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Veröffentlicht am 30.03.2017

Feenzauber und Flügel

Love Letters to the Dead
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Allgemeines:

Titel: Love Letters To The Dead (=Liebesbriefe an die Toten)
Autor: Ava Dellaira
Genre: Jugendroman
ISBN-10: 3570311295
ISBN-13: 978-3570311295
ASIN: B00QZELBC6
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
17,99€ ...

Allgemeines:

Titel: Love Letters To The Dead (=Liebesbriefe an die Toten)
Autor: Ava Dellaira
Genre: Jugendroman
ISBN-10: 3570311295
ISBN-13: 978-3570311295
ASIN: B00QZELBC6
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
17,99€ (Gebundene Ausgabe)
9,99€ (Taschenbuch)
!Kostenloser Hörspieldownload erhältlich!



Inhalt:

-Eine Geschichte voller Liebe und Weisheit: Das beeindruckendste Jugendbuch des Jahres-

Es beginnt mit einem Brief. Laurel soll für ihren Englischunterricht an eine verstorbene Persönlichkeit schreiben. Sie wählt Kurt Cobain, den Lieblingssänger ihrer Schwester May, die ebenfalls viel zu früh starb. Aus dem ersten Brief wird eine lange Unterhaltung mit toten Berühmtheiten wie Janis Joplin, Amy Winehouse und Heath Ledger. Denn die Toten verstehen Laurel besser als die Lebenden. Laurel erzählt ihnen von der neuen Schule, ihren neuen Freunden und Sky, ihrer großen Liebe. Doch erst, als sie die Wahrheit über sich und ihre Schwester May offenbart, findet sie den Weg zurück ins Leben und kann einen letzten Brief an May schreiben …



Bewertung:

DISCLAIMER: Erst einmal ein großes Dankeschön an die Verlagsgruppe Randomhouse und den cbt-Verlag für das Rezensionsexemplar!!!

Dieses Buch - es beginnt ganz unscheinbar, hat es aber doch in sich! Es ist so voller bittersüßer Momente von der ganz undefinierbaren Sorte, bei denen man sich nicht genau entscheiden kann, ob man vom Glück überwältigt oder von der Traurigkeit gerührt sein soll. Ganz langsam, ohne, dass ich die Chance hatte, es zu bemerken, hat es mich in seine Tiefen gezogen, mitgerissen und so berührt, dass ich nur aufgesehen habe, wenn mir ein paar Tranchen die Sicht verschleierten

"Lieber Kurt Cobain,
wir haben gerade Englisch und sollen einen Brief an eine berühmte Persönlichkeit schreiben, die schon verstorben ist. Als würde es im Himmel so etwas wie einen Geister-Postboten geben. Wahrscheinlich hat unsere Lehrerin Mrs. Buster dabei eher an einen früheren Präsidenten gedacht als an dich, aber ich brauche jemanden, mit dem ich richtig reden kann. Mit einem toten Präsidenten geht das nicht. Mit dir schon."



Mit diesen Zeilen beginnt die bewegende Geschichte der 15-jährigen Laurel. Zuerst ist es bloß eine Aufgabe für den Englisch Unterricht: ein Brief an eine verstorbene Persönlichkeit. Ungehemmt schreibt Laurel darauf los, thematisiert in ihrem Brief alles, was sie bewegt und was sich verändert hat, seit May weg ist. Sie berichtet ihrem Idol Kurt Cobain, was in ihrem Leben vorgeht, wie sie damit umgeht und wie sie die schlimmen Ereignisse zu verfolgen scheinen. Die neue Schule, neue Freunde und ihre große Liebe Sky - Probleme und Herausforderungen, denen sie sich gegenüber sieht. Doch es bleibt nicht bei einem Brief. Schon bald bemerkt Laurel, dass es ihr gut tut, an jemanden zu schreiben, jemand der tot ist und gegenüber dem sie sich deshalb öffnen kann. Also macht sie weiter und bündelt ihre Gedanken, Erfahrungen und Gefühle in kurze Briefe an verstorbene Stars wie Amy Winehouse, Heath Ledger, Janis Joplin und River Phoenix. Es gibt ihr die Möglichkeit, alles zu sortieren, was so in ihrem Leben vor sich geht. Doch schon bald muss sie feststellen, dass sich die Vergangenheit nicht einfach verdrängen und in ein paar Briefen niederschrieben lässt, und beginnt ihre Geschichte mit anderen zu teilen...


"Manchmal ist da nur Stille, nachdem man etwas gesagt hat. Oder bloß ein Echo. Wie Schreie aus unserem Inneren. Und dann fühlt man sich wirklich einsam. Aber das passiert nur, wenn man nicht richtig hinhört. Es bedeutet, dass man noch nicht bereit ist, zu hören. Denn jedes Mal, wenn wir etwas sagen, ist da eine Stimme. Eine ganze Welt, die uns antwortet."


Wir lernen die junge Laurel nur durch ihre Briefe kennen, die sie aus der Ich-Perspektive verfasst. Lesen, was sie denkt, mitzuteilen hat und fühlt. Dabei fühlt man sich als Leser manchmal ein bisschen hilflos - bloß zum Zuschauen verdammt, während wir von Brief zu Brief mehr von ihrer tragischen Geschichte offenbart bekommen und einen Einblick in ihr verwirrtes Innenleben erhalten.

Laurel ist dabei als Hauptprotagonistin einfach grandios und mir sofort ans Herz gewachsen. Wir beginnen die Geschichte in der ersten Woche auf ihrer neuen Highschool, wo sie versucht Freunde zu finden, während sie abwechselnd bei ihrem Vater und bei ihrer Tante Amy wohnt, da ihre Mutter nach dem Schicksalsschlag nach Kalifornien gezogen ist. Ohne sie genauer zu kennen, würde man sie vielleicht als still oder zurückhaltend bezeichnen. Wir wissen es besser: "abgeschottet" oder "verletzt" würde besser passen.


"In diesem Moment hab ich ganz deutlich gespürt, dass etwas zwischen mir und der Welt steht. Etwas wie eine Glasscheibe, die zu dick ist, um sie zu durchbrechen. Ich kann mir zwar neue Freundinnen suchen, aber sie werden mich niemals wirklich kennen, weil sie meine Schwester nie kennenlernen können - den Menschen, den ich am allermeisten geliebt habe. Sie werden nie erfahren, was ich getan habe. Ich muss mich damit abfinden, für immer hinter der Glasscheibe zu stehen."


Als ihre geliebte große Schwester May starb, ist Laurels Welt in tausend Scherben zersprungen. Wir dürfen ihr auf ihrem Weg des Wiederaufbauens und Saubermachens zusehen, wie sie manchmal große Schritte nach vorn machen zu scheint, dann aber wieder von ihrem Alten Schmerz überwältigt wird, als würde sie nochmals auf eine Scherbe stoßen, die sie vergessen hatte, wegzuwerfen. Schreckliche Dinge, die sie seit dem tragischen Tod ihrer Schwester May verdrängt hat, kommen langsam ans Licht und so werden diese Briefe für Laurel zu einer Art Therapie, in der sie langsam aber stetig den Verlust ihrer Schwester, aber auch den Zusammenbruch ihrer Familie und den Weggang ihrer Mutter verarbeitet. In all dem Durcheinander weiß sie immer weniger über sich selbst, wer sie war, wer sie sein will, wer sie ist und muss in all dem Durcheinander auch noch mit den Problemen der Pubertät fertig werden. Immer wieder versucht sie so zu sein wie ihre Schwester, ihr großes Vorbild, will auf der anderen Seite aber keine billige Kopie von ihr darstellen. So sucht sie immer weiter verzweifelt nach der Wahrheit, ohne zu bemerken, dass sie sie schon längt gefunden hat. Denn während sie sich ihren inneren Wölfen stellt und beginnt, May langsam Stück für Stück loszulassen, findet sie auch langsam zu sich selbst...

"Wenn du mich anschaust - siehst du dann sie vor dir? Ich meine ... May?"
"Nein ich sehe Laurel."
"Wirklich?"
"Ja wirklich!"


In dem Jahr, indem wir sie begleiten dürfen, macht sie eine enorme Entwicklung durch und lernt sehr viel über sich selber, aber auch über das Leben an sich. Sie macht viele schmerzvolle, aber auch viele wunderschöne Erfahrungen. Denn trotz der bewegenden Traurigkeit und Tragik ist dieses Buch doch "Ein Liebensbrief an das Leben", um hier mal Jay Asher, den Bestsellerautor von "Tote Mädchen lügen nicht" zu zitieren, dessen Worte auch das Cover zieren. Voller liebevoller winziger Details, wunderschönen Wahrheiten, und kleinen Weisheiten, die wir alle kennen, aber im Umgang mit anderen Menschen -auch mit uns selbst- viel zu oft vergessen, steckt dieses Buch so voller lebensbejahenden und aufmunternden Geschenken, die die bedrückende und luftabschnürende Atmosphäre soweit auflockern, dass man an die Hoffnung und das Gute im Leben glauben darf.


"Ein wahrer Freund ist jemand, der dich voll und ganz du selbst sein lässt. Der nichts von dir erwartet. Der dich so nimmt, wie du bist, ganz egal, was auch immer du in einem Moment gerade fühlst - oder nicht fühlst. Das ist es, worauf es bei der wahren Liebe ankommt: den anderen sein zu lassen, was er wirklich ist."
- Jim Morris



Was ich wirklich schön fand war, dass man auch May sehr gut kennenlernt, auch wenn sie schon nicht mehr lebt. Anfangs wird sie wie die Perfektion In Person dargestellt, doch dieses Bild relativiert sich mit der Zeit und wir und auch Laurel muss einsehen, dass ihre Schwester ebensolche Probleme hatte, wie jene, unter denen sie jetzt zu leiden hatte und hinter ihrer perfekten Fassade alles andere als glücklich war. Laurel beschreibt, sie hätte May immer in eine funkelnde, geheimnisvolle Welt verschwinden sehen, wenn sie nachts rausschlich, doch wie vieles im Leben, ist diese magische Welt, nichts als das Hirngespinst eines Kindes - so real wie der Feenzauber, mit dem die beiden Mädchen in ihrer Kindheit alles wieder heil machten, wenn etwas Wertvolles zu Bruch ging - so real wie die Feenflügel, die May zu haben schien, Flügel, die sie brachten, wohin sie wollte, sie aber nicht vorm Abstürzen gerettet haben. Doch irgendwann muss jeder erwachsen werden und grausame Wahrheiten erkennen.

So erinnert sich Laurel häufig an ihre Kindheit zurück, zu Zeiten, in denen ihre Eltern nicht getrennt waren und May alles für sie gegeben hat.
Feenzauber und Flügel!
Es sind Kinderspielereien unschuldig und voller Liebe, die uns Leser die glücklichen Momente des Lebens nicht vergessen lassen und diese zelebrierten, auch wenn sie vorbei und durch etwas zerstört worden sind.


"Die Straße endet nie." Genau so eine Straße kenne ich auch. Es ist die letzte Straße, die ich zusammen mit May entlanggefahren bin. Sie führt an den Pappeln am Flussufer vorbei, an den Gleisen und der Eisenbahnbrücke, bis in die Zeit zurück, als May und ich Kinder waren und Feenzauber gemacht haben, vorbei an den Apfelbäumen, an dem ersten Mal, als May sich die Lippen rot anmalte, an der Tanzfläche, auf der sie Paul kennenlernte, und an den Kinofilmen, die wir nie gesehen haben. Sie erstreckt sich bis an ein Ort, an dem nichts von alldem je existiert hat und wo es doch alles immer schon gab, wo zeit keine Maßeinheit ist, sondern nur ein Gefühl, das niemals aufhört..."


Gut in diese wehmütige Zurück-in-die-Kindheit-Sehnsucht fügen sich auch die anderen Charaktere ein. Ihre beiden neuen Freundinnen Nathalie und Hannah, die sich lieben, aber ein Problem damit haben, es sich einzugestehen. Ihre große Liebe Sky, der selbst mehr verbirgt, als er preisgibt. Die beiden älteren Mitschüler Kristen und Tristan, die gefangen sind, zwischen ihren Lebensträumen und ihrer Liebe. Laurels einsamer Vater und ihre Mutter, die vor all dem nach Kalifornien flüchtete und auch Laurels gottesfürchtige Tante Amy, die auf ihren Traumprinzen wartet und nur an das Gute im Menschen glaubt. Sie alle scheinen tief im Herzen noch lange nicht erwachsen geworden zu sein und immer noch an eine gewisse Magie zu glauben, die sie stärker macht und weiter leben lässt! Ein Charakter ist dabei wunderschöner und interessanter gezeichnet als der andere.


"Angst zu haben und sich danach zu sehnen, beschützt zu werden, sind die beiden elementarsten Gefühle im Leben." (...)
"Aber wenn das die beiden wichtigsten Gefühle sind, was ist dann mit der Liebe?"
"Warum glaubst du, ist die Liebe das tiefste Gefühl, das Menschen empfinden? Weil sie beides zugleich ist, Solange wir lieben, fühlen wir uns beschützt und haben trotzdem ständig Angst." Als er das sagte, verstand ich es plötzlich. Ich lächelte. "Danke", sagte ich."



Ein großer Bestandteil dieser seltsam-bittersüßen-Atmosphäre ist neben den Charakteren der Schriebstil von Ava Dellaira. Die Sätze klingen auf der einen Seite wirklich so, als hätte sie ein Teenager geschrieben, haben aber auf der anderen Seite unglaublich viel poetische Kraft in sich und lassen immer wieder sanfte und zarte Ansätze von Verständnis und Weisheit durchscheinen. Ich habe unglaublich viele wunderschöne Zitate gefunden, die ich mir einfach markieren wusste, um sie später nochmals zu lesen. Die Sätze sind dabei niemals hochgestochen, abgehoben oder in irgendeiner Weise gezwungen oder aufgesetzt schlau - sie erscheinen einfach so voller Gefühl und Charme, dass man sie in ihrer Einfachheit und Aussagekraft einfach lieben muss!


„Vielleicht ist das etwas, was man lernt, wenn man erwachsen wird: das man nicht dazu verdammt ist, ein Charakter in einer Geschichte zu sein, dem Dinge passieren, sondern dass man auch derjenige sein kann, der die Geschichte schreibt."


Musik spielt eine sehr große Rolle in diesem Roman, ebenso wie Gedichte und das generelle Thema Mut. Überwiegend Songs von "Nirvana", "The Doors" oder Künstlern wie Amy Winehouse werden zitiert oder näher behandelt, was mit einer solchen Intensität gemacht wurde, dass ich plötzlich Lust bekam, diese Bands zu hören. In vielen Briefen hat man auch etwas über die Empfänger erfahren, ihr Leben, ihre Probleme, ihre sehnlichsten Wünsche und natürlich ihr Tod. Ich fand es sehr spannend, Informationen über Kurt Cobain, Heath Ledger, Amy Winehouse und viele andere zu bekommen. Diese Persönlichkeiten hatten vor meiner Zeit ihre Berühmtheitsphase, so weiß ich nicht so viel über sie. Was die Idee aber so besonders gemacht hat, ist, dass die Protagonistin, ihr Leben manchmal mit dem der Verstorbenen vergleicht und damit ein eleganter Bogen zwischen den Briefen und Laurels Situation gezogen wird.


"Irgendwo habe ich mal gelesen, dass du erzählt hast, deine erste bewusste Erinnerung hätte mit Musik zu tun, Judy. Musik, die das ganze Haus erfüllt. Aber du hättest Angst gehabt, dass sie durch ein Fenster entwischen könnte und du ihr für den Rest deines Lebens hinterherjagen müsstest, um sie wieder einzufangen."


Neben den berühmten Musikern werden auch Gedichte von Elizabeth Bishop, E.E. Cummngs und John Keats kurz behandelt. Ich gebe Laurel recht, dass manchmal die Worte nicht ausreichen um das auszudrücken, was man fühlt, doch durch die Gedichte und die Musik unterstützt, schafft das die Autorin sehr gut und lässt uns Leser mit fiebern und -fühlen.
Insgesamt hat die Idee mit den Briefen an verstorbene berühmte Persönlichkeiten dem Buch nochmals etwas mehr Tiefe und Einzigartigkeit verliehen.

Neben der Verlust- und der Erwachsen-werden-Geschichte, werden außerdem noch viele weitere wichtige Themen, die Jugendliche etwas angehen, angesprochen. Das sind unter anderem Drogen, Scheidung, Homosexualität, Psychische Erkrankungen, Tod eines geliebten Menschen, Partys, häusliche Gewalt bis hin zu Vergewaltigung. Man könnte meinen, dass die Autorin damit übertreibt und die Geschichte überladen hat, doch diese Themen fügten sich luftig leicht in die Geschichte ein und erweiterten sie schlüssig.


"Ich habe versucht, so mutig zu sein wie May, so strahlend und frei und magischen Sternenstaub versprühend wie sie, aber ich habe es nicht geschafft. Weil ich nicht so bin."


Der Schluss gibt dann endlich die Antworten, auf die man die ganze Zeit gewartet hat, stellt darüber hinaus aber auch noch neue Wege, Lösungen und Erkenntnisse vor, die Laurel gewonnen hat. Als sie May einen letzten Brief schreiben kann, wird ein Bogen über die Kindheit, Probleme in der Vergangenheit, Verzeihen und Loslassen bis zu Laurels jetzigen Erfahrungen gezogen, der das Ende sehr rund und wunderschön abschließt. Ich muss zugeben, dass ich ganz am Ende ein bisschen weinen musste, überwältigt von all diesen Gefühlen,

Zum Schluss noch mein Lieblingszitat:

"Ich setzte mich an den Laptop und googelte nach dir, Jim. Dabei fand ich heraus, warum ihr eure Band "The Doors" genannt habt. Auf den Namen hat auch ein Satz des englischen Dichters William Blake gebracht: "Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, erschiene dem Menschen alles so wie es ist: unendlich." Ich habe lange darüber nachgedacht, was es bedeuten würde, wenn man in der Lage wäre, die Unendlichkeit jedes einzelnen Moments zu erkennen. Vielleicht ist es ja das, was Liebe bewirkt. Dass ein Menschen oder ein Moment, den man nicht verlieren möchte, einem für alle Ewigkeit erhalten bleibt..."


Fazit:

Trägt den Titel "Das beeindruckendste Jugendbuch des Jahres" zu 100% verdient! Ich wurde seit langem nicht mehr so von einer Geschichte berührt, wie diese es geschafft hat!


Hier noch ein paar weitere wunderschöne Zitate:


"Aber was ist mit meiner Schwester? Warum habe ich es nicht geschafft, sie zu beschützen?" Meine Stimme zitterte, und ich konnte richtig spüren, wie ich innerlich zusammenzuckte. Vielleicht auch äußerlich. Ich hatte das vorher noch nie so laut ausgesprochen."


"Ich glaube, wenn man etwas verliert, das einem wirklich viel bedeutet, ist das so, als würde man ein Stück von sich selbst verlieren."


"Vielleicht ist das so, wenn man verliebt ist. Man saugt alles in sich auf, ohne jemals satt zu werden, nur glücklicher."


"Man kann mutig und idealistisch und schön sein, und das bewahrt einen trotzdem nicht davor, abzustürzen."


"Manchmal sind wir so randvoll mit allen möglichen Gefühlen, dass wir nicht merken, wie unser Verhalten auf jemand anderen wirkt."


"Manchmal sind es die kleinsten Gesten, die den größten Raum einnehmen."


"Jedem passieren Dinge im Leben, die nicht fair sind. Entweder sind wir für alle Zeiten deswegen auf irgendjemanden wütend und fühlen uns ungerecht behandelt oder wir entscheiden uns dafür, mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, das Beste daraus zu machen."


"Aber Menschen sind nun mal nicht transparent. Wenn wir wollen, dass uns jemand wirklich kennenlernt, müssen wir uns öffnen und über das sprechen, was in uns vorgeht."


"Menschen können einen verlassen, aber sie können auch zurückkommen."


"Ich wünschte, du könntest mir sagen, wo du jetzt bist und warum du nicht mehr leben wolltest. Du warst der Lieblingssänger meiner Schwester May. Seit sie nicht mehr da ist, fällt es mir irgendwie schwer, ich selbst zu sein, weil ich nicht mehr genau weiß, wer ich eigentlich bin. Dabei wäre es wichtig für mich, das möglichst schnell rauszufinden."


„Wir schlendern in der Dunkelheit durch die Straßen unseres Viertels, und unsere Schatten erstrecken sich über die ganze Länge der Straße und verschmelzen miteinander, wenn wir uns küssen. Sobald mein Schatten von seinem verschluckt wird, ist alles ausgeblendet, woran ich mich nicht erinnern möchte, und ich kann mich in dem verlieren, was schön ist.“


"Ich glaube nicht, dass sie gestolpert ist. Ich glaube nicht, dass sie gesprungen ist. Sie schwebte. Ich könnte schwören, dass sie einen Moment lang mitten in der Luft stand, bevor sie fiel... Ich sah, wie sie ihre Feenflügel entfaltete. Sah, wie sie flatterten und versuchten, sie in der Luft zu halten. Sie zurückzubringen. Aber ich hatte die Flügel kaputt gemacht. "

Veröffentlicht am 23.03.2017

Ein spannender Abschluss

Elfenfehde - Drei ist einer zu viel
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Allgemeines:

Titel: Elfenfehde - Drei ist einer zu viel
Autor: Mariella Heyd
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3946955010
ISBN-13: 978-3946955016
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Elfenfehde - Zweimal ...

Allgemeines:

Titel: Elfenfehde - Drei ist einer zu viel
Autor: Mariella Heyd
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3946955010
ISBN-13: 978-3946955016
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Elfenfehde - Zweimal im Leben



Inhalt:

"Unfähig mich zu bewegen, zu atmen oder zu denken, konnte ich nur dabei zusehen, wie die Wasserwelt um mich herum von einem allesverschlingenden Schwarz übermannt wurde. Kein weißer Tunnel, kein Leben, das an mir vorbeizog. So fühlte es sich also an zu sterben: Kalt, einsam und panikerfüllt."

-Was tust du, wenn dich dein Freund hintergeht und dich mit deinem Feind zurücklässt?

Wenn das Böse gut wird - und das Gute schlecht?-
Zurück in der sterblichen Welt, kehrt allmählich Ruhe in Feodoras Leben ein. Schule und Freunde bestimmen ihren Alltag. Nur Zerdon scheint sich nicht in das normale Leben fügen zu wollen. Obwohl Arawn sein neues Leben als Alex in vollen Zügen genießt, wittert Zerdon ständig Gefahren und treibt Feodora mit seinem Beschützerinstinkt in den Wahnsinn. Feodora beugt sich nur widerwillig den Anweisungen ihrer Wache, bis Zerdon spurlos verschwindet und Feodora selbst entscheiden muss, was richtig und was falsch ist.



Bewertung:

"Feodora,
ich erwarte nicht, dass du das verstehst oder dass du mir das jemals verzeihen wirst, aber ich werde nicht mehr zu dir zurück kommen. Nie mehr...Das ist nicht meine Welt, mein Zuhause. ich gehöre nicht in deine Welt mit ihren modernen Regeln. (...)
Bitte vergiss mich und pass auf dich auf..."


Nach "Elfenfehde - Zweimal im Leben" ist das der zweite und letzte Teil einer wundervollen Dilogie von Mariella Heyd. Zu aller erst möchte ich ihr wieder meinen Dank aussprechen, dass wir den Roman zum Vorablesen zur Verfügung gestellt bekommen haben und ganz herzlich zur Verlagsveröffentlichung gratulieren, die heute, am 23.03.17 ansteht!

Das Cover ist wieder hübsch gestaltet, dies Mal ganz in Rot-Braun gehalten. Mich persönlich hat aber gestört, dass wieder zwei Models zu sehen sind, die mit meiner Vorstellung von Feo und Zerdon nur mäßig übereinstimmen. Wieder aufgefallen sind mir die vielen Kurzabsätze innerhalb der Kapitel, woran man sich aber schnell gewöhnen kann. Der Titel "Drei ist einer zu viel" klang in meinen Ohren zuerst etwas sonderbar, passt aber perfekt zum Buch, was man etwa nach der Hälfte an Lektüre feststellt. Er spiegelt super den Grundkonflikt wider.

"Sie starren dich alle an", nuschelte Louis mir unnötigerweise zu. "Da wäre ich nicht drauf gekommen. Danke für den Hinweis. Jetzt fühle ich mich gleich viel wohler in meiner Haut."
"Echt jetzt?"
Ich schüttelte genervt den Kopf und starrte zurück auf den Boden..."


Auch wenn dieser zweite Teil um einiges anders ist, als der erste, steht er jenem in nichts nach. Die Charaktere werden vertieft, neue Personen eingeführt, die Spannung ist hoch und der Stil wieder toll. Mariella Heyd geht es dies Mal etwas langsamer an: Anstatt uns gleich in ein apokalyptisches Weltuntergangsszenario zu werfen, welches in dem Eintritt in einer fremden Welt mündet, bekommen wir erstmal der Alltag und das Liebesleben unserer beiden Hauptcharaktere geschildert. Feos bester Freund Louis hat darin eine ebenso große Rolle wie der geheimnisvolle Fremde Dylan.

Leider war die Rolle von Arawn, dem bösen Dunkelelfen aus Band 1, nur recht klein und unbedeutend. Ihn fand ich sehr interessant. Man trifft ihn zwar wieder, doch seine mythische Ausstrahlung ist mit seiner Bösartigkeit verloren gegangen.

"Ich bin nur in deine Welt gekommen, damit dort drüben nicht plötzlich wieder etwas Boshaftes in mein Bewusstsein vordringen kann. Verstehst du? Ich habe Angst. Und ich bin schwach." Ich nickte ihm zu. (...)
"Mache ich dich nervös?", fragte Arawn ruhig.
"Nein. Ja. Ich weiß es nicht!"


Was ich auch zuerst sehr schade fand, ist das ein Großteil der Handlung in der gewöhnlichen "Menschenwelt" stattfindet und nur wenige Szenen in der magischen Anderswelt Tír na nóg spielen, über welche ich zugegeben noch gerne etwas mehr erfahren hätte. Stattdessen wird die Beziehung zwischen Zerdon und Feodora in den Vordergrund gerückt.

Ich habe wieder kurze Zeit gebraucht, um in das Buch hineinzukommen, was mir durch das gemäßigte Tempo zu Beginn und einigen Wiederholungen erleichtert wurde. Trotz dass eigentlich nicht sonderlich viel passiert, ist die Handlung durchweg spannend. Zur Handlung an sich kann ich gar nicht viel sagen, da ich sonst übel spoilern würde, doch man darf sich auf einige Überraschungen gefasst machen. Zwar hat man durch einige geheimnisvolle Ungereimtheiten schon gewisse Vorahnungen, eine tolle Wendung waren die Enthüllungen am Ende trotzdem. Einige einschneidende Elemente des Plots haben mich stark an die "Twillight -Reihe" erinnert, was aber keineswegs als Kritik aufzufassen ist. Interessant verpackt und mit anderen neuen Ideen werden die Ähnlichkeiten geschickt zu einer neuen Geschichte verwoben.

Der Stil hat mir wieder gut gefallen. Mariella Heyd gibt dem Leser das Gefühl, von einer erfahrenen Bestsellerautorin zu lesen und keinen Indie-Roman vorliegen zu haben. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern ist der Stil wirklich jugendlich und keine Pseudo-hirnverbrannte-Jugendsprache-Kacke (Entschuldigung für den Ausdruck ;-/), die zwanghaft versucht jugendlich zu klingen, wie ich es schon oft erlebt habe (zum Beispiel bei "Numbers" oder "tschick"...). Ohne mit gezwungen hippen Wörtern um sich zu schmeißen wirken Feos Gedanken locker und authentisch, wie man es von einer Jugendlichen erwarten würde. Dabei man darf auch des Öfteren über sie schmunzeln.

"Die Musik war so laut, dass sie in den Ohren wummerte und man das Gefühl hatte, auf dem leuchtenden Fußboden die Balance zu verlieren. Es war aber kein unangenehmes Gefühl. Man wollte sich fallen lassen, sich in die Menge stürzen, mittanzen und vor Freude in die Luft springen."

Mit seinen knapp 250 Seiten war mir die Länge jedoch etwas zu kurz gewählt. Ich hatte zwar bei keiner Stelle wirklich das Gefühl, dass etwas Essenzielles fehlen würde, doch ein bisschen mehr Zeit - vor allem am Schluss- hätte dem Buch bestimmt gut getan. Gerade als es beginnt sehr spannend zu werden und es auf einen finalen Showdown zuläuft, wirkt alles ein kleines bisschen gehetzt. Dafür war es aber auch wirklich super spannend und von ganz anderen Ausmaßen, als man das gewohnt war!

Die Charaktere haben mir wieder gut gefallen. Die junge Feodora wirkt interessanterweise in "ihrer Welt" ganz anders als in der Anderswelt: viel selbstbewusster, gelöster und stärker. Während sie im ersten Teil noch sehr an Zerdons Jackenzipfel hing und von allen relativ herum geschubst wurde, lässt sie sich nun weniger gefallen. Trotzdem ist sie auf liebenswürdige Weise immer noch sehr naiv, wenn es um Entscheidungen geht. Sie will nie jemandem wehtun und genau das wird ihr zum Verhängnis...

Zerdon wird ebenfalls in einem ganz anderen Licht gezeigt. Wenn er im Rausch des Abenteuers in Band 1 noch wie der große Held wirkte, erschien er nun eher wie ein besitzergreifender Freund mit überbordendem Beschützerinstinkt. Natürlich ist einem als Leser die ganze Zeit klar, was es mit seinem Verschwinden auf sich hat, doch am Anfang hat er mich, ebenso wie Feo, eine kurze Zeit genervt. Als die beiden dann ihre mittelgroße Beziehungskiste überwunden haben -gerade noch rechtzeitig für das nächste große Problem - wurde er mir wieder sympathischer.

"Was ist los?", fragte ich und grinste.
"Ach nichts", wiegelte er ab.
"Nun komm schon. Was hast du?"
"Mein Dad hat gesagt, wenn ich möchte, dass du dich in mich verliebst, dann müsste ich dich einfach nur zum Lachen bringen."
"Das hast du wohl geschafft", stellte ich fest.
"Ja, aber er hat mir nicht erzählt, dass ich derjenige sein würde, der sich jedes Mal aufs Neue in dich verliebt, wenn du lachst..."


Zu Dylan möchte ich gar nicht viel sagen, da ich bei jedem Kommentar spoilern würde (allein schon bei diesem ;-D ). Ich fand ihn aber sehr interessant, auch wenn er - wie fast alles in diesem Buch- am Ende etwas zu blass wurde.

Gefreut hat mich vor allem auch, dass wir in der Anderswelt altbekannte Charaktere wieder treffen dürfen. Septentriones, Occidens der etwas verrückte Archivar und ........ Trommelwirbel ....... auch die Walküren!!! Das hat mir besonders gut gefallen, da ich diese seltsamen Wesen schon im ersten Teil sehr spannend fand. Dass man mehr über sie erfährt, eine kennenlernt und an ihrer Seite sogar das Reich der Toten beschreiten darf, ist wirklich faszinierend dargestellt. Ihr merkt also, man darf sich auf einiges freuen!!!

Das Ende ist, ... nun ja, happy! Alles findet sein Ende und wird wieder ins Lot gebracht. Man kann die kurze Reihe also ohne offene Fragen und dafür mit einem rundum guten Gefühl beenden.

"Ich stöhnte auf und ließ den Mauszeiger über das kleine x in der rechten, oberen Bildschirmecke wandern. Mit einem Kick lösten sich meine Probleme zumindest für den Moment in Millionen Pixel auf..."

Ja, die Geschichte löst sich nun auch in Pixel auf, ich werde mich aber bestimmt noch eine Weile an dieses Abenteuer erinnern.


Fazit:

Eine schöne Fortsetzung, die zwar etwas kurz geraten ist, aber ein spannender Abschluss bildet. Für Fantasy-Leser sowie für Fans von Young-Adult- Büchern nur zu empfehlen!

Veröffentlicht am 22.03.2017

Lesen auf eigene Gefahr!

Ich wollte immer mal einen Liebesbrief schreiben ...
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Allgemeines:

Titel: Ich wollte schon immer mal einen Liebesbrief schreiben...
Autor: Sibylle Schreiber
Genre: Kurzgeschichtensammlung
ISBN-10: 3946569048
ISBN-13: 978-3946569046
ASIN: B01N6P4QY7
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Ich wollte schon immer mal einen Liebesbrief schreiben...
Autor: Sibylle Schreiber
Genre: Kurzgeschichtensammlung
ISBN-10: 3946569048
ISBN-13: 978-3946569046
ASIN: B01N6P4QY7
Preis: 9,90€ (Taschenbuch)
3,99€ (Kindle-Edition)



Inhalt:

Hast du manchmal Angst, die falsche Entscheidung zu treffen?

Solltest du auch! Denn harmlose Situationen können zu den schrecklichsten Ereignissen des Lebens werden - und das nur durch einen unscheinbaren Moment, der plötzlich über Leben und Tod entscheidet. Der schöne, fremde Mann, der nicht ist, was er scheint, eine Frau, die eine Höllennacht allein im Wald erlebt, ein vegetarischer Junge wider Willen, der in einen Blutrausch verfällt und eine todkranke Frau, die Menschen verschwinden lässt. Du glaubst, das kann dir nicht passieren?! Es sind Menschen wie du und ich, die eine Entscheidung treffen, und manchmal ist es die Falsche. Du hast allen Grund, Angst zu haben!


Bewertung:

DISCLAIMER: Bevor ich mit meiner Rezension beginne, möchte ich zuerst ein dickes Dankeschön an Sibylle Schreiber (aus Fallersleben!!) aussprechen, die mir ihr Buch zur Verfügung gestellt und mir somit einige spannende Stunden bereitet hat!

Das Cover ist aufgebaut wie ein kleines Paket mit Briefmarken, Beschriftung und Verschlussklammern. Die dunklen Blutspritzer sind dabei ein netter Hinweis auf die unverschleierte Blutrünstigkeit, die sich nicht gerade subtil hinter den Zeilen verbirgt. Den Titel versteht man ausschließlich im Zusammenhang mit der Covergestaltung (ein blutender Brief) und hat leider sonst keinen Bezug zum Inhalt. Der Klapptext jedoch spiegelt den Grundgedanken der Geschichte sehr ansprechend wieder.
Insgesamt eine sehr ansprechende Gestaltung, die auch wirklich zum Inhalt passt!

Dieser Sammelband bringt es zwar nur gerade mal auf 172 Seiten, doch die 33 Horror -Kurzgeschichten haben es trotzdem "faustdick hinter den Seiten" und triefen geradezu von schwarzem Humor. Thematisch könnten die Storys nicht unterschiedlicher sein - von einer schrägen Zukunftsdystopie in der Kammer des Schreckens über die Grausamkeit der Schlagermusik und die Problematik der Spielsucht, bis zur herzzerreißenden Kriegskritik ist alles mit dabei. Dabei berichtet Sybille Schreiber locker und flockig über Stolpersteine des Lebens, und schafft es alltägliche Probleme auf schräge Art und Weise zu präsentieren, die nicht selten in die Abscheulichkeit abrutscht. Das ist aber keineswegs als Kritik zu verstehen: Diese Abscheulichkeiten offenbart die Abgründe der Gesellschaft und stellt Alltag und Horror auf interessante Weise gegenüber. Da fließt dann schon mal Blut aus dem Liebesbrief, wie das Cover zeigt. Die Länge der Geschichten liegt dabei bei etwa 4 Seiten.

Besonders interessant ist, dass die Autorin jede ihrer Geschichten mit einem kurzen Vorwort einleitet - Gedanken dazu, die Entstehung der Geschichte und wichtige Motivationen. Das habe ich bis jetzt bei keiner anderen Sammlung gesehen und war von der Andersartigkeit überrascht. Auch dass hier die Danksagung vor dem Buch steht, ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Autorin macht, was sie will, ohne sich dabei an irgendwelche Regeln zu halten...

Der Schreibstil ist überraschend alltäglich und normal, auch wenn die Geschichte an sich oft in recht unübersichtliche Höhen abhebt. Zuerst werden wir in heimeliger Sicherheit gewiegt, dann schlägt sie präzise und hart zu. Dabei passt er sich in Wortwahl, Ausdruck und Satzlänge an die zu verkörpernden Hauptfiguren (hauptsächlich Frauen) an, sodass man sich sehr schnell in die dargestellte Situation einfinden kann. Oft wechseln wir zusammen mit den Protagonisten die Perspektive: Vom Täter zum Opfer, von Gut zu Böse, Tod zu ... Tod? Dabei spricht die Autorin direkt und schonungslos alles aus und beschreibt Sonnenuntergänge wie Blutbäder ausführlich und bildreich. Ich muss zugeben, dass ich ein oder zwei Geschichten nicht wirklich verstanden habe, wobei ich vermute, dass dieses Hä-Gefühl beabsichtigt war. Gut gefallen hat mir, dass die Geschichten alle trotz der Unterschiedlichkeit gut miteinander harmonieren. Insgesamt entsteht dadurch eine beunruhigende und dunkle Atmosphäre, die über den einzelnen Handlungen schwebt.

Wirklich besonders macht dieses Buch der besondere Aufbau der Geschichten. Zunächst wird beim Leser während der Schilderung einer recht normalen und alltäglichen Situation durch absichtliches Weglassen von Informationen und verursachtem Andersdenken für immense Verwirrung gesorgt. Dann kommt es zu einer dramatischen Wende, die ohne Warnung der ganze Blickwinkel auf die Geschichte umwirft. Dabei werden die langweiligsten Situationen in einem kurzen, über Leben und Tod entscheidenden Moment, zu einem Horror-Szenario umfunktioniert, aus einer schönen Urlaubsfahrt entsteht ein Blutbad und scheinbar unschuldige Menschen erhalten einen Keller voller Leichen...

Man sollte die Geschichten aber immer mal wieder zwischendurch genießen und auf gar keinen Fall -so wie ich- alle auf einmal Lesen, denn auch wenn jede Geschichte einen ganz eigenen Charme und Humor hat, ist das Muster doch irgendwann bekannt. So kann es vorkommen, dass man irgendwann auf die Verwirrungstaktik bei der Situationskonstruktion nicht mehr ganz so leicht hereinfällt und vor der Wendung auf den möglichen Ausgang kommt.
Um das zu verhindern also die kurzen Geschichten einfach mal zwischendurch oder auch unterwegs genießen um ein bisschen Schwung in den Alltag zu bringen.

Außerdem sollte man unbedingt eine gewisse Blutresistenz mitbringen und auch über seeeeeeehr schräge und abgedrehte Dinge lachen können.
"Lesen auf eigene Gefahr!", steht auf dem Klapptext, was ich eindeutig bestätigen kann. Bestimmt nicht jedermanns Sache, doch ich fand diese abschreckenden und furchtbaren Geschichten in gewisser Hinsicht genial!



Fazit:

Skurril und böse: Einerseits reizen die Pointen zum Lachen, andererseits bleibt dieses im Halse stecken!

Veröffentlicht am 22.03.2017

Lesen auf eigene Gefahr!

Ich wollte immer mal einen Liebesbrief schreiben ...
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Allgemeines:

Titel: Ich wollte schon immer mal einen Liebesbrief schreiben...
Autor: Sibylle Schreiber
Genre: Kurzgeschichtensammlung
ISBN-10: 3946569048
ISBN-13: 978-3946569046
ASIN: B01N6P4QY7
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Ich wollte schon immer mal einen Liebesbrief schreiben...
Autor: Sibylle Schreiber
Genre: Kurzgeschichtensammlung
ISBN-10: 3946569048
ISBN-13: 978-3946569046
ASIN: B01N6P4QY7
Preis: 9,90€ (Taschenbuch)
3,99€ (Kindle-Edition)



Inhalt:

Hast du manchmal Angst, die falsche Entscheidung zu treffen?

Solltest du auch! Denn harmlose Situationen können zu den schrecklichsten Ereignissen des Lebens werden - und das nur durch einen unscheinbaren Moment, der plötzlich über Leben und Tod entscheidet. Der schöne, fremde Mann, der nicht ist, was er scheint, eine Frau, die eine Höllennacht allein im Wald erlebt, ein vegetarischer Junge wider Willen, der in einen Blutrausch verfällt und eine todkranke Frau, die Menschen verschwinden lässt. Du glaubst, das kann dir nicht passieren?! Es sind Menschen wie du und ich, die eine Entscheidung treffen, und manchmal ist es die Falsche. Du hast allen Grund, Angst zu haben!



Bewertung:

DISCLAIMER: Bevor ich mit meiner Rezension beginne, möchte ich zuerst ein dickes Dankeschön an Sibylle Schreiber (aus Fallersleben!!) aussprechen, die mir ihr Buch zur Verfügung gestellt und mir somit einige spannende Stunden bereitet hat!

Das Cover ist aufgebaut wie ein kleines Paket mit Briefmarken, Beschriftung und Verschlussklammern. Die dunklen Blutspritzer sind dabei ein netter Hinweis auf die unverschleierte Blutrünstigkeit, die sich nicht gerade subtil hinter den Zeilen verbirgt. Den Titel versteht man ausschließlich im Zusammenhang mit der Covergestaltung (ein blutender Brief) und hat leider sonst keinen Bezug zum Inhalt. Der Klapptext jedoch spiegelt den Grundgedanken der Geschichte sehr ansprechend wieder.
Insgesamt eine sehr ansprechende Gestaltung, die auch wirklich zum Inhalt passt!

Dieser Sammelband bringt es zwar nur gerade mal auf 172 Seiten, doch die 33 Horror -Kurzgeschichten haben es trotzdem "faustdick hinter den Seiten" und triefen geradezu von schwarzem Humor. Thematisch könnten die Storys nicht unterschiedlicher sein - von einer schrägen Zukunftsdystopie in der Kammer des Schreckens über die Grausamkeit der Schlagermusik und die Problematik der Spielsucht, bis zur herzzerreißenden Kriegskritik ist alles mit dabei. Dabei berichtet Sybille Schreiber locker und flockig über Stolpersteine des Lebens, und schafft es alltägliche Probleme auf schräge Art und Weise zu präsentieren, die nicht selten in die Abscheulichkeit abrutscht. Das ist aber keineswegs als Kritik zu verstehen: Diese Abscheulichkeiten offenbart die Abgründe der Gesellschaft und stellt Alltag und Horror auf interessante Weise gegenüber. Da fließt dann schon mal Blut aus dem Liebesbrief, wie das Cover zeigt. Die Länge der Geschichten liegt dabei bei etwa 4 Seiten.

Besonders interessant ist, dass die Autorin jede ihrer Geschichten mit einem kurzen Vorwort einleitet - Gedanken dazu, die Entstehung der Geschichte und wichtige Motivationen. Das habe ich bis jetzt bei keiner anderen Sammlung gesehen und war von der Andersartigkeit überrascht. Auch dass hier die Danksagung vor dem Buch steht, ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Autorin macht, was sie will, ohne sich dabei an irgendwelche Regeln zu halten...

Der Schreibstil ist überraschend alltäglich und normal, auch wenn die Geschichte an sich oft in recht unübersichtliche Höhen abhebt. Zuerst werden wir in heimeliger Sicherheit gewiegt, dann schlägt sie präzise und hart zu. Dabei passt er sich in Wortwahl, Ausdruck und Satzlänge an die zu verkörpernden Hauptfiguren (hauptsächlich Frauen) an, sodass man sich sehr schnell in die dargestellte Situation einfinden kann. Oft wechseln wir zusammen mit den Protagonisten die Perspektive: Vom Täter zum Opfer, von Gut zu Böse, Tod zu ... Tod? Dabei spricht die Autorin direkt und schonungslos alles aus und beschreibt Sonnenuntergänge wie Blutbäder ausführlich und bildreich. Ich muss zugeben, dass ich ein oder zwei Geschichten nicht wirklich verstanden habe, wobei ich vermute, dass dieses Hä-Gefühl beabsichtigt war. Gut gefallen hat mir, dass die Geschichten alle trotz der Unterschiedlichkeit gut miteinander harmonieren. Insgesamt entsteht dadurch eine beunruhigende und dunkle Atmosphäre, die über den einzelnen Handlungen schwebt.

Wirklich besonders macht dieses Buch der besondere Aufbau der Geschichten. Zunächst wird beim Leser während der Schilderung einer recht normalen und alltäglichen Situation durch absichtliches Weglassen von Informationen und verursachtem Andersdenken für immense Verwirrung gesorgt. Dann kommt es zu einer dramatischen Wende, die ohne Warnung der ganze Blickwinkel auf die Geschichte umwirft. Dabei werden die langweiligsten Situationen in einem kurzen, über Leben und Tod entscheidenden Moment, zu einem Horror-Szenario umfunktioniert, aus einer schönen Urlaubsfahrt entsteht ein Blutbad und scheinbar unschuldige Menschen erhalten einen Keller voller Leichen...

Man sollte die Geschichten aber immer mal wieder zwischendurch genießen und auf gar keinen Fall -so wie ich- alle auf einmal Lesen, denn auch wenn jede Geschichte einen ganz eigenen Charme und Humor hat, ist das Muster doch irgendwann bekannt. So kann es vorkommen, dass man irgendwann auf die Verwirrungstaktik bei der Situationskonstruktion nicht mehr ganz so leicht hereinfällt und vor der Wendung auf den möglichen Ausgang kommt.
Um das zu verhindern also die kurzen Geschichten einfach mal zwischendurch oder auch unterwegs genießen um ein bisschen Schwung in den Alltag zu bringen.

Außerdem sollte man unbedingt eine gewisse Blutresistenz mitbringen und auch über seeeeeeehr schräge und abgedrehte Dinge lachen können.
"Lesen auf eigene Gefahr!", steht auf dem Klapptext, was ich eindeutig bestätigen kann. Bestimmt nicht jedermanns Sache, doch ich fand diese abschreckenden und furchtbaren Geschichten in gewisser Hinsicht genial!



Fazit:

Skurril und böse: Einerseits reizen die Pointen zum Lachen, andererseits bleibt dieses im Halse stecken!

Veröffentlicht am 21.03.2017

"Je dunkler der Himmel, desto heller die Sterne."

Rache und Rosenblüte
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Allgemeines:

Titel: Rache und Rosenblüte
Autor: Renée Ahdieh
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3846600407
ISBN-13: 978-3846600405
ASIN: B01N769XJ2
Preis: 12,99€ (Kindle-Edition)
17€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere ...

Allgemeines:

Titel: Rache und Rosenblüte
Autor: Renée Ahdieh
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3846600407
ISBN-13: 978-3846600405
ASIN: B01N769XJ2
Preis: 12,99€ (Kindle-Edition)
17€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: "Zorn und Morgenröte"


Inhalt:

"Einhundert Leben für das eine, das du nahmst. Ein Leben bei jedem Sonnenaufgang. Gehorchst du auch nur an einem einzigen Morgen nicht, nehme ich deine Träume von dir. Ich nehme deine Stadt von dir. Und ich nehme von dir dieses Leben tausendfach."

Shahrzad und Chalid haben sich gefunden. Und obwohl ihre Gefühle füreinander unverbrüchlich sind, lauert da immer noch der Fluch, der dem jungen Kalifen auferlegt wurde. Sie wissen beide, dass diese Last ihrer gemeinsamen Zukunft im Weg steht. Und so verlässt Shahrzad den Palast. Sie verlässt Chalid. Aber kann sie einen Weg finden, ihre große Liebe nicht zu verlieren? Und kann sie verhindern, dass noch mehr Unschuldige sterben?



Bewertung:

DISCALIMER: Dieses Buch ist der zweite Teil einer Dilogie. Mögliche Spoiler über den Inhalt des ersten Teiles können somit nicht ausgeschlossen werden!


Dieser zweite Band der Dilogie um Shahrzad und Chalid und ihre orientalische Welt durfte ich im Rahmen einer Leserunde vorab lesen. Dafür vielen lieben Dank an die Lesejury und den One-Verlag für diese spannende Möglichkeit, mich mit anderen Lesern auszutauschen!!! Ich habe den ersten Teil "Zorn und Morgenröte" an einem Tag verschlungen und war so sehr gespannt auf diese Fortsetzung. Meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt, denn ich kam die ganze Zeit über nicht umhin, diesen zweiten Teil mit dem ersten zu vergleichen, doch alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen!

Nun als kurze Info für alle, die vielleicht so unaufmerksam sind wie ich und denken, es würde nach diesem Teil noch einen weiteren Band geben: Das ist leider schon der Abschluss dieser kurzen Dilogie und das Ende dieser Geschichte!!! Nach etwa 300 Seiten zu bemerken, dass eigentlich nicht mehr viel übrig bleibt, um einen dritten Teil zu schreiben und dann herauszufinden, dass es keinen weiteren Teil mehr geben wird, ist doch relativ frustrieren!


"Du bist ein Banyanbaum, weil ich in dir diese Geschichte sehe. Den Anfang und das Ende aller Dinge. Die Hoffnung, dass etwas wächst, sogar im Schatten (...). Sei der Anfang und das Ende, Shahrzad al-Haizuran. Sei stärker als alles um dich herum..."


Das Cover ist wieder mal wieder wunderschön und absolut passend zu „Zorn und Morgenröte“ gestaltet. Mir gefällt es mit dem satten Violett - Ton und der goldenen Ranken fast besser als der erste Teil. Auf den ersten Blick tragen beide Bände das gleiche Muster, die verschnörkelten Rosen auf diesem Cover lassen es aber etwas verspielter aussehen. Der Titel ist mit seinen zwei Schlagwörtern auch sehr treffend gewählt und reiht sich gut in die Dilogie ein. Am Anfang war ich etwas skeptisch, doch "Rache" und auch "Rosenblüte" passen beide gut zur Handlung. Auch die Gestaltung innerhalb der Kapitel ist wie gewohnt - ansprechend und ordentlich gelayoutet. Den Klapptext finde ich jedoch relativ schlecht zusammengefasst, da diese Schilderung nur ein kleiner Bruchteil dessen widerspiegelt, was eigentlich thematisiert wird. Der Fluch zum Beispiel nimmt nur eine recht kleine Rolle ein, aber davon nachher noch mehr...

Das Buch beginnt gleich dort, wo der erste Teil geendet hat. Chalid und Shahrzad sind getrennt, Die Stadt zerstört, ein Krieg im Anmarsch. Trotz dieses doch recht unnormalen Szenarios passiert erst einmal denkbar wenig. Nachdem Shahrzad den Palast von Ray verlassen hat, ist sie nun außerhalb der Stadt, mitten in der Wüste in einem Lager zwischen den Grenzen des Reiches,… und harrt aus. Außer einigen Besprechungen, Konflikten und Erklärungen passiert nicht wirklich viel.
Sie spricht mir Irsa, ihrer kleinen Schwester, die wir endlich näher kennenlernen dürfen und besucht ihren Vater, der nach dem Anschlag auf Ray immer noch nicht aus seinem komatösen Zustand erwacht ist. Ich muss klar sagen, dass ich kleine, anfängliche Schwierigkeiten hatte, wieder in die Geschichte reinzukommen, da es schon etwas her ist, dass ich Teil eins gelesen habe und außerdem recht wenig passiert. Der Hauptreiz dieser Reihe lag für mich vor allem in dem magischen 1001-Nacht-Feeling, der hier sehr wenig durchscheint, was uns als Leser ein bisschen in der Luft hängen lässt. Doch wie wir Shahrzad kennen, kann sie nicht lange stillsitzen und warten und so macht sie sich kurzerhand auf den Weg, um ihre merkwürdigen Fähigkeiten weiter auszubauen, so womöglich auch den Fluch zu brechen, der auf Chalid lastet und einen ganzen Krieg zu verhindern.


"Mit neuer Hoffnung, die den Druck auf ihrem Herzen löste, sah Shahrzad auf zum sternenübersäten Himmel. Er war tiefblau, mit einer Mondsichel eingehüllt in einen Flausch von vorbeiziehenden Wolken. Der Himmel schien sich unendlich weit zu erstrecken, der Horizont wölbte sich und traf an allen Enden auf Sand. Seine funkelnden Sterne waren eine Studie in Kontrasten, einige leuchtend vor Freude, andere zwinkernd, als hätten sie böse Absichten..."


Der Stil ist wie gewohnt typisch Renée Ahdieh: Orientalisch, verwunschen, mit vielen Wortbildern und Metaphern und einfach magisch in seiner atmosphärischen Gestaltung. Die Autorin schafft es immer wieder aufs Neue, mich zu erstaunen und mit dem einfachen, aber durchaus auf das Setting angepassten und flüssigen Schreibstil zu fesseln. Einfache aber geniale Formulierungen und Beschreibungen fangen das Geschehen wunderbar ein und bügeln einige Szenen oft so aus, dass sie trotz mangelnder Action spannend sind. Trotzdem finde ich dass einfach dieses orientalische 1001-Nacht-Feeling, das schon zur Sprache kam, nicht ganz so prägend vorhanden war wie in Teil 1. Es fehlt hier einfach ein kleines bisschen dieser romantischen und geheimnisvollen Atmosphäre, die über dem ersten Teil lag und mich so fasziniert hat. In all den verschiedenen Handlungssträngen und Ortswechsel ist ein Teil des orientalisch-magischen Charmes verloren gegangen - klar ist der Plot sehr spannend, die Charaktere sind toll, aber für mich fehlt noch ein undefinierbarer Hauch, was diesen Teil weit hinter Band 1 zurücklässt!

Der Plot an sich war mir ein bisschen zu zerstückelt. Zuerst passiert lange Zeit nur recht wenig, dann plötzlich auf ein Mal alles Mögliche, was dann aber dafür alles nicht sehr detailliert und in seiner Problematik hervorstechend beschrieben ist. Dadurch entsteht ein gewisser Eindruck und Hektik, was einen Großteil der Stimmung und der Magie verschluckt. Dafür ist es aber Ultra spannend und schnell zu lesen und man fliegt förmlich durch die Seiten. Denn als der Plot dann nach etwa 200 Seiten endlich die gewohnte Fahrt aufgenommen hatte, ging es Schlag auf Schlag. Zahlreiche Überraschungen, Erkenntnisse und ... diese unglaubliche Wendung, die ich niemals erwartet hätte


Achtung Spoiler

Ich saß zuerst einfach nur da und konnte es nicht fassen. Ausgerechnet Despina sollte eine Spionin und die Tochter des Kalifen Salim sein - mit so etwas hätte ich nicht in tausend Jahren gerechnet!
Das kam so unvorbereitet, dass ich kaum glauben konnte, dass sie nun Shahrzads Feindin sein sollte. Doch irgendwie kam nach der Überraschung ein bisschen Misstrauen bei mir an. Dieser plötzliche Hass auf Shahrzad kam bei mir aber irgendwie falsch rüber, es passt ganz und gar nicht zu ihr so ein durchtriebenes und arrogantes Miststück zu sein und sie so heftig zu provozieren.
Gefreut hat mich dann, dass ich in gewissem Maße recht hatte mit meinem mulmigen Gefühl und sich Despina später wirklich nicht als die verhasste Verräterin entpuppte. Sehr Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass ich Renée Ahdieh Despinas Entwicklung von der treuen Dienerin und Freundin zum feindlichen Spitzel einfach nicht abgenommen habe und das schon kritisieren wollte. Dass dann doch noch die Wendung kam, macht diese Kritik natürlich nichtig und ist eher ein Pluspunkt. Auf der anderen Seite finde ich es ein bisschen Schade, da ich schon dachte, sie hätte sich wirklich etwas getraut und etwas Unvorhersehbares geschehen lassen. Dass sie dann doch noch mit Jalal zusammenkommt war irgendwie klar - was genau aber mit dem Rajput passiert, wurde mir hingegen nicht ganz klar. Hat sie ihn jemals geliebt, oder warum sind sie zusammen geflohen? Was passiert danach mit ihm?... Da blieben mir zu viele Fragen offen.

Ach und wenn ich schon gerade am Spoilern bin ...
…dann will ich auch noch ganz kurz über die Sache mit Tariks Pfeil reden! Auch wenn ich wusste, dass Shahrzad das überleben würde, ist mir kurz das Herz stehen geblieben. Als dann Shahrzad verletzt in ihrem Zelt liegt, tat mir Tarik sooo leid. Durch seinen Hass geblendet hat er genau das getan, was er eigentlich niemals tun wollte: Shahrzad verletzt! Ich glaube er wird sich das niemals verzeihen. Wie Chalid auf die ganze Sache reagiert finde ich aber irgendwie ein kleines bisschen unglaubwürdig. Dass die beiden sich aber endlich mehr oder weniger versöhnen, war mein absolutes Highlight dieses Abschnittes. Es ist sehr schön zusehen, wie endlich alle anfangen, Shahrzad zu verstehen und nicht nur das Monster in dem jungen Kalifen sehen.


Spoiler Ende


Eine tragende Säule des Buches sind immer noch die Charaktere - beziehungsweise Shahrzad, die man einfach lieben muss. Mich hat sehr gefreut, dass ein paar neue, interessante Charakter hinzukommen, wofür aber leider Shahrzad und Chalid ein winziges bisschen aus dem Fokus gerutscht sind. Wieder ist die Geschichte aus verschiedenen Sichten erzählt, was das gleichzeitige Laufen mehrerer Handlungsstränge ermöglicht.
Shahrzad ist jedoch nach wie vor eindeutig die Hauptperson und auch am interessantesten charakterisiert. Nach dem ersten Teil habe ich sie einfach für ihre unabhängige und starke Art geliebt und bewundert - durch ihre wilde und unbändige Art zu sagen und zu tun, was sie denkt und für richtig hält, wird ein bisschen Pfeffer in die Geschichte gebracht. Am Anfang wirkte ihr aufbrausendes Temperament leider oft etwas deplatziert und fast nervig, im Laufe der Geschichte fand die Autorin aber wieder zu ihrer starken und leicht feministischen Darstellung unserer Heldin zurück, was mich sehr gefreut hat. Sie ist nun mal einfach eine absolute Powerfrau mit viel Rückgrat und Trotz, der einfach so etwas von gar nicht in diese Geschichte passt, dass es einfach genial ist! Sie hat auf jeden Fall mein Herz erobert!


"Einen Augenblick lang erinnerte sich Shahrzad an etwas, das ihr Vater immer sagte: "Je dunkler der Himmel, desto heller die Sterne."


Tarik, den ich im ersten Teil wirklich cool fand, empfand ich mit seinem unbegründeten Hass immer nerviger und fragte mich ständig, warum er nicht einfach von seiner Rachsucht absehen kann und erkennt, dass es Shahrzad so gut geht. Ich mag seinen Charakter aber eigentlich sehr und da er gegen Ende wieder einigermaßen die Kurve bekommt, will ich auch gar nicht meckern. Insgeheim habe ich mich gefragt, ob ihn die Autorin absichtlich zuerst etwas unehrenhaft und teilweise nervend dargestellt hat um das typische Liebesdreieck zu vermeiden und es Shahrzad und dem Leser einfacher zu machen, von ihm los zu kommen.

Chalid hat mit der Atmosphäre leider auch irgendwie ein bisschen an Anziehungskraft verloren. Zuerst kam er mir in seiner Handlungsweise unbedacht aber auch etwas starrsinnig vor. Ich finde es schade, dass er seine Vergangenheit nicht einfach zurücklassen und verschiedenen Leuten verzeihen kann. Aus seinem Herrschaftsgebiet herausgerissen und ohne die vorlaute Kalifin an seiner Seite erschien er recht normal und etwas blass - als hätte die Autorin ganz vergessen, dass es einer ständigen Neuformung und Entwicklung ihrer Charaktere bedarf um sie nicht verstauben zu lassen.

Zu ihrer Verteidigung muss man ganz klar anführen, dass sie sich auch wirklich viel vorgenommen hat und davon den Großteil auch sehr ansprechend gemeistert hat. Was ich dabei eigentlich nur kritisieren will, ist die Schwerpunktsetzung, die von den Machtstrukturen im Kalifenpalast, der Liebe zwischen Shahrzad und Chalid und der Magie eher auf Intrigen, Kampf und weitere Charakter verschoben wird.

Einer dieser neuen Charaktere ist die 15jährige Irsa al-Haizuran - die ruhige und unscheinbare Schwester Shahrzads, die sich gut mit Heilkräutern auskennt und sonst den Mund hält. Doch ist sie wirklich so ruhig und hat nichts zu sagen? Definitiv nicht! Zu sehen, wie sie aus ihrer graue-Maus-Rolle herauswächst und sich so mutig und altruistisch wie ihre Schwester zeigt, hat mir sehr gut gefallen. Außerdem kristallisiert sich immer mehr heraus, dass sie auf Rahim, den besten Freund von Tarik, steht. Einerseits fand ich sie mit 14, knapp 15, noch etwas jung um diese anbahnende Beziehung wirklich akzeptieren zu können, da sie aber sehr erwachsen handelt, fand ich die beiden als Paar sehr süß.


"Jahandar mochte sich nicht mehr über vieles sicher sein, aber dessen war er sich gewiss: (...) Dass er alles tun würde, um das Buch zurückzubekommen.
Sogar betteln, handeln oder stehlen.
Sogar töten..."



Diese zarte, süße Entwicklung bildet ein krasses Gegengewicht zur Entwicklung von Jahandar al-Haizuran, der Vater der beiden Mädchen, der mir immer mehr zuwider war. Er versucht nur seine Töchter zu schützen, ist aber so verblendet, sie dabei aufs Übelste zu verraten und zu demütigen. Wie kann das zusammenpassen? Hat dieses teuflische Buch ihm so sehr die Sicht verzerrt und kann das jemals wieder in Ordnung werden? Die Frage, die ich mir die ganze Zeit gestellt habe: Wird er noch rechtzeitig die Kurve kriegen oder alles in seiner Machtgier zerstören, was er eigentlich beschützen wollte?

Dann ist da noch Artan, dem Shahrzad auf der Suche nach einer Auflösungsmöglichkeit des Fluches trifft. Mit seinem sarkastischen Humor war er mir sofort sympathisch, ich fand es aber sehr schade, dass wir nicht viel über ihn erfahren und einfach so in die Situation "hineingeworfen" werden.

Damit komme ich direkt zu meinem Hauptkritikpunkt: Die Entwicklung der "magischen Aspekte" des Buches, welche meiner Meinung nach komplett unzureichend ist. Ich finde Renée Ahdieh hätte entweder den Aspekt mit der Magie - zum Beispiel Shahrzads Gabe oder der Fluch - deutlicher ausbauen oder ihn einfach weglassen sollen. Mir ist die ganze Sache mit Artan und seiner Familie viel zu oberflächlich und unnachvollziehbar gewesen, genau wie die Sache mit dem Fluch, welcher immer mehr unterging und zu einer absoluten Nebensache degradiert wurde. Eigentlich hatte ich gedacht -was auch der Klapptext erwarten ließ-, dass sich der Großteil dieses zweiten Teiles um die Auflösung des Fluches drehen würde, der schon im ersten Teil eine so bedeutende Rolle eingenommen hatte. Als Chalid loszog um das Buch zu zerstören und es dann einfach ... gemacht hat, war ich etwas ungläubig und ein bisschen enttäuscht. War es das wirklich schon? Ist das Buch zerstört und der Fluch somit aufgehoben, oder haben sie irgendetwas Wichtiges übersehen? Dafür dass es das "große Böse" war, finde ich die Zerstörung etwas zu unspektakulär. Ich bin zwar nicht direkt der Meinung, dass der Fluch das Hauptthema des Buches ist - eher die Tatsache, wie schwierig es ist, Verantwortung zu übernehmen, damit klarzukommen, dass andere einen als Monster sehen weil sie gewisse Entscheidungen nicht verstehen und generell das Leben als Machthaber, was natürlich Shahrzads und Chalids Liebesgeschichte miteinschließt - aber trotzdem hätte ich da mehr erwartet.


"Die beste Art zu fliegen ist, die Leinen durchzuschneiden, die dich am Boden festhalten. Schneide die Leinen durch, Shazi, Flieg!"


Das hat vielleicht auch dazu beigetragen, dass ich das Ende als ein bisschen überfüllt gesehen habe. Es werden nur einzelne "kleinere Dinge/Gefahren/Probleme" angerissen, die dann aber irgendwie gleich wieder beseitigt werden. So habe ich vergeblich nach einem packenden roten Faden gesucht.
Insgesamt hatte ich außerdem mit einer epischen Endschlacht oder zumindest mit etwas Vergleichbarem gerechnet, da sich der ganze Konflikt immer mehr zuspitzte. Hallo - Chalid reist mit einer riesigen Armee auf die feindliche Hauptstadt zu, will seine geliebte Kalifin befreien und endlich die Verhältnisse zwischen den verhassten Königreichen klären und dann..... gibt es einen mickrigen Schlagabtausch, bei dem auch noch ein Charakter stirbt - völlig undramatisch und sinnlos, wie ich es empfand- und ... NICHTS MEHR!


Achtung Spoiler 2

Der Tod von Rahim fand ich wirklich sehr traurig da ich ihn als Charakter sehr gemocht und mir für Irsa gerne ein gutes Ende gewünscht hätte, doch irgendwie kam er nicht so hundertprozentig bei mir an. Es scheint, als ob auch er in dem Kuddelmuddel untergeht, das am Ende herrscht. Viele interessante Dinge, die hohes Potential gehabt hätten, schneidet die Autorin nur kurz an, was alles sehr unübersichtlich macht und allem ein bisschen die emotionale Tiefe nimmt, die ich im ersten Teil erfahren durfte.
Als Chalid "stirbt" ist mir ehrlichgesagt kurz das Herz stehen geblieben - die Szenen hat es ganz schön in sich und ist sehr spannend geschrieben. Eigentlich war mir schon klar, dass es nicht sein kann, dass er stirbt, doch ich habe wirklich kurz gezweifelt und mich gefragt: Traut sich das die Autorin? Wer könnte ihn jetzt noch retten? Omg??!!
Dass Shahrzads Vater sich dann für ihn opfert und endlich erkennt, was wirklich wichtig ist für seine Tochter, fand ich eine sehr schöne Entwicklung. Es war denke ich das beste Happy End, dass es für ihn noch hätte geben können ohne ihn komplett unglaubwürdig aussehen zu lassen. So konnte er in Liebe für seine Tochter sterben und noch einen kurzen Moment das spüren, was er die ganze Zeit verzweifelt gesucht hatte: eine unendliche Macht - die Liebe. Als ich das gelesen habe saß ich wirklich da und dachte: "Hach wie schön".


Spoiler Ende


Nach einem kurzen Aufbäumen der Spannung folgt dann natürlich das Happy End.
Das Ende war dann zwar mit seinem Epilog sehr süß, für mich aber etwas zu kurz gehalten. Ich stehe eigentlich nicht auf die typischen Friede-Freude-Eierkuchen-Enden, doch manchmal fällt mir mein Leserherz fies in den Rücken - so auch hier: Dass Shahrzad und Chalid ihr Happy End bekommen und auch für Tarik eine Möglichkeit angeschnitten wird, finde ich wirklich sehr schön, im Ganzen hat mir aber eindeutig etwas gefehlt. Außer dass sie nun vereint sind, ein Kind haben und glücklich sind gibt diese wunderschöne Szene nicht her. Was passiert nun mit dem Königreich? Wird Chalid, der von allen als Monster gefürchtet wurde, nun doch akzeptiert und erfahren die Familien der gestorbenen Mädchen die ganze Geschichte? Ich finde, ein Happy End sollte noch ein kleines bisschen mehr an Informationen beinhalten.


"In Shahrzad kämpften zwei Gefühle. Das erste war Furcht. Das zweite traute sie sich noch nicht zu benennen. Als der Teppich weiter behutsam stieg, flutete die Wärme durch ihren Körper, in Arme und Beine hinein, selbst bis in die Fingerspitzen. Sie kitzelte sie in der Nase und pochte an ihren Ohrmuscheln.
Macht."



Alles in allem hat es mir aber trotzdem seeeeehr viel Spaß gemacht, diesen zweiten und abschließenden Teil zu lesen, auch wenn er für mich klar hinter dem ersten Teil zurückblieb!


Fazit:

Ein spannender Abschlussband dieser kurzen Reihe, indem viele neue Aspekte aufgegriffen wurden. Leider wollte die Autorin aber etwas zu viel von allem - Plot, Charaktere, Spannung, Wendungen- und hat damit etwas ihres wertvollen 1001-Nacht-Feelings verloren. Schade, da wäre eindeutig so viel mehr drin gewesen!

Trotzdem: ein magisches Lesevergnügen für schlaflose Nächte und tatenlose Tage!

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