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Veröffentlicht am 09.07.2018

Eine farbenfrohe Hymne an das Leben!

Seelentanz
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Allgemeines:

Titel: Seelentanz - Die Farben des Lebens
Autor: Lucy Haien
Verlag: Books on Demand (4. Juni 2018)
ASIN: B07DW286BR
ISBN-10: 3752835508
ISBN-13: 978-3752835502
Seitenzahl: 36 Seiten
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Seelentanz - Die Farben des Lebens
Autor: Lucy Haien
Verlag: Books on Demand (4. Juni 2018)
ASIN: B07DW286BR
ISBN-10: 3752835508
ISBN-13: 978-3752835502
Seitenzahl: 36 Seiten
Preis: 1,99€ (Kindle-Edition)
3,99€ (Taschenbuch)



Inhalt:

Die Gedichte in ‚Seelentanz‘ sind so bunt wie das Leben selbst, bestehend aus einer Farbpalette reich an Gedanken und Gefühlen. Sie sind verträumt, drücken starke Emotionen aus und spenden Trost. Thematisiert werden unter anderem Liebe, Mut und Hoffnung, aber auch Tod und Vergänglichkeit. Sowohl Schönheit als auch Gewalt der Natur dienen Lucy Haien oft als Inspirationsquelle und werden poetisch verarbeitet.


Bewertung:

Gedichte sind die schönste Form, mit deren Hilfe man seine Gefühle ausdrücken kann. Wie schon die Autorin in ihrem Vorwort schreibt, gewähren sie oft einen direkten Einblick in die Seele, was notwendig ist, um andere wirklich zu erreichen. Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich bemerkt habe, dass Lyrik noch viel mehr ist als unverständliches Geschwafel voller aufgeblasener Stilmittel, die es zu interpretieren gilt und finde es sehr schade, dass in der Schule solch ein Bild vermittelt wird. In diesem Gedichtband bekommen wir aber mal wieder ein gutes Beispiel dafür, dass Gedichte vor allem eines können: aufbauen, berühren, konfrontieren, beschäftigen und bestätigen. Und gerade weil Lucy Haien es hier mit Versmaß, Reimschema und Co nicht ganz so ernst nimmt, kann diese farbenfrohe Hymne an das Leben ihre ganze Wirkung entfalten!

Das Cover ist sehr schlicht mit dem schwarzen Hintergrund und der dezenten Motive. Neben dem farbigen Umriss eines Kopfes kommt der kleine weiße Titel gut zur Geltung und gibt einen passenden Rahmen für die 32 Seiten Gedichte, die 25 kleine Gedichte, Gedanken und Geschichten enthalten.

"Du bist das Jetzt, das Hier,
du bist das Sein,
willst sein, kannst nur sein
-existieren,
auf der Wiesen,
auf der grünen,
weichen Wiese
unter dem azurblauen Himmel."
(Sommerwind, Seite 19)


Thematisch springen die Gedichte im ganzen Spektrum des Lebens herum - von philosophisch anmutenden Gedanken über die Vergänglichkeit des Lebens über eine Ode an die Königin des Gemüses (das Möhrchen) bis zu einem Appell an den Traummann lässt Lucy Haien nichts aus. Sie bedient sich dabei viel der Natur, lässt auf den Winter direkt den Sommer folgen und hinterlässt insgesamt nach jedem kleinen Gedicht ein warmes Gefühl. Auch in Länge und Stil variieren die Gedichte stark. Allgemein ist die Form jedoch sehr modern gehalten, in freien Reimen mit sehr kurzen Sätzen und vielen Ellipsen. Mal Monolog, mal Ode mal Gedankenstrom - eins bleibt jedoch immer gleich: der lebensbejahende Kern der Gedichte.

Natürlich gab es wie bei jedem Gedichtband auch das ein oder andere Gedicht, das mich nicht angesprochen hat, doch der Großteil hat mich begeistert. Zwischen versteckten Witzen und Aufmunterungen lassen sich auch immer wieder Parallelen zu den Werken berühmter Philosophen wie zum Beispiel Nietzsche oder Kafka erkennen. Insgesamt schafft die Autorin es wunderbar, Grundstimmung, Spannung und Aussage kurz und präzise zu erfassen. Er scheint das zu treffen, was man schon immer mal empfunden hat, aber nie in logische Sätze fassen konnte. Man sollte die Gedichte aber immer mal wieder zwischendurch genießen und auf gar keinen Fall -so wie ich- alle auf einmal Lesen, denn auch wenn jedes Gedicht einen ganz eigenen Charme hat, ist das Muster doch irgendwann bekannt.

"Ich will
meine Flügel ausbreiten
in die Luft emporschwingen
schreien - aber vor Glück
alles entflammen und zerstören
was mich zerstörte"
(Leben - ist es nur ein Traum, Seite 9)


Fazit:

Diese farbenfrohe Hymne an das Leben bezaubert mit kleinen Portionen Leben, Liebe und Aufmunterung.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Ein einfühlsames Abenteuer für junge und alte, männliche und weibliche Leser!

Nixenblut
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Allgemeines:

Titel: Nixenblut
Autor: Helen Dunmore
Verlag: cbj (28. März 2011)
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 320 Seiten
ISBN-10: 3570400360
ISBN-13: 978-3570400364
Preis: 7,99€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: ...

Allgemeines:

Titel: Nixenblut
Autor: Helen Dunmore
Verlag: cbj (28. März 2011)
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 320 Seiten
ISBN-10: 3570400360
ISBN-13: 978-3570400364
Preis: 7,99€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Nixenmagier; Nixenfluch



Inhalt:


Als Sapphy an der Küste Cornwalls auf den Meerjungen Faro trifft, der sie in die Tiefen des Meeres mitnimmt, spürt sie: Derselbe Sog, der ihren Vater ein Jahr zuvor in die Welt der Nixen und Wassermagier gelockt hat, zieht auch sie dorthin. Denn in ihr fließt das Blut der Nixen – sie gehört der Welt der Meerwesen ebenso an wie der der Menschen. Als eine Gruppe von Tauchern die heiligen Gefilde der Meermenschen zu zerstören droht, muss Sapphy sich entscheiden, zu welcher Welt sie gehören will…


Bewertung:


Geschichten über das Meer, Schiffe und Abenteuer, die alle Grenzen sprengen haben schon immer eine besondere Faszination für mich gehabt. So musste ich natürlich auch Helen Dunmores fantastische Meerestrilogie lesen, welche vor ein paar Jahren ja durch alle Welt gegeistert ist. Und auch wenn ich aufgrund des Covers eine etwas andere Geschichte erwartet hätte, war ich doch positiv überrascht von dieser kraftvollen Geschichte, die ich geboten bekommen habe.


Erster Satz: "Man findet die Meerfrau von Zennor in der Zennor Church, wenn man weiß, wo man nachschauen muss."

Band 1 und 2 der Reihe erschienen schon einmal unter dem Titel "Indigo - Im Sog des Meeres", Band 3 ist jedoch nur in der neuen Auflage zu haben. Das finde ich sehr schade, da mir die kreativen und definitiv aufmerksamkeitserregenden Covermotive der ersten Ausgabe deutlich besser gefallen, als das Bild meiner Ausgabe. Mit dem angedeuteten Mädchengesicht mit dem blauen Lippenstift und vor allem mit den dunklen Ränder wirkt es für mich einfach nur billig und nicht der süßen Kinder-Geschichte entsprechend, die uns im Inneren erwartet. Außerdem würde ich diese Geschichte auch unbedingt Jungs empfehlen, weshalb ich die Aufmachung hier wirklich übertrieben finde. Den Titel finde ich zwar durchaus passend, unter dem alten Titel konnte ich mir jedoch mehr vorstellen!


"Die Dornbüsche ähneln gekrümmten Gestalten. Die weißen Handtücher an der Wäscheleine, gleichen Gespenstern. Der Mond scheint so hell, dass man ohne weiteres den Pfad finden könnte, der zur Bucht hinunterführt. Manchmal bildet der Mond selbst einen Pfad auf dem Meer, der so echt aussieht, als könne man auf ihm bis zum Horizont laufen..."


Die Geschichte beginnt mit dem Verschwinden von Sapphys Vater, der eines Tages von einer Fischtour nicht mehr zurückkehrt. Er sei ertrunken, wird ihr und ihrem älteren Bruder Conor gesagt, doch die beiden können das nicht glauben. So kannte ihr Dad doch alle Strömungen des umliegenden Meeres auswendig und manövrierte noch durch den wildesten Sturm. Als die beiden dann eines Tages in ihrer Lieblingsbucht auf zwei geheimnisvolle Meerwesen treffen, die sich Mer nennen und anstatt von Beinen eine robbenähnliche Flosse haben, fühlen sie sich in ihrer Annahme bestätigt. Bald spürt Sapphy denselben Sog, gegen den auch ihr Vater Tag für Tag hat ankämpfen müssen. Immer mehr gerät sie zwischen die Fronten von Indigo und der Erde, die einen ewigen Kampf um die Vorherrschaft austragen und muss sich schließlich entscheiden, wo sie hingehören will...


"Muss ich mich auch entscheiden? Die Frage rauscht in meinem Kopf wie das Geräusch der Wellen, die an den Strand schlagen und sich wieder zurückziehen. Dad hat einmal gesagt: "Ist es nicht ein wunderbarer Gedanken, Saph, dass die Wellen unser ganzes Leben lang an den Strand schlagen, genau wie die Herzen in unseren Körpern? Es hört nie auf. Und wenn unsere Herzen aufhören zu schlagen, dann werden die Wellen weiter kommen und gehen, wie sie es immer getan haben, bis zum Ende der Welt."


Das Buch beginnt viel ruhiger, als ich es jemals gedacht hätte. Wir stürzen uns nicht Hals über Kopf in ein Abenteuer sondern werden ganz langsam in das Familienleben der Trewhellas eingeführt, dass so grausam auseinander gerissen wird. Mit unglaublich einfühlsamer Stimme beschreibt Helen Dunmore die Emotionen eines Mädchens, deren ganze Welt auseinanderbricht, als ihr Vater verschwindet, ihr Mutter in Arbeit versinkt und ihr Bruder sich immer mehr von ihr abzugrenzen scheint. Erst durch die Entdeckung der neuen Welt - Indigo - findet sie wieder Antrieb und etwas, in dem sie ganz in ihrem Element ist. Wundervoll zu sehen ist dabei, wie sich die liebevolle Beziehung zwischen Conor und Sapphy entwickelt und wie viel Wahrheit und Authentizität in der anrührenden Familiengeschichte steckt.


"Wenn jemand dich plötzlich verlässt, hast du das Gefühl, ein Riss ginge durch dich hindurch oder dir würde etwas fehlen. Seit Dad weg ist, bin ich unvollständig, und auch er ist unvollständig. Doch ich frage mich, ob die beiden Teile noch zusammenpassen, wenn ich ihn gefunden habe. Und ich werde ihn finden. Das ist mehr als ein Versprechen. Es ist ein Schwur!"


Auch wenn die Protagonisten viel jünger als ich waren, konnte ich viele ihrer Probleme wunderbar nachempfinden. Sehr intelligent hat die Autorin hier Themen verpackt, mit denen wohl jeder etwas anfangen kann: zwischen den Welten stehen, nicht wissen, wo man hingehört, mit dem Verlust eines Familienmitglieds fertig werden, sich von der Familie abgrenzen, über sich hinauswachsen - all diese Dinge fließen in das ruhige Abenteuer ein und machen es so besonders!


"Das Meer brüllt wie ein Löwe direkt unter deinen Füßen, währen du spürst, wie der Granit unter den Wellen erbebt. Conor hat Recht. Die Luft und Indigo sind beide sehr nah. Und an diesem Strand treffen sie aufeinander. Conor und ich befinden uns an der Grenze zwischen den beiden Welten."


Dabei wird die magische Anziehungskraft des wilden, wunderschönen und quietschlebendigen Ozeans auf wundervolle Art und Weise verkörpert. Sehr bald spüren auch wir Leser den Sog von Indigo, was weniger durch komplizierte oder besondere Sprache - der Schreibstil ist hier in der Tat eher einfach gehalten - sondern einfach durch die kraftvolle, durchdringende Atmosphäre erreicht wird. Dabei kommt die Geschichte ganz ohne die typischen Liebesprobleme aus. Es gibt auch kein Mord, kein Totschlag, keine Gier, kein Hass - wir erleben einfach nur das ungewöhnliche Abenteuer eines besonderen Geschwisterpaares, das in eine neue, wunderschöne, aber auch beängstigende Welt eintaucht. Auch die typischen Meerjungfrauen-Klischees werden gar nicht erst aufgerollt. Wir treffen hier keine singenden Schönheiten mit Kämmen und glitzernden Fischschwänzen an sondern werden von einem Meerjungen in ein komplexes Ökosystem eingeführt, das unter dem Missbrauch der Menschen sehr zu leiden hat.


"Ach wäre ich doch in Indigo
und teilte die salzige See
in den tiefsten Fluten…"
Vielleicht ist es dort, wo Dad sich jetzt aufhält: in den tiefsten Fluten. Er ist in Indigo und dort werde ich ihn finden!"



Fazit:

Durch die dunkle, mystische aber wunderschöne Atmosphäre wird ein starker Sog ausgebildet, sodass wir in der Strömung dieses einfühlsamen Abenteuers ins wundervolle Indigo mitgerissen werden. Ein Abenteuer für alte und junge Leser, für Mädchen und Jungen, der Lust auf mehr macht.

Veröffentlicht am 19.06.2018

Ein herzliches Fantasy-Abenteuer!

Pfaeux
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Allgemeines:

Titel: Pfaeux - Die Rückkehr der Magien
Autor: K.C. Zwilling
Verlag: neobooks (11. Mai 2018)
Genre: Fantasy
ASIN: B07CJVT8GQ
ISBN-10: 374671818X
ISBN-13: 978-3746718187
Seitenzahl: 300 Seiten
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Pfaeux - Die Rückkehr der Magien
Autor: K.C. Zwilling
Verlag: neobooks (11. Mai 2018)
Genre: Fantasy
ASIN: B07CJVT8GQ
ISBN-10: 374671818X
ISBN-13: 978-3746718187
Seitenzahl: 300 Seiten
Preis: 1,99€ (Kindle-Edition)
10,99€ (Taschenbuch)



Inhalt:


Lila. So verfärben sich die Augen der fünfzehnjährigen Lia nach der Begegnung mit einem mysteriösen Vogel, dem Pfaeux, eine Mischung aus Phönix und Pfau. Dieser ist eines der sieben Lichttiere, die den Menschen die sieben Magien gebracht haben, von denen jede durch eine spezielle Augenfarbe gekennzeichnet ist. Doch bis zu diesem Zeitpunkt waren die Magien mehr als ein Jahrzehnt lang erloschen. Warum sind sie zurückgekehrt? Und was hat das alles mit dem Auftauchen des gefährlichen rotäugigen Mannes und seiner neuen, achten Magie zu tun? Zusammen mit dem silberäugigen Alois und seinem goldäugigen Bruder Ares beginnt Lia die Suche nach Antworten, die sie zu den Sitzen der Magien in verschiedene Länder führt.


Bewertung:

Schon das Cover hat eine ganz besonders magische Ausstrahlung! Auch wenn ich kritisieren muss, dass mir das abgebildete Gesicht viel zu erwachsen ist, um mit meinem Bild von Lia übereinstimmen zu können und ich generell keine Gesichter auf Cover mag, finde ich dieses Cover ganz wunderbar gestaltet. Mit der golden glänzenden Schrift, die auf dem dunklen Hintergrund wunderbar zur Geltung kommt, wird der Titel unterstrichen, durch die große Pfauenfeder mit den lila-silbernen Spitzen wird das Hauptmotiv der Geschichte mit eingebracht. Besonders gelungen finde ich die Buchrückseite, deren Hintergrund aus violetten Federn gebildet wird. Wirklich toll!


Erster Satz: "Hellgoldene Sonnenstrahlen durchfluteten den Nachmittagshimmel, an den sich schon viel zu früh der Mond geschlichen hatte, ganz so, als könnte er es nicht erwarten die kommende Nacht mit seinem eigenen silbernen Licht zu füllen."


Nach einem kurzen, spannungserweckenden Prolog beginnt die Geschichte, die auf ihren kurzen 300 Seiten immer wieder mit Setting-Wechsel, spannenden neuen Charakteren und Wendungen verblüfft. Wir lernen die junge Lia kennen, die ganz alleine da steht, nachdem ihre Pflegemutter nach einem ominösen Hausbrand im Koma liegt. Als sie dann auch noch im Wald auf einen wunderschönen Vogel trifft, der ihr seine Magie schenkt, von einem rotäugigen Mann verfolgt und von einem silberäugigen Jungen gerettet wird, verliert sie komplett die Orientierung. Mit einem Mal ist alles, was sie kannte zerstört und stattdessen tut sich vor ihr eine komplett neue Welt auf, in der sieben verschiedene Magien existieren - und Lia scheint Teil dieser Welt zu sein. Doch warum sind die Magien durch sie zurückgekehrt, was hat es mit dem Mann mit den roten Augen und dem ominösen Schatten auf sich und warum scheint Lia so wichtig zu sein? Auf der Suche nach Antworten reist das junge Mädchen zusammen mit dem silberäugigen Alois und dessen goldäugigem Bruder Ares über den Globus und besucht verschiedene Magien. Doch auch der Schatten kommt viel herum...


"Silber, Blau, Gold, Rosa, Grün, Türkis", wiederholte Lia und blätterte das Buch erneut durch.. "Aber wo ist...", murmelte sie vor sich hin. Und dann sah sie, wonach sie gesucht hatte. "Lila", hauchte sie. Da war er wieder, der seltsame Vogel. Goldene Federn, die sich mit lilafarbenen vermischen und die schillernden, an den äußeren Spitzen silbrigen, Pfauenfedern an den Enden der Flügel und des Schwanzes, deren Innerstes zugleich einen Hauch von Rosa aufwies. Das war es. Der Vogel mit den unnatürlich lilafarbenen Augen (…)"


Die Charaktere sind alle wunderbar ausgearbeitet und in ihrer Vielfalt ambivalent. Zwar lässt sich ganz klar sagen, dass es noch Entwicklungsbedarf gibt und wir bei einem 300seitigen Fantasy Abenteuer nicht mit tiefgründigen Charakterisierungen rechnen können, die Gefühle und Gedanken der Protagonisten werden uns trotzdem verständlich und berührend näher gebracht. Auch wenn manche Personen wohl nur Teil der Handlung sind, um eine bestimmte Rolle auszufüllen, habe ich mich gut amüsiert. Aufgefallen ist mir das manchmal recht unterschiedliche Verhalten der Protagonisten - mal reifer, mal kindlicher - wodurch sich ihr Alter schwer abschätzen lässt. Ob das Absicht war, weiß ich nicht, aber dadurch ist die Geschichte sowohl für jüngere Fantasy-Leser als auch für Jugendliche und Vorleser geeignet.

"Hoch leuchtend am Himmel,
Hell silbern bei Nacht,
Erhellen Strahlen die Berge,
Wie ein Hüter, der über sie wacht.

Dort unten am Gipfel,
Ein winziges Wesen steht´s schlief,
Sucht den Schutz des Mondes,
Den gegen Feinde es rief.

Jahrhundert um Jahrhundert,
Nährt er es durch sich,
Bis die erste silbrige Schwinge,
Seinen Rücken durchbricht.

Hat Schuppen wie Fische,
Der Panzer aus Stahl,
Funkenfeuer im Innern,
Silberhell jeder Strahl."

Sehr gerne bin ich mit Lia über den Globus vom bergigen Thalbach Anwesen in Deutschland über das blumige Einhornschloss der Ensoileillés bis ins kalte Polargebiet bei den Valtamerisons, die mit den Narwalen zusammen leben. Mit vielen innovativen Ideen und einem wunderbar ausgearbeiteten Spannungsbogen, lotst uns K. C. Zwilling unbeschwert durch die Geschichte und mit ihrem flüssigen, leicht zu lesenden Schreibstil ist man nur allzu bald am Ende der süßen Geschichte angekommen. Besonders die vielen Hintergrundgeschichten und Gedichte, die uns in die Welt der Magien tiefer einführen, als ich erwartet hätte, haben mir sehr gute gefallen! Durch geschickte Andeutungen und viele offene Fragen und Anknüpfungspunkte lässt die Autorin Stoff für eine Fortsetzung übrig und macht mit einem Cliffhanger am Ende Lust auf mehr!

"Geschichten und Erinnerungen sind etwas Schönes, etwas Kostbareres. Aber man sollte ihnen nicht ständig nachhängen, sonst verpasst man die Wunder im eigenen Leben."


Fazit:

Ich freue mich schon darauf, was K.C. Zwilling noch alles mit Lia, Alois, Rosa, Ares und Co. vorhat und empfehle dieses herzliche Fantasy-Abenteuer an alle, die aus ihrem Alltag in eine magische, bunte Welt fliehen möchten, in der alles möglich erscheint!

Veröffentlicht am 30.05.2018

Ein ergreifender Roman, der seinesgleichen sucht!

Tausend strahlende Sonnen
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Allgemeines:

Titel: Tausend strahlende Sonnen
Autor: Khaled Hosseini
Verlag: FISCHER (3. Februar 2014)
Genre: Historiendrama
ISBN-10: 3596030935
ISBN-13: 978-3596030934
ASIN: B00HWMVMRE
Seitenzahl: 400 ...

Allgemeines:

Titel: Tausend strahlende Sonnen
Autor: Khaled Hosseini
Verlag: FISCHER (3. Februar 2014)
Genre: Historiendrama
ISBN-10: 3596030935
ISBN-13: 978-3596030934
ASIN: B00HWMVMRE
Seitenzahl: 400 Seiten
Originaltitel: A Thousand Splendid Suns
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
10,90€ (Taschenbuch)
12€ (Gebundene Ausgabe)




Inhalt:


Mariam ist fünfzehn, als sie aus der Provinz nach Kabul geschickt und mit dem dreißig Jahre älteren Schuhmacher Raschid verheiratet wird. Jahre später erlebt Laila, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, ein ähnliches Schicksal. Als ihre Familie bei einem Bombenangriff ums Leben kommt, wird sie Raschids Zweitfrau. Nach anfänglichem Misstrauen werden Mariam und Laila zu engen Freundinnen. Gemeinsam wehren sie sich gegen Raschids Brutalität. Während der Taliban-Herrschaft überstehen sie die Bombardierungen, Hunger und physische Gewalt - und ihre Stärke wächst ins schier Unermessliche...



Bewertung:



Schon seit ich "Traumsammler" von ihm gelesen habe, gehört Khaled Hosseini für mich zu den Größen der Gegenwartsliteratur. Doch mit diesem ergreifenden Roman über das Schicksal zweier Frauen in Afghanistan lässt er den Vorgängerroman weit hinter sich zurück und geht mit der grausamen Intensität der rücksichtslosen Unterdrückung und Verachtung der Gesellschaft gegenüber Frauen unter die Haut und trifft mit der hoffnungsvollen Liebe der beiden Frauen, die ihnen die Stärke zum Überdauern verlieht, direkt ins Herz!


Erster Satz: "Mariam war fünf, als sie zum ersten Mal das Wort "harami" hörte."


Das Cover lässt mit der gelb-roten Farbgebung, der kahlen Landschaft und den vereinzelten Blättern im oberen Bereich auf die drückende Hitze Afghanistans schließen und greift mit der einsamen, leicht vornübergebeugten, verschleierten Frauensilhouette im Vordergrund das Hauptthema des Buches auf. Ganz besonders berührend finde ich jedoch den Titel "Tausend strahlende Sonnen", welcher von einem Gedicht von Saib-e-Tabrizi abgeleitet ist, welches in verschiedenen Zusammenhängen mehrmals im Buch zitiert wird. Sehr bald wird klar, wofür die strahlenden Sonnen stehen: für die Schönheit Afghanistans, die Liebe und die Hoffnung, die den Menschen über die schweren Zeiten hinweghelfen.


„Nicht zu zählen sind die Monde, die auf ihren Dächern schimmern,
noch die tausend strahlenden Sonnen, die verborgen hinter Mauern stecken.“


Die in vier Teile unterteilte Geschichte beginnt mit der Kindheit Mariams in einem kleinen Ort nahe Herat in der Mitte Afghanistans. Sehr sensibel, einfühlsam und mit großer Intensität erzählt Khaled Hosseini, wie die 15jährige Mariam nach dem Tod ihrer Mutter von ihrem Vater mit einem doppelt so alten Schuhmacher verheiratet wird und unterwürfig Missachtung, Misshandlung aushalten muss und auf ihrer Suche nach Liebe und Anerkennung nur Ablehnung, Schmerz und Unterdrückung findet.
Auf dem Tiefpunkt ihres Lebens lassen wir sie vorübergehend alleine, wie die restliche Welt auch und widmen uns stattdessen der jungen Laila. Während Mariam als unehelicher Bastard in ärmlichen Verhältnissen in ländlichem Gebiet aufgewachsen ist, ist Laila Teil eines gut situierten Lehrers und kann im lebendigen Kabul zur Schule gehen und zur selbst bestimmten, gebildeten Frau heranwachsen. An ihrer Seite steht der einbeinige aber sonst lebensfrohe Tarik, mit dem sie seit Kindertagen ein Herz und eine Seele ist und der mit vorschreitendem Alter ganz neue Gefühle in Laila weckt. Als jedoch der Krieg losbricht, ihre Familie von einer Bombe zerfetzt wird und Tarik mit seiner Familie ins Ausland fliehen muss, bleibt sie alleine zurück - und schwanger. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als zu heiraten und als sich ihr viel älterer Nachbar anbietet, sie zur Zweitfrau zu nehmen, zieht sie kurzerhand bei Raschid und Mariam ein.
Im nun folgenden dritten Teil dürfen wir mit verfolgen, wie die beiden Frauen von Fremden, zu Rivalinnen, zu Geduldeten, zu Verbündeten werden und wie sich langsam eine Verbindung zwischen den beiden aufbaut, die auf tiefem Verständnis, Verbundenheit und Liebe fußt. Durch Laila findet Mariam endlich ihre Ankerkennung und Liebe und wird durch diese von ihrer Isolation befreit, bekommt die Kraft, Grenzen zu überwinden, ihre Verletzlichkeit zu entblößen und sich schließlich selbst zu opfern, damit Laila ein besseres Leben führen kann...


"Sie würde im Herzen ihrer Mutter keinen solchen Eindruck hinterlassen wir ihre Brüder, denn Mamis Herz war wie ein fahler Sandstrand, auf dem Lailas Spuren von den Wellen des Kummers, die darüber hinwegbrandeten, immer wieder weggespült wurden."


Während wir in der Erzählung um Mariam und Lailas Schicksal versinken, wird uns beiläufig die Geschichte Afghanistans von den 1970er Jahren bis zur Ära des 11. Septembers erzählt, wobei die persönliche Geschichte mit der historischen untrennbar verwoben wird. Dadurch sind die Aufruhr im Land, die Revolution, die Bombardierungen, die Machtergreifungen, die Unterdrückungen, die Gesetzesänderungen, die Kämpfe, eng mit Lailas und Mariams Geschichte verbunden, was Afghanistan, genauer Kabul, zu mehr als nur einer Kulisse macht. Ohne Fakten unter die Nase gerieben zu bekommen erhalten wir hier einen umfassenden Eindruck von dem Leid und der Ungerechtigkeit, die die Bevölkerung dieses Landes erdulden mussten und bauen nebenbei eine persönliche Beziehung zu dem stark gebeutelten Land auf, die weiteres Wegsehen eigentlich unmöglich macht! Das Auf und Ab, der von Fremdbestimmung, Unterdrückung, Gewalt aber auch aus Liebe entsprungener Willenskraft, geprägten Geschichte um die beiden Frauen, ist dabei repräsentativ für das Schicksal des gebeutelten Afghanistans. An jeder Kleinigkeit, Feinheit, scheinbaren Belanglosigkeit und in jedem Nebensatz, den der Autor über dieses Land schreibt, kann man seine Liebe und Faszination für die Kultur und Landschaft und die Menschen dort ablesen. Es werden gleichsam die schönsten und hässlichsten Seiten des Heimatlandes des Autoren präsentiert, die dunkle Zeit der Invasionen der Sowjets, der Amerikaner und der Taliban findet unkommentiert und objektiv einen Platz genau wie starke Frauenfiguren, der Nationalstolz und Traditionen. Doch das Land ist mehr als nur Kulisse, es ist Ursprung und Herzstück dieser Geschichte und das konnte selbst ich spüren, die mit der arabischen Welt keinerlei Verbindung habe.


"Tja, meine jungen Freunde, das ist das Schicksal unseres Landes", sagte der Chauffeur und schnippte eine Zigarettenkippe aus dem Fenster. "Ein Eroberungsfeldzug nach dem anderen. Mazedonier, Sassaniden, Araber, Mongolen. Und jetzt die Russen. Aber wir sind wie die Festungsmauer da drüben. Ramponiert und kein schöner Anblick, aber immer noch stehend."


Während "Drachenläufer" als Vater-Sohn-Geschichte verstanden wird, kann "Tausend strahlende Sonnen" als Mutter-Tochter-Geschichte gelesen werden, da die Beziehung der beiden Frauen, die vom Alter her Mutter und Tochter sein könnten, im Mittelpunkt steht. Bezeichnend ist, dass sie sich an mehreren Stellen im Buch als Mutter und Tochter ausgeben. Mit den beiden bekommen wir zwei sehr starke Frauenfiguren vorgesetzt, mit deren Träumen, Gefühlen und ihrem täglichen Kampf ums Überleben ich mich gut identifizieren konnte, auch wenn sie komplett anderen kulturellen Kreisen entstammen. Es ist ganz wundersam, wie viel Seele Hosseini seinen Figuren zuspricht und auf welche tiefgründige Art er es versteht, uns ihr Innersten darzubringen, ihre Ecken und Kanten, Runzeln und Falten wenn sie menschlich, grausam oder bemitleidenswert handeln und sie zutiefst verstanden darstellt.

Dabei kreist der Roman um ein sehr aktuelles Thema. Berichte über Ehrenmorde, Genitalverstümmelungen, Steinigungen wegen Ehebruchs, die Zugangsverweigerung zu Bildung und Erziehung, Arbeit und Gesundheitsversorgung und die zwanghafte Verschleierung lassen keinen Zweifel an der bedrückenden Situation von Frauen in einigen muslimischen Staaten. Die Geschichte sensibilisiert für die Unterdrückung der Frauen, weist jedoch gleichzeitig die Forderung nach mehr Druck durch den Westen zurück. Denn durch äußeren Zwang für gleiche Rechte zu sorgen, missachtet die Komplexität der kritisierten Gesellschaft. Der Roman gibt allen hinter einer Burka versteckten Frauen ein Gesicht und lässt mich mein Weltbild neu überdenken. Ich muss zugeben, dass ich bis vor wenigen Tagen auch noch mit einer leisen Gefühlsmischung aus Mitleid und Missbilligung an komplett verschleierten Frauen vorbeigelaufen bin und nicht verstanden habe, was für ein kultureller Druck hinter diesem Thema steht - auch bei Familien in Deutschland. Ich für meinen Fall werde auf jeden Fall für immer einen anderen Blickwinkel auf die Frau in Burka am Straßenrand haben.


"So wie eine Kompassnadel immer nach Norden zeigt, wird der anklagende Finger eines Mannes immer eine Frau finden. Immer. Denk daran, Mariam."


Ganz besonders schön ist, dass wir es hier mit einer berührenden Liebesgeschichte zu tun haben, die trotz all der furchtbaren Grausamkeiten im Großteil der Handlung hoffnungsvoll, warmherzig und schön anmutet. Auch wenn die beiden Frauen in absolut unglücklichen Verhältnissen leben und keinerlei Perspektiven zu haben scheinen, ist es letztlich die Liebe, die bei Hosseini siegt. Der Autor schafft es, gleichzeitig sehr still und eindringlich; distanziert und emotional; dramatisch und ruhig zu sein und sich in jeder erdenklichen Situation an die Protagonisten anzupassen. Dabei zwingt er den Leser niemals in eine bestimmte Richtung oder beantwortet wertende Fragen nach Unterlassung, Schuld, Preis oder Sühne. Stattdessen erlebt er, beobachtet, fühlt, erkennt und beschreibt, überlässt es aber dem Leser, über das Erfahrene nachzudenken und zu urteilen. Immer wieder stößt man auf kluge Dialoge und liest Sätze, die einen noch lange beschäftigen, während man dieser Geschichte folgt, die zeitweise fast ungemütlich und teilweise schwer zu ertragen ist, so viel Schmerz und Wahrheit, wie sie enthält.

Hosseinis Schreibstil ist wie seine Erzählweise einem Chamäleon gleich: er passt sich an. Mal leuchtend poetisch, mal sparsamer und farblich gedeckt, mal ausschweifend, mal aufs Wesentliche reduziert, aber immer sehr inhaltlich direkt und sprachlich dabei wundervoll verschachtelt und durchdacht. Dabei schafft er es die Geschichte auf eine Art und Weise zu erzählen, die klar macht, dass man einem Leben lauscht, welches genauso gelebt werden muss und auch bei schwierigem Inhalt ein gutes Gefühl zu vermitteln. Vor allem das Ende rührte mich zu Tränen, auch wenn uns hier kein typisches Happy End erwartet.


"Sie ist hier, zwischen den frisch gestrichenen Wänden, in den neu gepflanzten Bäumen, in den Wolldecken, die die Kinder wärmen, in diesen Kissen und Büchern und Stiften. Im Lachen der Kinder. Vor allem aber ist Mariam in ihrem eigenen Herzen, wo sie so ell wie tausend Sonnen leuchtet."



Fazit:

Der Roman geht mit der grausamen Intensität der rücksichtslosen Unterdrückung und Verachtung gegenüber den beiden Frauen unter die Haut und trifft mit der hoffnungsvollen Liebe, die Mariam und Laila die Stärke zum Überdauern verlieht, direkt ins Herz! Ein ergreifender Roman, der seinesgleichen sucht!

Veröffentlicht am 30.05.2018

Ein ergreifender Roman, der seinesgleichen sucht!

Tausend strahlende Sonnen
0

Allgemeines:

Titel: Tausend strahlende Sonnen
Autor: Khaled Hosseini
Verlag: FISCHER (3. Februar 2014)
Genre: Historiendrama
ISBN-10: 3596030935
ISBN-13: 978-3596030934
ASIN: B00HWMVMRE
Seitenzahl: 400 ...

Allgemeines:

Titel: Tausend strahlende Sonnen
Autor: Khaled Hosseini
Verlag: FISCHER (3. Februar 2014)
Genre: Historiendrama
ISBN-10: 3596030935
ISBN-13: 978-3596030934
ASIN: B00HWMVMRE
Seitenzahl: 400 Seiten
Originaltitel: A Thousand Splendid Suns
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
10,90€ (Taschenbuch)
12€ (Gebundene Ausgabe)




Inhalt:


Mariam ist fünfzehn, als sie aus der Provinz nach Kabul geschickt und mit dem dreißig Jahre älteren Schuhmacher Raschid verheiratet wird. Jahre später erlebt Laila, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, ein ähnliches Schicksal. Als ihre Familie bei einem Bombenangriff ums Leben kommt, wird sie Raschids Zweitfrau. Nach anfänglichem Misstrauen werden Mariam und Laila zu engen Freundinnen. Gemeinsam wehren sie sich gegen Raschids Brutalität. Während der Taliban-Herrschaft überstehen sie die Bombardierungen, Hunger und physische Gewalt - und ihre Stärke wächst ins schier Unermessliche...



Bewertung:



Schon seit ich "Traumsammler" von ihm gelesen habe, gehört Khaled Hosseini für mich zu den Größen der Gegenwartsliteratur. Doch mit diesem ergreifenden Roman über das Schicksal zweier Frauen in Afghanistan lässt er den Vorgängerroman weit hinter sich zurück und geht mit der grausamen Intensität der rücksichtslosen Unterdrückung und Verachtung der Gesellschaft gegenüber Frauen unter die Haut und trifft mit der hoffnungsvollen Liebe der beiden Frauen, die ihnen die Stärke zum Überdauern verlieht, direkt ins Herz!


Erster Satz: "Mariam war fünf, als sie zum ersten Mal das Wort "harami" hörte."


Das Cover lässt mit der gelb-roten Farbgebung, der kahlen Landschaft und den vereinzelten Blättern im oberen Bereich auf die drückende Hitze Afghanistans schließen und greift mit der einsamen, leicht vornübergebeugten, verschleierten Frauensilhouette im Vordergrund das Hauptthema des Buches auf. Ganz besonders berührend finde ich jedoch den Titel "Tausend strahlende Sonnen", welcher von einem Gedicht von Saib-e-Tabrizi abgeleitet ist, welches in verschiedenen Zusammenhängen mehrmals im Buch zitiert wird. Sehr bald wird klar, wofür die strahlenden Sonnen stehen: für die Schönheit Afghanistans, die Liebe und die Hoffnung, die den Menschen über die schweren Zeiten hinweghelfen.


„Nicht zu zählen sind die Monde, die auf ihren Dächern schimmern,
noch die tausend strahlenden Sonnen, die verborgen hinter Mauern stecken.“


Die in vier Teile unterteilte Geschichte beginnt mit der Kindheit Mariams in einem kleinen Ort nahe Herat in der Mitte Afghanistans. Sehr sensibel, einfühlsam und mit großer Intensität erzählt Khaled Hosseini, wie die 15jährige Mariam nach dem Tod ihrer Mutter von ihrem Vater mit einem doppelt so alten Schuhmacher verheiratet wird und unterwürfig Missachtung, Misshandlung aushalten muss und auf ihrer Suche nach Liebe und Anerkennung nur Ablehnung, Schmerz und Unterdrückung findet.
Auf dem Tiefpunkt ihres Lebens lassen wir sie vorübergehend alleine, wie die restliche Welt auch und widmen uns stattdessen der jungen Laila. Während Mariam als unehelicher Bastard in ärmlichen Verhältnissen in ländlichem Gebiet aufgewachsen ist, ist Laila Teil eines gut situierten Lehrers und kann im lebendigen Kabul zur Schule gehen und zur selbst bestimmten, gebildeten Frau heranwachsen. An ihrer Seite steht der einbeinige aber sonst lebensfrohe Tarik, mit dem sie seit Kindertagen ein Herz und eine Seele ist und der mit vorschreitendem Alter ganz neue Gefühle in Laila weckt. Als jedoch der Krieg losbricht, ihre Familie von einer Bombe zerfetzt wird und Tarik mit seiner Familie ins Ausland fliehen muss, bleibt sie alleine zurück - und schwanger. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als zu heiraten und als sich ihr viel älterer Nachbar anbietet, sie zur Zweitfrau zu nehmen, zieht sie kurzerhand bei Raschid und Mariam ein.
Im nun folgenden dritten Teil dürfen wir mit verfolgen, wie die beiden Frauen von Fremden, zu Rivalinnen, zu Geduldeten, zu Verbündeten werden und wie sich langsam eine Verbindung zwischen den beiden aufbaut, die auf tiefem Verständnis, Verbundenheit und Liebe fußt. Durch Laila findet Mariam endlich ihre Ankerkennung und Liebe und wird durch diese von ihrer Isolation befreit, bekommt die Kraft, Grenzen zu überwinden, ihre Verletzlichkeit zu entblößen und sich schließlich selbst zu opfern, damit Laila ein besseres Leben führen kann...


"Sie würde im Herzen ihrer Mutter keinen solchen Eindruck hinterlassen wir ihre Brüder, denn Mamis Herz war wie ein fahler Sandstrand, auf dem Lailas Spuren von den Wellen des Kummers, die darüber hinwegbrandeten, immer wieder weggespült wurden."


Während wir in der Erzählung um Mariam und Lailas Schicksal versinken, wird uns beiläufig die Geschichte Afghanistans von den 1970er Jahren bis zur Ära des 11. Septembers erzählt, wobei die persönliche Geschichte mit der historischen untrennbar verwoben wird. Dadurch sind die Aufruhr im Land, die Revolution, die Bombardierungen, die Machtergreifungen, die Unterdrückungen, die Gesetzesänderungen, die Kämpfe, eng mit Lailas und Mariams Geschichte verbunden, was Afghanistan, genauer Kabul, zu mehr als nur einer Kulisse macht. Ohne Fakten unter die Nase gerieben zu bekommen erhalten wir hier einen umfassenden Eindruck von dem Leid und der Ungerechtigkeit, die die Bevölkerung dieses Landes erdulden mussten und bauen nebenbei eine persönliche Beziehung zu dem stark gebeutelten Land auf, die weiteres Wegsehen eigentlich unmöglich macht! Das Auf und Ab, der von Fremdbestimmung, Unterdrückung, Gewalt aber auch aus Liebe entsprungener Willenskraft, geprägten Geschichte um die beiden Frauen, ist dabei repräsentativ für das Schicksal des gebeutelten Afghanistans. An jeder Kleinigkeit, Feinheit, scheinbaren Belanglosigkeit und in jedem Nebensatz, den der Autor über dieses Land schreibt, kann man seine Liebe und Faszination für die Kultur und Landschaft und die Menschen dort ablesen. Es werden gleichsam die schönsten und hässlichsten Seiten des Heimatlandes des Autoren präsentiert, die dunkle Zeit der Invasionen der Sowjets, der Amerikaner und der Taliban findet unkommentiert und objektiv einen Platz genau wie starke Frauenfiguren, der Nationalstolz und Traditionen. Doch das Land ist mehr als nur Kulisse, es ist Ursprung und Herzstück dieser Geschichte und das konnte selbst ich spüren, die mit der arabischen Welt keinerlei Verbindung habe.


"Tja, meine jungen Freunde, das ist das Schicksal unseres Landes", sagte der Chauffeur und schnippte eine Zigarettenkippe aus dem Fenster. "Ein Eroberungsfeldzug nach dem anderen. Mazedonier, Sassaniden, Araber, Mongolen. Und jetzt die Russen. Aber wir sind wie die Festungsmauer da drüben. Ramponiert und kein schöner Anblick, aber immer noch stehend."


Während "Drachenläufer" als Vater-Sohn-Geschichte verstanden wird, kann "Tausend strahlende Sonnen" als Mutter-Tochter-Geschichte gelesen werden, da die Beziehung der beiden Frauen, die vom Alter her Mutter und Tochter sein könnten, im Mittelpunkt steht. Bezeichnend ist, dass sie sich an mehreren Stellen im Buch als Mutter und Tochter ausgeben. Mit den beiden bekommen wir zwei sehr starke Frauenfiguren vorgesetzt, mit deren Träumen, Gefühlen und ihrem täglichen Kampf ums Überleben ich mich gut identifizieren konnte, auch wenn sie komplett anderen kulturellen Kreisen entstammen. Es ist ganz wundersam, wie viel Seele Hosseini seinen Figuren zuspricht und auf welche tiefgründige Art er es versteht, uns ihr Innersten darzubringen, ihre Ecken und Kanten, Runzeln und Falten wenn sie menschlich, grausam oder bemitleidenswert handeln und sie zutiefst verstanden darstellt.

Dabei kreist der Roman um ein sehr aktuelles Thema. Berichte über Ehrenmorde, Genitalverstümmelungen, Steinigungen wegen Ehebruchs, die Zugangsverweigerung zu Bildung und Erziehung, Arbeit und Gesundheitsversorgung und die zwanghafte Verschleierung lassen keinen Zweifel an der bedrückenden Situation von Frauen in einigen muslimischen Staaten. Die Geschichte sensibilisiert für die Unterdrückung der Frauen, weist jedoch gleichzeitig die Forderung nach mehr Druck durch den Westen zurück. Denn durch äußeren Zwang für gleiche Rechte zu sorgen, missachtet die Komplexität der kritisierten Gesellschaft. Der Roman gibt allen hinter einer Burka versteckten Frauen ein Gesicht und lässt mich mein Weltbild neu überdenken. Ich muss zugeben, dass ich bis vor wenigen Tagen auch noch mit einer leisen Gefühlsmischung aus Mitleid und Missbilligung an komplett verschleierten Frauen vorbeigelaufen bin und nicht verstanden habe, was für ein kultureller Druck hinter diesem Thema steht - auch bei Familien in Deutschland. Ich für meinen Fall werde auf jeden Fall für immer einen anderen Blickwinkel auf die Frau in Burka am Straßenrand haben.


"So wie eine Kompassnadel immer nach Norden zeigt, wird der anklagende Finger eines Mannes immer eine Frau finden. Immer. Denk daran, Mariam."


Ganz besonders schön ist, dass wir es hier mit einer berührenden Liebesgeschichte zu tun haben, die trotz all der furchtbaren Grausamkeiten im Großteil der Handlung hoffnungsvoll, warmherzig und schön anmutet. Auch wenn die beiden Frauen in absolut unglücklichen Verhältnissen leben und keinerlei Perspektiven zu haben scheinen, ist es letztlich die Liebe, die bei Hosseini siegt. Der Autor schafft es, gleichzeitig sehr still und eindringlich; distanziert und emotional; dramatisch und ruhig zu sein und sich in jeder erdenklichen Situation an die Protagonisten anzupassen. Dabei zwingt er den Leser niemals in eine bestimmte Richtung oder beantwortet wertende Fragen nach Unterlassung, Schuld, Preis oder Sühne. Stattdessen erlebt er, beobachtet, fühlt, erkennt und beschreibt, überlässt es aber dem Leser, über das Erfahrene nachzudenken und zu urteilen. Immer wieder stößt man auf kluge Dialoge und liest Sätze, die einen noch lange beschäftigen, während man dieser Geschichte folgt, die zeitweise fast ungemütlich und teilweise schwer zu ertragen ist, so viel Schmerz und Wahrheit, wie sie enthält.

Hosseinis Schreibstil ist wie seine Erzählweise einem Chamäleon gleich: er passt sich an. Mal leuchtend poetisch, mal sparsamer und farblich gedeckt, mal ausschweifend, mal aufs Wesentliche reduziert, aber immer sehr inhaltlich direkt und sprachlich dabei wundervoll verschachtelt und durchdacht. Dabei schafft er es die Geschichte auf eine Art und Weise zu erzählen, die klar macht, dass man einem Leben lauscht, welches genauso gelebt werden muss und auch bei schwierigem Inhalt ein gutes Gefühl zu vermitteln. Vor allem das Ende rührte mich zu Tränen, auch wenn uns hier kein typisches Happy End erwartet.


"Sie ist hier, zwischen den frisch gestrichenen Wänden, in den neu gepflanzten Bäumen, in den Wolldecken, die die Kinder wärmen, in diesen Kissen und Büchern und Stiften. Im Lachen der Kinder. Vor allem aber ist Mariam in ihrem eigenen Herzen, wo sie so ell wie tausend Sonnen leuchtet."



Fazit:

Der Roman geht mit der grausamen Intensität der rücksichtslosen Unterdrückung und Verachtung gegenüber den beiden Frauen unter die Haut und trifft mit der hoffnungsvollen Liebe, die Mariam und Laila die Stärke zum Überdauern verlieht, direkt ins Herz! Ein ergreifender Roman, der seinesgleichen sucht!