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Veröffentlicht am 03.08.2017

Ein Auftakt, der mitreißt und Lust auf mehr macht!

Engelsnacht
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Allgemeines:

Titel: Engelsnacht
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (12. Dezember 2011)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453528794
ISBN-13: 978-3453528796
Originaltitel: Fallen
Seitenzahl: 464 Seiten
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Engelsnacht
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (12. Dezember 2011)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453528794
ISBN-13: 978-3453528796
Originaltitel: Fallen
Seitenzahl: 464 Seiten
Preis: 8,99€ (Taschenbuch)
12,95€ (gebundene Ausgabe)
3,99€ (Kindle-Edition)
Weitere Bände: Engelsmorgen;
Engelsflammen;
Engelslicht



Inhalt:

Ein Mädchen, ein Junge und eine Liebe für die Ewigkeit

Nach dem tragischen Tod ihres Freundes kommt Luce auf ein neues Internat. Nach und nach fängt die 17-Jährige an, sich einzugewöhnen, und schließt neue Freundschaften. Und dann gibt es da auch noch "ihn" – den über irdisch schönen Daniel. Luce ist sich sicher, dass sie Daniel schon einmal gesehen hat. Er behauptet allerdings, sie nicht zu kennen, und verhält sich distanziert und abweisend. Dennoch verliebt sich Luce unsterblich in ihn. Als er ihr eines Tages das Leben rettet und sie sich schließlich doch noch näherkommen, erfährt Luce, dass Daniel ein schreckliches Geheimnis verbirgt – ein Geheimnis, das eng mit ihrem eigenen Schicksal verknüpft ist ...


Bewertung:

"Zwei Liebende, immer wieder dazu verdammt, sich zu verlieben und aufs Neue zu verlieren."

Dieses Buch habe ich auf die wärmste Empfehlung meiner lieben Mitbloggerin gelesen und ihr unfehlbarer Buchgeschmack, hat sich auch hier wieder gezeigt: ich wurde nicht enttäuscht (hast grad noch mal Glück gehabt Magda ?)

Als erstes wie immer ein paar Worte zum Cover und der sonstigen Gestaltung. Ich weiß nicht, was sich deutsche Coverdesigner denken, wenn sie ein Titelbild zu einem übersetzten Buch gestalten. Ich maße mich an zu behaupten, dass sich die englischen/amerikanischen Designer bei der Gestaltung des Originalcovers viele Gedanken gemacht haben und so ein Bild geschaffen haben, das sehr gut zur Geschichte, die es verpackt, passt. In sehr vielen Fällen muss ich jedoch feststellen, dass geniale Ideen aus dem englischen nicht übernommen werden und das deutsche Cover von Fantasy-Romanen oft einen Hang dazu hat, auszusehen wie das Cover einer neuen Staffel Rosamunde Pilcher, ohne dass man eine gescheite Verbindung zur Handlung feststellen kann. Das habe ich schon sehr oft kritisiert. Deshalb hier ein riesengroßes Lob dafür, dass "Engelsnacht" in denselben wunderschönen Farben, mit demselben mystischen Mädchen und sogar demselben Layout des Titels verpackt wurde, wie es auch seine amerikanische Schwester "Fallen" ist. Durch die dunklen, aber sanft leuchtenden Farben, wirkt die Atmosphäre eher dunkel und kalt, jedoch mit einem leichten, erhabenen Hoffnungsschimmer. Dazu passt das Mädchen in dem dunklen Kleid mit den langen schwarzen Harren perfekt, das mit der Körperhaltung - gebeugt, die Hände vor dem Gesicht - eben dies ausdrückt. Die kleinen Vögel und das Setting im Wald geben dem Bild noch ein wenig mehr Mystik, sodass man es beim Ansehen kaum mehr erwarten kann, das Buch endlich zu lesen.
Auch innerhalb der Buchdeckel ist das Buch sehr hübsch gestaltet. Jeden Kapitelanfang und Absatz zieren zwei geschwungene Engelsflügel, das Buch ist in einer angenehmen Größe bedruckt.


"Der einzige Weg, die Ewigkeit zu überstehen, besteht darin, im Augenblick zu leben. Das habe ich getan, nicht mehr und nicht weniger. "


Der Schreibstil ist durchschnittlich - einem Jugendroman angemessen leicht und einfach gehalten - und somit gut zu lesen. Durch wohlplatzierte Beschreibungen und Gefühlsfarben, wird eine eher dunkle, geheimnisvolle Gothic-Atmosphäre kreiert, die super zum Cover, dem Setting und den Charakteren passt, aber leider manchmal etwas schwächelt und aufgesetzt erscheint. Es gab auch leider ein, zwei Dialoge vor allem zwischen Luce und Daniel und Luce und Cam, die mich irgendwie verwirrt, für mich keinen richtigen Sinn gegeben haben, was vielleicht an der Übersetzung liegen könnte. Ich denke, dadurch, dass viele Informationen lange unter Verschluss gehalten werden, verschleppt sich die geheimnisvolle Atmosphäre ein wenig. Außerdem erscheint die Geschichte bloß in Teilen originell, eher wie eine Neuauflage einer bekannten Engelsgeschichte in anderem Setting, weshalb ein kritischer Leser vieles an diesem Auftakt eindeutig ankreiden könnte. Doch ich bin kein allzu kritischer Leser und fand diesen ersten Teil der Reihe eindeutig interesseweckend mit vielen total guten Ansätzen, sodass viel Potential für einen spannenden weiteren Plotverlauf geschaffen wurde.


Erste Sätze: "Um Mittenacht zeichnete er dann zuletzt die Augen. Ihr Blick war der einer Raubkatze, halb zögernd, halb wild entschlossen - voller Glut. Ja, er hatte sie genau getroffen. Es waren ihre Augen."


So beginnt der Auftakt einer vierbändigen Reihe mit einem Rückblick in das Jahr 1854. In einer schicksalshaften Szene erlebt man das Problem, dass Lucinda und Daniel verfolgt: ewige Liebe, auf die immer der Tod führt. In jedem Falle. Mit diesem Vorwissen starten wir in die Geschichte, lernen die junge Lucinda kennen, die alle nur Luce nennen und die schon ihr ganzes Leben lang von merkwürdigen Schatten verfolgt wird, wabernder Dunkelheit, die sie in Angst und Schrecken versetzen und immer erscheinen, wenn etwas Schreckliches im Gange ist.. Da sie jedoch scheinbar die einzige ist, die diese Schatten sehen kann, zweifeln ihre Eltern an ihrem Geisteszustand, sodass sie als Kind so lange von Therapeut zu Therapeut geschickt wurde, bis sie schließlich einfach behauptet hat, dass sie sie nicht mehr sehen könne um diesem Teufelskreis endlich zu entkommen.
Als Luce während einer Party erneut die Schatten zu Gesicht bekommt, weiß sie sofort, dass etwas Furchtbares geschehen wird, und so passiert es: Trevor, der Junge, in den Luce verliebt war und mit dem sie sich allein zurückgezogen hatte, geht in Flammen auf und stirbt. Die Umstände seines Todes können nicht genau aufgeklärt werden, so glauben alle, dass Luce etwas damit zu tun hat, ihn vielleicht sogar getötet hat.
Daraufhin wird sie auf die "Sword & Cross" verbannt, eine Besserungsanstalt für schwererziehbare Jugendliche, die sie völlig von der Außenwelt abriegelt und unter Beobachtung stellt. Wir bekommen diese Schule als feindliche, triste Umgebung geschildert, die mehr wie ein Gefängnis, als ein Internat wirkt und stellen uns genau wie Luce die Frage, was sie dort überhaupt zu suchen hat. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Schülern hat sie ja schließlich nichts Schlimmes getan, oder? Ihre Erinnerungen an jenen Abend, an dem Trevor ums Leben kam, sind lückenhaft, doch ist sie wirklich eine Mörderin? Sie beginnt gerade, sich etwas einzuleben, Freunde zu finden, als sich die Dunkelheit erneut zu Schatten verdichten und sich ein neues Unheil zusammenbraut... Doch kann sie es diesmal aufhalten? Und wer ist der seltsame Daniel Grigori, der ihr nicht mehr aus dem Kopf geht?


"Die Flügel wirbelten in allen Farben der Welt um sie herum, dass ihr der Kopf davon schmerzte. Sie suchte mit den Augen nach einem Halt, aber da waren nur noch das glühende Rot des Sonnenuntergangs und das dunkler werdende Blau des Abendhimmels. Dann sah sie nach unten. Der Boden unter ihren Füßen. Unendlich tief unter ihr."


Obwohl der Roman eindeutig in die Sparte "Fantasy" fällt, beginnt er sehr ruhig und realitätsnah. Durch den Titel weiß man als Leser zwar von Anfang an, dass sie die Handlung in irgendeiner Form um Engel drehen wird. Trotzdem bleibt die ganze Geschichte bis zum Ende hin sehr geheimnisvoll und nur Andeutungen verraten, wer übermenschliche Kräfte haben könnte. Wer sich also auf viel Aktion oder viele Paranormal-Romance-Elemente freut, wird erstmal enttäuscht. Das erste Drittel des Buches wird erstmal dafür verwendet, uns ganz langsam Lucindas Situation zu verdeutlichen und uns die einzelnen Charaktere vorzustellen. Das zieht sich ein kleines bisschen, ist aber auch sehr interessant! Viele andere Rezensenten, die dieses Buch scharf kritisierten, brachten als Argument vor allem hervor, die Protagonisten seien oberflächlich und denkbar schlecht ausgearbeitet. Dagegen kann ich nur sagen, dass diese Reihe ein Mehrteiler ist und es absolut langweilig wäre, wenn die Charaktere schon im ersten Teil vollends ausgearbeitet wären. Stattdessen ist es die Aufgabe eines Auftaktes, einem die Hauptcharaktere grob vorzustellen, sie einzusortieren und sympathisch zu machen, deshalb wirkte auf mich auch niemand oberflächlich oder platt, sondern schlicht unfertig, so als hätte man von einem Bild nur einen kleinen Ausschnitt zu sehen bekommen. Der Rest wird dann sicher mit den Folgebändern klarer...


"Sie stand halb drinnen, halb draußen, an der Schwelle zwischen dem groben Asphalt des Parkplatzes und dem verwahrlosten, von Gräsern und Unkraut überwucherten Gräberfeld. Löwenzahn wuchs hinter dem Tor, und Luce wollte ihn schon fast abpflücken, sich einen Wunsch ausdenken und blasen. Früher hätte sie das gemacht, aber jetzt nicht mehr. Ihre Wünsche passten nicht mehr zu einer zarten, leichten Pusteblume."


Luce ist unumstritten die Protagonistin und erzählt als personaler Erzähler aus der Vergangenheit. Wir müssen uns mit Luce in der neuen Umgebung mit den vielen rätselhaften, neuen Gestalten zurechtfinden und werden in ihre Vergangenheit eingeführt. Nach und nach erfahren wir, aus was für einem Grund sie in der "Sword & Cross" gelandet ist und sind natürlich auch neugierig auf die Schicksale der anderen Schüler. Kameras überall, sie ganz alleine in der Mitte von Verbrechern, der Unterricht ist furchtbar und dann wird sie in der Kantine auch noch grundlos von einer anderen Schülerin attackiert und vor der ganzen Schule gedemütigt. Da ist natürlich klar, dass es um ihr Selbstbewusstsein und ihre Zufriedenheit nicht allzu gut steht. Trotzdem mutiert sie nicht zu einem Jammerlappen, sondern steht zu sich und gibt nicht auf! Zwar handelt sie manchmal etwas naiv lässt sich vorrangig von ihren Gefühlen leiten und versinkt auch mal im Selbstmitleid, ist aber trotzdem authentisch und liebenswürdig dargestellt. Vor nichts hat sie mehr Angst, als die Kontrolle zu verlieren, anderen etwas anzutun und nicht zu wissen, ob sie nun wirklich zu einem Mord fähig wäre oder nicht. Zudem quält sie die Einsamkeit immer mehr. Als sie denkt, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, retten sie die furchtlose Arriane und die schüchterne Penn aus ihrer Isolation und zwischen ihnen entwickelt sich schnell eine Freundschaft. Es sind also gute Grundsteine für eine Charakterentwicklung gelegt, ich erwarte, dass sie in den weiteren Bänden reifer wird und mehr versteht.

Doch ihr Außenseiterposten ist längst nicht ihr einziges und schon gar nicht größtes Problem!
Neben dem Unterricht muss Luce sich vor allem mit dem anderen Geschlecht herum schlagen, obwohl sie nach der Sache mit Trevor eigentlich auf keinen Fall eine neue Beziehung eingehen wollte.

"Daniel? Cam? Wie lange war sie jetzt an dieser Schule? Einen halben Vormittag? Und sie zerbrach sich schon über zwei Jungen den Kopf"


Einerseits lernt sie Cam kennen, den coolen und beliebten Jungen, der Luce vom ersten Tag an umschwärmt und sich um sie bemüht. Er kümmert sich um sie, als keiner sich für sie interessiert, lädt sie zu Partys ein und macht ihr sogar Geschenke. Sie fühlt sich dadurch begehrt und geschmeichelt, weshalb sie sich auch ein wenig zu ihm hingezogen fühlt. Doch dem Leser ist vom ersten Moment an klar, dass das mit den beiden nichts werden kann. Doch Luce sieht das anders - es ist also viel Verwirrung und Herzschmerz vorprogrammiert! Denn auch er ist mehr, als er vorzugeben versucht...

Auf der anderen Seite ist da aber auch noch Daniel, der unglaublich umwerfend gutaussehende Typ, den sie schon immer zu kennen scheint, der aber so herzlich zu ihr ist, wie ein frostiger Kühlschrank. Obwohl er sich ihr gegenüber immer abweisender und widersprüchlich verhält, zieht es sie immer wieder zu ihm hin und auch er taucht immer wieder in ihrer Nähe auf, als könnten sie beide nichts gegen die unsichtbare Anziehung zwischen ihnen tun. Im Gegensatz zu Cam, der Luce offen seine Gefühle zeigt, ist Daniel sehr schwer zu durchschauen. Immer, wenn er sich Luce ein wenig genähert hat, stößt er sie wieder von sich, was ihn anfangs ziemlich unsympathisch erscheinen lassen hat. Ich mochte ihn dann aber immer mehr, als klar wurde, wie sehr er auch leidet und nur das Beste für sie will. Seine Motive und sein Innenleben, bleiben - genau wie sein großes Geheimnis - mehr oder weniger bedeckt, so dass er das große Mysterium des Buches ist, was auch leider noch nicht aufgedeckt wird, wodurch er noch etwas blass wirkt. Doch es liegen ja noch 3 Bände vor mir, man darf sich also auf einiges freuen!


"Manchmal glaube ich, nur ein Schutzengel kann mich noch retten. Aber ich habe niemals an Engel geglaubt. Bis ich ihn traf."


Luce beginnt zusammen mit ihrer Freundin Penn und der netten Bibliothekarin Miss Sophia etwas genauer nachzuforschen, was Daniel Grigoris Geheimnis anbelangt, doch hinter den Fassaden der Schüler verbirgt sich noch viel mehr, als sie gedacht hat! Und immer mehr bekommt sie die Ahnung, dass sich alles immer wieder wiederholt. Doch diesmal ist etwas anders!
An Nebencharakteren mochte ich vor allem die etwas durchgeknallte aber lebendig fröhliche Arriane und die Superbarbie Gabbe, die wie eine perfekte Blondie scheint, sich dann aber als mehr entpuppt. Das hat mir sehr gut gefallen!

Vor allem das Ende nimmt dann mit einigen neuen Erkenntnissen nochmal Tempo auf und die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen. Man erfährt endlich etwas mehr über die Beziehung Luce und Daniels, die anderen Schüler und spätestens ab dem Kampf zwischen Gut und Böse kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Leider wird auch hier nicht viel verraten, was aber auch seine gute Seite hat: Spannung auf den nächsten Teil, der zum Glück schon bei mir im Schrank steht


"Ich habe schon viel zu lange warten müssen" "Wie lange?", fragte Luce. "Nicht so lange, um zu vergessen, dass du es wert bist. Jedes Opfer. Jeden Schmerz!"


Der Epilog ist dann nochmal ein kurzer OMG-Moment, wie auch schon der Prolog und macht Lust auf mehr.


Fazit:

Ein Auftakt, der mitreißt und Lust auf mehr macht, sein Potential jedoch nicht ganz ausschöpft. Für Fans von Engeln und Liebesgeschichten auf jeden Fall empfehlenswert - ich bin sehr gespannt auf die Folgebände!!

Veröffentlicht am 03.08.2017

Nichts für sonnige Gemüter!

Fünf Minuten
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Allgemeines:

Titel: Fünf Minuten - Ein Tagebuch
Autor: Ian Cushing
Verlag: neobooks (5. Juni 2017)
Genre: Kurzgeschichte
ASIN: B072K5TCJS
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 73 Seiten
Preis: 1,99€ (Ebook) ...

Allgemeines:

Titel: Fünf Minuten - Ein Tagebuch
Autor: Ian Cushing
Verlag: neobooks (5. Juni 2017)
Genre: Kurzgeschichte
ASIN: B072K5TCJS
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 73 Seiten
Preis: 1,99€ (Ebook)



Inhalt:

"Das ganze Leben ist eine Reise."

"Fünf Minuten – Ein Tagebuch" ist ein zutiefst verstörendes Tagebuch, welches einen Einblick in das Leben des namenlosen Protagonisten gewährt. Er blickt zurück und lässt den Leser gleichzeitig an seinem Leben und seiner Metamorphose teilhaben.
"Fünf Minuten – Ein Tagebuch" beschreibt die Verzweiflung und Gedanken eines Mittvierzigers mithilfe des Existenzialismus, der zur Religion -und somit zum Erlöser und zur Geißel- des Protagonisten geworden ist; in seinen sowohl ausführlichen, als auch mitunter fragmentarischen Einträgen finden sich ebenso Elemente des Thrillers wieder, die den Geschehnissen in seinem Leben Rechnung tragen. Diese Geschichte ist definitiv nichts für sonnige Gemüter.


Bewertung:

DISCLAIMER: Vielen Dank an Ian Cushing für das Rezensionsexemplar!

Mal wieder eine Kurzgeschichte, die es in sich hat und bei deren Bewertung ich mir schwer tue:
Was ist das Leben? Welchen tieferen Sinn hat es? Diese Fragen stellen wir uns als Menschheit häufig und es gibt verschiedene Antworten und Wege, sich der Frage zu stellen. Über diese Sinn-Thematik macht sich auch der anonyme Verfasser eines Tagesbuch Gedanken und antwortet auf die Frage ganz im Sinne des Existenzialismus: Keinen. Somit hat diese Kurzgeschichte eine sehr drückende, düstere Stimmung, - eine traurige Geschichte, die immer weiter auf die Eskalation zusteuert, in Form eines Tagebuchs.


Erster Satz: "Ich habe mich entschlossen, eine Art Tagebuch zu führen und meine Gedanken aufzuschreiben."


Das Tagebuch geht über gute zwei Jahre, von 2015 bis 2017. In 21 Einträgen berichtet der Schreiber von seiner Kindheit und seiner aktuellen Situation und reflektiert dabei sein Dasein. Der Protagonist ist ein Mann Mitte Vierzig mit einem unspektakulären Job, sonst weiß man nichts über ihn. In Form von Tagebucheinträgen aus der Ich-Perspektive lässt er uns an seinen Gedanken über das Leben teilhaben. Durch Situationen existenzieller Art wird er zu spontanen Entscheidungen gezwungen und verändert sich langsam. Ob er in den meisten Situationen zu weit geht, oder einfach logisch einen weiteren Schritt tut, muss wohl jeder Leser selbst entscheiden.

Der Sprachstil ist ruhig und niveauvoll gehalten und spiegelt die nüchternde, bedrückende Lebenshaltung des Tagebuchschreibers wieder. Das lyrische-Ich stellt sich selbst viele Fragen und findet im Laufe der Geschichte seine eignen Antworten darauf. Ich stimme diesen fast durchgängig zwar nicht zu, finde aber, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss, seine Strategie um mit dem Leben klarzukommen, und wenn das die Tatsache ist, dass nichts etwas bedeutet, dann meinetwegen.

Wir kommen dem Protagonisten zwar sehr nahe - er lässt uns an seinen Gefühlen und Gedanken teilhaben -, wirklich identifizieren können wir uns mit dem Protagonisten aber nicht, er wird eher als Anti-Held dargestellt und bleibt analytisch fern und fremd. Trotz seiner distanzierten und leeren Art ist er sehr hilfsbereit, nimmt sich andererseits selber sehr zurück und ist wahrscheinlich depressiv. Er ist Existenzialist, verehrt Camus, Sartre und Hesse und erwartet nicht viel vom Leben. Genauer gesagt denkt er, dass das Leben an sich sinnlos ist. Diese Auffassung teile ich absolut nichts, weshalb es schwierig für mich war, dieses Buch zu lesen. Auf der anderen Seite wird abschreckend aber interessant dargestellt, was mit einem Menschen passieren kann, wenn er den Glauben an die Bedeutung des Lebens verliert: er verliert auch den Respekt davor und schreckt vor schrecklichen Taten nicht zurück. Er beschreibt anschaulich einen Seelenzustand, mit dem vermutlich jeder in seinem Leben schon einmal Bekanntschaft gemacht hat - Sinnlosigkeit, Selbstzweifel. Es ist das Gefühl von "kosmischer Verlorenheit" – die schier unheilbare Empfindung von Einsamkeit und Fremdheit, überhaupt von der Absurdität des Lebens. Wider Willen ist man auf diese gottverdammte Welt geworfen worden, und niemand, von den Eltern vielleicht abgesehen, hat auf einen gewartet. Existenzialismus, so könnte man sagen, ist ein Daseins-Schmerz, dem sich – ganz nebenbei – große Werke in Musik und Malerei, in Literatur und Philosophie verdanken.


"Was, wenn man merkt, dass alles keinen Sinn macht? Wenn man versteht, dass alles, was man während seines Lebens macht und schafft, am großen Tod scheitern wird? Wenn man nicht gerade Goethe, Hesse oder Metallica heißt und der Geschichte somit etwas hinterlässt, sind Milliarden Leben sinnlos. So wie meines. Im kleinsten Kreis kann man das Leben seiner Familie, Freunde und Kollegen beeinflussen und bestenfalls bereichern, aber wenn ich nicht da wäre, wäre es ein anderer."


Hier wurde ich stark an die Grundidee von Janne Tellers stark umstrittenem Roman "Nichts was im Leben wichtig ist" erinnert, der von jungen Menschen handelt, die aus Angst vor dieser Frage versuchen, einen Haufen aus Bedeutung anzusammeln und dabei vor nichts mehr zurückschrecken. Ich finde es unnötige Mühe zu versuchen, sich krampfhaft eine große Menge an geheuchelter Bedeutung an zuschaufeln, wie das viele Menschen mit materiellen Dingen tun, vertrete aber trotzdem klar die Meinung, dass es so etwas wie Bedeutung klar gibt.

Im Klapptext steht, die Geschichte sei "definitiv nichts für sonnige Gemüter", was ich auf jeden Fall genauso sehe. Leider - oder eigentlich zum Glück - habe ich ein eher sonniges Gemüt, weshalb die Geschichte mir etwas suspekt blieb. Dennoch konnte mich die Geschichte ab der Mitte etwa richtig mitreißen. Zuerst dachte ich, die Story werde ein trübsinniger, depressiver Ausflug in die Philosophie, doch dann nimmt die Geschichte Fahrt auf und wandelt sich in einen spannenden Lebenskrimi. Um die Geschichte wirklich zu verstehen, muss man sich allerdings wirklich mit der Philosophie beschäftigen und sich auch selbst hinterfragen können. Für mich war´s nichts, aber es ist auf jeden Fall eine interessante Geschichte, die dazu bringt, kritisch über das Leben nachzudenken.

Noch ein paar Worte zur Gestaltung. Das Cover passt meiner Meinung nach perfekt zur Geschichte - dunkel, trostlos und kalt. Der Totenkopf aus Eis oder Glas im Zentrum verleiht dem Bild Atmosphäre und auch der Titel passt gut. Also insgesamt eine gute Komposition!

Zum Abschluss noch ein schönes Zitat:

"Wieder lichtete sich der Nebel eines universalen, religiösen und philosophischen Problems: Gut und Böse in Form von zwei Gegenspielern existieren nicht. Du kannst alles sein, was du willst; es liegt alles in dir."


Fazit:

Wenn ihr Zeit habt, schenkt diesem Buch 5 Minuten, vielleicht kann es euch mehr erreichen als mich.

Veröffentlicht am 03.08.2017

"Die Revolution ist wie Saturn. Sie frisst ihre eigenen Kinder!"

Die Bluthunde von Paris
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Allgemeines:

Titel: Die Bluthunde von Paris
Autor: Christina Geiselhart
Verlag: epubli (31. Dezember 2016)
Genre: Historischer Roman
ISBN-10: 3741880485
ISBN-13: 978-3741880483
Seitenzahl: 522 Seiten
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Die Bluthunde von Paris
Autor: Christina Geiselhart
Verlag: epubli (31. Dezember 2016)
Genre: Historischer Roman
ISBN-10: 3741880485
ISBN-13: 978-3741880483
Seitenzahl: 522 Seiten
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
14€ (gebundene Ausgabe)
4,99€ (Kindle-Edition)




Inhalt:

Frankreich und Paris Ende des 18. Jahrhunderts:

Revolution, hetzerische Debatten im Konvent, Krieg an den Fronten, blutige Aufstände im Landesinnern, Verrat und Hunger bestimmen den Alltag und Philippines Kindheit und Jugend. Ihr Vater ist Folterer, ihr Onkel der berühmte Henker von Paris, Charles-Henri Sanson. Inmitten dieses Hexenkessels und einer Mutter, die Hure und Mörderin zugleich ist, bewahrt sich das Mädchen seine edle Seele, entwickelt sich zu einer starken, gebildeten Frau und findet jenen wieder, den sie als Kind getroffen und sofort geliebt hat. Auf das Glück der beiden jedoch wirft das Blutgerüst seinen drohenden Schatten.


Bewertung:

DISCLAIMER: Vielen Dank an Christina Geiselhart und ihr Team für das Rezensionsexemplar!

"Liberté, Égalite, Fraternité" - Man lernt es in der Schule, die Grundzüge des folgenreichsten Ereignisses der neuzeitlichen europäischen Geschichte. Die Französische Revolution war eine harte Zeit mit vielen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Problemen, welche im Roman "Die Bluthunde von Paris" deutlich vorgebracht werden. Demnach ist es bei weitem kein sonniges Buch, sondern das Porträt der Gewalt zu dieser Zeit vielen politischen Kalküls gemischt mit einer romantischen Liebesgeschichte.


Erster Satz: "Als Philippine zur Welt kam, war ihr Vater im Begirff die Waden eines Häftlings zwischen die Eisenplatten des Spanischen Stiefels zu spannen."


Die Geschichte beginnt in den frühen Anfängen der Französischen Revolution 1774 mit der Geburt der Protagonistin Philippine Sanson. Das wunderschöne Kind hat zwei Makel: ein verkrüppelter Fuß und ihre verkommene Familie. Der Vater ist Verhörvollstrecker, der Onkel der Henker von Paris, die Mutter baut mit ihrer anderen Tochter ein florierendes Hurengeschäft auf, ihre weiteren Schwestern haben allesamt sichtbare Makel, sei es eine Hasenscharte, fleckige Haut oder verdorrte Hände. Doch zu ihrem Glück sieht die habgierige Mutter in dem wunderschönen Mädchen eine Tür in eine bessere Welt, sie soll Lea durch eine gute Heirat zu Reichtum verhelfen. So schickt sie sie zur Schule und kauft ihr das Pferd Vraem, das bald ihre beste Freundin wird. Um ihrem schrecklichen Elternhaus zu entkommen unternimmt sie auf ihrem Pferd immer mehr Streifzüge durch den Wald, wodurch sie auf ein verlassenes Herrenhaus stößt und einen geheimnisvollen, jungen Mann kennenlernt, der sich dort versteckt und sie mit seinen flammenden Reden über eine Abschaffung der Monarchie und dem Aufbau einer Republik begeistert. Fortan trifft sich das Mädchen täglich mit dem Mann und lernt mehr und mehr über Politik und die Untergrundszene. In Philippine reift eine junge Liebe zu Maxence heran, doch der Mann sieht in ihr nur ein Mädchen aus der Unterschicht, die seines Standes nicht würdig wäre… Doch als er nach Paris aufbricht, folgt sie ihm. Und gerät in den Strudel der kochenden Revolution, die ihre Kinder frisst...

Der erste Teil des Buches ist relativ heftig und derb erzählt. Später wird die Handlung etwas zivilisierter, doch nicht minder blutig und gewalttätig. Die Autorin hat eine Altersempfehlung von 18 Jahren angesetzt, was ich auch auf jeden Fall bekräftigen würde. Ich selbst bin zwar noch keine 18 und habe es trotzdem verkraftet, doch das Buch hat wirklich dermaßen abstoßende und verstörende Züge, sodass ich auf jeden Fall sagen kann, es ist nicht für zart besaitete Leser zu empfehlen. Die Beschreibungen von Folter, Gewalt, Vergewaltigung und anderen Leiden des normalen Alltags sind sehr plastisch erzählt und schrecken vor nichts zurück. Das Buch gibt wirklich jeden Zustand der damaligen Zeit völlig ungeschönt wieder. Was mich aber sehr gestört hat ist, dass eine gehörige Portion an Sexszenen und Gewalt an Frauen die Geschichte durchsetzt und mit Fortschreiten Leas Gewerbes und Beschreibung der Prostitution das Buch teilweise fast abstoßend pornographische Züge entwickelt. Die Bilder, die durch die anschaulichen Beschreibungen in den Köpfen des Lesers entstehen, machten es mir schwer, mich dem Buch emotional irgendwie zu nähern. Dazu hat dann auch noch der beschreibende und fließende Schreibstil beigetragen. Manchmal wollte ich gar nicht erst weiterlesen. Es ist wirklich beeindruckend, wie gekonnt die Autorin die brutalen und erschreckenden Zustände der damaligen Epoche mit den fundierten historischen und geschichtlichen Aspekten und Ereignissen zu Beginn der Französischen Revolution verwebt, meiner Meinung nach ist sie an manchen Stellen aber entschieden und übertrieben zu weit gegangen!

Gut gefallen hat mir an der Darstellung des Buches, dass man wirklich einen besseren Einblick in die Motive und die Stimmung des Landes erhält. Revolution heißt nicht nur Stürzen der Regierung, hetzerische Debatten im Konvent, Krieg an den Fronten, sondern auch blutige Aufstände im Landesinnern, Verrat und Hunger der Bevölkerung. Man sieht, dass es nicht immer die Lösung ist, die Regierung zu stürzen und nicht leicht danach selbst zu regieren. Das Buch ist in drei große Abschnitte geteilt, die hauptsächlich die drei Teile der Revolution untergliedern, ebenso wie wichtige Abschnitte in Philippines Leben.
Die erste Phase von etwa 1789 bis 1791 stand im Zeichen des Kampfes für bürgerliche Freiheitsrechte und für die Schaffung einer konstitutionellen Monarchie.
Die zweite Phase von 1792 bis 1794 führte angesichts der inneren wie äußeren gegenrevolutionären Bedrohung zur Errichtung einer Republik mit radikaldemokratischen Zügen und zur Ausbildung einer Revolutionsregierung, die mit Mitteln des Terrors und der Guillotine alle „Feinde der Revolution“ verfolgte.
In der dritten Phase, der Direktorialzeit von 1795 bis 1799, behauptete eine von besitzbürgerlichen Interessen bestimmte politische Führung die Macht nur mühsam gegen Volksinitiativen.


"Das Volk regiert. Jetzt muss nur noch einer kommen und Feuer an die Zorneslunte legen, dann geht alles in die Luft. Am 12. Juni 1789 kam so einer..."


Gut fand ich auch, dass viele wichtige Namen und Personen, die in Zusammenhang mit der Revolution fallen genannt und manchmal auch genauer charakterisiert werden. Ich habe an vielen Stellen das Gefühl bestätigt bekommen, die Autorin hat sehr gute Recherchearbeit geleistet. Dennoch muss man sich sehr gut auskennen, um an der ganzen Flut aus Informationen und Fakten nicht erschlagen zu werden. Ich denke, ich kann von mir behaupten, ein recht gutes Allgemeinwissen zu haben, doch während ausgiebigen Politik Diskussionen der Hauptcharaktere, seltsamen Andeutungen über geheimnisvolle Untergruppen oder revolutionäre Zusammenhänge wurde ich zunehmend verwirrter. Wer waren jetzt noch mal die Sansculotten oder die Girondisten, die Jakobiner, welche der tausend Charaktere des Konvents mit den verwirrenden französisch-adeligen Namen gehörten zu welcher Gruppe und was zum Teufel wollten die eigentlich? Ich habe irgendwann angefangen zu googeln, wurde aber nicht viel schlauer daraus, sondern nur zunehmend überfordert. Die Hälfte der Informationen, gut erklärt und in Zusammenhang gestellt hätte gereicht, Großteils habe ich mich aber über die Darstellung der Fakten gefreut.

Neben all den Informationen und Entwicklungen dieser Zeit, die an sich schon ein ganzes Buch füllen könnten, gehen die Charaktere und vor allem die Geschichte der jungen Philippine leider ein wenig unter. Sie verschönern (naja außer vielleicht Lea) zwar die Geschichte, machen sie zu einem Roman, rücken aber leider ein wenig in den Hintergrund. Das könnte dann auch der Grund gewesen sein, warum ich den Drang, weiterzulesen an manchen Stellen kurzzeitig verloren habe, auch wenn ich durch die düstere, blutige Atmosphäre angespornt wurde und wissen wollte, wie es weitergeht.


"Hier unter den Kastanienbäumen wollte sie träumen. Von einer besseren Zeit und von ihrem Leben mit Maxence. Sie malte sich die Hochzeit aus, dachte an Kinder - ein Junge und ein Mädchen - und sah sich im Geiste tanzen. Irgendwann wird dies alles vorbei sein, dachte sie. Wir werden alle genug zu essen haben und in Frieden zusammen leben. Die Guillotine wird verschwinden und mit ihr die Todesangst. Irgendwann."


Denn die Story, die wir verfolgen ist wirklich sehr passend und gut durchdacht in das historische Konstrukt eingebaut. Die Charaktere sind aus der allwissenden Perspektive geschildert, wobei ich hier meine Probleme hatte sie alle an mich heran zu lassen und zu mögen.

Philippine ist der einzige Lichtblick inmitten von halbwilden Barbaren, so scheint es immer wieder. Wir lernen das Mädchen von klein auf kennen und schätzen vor allem ihren hellen und edlen Charakter, ihre fröhliche, wissbegierige und ehrliche Art, mit der sie ihre düstere Umgebung aufhellt.
Im Laufe der Story macht sie eine unglaubliche Entwicklung durch. Sie erscheint zunächst unterwürfig und kindlich naiv; verliebt in einen Mann, den sie nicht haben kann, setzt alles daran Maxence zu beeindrucken und seine Liebe zu gewinnen, um mit ihm zusammen leben zu können. Doch sie bildet sich fortlaufend weiter, lernt und liest, nimmt an Diskussionen im Konvent teil und entwickelt sich zu einer selbstbewussten Frau mit einer eigenen Meinung und einem gebildeten Blick auf die Welt, die ich bewundert habe


"Schweigend sahen sie dem Eintreten des Abends zu. Die Luft war nicht mehr klar wie am Tag, in ihr hing ein feiner Schleier, der sich langsam auf den Garten herabsenkte und ihn vergoldete. Ein schimmerndes Netz lag auf dem frischen Gras, den jungen Blättern, fiel von den Wipfeln der Bäume über das Dach des Hauses. Philippine hatte sich Maxence gegenüber gesetzt und das Gesicht zum Himmel erhoben. Sie wünschte sich, in dieses Netzt eingesponnen zu werden."


Über den adligen Revolutionär Maxence Vergniaud hingegen konnte ich oft nur den Kopf schütteln. Seine Argumentations- und Denkweise empfand ich oft als unlogisch und auch einige seiner Handlungen nicht wirklich nachvollziehen. Deshalb konnte ich Philippines Begeisterung ihm gegenüber nicht wirklich verstehen.

Erwähnen mag ich noch zwei etwas seltsame Nebenfiguren, die mir trotz ihrer etwas rohen Art sehr ans Herz gewachsen sind. Zum einen war das Philippines Onkel, der Henker von Paris Charles-Henri Sanson, bei dem sie unterkommt, nachdem ihr Vater Karl den Hurenbetrieb seiner Frau Lea und seiner Tochter Frida aufgedeckt hat. Trotz seines grausamen, blutigen Berufes zeigt er sehr menschliche, gebildete Züge. Durch Philippine kommt ein wenig Leben in sein Haus, was ihn sehr berührt und ihn nachdenken lässt. Ebenso liebgewonnen habe ich seine Großmutter Marthe. Eine robuste, redselige Frau, die sich niemals den Mund verbieten ließ und für mich ein wenig das Gewissen aller handelnden Personen darstellte, weil sie das sagte, was die anderen sich vielleicht nicht mal zu denken wagten. Insgeheim war sie mein persönlicher Liebling!


"Eine Veränderung ging in ihm vor. Er hatte das Gefühl, entweder bald zu sterben, oder ein ganz anderer Mensch zu werden."


Um zur Gestaltung zu kommen: Ich finde das Cover irgendwie passend. Durch das dreckige grau-beige wird die Atmosphäre des Buches sehr gut widergespiegelt. Dazu passen auch das berühmte Bild der Hinrichtung Ludwigs XVI. durch die Guillotine und die Zeichnungen der drei Personen in der Mitte, auch wenn ich sie nicht wirklich eindeutig zuordnen konnte. Die Frau links sollte wohl Philippine sein, in meinen Augen passt sie aber gar nicht. Die Schreibweise des Titels ist ebenso passend - geschwungene Schnörkel, die sich immer wieder im Buch wiederfinden. Den Titel fand ich erst einmal etwas verwirrend, weil ich nicht genau wusste, was die Bluthunde jetzt mit der Geschichte einer jungen Dame, die ihr Glück in Paris sucht, zu tun haben soll. Als ich dann aber verstanden habe, dass das Buch keineswegs eine lockere Story über das Leben dieses jungen Mädchens darstellt, erschloss sich auch der Titel für mich. Die Revolutionäre, Jakobiner, ihre Henker und Folterer Familie, alle sind sie blutgierig und gewalttätig - gebeutelt von dieser schwierigen Zeit.
Das Ende hat mir sehr gut gefallen, nicht kitschig und unrealistisch auf Happyend getrimmt, sondern einfach, klar aber doch positiv. Ein guter Abschluss, denn irgendwie war klar, dass es noch jemanden kosten musste.

"Die Revolution ist wie Saturn. Sie frisst ihre eigenen Kinder!"


Fazit:

Auch wenn ich das Buch an einigen Stellen zu übertrieben abstoßend empfand und mit einigen Fakten überfordert war, muss man das Geschick loben, mit dem Christina Geiselhart diese Geschichte aufgesetzt hat. Auch wenn ich das Buch nicht unbedingt schön fand, habe ich mich mehr mit der Zeit der Französischen Revolution auseinandergesetzt und vor Augen geführt bekommen, was für ein blutiges Opfer die Franzosen bringen mussten, damit wir heute die Idee einer freien Gesellschaft leben können.

Veröffentlicht am 03.08.2017

"Die Revolution ist wie Saturn. Sie frisst ihre eigenen Kinder!"

Die Bluthunde von Paris
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Allgemeines:

Titel: Die Bluthunde von Paris
Autor: Christina Geiselhart
Verlag: epubli (31. Dezember 2016)
Genre: Historischer Roman
ISBN-10: 3741880485
ISBN-13: 978-3741880483
Seitenzahl: 522 Seiten
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Die Bluthunde von Paris
Autor: Christina Geiselhart
Verlag: epubli (31. Dezember 2016)
Genre: Historischer Roman
ISBN-10: 3741880485
ISBN-13: 978-3741880483
Seitenzahl: 522 Seiten
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
29€ (gebundene Ausgabe)
4,99€ (Kindle-Edition)



Inhalt:

Frankreich und Paris Ende des 18. Jahrhunderts:

Revolution, hetzerische Debatten im Konvent, Krieg an den Fronten, blutige Aufstände im Landesinnern, Verrat und Hunger bestimmen den Alltag und Philippines Kindheit und Jugend. Ihr Vater ist Folterer, ihr Onkel der berühmte Henker von Paris, Charles-Henri Sanson. Inmitten dieses Hexenkessels und einer Mutter, die Hure und Mörderin zugleich ist, bewahrt sich das Mädchen seine edle Seele, entwickelt sich zu einer starken, gebildeten Frau und findet jenen wieder, den sie als Kind getroffen und sofort geliebt hat. Auf das Glück der beiden jedoch wirft das Blutgerüst seinen drohenden Schatten.


Bewertung:

DISCLAIMER: Vielen Dank an Christina Geiselhart und ihr Team für das Rezensionsexemplar!

"Liberté, Égalite, Fraternité" - Man lernt es in der Schule, die Grundzüge des folgenreichsten Ereignisses der neuzeitlichen europäischen Geschichte. Die Französische Revolution war eine harte Zeit mit vielen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Problemen, welche im Roman "Die Bluthunde von Paris" deutlich vorgebracht werden. Demnach ist es bei weitem kein sonniges Buch, sondern das Porträt der Gewalt zu dieser Zeit vielen politischen Kalküls gemischt mit einer romantischen Liebesgeschichte.


Erster Satz: "Als Philippine zur Welt kam, war ihr Vater im Begirff die Waden eines Häftlings zwischen die Eisenplatten des Spanischen Stiefels zu spannen."


Die Geschichte beginnt in den frühen Anfängen der Französischen Revolution 1774 mit der Geburt der Protagonistin Philippine Sanson. Das wunderschöne Kind hat zwei Makel: ein verkrüppelter Fuß und ihre verkommene Familie. Der Vater ist Verhörvollstrecker, der Onkel der Henker von Paris, die Mutter baut mit ihrer anderen Tochter ein florierendes Hurengeschäft auf, ihre weiteren Schwestern haben allesamt sichtbare Makel, sei es eine Hasenscharte, fleckige Haut oder verdorrte Hände. Doch zu ihrem Glück sieht die habgierige Mutter in dem wunderschönen Mädchen eine Tür in eine bessere Welt, sie soll Lea durch eine gute Heirat zu Reichtum verhelfen. So schickt sie sie zur Schule und kauft ihr das Pferd Vraem, das bald ihre beste Freundin wird. Um ihrem schrecklichen Elternhaus zu entkommen unternimmt sie auf ihrem Pferd immer mehr Streifzüge durch den Wald, wodurch sie auf ein verlassenes Herrenhaus stößt und einen geheimnisvollen, jungen Mann kennenlernt, der sich dort versteckt und sie mit seinen flammenden Reden über eine Abschaffung der Monarchie und dem Aufbau einer Republik begeistert. Fortan trifft sich das Mädchen täglich mit dem Mann und lernt mehr und mehr über Politik und die Untergrundszene. In Philippine reift eine junge Liebe zu Maxence heran, doch der Mann sieht in ihr nur ein Mädchen aus der Unterschicht, die seines Standes nicht würdig wäre… Doch als er nach Paris aufbricht, folgt sie ihm. Und gerät in den Strudel der kochenden Revolution, die ihre Kinder frisst...

Der erste Teil des Buches ist relativ heftig und derb erzählt. Später wird die Handlung etwas zivilisierter, doch nicht minder blutig und gewalttätig. Die Autorin hat eine Altersempfehlung von 18 Jahren angesetzt, was ich auch auf jeden Fall bekräftigen würde. Ich selbst bin zwar noch keine 18 und habe es trotzdem verkraftet, doch das Buch hat wirklich dermaßen abstoßende und verstörende Züge, sodass ich auf jeden Fall sagen kann, es ist nicht für zart besaitete Leser zu empfehlen. Die Beschreibungen von Folter, Gewalt, Vergewaltigung und anderen Leiden des normalen Alltags sind sehr plastisch erzählt und schrecken vor nichts zurück. Das Buch gibt wirklich jeden Zustand der damaligen Zeit völlig ungeschönt wieder. Was mich aber sehr gestört hat ist, dass eine gehörige Portion an Sexszenen und Gewalt an Frauen die Geschichte durchsetzt und mit Fortschreiten Leas Gewerbes und Beschreibung der Prostitution das Buch teilweise fast abstoßend pornographische Züge entwickelt. Die Bilder, die durch die anschaulichen Beschreibungen in den Köpfen des Lesers entstehen, machten es mir schwer, mich dem Buch emotional irgendwie zu nähern. Dazu hat dann auch noch der beschreibende und fließende Schreibstil beigetragen. Manchmal wollte ich gar nicht erst weiterlesen. Es ist wirklich beeindruckend, wie gekonnt die Autorin die brutalen und erschreckenden Zustände der damaligen Epoche mit den fundierten historischen und geschichtlichen Aspekten und Ereignissen zu Beginn der Französischen Revolution verwebt, meiner Meinung nach ist sie an manchen Stellen aber entschieden und übertrieben zu weit gegangen!

Gut gefallen hat mir an der Darstellung des Buches, dass man wirklich einen besseren Einblick in die Motive und die Stimmung des Landes erhält. Revolution heißt nicht nur Stürzen der Regierung, hetzerische Debatten im Konvent, Krieg an den Fronten, sondern auch blutige Aufstände im Landesinnern, Verrat und Hunger der Bevölkerung. Man sieht, dass es nicht immer die Lösung ist, die Regierung zu stürzen und nicht leicht danach selbst zu regieren. Das Buch ist in drei große Abschnitte geteilt, die hauptsächlich die drei Teile der Revolution untergliedern, ebenso wie wichtige Abschnitte in Philippines Leben.
Die erste Phase von etwa 1789 bis 1791 stand im Zeichen des Kampfes für bürgerliche Freiheitsrechte und für die Schaffung einer konstitutionellen Monarchie.
Die zweite Phase von 1792 bis 1794 führte angesichts der inneren wie äußeren gegenrevolutionären Bedrohung zur Errichtung einer Republik mit radikaldemokratischen Zügen und zur Ausbildung einer Revolutionsregierung, die mit Mitteln des Terrors und der Guillotine alle „Feinde der Revolution“ verfolgte.
In der dritten Phase, der Direktorialzeit von 1795 bis 1799, behauptete eine von besitzbürgerlichen Interessen bestimmte politische Führung die Macht nur mühsam gegen Volksinitiativen.


"Das Volk regiert. Jetzt muss nur noch einer kommen und Feuer an die Zorneslunte legen, dann geht alles in die Luft. Am 12. Juni 1789 kam so einer..."


Gut fand ich auch, dass viele wichtige Namen und Personen, die in Zusammenhang mit der Revolution fallen genannt und manchmal auch genauer charakterisiert werden. Ich habe an vielen Stellen das Gefühl bestätigt bekommen, die Autorin hat sehr gute Recherchearbeit geleistet. Dennoch muss man sich sehr gut auskennen, um an der ganzen Flut aus Informationen und Fakten nicht erschlagen zu werden. Ich denke, ich kann von mir behaupten, ein recht gutes Allgemeinwissen zu haben, doch während ausgiebigen Politik Diskussionen der Hauptcharaktere, seltsamen Andeutungen über geheimnisvolle Untergruppen oder revolutionäre Zusammenhänge wurde ich zunehmend verwirrter. Wer waren jetzt noch mal die Sansculotten oder die Girondisten, die Jakobiner, welche der tausend Charaktere des Konvents mit den verwirrenden französisch-adeligen Namen gehörten zu welcher Gruppe und was zum Teufel wollten die eigentlich? Ich habe irgendwann angefangen zu googeln, wurde aber nicht viel schlauer daraus, sondern nur zunehmend überfordert. Die Hälfte der Informationen, gut erklärt und in Zusammenhang gestellt hätte gereicht, Großteils habe ich mich aber über die Darstellung der Fakten gefreut.

Neben all den Informationen und Entwicklungen dieser Zeit, die an sich schon ein ganzes Buch füllen könnten, gehen die Charaktere und vor allem die Geschichte der jungen Philippine leider ein wenig unter. Sie verschönern (naja außer vielleicht Lea) zwar die Geschichte, machen sie zu einem Roman, rücken aber leider ein wenig in den Hintergrund. Das könnte dann auch der Grund gewesen sein, warum ich den Drang, weiterzulesen an manchen Stellen kurzzeitig verloren habe, auch wenn ich durch die düstere, blutige Atmosphäre angespornt wurde und wissen wollte, wie es weitergeht.


"Hier unter den Kastanienbäumen wollte sie träumen. Von einer besseren Zeit und von ihrem Leben mit Maxence. Sie malte sich die Hochzeit aus, dachte an Kinder - ein Junge und ein Mädchen - und sah sich im Geiste tanzen. Irgendwann wird dies alles vorbei sein, dachte sie. Wir werden alle genug zu essen haben und in Frieden zusammen leben. Die Guillotine wird verschwinden und mit ihr die Todesangst. Irgendwann."


Denn die Story, die wir verfolgen ist wirklich sehr passend und gut durchdacht in das historische Konstrukt eingebaut. Die Charaktere sind aus der allwissenden Perspektive geschildert, wobei ich hier meine Probleme hatte sie alle an mich heran zu lassen und zu mögen.

Philippine ist der einzige Lichtblick inmitten von halbwilden Barbaren, so scheint es immer wieder. Wir lernen das Mädchen von klein auf kennen und schätzen vor allem ihren hellen und edlen Charakter, ihre fröhliche, wissbegierige und ehrliche Art, mit der sie ihre düstere Umgebung aufhellt.
Im Laufe der Story macht sie eine unglaubliche Entwicklung durch. Sie erscheint zunächst unterwürfig und kindlich naiv; verliebt in einen Mann, den sie nicht haben kann, setzt alles daran Maxence zu beeindrucken und seine Liebe zu gewinnen, um mit ihm zusammen leben zu können. Doch sie bildet sich fortlaufend weiter, lernt und liest, nimmt an Diskussionen im Konvent teil und entwickelt sich zu einer selbstbewussten Frau mit einer eigenen Meinung und einem gebildeten Blick auf die Welt, die ich bewundert habe


"Schweigend sahen sie dem Eintreten des Abends zu. Die Luft war nicht mehr klar wie am Tag, in ihr hing ein feiner Schleier, der sich langsam auf den Garten herabsenkte und ihn vergoldete. Ein schimmerndes Netz lag auf dem frischen Gras, den jungen Blättern, fiel von den Wipfeln der Bäume über das Dach des Hauses. Philippine hatte sich Maxence gegenüber gesetzt und das Gesicht zum Himmel erhoben. Sie wünschte sich, in dieses Netzt eingesponnen zu werden."


Über den adligen Revolutionär Maxence Vergniaud hingegen konnte ich oft nur den Kopf schütteln. Seine Argumentations- und Denkweise empfand ich oft als unlogisch und auch einige seiner Handlungen nicht wirklich nachvollziehen. Deshalb konnte ich Philippines Begeisterung ihm gegenüber nicht wirklich verstehen.

Erwähnen mag ich noch zwei etwas seltsame Nebenfiguren, die mir trotz ihrer etwas rohen Art sehr ans Herz gewachsen sind. Zum einen war das Philippines Onkel, der Henker von Paris Charles-Henri Sanson, bei dem sie unterkommt, nachdem ihr Vater Karl den Hurenbetrieb seiner Frau Lea und seiner Tochter Frida aufgedeckt hat. Trotz seines grausamen, blutigen Berufes zeigt er sehr menschliche, gebildete Züge. Durch Philippine kommt ein wenig Leben in sein Haus, was ihn sehr berührt und ihn nachdenken lässt. Ebenso liebgewonnen habe ich seine Großmutter Marthe. Eine robuste, redselige Frau, die sich niemals den Mund verbieten ließ und für mich ein wenig das Gewissen aller handelnden Personen darstellte, weil sie das sagte, was die anderen sich vielleicht nicht mal zu denken wagten. Insgeheim war sie mein persönlicher Liebling!


"Eine Veränderung ging in ihm vor. Er hatte das Gefühl, entweder bald zu sterben, oder ein ganz anderer Mensch zu werden."


Um zur Gestaltung zu kommen: Ich finde das Cover irgendwie passend. Durch das dreckige grau-beige wird die Atmosphäre des Buches sehr gut widergespiegelt. Dazu passen auch das berühmte Bild der Hinrichtung Ludwigs XVI. durch die Guillotine und die Zeichnungen der drei Personen in der Mitte, auch wenn ich sie nicht wirklich eindeutig zuordnen konnte. Die Frau links sollte wohl Philippine sein, in meinen Augen passt sie aber gar nicht. Die Schreibweise des Titels ist ebenso passend - geschwungene Schnörkel, die sich immer wieder im Buch wiederfinden. Den Titel fand ich erst einmal etwas verwirrend, weil ich nicht genau wusste, was die Bluthunde jetzt mit der Geschichte einer jungen Dame, die ihr Glück in Paris sucht, zu tun haben soll. Als ich dann aber verstanden habe, dass das Buch keineswegs eine lockere Story über das Leben dieses jungen Mädchens darstellt, erschloss sich auch der Titel für mich. Die Revolutionäre, Jakobiner, ihre Henker und Folterer Familie, alle sind sie blutgierig und gewalttätig - gebeutelt von dieser schwierigen Zeit.
Das Ende hat mir sehr gut gefallen, nicht kitschig und unrealistisch auf Happyend getrimmt, sondern einfach, klar aber doch positiv. Ein guter Abschluss, denn irgendwie war klar, dass es noch jemanden kosten musste.

"Die Revolution ist wie Saturn. Sie frisst ihre eigenen Kinder!"


Fazit:

Auch wenn ich das Buch an einigen Stellen zu übertrieben abstoßend empfand und mit einigen Fakten überfordert war, muss man das Geschick loben, mit dem Christina Geiselhart diese Geschichte aufgesetzt hat. Auch wenn ich das Buch nicht unbedingt schön fand, habe ich mich mehr mit der Zeit der Französischen Revolution auseinandergesetzt und vor Augen geführt bekommen, was für ein blutiges Opfer die Franzosen bringen mussten, damit wir heute die Idee einer freien Gesellschaft leben können.

Veröffentlicht am 30.03.2017

Feenzauber und Flügel

Love Letters to the Dead
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Allgemeines:

Titel: Love Letters To The Dead (=Liebesbriefe an die Toten)
Autor: Ava Dellaira
Genre: Jugendroman
ISBN-10: 3570311295
ISBN-13: 978-3570311295
ASIN: B00QZELBC6
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
17,99€ ...

Allgemeines:

Titel: Love Letters To The Dead (=Liebesbriefe an die Toten)
Autor: Ava Dellaira
Genre: Jugendroman
ISBN-10: 3570311295
ISBN-13: 978-3570311295
ASIN: B00QZELBC6
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
17,99€ (Gebundene Ausgabe)
9,99€ (Taschenbuch)
!Kostenloser Hörspieldownload erhältlich!


Inhalt:

-Eine Geschichte voller Liebe und Weisheit: Das beeindruckendste Jugendbuch des Jahres-

Es beginnt mit einem Brief. Laurel soll für ihren Englischunterricht an eine verstorbene Persönlichkeit schreiben. Sie wählt Kurt Cobain, den Lieblingssänger ihrer Schwester May, die ebenfalls viel zu früh starb. Aus dem ersten Brief wird eine lange Unterhaltung mit toten Berühmtheiten wie Janis Joplin, Amy Winehouse und Heath Ledger. Denn die Toten verstehen Laurel besser als die Lebenden. Laurel erzählt ihnen von der neuen Schule, ihren neuen Freunden und Sky, ihrer großen Liebe. Doch erst, als sie die Wahrheit über sich und ihre Schwester May offenbart, findet sie den Weg zurück ins Leben und kann einen letzten Brief an May schreiben …



Bewertung:

DISCLAIMER: Erst einmal ein großes Dankeschön an die Verlagsgruppe Randomhouse und den cbt-Verlag für das Rezensionsexemplar!!!

Dieses Buch - es beginnt ganz unscheinbar, hat es aber doch in sich! Es ist so voller bittersüßer Momente von der ganz undefinierbaren Sorte, bei denen man sich nicht genau entscheiden kann, ob man vom Glück überwältigt oder von der Traurigkeit gerührt sein soll. Ganz langsam, ohne, dass ich die Chance hatte, es zu bemerken, hat es mich in seine Tiefen gezogen, mitgerissen und so berührt, dass ich nur aufgesehen habe, wenn mir ein paar Tranchen die Sicht verschleierten

"Lieber Kurt Cobain,
wir haben gerade Englisch und sollen einen Brief an eine berühmte Persönlichkeit schreiben, die schon verstorben ist. Als würde es im Himmel so etwas wie einen Geister-Postboten geben. Wahrscheinlich hat unsere Lehrerin Mrs. Buster dabei eher an einen früheren Präsidenten gedacht als an dich, aber ich brauche jemanden, mit dem ich richtig reden kann. Mit einem toten Präsidenten geht das nicht. Mit dir schon."



Mit diesen Zeilen beginnt die bewegende Geschichte der 15-jährigen Laurel. Zuerst ist es bloß eine Aufgabe für den Englisch Unterricht: ein Brief an eine verstorbene Persönlichkeit. Ungehemmt schreibt Laurel darauf los, thematisiert in ihrem Brief alles, was sie bewegt und was sich verändert hat, seit May weg ist. Sie berichtet ihrem Idol Kurt Cobain, was in ihrem Leben vorgeht, wie sie damit umgeht und wie sie die schlimmen Ereignisse zu verfolgen scheinen. Die neue Schule, neue Freunde und ihre große Liebe Sky - Probleme und Herausforderungen, denen sie sich gegenüber sieht. Doch es bleibt nicht bei einem Brief. Schon bald bemerkt Laurel, dass es ihr gut tut, an jemanden zu schreiben, jemand der tot ist und gegenüber dem sie sich deshalb öffnen kann. Also macht sie weiter und bündelt ihre Gedanken, Erfahrungen und Gefühle in kurze Briefe an verstorbene Stars wie Amy Winehouse, Heath Ledger, Janis Joplin und River Phoenix. Es gibt ihr die Möglichkeit, alles zu sortieren, was so in ihrem Leben vor sich geht. Doch schon bald muss sie feststellen, dass sich die Vergangenheit nicht einfach verdrängen und in ein paar Briefen niederschrieben lässt, und beginnt ihre Geschichte mit anderen zu teilen...


"Manchmal ist da nur Stille, nachdem man etwas gesagt hat. Oder bloß ein Echo. Wie Schreie aus unserem Inneren. Und dann fühlt man sich wirklich einsam. Aber das passiert nur, wenn man nicht richtig hinhört. Es bedeutet, dass man noch nicht bereit ist, zu hören. Denn jedes Mal, wenn wir etwas sagen, ist da eine Stimme. Eine ganze Welt, die uns antwortet."


Wir lernen die junge Laurel nur durch ihre Briefe kennen, die sie aus der Ich-Perspektive verfasst. Lesen, was sie denkt, mitzuteilen hat und fühlt. Dabei fühlt man sich als Leser manchmal ein bisschen hilflos - bloß zum Zuschauen verdammt, während wir von Brief zu Brief mehr von ihrer tragischen Geschichte offenbart bekommen und einen Einblick in ihr verwirrtes Innenleben erhalten.

Laurel ist dabei als Hauptprotagonistin einfach grandios und mir sofort ans Herz gewachsen. Wir beginnen die Geschichte in der ersten Woche auf ihrer neuen Highschool, wo sie versucht Freunde zu finden, während sie abwechselnd bei ihrem Vater und bei ihrer Tante Amy wohnt, da ihre Mutter nach dem Schicksalsschlag nach Kalifornien gezogen ist. Ohne sie genauer zu kennen, würde man sie vielleicht als still oder zurückhaltend bezeichnen. Wir wissen es besser: "abgeschottet" oder "verletzt" würde besser passen.


"In diesem Moment hab ich ganz deutlich gespürt, dass etwas zwischen mir und der Welt steht. Etwas wie eine Glasscheibe, die zu dick ist, um sie zu durchbrechen. Ich kann mir zwar neue Freundinnen suchen, aber sie werden mich niemals wirklich kennen, weil sie meine Schwester nie kennenlernen können - den Menschen, den ich am allermeisten geliebt habe. Sie werden nie erfahren, was ich getan habe. Ich muss mich damit abfinden, für immer hinter der Glasscheibe zu stehen."


Als ihre geliebte große Schwester May starb, ist Laurels Welt in tausend Scherben zersprungen. Wir dürfen ihr auf ihrem Weg des Wiederaufbauens und Saubermachens zusehen, wie sie manchmal große Schritte nach vorn machen zu scheint, dann aber wieder von ihrem Alten Schmerz überwältigt wird, als würde sie nochmals auf eine Scherbe stoßen, die sie vergessen hatte, wegzuwerfen. Schreckliche Dinge, die sie seit dem tragischen Tod ihrer Schwester May verdrängt hat, kommen langsam ans Licht und so werden diese Briefe für Laurel zu einer Art Therapie, in der sie langsam aber stetig den Verlust ihrer Schwester, aber auch den Zusammenbruch ihrer Familie und den Weggang ihrer Mutter verarbeitet. In all dem Durcheinander weiß sie immer weniger über sich selbst, wer sie war, wer sie sein will, wer sie ist und muss in all dem Durcheinander auch noch mit den Problemen der Pubertät fertig werden. Immer wieder versucht sie so zu sein wie ihre Schwester, ihr großes Vorbild, will auf der anderen Seite aber keine billige Kopie von ihr darstellen. So sucht sie immer weiter verzweifelt nach der Wahrheit, ohne zu bemerken, dass sie sie schon längt gefunden hat. Denn während sie sich ihren inneren Wölfen stellt und beginnt, May langsam Stück für Stück loszulassen, findet sie auch langsam zu sich selbst...

"Wenn du mich anschaust - siehst du dann sie vor dir? Ich meine ... May?"
"Nein ich sehe Laurel."
"Wirklich?"
"Ja wirklich!"


In dem Jahr, indem wir sie begleiten dürfen, macht sie eine enorme Entwicklung durch und lernt sehr viel über sich selber, aber auch über das Leben an sich. Sie macht viele schmerzvolle, aber auch viele wunderschöne Erfahrungen. Denn trotz der bewegenden Traurigkeit und Tragik ist dieses Buch doch "Ein Liebensbrief an das Leben", um hier mal Jay Asher, den Bestsellerautor von "Tote Mädchen lügen nicht" zu zitieren, dessen Worte auch das Cover zieren. Voller liebevoller winziger Details, wunderschönen Wahrheiten, und kleinen Weisheiten, die wir alle kennen, aber im Umgang mit anderen Menschen -auch mit uns selbst- viel zu oft vergessen, steckt dieses Buch so voller lebensbejahenden und aufmunternden Geschenken, die die bedrückende und luftabschnürende Atmosphäre soweit auflockern, dass man an die Hoffnung und das Gute im Leben glauben darf.


"Ein wahrer Freund ist jemand, der dich voll und ganz du selbst sein lässt. Der nichts von dir erwartet. Der dich so nimmt, wie du bist, ganz egal, was auch immer du in einem Moment gerade fühlst - oder nicht fühlst. Das ist es, worauf es bei der wahren Liebe ankommt: den anderen sein zu lassen, was er wirklich ist."
- Jim Morris



Was ich wirklich schön fand war, dass man auch May sehr gut kennenlernt, auch wenn sie schon nicht mehr lebt. Anfangs wird sie wie die Perfektion In Person dargestellt, doch dieses Bild relativiert sich mit der Zeit und wir und auch Laurel muss einsehen, dass ihre Schwester ebensolche Probleme hatte, wie jene, unter denen sie jetzt zu leiden hatte und hinter ihrer perfekten Fassade alles andere als glücklich war. Laurel beschreibt, sie hätte May immer in eine funkelnde, geheimnisvolle Welt verschwinden sehen, wenn sie nachts rausschlich, doch wie vieles im Leben, ist diese magische Welt, nichts als das Hirngespinst eines Kindes - so real wie der Feenzauber, mit dem die beiden Mädchen in ihrer Kindheit alles wieder heil machten, wenn etwas Wertvolles zu Bruch ging - so real wie die Feenflügel, die May zu haben schien, Flügel, die sie brachten, wohin sie wollte, sie aber nicht vorm Abstürzen gerettet haben. Doch irgendwann muss jeder erwachsen werden und grausame Wahrheiten erkennen.

So erinnert sich Laurel häufig an ihre Kindheit zurück, zu Zeiten, in denen ihre Eltern nicht getrennt waren und May alles für sie gegeben hat.
Feenzauber und Flügel!
Es sind Kinderspielereien unschuldig und voller Liebe, die uns Leser die glücklichen Momente des Lebens nicht vergessen lassen und diese zelebrierten, auch wenn sie vorbei und durch etwas zerstört worden sind.


"Die Straße endet nie." Genau so eine Straße kenne ich auch. Es ist die letzte Straße, die ich zusammen mit May entlanggefahren bin. Sie führt an den Pappeln am Flussufer vorbei, an den Gleisen und der Eisenbahnbrücke, bis in die Zeit zurück, als May und ich Kinder waren und Feenzauber gemacht haben, vorbei an den Apfelbäumen, an dem ersten Mal, als May sich die Lippen rot anmalte, an der Tanzfläche, auf der sie Paul kennenlernte, und an den Kinofilmen, die wir nie gesehen haben. Sie erstreckt sich bis an ein Ort, an dem nichts von alldem je existiert hat und wo es doch alles immer schon gab, wo zeit keine Maßeinheit ist, sondern nur ein Gefühl, das niemals aufhört..."


Gut in diese wehmütige Zurück-in-die-Kindheit-Sehnsucht fügen sich auch die anderen Charaktere ein. Ihre beiden neuen Freundinnen Nathalie und Hannah, die sich lieben, aber ein Problem damit haben, es sich einzugestehen. Ihre große Liebe Sky, der selbst mehr verbirgt, als er preisgibt. Die beiden älteren Mitschüler Kristen und Tristan, die gefangen sind, zwischen ihren Lebensträumen und ihrer Liebe. Laurels einsamer Vater und ihre Mutter, die vor all dem nach Kalifornien flüchtete und auch Laurels gottesfürchtige Tante Amy, die auf ihren Traumprinzen wartet und nur an das Gute im Menschen glaubt. Sie alle scheinen tief im Herzen noch lange nicht erwachsen geworden zu sein und immer noch an eine gewisse Magie zu glauben, die sie stärker macht und weiter leben lässt! Ein Charakter ist dabei wunderschöner und interessanter gezeichnet als der andere.


"Angst zu haben und sich danach zu sehnen, beschützt zu werden, sind die beiden elementarsten Gefühle im Leben." (...)
"Aber wenn das die beiden wichtigsten Gefühle sind, was ist dann mit der Liebe?"
"Warum glaubst du, ist die Liebe das tiefste Gefühl, das Menschen empfinden? Weil sie beides zugleich ist, Solange wir lieben, fühlen wir uns beschützt und haben trotzdem ständig Angst." Als er das sagte, verstand ich es plötzlich. Ich lächelte. "Danke", sagte ich."



Ein großer Bestandteil dieser seltsam-bittersüßen-Atmosphäre ist neben den Charakteren der Schriebstil von Ava Dellaira. Die Sätze klingen auf der einen Seite wirklich so, als hätte sie ein Teenager geschrieben, haben aber auf der anderen Seite unglaublich viel poetische Kraft in sich und lassen immer wieder sanfte und zarte Ansätze von Verständnis und Weisheit durchscheinen. Ich habe unglaublich viele wunderschöne Zitate gefunden, die ich mir einfach markieren wusste, um sie später nochmals zu lesen. Die Sätze sind dabei niemals hochgestochen, abgehoben oder in irgendeiner Weise gezwungen oder aufgesetzt schlau - sie erscheinen einfach so voller Gefühl und Charme, dass man sie in ihrer Einfachheit und Aussagekraft einfach lieben muss!


„Vielleicht ist das etwas, was man lernt, wenn man erwachsen wird: das man nicht dazu verdammt ist, ein Charakter in einer Geschichte zu sein, dem Dinge passieren, sondern dass man auch derjenige sein kann, der die Geschichte schreibt."


Musik spielt eine sehr große Rolle in diesem Roman, ebenso wie Gedichte und das generelle Thema Mut. Überwiegend Songs von "Nirvana", "The Doors" oder Künstlern wie Amy Winehouse werden zitiert oder näher behandelt, was mit einer solchen Intensität gemacht wurde, dass ich plötzlich Lust bekam, diese Bands zu hören. In vielen Briefen hat man auch etwas über die Empfänger erfahren, ihr Leben, ihre Probleme, ihre sehnlichsten Wünsche und natürlich ihr Tod. Ich fand es sehr spannend, Informationen über Kurt Cobain, Heath Ledger, Amy Winehouse und viele andere zu bekommen. Diese Persönlichkeiten hatten vor meiner Zeit ihre Berühmtheitsphase, so weiß ich nicht so viel über sie. Was die Idee aber so besonders gemacht hat, ist, dass die Protagonistin, ihr Leben manchmal mit dem der Verstorbenen vergleicht und damit ein eleganter Bogen zwischen den Briefen und Laurels Situation gezogen wird.


"Irgendwo habe ich mal gelesen, dass du erzählt hast, deine erste bewusste Erinnerung hätte mit Musik zu tun, Judy. Musik, die das ganze Haus erfüllt. Aber du hättest Angst gehabt, dass sie durch ein Fenster entwischen könnte und du ihr für den Rest deines Lebens hinterherjagen müsstest, um sie wieder einzufangen."


Neben den berühmten Musikern werden auch Gedichte von Elizabeth Bishop, E.E. Cummngs und John Keats kurz behandelt. Ich gebe Laurel recht, dass manchmal die Worte nicht ausreichen um das auszudrücken, was man fühlt, doch durch die Gedichte und die Musik unterstützt, schafft das die Autorin sehr gut und lässt uns Leser mit fiebern und -fühlen.
Insgesamt hat die Idee mit den Briefen an verstorbene berühmte Persönlichkeiten dem Buch nochmals etwas mehr Tiefe und Einzigartigkeit verliehen.

Neben der Verlust- und der Erwachsen-werden-Geschichte, werden außerdem noch viele weitere wichtige Themen, die Jugendliche etwas angehen, angesprochen. Das sind unter anderem Drogen, Scheidung, Homosexualität, Psychische Erkrankungen, Tod eines geliebten Menschen, Partys, häusliche Gewalt bis hin zu Vergewaltigung. Man könnte meinen, dass die Autorin damit übertreibt und die Geschichte überladen hat, doch diese Themen fügten sich luftig leicht in die Geschichte ein und erweiterten sie schlüssig.


"Ich habe versucht, so mutig zu sein wie May, so strahlend und frei und magischen Sternenstaub versprühend wie sie, aber ich habe es nicht geschafft. Weil ich nicht so bin."


Der Schluss gibt dann endlich die Antworten, auf die man die ganze Zeit gewartet hat, stellt darüber hinaus aber auch noch neue Wege, Lösungen und Erkenntnisse vor, die Laurel gewonnen hat. Als sie May einen letzten Brief schreiben kann, wird ein Bogen über die Kindheit, Probleme in der Vergangenheit, Verzeihen und Loslassen bis zu Laurels jetzigen Erfahrungen gezogen, der das Ende sehr rund und wunderschön abschließt. Ich muss zugeben, dass ich ganz am Ende ein bisschen weinen musste, überwältigt von all diesen Gefühlen,

Zum Schluss noch mein Lieblingszitat:

"Ich setzte mich an den Laptop und googelte nach dir, Jim. Dabei fand ich heraus, warum ihr eure Band "The Doors" genannt habt. Auf den Namen hat auch ein Satz des englischen Dichters William Blake gebracht: "Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, erschiene dem Menschen alles so wie es ist: unendlich." Ich habe lange darüber nachgedacht, was es bedeuten würde, wenn man in der Lage wäre, die Unendlichkeit jedes einzelnen Moments zu erkennen. Vielleicht ist es ja das, was Liebe bewirkt. Dass ein Menschen oder ein Moment, den man nicht verlieren möchte, einem für alle Ewigkeit erhalten bleibt..."


Fazit:

Trägt den Titel "Das beeindruckendste Jugendbuch des Jahres" zu 100% verdient! Ich wurde seit langem nicht mehr so von einer Geschichte berührt, wie diese es geschafft hat!


Hier noch ein paar weitere wunderschöne Zitate:


"Aber was ist mit meiner Schwester? Warum habe ich es nicht geschafft, sie zu beschützen?" Meine Stimme zitterte, und ich konnte richtig spüren, wie ich innerlich zusammenzuckte. Vielleicht auch äußerlich. Ich hatte das vorher noch nie so laut ausgesprochen."


"Ich glaube, wenn man etwas verliert, das einem wirklich viel bedeutet, ist das so, als würde man ein Stück von sich selbst verlieren."


"Vielleicht ist das so, wenn man verliebt ist. Man saugt alles in sich auf, ohne jemals satt zu werden, nur glücklicher."


"Man kann mutig und idealistisch und schön sein, und das bewahrt einen trotzdem nicht davor, abzustürzen."


"Manchmal sind wir so randvoll mit allen möglichen Gefühlen, dass wir nicht merken, wie unser Verhalten auf jemand anderen wirkt."


"Manchmal sind es die kleinsten Gesten, die den größten Raum einnehmen."


"Jedem passieren Dinge im Leben, die nicht fair sind. Entweder sind wir für alle Zeiten deswegen auf irgendjemanden wütend und fühlen uns ungerecht behandelt oder wir entscheiden uns dafür, mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, das Beste daraus zu machen."


"Aber Menschen sind nun mal nicht transparent. Wenn wir wollen, dass uns jemand wirklich kennenlernt, müssen wir uns öffnen und über das sprechen, was in uns vorgeht."


"Menschen können einen verlassen, aber sie können auch zurückkommen."


"Ich wünschte, du könntest mir sagen, wo du jetzt bist und warum du nicht mehr leben wolltest. Du warst der Lieblingssänger meiner Schwester May. Seit sie nicht mehr da ist, fällt es mir irgendwie schwer, ich selbst zu sein, weil ich nicht mehr genau weiß, wer ich eigentlich bin. Dabei wäre es wichtig für mich, das möglichst schnell rauszufinden."


„Wir schlendern in der Dunkelheit durch die Straßen unseres Viertels, und unsere Schatten erstrecken sich über die ganze Länge der Straße und verschmelzen miteinander, wenn wir uns küssen. Sobald mein Schatten von seinem verschluckt wird, ist alles ausgeblendet, woran ich mich nicht erinnern möchte, und ich kann mich in dem verlieren, was schön ist.“


"Ich glaube nicht, dass sie gestolpert ist. Ich glaube nicht, dass sie gesprungen ist. Sie schwebte. Ich könnte schwören, dass sie einen Moment lang mitten in der Luft stand, bevor sie fiel... Ich sah, wie sie ihre Feenflügel entfaltete. Sah, wie sie flatterten und versuchten, sie in der Luft zu halten. Sie zurückzubringen. Aber ich hatte die Flügel kaputt gemacht. "