Ein kurzer aber inspirierender Ausflug ins Eragon-Universum - ABER: mieses Preisleistungsverhältnis!
Die Gabel, die Hexe und der Wurm. Geschichten aus Alagaësia. Band 1: EragonAls ich gesehen habe, dass Christopher Paolini nach seinen Ausflügen ins Science-Fiction-Genre endlich wieder nach Alagaësia zurückkehren will, war ich natürlich sehr aufgeregt und musste mir das Buch ...
Als ich gesehen habe, dass Christopher Paolini nach seinen Ausflügen ins Science-Fiction-Genre endlich wieder nach Alagaësia zurückkehren will, war ich natürlich sehr aufgeregt und musste mir das Buch sofort zulegen. Um wie viele andere Leser nicht enttäuscht zu werden (sieht man an den vielen wütenden Rezensionen) habe ich mich gleich richtig informiert und mir klargemacht, dass es sich hier um eine Kurzgeschichtensammlung an Geschichten rund um Eragon und seine Mitstreiter handelt und keineswegs um eine Fortsetzung. Und wenn man sich dies vor Augen hält kann man mit diesem kurzen Band sehr viel Spaß haben.
Das Cover ist in sehr düsteren, dunklen Farben gehalten und zeigt einen Drachen, der sich um einen Berggipfel schlingt. Damit bezieht sich das Motiv auf die letzte der drei Kurzgeschichten. Denn nachdem wir in "Die Gabel" Murtagh wieder treffen durften, der sich mit seinem Drachen Dorn versteckt hält und eine sehr interessante, aber auch beunruhigende Entdeckung macht, "Die Hexe" mehr auf die Kräterhexe Angela eingeht, bekommen wir in "Der Wurm" eine Legende der Urgals um den Kampf einer jungen Urgralgra gegen den bösen Drachen Vêrmund vorgesetzt, der sich wie im Bild gezeigt um den Gipfel des Kulkaras wickelt. Unter dem papiernen Umschlag, in den der Titel mit goldenen Lettern eingraviert ist, ist das Büchlein in schlichtem grau-braun gehalten. Die Karte der östlichen Gebiete und die drei Zeichnungen Paolinis, die jedem Anfang der Kurzgeschichten vorstehen, vervollständigen die Gestaltung auf angenehme Art und Weise. In einem Kritikpunkt muss ich mich der Masse an negativen Rezensionen aber doch anschließen: durch eine geradezu aufdringliche große Schriftgröße und einen lächerlichen Seitenabstand wurde die Geschichte klar auf die 300 Seiten gestreckt. Ich habe kein Problem damit, dass der Roman so kurz ist - ich finde es nur ein wenig unehrlich vom Verlag, die Seitenanzahl durch das Layout zu verfälschen und für das Büchlein dann 18 Euro zu verlangen. Gerade unter Anbetracht der Tatsache, dass die Geschichte nur als gebundenes Buch erschienen ist, man also nicht auf ein Taschenbuch ausweichen kann und alleine 18 Seiten Anhang und Danksagung und Anmerkungen des Autors ausmachen (natürlich interessant aber eben auch ein wenig betrügerisch) finde ich diesen Preis geradezu lächerlich. Bis auf das Preisleistungsverhältnis bin ich mit der Gestaltung jedoch einverstanden.
Erster Satz: "Der Tag war nicht gut gelaufen"
Ich war sehr überrascht, wie einfach es für mich war, wieder in Eragons Gedankenwelt einzutauchen auch wenn meine Lektüre des letzten Bandes schon mehrere Jahre her sein muss. Christopher Paolini gelingt es meisterhaft mit seinem typischen einfachen Stil an seine aufgebaute Welt und die vorgestellten Protagonisten anzuknüpfen und uns Lesern somit den Wiedereinstieg ins Reich Alagaësia zu erleichtern. Wir steigen in den Alltag von Eragon und Saphira ein, die damit beschäftigt sind, auf dem Berg Arngor eine Zitadelle für die letzten Dracheneier, sowie für die Eldunarí zu errichten und sich mit verschiedenen Völkern und einer Menge Papierkram herumschlagen müssen. So können wir einen kurzen Einblick in ihren Alltag erhalten, während die beiden Helden als Bindeglied und Überleitung für die drei unterschiedlichen Geschichten bilden, woraus sich dann ein fortlaufender Handlungsstrang entwickelt. So bekommt er von den Eldunarí eine Vision von Murtagh gezeigt, liest die etwas durcheinander geratene Biografie der Kräuterhexe Angela und lauscht am Lagerfeuer der Urgals der Erzählung einer Legende. Den kurzen Teil über unsere geliebte Kräuterhexe wurde von Paolinis Schwester Angela geschrieben und auch wenn keine wirklichen neuen Erkenntnisse ans Licht kommen, sondern zum Mythos um Angela nur noch mehr Geheimnisse dazukommen und ich mir nicht ganz sicher war, was mir der Abschnitt sagen wollte, fand ich ihn ganz amüsant. Durch Angela treffen wir auch das gruselige Mädchen Elva wieder, die von Eragon im Glauben etwas Gutes zu tun, verflucht wurde und immer noch auf ihren Teil in der Geschichte wartet.
Ganz besonders schön fand ich aber vor allem die spannende Geschichte aus der Legendenwelt der Urgals, die einen Großteil des Buches ausmacht. Durch die junge Ilgra und ihr Abenteuer um den Drachen Vêrmund und die Lethrblaka können wir die Kultur und die Denkweise der Urgals besser verstehen. Es ist besonders interessant dass hier nochmals verdeutlicht wird, dass die Urgals nicht nur hässliche gesichtslose Abschlachtungsmaschinen wie die Orks in "Herr der Ringe", sondern intelligente, fühlende Wesen mit eigener Kultur sind. Super ist auch die Lektion, die die Urgals Eragon damit vermitteln wollen und die auch beim Leser ankommt.
So verflogen die Seiten wie im Rausch und innerhalb von knappen zwei Stunden war ich durch mit diese kleinen Vorgeschmack auf eine Fortsetzung. Auch wenn die Freude nur kurz währte, habe ich es sehr genossen, wieder ins Eragon-Universum eintauchen und altbekannte und liebgewonnene Charaktere wieder treffen zu können. Leider tauchen viele andere Charaktere nur in einem Nebensatz oder gar nicht auf - aber das war ja bei diesem Umfang und diesem Format auch nicht anders zu erwarten. Dass jede der Geschichten mit einem offenen Ende verbleibt und es zum Abschluss für Eragon und die ganze Leserschaft eine sehr wichtige Neuigkeit gibt, deutet auf die baldige Fortsetzung durch einen weiteren Kurzgeschichtenband (aber auch durch einen vollwertigen Eragon Teil 5) hin. Hier werden also die Fäden neu in die Hand genommen, das Leserinteresse geweckt und auf einen neuen "großen" Nachfolgeband vorbereitet.
"Glück, hatte Eragon befunden, war zu flüchtig und nutzlos, um Ihm nachzulaufen. Zufriedenheit dagegen war ein viel lohnenderes Ziel."
Fazit:
Ein kurzer aber sehr inspirierender Ausflug ins Eragon-Universum, der die Fäden der Geschichte neu in die Hand nimmt, das Leserinteresse weckt und auf einen neuen "großen" Nachfolgeband vorbereitet. Ein süßer Vorgeschmack, der aber leider ein sehr schlechtes Preisleistungsverhältnis aufzuweisen hat.