Eine typische Jugendbuchreihe made in "Dystopien-Phase"
Cassia & Ky -- Die AuswahlDie Eindrücke:
Disclaimer: In der Dystopie-Phase geschrieben und veröffentlicht wurde diese Reihe erst groß gehyped und dann stark kritisiert. Acht Jahre später mit mehr Abstand schreibe ich nun meine ...
Die Eindrücke:
Disclaimer: In der Dystopie-Phase geschrieben und veröffentlicht wurde diese Reihe erst groß gehyped und dann stark kritisiert. Acht Jahre später mit mehr Abstand schreibe ich nun meine Eindrücke zur gesamten Reihe in dieser Kurzrezension nieder.
Handlung: Wie fast alle anderen Jugenddystopien folgt die "Cassia und Ky"-Reihe dem typischen Dystopien-Aufbau: ein systemkonformes Mädchen trifft einen rebellischen Jungen, verliebt sich, findet heraus dass das System korrupt und böse ist und beginnt einen Widerstand, während dessen sie sich nicht nur für eine Seite entscheiden sondern auch noch ihre große Liebe retten und ihre eigene Identität und ihren Platz in der Welt suchen muss. Soweit so bekannt. Ally Condie würzt diesen Ablauf aber mit einer Menge interessanter wie gruseliger Ideen (von Regierungs-Parship über einem unheilbaren Virus bis hin zu Stellungskämpfen von Rebellenmilizen ist wirklich alles dabei), die ab und zu ein wenig am Ziel vorbeischießen, an anderen Stellen aber gekonnt zum Nachdenken anregen. Ihr volles Potential entfalten kann die Geschichte jedoch erst ab Band 2, wonach wir trotz des vielen Hin- und Hers und trotz einiger vorhersehbaren Wendungen mit einer runden, mitreißenden Revolution und einem herrlich offenen Ende die Reihe abschließen.
Schreibstil: Ally Condie startet in Band 1 "Die Auswahl" mit dem eintönigen, überwachten, geregelten Leben der jungen Cassia, in dem jedes kleinste Detail - vom Partner bis zum Sterbetag - vom System festgelegt wird. Ebenso fade und langweilig wie diese graue, Kultur- und Spannungslose Welt, die sie vorstellt, ist leider auch der Beginn. Als Cassia es aber schafft, langsam aus dem System auszubrechen, beginnt ein vielseitiges, spannendes Abenteuer, das zwar immer wieder durchwachsene Stellen hat, insgesamt aber mit Ideenreichtum, detailreicher Erzählung und einfühlsamer Charakterbeschreibung überzeugt. Während der erste Teil noch von Cassia aus der Ich-Perspektive erzählt wird, gibt es in "Die Flucht" zwei und im letzten Teil "Die Ankunft" drei erzählende Protagonisten. Doch nicht nur die Erzählperspektiven werden immer komplexer - gleichzeitig nehmen auch Spannung, Handlungsdichte und sprachliches Niveau rasant zu.
Charaktere: Im Mittelpunkt steht zuerst einmal Cassia, die zu Beginn sehr naiv ist und sich schwer damit tut, aus den gewohnten Denkmustern auszubrechen. Wie sie langsam beginnt, selbstständig und kritisch zu denken und ihr eigenes Leben zunehmend selbst gestaltend in die Hand nimmt ist wie immer eine äußerst erfreuliche Entwicklung. Ky ist ihr (leicht stereotyper) Gegenpart, der als typischer Rebell natürlich unheimlich beschäftigt, geheimnisvoll und heldenhaft augenroll daherkommt. In der Rolle des besten Freundes-Schrägstrich-verschmähter-Love-Interest macht Xander die klassische Dreiecksstory komplett, die hier erstmal unnötigerweise breitgetreten wird, obwohl die Romantik nie an erster Stelle zu stehen scheint. Erst im letzten Teil schaffen es die Protagonisten (vor allem die zwei Jungs), als eigenständige Figuren aufzutreten und sich von ihrer Rolle im Liebesdreieck zu lösen.
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Das Urteil:
Eine typische Jugendbuchreihe made in "Dystopien-Phase". Wenn man über den typischen Dystopien-Aufbau, den verschlafenen Beginn und einige eher durchwachsene Stellen hinwegsieht, ergeben die drei Teile jedoch ein vielseitiges, spannendes Abenteuer, das mit Ideenreichtum, detailreicher Erzählung und einfühlsamer Charakterbeschreibung überzeugt.