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Veröffentlicht am 11.02.2020

Eine typische Jugendbuchreihe made in "Dystopien-Phase"

Cassia & Ky -- Die Auswahl
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Die Eindrücke:

Disclaimer: In der Dystopie-Phase geschrieben und veröffentlicht wurde diese Reihe erst groß gehyped und dann stark kritisiert. Acht Jahre später mit mehr Abstand schreibe ich nun meine ...

Die Eindrücke:

Disclaimer:
In der Dystopie-Phase geschrieben und veröffentlicht wurde diese Reihe erst groß gehyped und dann stark kritisiert. Acht Jahre später mit mehr Abstand schreibe ich nun meine Eindrücke zur gesamten Reihe in dieser Kurzrezension nieder.

Handlung: Wie fast alle anderen Jugenddystopien folgt die "Cassia und Ky"-Reihe dem typischen Dystopien-Aufbau: ein systemkonformes Mädchen trifft einen rebellischen Jungen, verliebt sich, findet heraus dass das System korrupt und böse ist und beginnt einen Widerstand, während dessen sie sich nicht nur für eine Seite entscheiden sondern auch noch ihre große Liebe retten und ihre eigene Identität und ihren Platz in der Welt suchen muss. Soweit so bekannt. Ally Condie würzt diesen Ablauf aber mit einer Menge interessanter wie gruseliger Ideen (von Regierungs-Parship über einem unheilbaren Virus bis hin zu Stellungskämpfen von Rebellenmilizen ist wirklich alles dabei), die ab und zu ein wenig am Ziel vorbeischießen, an anderen Stellen aber gekonnt zum Nachdenken anregen. Ihr volles Potential entfalten kann die Geschichte jedoch erst ab Band 2, wonach wir trotz des vielen Hin- und Hers und trotz einiger vorhersehbaren Wendungen mit einer runden, mitreißenden Revolution und einem herrlich offenen Ende die Reihe abschließen.

Schreibstil: Ally Condie startet in Band 1 "Die Auswahl" mit dem eintönigen, überwachten, geregelten Leben der jungen Cassia, in dem jedes kleinste Detail - vom Partner bis zum Sterbetag - vom System festgelegt wird. Ebenso fade und langweilig wie diese graue, Kultur- und Spannungslose Welt, die sie vorstellt, ist leider auch der Beginn. Als Cassia es aber schafft, langsam aus dem System auszubrechen, beginnt ein vielseitiges, spannendes Abenteuer, das zwar immer wieder durchwachsene Stellen hat, insgesamt aber mit Ideenreichtum, detailreicher Erzählung und einfühlsamer Charakterbeschreibung überzeugt. Während der erste Teil noch von Cassia aus der Ich-Perspektive erzählt wird, gibt es in "Die Flucht" zwei und im letzten Teil "Die Ankunft" drei erzählende Protagonisten. Doch nicht nur die Erzählperspektiven werden immer komplexer - gleichzeitig nehmen auch Spannung, Handlungsdichte und sprachliches Niveau rasant zu.

Charaktere: Im Mittelpunkt steht zuerst einmal Cassia, die zu Beginn sehr naiv ist und sich schwer damit tut, aus den gewohnten Denkmustern auszubrechen. Wie sie langsam beginnt, selbstständig und kritisch zu denken und ihr eigenes Leben zunehmend selbst gestaltend in die Hand nimmt ist wie immer eine äußerst erfreuliche Entwicklung. Ky ist ihr (leicht stereotyper) Gegenpart, der als typischer Rebell natürlich unheimlich beschäftigt, geheimnisvoll und heldenhaft augenroll daherkommt. In der Rolle des besten Freundes-Schrägstrich-verschmähter-Love-Interest macht Xander die klassische Dreiecksstory komplett, die hier erstmal unnötigerweise breitgetreten wird, obwohl die Romantik nie an erster Stelle zu stehen scheint. Erst im letzten Teil schaffen es die Protagonisten (vor allem die zwei Jungs), als eigenständige Figuren aufzutreten und sich von ihrer Rolle im Liebesdreieck zu lösen.

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Das Urteil:

Eine typische Jugendbuchreihe made in "Dystopien-Phase". Wenn man über den typischen Dystopien-Aufbau, den verschlafenen Beginn und einige eher durchwachsene Stellen hinwegsieht, ergeben die drei Teile jedoch ein vielseitiges, spannendes Abenteuer, das mit Ideenreichtum, detailreicher Erzählung und einfühlsamer Charakterbeschreibung überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2020

Kein Thriller - eher ein solider, gut durchdachter Krimi

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" ...

Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" angekündet war, liest sich eher wie ein zwar solider aber etwas langatmiger Kriminalroman und von Thriller-Atmosphäre ist hier nicht viel zu spüren. Nichtdestotrotz legt die eigentliche Kriminaljournalistin mit ihrem Debüt eine spannende Verbindung aus "Cold Case" und "Hot Case" vor und macht mit ihrem klaren Stil und ihren interessanten Protagonisten Lust auf mehr.

Das Cover sticht vor allem wegen der geschickten Farbgebung und des dominanten Titels ins Auge. Das Motiv - ein See, Wald und Himmel - kann erst nach dem Lesen des Buches klar dem Inhalt zugeordnet werden, regt jedoch schon beim vorherigen Betrachten die Fantasie an. Durch die dunkle, blaustichige Farbgebung wird die düstere Atmosphäre im stürmischen Winter Schwedens und das "Cold" im Titel hervorgehoben während die roten Akzente im Untertitel, Autorenname, der Schattierung und dem Boot den blutigen "Hot Case" teil repräsentieren. Besonders hilfreich sind auch die kleine Karte von Südschweden sowie das grobe Personenverzeichnis in den Leselaschen. Anstatt von Kapiteln sind die Geschehnisse nach Tagen eingeteilt während die einzelnen Abschnitte ohne Überschrift oder Nummerierung starten. Insgesamt also eine wirklich runde Gestaltung.

Ebenso spannend, wie es der Klappentext verspricht, beginnt dieser Thriller mit einer jungen Mutter, die alleine in den frühen Morgenstunden des Orkantiefs Rut gegen einen vermummten Täter um ihr Leben kämpft. Wer jedoch hofft, in diesem Tempo und mit dieser Intensität auf Verbrecherjagd zu gehen und gleichzeitig in die Wirrungen eines alten Falls einzutauchen, hat nicht die Rechnung mit Tina Frennstedt gemacht. Sie zieht es vor, zuerst ihr Cold Case- Team, ihre Protagonistin und die Gegend ausführlich vorzustellen, wodurch Handlung und Spannung sehr schnell wieder abfallen. Das erste Drittel wird vor allem auf die Einführung verwendet und wird danach vom aktiven Fall beherrscht: ein dänischer Serienvergewaltiger und -mörder der nach dem Ort seines ersten Verbrechens als "Valby-Mann" bezeichnet wird taucht nach jahrelanger Inaktivität an der Küste Südschwedens auf. Da der Täter schon seit Jahren von der dänischen Polizei erfolglos gesucht wird, tauchen auch unter der Ermittlung von Tess und ihrem Team keine neuen Spuren auf. Erst als der Valby-Mann abgelenkt einen Fehler macht und einen Fingerabdruck hinterlässt, kann Tess seine Fährte aufnehmen … und die führt sie direkt zu einem weiteren, als abschließbar geltenden Fall, der sie schon seit langem beschäftigt: das Verschwinden der jungen Annika...

Relativ bald wird klar, dass der aktuelle Fall um den Valby-Mann vor allem dazu dient, für Spannung zu sorgen während auf einer tieferen Ebene die Geschehnisse von damals wieder aufgerollt werden. Wie es einem Cold-Case-Fall oft gemein ist, stehen alte Ermittlungsfehler, mittlerweile verstorbene Zeugen, verwischte Spuren und verjährte Kleinstrafen dem Team im Weg und die Suche nach neuen Hinweisen erweist sich als alles andere als leicht. Auch wenn dieser Handlungsstrang deutlich weniger rasant anläuft als der aktuellere, hat mich das "Damals" sofort mehr gepackt, da ich den Fall um den Valby-Mann als etwas über konstruiert wahrnahm. Von dem her fand ich es sehr schade, dass die Autorin nicht, wie es der Titel impliziert, ihren Hauptfokus auf den Cold Case Fall gelegt hat sondern sich in vielen Teilen vor allem auf den "Tempomacher" im Hier und Jetzt fokussiert. Lange Zeit habe ich dann wenigstens aus einen spannenden Zusammenhang zwischen den zwei Handlungssträngen gehofft - dass die Verbindung beider Fälle im Endeffekt geradezu banal ist, ist eine weitere Sache, die mich ein wenig enttäuscht hat.

Besser noch als der aktuelle Fall konnte das Wetter der Atmosphäre einheizen. Der wütende Sturm Rut und der erbarmungslose schwedische Winter passen sehr gut zum Fall und kreieren eine eher bedrückte Stimmung. Definitiv ein kluger Schachzug der Autorin, die ansonsten eher geradlinig und ohne große stilistische Mittel schreibt. Ihre Sprache ist auch in der Übersetzung sehr zielstrebig und klar verständlich, sodass man gut den nüchternen Stil einer Journalistin herauslesen kann. Das steht jedoch ein wenig ihrer eigenen Protagonistin im Weg, der ich trotz vieler Informationen nicht wirklich nahe gekommen bin. Ganz im Gegenteil: die vielen persönlichen Probleme und Hintergründe der Ermittlerin wirkten sogar kontraproduktiv indem sie das Tempo immer wieder ausbremsten und die Aufmerksamkeit vom Fall ablenkten. Natürlich will man zu Beginn einer Krimi-Reihe die Ermittler kennenlernen, aber hier kamen viele Informationen vor, die man auch zu einem späteren Zeitpunkt hätte erwähnen können da sie weder zum Verständnis der Person noch zum Vorankommen im Fall beitragen. Sehr schön fand ich jedoch die Darstellung der Nebencharaktere im Annika-Fall. Vor allem die Perspektive von Annikas Mutter Anita, die immer wieder eine Stimme bekommt, ist sehr einfühlsam und mit teilweise mehr Tiefgang geschildert als die Protagonistin.

Spannend ist auch, dass gegen Ende immer wieder Rückblenden aus dem Jahre 2002 eingeschoben werden. Hier erfahren wir die Nacht von Annikas Verschwinden aus ihrer Ich-Perspektive oder aus der Sicht von einigen Zeugen, was Stück für Stück offenbart, was damals wirklich passiert ist. So sind wir den Ermittlern oft einen kleinen Schritt voraus und können bis zum Ende miträtseln, wer es gewesen ist. Auch wenn sich am Ende nicht alle meiner Ideen und Theorien als richtig erwiesen haben, war ich sehr zufrieden mit der Auflösung. Denn am Ende ergeben alle kleinen Andeutungen geschickt zusammen ein überraschendes aber stimmiges Gesamtbild, während außerhalb des Falles genügend Anknüpfungspunkte und Probleme für die Fortsetzung verbleiben. Auch wenn mir für einen Thriller deutlich Spannung und Atmosphäre gefehlt haben und ich den Roman also eher als Krimi verorten würde, habe ich fest vor, mich auch der Fortsetzung zu widmen und bin schon sehr gespannt, auf welche alten Geheimnisse Tess und ihr Team dann stoßen.



Fazit:

Liebhaber Skandinavischer Kriminalromane werden bekommen, was sie sich erhoffen: ein solider, gut durchdachter Krimi mit vielen Irrwegen, Finten und einer überraschenden Auflösung. Wer aber auf einen atmosphärischen Thriller hofft, wird hier enttäuscht werden - um durchgehend spannend zu sein ist das Privatleben der Figuren zu weit ausgerollt und der "Tempomacher" wirkt zu konstruiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2020

Kein Thriller - eher ein solider, gut durchdachter Krimi

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" ...

Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" angekündet war, liest sich eher wie ein zwar solider aber etwas langatmiger Kriminalroman und von Thriller-Atmosphäre ist hier nicht viel zu spüren. Nichtdestotrotz legt die eigentliche Kriminaljournalistin mit ihrem Debüt eine spannende Verbindung aus "Cold Case" und "Hot Case" vor und macht mit ihrem klaren Stil und ihren interessanten Protagonisten Lust auf mehr.

Das Cover sticht vor allem wegen der geschickten Farbgebung und des dominanten Titels ins Auge. Das Motiv - ein See, Wald und Himmel - kann erst nach dem Lesen des Buches klar dem Inhalt zugeordnet werden, regt jedoch schon beim vorherigen Betrachten die Fantasie an. Durch die dunkle, blaustichige Farbgebung wird die düstere Atmosphäre im stürmischen Winter Schwedens und das "Cold" im Titel hervorgehoben während die roten Akzente im Untertitel, Autorenname, der Schattierung und dem Boot den blutigen "Hot Case" teil repräsentieren. Besonders hilfreich sind auch die kleine Karte von Südschweden sowie das grobe Personenverzeichnis in den Leselaschen. Anstatt von Kapiteln sind die Geschehnisse nach Tagen eingeteilt während die einzelnen Abschnitte ohne Überschrift oder Nummerierung starten. Insgesamt also eine wirklich runde Gestaltung.

Ebenso spannend, wie es der Klappentext verspricht, beginnt dieser Thriller mit einer jungen Mutter, die alleine in den frühen Morgenstunden des Orkantiefs Rut gegen einen vermummten Täter um ihr Leben kämpft. Wer jedoch hofft, in diesem Tempo und mit dieser Intensität auf Verbrecherjagd zu gehen und gleichzeitig in die Wirrungen eines alten Falls einzutauchen, hat nicht die Rechnung mit Tina Frennstedt gemacht. Sie zieht es vor, zuerst ihr Cold Case- Team, ihre Protagonistin und die Gegend ausführlich vorzustellen, wodurch Handlung und Spannung sehr schnell wieder abfallen. Das erste Drittel wird vor allem auf die Einführung verwendet und wird danach vom aktiven Fall beherrscht: ein dänischer Serienvergewaltiger und -mörder der nach dem Ort seines ersten Verbrechens als "Valby-Mann" bezeichnet wird taucht nach jahrelanger Inaktivität an der Küste Südschwedens auf. Da der Täter schon seit Jahren von der dänischen Polizei erfolglos gesucht wird, tauchen auch unter der Ermittlung von Tess und ihrem Team keine neuen Spuren auf. Erst als der Valby-Mann abgelenkt einen Fehler macht und einen Fingerabdruck hinterlässt, kann Tess seine Fährte aufnehmen … und die führt sie direkt zu einem weiteren, als abschließbar geltenden Fall, der sie schon seit langem beschäftigt: das Verschwinden der jungen Annika...

Relativ bald wird klar, dass der aktuelle Fall um den Valby-Mann vor allem dazu dient, für Spannung zu sorgen während auf einer tieferen Ebene die Geschehnisse von damals wieder aufgerollt werden. Wie es einem Cold-Case-Fall oft gemein ist, stehen alte Ermittlungsfehler, mittlerweile verstorbene Zeugen, verwischte Spuren und verjährte Kleinstrafen dem Team im Weg und die Suche nach neuen Hinweisen erweist sich als alles andere als leicht. Auch wenn dieser Handlungsstrang deutlich weniger rasant anläuft als der aktuellere, hat mich das "Damals" sofort mehr gepackt, da ich den Fall um den Valby-Mann als etwas über konstruiert wahrnahm. Von dem her fand ich es sehr schade, dass die Autorin nicht, wie es der Titel impliziert, ihren Hauptfokus auf den Cold Case Fall gelegt hat sondern sich in vielen Teilen vor allem auf den "Tempomacher" im Hier und Jetzt fokussiert. Lange Zeit habe ich dann wenigstens aus einen spannenden Zusammenhang zwischen den zwei Handlungssträngen gehofft - dass die Verbindung beider Fälle im Endeffekt geradezu banal ist, ist eine weitere Sache, die mich ein wenig enttäuscht hat.

Besser noch als der aktuelle Fall konnte das Wetter der Atmosphäre einheizen. Der wütende Sturm Rut und der erbarmungslose schwedische Winter passen sehr gut zum Fall und kreieren eine eher bedrückte Stimmung. Definitiv ein kluger Schachzug der Autorin, die ansonsten eher geradlinig und ohne große stilistische Mittel schreibt. Ihre Sprache ist auch in der Übersetzung sehr zielstrebig und klar verständlich, sodass man gut den nüchternen Stil einer Journalistin herauslesen kann. Das steht jedoch ein wenig ihrer eigenen Protagonistin im Weg, der ich trotz vieler Informationen nicht wirklich nahe gekommen bin. Ganz im Gegenteil: die vielen persönlichen Probleme und Hintergründe der Ermittlerin wirkten sogar kontraproduktiv indem sie das Tempo immer wieder ausbremsten und die Aufmerksamkeit vom Fall ablenkten. Natürlich will man zu Beginn einer Krimi-Reihe die Ermittler kennenlernen, aber hier kamen viele Informationen vor, die man auch zu einem späteren Zeitpunkt hätte erwähnen können da sie weder zum Verständnis der Person noch zum Vorankommen im Fall beitragen. Sehr schön fand ich jedoch die Darstellung der Nebencharaktere im Annika-Fall. Vor allem die Perspektive von Annikas Mutter Anita, die immer wieder eine Stimme bekommt, ist sehr einfühlsam und mit teilweise mehr Tiefgang geschildert als die Protagonistin.

Spannend ist auch, dass gegen Ende immer wieder Rückblenden aus dem Jahre 2002 eingeschoben werden. Hier erfahren wir die Nacht von Annikas Verschwinden aus ihrer Ich-Perspektive oder aus der Sicht von einigen Zeugen, was Stück für Stück offenbart, was damals wirklich passiert ist. So sind wir den Ermittlern oft einen kleinen Schritt voraus und können bis zum Ende miträtseln, wer es gewesen ist. Auch wenn sich am Ende nicht alle meiner Ideen und Theorien als richtig erwiesen haben, war ich sehr zufrieden mit der Auflösung. Denn am Ende ergeben alle kleinen Andeutungen geschickt zusammen ein überraschendes aber stimmiges Gesamtbild, während außerhalb des Falles genügend Anknüpfungspunkte und Probleme für die Fortsetzung verbleiben. Auch wenn mir für einen Thriller deutlich Spannung und Atmosphäre gefehlt haben und ich den Roman also eher als Krimi verorten würde, habe ich fest vor, mich auch der Fortsetzung zu widmen und bin schon sehr gespannt, auf welche alten Geheimnisse Tess und ihr Team dann stoßen.



Fazit:

Liebhaber Skandinavischer Kriminalromane werden bekommen, was sie sich erhoffen: ein solider, gut durchdachter Krimi mit vielen Irrwegen, Finten und einer überraschenden Auflösung. Wer aber auf einen atmosphärischen Thriller hofft, wird hier enttäuscht werden - um durchgehend spannend zu sein ist das Privatleben der Figuren zu weit ausgerollt und der "Tempomacher" wirkt zu konstruiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2020

Kein Thriller - eher ein solider, gut durchdachter Krimi

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" ...

Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" angekündet war, liest sich eher wie ein zwar solider aber etwas langatmiger Kriminalroman und von Thriller-Atmosphäre ist hier nicht viel zu spüren. Nichtdestotrotz legt die eigentliche Kriminaljournalistin mit ihrem Debüt eine spannende Verbindung aus "Cold Case" und "Hot Case" vor und macht mit ihrem klaren Stil und ihren interessanten Protagonisten Lust auf mehr.

Das Cover sticht vor allem wegen der geschickten Farbgebung und des dominanten Titels ins Auge. Das Motiv - ein See, Wald und Himmel - kann erst nach dem Lesen des Buches klar dem Inhalt zugeordnet werden, regt jedoch schon beim vorherigen Betrachten die Fantasie an. Durch die dunkle, blaustichige Farbgebung wird die düstere Atmosphäre im stürmischen Winter Schwedens und das "Cold" im Titel hervorgehoben während die roten Akzente im Untertitel, Autorenname, der Schattierung und dem Boot den blutigen "Hot Case" teil repräsentieren. Besonders hilfreich sind auch die kleine Karte von Südschweden sowie das grobe Personenverzeichnis in den Leselaschen. Anstatt von Kapiteln sind die Geschehnisse nach Tagen eingeteilt während die einzelnen Abschnitte ohne Überschrift oder Nummerierung starten. Insgesamt also eine wirklich runde Gestaltung.

Ebenso spannend, wie es der Klappentext verspricht, beginnt dieser Thriller mit einer jungen Mutter, die alleine in den frühen Morgenstunden des Orkantiefs Rut gegen einen vermummten Täter um ihr Leben kämpft. Wer jedoch hofft, in diesem Tempo und mit dieser Intensität auf Verbrecherjagd zu gehen und gleichzeitig in die Wirrungen eines alten Falls einzutauchen, hat nicht die Rechnung mit Tina Frennstedt gemacht. Sie zieht es vor, zuerst ihr Cold Case- Team, ihre Protagonistin und die Gegend ausführlich vorzustellen, wodurch Handlung und Spannung sehr schnell wieder abfallen. Das erste Drittel wird vor allem auf die Einführung verwendet und wird danach vom aktiven Fall beherrscht: ein dänischer Serienvergewaltiger und -mörder der nach dem Ort seines ersten Verbrechens als "Valby-Mann" bezeichnet wird taucht nach jahrelanger Inaktivität an der Küste Südschwedens auf. Da der Täter schon seit Jahren von der dänischen Polizei erfolglos gesucht wird, tauchen auch unter der Ermittlung von Tess und ihrem Team keine neuen Spuren auf. Erst als der Valby-Mann abgelenkt einen Fehler macht und einen Fingerabdruck hinterlässt, kann Tess seine Fährte aufnehmen … und die führt sie direkt zu einem weiteren, als abschließbar geltenden Fall, der sie schon seit langem beschäftigt: das Verschwinden der jungen Annika...

Relativ bald wird klar, dass der aktuelle Fall um den Valby-Mann vor allem dazu dient, für Spannung zu sorgen während auf einer tieferen Ebene die Geschehnisse von damals wieder aufgerollt werden. Wie es einem Cold-Case-Fall oft gemein ist, stehen alte Ermittlungsfehler, mittlerweile verstorbene Zeugen, verwischte Spuren und verjährte Kleinstrafen dem Team im Weg und die Suche nach neuen Hinweisen erweist sich als alles andere als leicht. Auch wenn dieser Handlungsstrang deutlich weniger rasant anläuft als der aktuellere, hat mich das "Damals" sofort mehr gepackt, da ich den Fall um den Valby-Mann als etwas über konstruiert wahrnahm. Von dem her fand ich es sehr schade, dass die Autorin nicht, wie es der Titel impliziert, ihren Hauptfokus auf den Cold Case Fall gelegt hat sondern sich in vielen Teilen vor allem auf den "Tempomacher" im Hier und Jetzt fokussiert. Lange Zeit habe ich dann wenigstens aus einen spannenden Zusammenhang zwischen den zwei Handlungssträngen gehofft - dass die Verbindung beider Fälle im Endeffekt geradezu banal ist, ist eine weitere Sache, die mich ein wenig enttäuscht hat.

Besser noch als der aktuelle Fall konnte das Wetter der Atmosphäre einheizen. Der wütende Sturm Rut und der erbarmungslose schwedische Winter passen sehr gut zum Fall und kreieren eine eher bedrückte Stimmung. Definitiv ein kluger Schachzug der Autorin, die ansonsten eher geradlinig und ohne große stilistische Mittel schreibt. Ihre Sprache ist auch in der Übersetzung sehr zielstrebig und klar verständlich, sodass man gut den nüchternen Stil einer Journalistin herauslesen kann. Das steht jedoch ein wenig ihrer eigenen Protagonistin im Weg, der ich trotz vieler Informationen nicht wirklich nahe gekommen bin. Ganz im Gegenteil: die vielen persönlichen Probleme und Hintergründe der Ermittlerin wirkten sogar kontraproduktiv indem sie das Tempo immer wieder ausbremsten und die Aufmerksamkeit vom Fall ablenkten. Natürlich will man zu Beginn einer Krimi-Reihe die Ermittler kennenlernen, aber hier kamen viele Informationen vor, die man auch zu einem späteren Zeitpunkt hätte erwähnen können da sie weder zum Verständnis der Person noch zum Vorankommen im Fall beitragen. Sehr schön fand ich jedoch die Darstellung der Nebencharaktere im Annika-Fall. Vor allem die Perspektive von Annikas Mutter Anita, die immer wieder eine Stimme bekommt, ist sehr einfühlsam und mit teilweise mehr Tiefgang geschildert als die Protagonistin.

Spannend ist auch, dass gegen Ende immer wieder Rückblenden aus dem Jahre 2002 eingeschoben werden. Hier erfahren wir die Nacht von Annikas Verschwinden aus ihrer Ich-Perspektive oder aus der Sicht von einigen Zeugen, was Stück für Stück offenbart, was damals wirklich passiert ist. So sind wir den Ermittlern oft einen kleinen Schritt voraus und können bis zum Ende miträtseln, wer es gewesen ist. Auch wenn sich am Ende nicht alle meiner Ideen und Theorien als richtig erwiesen haben, war ich sehr zufrieden mit der Auflösung. Denn am Ende ergeben alle kleinen Andeutungen geschickt zusammen ein überraschendes aber stimmiges Gesamtbild, während außerhalb des Falles genügend Anknüpfungspunkte und Probleme für die Fortsetzung verbleiben. Auch wenn mir für einen Thriller deutlich Spannung und Atmosphäre gefehlt haben und ich den Roman also eher als Krimi verorten würde, habe ich fest vor, mich auch der Fortsetzung zu widmen und bin schon sehr gespannt, auf welche alten Geheimnisse Tess und ihr Team dann stoßen.



Fazit:

Liebhaber Skandinavischer Kriminalromane werden bekommen, was sie sich erhoffen: ein solider, gut durchdachter Krimi mit vielen Irrwegen, Finten und einer überraschenden Auflösung. Wer aber auf einen atmosphärischen Thriller hofft, wird hier enttäuscht werden - um durchgehend spannend zu sein ist das Privatleben der Figuren zu weit ausgerollt und der "Tempomacher" wirkt zu konstruiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2020

Kein Thriller - eher ein solider, gut durchdachter Krimi

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" ...

Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" angekündet war, liest sich eher wie ein zwar solider aber etwas langatmiger Kriminalroman und von Thriller-Atmosphäre ist hier nicht viel zu spüren. Nichtdestotrotz legt die eigentliche Kriminaljournalistin mit ihrem Debüt eine spannende Verbindung aus "Cold Case" und "Hot Case" vor und macht mit ihrem klaren Stil und ihren interessanten Protagonisten Lust auf mehr.

Das Cover sticht vor allem wegen der geschickten Farbgebung und des dominanten Titels ins Auge. Das Motiv - ein See, Wald und Himmel - kann erst nach dem Lesen des Buches klar dem Inhalt zugeordnet werden, regt jedoch schon beim vorherigen Betrachten die Fantasie an. Durch die dunkle, blaustichige Farbgebung wird die düstere Atmosphäre im stürmischen Winter Schwedens und das "Cold" im Titel hervorgehoben während die roten Akzente im Untertitel, Autorenname, der Schattierung und dem Boot den blutigen "Hot Case" teil repräsentieren. Besonders hilfreich sind auch die kleine Karte von Südschweden sowie das grobe Personenverzeichnis in den Leselaschen. Anstatt von Kapiteln sind die Geschehnisse nach Tagen eingeteilt während die einzelnen Abschnitte ohne Überschrift oder Nummerierung starten. Insgesamt also eine wirklich runde Gestaltung.

Ebenso spannend, wie es der Klappentext verspricht, beginnt dieser Thriller mit einer jungen Mutter, die alleine in den frühen Morgenstunden des Orkantiefs Rut gegen einen vermummten Täter um ihr Leben kämpft. Wer jedoch hofft, in diesem Tempo und mit dieser Intensität auf Verbrecherjagd zu gehen und gleichzeitig in die Wirrungen eines alten Falls einzutauchen, hat nicht die Rechnung mit Tina Frennstedt gemacht. Sie zieht es vor, zuerst ihr Cold Case- Team, ihre Protagonistin und die Gegend ausführlich vorzustellen, wodurch Handlung und Spannung sehr schnell wieder abfallen. Das erste Drittel wird vor allem auf die Einführung verwendet und wird danach vom aktiven Fall beherrscht: ein dänischer Serienvergewaltiger und -mörder der nach dem Ort seines ersten Verbrechens als "Valby-Mann" bezeichnet wird taucht nach jahrelanger Inaktivität an der Küste Südschwedens auf. Da der Täter schon seit Jahren von der dänischen Polizei erfolglos gesucht wird, tauchen auch unter der Ermittlung von Tess und ihrem Team keine neuen Spuren auf. Erst als der Valby-Mann abgelenkt einen Fehler macht und einen Fingerabdruck hinterlässt, kann Tess seine Fährte aufnehmen … und die führt sie direkt zu einem weiteren, als abschließbar geltenden Fall, der sie schon seit langem beschäftigt: das Verschwinden der jungen Annika...

Relativ bald wird klar, dass der aktuelle Fall um den Valby-Mann vor allem dazu dient, für Spannung zu sorgen während auf einer tieferen Ebene die Geschehnisse von damals wieder aufgerollt werden. Wie es einem Cold-Case-Fall oft gemein ist, stehen alte Ermittlungsfehler, mittlerweile verstorbene Zeugen, verwischte Spuren und verjährte Kleinstrafen dem Team im Weg und die Suche nach neuen Hinweisen erweist sich als alles andere als leicht. Auch wenn dieser Handlungsstrang deutlich weniger rasant anläuft als der aktuellere, hat mich das "Damals" sofort mehr gepackt, da ich den Fall um den Valby-Mann als etwas über konstruiert wahrnahm. Von dem her fand ich es sehr schade, dass die Autorin nicht, wie es der Titel impliziert, ihren Hauptfokus auf den Cold Case Fall gelegt hat sondern sich in vielen Teilen vor allem auf den "Tempomacher" im Hier und Jetzt fokussiert. Lange Zeit habe ich dann wenigstens aus einen spannenden Zusammenhang zwischen den zwei Handlungssträngen gehofft - dass die Verbindung beider Fälle im Endeffekt geradezu banal ist, ist eine weitere Sache, die mich ein wenig enttäuscht hat.

Besser noch als der aktuelle Fall konnte das Wetter der Atmosphäre einheizen. Der wütende Sturm Rut und der erbarmungslose schwedische Winter passen sehr gut zum Fall und kreieren eine eher bedrückte Stimmung. Definitiv ein kluger Schachzug der Autorin, die ansonsten eher geradlinig und ohne große stilistische Mittel schreibt. Ihre Sprache ist auch in der Übersetzung sehr zielstrebig und klar verständlich, sodass man gut den nüchternen Stil einer Journalistin herauslesen kann. Das steht jedoch ein wenig ihrer eigenen Protagonistin im Weg, der ich trotz vieler Informationen nicht wirklich nahe gekommen bin. Ganz im Gegenteil: die vielen persönlichen Probleme und Hintergründe der Ermittlerin wirkten sogar kontraproduktiv indem sie das Tempo immer wieder ausbremsten und die Aufmerksamkeit vom Fall ablenkten. Natürlich will man zu Beginn einer Krimi-Reihe die Ermittler kennenlernen, aber hier kamen viele Informationen vor, die man auch zu einem späteren Zeitpunkt hätte erwähnen können da sie weder zum Verständnis der Person noch zum Vorankommen im Fall beitragen. Sehr schön fand ich jedoch die Darstellung der Nebencharaktere im Annika-Fall. Vor allem die Perspektive von Annikas Mutter Anita, die immer wieder eine Stimme bekommt, ist sehr einfühlsam und mit teilweise mehr Tiefgang geschildert als die Protagonistin.

Spannend ist auch, dass gegen Ende immer wieder Rückblenden aus dem Jahre 2002 eingeschoben werden. Hier erfahren wir die Nacht von Annikas Verschwinden aus ihrer Ich-Perspektive oder aus der Sicht von einigen Zeugen, was Stück für Stück offenbart, was damals wirklich passiert ist. So sind wir den Ermittlern oft einen kleinen Schritt voraus und können bis zum Ende miträtseln, wer es gewesen ist. Auch wenn sich am Ende nicht alle meiner Ideen und Theorien als richtig erwiesen haben, war ich sehr zufrieden mit der Auflösung. Denn am Ende ergeben alle kleinen Andeutungen geschickt zusammen ein überraschendes aber stimmiges Gesamtbild, während außerhalb des Falles genügend Anknüpfungspunkte und Probleme für die Fortsetzung verbleiben. Auch wenn mir für einen Thriller deutlich Spannung und Atmosphäre gefehlt haben und ich den Roman also eher als Krimi verorten würde, habe ich fest vor, mich auch der Fortsetzung zu widmen und bin schon sehr gespannt, auf welche alten Geheimnisse Tess und ihr Team dann stoßen.



Fazit:

Liebhaber Skandinavischer Kriminalromane werden bekommen, was sie sich erhoffen: ein solider, gut durchdachter Krimi mit vielen Irrwegen, Finten und einer überraschenden Auflösung. Wer aber auf einen atmosphärischen Thriller hofft, wird hier enttäuscht werden - um durchgehend spannend zu sein ist das Privatleben der Figuren zu weit ausgerollt und der "Tempomacher" wirkt zu konstruiert.

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