbrille zu sehen, die sich von der blauen Silhouette der Skyline abhebt. Dieser Entwurf hat meiner Meinung nach mehr Pepp, Wiedererkennungswert und außerdem ist die Darstellung der Protagonistin weitaus aussagekräftiger als nur die Skyline allein. Schön finde ich, dass sich das Motiv in den Leselaschen fortsetzt und in der vorderen Leselasche die ganze Trilogie abgebildet ist.


Erste Sätze: "Naomi Powell fand, dass es ohnehin keine gute Art gab, um herauszufinden, dass der Mann, mit dem man seit drei Monaten mit jemandem verheiratet war. Aber von der Existenz einer Mrs. Brayden Hayes durch die Todesanzeige des miesen Betrügers zu erfahren? Das war definitiv die schlimmste."


Drei Frauen, die sich von der Beerdigung ihres Mannes, Freundes oder Liebhabers drücken, sich im Central Park durch Zufall treffen und die gleichen Schuhe tragen - das ist auf jeden Fall die beste Grundlage für eine lebenslange Freundschaft (weiß man ja auch aus "Die Schadenfreundinnen" ). Die Idee, jeder der drei betrogenen Frauen in einem Band ihr Happy End zu schenken, finde ich grundsätzlich gut, auch wenn das natürlich kein neues Konzept ist. Auch dass die erfolgreiche Unternehmerin, die ganz im "Rags to Riches" Stil aus dem Nichts ein Modeimperium geschaffen hat, das Accessoires verkauft, durch einen Mann wieder an ihre dunklere Vergangenheit erinnert wird und sich deshalb vor ihm verschließt, ist kein Modell, dass man nicht schon irgendwo so gelesen hat. Doch wenn man ohne große Erwartungen an den Roman herangeht und über die schlichte Story hinwegsieht, ist das eine gemütliche Geschichte für einen warmen Tag auf der Terrasse oder einen Ausflug nach Balkonien.


"Er hatte sich für sie entschieden, weil sie interessant war. Ein Rätsel, das er unbedingt lösen wollte. Denn eine Sache benötigte Oliver wirklich mehr als alles andere. Eine Ablenkung von seinem eigenen Leben."


Denn nach einem sehr oberflächlichen Anfang, der statt der Gefühle der Protagonistin lieber ihre Kleidung inklusive der Marken ihres Outfits beschreibt, wurde die Geschichte im weiteren Verlauf doch eine Spur emotionaler und bedachter. Zwar plätschert die Geschichte, die bald fast nur aus Szenen besteht, in denen sich Oliver und Naomi in verschiedenen Kontexten begegnen und abwechselnd angiften und anschmachten, abgelöst von dem ein oder anderen Mädelsabend mit Claire und Audrey, gemütlich und ohne große Höhepunkte vor sich hin, Lauren Layne hat es aber geschafft, durch ein eingestreutes, ernsteres Thema und den hinreißenden Umgang der Charaktere damit, der Geschichte mehr Tiefe zu verleihen. Die Rede ist von der Krankheit, die Olivers Vater Walter so nachhaltig verändert und ihr gemeinsames Leben zunehmend schwieriger gestaltet hat: Alzheimer. Wie sich die Krankheit auf das Vater-Sohn-Verhältnis ausübt, welcher Frust und welche Verwirrung damit verbunden sein kann, wenn man nie weiß, mit was man gerade zu rechnen hat und was das für einen Sohn bedeutet, wenn man seinen Vater jeden Tag ein Stückchen mehr verliert, war wirklich toll ausgearbeitet. Nicht zuletzt durch Olivers und Naomis Engagement haben die beiden sonst recht flachen Protagonisten, deren Geschichte aus der personalen Erzählperspektive geschildert wird, mehr Profil erhalten und wurden mir nach einiger Zeit doch noch sympathisch.


"Naomi neigte ihm das Gesicht entgegen, und einen Augenblick lang stockte Oliver der Atem. Ein unbekanntes Gefühl überkam ihn. Verlangen, ja. Lust, sicherlich. Aber dieser Augenblick war etwas anderes. Irgendwie voller, als ob diese Frau nicht nur in diesem Augenblick zu ihm gehörte, nicht nur für eine Nacht, sondern für immer."



"Doch noch" schreibe ich, weil ich zu Beginn mit der eigensinnigen Protagonistin einige Probleme hatte. Klar, sie ist eine Bad-Ass-Heldin, die keine Rücksicht nimmt, sich schnappt, was sie will und es deshalb zu großem Erfolg gebracht hat, doch warum die starke Karrierefrau dabei als streitlustig, provokant, stur, sehr nachtragend und zickig dargestellt werden musste, konnte ich nicht ganz verstehen. Welche gemeinsame Vergangenheit Oliver und Naomi verbindet, erfahren wir leider schon zu Beginn, sodass wir kein Geheimnis haben, das wir lösen müssten. Stattdessen habe ich mich immer wieder gefragt, warum Noami Oliver sein Verhalten mit neun (!!!) Jahren nicht einfach verzeihen und seinen Charakter jetzt als Maßstab nehmen kann und war von ihrer unnötigen Kleinlichkeit mit der Zeit ein wenig angenervt. Bei Oliver war mit wiederum nicht klar, warum er nach der "großen Enthüllung" so wüten auf sie ist und keinerlei Verständnis für sie aufbringt, nur um dann plötzlich vor ihrer Tür zu stehen. Das erschien mir einfach nicht glaubwürdig, so wie an sich alles, was zwischen den Beiden gestanden hat. Das Drama und die unnötige Verwirrung zwischen den Beiden schien mir irgendwie erzwungen und unnatürlich, was nicht ganz zu ansonsten charmanten, unterhaltsamen, flüssigen Stil passte.


"Wenn der Kuss am Samstag ein Versprechen gewesen war, dann war dies eine Erfüllung. Diese Art von Kuss ruinierte eine Frau für sämtliche andere Küsse in der Zukunft."


Schade ist auch, dass wir von möglichen spannenden Nebenhandlungssträngen wenig erfahren. Was genau Naomi arbeitet, wie sie es geschafft hat, ihr Unternehmen aufzubauen, ihre Beziehung zu ihrer Mutter, wie sich die Freundschaft zu Claire und Audrey entwickelt hat und der Film, der über sie gedreht werden soll - all dies wird nur in wenigen Sätzen abgeschmettert, obwohl diese spannenden Nebengeschichten durchaus das Potential gehabt hätten, die ansonsten recht schlanke Geschichte zu tragen. Doch das muss an Kritik jetzt genügen. Das Ende hat mir wieder deutlich besser gefallen und Lust auf die beiden anderen Teile gemacht, in der Claire auf Olivers Freund und Bauunternehmer Scott trifft und Audrey sich ihren Gefühlen für ihren langjährigen Freund Clarke stellen muss. Ich bin schon gespannt!



Fazit:

Glamour, Mode, neureiche Unternehmer, alter Geldadel, High-Society, Dinnerabende und die endlosen Möglichkeiten von New York - "Passion on Park Avenue" versprüht definitiv "Sex and the City"-Vibes und macht viel Spaß, mehr als eine leichte, unterhaltsame Lektüre ist der Auftakt der "Central Park"-Trilogie jedoch nicht. Dennoch - wenn man ohne große Erwartungen an die Geschichte herantritt, macht sie definitiv Lust auf mehr!

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Veröffentlicht am 31.03.2020

Spannende Idee, viel Potential aber mangelhafte Umsetzung!

The Plus One - Sie baut sich Mr. Right einfach selbst
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In "The Plus One" hatte ich nach dem Lesen des Klapptexts hohe Erwartungen gesetzt (ja ich weiß, diese stellen sich nur in den wenigstens Fällen als hilfreich heraus, aber diese Idee klang einfach so vielversprechend), ...

In "The Plus One" hatte ich nach dem Lesen des Klapptexts hohe Erwartungen gesetzt (ja ich weiß, diese stellen sich nur in den wenigstens Fällen als hilfreich heraus, aber diese Idee klang einfach so vielversprechend), doch leider hielt die Umsetzung für mich bei Weitem nicht, was sie versprach. Wir erfahren weder viel über Robotik, noch erhalten wir eine besondere Liebesgeschichte, stattdessen lesen wir die zeitweise etwas frustrierende Entwicklungsgeschichte einer sozial schwierigen Protagonistin, die durch die problematische Beziehung zu einen Roboter lernt, loszulassen, spontan zu sein und mit anderen zusammenzuarbeiten.

Dass der Verlag das Motiv des Originalcovers übernommen hat, war eine ganz tolle Entscheidung. Die Zeichnung des blonden Mädchens, das einen Mann im Anzug umarmt, umgeben in sanften Pastellfarben umgeben von Werkzeugen, Schrauben und Zahnrädern ist einfach wunderschön und passt super zur Geschichte. Auch der Titel "The Plus One", was auf die weitere Person anspielt, die man häufig zu Events wie zum Beispiel Hochzeiten mitbringen darf, passt perfekt. Denn Kelly fehlt genau dieses Plus-Eins-Anhängsel im Leben - zumindest nach den Maßstäben ihrer Mutter, nach denen sie mit ihren 30 Jahren schon auf dem Besten Weg ist, eine uralte, einsame Katzenlady zu werden. Als sie aus einer spontanen Laune heraus einen perfekten Begleiter aus Teilen im Labor baut, scheint dieses Problem erstmal gelöst zu sein. Ihre Familie ist glücklich, ihre Kollegen sind beeindruckt und sogar Fremde auf der Straße beglückwünschen sie zu ihrem tollen Fang. Und schwups wird von Liebe gesprochen, Heirat steht im Raum, doch kann Kelly wirklich glücklich werden, wenn sie sich nicht sicher sein kann, dass das Objekt ihrer Begierde ein Mensch ist und tatsächliche Gefühle hat...?

Erster Satz: "Von den drei Personen auf der Bühne waren nur zwei echt."

Wir lernen unsere Protagonistin Kelly direkt in einer Situation kennen, in der sie sich alles andere als wohl fühlt: auf einer Bühne, im Rampenlicht, wenn auch nur vor gelangweilten Kindern. Anders als ihre spontane Freundin Priya tut sie sich in allem schwer, was andere Menschen beinhaltet und bekommt deshalb auch schon bald von einem mithelfenden Psychologen die Diagnose: sie ist ein Kontrollfreak mit unsozialen Tendenzen. Das Problem: das bekommen wir von Anfang zu spüren, was es nicht gerade leicht macht, sich mit ihr anzufreunden. Sie belügt sich selbst, zieht sich von anderen zurück, ist in sozialen Situationen schnell überfordert und neigt zu extremen Überreaktionen, wenn sie sich unsicher fühlt. Zwar hat man schnell Mitleid mit der jungen Frau, die ihren eigene Anforderungen und den antiquierten Vorstellungen ihrer Familie nicht gerecht werden kann, egal wie sehr sie sich anstrengt, dennoch haben mich ihre oftmals verzweifelten, sprunghaften Handlungen und ihre naiven oder verbohrten Gedanken ab und zu an ihrer uns immer wieder beteuerten Genialität zweifeln lassen.

Statt uns ihre Gefühle aus erster Hand nachspüren, uns zusammen mit der Protagonistin Fehler machen und wieder ausbügeln und schließlich zu eigenen Schlüssen kommen zu lassen, macht sich es die Autorin ziemlich leicht und platziert den Leser in einer besserwissenden Position. Auch unterstützt durch den allwissenden Erzähler und durch immer wieder eingeschobene selbstkritische Gedanken kann der Leser von Beginn an leicht über Kelly urteilen und es kann keine wirkliche Nähe entstehen. Ich will Sarah Archer keineswegs absprechen, dass sie hier eine beeindruckende Charakterstudie hingelegt und eine Protagonistin abseits von gewöhnlichen Klischees gezeichnet hat, leider konnte ich aber nie eine wirkliche Bindung zur Protagonistin aufbauen und gerade gegen Ende ihr extremes Hineinsteigern in die Situation nicht mehr nachvollziehen.

Die etwas sperrige, schwierige Protagonistin bleibt aber bei Weitem nicht das einzige Problem. Mein größter Kritikpunkt ist, dass die interessante und ungewöhnliche Idee in vielerlei Hinsicht nicht gut genug ausgearbeitet wurde und das große Potential der Geschichte durch kaum Handlung, keine echten Spannungsbögen und nur im Ansatz verfolgte Ideen verschwendet wird. Auch wenn sich die Geschichte grundsätzlich flüssig lesen lässt und Sarah Archer immer wieder durch Wortwitze oder absurde Stellen auflockert, konnte ich mich mit ihrem Erzählstil nicht wirklich anfreunden. Statt uns einfühlsam von einer zarten Liebesgeschichte zu erzählen, zieht sie das Erzähltempo erbarmungslos an und geht über alle (von mir als wichtig erachteten) Szenen so oberflächlich hinweg, dass manche Abschnitte teilweise wie ein grobes Skript wirken, das später nochmal mit Szenen ausgekleidet werden soll. Der Bau von Ethan, ihr Kennenlernen, ihr gemeinsames Zusammenleben, die aufkommenden Gefühle, ihr erster Kuss - schlicht alle Schlüsselszenen, die uns beide Protagonisten und die Handlung hätten näher bringen können, werden im Schnelldurchlauf, mit großen Zeitsprüngen und teilweise Nacherzählungen im Off abgehandelt, sodass sie ohne großes Aufsehen (und vor allem ohne Emotionen hervorzurufen) am Leser vorbei ziehen. Stattdessen vertieft sich die Autorin lieber in Kellys immergleiches und frustrierendes Gedankenkarussell aus Unsicherheit, Fantasien, Notlügen und Unzufriedenheit, weshalb trotz (oder eher wegen) des hohen Tempos im Mittelteil ein paar Längen auftraten.


Was mich ebenfalls enttäuscht hat, ist das das Thema der Robotik sehr stark im Hintergrund bleibt. Klar, ich hatte keine seitenlangen Ausführungen über Hydraulik und Algorithmen erwartet, da wir es ja schließlich mit keinem Science-Fiction-Roman zu tun haben, aber ein paar Informationen hätten dem Objekt "Ethan" schon gut getan. Sobald man als Autor eine Thematik so raumfüllend in die Handlung miteinbaut, erwarte ich zumindest etwas mehr Hintergrundinformationen und ein realistischer Umgang mit der Thematik. Dass Kelly einfach mal so an einem Wochenende einen Roboter baut, der fühlt, lernt, sich flüssig bewegt, isst, verdaut, schläft und ohne Probleme als Person durchgeht ist dabei schon ein bisschen weithergeholt, dafür dass zum Entstehungsprozess nur einmal das Wort 3D-Drucker fällt, ein paar Teile aus dem Lager geholt werden und sie am Rande von einer Software redet. Dabei hat mich noch nicht mal am meisten gestört, dass das stark am Rande der Authentizität herumkrebst (immerhin ist es Fiction und keine Science-Fiction), sondern dass die Tatsache, dass Ethan ein Roboter ist und somit der ganze Kern der Geschichte, der mir so spannend und neu erschienen war, eigentlich keine Rolle spielt. Es geht hier nämlich nicht um die Verliebt-in-einen-Roboter-Thematik sondern eigentlich nur um Ethans Wirkung auf Kelly, die sich in ihrer Unfähigkeit, einen richtigen Partner zu finden, einen zusammenfantasiert, was sie aber in nur noch mehr Probleme stürzt. Es hätte sich hier auch einfach um einen ausgedachten Freund oder einen Schauspieler handeln können und die Tatsache, dass das, was ich für den Kern der Geschichte gehalten hatte, derart auswechselbar ist, hat mich sehr enttäuscht.

Ich fasse nochmal kurz zusammen: die Protagonistin, so interessant wie sie war, ging mir manchmal auf die Nerven, die Erzählweise war mir zu distanziert, zu überhastet und zu oberflächlich, die Handlung weist keinen wirklichen Spannungsbogen auf und die Roboter-Thematik wurde stiefmütterlich vernachlässigt. Was bleibt dann noch? Die Liebesgeschichte - doch auch diese konnte mich nicht überzeugen. Wie schon gesagt, lässt uns die Autorin nicht wirklich am Leben der Beiden teilhaben, wodurch die prickelnde "Beziehung" zu Ethan aus dem Nichts erscheint. Stattdessen sehen wir zu, wie sich die eigentlich intelligente Protagonistin immer weiter in Lügen verstrickt und sich immer mehr verrennt. Dass Ethan eine reine Projektionsfigur für Kellys Wünsche und Sehnsüchte ist und bleibt und weil Kelly das von Beginn an klar ist und sie sich selbst und auch den Leser immer wieder an den Fakt erinnert, dass sie ihn gebaut hat, konnte ich ihn nie wirklich als Person annehmen. Und Liebe setzt für mich nun mal eine gewisse Gegenseitigkeit voraus, die es in dieser Geschichte aber zu keinem Zeitpunkt gibt. Da ist nur Kelly mit ihren Gefühlen, ihrer Unsicherheit, ihrem niedrigen Selbstwertgefühl, die im loyalen, liebevollen, aufmerksamen Ethan eine Bestätigung findet, die sie dringend nötig hatte. Dass sie sich langsam zu verlieben beginnt hat also aber weniger etwas mit Ethan zu tun, sondern mit ihrer Traumvorstellung des perfekten Mr. Right und der besseren Version ihrer selbst, die sie an seiner Seite sein wird.

Dass hier keine abwegige, riesige Romanze auf unmoralischer Basis aufgebaut wird, hat mir zum Einen gut gefallen, zum Anderen hätte ich aber eigentlich weniger düsterer Realismus und mehr eine romantische Liebe erwartet. Denn dadurch dass von Beginn an klar gestellt wird, wie ungesund und unecht diese Beziehung ist und wir Kellys verzweifelte Tat durch den distanzierten Stil als solche erkennen können, können wir uns nicht entspannt fallen lassen und auf uns zukommen lassen, was passiert, sondern sind in lauernder Habachtstellung voller Anspannung weil wir wissen, dass Kelly das alles irgendwann auf die Füße fallen wird. Meiner Meinung nach hätte sich die Autorin hier entscheiden müssen: entweder hätte sie die Beziehung der Beiden tatsächlich zu einer nachvollziehbaren Liebesgeschichte ausgestalten können, die wir mit viel Gefühlen verfolgen, oder sie hätte die plötzliche Romantisierung zur großen Liebe bleiben lassen und Kellys offensichtliche Probleme und ihre Gedanken zu Ethans Persönlichkeit kritisch aufgreifen sollen. Denn diese offene Fragestellung, ob Ethan nun eine Persönlichkeit hat, einen freien Willen, Liebe und andere Gefühle empfinden kann, wird nur am Ende in zwei Sätzen angeschnitten, viel dazu kommt aber nicht. Also entweder eine wirkliche Liebesgeschichte erzählen oder den Leser die Beziehung kritisch hinterfragen lassen - dieses halb-skeptische Zwischendrin in Kombination mit der Vermarktung als Liebesgeschichte führte nämlich bei mir (und nicht nur bei mir, wie ich einigen anderen Rezensionen entnehme) zu einiger Verwirrung und Enttäuschung.

Auch das Ende, das sich dann endlich ein wenig mehr profiliert und sich für einen Weg entscheidet, hatte seine Schwächen. Denn statt das Kartenhaus mit einem Knall in sich zusammenfallen zu lassen und Kelly dazu zu zwingen, sich wirklich mit sich selbst auseinander zu setzen, macht Sarah Archer es sich sehr leicht und löst Kellys Probleme beinahe alle auf einen Schlag. Genau wie beim Rest der Geschichte dürfen wir auch hier nicht auf mehr als oberflächliche Unterhaltung hoffen, auch wenn die Autorin ihren Fokus endlich ein wenig klarer setzt. Insgesamt will ich nochmal klarstellen, dass ich die Geschichte keineswegs grundlegend schlecht fand, sondern einfach nur absolut nicht das erhielt, was ich erwartet hatte. Die Roboter-Thematik und die Liebesgeschichte, also die beiden Aspekte der Geschichte, die mich vorrangig interessiert haben, sind nicht gut ausgearbeitet und spielen nur eine kleine Nebenrolle, da allgemein alles außerhalb von Kellys Ängsten und Hemmungen mit wenig Tiefe und Gefühl gestaltet wurde. Schade!


Fazit:


Spannende Idee, viel Potential aber mangelhafte Umsetzung! Wir erfahren weder viel über Robotik, noch erhalten wir eine besondere Liebesgeschichte, stattdessen lesen wir die zeitweise etwas frustrierende Entwicklungsgeschichte einer sozial schwierigen Protagonistin, die durch die problematische Beziehung zu einen Roboter lernt, loszulassen, spontan zu sein und mit anderen zusammenzuarbeiten. Für mich eher enttäuschend...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2020

Spannende Idee, viel Potential aber mangelhafte Umsetzung!

The Plus One - Sie baut sich Mr. Right einfach selbst
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In "The Plus One" hatte ich nach dem Lesen des Klapptexts hohe Erwartungen gesetzt (ja ich weiß, diese stellen sich nur in den wenigstens Fällen als hilfreich heraus, aber diese Idee klang einfach so vielversprechend), ...

In "The Plus One" hatte ich nach dem Lesen des Klapptexts hohe Erwartungen gesetzt (ja ich weiß, diese stellen sich nur in den wenigstens Fällen als hilfreich heraus, aber diese Idee klang einfach so vielversprechend), doch leider hielt die Umsetzung für mich bei Weitem nicht, was sie versprach. Wir erfahren weder viel über Robotik, noch erhalten wir eine besondere Liebesgeschichte, stattdessen lesen wir die zeitweise etwas frustrierende Entwicklungsgeschichte einer sozial schwierigen Protagonistin, die durch die problematische Beziehung zu einen Roboter lernt, loszulassen, spontan zu sein und mit anderen zusammenzuarbeiten.

Dass der Verlag das Motiv des Originalcovers übernommen hat, war eine ganz tolle Entscheidung. Die Zeichnung des blonden Mädchens, das einen Mann im Anzug umarmt, umgeben in sanften Pastellfarben umgeben von Werkzeugen, Schrauben und Zahnrädern ist einfach wunderschön und passt super zur Geschichte. Auch der Titel "The Plus One", was auf die weitere Person anspielt, die man häufig zu Events wie zum Beispiel Hochzeiten mitbringen darf, passt perfekt. Denn Kelly fehlt genau dieses Plus-Eins-Anhängsel im Leben - zumindest nach den Maßstäben ihrer Mutter, nach denen sie mit ihren 30 Jahren schon auf dem Besten Weg ist, eine uralte, einsame Katzenlady zu werden. Als sie aus einer spontanen Laune heraus einen perfekten Begleiter aus Teilen im Labor baut, scheint dieses Problem erstmal gelöst zu sein. Ihre Familie ist glücklich, ihre Kollegen sind beeindruckt und sogar Fremde auf der Straße beglückwünschen sie zu ihrem tollen Fang. Und schwups wird von Liebe gesprochen, Heirat steht im Raum, doch kann Kelly wirklich glücklich werden, wenn sie sich nicht sicher sein kann, dass das Objekt ihrer Begierde ein Mensch ist und tatsächliche Gefühle hat...?

Erster Satz: "Von den drei Personen auf der Bühne waren nur zwei echt."

Wir lernen unsere Protagonistin Kelly direkt in einer Situation kennen, in der sie sich alles andere als wohl fühlt: auf einer Bühne, im Rampenlicht, wenn auch nur vor gelangweilten Kindern. Anders als ihre spontane Freundin Priya tut sie sich in allem schwer, was andere Menschen beinhaltet und bekommt deshalb auch schon bald von einem mithelfenden Psychologen die Diagnose: sie ist ein Kontrollfreak mit unsozialen Tendenzen. Das Problem: das bekommen wir von Anfang zu spüren, was es nicht gerade leicht macht, sich mit ihr anzufreunden. Sie belügt sich selbst, zieht sich von anderen zurück, ist in sozialen Situationen schnell überfordert und neigt zu extremen Überreaktionen, wenn sie sich unsicher fühlt. Zwar hat man schnell Mitleid mit der jungen Frau, die ihren eigene Anforderungen und den antiquierten Vorstellungen ihrer Familie nicht gerecht werden kann, egal wie sehr sie sich anstrengt, dennoch haben mich ihre oftmals verzweifelten, sprunghaften Handlungen und ihre naiven oder verbohrten Gedanken ab und zu an ihrer uns immer wieder beteuerten Genialität zweifeln lassen.

Statt uns ihre Gefühle aus erster Hand nachspüren, uns zusammen mit der Protagonistin Fehler machen und wieder ausbügeln und schließlich zu eigenen Schlüssen kommen zu lassen, macht sich es die Autorin ziemlich leicht und platziert den Leser in einer besserwissenden Position. Auch unterstützt durch den allwissenden Erzähler und durch immer wieder eingeschobene selbstkritische Gedanken kann der Leser von Beginn an leicht über Kelly urteilen und es kann keine wirkliche Nähe entstehen. Ich will Sarah Archer keineswegs absprechen, dass sie hier eine beeindruckende Charakterstudie hingelegt und eine Protagonistin abseits von gewöhnlichen Klischees gezeichnet hat, leider konnte ich aber nie eine wirkliche Bindung zur Protagonistin aufbauen und gerade gegen Ende ihr extremes Hineinsteigern in die Situation nicht mehr nachvollziehen.

Die etwas sperrige, schwierige Protagonistin bleibt aber bei Weitem nicht das einzige Problem. Mein größter Kritikpunkt ist, dass die interessante und ungewöhnliche Idee in vielerlei Hinsicht nicht gut genug ausgearbeitet wurde und das große Potential der Geschichte durch kaum Handlung, keine echten Spannungsbögen und nur im Ansatz verfolgte Ideen verschwendet wird. Auch wenn sich die Geschichte grundsätzlich flüssig lesen lässt und Sarah Archer immer wieder durch Wortwitze oder absurde Stellen auflockert, konnte ich mich mit ihrem Erzählstil nicht wirklich anfreunden. Statt uns einfühlsam von einer zarten Liebesgeschichte zu erzählen, zieht sie das Erzähltempo erbarmungslos an und geht über alle (von mir als wichtig erachteten) Szenen so oberflächlich hinweg, dass manche Abschnitte teilweise wie ein grobes Skript wirken, das später nochmal mit Szenen ausgekleidet werden soll. Der Bau von Ethan, ihr Kennenlernen, ihr gemeinsames Zusammenleben, die aufkommenden Gefühle, ihr erster Kuss - schlicht alle Schlüsselszenen, die uns beide Protagonisten und die Handlung hätten näher bringen können, werden im Schnelldurchlauf, mit großen Zeitsprüngen und teilweise Nacherzählungen im Off abgehandelt, sodass sie ohne großes Aufsehen (und vor allem ohne Emotionen hervorzurufen) am Leser vorbei ziehen. Stattdessen vertieft sich die Autorin lieber in Kellys immergleiches und frustrierendes Gedankenkarussell aus Unsicherheit, Fantasien, Notlügen und Unzufriedenheit, weshalb trotz (oder eher wegen) des hohen Tempos im Mittelteil ein paar Längen auftraten.


Was mich ebenfalls enttäuscht hat, ist das das Thema der Robotik sehr stark im Hintergrund bleibt. Klar, ich hatte keine seitenlangen Ausführungen über Hydraulik und Algorithmen erwartet, da wir es ja schließlich mit keinem Science-Fiction-Roman zu tun haben, aber ein paar Informationen hätten dem Objekt "Ethan" schon gut getan. Sobald man als Autor eine Thematik so raumfüllend in die Handlung miteinbaut, erwarte ich zumindest etwas mehr Hintergrundinformationen und ein realistischer Umgang mit der Thematik. Dass Kelly einfach mal so an einem Wochenende einen Roboter baut, der fühlt, lernt, sich flüssig bewegt, isst, verdaut, schläft und ohne Probleme als Person durchgeht ist dabei schon ein bisschen weithergeholt, dafür dass zum Entstehungsprozess nur einmal das Wort 3D-Drucker fällt, ein paar Teile aus dem Lager geholt werden und sie am Rande von einer Software redet. Dabei hat mich noch nicht mal am meisten gestört, dass das stark am Rande der Authentizität herumkrebst (immerhin ist es Fiction und keine Science-Fiction), sondern dass die Tatsache, dass Ethan ein Roboter ist und somit der ganze Kern der Geschichte, der mir so spannend und neu erschienen war, eigentlich keine Rolle spielt. Es geht hier nämlich nicht um die Verliebt-in-einen-Roboter-Thematik sondern eigentlich nur um Ethans Wirkung auf Kelly, die sich in ihrer Unfähigkeit, einen richtigen Partner zu finden, einen zusammenfantasiert, was sie aber in nur noch mehr Probleme stürzt. Es hätte sich hier auch einfach um einen ausgedachten Freund oder einen Schauspieler handeln können und die Tatsache, dass das, was ich für den Kern der Geschichte gehalten hatte, derart auswechselbar ist, hat mich sehr enttäuscht.

Ich fasse nochmal kurz zusammen: die Protagonistin, so interessant wie sie war, ging mir manchmal auf die Nerven, die Erzählweise war mir zu distanziert, zu überhastet und zu oberflächlich, die Handlung weist keinen wirklichen Spannungsbogen auf und die Roboter-Thematik wurde stiefmütterlich vernachlässigt. Was bleibt dann noch? Die Liebesgeschichte - doch auch diese konnte mich nicht überzeugen. Wie schon gesagt, lässt uns die Autorin nicht wirklich am Leben der Beiden teilhaben, wodurch die prickelnde "Beziehung" zu Ethan aus dem Nichts erscheint. Stattdessen sehen wir zu, wie sich die eigentlich intelligente Protagonistin immer weiter in Lügen verstrickt und sich immer mehr verrennt. Dass Ethan eine reine Projektionsfigur für Kellys Wünsche und Sehnsüchte ist und bleibt und weil Kelly das von Beginn an klar ist und sie sich selbst und auch den Leser immer wieder an den Fakt erinnert, dass sie ihn gebaut hat, konnte ich ihn nie wirklich als Person annehmen. Und Liebe setzt für mich nun mal eine gewisse Gegenseitigkeit voraus, die es in dieser Geschichte aber zu keinem Zeitpunkt gibt. Da ist nur Kelly mit ihren Gefühlen, ihrer Unsicherheit, ihrem niedrigen Selbstwertgefühl, die im loyalen, liebevollen, aufmerksamen Ethan eine Bestätigung findet, die sie dringend nötig hatte. Dass sie sich langsam zu verlieben beginnt hat also aber weniger etwas mit Ethan zu tun, sondern mit ihrer Traumvorstellung des perfekten Mr. Right und der besseren Version ihrer selbst, die sie an seiner Seite sein wird.

Dass hier keine abwegige, riesige Romanze auf unmoralischer Basis aufgebaut wird, hat mir zum Einen gut gefallen, zum Anderen hätte ich aber eigentlich weniger düsterer Realismus und mehr eine romantische Liebe erwartet. Denn dadurch dass von Beginn an klar gestellt wird, wie ungesund und unecht diese Beziehung ist und wir Kellys verzweifelte Tat durch den distanzierten Stil als solche erkennen können, können wir uns nicht entspannt fallen lassen und auf uns zukommen lassen, was passiert, sondern sind in lauernder Habachtstellung voller Anspannung weil wir wissen, dass Kelly das alles irgendwann auf die Füße fallen wird. Meiner Meinung nach hätte sich die Autorin hier entscheiden müssen: entweder hätte sie die Beziehung der Beiden tatsächlich zu einer nachvollziehbaren Liebesgeschichte ausgestalten können, die wir mit viel Gefühlen verfolgen, oder sie hätte die plötzliche Romantisierung zur großen Liebe bleiben lassen und Kellys offensichtliche Probleme und ihre Gedanken zu Ethans Persönlichkeit kritisch aufgreifen sollen. Denn diese offene Fragestellung, ob Ethan nun eine Persönlichkeit hat, einen freien Willen, Liebe und andere Gefühle empfinden kann, wird nur am Ende in zwei Sätzen angeschnitten, viel dazu kommt aber nicht. Also entweder eine wirkliche Liebesgeschichte erzählen oder den Leser die Beziehung kritisch hinterfragen lassen - dieses halb-skeptische Zwischendrin in Kombination mit der Vermarktung als Liebesgeschichte führte nämlich bei mir (und nicht nur bei mir, wie ich einigen anderen Rezensionen entnehme) zu einiger Verwirrung und Enttäuschung.

Auch das Ende, das sich dann endlich ein wenig mehr profiliert und sich für einen Weg entscheidet, hatte seine Schwächen. Denn statt das Kartenhaus mit einem Knall in sich zusammenfallen zu lassen und Kelly dazu zu zwingen, sich wirklich mit sich selbst auseinander zu setzen, macht Sarah Archer es sich sehr leicht und löst Kellys Probleme beinahe alle auf einen Schlag. Genau wie beim Rest der Geschichte dürfen wir auch hier nicht auf mehr als oberflächliche Unterhaltung hoffen, auch wenn die Autorin ihren Fokus endlich ein wenig klarer setzt. Insgesamt will ich nochmal klarstellen, dass ich die Geschichte keineswegs grundlegend schlecht fand, sondern einfach nur absolut nicht das erhielt, was ich erwartet hatte. Die Roboter-Thematik und die Liebesgeschichte, also die beiden Aspekte der Geschichte, die mich vorrangig interessiert haben, sind nicht gut ausgearbeitet und spielen nur eine kleine Nebenrolle, da allgemein alles außerhalb von Kellys Ängsten und Hemmungen mit wenig Tiefe und Gefühl gestaltet wurde. Schade!


Fazit:


Spannende Idee, viel Potential aber mangelhafte Umsetzung! Wir erfahren weder viel über Robotik, noch erhalten wir eine besondere Liebesgeschichte, stattdessen lesen wir die zeitweise etwas frustrierende Entwicklungsgeschichte einer sozial schwierigen Protagonistin, die durch die problematische Beziehung zu einen Roboter lernt, loszulassen, spontan zu sein und mit anderen zusammenzuarbeiten. Für mich eher enttäuschend...

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