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Veröffentlicht am 15.01.2020

Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

Bartimäus
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Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit ...

Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit seinen Charakteren und Strukturen Gesellschaftsformen spiegeln und uns ein moralisches Konzept vermitteln, darüber geht aber leider die Handlung etwas unter.

Charaktere:
Das größte Problem der Geschichte ist die fehlende Identifikationsfigur da alle Protagonisten (gewollt) unsympathisch sind. Vor allem Nathanael ist so erfahrungsresistent, überheblich und oftmals einfach nur verbohrt, sodass man über ihn nur den Kopf schütteln kann. Der Autor arbeitet zwar viel mit gesellschaftlichen Motiven wie Macht, Diskriminierung, Wettbewerb, Erfolgsdruck, was im Verlauf der Reihe eine nicht unwesentliche Tiefe entwickelt, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass wir die Abenteuer des nervenden Protagonisten nur halbherzig verfolgen.

Schreibstil:
Bemerkenswert am Stil des Autors ist der englisch-trockene Humor, den man aber verstehen muss, um den Witz zu verstehen. Außerdem versuchen ironische Fußnoten des Dschinns die Handlung aufzupeppen. Was zu Beginn erfrischend wirkt, beginnt jedoch schon bald zu nerven. Aufgrund der eher anspruchsvollen Witze, des verkopften Konzepts hinter der Handlung, den ellenlangen, trockenen Beschreibungen und des fehlenden Sympathieträgers zieht sich die Handlung meist zäh dahin und wird teilweise trotz Wechsel von Erzählperspektiven schlichtweg langweilig.

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Das Zitat:

„Manche behaupten ja, der Heldentot sei etwas Bewundernswertes. Diese Ansicht hat mich nie recht überzeugt. Hauptsächlich darum nicht, weil man beim Heldentod, ganz gleich wie gelassen, stilvoll, ruhig, unerschütterlich, männlich oder trotzig man ihn angeht, irgendwann tot ist, und das ist für meinen Geschmack eine Spur zu endgültig.“
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Das Urteil:


Mit dem verkopften Konzept, den trockenen Beschreibungen, der fehlenden Identifikationsfigur und der zähen Handlung leider gar nicht mein Fall! Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.03.2018

Eine Geschichte ohne Herz und Geist

Die Gefährtin des Wolfs
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Allgemeines:

Titel: Die Gefährtin des Wolfs
Autor: Christopher Ross
Verlag: Weltbild (2012)
Genre: Roman
ISBN-10: 3764170441
ISBN-13: 978-3764170448
ASIN: B019MV1PLA
Seitenzahl: 224 Seiten
Preis: 9,99€ ...

Allgemeines:

Titel: Die Gefährtin des Wolfs
Autor: Christopher Ross
Verlag: Weltbild (2012)
Genre: Roman
ISBN-10: 3764170441
ISBN-13: 978-3764170448
ASIN: B019MV1PLA
Seitenzahl: 224 Seiten
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,95€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Das Geheimnis der Wölfe
Die Rückkehr der weißen Wölfe



Inhalt:

Lara will in Grand Forks an der kanadischen Grenze studieren und eine unglückliche Liebe vergessen. Als eisige Stürme über das Land fegen und Wölfe in der kleinen Stadt auftauchen, bricht Panik aus. Bald wird Paul, ein indianischer Student, der den kältesten Winter aller Zeiten vorausgesagt hat, von den aufgebrachten Bürgern bedroht. Lara rettet ihn vor dem Mob und flieht mit ihm in die Berge. Doch die Temperaturen sinken weiter und die Verfolger kommen immer näher.


Bewertung:

Ich hatte den Roman aufgrund des ansprechend klingenden Klapptexts aus einem Wanderpaket behalten. Zum Glück erinnere ich mich nicht mehr, was ich stattdessen weggegeben war, denn nun würde ich mich wahrscheinlich grämen: egal was ich eingetauscht hatte, das hier war es auf keinen Fall wert!

Das Cover meiner Weltbild-Ausgabe wirkt für mich wie das typische Abziehbild eines Schnulli-Bulli-Romans. Die Bergwelt mit dem Sonnenuntergang passt als Setting eigentlich nicht so ganz, da der Roman nicht aus dem kleinen Grand Forks herauskommt. Auch über den Wolf bin ich nicht ganz so glücklich, da dieser im Buch mehr eine symbolische Stellung einnimmt und der wirkliche Wolf hier nicht ganz den mystischen Schein des Schutzgeistes verkörpert. Und natürlich bin ich auch über das große Mädchengesicht nicht glücklich. Wer meinen Blog verfolgt weiß, dass ich ganz abgebildete Gesichter, die Protagonisten zeigen, absolut nicht ausstehen kann. Einzig der Schnee ist ein gut angebrachtes Detail, denn den gibt es neben lahmen Dialogen und fehlgeleiteten Handlungssträngen eine Menge in der Geschichte.


Erster Satz: "Lara blickte angestrengt in die Dunkelheit"


Dieser erste Satz formuliert meine Beziehung zu dieser Geschichte glaube ich recht deutlich. Ich habe sehr lange in die Dunkelheit geblickt, versucht etwas in der Geschichte zu erkennen und drauf gehofft, dass endlich die versprochene Handlung eintritt. Auch wenn die Geschichte auf positiven Grundzügen gebaut war und nicht komplett für die Tonne ist, hat sie mich doch sehr enttäuscht.

Wir lernen die junge deutsche Studentin Lara kennen, die in der kalte Einöde North Dakotas Indian Studies studiert, um später einmal an einer Universität in den USA lehren zu können. Als sie bei einem Unfall den jungen Indianer Paul kennenlernt, der ihre Notlage vorhergesehen zu haben scheint und ihr breitwillig beim Abschleppen ihres alten Chevys behilflich ist, stellt sich ihr Leben auf den Kopf. Langsam wird sie in die Familie von Paul eingeführt, lernt den geistigen Führer, den heiligen Mann seines Stammes kennen und wird mit den Traditionen der sich im Aufbruch befindlichen Dakota vertraut. Als Paul jedoch einen weiteren Unfall vorhersagt und außerdem im Fernsehen verkündet, der Frostriese würde sich nun an den Menschen für ihre Umweltsünden rächen und einen so heftigen Winter schicken, wie sie ihn in North Dakota noch nie erlebt haben, werden jedoch eine Menge Menschen unruhig. Nachdem dann wirklich ein verheerender Blizzard wie aus dem Nichts erscheint, beginnen sich böse Geister im Dorf zu wecken, die auf der Suche nach einem Sündenbock sind...

Anders als der Klapptext suggeriert, geht es hier vor allem um die Diskriminierung von Indianern und Laras Beziehung zu den alten Mythen und Legenden, denen sie durch ihre Bekanntschaft mit Paul näher kommt. So plätschert die Handlung langsam und gemächlich vor sich hin, immer wieder unterbrochen von scheinbar willkürlich und eher fragwürdig wirkenden Spannungsakzenten, die jedoch die einzigen Momente bleiben, in denen so etwas wie ein Spannungsbogen zu erahnen ist. Der auf dem Klapptext angekündigte Mob ereignet sich auf den letzten 10 Seiten und die anschließende Flucht ist in einer Seite abgeschlossen. Was aus den Verfolgern wird, die laut Klapptext immer näher kommen wird ebenfalls nur in homöopathischen Dosen geklärt, sodass die gesamte Buchrückseite eigentlich nur eine Farce ist, um unaufmerksame Käufer auf eine falsche Fährte zu locken. Im Nachhinein würde ich das Buch weder "romantisch" noch ein "Abenteuer" nennen, weshalb mich die hier angewandte Marketing Strategie durchaus nervt.


"Der Blizzard", brachte er unter leisem Schluchzen hervor, "der Blizzard war nur der Anfang. Es kommt noch ein Sturm und es wird kälter als in Alaska. So kalt und eisig, dass alles Leben in unserer Stadt zusammenbricht und sogar Menschen sterben. Der Frostriese will sich für die Verbrechen rechen, die wir der Mutter Erde angetan haben. Weiße und Indianer."


Neben meinem offensichtlichen Problem mit Handlung und Spannung der Geschichte, fand ich den Rest darum herum eigentlich gar nicht schlecht aufgebaut. Obwohl die Begründung mit der Rache von Mutter Erde aufgrund von Umweltverschmutzung ein wenig auf die Moralkeule deutet, wird hier durchaus ein wichtiger Punkt gemacht: wir beuten die Erde immer weiter aus und wundern uns dann, wenn wir mit den Konsequenzen zu rechnen haben müssen.

Gerade aber die heutige Situation der alten Indianerstämme finde ich hier jedoch sehr spannend porträtiert. Zwar lassen sich auch hier wieder eine Menge Oberflächlichkeit und Klischees finden, allgemein wird jedoch ein recht kontroverses Bild gezeichnet, dass die Indianer ganz klar als Opfer der heutigen Gesellschaft darstellt. Auch die hohe Arbeitslosigkeit in den Reservaten und die damit einhergehende Hoffnungslosigkeit und der drohende Abrutscht in Drogen und Alkohol wird angesprochen. Obwohl die meisten in der modernen Welt angekommen sind und ihre Kinder studieren und einer Zukunft entgegen sehen, kann man doch noch die tiefe Verwurzelung in alten Traditionen spüren, welche viele der Weißen nicht nachvollziehen und nur spöttisch abtuen können. Auch wenn ich mich eigentlich schon immer für die Kultur der Indianer interessiert hatte, konnte ich hier noch etwas lernen und musste feststellen, dass ich tatsächlich einige der Klischees geglaubt hatte, die hier aufgeklärt werden. So heißt es nicht "Medizinmann" und auch Wörter wie "Manitu" oder "Großer Geist" rühren von falschen Übersetzungen her.


"Er nahm sie in den Arm und küsste sie zum ersten Mal. In der Kälte spürte sie seien Lippen kaum, aber es war schön, seinen Atem zu fühlen. Er zog sie an sich. "Weißt du, was Großvater kurz vor seinem Tod gesagt hat?" Sie blickte ihn fragend an und er antwortete: "Dass er gesehen hat, wie wir zusammen in den Sonnenuntergang reiten."


Ein Aspekt der Geschichte, dem ich wiederum ein wenig unsicher gegenüberstehe, sind die spirituellen Elemente, die hier durch Träume, die wahrwerden und Wölfe die sprechen können, mit eingebracht werden. Der Hauch Fantasie und Mysterium ist meiner Meinung nach hier ein wenig fehl am Platz und konnte in meinen Augen die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit des Plots nicht gerade steigern. Natürlich kann ich akzeptieren, dass einige Indianer glauben, das "zweite Gesicht" zu haben und dass vielleicht auch die Schutzgeistsache ein schöner Glaube ist, dass Lara, die aber gar nicht aus diesen Kulturkreisen kommt, nie an der Wahrheit zweifelt und die magischen Elemente hier als Tatsachen verkauf werden, hat mich dann aber schon ein wenig gestört.

Der größte Kritikpunkt, den ich außerhalb des falschen Plots noch anzubringen habe, sind jedoch die fehlenden Gefühle. Die entstehende Liebe zwischen der Studentin Lara und dem Indianer Paul ist absolut unglaubwürdig und teilnahmslos beschrieben. Den größten Teil der Geschichte erscheinen die zwei wie zwei vertraute Bekannte und äußern nie etwas von körperlicher Anziehung oder andere Anzeichen, dass ihre Beziehung über die Freundschaft hinausgeht. Und dann, schwups, sagt Lara Paul, dass sie ihn liebt, sie küssen sich einmal und fertig. Also wenn schon die Spannung am Boden ist, hätte ich wenigstens noch auf einen Hauch Romantik gebaut. Doch Fehlanzeige. So bleibt das Buch mir mit seiner vorhersehbaren Handlung, den schwülstigen Dialogen und der kitschigen, unglaubwürdigen Liebesgeschichte suspekt.



Fazit:

Auch wenn das Buch interessante Themen darstellt und ein kontroverses Bild rund um die heutige Situation der Indianer zeichnet, konnte mich das Buch aufgrund fehlender Spannung, vorhersehbaren Handlungselementen, den schwülstigen Dialogen und der kitschigen, unglaubwürdigen Liebesgeschichte absolut nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Eine einzige Enttäuschung

Auf der Suche nach dir - Stadtrivalen 2
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Allgemeines:

Titel: Stadtrivalen - Auf der Suche nach dir
Autor: C. Carelly
Verlag: bookshouse (30. März 2017)
Genre: Romantasy
ISBN-10: 9963536085
ISBN-13: 978-9963536085
ASIN: B06XY1QPRH
Seitenzahl: ...

Allgemeines:

Titel: Stadtrivalen - Auf der Suche nach dir
Autor: C. Carelly
Verlag: bookshouse (30. März 2017)
Genre: Romantasy
ISBN-10: 9963536085
ISBN-13: 978-9963536085
ASIN: B06XY1QPRH
Seitenzahl: 387 Seiten
Preis: 3,99€ (Kindle-Edition)
13,99€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Stadtrivalen - An deiner Seite



Inhalt:

"Sie haben uns die Zukunft gestohlen. Alle Möglichkeiten, die wir im Laufe des gemeinsamen Lebens hätten ausschöpfen können."
- Dorian


Eine einzige Nacht hat die Kleinstadt, in der Lia lebt, auf den Kopf gestellt. Gezeichnet von der schweren Schlacht unter der Erde, verfällt Lia in Depressionen. Erst nach und nach flammt Hoffnung in ihr auf. Vielleicht ist doch nicht alles verloren. Beflügelt von der Idee, die Zukunft zu beeinflussen und ihren Liebsten und sich zu retten, schließt sie sich erneut den Rivalen an. Sie jagen wieder Roumen, bis ein missglücktes Experiment fast alle Lebewesen erstarren lässt. Plötzlich gibt es nur noch Roumen und Rivalen. Bald stellen die Freunde fest, dass sie in einer Welt, in der keine Gesetze mehr gelten, nicht nur die Roumen fürchten müssen.


Bewertung:


Ich habe dieses Geständnis schon bei meiner Rezension zu Band 1 "Stadtrivalen - An deiner Seite" vorweggestellt: wenn dieses Buch kein Rezi-Exemplar gewesen wäre, hätte ich es nie angefangen, oder zu Ende gelesen. Am Ende des ersten Teiles war ich dann doch froh gewesen, es gelesen zu haben und hatte mir deshalb vorgenommen, auch dem zweiten Teil eine Chance zu geben, doch dieser Roman konnte mich einfach nicht überzeugen. Ich sage deshalb nicht, dass er grundsätzlich schlecht ist, ich konnte nur nichts damit anfangen und das finde ich wirklich von Herzen schade, denn ich hatte wirklich sehr viel Potential und viele gute Ideen in der Geschichte gesehen!

Beginnen wir doch mal wieder mit dem Cover, welches ich schon beim ersten Teil (siehe Bild links) schrecklich fand. Da das Cover des zweiten Teiles (siehe Bild rechts) genau dasselbe Bild in genau demselben Stil zeigt, ist es nicht verwunderlich, dass ich auch diesmal keine lobenden Worte finden werde. Dasselbe rennende Mädchen in dem weiten weißen Kleid, das absolut gestellt aussieht und gar nicht zur Handlung passt (die Hauptperson würde nie so in einem Kleid durch die Stadt rennen) ist vor einem dunklen Hintergrund abgebildet und scheint eine Treppe hochzurennen. Dass sie so seltsam den Mund offen hat und die Arme zu gestellt ausstreckt hat auch nicht dazu beigetragen, dass ich mich mehr gefreut habe...
Zusammen mit dem Streifen auf dem das Genre steht und dem seltsamen Lichteffekt im Hintergrund, welche wohl die Aelumina, die innovativen Lichterscheinungen des Buches, darstellen sollen, für mich aber absolut gar nicht passen (sie sind eigentlich bunt und schillern sanft) und dem verschnörkelte Titel, ergibt sich eine alles in allem recht passende Komposition, die aber eher billig als magisch aussieht und so gar nicht meinen Geschmack trifft. Auch der Titel ist erstmal verwirrend. Der Reihentitel "Stadtrivalen" passt sehr gut, doch der Untertitel "Auf der Suche nach dir" lässt auf eine Handlung hoffen, die niemals abläuft. Aber darüber will ich mich nachher nochmal ausführlich beschweren.


Erster Satz: "Irgendetwas stimmt nicht."


Dem stimme ich absolut zu. Irgendetwas hat für mich von Anfang an nicht gestimmt. Nach dem Ende des ersten Teiles war ich erstmal unglaublich überrascht, da ich mit einem Happy End oder zumindest einem Cliffhanger gerechnet, jedoch niemals gedacht hatte, dass die Autorin wirklich Dorian sterben lässt. Spätestens in diesem Moment habe ich mich dann dazu entschieden, den zweiten Teil unbedingt zu lesen! Nicht nur weil ich glaubte, dass noch sehr viel Potential in dieser Geschichte steckt, sondern auch einfach weil ich wissen wollte, ob die Autorin sich dieses Ende wirklich getraut hat. Wie es sich sehr bald herausstellt - nein! Das, was die Geschichte für mich noch gerettet hatte, löst sich sehr bald und lächerlich unspektakulär in Luft auf.

Doch zunächst alles wie gedacht: Lia hat die Silvester Nacht und somit die letzte Schlacht mit den Roumen geradeso überstanden und konnte den mächtigen Prim Oreol aufhalten, hat aber dabei schwere Verluste erlitten: ihre Liebe Dorian starb. Den Sinn ihres Lebens beraubt verfällt sie mehr und mehr in eine Depression. Nach unsagbar ätzenden, jedoch durchaus authentisch beschrieben 50 Seiten, in denen sie versucht, sich aufzuraffen und es dann auch endlich schafft, auf andere Gedanken zu kommen, in dem sie sich wieder den Rivalen anschließt, geht der Kampf gegen die Roumen weiter. Hier habe ich schon wieder begonnen, mich aufzuregen, da ich eigentlich dachte, dass sie das Kapitel ihres Lebens, voller sinnloser und von Sammelwut dominierter Gewalt, endlich hinter sich hat. Aber anscheinend nicht.


"All die Zeit über hatte ich vergessen, dass ich zwar seelisch und körperlich Narben davongetragen hatte, dass ich jedoch weitgehend fit war, ein Dach über dem Kopf hatte und von Menschen umgeben war, die mich liebten. Überwältigt von der Trauer hatte ich aus den Augen verloren, dass ich lebte ... und dass mein Schicksal in meiner Hand lag."


Die sich ständig wiederholenden Kampfszenen, in denen die Hauptpersonen nichts anderes tun, als Roumen zu verprügeln, so lange auf sie eindreschen, bis sie sich auflösen und ein Aelumina aus ihnen austritt, um das sie sich dann danach wieder streiten, haben mich schon in Band 1 genervt. Natürlich gehört das zur Geschichte, aber die vielen Szenen haben die Handlung nicht weitergebracht und könnten doch auch etwas abwechslungsreicher beschrieben sein. Es gab außerdem einige Situationen, die ich einfach nicht richtig verstanden habe und die seltsam konstruiert wirkten, vielleicht hätte also die Verarbeitung der Idee ein wenig sorgfältiger sein können. Ich hatte dann auf ein bisschen Festigung in den folgenden Teilen gehofft, doch statt die Handlung komplexer zu machen, rücken die teilweise echt hirnlosen Kämpfe zwischen den Rivalen und Roumen nur noch mehr in den Hintergrund. Das ganze geschieht vor einer apokalyptischen Atmosphäre, die aus Versehen von den Hauptpersonen erschaffen wurden. Durch einen Ausrutscher beim mit der Zeit spielen, ist die Welt, wie Lia sie kannte in einem tiefen Schlaf versunken, nur Rivalen und Roumen sind noch wach. Lia muss sich ihrer Trauer stellen und im Kampf für eine Zukunft ihren Freunden zur Seite stehen. Ob es eine Zukunft geben wird ist ungewiss. Denn dieses Mal ist die Welt so ganz anders als man sie kennt. Selbstverständliches gibt es nicht mehr und jeder erfährt dies am eigenen Leib. Die Freunde versuchen alles, um die Welt in ihren alten Zustand zu versetzen. Nur, wie einfach ist das, wenn es Leute gibt, denen die Welt ohne Regeln besser gefällt und alles daran setzen, das sich nichts wieder ändert?

Ich muss sagen, die apokalyptisch angehauchte Stimmung hat mir recht gut gefallen, ebenso wie die vielen neuen Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben. Was passiert, wenn praktisch die Zeit stillsteht und nur noch Einzelne die Macht über die Welt besitzen, ist wirklich interessant beschrieben: eine Welt aus Anarchie, ohne Grenzen und Gesetze. Dieses Mal geht man mit Lia und ihren Freunden auf eine Abenteuerreise durch die Stadt und Orte um die Stadt herum. Spannend ist, dass man nie weiß, ob sie gleich angegriffen werden und von wem. Ernüchterung bringen aber immer wieder schlecht konstruierte Szenen oder Lücken in der Handlung. So konnte ich mich nie ganz in der Handlung versinken lassen.


"Wie ist das...?", setzte ich an, aber meine Stimme versagte. Ich bin übermüdet und fantasiere.
"Lia", keuchte er.
"Dorian..." Meine Augen weiteten sich langsam. "... du bist doch gestorben", brachte ich schließlich hervor.
"Ich bin hier, Lia. ich bin hier!"



Als ich mich dann gerade damit zurecht gefunden habe, dass dieser Band nicht -wie von mir durch Klapptext, Titel und Ende des ersten Teiles erwartet- von ihrer Suche nach dem jüngeren Dorian und einer möglichen Reise durch die Zeit handelt, sondern von einer ganz anderen Handlung geprägt wird - steht Dorian einfach wieder da. Einfach so, ach ja, er ist nicht tot, hat sein Ableben nur vorgetäuscht. Tada. Und das war´s. Es gibt noch nicht einmal eine wirkliche Erklärung oder zumindest eine schöne Wiedersehensszene. Er ist einfach wieder da und Lia nimmt das auch einfach hin. Die Liebesgeschichte entwickelt sich dann völlig unromantisch und verkümmert zu einer lächerlichen Nebenhandlung. Das hat mich wirklich enttäuscht.

Auch die Charaktere konnten es wieder mal nicht rausreißen. Die Protagonisten sind so gut beschrieben, wie es das auf guten 80 Seiten eben möglich ist (das ergibt sich wenn man die 200 Seiten Kampfszenen abzieht) und gerade die Hauptfigur Lia versinkt immer mehr im Kontroversen Zu Beginn wirkte sie wie eine geschlagene Frau auf mich, dann versucht sie sich wieder zusammenzureißen, um die anderen nicht zu enttäuschen. Doch als sie dann erfährt, dass sie nicht die Tochter des Sternenwindes ist, scheint sie aller Kampfgeist zu verlassen und sie mutiert wieder zu einem oberflächlichen, ängstlichen und eifersüchtigen Mädchen. Von dem kleinen Rebell, der gerne mal bei anderen aneckt, dem sensiblen Mädchen, dass sich hinter dem Sarkasmus versteckt, und dem Mädchen, dass erst ein Mitläufer war, aber langsam beginnt, selbst nachzudenken und ihren eigenen Weg zu gehen, kann man nicht mehr viel erkennen. Auch die anderen Charaktere werden nicht besser sondern enttäuschen nur noch mehr.

Wieder muss ich jedoch ganz klar sagen, dass ich von den neuen, kreativen Ideen beeindruckt war, was der einzige Grund darstellte, warum ich das Buch überhaupt zu Ende gelesen habe - ohne gemein klingen zu wollen. Eigentlich wird ein Szenario dargestellt, dass nicht ganz unbekannt erscheint. Eine böse Rasse, die Schaden in einer Stadt anrichtet und von besonderen Jägern eliminiert werden muss. Egal ob Dämonenjäger, Vampirjäger, Schattenjäger oder Geisterjäger - so etwas hat man schon mal gehört. Eine Gruppe, die sich findet, ein Mitglied, das neu in diese Welt eingeführt werden muss und dann gemeinsam mit den Freunden die absolute Gefahr bekämpfen muss, jemanden aufhalten muss, bevor er alles zerstört. Mittendrin wird natürlich noch herausgefunden, dass diese eine Hauptperson, die neu dazukommt, der oder die Auserwählte ist, eine mächtige Person, die alle retten wird, blablabla. Jaja, man kennt das und nach genau diesem Schema ist auch dieses Buch aufgebaut.


"Schau mal, Annie." Ich deutete auf die aufgetürmten Wolken. "Siehst du diesen Strahl, der sich durch die Wolken stiehlt?"
Annie folgte meinem Blick. Ich lächelte. "Vielleicht ist noch nicht alles verloren."



Was aber wirklich toll ist, sind die vielen neuen Ideen, die hier mit eingemischt sind. Zum einen sind die Roumen, Einzahl Roumin, eine neue, kreative Idee von Monster. Eine bleiche, undefinierbare organische Masse, die zunehmend menschliche Gestalt annimmt, wenn sie menschliche oder rivalische Energie stiehlt und konsumiert, bis ein sogenannter Prim daraus geworden ist, ein vollständig ausgebildeter Roumin, der einem Menschen bis zu einem gewissen Grad ähnelt. Ihnen wohnt eine besondere dunkle Energie inne, aus der sie entstehen und die sie beim Sterben wieder freisetzen: Aelumina. Eine aufputschende Lichterscheinung, gehandelt und konsumiert wie eine Droge unter den Rivalen, die alle in einen gefährlichen Sammelrausch fallen. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen! Mal etwas anderes auf jeden Fall! Auch dass sich relativ bald herausstellt, dass Lia gar nicht wie angenommen die Tochter des Sternenwindes und somit die Auserwählte ist, sondern einfach nur eine ganz normale Rivalen, fand ich eine interessante Entwicklung, die ich so noch nirgends gelesen habe. Aufgeregt hat mich dann aber wiederum, dass diese ganze Sache so aufgebauscht wird, dass sie beispielsweise extrem eifersüchtig auf die Auserwählte reagiert und auch die Offenbarung dieser Entwicklung eher schlecht als recht kreiert ist...

Der Schreibstil ist -wie so oft in diesem Genre - sehr schlicht, beschreibend und recht temporeich. Nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. In der Mitte des Buches erlebte ich wieder eine kleine Leseflaute, weil nichts Neues passierte und sich Lia immer weiter in etwas verrannte, was eindeutig nicht gutgehen konnte und immer unsympathischer wurde, doch der rasante Stil hat mich recht gut darüber hinweggebracht.

Das Ende schaffte es nicht, mich wie beim ersten Teil nochmal zu begeistern, auch wenn ich von der Wendung nochmal überrascht war. Wieder werden wir mit einem schonungslosen Endsatz konfrontiert, der dann doch dazu motivieren soll, den nächsten Teil mit Freude zu erwarten. Bei mir hat das dann aber definitiv nicht mehr geklappt!


Fazit:

Eine einzige Enttäuschung und für mich deutlich schlechter ausgearbeitet als der erste Teil. Trotzdem eine spannende Geschichte mit einer interessanten neuen Idee, sodass recht anspruchslose Genreleser bestimmt unterhalten werden können. Ich aber leider nicht.

Veröffentlicht am 21.09.2017

Diagnose: Übersetzungsschwäche mit Hang zur Todessehnsucht

WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast
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Allgemeines:

Titel: Wake - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast
Autor: Lisa McMann
Verlag: Boje (3. August 2009)
Genre: Thriller
ISBN-10: 3414822334
ISBN-13: 978-3414822338
ASIN: B004ROTA8S
Seitenzahl: ...

Allgemeines:

Titel: Wake - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast
Autor: Lisa McMann
Verlag: Boje (3. August 2009)
Genre: Thriller
ISBN-10: 3414822334
ISBN-13: 978-3414822338
ASIN: B004ROTA8S
Seitenzahl: 221 Seiten
Preis: 4,99€ (Kindle-Edition)
12,95€ (gebundene Ausgabe)
8,99€ (Taschenbuch)



Inhalt:

"Du bist nicht allein, wenn du träumst ..."

Nackt durch die Stadt gehen? Sich aus einem Hochhaus stürzen? Die hübsche Nachbarin küssen? Das hat die siebzehnjährige Janie alles schon zur Genüge gesehen - in anderer Menschen Träume. Wann immer jemand in ihrer Umgebung einschläft, kann sie seine Träume sehen. Nur kann sie niemandem davon erzählen, denn keiner würde ihr glauben. Und so lebt sie mit einer Gabe, die sie nicht will und die sie nicht kontrollieren kann. Doch dann wird sie in einen Alptraum gezogen, der ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt. Zum ersten Mal ist Janie mehr als nur die Zuschauerin eines Traums. Sie ist mittendrin...


Bewertung:

Träume sind etwas Seltsames, Unbegreifliches, was mich aber schon immer sehr interessiert hat. Was passiert genau, wenn wir träumen? Was geht in unseren Gehirnen vor, wenn wir uns in diesem Zustand zwischen wachen und schlafen befinden? Die Wissenschaft kann nun nach und nach ein paar antworten geben, was dieses Buch aber aus diesem Thema macht, ist viel interessanter. Eine wirklich gute Idee, Träume zum Dreh- und Angelpunkt einer Geschichte zu machen, dachte ich bei mir und lieh mir alle drei Bände aus meiner städtischen Bibliothek aus. Eigentlich hat mich die Handlung gefesselt und auch interessiert, trotzdem konnte mich dieses Buch alles in allem aber nicht so ganz überzeugen.


"Ich werde in die Träume anderer Leute gesogen. Ich kann nichts dafür. Ich kann es nicht ändern. Es macht mich verrückt."


Das Buch ist in einer Art Tagebuchform geschrieben, die Daten und die Uhrzeit sind jeweils für ein Ereignis angegeben. Der Nachfolger des Buches heißt im englischen Original "Fade" und erhielt im deutschen den Titel "DREAM - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast". Das dritte Buch der Serie "Gone" erschien in Deutschland unter dem Titel "SLEEP - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast". Die kurze Geschichte um die siebzehnjährige Janie Hannagan und ihre Fähigkeit anderer Leuten Träume zu sehen stieg direkt nach der Veröffentlichung in die New York Times-Bestsellerliste für Kinderbücher auf und erhielt zahlreiche Auszeichnungen für jugendliche Literatur. Warum ich das bei der deutschen Übersetzung absolut nicht nachvollziehen kann, versuche ich euch nun zu erklären!

Das Cover finde ich eigentlich gar nicht so schlecht. Zusehen ist ein zerwühltes Bett, dessen dunkle Ränder in das schwarz des Covers auslaufen. Mittig ist ein kalter bläulicher Light-Spot auf ein Kissen gerichtet. Darüber steht in leuchtenden Reklamebuchstaben der Titel mitsamt Untertitel. Soweit so gut. Das Bett passt zum Thema, der Titel passt, die kalte Atmosphäre, die durch das Licht erzeugt wird, passt auch. Den Klapptext finde ich zwar ansprechend, aber ein wenig zu nichtssagend formuliert. Über die wirkliche Richtung der Handlung wird hier kein Wort verloren - eine durchaus wichtige Information, wie ich finde, denn wenn ich gewusst hätte, dass wir es hier mit einem fantastisch aufgepeppten Lebenslauf eines Mädchens zu tun haben, hätte ich mir das mit dem Lesen vielleicht anders überlegt... Doch beginnen wir am Anfang:


Erster Satz: "Janie Hannagan fällt das Mathematikbuch aus der Hand."


Die siebzehnjährige Janie führt ein recht bescheidenes Leben und bis auf ihr Bestreben, normal zu sein, ist an ihr nichts normal oder durchschnittlich. Ihre Mutter ist alkoholsüchtig und schert sich wenig um ihre Tochter, einen Vater gibt es nicht. Sie träumt davon, einmal ein besseres Leben zu haben als ihre Mutter. Darum arbeitet sie hart darauf hin ein Stipendium für ein College zu bekommen, um endlich von zu Hause wegzukönnen und arbeitet in einem Pflegeheim um ein wenig Geld zu verdienen. Doch egal, was sie tut ist da immer ihre Fähigkeit, die tief in ihrem Inneren schlummert und sie ständig daran erinnert, dass sie anders ist als andere: Sobald in Janies Nähe jemand einschläft und träumt, wird Janie in diesen Traum gesogen und muss ihn mitansehen. Dadurch kann sie nachts nur alleine in einem Zimmer schlafen, dessen Fenster geschlossen sind. Auch in der Schule hat sie es sehr schwer, da Viele während der Stunden immer wieder einnicken und Janie dadurch ganz abwesend wird. Bei schrecklichen Albträumen kann man ihr äußerlich sogar ansehen, was sie miterleben muss. Sieht Janie nämlich einen solchen Traum, wird sie von Anfällen heimgesucht, sodass Augenzeugen sie immer für verrückt und krank erklären.

Für Janie ist ihre "Gabe" eine große Belastung, weil sie niemandem davon erzählen kann. Während der Busfahrt zu einem Schulausflug werden Janies Anfälle jedoch von jemandem beobachtet - von Carl, einem stillen Jungen, der sich sonst kaum mit jemandem unterhält. Und Janie bleibt fast nichts anderes übrig, als ihm alles anzuvertrauen. Einerseits fühlt sich Janie irgendwie gut und sicher damit, Carl von ihrer Fähigkeit zu erzählen, andererseits hat sie aber auch ein komisches Gefühl im Magen. Sie kennt Carl nicht, und er hat Geheimnisse vor ihr, die er ihr nicht erzählen will. Was verbirgt Carl? Hat es etwas mit dem schrecklichen Albtraum zu tun, den er immer hat? Kann Janie ihm vertrauen?

Was ein wenig unkonventionell und außergewöhnlich klingt und sich Großteils auch recht spannend präsentiert, wird jedoch durch den geringen Umfang, die wenigen Details und eine überhastete Haupthandlung recht bald in den Dreck gezogen. Die etwas über 200 -in nicht gerade kleiner Schrift bedruckten- Seiten, auf denen sich durch die Datums- und Uhrzeiteinschübe auch noch häufig große unbeschrieben Flächen finden, sind schnell gelesen und werden beendet, bevor die Story wirklich Eindruck schinden kann. So ist das Buch von Anfang bis Ende ein wenig überhastet und bleibt recht oberflächlich - selbst für einen Trilogie Auftakt.


"Janie lässt das Buch auf dem Tisch liegen und geht leise hinaus. Sie schaltet das Licht aus, schließt die Tür und lässt Miss Stubin Zeit für Zweisamkeit mit ihrem Soldaten. Bevor er stirbt. Und sie nie wieder die Gelegenheit dazu hat."


Nachdem man kurz in der Gegenwart verweilt, um einen ersten Eindruck von der Protagonistin Janie zu bekommen, erfahren wir langsam ihre Vorgeschichte. Der Erzähler berichtet, wie Janie als Kind zum ersten Mal in einen fremden Traum hinein gezogen wurde und wie dies schließlich immer öfter passierte, bis sie selbst einen Schlussstrich zieht und beschließt, sich besser über ihre Gabe zu informieren, die sie sonst nur verdrängt und versteckt hatte.
Durch die sich schnell entwickelnde Liebensgeschichte, die bei einem Jugendroman natürlich nicht fehlen darf genervt seufz bahnt sich dann auch noch die Entwicklung in einen Kriminalfall ein, bevor sich Janie überhaupt mit sich selbst und ihrem Problem beschäftigen kann - das war mir dann etwas zu Viel.

Nichtsdestotrotz wurde ich eigentlich recht gut von der Geschichte gefesselt, auch wenn ich mich an einigen Details gestört habe. Zwischenzeitlich rätselt man ganz schön herum, was hinter Carls großem Geheimnis steckt, auch wenn die Auflösung dann weniger spektakulär ist, als ich dachte und will unbedingt wissen, wie die ganze Geschichte ausgehen wird, was von den unheilschwangeren Träumen noch unterstrichen wird. Insofern entsteht schon eine gewisse Atmosphäre, die jedoch von einer konstanten hinreichend zerstört wird: Dem Schreibstil.


"Darf ich es dir erklären?"
"Nein". Sie legt auf.
Wartet.
Gießt sich ein Glas Milch ein.
Trinkt es.
Flucht.
Löscht das Licht in der Küche.
Geht ins Bett."



Ich bin eigentlich schon recht tolerant was Außergewöhnliches angeht, doch dieser Stil hat bei mir den feinen Grad zwischen ungewöhnlich und absonderlich klar überschritten. Ich glaube wir haben es hier mit einem der Bücher tun, die unter der Übersetzung aus dem Englischen wirklich leiden müssen. Authentische, unkonventionelle Sprache, die im Original vielleicht verblüffen kann, sorgt hier für genervte Augenroller und Kopfschütteln. Ihr nüchterner Erzählstil in Präsens, welcher manchmal den Eindruck vermittele, man lese eine Abfolge von Janies Handlungen ist wohl schon so gewöhnungsbedürftig, doch die vielen abgehackten Sätze und teils seltsam formulierten, zusammenhangslos in den Raum geworfenen Beschreibungen machen das Versinken in der Handlung fast unmöglich. Hier ist mir mal wieder klar aufgefallen, wie unbewusst entscheidend eine Art, die Handlung zu präsentieren doch für ein Buch sein kann. Man kann kaum eine richtige Verbindung zu den Charakteren aufbauen, auch wenn diese eigentlich viel Potential hätten. Apropos Charaktere und Übersetzung: Warum musste aus dem englischen Cable eigentlich ein Carl werden? Augengeroll, Kopfgeschüttel, genervter Seufzer, grrrrrr

Das Ende schließt dann eigentlich alle offenen Fragen gut ab, auf einen finalen Showdown können wir aber nur verzweifelt hoffen. So wirken auch die letzten Sätze wie das ganze Buch ein wenig lustlos und unfertig. Sehr schade!


Fazit:

Von mysteriös-romantisch-spannenden Momenten, die ich mir von diesem Buch erhofft hatte, war nicht viel zu spüren, trotzdem habe ich dem zweiten und dritten Teil dieser Reihe eine Chance gegeben und mich grundsätzlich recht gut amüsiert.
Dennoch: Kein Buch, dass einem nachts den Schlaf raubt, der Titel wird eher Programm wenn man versucht, nicht einzuschlafen.

Veröffentlicht am 16.05.2022

Die After-Reihe und ich werden definitiv keine Freunde mehr!

After passion
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Handlung: Auch wenn ich die After-Reihe von Anna Todd natürlich vom Hörensagen kennen und im Laufe der letzten Jahre eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen zu Geschichte von Tessa und Hardin gehört ...

Handlung: Auch wenn ich die After-Reihe von Anna Todd natürlich vom Hörensagen kennen und im Laufe der letzten Jahre eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen zu Geschichte von Tessa und Hardin gehört habe, habe ich es bisher tatsächlich geschafft, weder als Buch noch als Film mit der Reihe in Berührung zu kommen. Da ich schon länger vorhatte, mir ein eigenes Bild von der hochgelobten und gleichzeitig verschrienen Reihe zu machen, habe ich die Gelegenheit der heute erscheinenden Umsetzung der Reihe als Graphic Novel, beim Schopf gepackt und mir ein Exemplar von "After Passion - Graphic Novel Teil 1" angefragt. Nach dem Lesen bin ich nun in mehrerlei Hinsicht sehr ernüchtert. Anders als ich ursprünglich gedacht hatte, wurde hier nicht "After passion" als Ganzes umgesetzt und die folgenden Teile beziehen sich auch nicht auf die Fortsetzungen "After truth" und "After love". Stattdessen habe ich nach einer kurzen Recherche nach dem Lesen herausgefunden, dass diese Graphic Novel nur etwa das erste Drittel des ersten Bandes abdeckt. Die Geschichte endet demnach sehr offen. Da im hier abgedeckten Abschnitt aber schon so viel unnötiges Drama und toxisches Hin und Her vorkamen, hat mir dieser kurze Einblick schon gereicht um den Entschluss zu fällen, die folgenden Bände nicht zu lesen. Denn statt in einer dynamischen Annäherung von den Beginnen einer Beziehung zu berichten und dabei einem größeren Handlungskonzept zu folgen, wiederholen sich in "After Passion" dieselben Abläufe immer und immer wieder: Hardin tut etwas Unüberlegtes, was Tessa verletzt, oder schüchtert sie sogar absichtlich emotional ein, woraufhin sie sich wütend von ihm abwendet... bis sie wieder seiner Anziehungskraft unterliegt und er sein Verfehlen mit leeren Worten oder sexuellen Gefälligkeiten wieder gut macht. Dieser Kreislauf aus emotionalem Missbrauch, Streit, Versöhnung und Sex wiederholt sich hier Abschnitt für Abschnitt, ohne dass Tessa oder Hardin etwas dazulernen würden. Rückblickend bin ich also sehr froh, mir die 192 hübsch bebilderten Seiten mit dem Zeitaufwand von etwa 45 Minuten verdeutlicht haben, dass die After-Reihe und ich definitiv keine Freunde werden.

Figuren:
Dabei hatte ich überhaupt keine großen Erwartungen und schon leise vermutet, dass mich die Geschichte nicht vom Hocker hauen würde. Damit, dass mich die Figuren innerhalb kürzester Zeit so sehr nerven würden, hatte ich jedoch nicht gerechnet. Über Hardins Toxizität, seine Unreflektiertheit und seine offensichtliche psychischen Probleme müssen wir denke ich nicht reden. Aber was ist mit Tessa los? Sie hebt auf gefühlt jeder zweiten Seite hervor, wie "anders als alle anderen" sie ist und verurteilt sowohl Hardin als auch dessen Freunde sehr schnell, geht aber gleichzeitig mit ihren angeblichen Freunden und ihrem festen Freund Noah um wie mit einem besseren Schoßhund. Heuchlerisch, verklemmt, unehrlich und charakterschwach sind vier Attribute, mit denen man ihren Charakter wunderbar zusammenfassen kann. Ich konnte also leider weder ihre Handlungen verstehen, noch sie sympathisch finden. Auch ihre Helikopter-Mutter, die sehr oberflächlich erscheinende Steph und der Rest der After-Freundesgruppe konnten nur wenige Sympathiepunkte sammeln und blieben sehr blass. Am besten hat mir noch Tessas nerdiger Freund Landon gefallen, wobei auch dieser mehr eine Funktion zu erfüllen scheint, als wirklich eine ganzheitliche Figur zu sein. Die Charaktere sind also leider allesamt unausgereift, oberflächlich und verhalten sich durchweg irrational.

Gestaltung:
Die Umsetzung der Geschichte als Graphic Novel gefällt mir hingegen sehr gut. Zwar merkt man, dass die Handlung hier für das veränderte Erzählformat stark heruntergebrochen wurde und deshalb an einigen Stellen Szenen gekürzt wurden oder Übergänge fehlen (außer natürlich der Erzählfluss ist auch in den Romanen so sprunghaft, das kann ich natürlich nicht beurteilen). Außerdem ist auffällig wenig Erzähltext vorhanden und auch Sprech- oder Denkblasen sind eher sparsam verwendet. Der Fokus auf die Bilder funktioniert bei der Geschichte aber erstaunlich gut und man kann der Handlung auch so gut folgen, selbst wenn man wie ich keine andere Version der Geschichte kennt. Auch die zeichnerische Umsetzung von Pablo Andrés gefällt mir sehr gut. Die Figuren heben sich in lebendigen Strichen und warmen Farben vom Hintergrund ab und entwickeln sich auch visuell über die Geschichte hinweg weiter. Optisch auffällig ist auch, dass sich Hardin durch die starke Verwendung von schwarzer Farbe in seiner Kleidung, seinem Auto und Requisiten abhebt und der Kontrast zum weicheren Noah auch visuell deutlich wird. Schön finde ich auch, dass explizite Szenen, die ja bekanntlich einen großen Raum in den Büchern einnehmen, hier nur angedeutet oder ganz übersprungen werden. Abgerundet wird die wirklich solide Gestaltung durch hinzugefügtes Bonusmaterial am Ende der Graphic Novel, welches sowohl einen Blick hinter die Kulissen zur Charakter- und Szenenentwicklung gewährt als auch kurze Steckbriefe der Figuren bereithält.

Das Zitat:


"Er sagt, er will mich, und ich gehöre ihm. Schon seit ich ihn das erste Mal geküsst habe. Ich würde alles mit ihm tun. Absolut alles. Die Konsequenzen sind mir völlig egal."



Das Urteil:


Die Umsetzung der Graphic Novel gefällt mir sehr gut, leider wird Anna Todds Geschichte von Hardin und Tessa jedoch auch durch das hübsche Gewand nicht weniger irrational, toxisch und oberflächlich. Mir hat der kurze Einblick in das unnötige Drama und toxische Hin und Her der Figuren schon gereicht, um den Entschluss zu fällen, die folgenden Bände nicht zu lesen. Den einen Stern gibt es für die graphische Gestaltung!

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