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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2024

Etwas schlechter gealtert als die anderen beiden Bücher.

Der kleine Wassermann: Der kleine Wassermann
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Mit den Bücher von Otfried Preußler bin ich aufgewachsen. Gemeinsam mit anderen Kinderbuchklassikern wie Astrid Lindgren, Paul Maar oder Michael Ende gehörten seine Bücher zu den ersten, die mir vorgelesen ...

Mit den Bücher von Otfried Preußler bin ich aufgewachsen. Gemeinsam mit anderen Kinderbuchklassikern wie Astrid Lindgren, Paul Maar oder Michael Ende gehörten seine Bücher zu den ersten, die mir vorgelesen wurden. Schon als ich die "Räuber Hotzenplotz" Reihe nochmal ausgegraben habe, habe ich beschlossen, auch "Die kleine Hexe", "Der kleine Wassermann" und "Das kleine Gespenst" nochmal etwas Aufmerksamkeit zu widmen.

"Der kleine Wassermann" ist für mich etwas schlechter gealtert als die anderen beiden Bücher. Mir war als Kind nie aufgefallen, dass es hier eigentlich gar keine klare Rahmenhandlung gibt. Stattdessen verfolgen wir die Lebensgeschichte des kleinen Wassermannes recht lose vom Tag seiner Geburt an in einzelnen Episoden. Dabei haben mich viele der kleinen Abenteuer gut unterhalten und ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Über die sehr klassischen Rollenbilder im Haushalt der Wassermann-Familie und die etwas veralteten Erziehungspraktiken die das Schlagen von Kindern beinhalten muss man allerdings hinwegsehen können.

“Als der Wassermann eines Tages nach Hause kam, sagte die Wassermannfrau zu ihm: „Heute musst du ganz leise sein. Wir haben nämlich einen kleinen Jungen bekommen.“ „Was du nicht sagst!“, rief der Wassermann voller Freude. „Einen richtigen Jungen?“ „Ja, einen richtigen kleinen Wassermann“, sagte die Frau.."

Veröffentlicht am 25.05.2024

Ein super süßer Kinderbuchklassiker!

Das kleine Gespenst: Das kleine Gespenst
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Mit den Bücher von Otfried Preußler bin ich aufgewachsen. Gemeinsam mit anderen Kinderbuchklassikern wie Astrid Lindgren, Paul Maar oder Michael Ende gehörten seine Bücher zu den ersten, die mir vorgelesen ...

Mit den Bücher von Otfried Preußler bin ich aufgewachsen. Gemeinsam mit anderen Kinderbuchklassikern wie Astrid Lindgren, Paul Maar oder Michael Ende gehörten seine Bücher zu den ersten, die mir vorgelesen wurden. Schon als ich die "Räuber Hotzenplotz" Reihe nochmal ausgegraben habe, habe ich beschlossen, auch diesen drei Kinderbuch-Klassikern nochmal etwas Aufmerksamkeit zu widmen.

"Das kleine Gespenst" fand ich wieder super süß! Schon als Kind hat mir die Idee, ein für Kinder oft unheimlich konnotiertes Wesen als verspielte Hauptfigur darzustellen, deren Streiche und Abenteuer man verfolgt, sehr gut gefallen. Auch nun fand ich das kleine Gespenst wieder sehr sympathisch und habe bis zum Ende mitgefiebert. Sehr empfehlen kann ich hier übrigens auch die Live-Action Verfilmung von (2013) sowie auch das Hörspiel mit Anna Thalbach.

“Auf Burg Eulenstein hauste seit uralten Zeiten ein kleines Gespenst. Es war eines jener harmlosen kleinen Nachtgespenster, die niemandem etwas zuleide tun, außer man ärgert sie."

Veröffentlicht am 22.05.2024

Eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
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Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia ...

Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" nun endlich ändern wollte. Unwissend, auf welch herrlich absurde Reise ich mich einlasse, habe ich mit dem Buch begonnen und weiß nun 334 Seiten später, dass ich dringend in die anderen Bücher des Autors reinlesen muss!

"Wenn die Minuten durch die Namen rufen
Erhebt sich der ewige Träumer
Über seine irdische Last
Und reist mitten hinein ins dunkle Herz der Nacht."


Dabei ist die Handlung an sich gar nicht mal was am meisten Pluspunkte eingefahren hat. Denn leider merkt man dem Plot an der leichten Überlänge etwas an, dass er als Kurzgeschichte gestartet ist und dann weiter ausgeschmückt wurde. Mit dem Verzicht auf ausbremsenden Gedankenausflüge, Wiederholungen im ersten Drittel beim Kennenlernen der Hauptfigur und abschweifenden Dialoge am Ende hätten für diese Geschichte auch 150-200 Seiten ausgereicht. So werden während Dylias Reise zwar immer wieder Spannungsspitzen generiert, diese flachen dann aber auch schnell wieder ab. Ein weiteres Problem sah ich dabei im Ende, welches mit einer wenig überraschenden märchenähnlichen Wendung auftrumpfte, die allerdings recht an der Oberfläche blieb und viele Fragen unbeantwortet ließ.

"Es gibt genügend praktische Erfindungen, die uns keinerlei Trost spenden", hatte Dylia einmal ihren Brüdern mitgeteilt. "Aber viel zu wenige trostspendende, die überhaupt keinen praktischen Nutzen haben."

Stattdessen war es vor allem der Schreibstil des Autors, der die Geschichte für mich besonders gemacht hat. Nicht nur wird dessen sprachliche Finesse und Liebe zu Wortspielen, Wortneuschöpfungen und besonderen Worten in jedem Kapitel aufs Neue deutlich, er spart auch nicht an absurden Ideen sowie kreativen Einfällen. So versucht Dylia beispielsweise über das ganze Buch hinweg 13 sogenannte "Pfauenworte" unterzubringen, die zu Beginn erklärt werden und dann als roter Faden an den unerwartetsten Stellen auftauchen. Auch über unterhaltsame Buchstabenverdreher und interessante Gedanken zu Sprache und Träume darf man sich beim Lesen immer wieder freuen.

"Jeder wird klug geboren und dann immer dämlicher - so ist das nun mal. Wir wissen alles und verlieren es nach und nach auf dem Weg."


Besonders hervor stach auch das Setting der abenteuerlichen Reise dieser Geschichte: das Gehirn der Hauptfigur. Gemeinsam mit dem Nachtmahr reist Dylia von der Hirnhaut durch den Kortex über den Thalamus bis zur Amygdala und dem dort verborgenen geheimnisvollen "dunklen Herz der Nacht". Die Idee statt fantastischer Orte unterschiedliche Areale des Gehirns zu bereisen, hat mir als Psychologin natürlich sehr gut gefallen. Der Autor hält sich dabei grob an die anatomischen Gegebenheiten und schmückt diese fantasievoll aus, in dem er Konsistenzen, Geräusche, Farben und natürlich allerlei Bewohner hinzuerfindet. So werden die Areale mit verrückten Kreaturen wie Egozetten, Irrschatten, Grillos, Zergesser oder Zwielichtzwerge bevölkert und halten einige unerwartete Überraschungen für Dylia und Opal bereit...

"Ich weiß, jeder hält sich für normal. Und alle anderen für durchgedreht. Der irrste Irre wie der irrste Irrenarzt. Jedes Gehirn ist anders, jedes Gehirn ist verrückt und jedes Gehirn ist anders verrückt."

Die beiden Hauptfiguren selbst sind dem gerissenen Schreibstil, dem absurden Plot und dem ungewöhnlichen Setting entsprechend besonders. Den Nachtmahr Havarius Opal muss man trotz seiner bösen Mission mit der Zeit einfach ins Herz schließen. Zu süß sind sein leicht trotteliges Auftreten und seine zunehmend wachsende Zuneigung zu Dylia, die er hinter grummeligen Kommentaren zu verstecken versucht. Bis zum Ende bleibt er dabei herrlich ambivalent und damit ein rundum charmanter Bösewicht.

"Denn genauso funktioniert Kommunikation doch bei euch: Man macht ein interessiertes Gesicht und tut so, als würde man den anderen verstehen. Dabei stellt man auf Durchzug."
"Genau", sagte Dylia. "Und bei einer Diskussion macht man das Gegenteil: Man tut so, als würde man den anderen nicht verstehen, hört aber genau hin, um ihn beim Lügen zu erwischen."
"Also verstehen wir uns endlich zumindest theoretisch", seufzte Havarius erleichtert. "Ein Fortschritt in unserer komplizierten diplomatischen Beziehung."


Prinzessin Dylia ist eine junge Frau, die an einer geheimnisvollen Krankheit leidet, die ihr episodenweise Erschöpfung, Schmerzen, Übelkeit, aber vor allem andauernde Schlaflosigkeit beschert, wegen derer sie auch Prinzessin Insomnia genannt wird. Trotz der großen Einschränkungen, die sie erdulden muss, ist sie mit ihrem mentalen Stehvermögen, ihrer unerschöpflichen Zuversicht und sprühenden Kreativität ein wahres Vorbild. "Meine Gedanken sind meine besten Freunde" - auf jemanden, der von seinen eigenen Gedanken häufig eher zurückgehalten wird, hat dieser einleuchtende Ausspruch ebenso wie auf den Autor einen großen Eindruck gemacht! Im Nachwort des Autors erfahren wir dann, dass der Autor seine Geschichte als fantasievolle Annäherung an die tatsächlich existierende neuroimmunologische Krankheit CFS/ME konzipiert hat, die in unserer Gesellschaft noch extrem unbekannt ist. Passend dazu sind die Illustrationen von einer betroffenen, Lydia Rode, deren Anagramm den Namen Dylia ergibt.

"Sie führte ein anstrengendes und entbehrungsreiches, aber auch ein außergewöhnliches und interessantes Leben. "Meine Gedanken sind meine Freunde", dachte die Prinzessin. "Deswegen bin ich niemals allein." Und wer konnte das schon von sich behaupten?"


Daran anknüpfend möchte ich ausnahmsweise mal zuletzt über die Aufmachung sprechen. Die bereits genannten Illustrationen von Lydia Rode sind allesamt Aquarelle in zarten Regenbogenfarben, die mal mit kleinen Details, mal mit seitenfüllenden Motiven die Geschichte perfekt ergänzen. Hervorsticht allerdings auch die restliche Gestaltung des Buches. Mit der violett geschuppten Textur im Hintergrund, dem großen Titel und dem Porträt des Nachtmahres passt das Cover wunderbar zum Stil der sonstigen Zamonien-Romane. Der Roman sieht unter dem Schutzumschlag allerdings mindestens genauso schön aus und zeigt ein andersfarbiges Schuppenmuster sowie ein Porträt von Dylia. Auch die Innenseiten des Buches sind wunderschön verziert, sodass sich insgesamt mit dem Großformat und dem Lesebändchen ein optisches Gesamtkunstwerk ergibt.


Fazit


"Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" ist eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin. An einigen Stellen hat die Geschichte zwar etwas Überlänge, dafür machen der Schreibstil und die vielen kreativen Ideen aber wieder übrig wett!

Veröffentlicht am 22.05.2024

Eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
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Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia ...

Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" nun endlich ändern wollte. Unwissend, auf welch herrlich absurde Reise ich mich einlasse, habe ich mit dem Buch begonnen und weiß nun 334 Seiten später, dass ich dringend in die anderen Bücher des Autors reinlesen muss!

"Wenn die Minuten durch die Namen rufen
Erhebt sich der ewige Träumer
Über seine irdische Last
Und reist mitten hinein ins dunkle Herz der Nacht."


Dabei ist die Handlung an sich gar nicht mal was am meisten Pluspunkte eingefahren hat. Denn leider merkt man dem Plot an der leichten Überlänge etwas an, dass er als Kurzgeschichte gestartet ist und dann weiter ausgeschmückt wurde. Mit dem Verzicht auf ausbremsenden Gedankenausflüge, Wiederholungen im ersten Drittel beim Kennenlernen der Hauptfigur und abschweifenden Dialoge am Ende hätten für diese Geschichte auch 150-200 Seiten ausgereicht. So werden während Dylias Reise zwar immer wieder Spannungsspitzen generiert, diese flachen dann aber auch schnell wieder ab. Ein weiteres Problem sah ich dabei im Ende, welches mit einer wenig überraschenden märchenähnlichen Wendung auftrumpfte, die allerdings recht an der Oberfläche blieb und viele Fragen unbeantwortet ließ.

"Es gibt genügend praktische Erfindungen, die uns keinerlei Trost spenden", hatte Dylia einmal ihren Brüdern mitgeteilt. "Aber viel zu wenige trostspendende, die überhaupt keinen praktischen Nutzen haben."

Stattdessen war es vor allem der Schreibstil des Autors, der die Geschichte für mich besonders gemacht hat. Nicht nur wird dessen sprachliche Finesse und Liebe zu Wortspielen, Wortneuschöpfungen und besonderen Worten in jedem Kapitel aufs Neue deutlich, er spart auch nicht an absurden Ideen sowie kreativen Einfällen. So versucht Dylia beispielsweise über das ganze Buch hinweg 13 sogenannte "Pfauenworte" unterzubringen, die zu Beginn erklärt werden und dann als roter Faden an den unerwartetsten Stellen auftauchen. Auch über unterhaltsame Buchstabenverdreher und interessante Gedanken zu Sprache und Träume darf man sich beim Lesen immer wieder freuen.

"Jeder wird klug geboren und dann immer dämlicher - so ist das nun mal. Wir wissen alles und verlieren es nach und nach auf dem Weg."


Besonders hervor stach auch das Setting der abenteuerlichen Reise dieser Geschichte: das Gehirn der Hauptfigur. Gemeinsam mit dem Nachtmahr reist Dylia von der Hirnhaut durch den Kortex über den Thalamus bis zur Amygdala und dem dort verborgenen geheimnisvollen "dunklen Herz der Nacht". Die Idee statt fantastischer Orte unterschiedliche Areale des Gehirns zu bereisen, hat mir als Psychologin natürlich sehr gut gefallen. Der Autor hält sich dabei grob an die anatomischen Gegebenheiten und schmückt diese fantasievoll aus, in dem er Konsistenzen, Geräusche, Farben und natürlich allerlei Bewohner hinzuerfindet. So werden die Areale mit verrückten Kreaturen wie Egozetten, Irrschatten, Grillos, Zergesser oder Zwielichtzwerge bevölkert und halten einige unerwartete Überraschungen für Dylia und Opal bereit...

"Ich weiß, jeder hält sich für normal. Und alle anderen für durchgedreht. Der irrste Irre wie der irrste Irrenarzt. Jedes Gehirn ist anders, jedes Gehirn ist verrückt und jedes Gehirn ist anders verrückt."

Die beiden Hauptfiguren selbst sind dem gerissenen Schreibstil, dem absurden Plot und dem ungewöhnlichen Setting entsprechend besonders. Den Nachtmahr Havarius Opal muss man trotz seiner bösen Mission mit der Zeit einfach ins Herz schließen. Zu süß sind sein leicht trotteliges Auftreten und seine zunehmend wachsende Zuneigung zu Dylia, die er hinter grummeligen Kommentaren zu verstecken versucht. Bis zum Ende bleibt er dabei herrlich ambivalent und damit ein rundum charmanter Bösewicht.

"Denn genauso funktioniert Kommunikation doch bei euch: Man macht ein interessiertes Gesicht und tut so, als würde man den anderen verstehen. Dabei stellt man auf Durchzug."
"Genau", sagte Dylia. "Und bei einer Diskussion macht man das Gegenteil: Man tut so, als würde man den anderen nicht verstehen, hört aber genau hin, um ihn beim Lügen zu erwischen."
"Also verstehen wir uns endlich zumindest theoretisch", seufzte Havarius erleichtert. "Ein Fortschritt in unserer komplizierten diplomatischen Beziehung."


Prinzessin Dylia ist eine junge Frau, die an einer geheimnisvollen Krankheit leidet, die ihr episodenweise Erschöpfung, Schmerzen, Übelkeit, aber vor allem andauernde Schlaflosigkeit beschert, wegen derer sie auch Prinzessin Insomnia genannt wird. Trotz der großen Einschränkungen, die sie erdulden muss, ist sie mit ihrem mentalen Stehvermögen, ihrer unerschöpflichen Zuversicht und sprühenden Kreativität ein wahres Vorbild. "Meine Gedanken sind meine besten Freunde" - auf jemanden, der von seinen eigenen Gedanken häufig eher zurückgehalten wird, hat dieser einleuchtende Ausspruch ebenso wie auf den Autor einen großen Eindruck gemacht! Im Nachwort des Autors erfahren wir dann, dass der Autor seine Geschichte als fantasievolle Annäherung an die tatsächlich existierende neuroimmunologische Krankheit CFS/ME konzipiert hat, die in unserer Gesellschaft noch extrem unbekannt ist. Passend dazu sind die Illustrationen von einer betroffenen, Lydia Rode, deren Anagramm den Namen Dylia ergibt.

"Sie führte ein anstrengendes und entbehrungsreiches, aber auch ein außergewöhnliches und interessantes Leben. "Meine Gedanken sind meine Freunde", dachte die Prinzessin. "Deswegen bin ich niemals allein." Und wer konnte das schon von sich behaupten?"


Daran anknüpfend möchte ich ausnahmsweise mal zuletzt über die Aufmachung sprechen. Die bereits genannten Illustrationen von Lydia Rode sind allesamt Aquarelle in zarten Regenbogenfarben, die mal mit kleinen Details, mal mit seitenfüllenden Motiven die Geschichte perfekt ergänzen. Hervorsticht allerdings auch die restliche Gestaltung des Buches. Mit der violett geschuppten Textur im Hintergrund, dem großen Titel und dem Porträt des Nachtmahres passt das Cover wunderbar zum Stil der sonstigen Zamonien-Romane. Der Roman sieht unter dem Schutzumschlag allerdings mindestens genauso schön aus und zeigt ein andersfarbiges Schuppenmuster sowie ein Porträt von Dylia. Auch die Innenseiten des Buches sind wunderschön verziert, sodass sich insgesamt mit dem Großformat und dem Lesebändchen ein optisches Gesamtkunstwerk ergibt.


Fazit


"Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" ist eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin. An einigen Stellen hat die Geschichte zwar etwas Überlänge, dafür machen der Schreibstil und die vielen kreativen Ideen aber wieder übrig wett!

Veröffentlicht am 22.05.2024

Eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
0

Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia ...

Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" nun endlich ändern wollte. Unwissend, auf welch herrlich absurde Reise ich mich einlasse, habe ich mit dem Buch begonnen und weiß nun 334 Seiten später, dass ich dringend in die anderen Bücher des Autors reinlesen muss!

"Wenn die Minuten durch die Namen rufen
Erhebt sich der ewige Träumer
Über seine irdische Last
Und reist mitten hinein ins dunkle Herz der Nacht."


Dabei ist die Handlung an sich gar nicht mal was am meisten Pluspunkte eingefahren hat. Denn leider merkt man dem Plot an der leichten Überlänge etwas an, dass er als Kurzgeschichte gestartet ist und dann weiter ausgeschmückt wurde. Mit dem Verzicht auf ausbremsenden Gedankenausflüge, Wiederholungen im ersten Drittel beim Kennenlernen der Hauptfigur und abschweifenden Dialoge am Ende hätten für diese Geschichte auch 150-200 Seiten ausgereicht. So werden während Dylias Reise zwar immer wieder Spannungsspitzen generiert, diese flachen dann aber auch schnell wieder ab. Ein weiteres Problem sah ich dabei im Ende, welches mit einer wenig überraschenden märchenähnlichen Wendung auftrumpfte, die allerdings recht an der Oberfläche blieb und viele Fragen unbeantwortet ließ.

"Es gibt genügend praktische Erfindungen, die uns keinerlei Trost spenden", hatte Dylia einmal ihren Brüdern mitgeteilt. "Aber viel zu wenige trostspendende, die überhaupt keinen praktischen Nutzen haben."

Stattdessen war es vor allem der Schreibstil des Autors, der die Geschichte für mich besonders gemacht hat. Nicht nur wird dessen sprachliche Finesse und Liebe zu Wortspielen, Wortneuschöpfungen und besonderen Worten in jedem Kapitel aufs Neue deutlich, er spart auch nicht an absurden Ideen sowie kreativen Einfällen. So versucht Dylia beispielsweise über das ganze Buch hinweg 13 sogenannte "Pfauenworte" unterzubringen, die zu Beginn erklärt werden und dann als roter Faden an den unerwartetsten Stellen auftauchen. Auch über unterhaltsame Buchstabenverdreher und interessante Gedanken zu Sprache und Träume darf man sich beim Lesen immer wieder freuen.

"Jeder wird klug geboren und dann immer dämlicher - so ist das nun mal. Wir wissen alles und verlieren es nach und nach auf dem Weg."


Besonders hervor stach auch das Setting der abenteuerlichen Reise dieser Geschichte: das Gehirn der Hauptfigur. Gemeinsam mit dem Nachtmahr reist Dylia von der Hirnhaut durch den Kortex über den Thalamus bis zur Amygdala und dem dort verborgenen geheimnisvollen "dunklen Herz der Nacht". Die Idee statt fantastischer Orte unterschiedliche Areale des Gehirns zu bereisen, hat mir als Psychologin natürlich sehr gut gefallen. Der Autor hält sich dabei grob an die anatomischen Gegebenheiten und schmückt diese fantasievoll aus, in dem er Konsistenzen, Geräusche, Farben und natürlich allerlei Bewohner hinzuerfindet. So werden die Areale mit verrückten Kreaturen wie Egozetten, Irrschatten, Grillos, Zergesser oder Zwielichtzwerge bevölkert und halten einige unerwartete Überraschungen für Dylia und Opal bereit...

"Ich weiß, jeder hält sich für normal. Und alle anderen für durchgedreht. Der irrste Irre wie der irrste Irrenarzt. Jedes Gehirn ist anders, jedes Gehirn ist verrückt und jedes Gehirn ist anders verrückt."

Die beiden Hauptfiguren selbst sind dem gerissenen Schreibstil, dem absurden Plot und dem ungewöhnlichen Setting entsprechend besonders. Den Nachtmahr Havarius Opal muss man trotz seiner bösen Mission mit der Zeit einfach ins Herz schließen. Zu süß sind sein leicht trotteliges Auftreten und seine zunehmend wachsende Zuneigung zu Dylia, die er hinter grummeligen Kommentaren zu verstecken versucht. Bis zum Ende bleibt er dabei herrlich ambivalent und damit ein rundum charmanter Bösewicht.

"Denn genauso funktioniert Kommunikation doch bei euch: Man macht ein interessiertes Gesicht und tut so, als würde man den anderen verstehen. Dabei stellt man auf Durchzug."
"Genau", sagte Dylia. "Und bei einer Diskussion macht man das Gegenteil: Man tut so, als würde man den anderen nicht verstehen, hört aber genau hin, um ihn beim Lügen zu erwischen."
"Also verstehen wir uns endlich zumindest theoretisch", seufzte Havarius erleichtert. "Ein Fortschritt in unserer komplizierten diplomatischen Beziehung."


Prinzessin Dylia ist eine junge Frau, die an einer geheimnisvollen Krankheit leidet, die ihr episodenweise Erschöpfung, Schmerzen, Übelkeit, aber vor allem andauernde Schlaflosigkeit beschert, wegen derer sie auch Prinzessin Insomnia genannt wird. Trotz der großen Einschränkungen, die sie erdulden muss, ist sie mit ihrem mentalen Stehvermögen, ihrer unerschöpflichen Zuversicht und sprühenden Kreativität ein wahres Vorbild. "Meine Gedanken sind meine besten Freunde" - auf jemanden, der von seinen eigenen Gedanken häufig eher zurückgehalten wird, hat dieser einleuchtende Ausspruch ebenso wie auf den Autor einen großen Eindruck gemacht! Im Nachwort des Autors erfahren wir dann, dass der Autor seine Geschichte als fantasievolle Annäherung an die tatsächlich existierende neuroimmunologische Krankheit CFS/ME konzipiert hat, die in unserer Gesellschaft noch extrem unbekannt ist. Passend dazu sind die Illustrationen von einer betroffenen, Lydia Rode, deren Anagramm den Namen Dylia ergibt.

"Sie führte ein anstrengendes und entbehrungsreiches, aber auch ein außergewöhnliches und interessantes Leben. "Meine Gedanken sind meine Freunde", dachte die Prinzessin. "Deswegen bin ich niemals allein." Und wer konnte das schon von sich behaupten?"


Daran anknüpfend möchte ich ausnahmsweise mal zuletzt über die Aufmachung sprechen. Die bereits genannten Illustrationen von Lydia Rode sind allesamt Aquarelle in zarten Regenbogenfarben, die mal mit kleinen Details, mal mit seitenfüllenden Motiven die Geschichte perfekt ergänzen. Hervorsticht allerdings auch die restliche Gestaltung des Buches. Mit der violett geschuppten Textur im Hintergrund, dem großen Titel und dem Porträt des Nachtmahres passt das Cover wunderbar zum Stil der sonstigen Zamonien-Romane. Der Roman sieht unter dem Schutzumschlag allerdings mindestens genauso schön aus und zeigt ein andersfarbiges Schuppenmuster sowie ein Porträt von Dylia. Auch die Innenseiten des Buches sind wunderschön verziert, sodass sich insgesamt mit dem Großformat und dem Lesebändchen ein optisches Gesamtkunstwerk ergibt.


Fazit


"Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" ist eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin. An einigen Stellen hat die Geschichte zwar etwas Überlänge, dafür machen der Schreibstil und die vielen kreativen Ideen aber wieder übrig wett!