Titel: Ich wollte schon immer mal einen Liebesbrief schreiben...
Autor: Sibylle Schreiber
Genre: Kurzgeschichtensammlung
ISBN-10: 3946569048
ISBN-13: 978-3946569046
ASIN: B01N6P4QY7
Preis: ...
Allgemeines:
Titel: Ich wollte schon immer mal einen Liebesbrief schreiben...
Autor: Sibylle Schreiber
Genre: Kurzgeschichtensammlung
ISBN-10: 3946569048
ISBN-13: 978-3946569046
ASIN: B01N6P4QY7
Preis: 9,90€ (Taschenbuch)
3,99€ (Kindle-Edition)
Inhalt:
Hast du manchmal Angst, die falsche Entscheidung zu treffen?
Solltest du auch! Denn harmlose Situationen können zu den schrecklichsten Ereignissen des Lebens werden - und das nur durch einen unscheinbaren Moment, der plötzlich über Leben und Tod entscheidet. Der schöne, fremde Mann, der nicht ist, was er scheint, eine Frau, die eine Höllennacht allein im Wald erlebt, ein vegetarischer Junge wider Willen, der in einen Blutrausch verfällt und eine todkranke Frau, die Menschen verschwinden lässt. Du glaubst, das kann dir nicht passieren?! Es sind Menschen wie du und ich, die eine Entscheidung treffen, und manchmal ist es die Falsche. Du hast allen Grund, Angst zu haben!
Bewertung:
DISCLAIMER: Bevor ich mit meiner Rezension beginne, möchte ich zuerst ein dickes Dankeschön an Sibylle Schreiber (aus Fallersleben!!) aussprechen, die mir ihr Buch zur Verfügung gestellt und mir somit einige spannende Stunden bereitet hat!
Das Cover ist aufgebaut wie ein kleines Paket mit Briefmarken, Beschriftung und Verschlussklammern. Die dunklen Blutspritzer sind dabei ein netter Hinweis auf die unverschleierte Blutrünstigkeit, die sich nicht gerade subtil hinter den Zeilen verbirgt. Den Titel versteht man ausschließlich im Zusammenhang mit der Covergestaltung (ein blutender Brief) und hat leider sonst keinen Bezug zum Inhalt. Der Klapptext jedoch spiegelt den Grundgedanken der Geschichte sehr ansprechend wieder.
Insgesamt eine sehr ansprechende Gestaltung, die auch wirklich zum Inhalt passt!
Dieser Sammelband bringt es zwar nur gerade mal auf 172 Seiten, doch die 33 Horror -Kurzgeschichten haben es trotzdem "faustdick hinter den Seiten" und triefen geradezu von schwarzem Humor. Thematisch könnten die Storys nicht unterschiedlicher sein - von einer schrägen Zukunftsdystopie in der Kammer des Schreckens über die Grausamkeit der Schlagermusik und die Problematik der Spielsucht, bis zur herzzerreißenden Kriegskritik ist alles mit dabei. Dabei berichtet Sybille Schreiber locker und flockig über Stolpersteine des Lebens, und schafft es alltägliche Probleme auf schräge Art und Weise zu präsentieren, die nicht selten in die Abscheulichkeit abrutscht. Das ist aber keineswegs als Kritik zu verstehen: Diese Abscheulichkeiten offenbart die Abgründe der Gesellschaft und stellt Alltag und Horror auf interessante Weise gegenüber. Da fließt dann schon mal Blut aus dem Liebesbrief, wie das Cover zeigt. Die Länge der Geschichten liegt dabei bei etwa 4 Seiten.
Besonders interessant ist, dass die Autorin jede ihrer Geschichten mit einem kurzen Vorwort einleitet - Gedanken dazu, die Entstehung der Geschichte und wichtige Motivationen. Das habe ich bis jetzt bei keiner anderen Sammlung gesehen und war von der Andersartigkeit überrascht. Auch dass hier die Danksagung vor dem Buch steht, ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Autorin macht, was sie will, ohne sich dabei an irgendwelche Regeln zu halten...
Der Schreibstil ist überraschend alltäglich und normal, auch wenn die Geschichte an sich oft in recht unübersichtliche Höhen abhebt. Zuerst werden wir in heimeliger Sicherheit gewiegt, dann schlägt sie präzise und hart zu. Dabei passt er sich in Wortwahl, Ausdruck und Satzlänge an die zu verkörpernden Hauptfiguren (hauptsächlich Frauen) an, sodass man sich sehr schnell in die dargestellte Situation einfinden kann. Oft wechseln wir zusammen mit den Protagonisten die Perspektive: Vom Täter zum Opfer, von Gut zu Böse, Tod zu ... Tod? Dabei spricht die Autorin direkt und schonungslos alles aus und beschreibt Sonnenuntergänge wie Blutbäder ausführlich und bildreich. Ich muss zugeben, dass ich ein oder zwei Geschichten nicht wirklich verstanden habe, wobei ich vermute, dass dieses Hä-Gefühl beabsichtigt war. Gut gefallen hat mir, dass die Geschichten alle trotz der Unterschiedlichkeit gut miteinander harmonieren. Insgesamt entsteht dadurch eine beunruhigende und dunkle Atmosphäre, die über den einzelnen Handlungen schwebt.
Wirklich besonders macht dieses Buch der besondere Aufbau der Geschichten. Zunächst wird beim Leser während der Schilderung einer recht normalen und alltäglichen Situation durch absichtliches Weglassen von Informationen und verursachtem Andersdenken für immense Verwirrung gesorgt. Dann kommt es zu einer dramatischen Wende, die ohne Warnung der ganze Blickwinkel auf die Geschichte umwirft. Dabei werden die langweiligsten Situationen in einem kurzen, über Leben und Tod entscheidenden Moment, zu einem Horror-Szenario umfunktioniert, aus einer schönen Urlaubsfahrt entsteht ein Blutbad und scheinbar unschuldige Menschen erhalten einen Keller voller Leichen...
Man sollte die Geschichten aber immer mal wieder zwischendurch genießen und auf gar keinen Fall -so wie ich- alle auf einmal Lesen, denn auch wenn jede Geschichte einen ganz eigenen Charme und Humor hat, ist das Muster doch irgendwann bekannt. So kann es vorkommen, dass man irgendwann auf die Verwirrungstaktik bei der Situationskonstruktion nicht mehr ganz so leicht hereinfällt und vor der Wendung auf den möglichen Ausgang kommt.
Um das zu verhindern also die kurzen Geschichten einfach mal zwischendurch oder auch unterwegs genießen um ein bisschen Schwung in den Alltag zu bringen.
Außerdem sollte man unbedingt eine gewisse Blutresistenz mitbringen und auch über seeeeeeehr schräge und abgedrehte Dinge lachen können.
"Lesen auf eigene Gefahr!", steht auf dem Klapptext, was ich eindeutig bestätigen kann. Bestimmt nicht jedermanns Sache, doch ich fand diese abschreckenden und furchtbaren Geschichten in gewisser Hinsicht genial!
Fazit:
Skurril und böse: Einerseits reizen die Pointen zum Lachen, andererseits bleibt dieses im Halse stecken!
Titel: Rache und Rosenblüte
Autor: Renée Ahdieh
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3846600407
ISBN-13: 978-3846600405
ASIN: B01N769XJ2
Preis: 12,99€ (Kindle-Edition)
17€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere ...
Allgemeines:
Titel: Rache und Rosenblüte
Autor: Renée Ahdieh
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3846600407
ISBN-13: 978-3846600405
ASIN: B01N769XJ2
Preis: 12,99€ (Kindle-Edition)
17€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: "Zorn und Morgenröte"
Inhalt:
"Einhundert Leben für das eine, das du nahmst. Ein Leben bei jedem Sonnenaufgang. Gehorchst du auch nur an einem einzigen Morgen nicht, nehme ich deine Träume von dir. Ich nehme deine Stadt von dir. Und ich nehme von dir dieses Leben tausendfach."
Shahrzad und Chalid haben sich gefunden. Und obwohl ihre Gefühle füreinander unverbrüchlich sind, lauert da immer noch der Fluch, der dem jungen Kalifen auferlegt wurde. Sie wissen beide, dass diese Last ihrer gemeinsamen Zukunft im Weg steht. Und so verlässt Shahrzad den Palast. Sie verlässt Chalid. Aber kann sie einen Weg finden, ihre große Liebe nicht zu verlieren? Und kann sie verhindern, dass noch mehr Unschuldige sterben?
Bewertung:
DISCALIMER: Dieses Buch ist der zweite Teil einer Dilogie. Mögliche Spoiler über den Inhalt des ersten Teiles können somit nicht ausgeschlossen werden!
Dieser zweite Band der Dilogie um Shahrzad und Chalid und ihre orientalische Welt durfte ich im Rahmen einer Leserunde vorab lesen. Dafür vielen lieben Dank an die Lesejury und den One-Verlag für diese spannende Möglichkeit, mich mit anderen Lesern auszutauschen!!! Ich habe den ersten Teil "Zorn und Morgenröte" an einem Tag verschlungen und war so sehr gespannt auf diese Fortsetzung. Meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt, denn ich kam die ganze Zeit über nicht umhin, diesen zweiten Teil mit dem ersten zu vergleichen, doch alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen!
Nun als kurze Info für alle, die vielleicht so unaufmerksam sind wie ich und denken, es würde nach diesem Teil noch einen weiteren Band geben: Das ist leider schon der Abschluss dieser kurzen Dilogie und das Ende dieser Geschichte!!! Nach etwa 300 Seiten zu bemerken, dass eigentlich nicht mehr viel übrig bleibt, um einen dritten Teil zu schreiben und dann herauszufinden, dass es keinen weiteren Teil mehr geben wird, ist doch relativ frustrieren!
"Du bist ein Banyanbaum, weil ich in dir diese Geschichte sehe. Den Anfang und das Ende aller Dinge. Die Hoffnung, dass etwas wächst, sogar im Schatten (...). Sei der Anfang und das Ende, Shahrzad al-Haizuran. Sei stärker als alles um dich herum..."
Das Cover ist wieder mal wieder wunderschön und absolut passend zu „Zorn und Morgenröte“ gestaltet. Mir gefällt es mit dem satten Violett - Ton und der goldenen Ranken fast besser als der erste Teil. Auf den ersten Blick tragen beide Bände das gleiche Muster, die verschnörkelten Rosen auf diesem Cover lassen es aber etwas verspielter aussehen. Der Titel ist mit seinen zwei Schlagwörtern auch sehr treffend gewählt und reiht sich gut in die Dilogie ein. Am Anfang war ich etwas skeptisch, doch "Rache" und auch "Rosenblüte" passen beide gut zur Handlung. Auch die Gestaltung innerhalb der Kapitel ist wie gewohnt - ansprechend und ordentlich gelayoutet. Den Klapptext finde ich jedoch relativ schlecht zusammengefasst, da diese Schilderung nur ein kleiner Bruchteil dessen widerspiegelt, was eigentlich thematisiert wird. Der Fluch zum Beispiel nimmt nur eine recht kleine Rolle ein, aber davon nachher noch mehr...
Das Buch beginnt gleich dort, wo der erste Teil geendet hat. Chalid und Shahrzad sind getrennt, Die Stadt zerstört, ein Krieg im Anmarsch. Trotz dieses doch recht unnormalen Szenarios passiert erst einmal denkbar wenig. Nachdem Shahrzad den Palast von Ray verlassen hat, ist sie nun außerhalb der Stadt, mitten in der Wüste in einem Lager zwischen den Grenzen des Reiches,… und harrt aus. Außer einigen Besprechungen, Konflikten und Erklärungen passiert nicht wirklich viel.
Sie spricht mir Irsa, ihrer kleinen Schwester, die wir endlich näher kennenlernen dürfen und besucht ihren Vater, der nach dem Anschlag auf Ray immer noch nicht aus seinem komatösen Zustand erwacht ist. Ich muss klar sagen, dass ich kleine, anfängliche Schwierigkeiten hatte, wieder in die Geschichte reinzukommen, da es schon etwas her ist, dass ich Teil eins gelesen habe und außerdem recht wenig passiert. Der Hauptreiz dieser Reihe lag für mich vor allem in dem magischen 1001-Nacht-Feeling, der hier sehr wenig durchscheint, was uns als Leser ein bisschen in der Luft hängen lässt. Doch wie wir Shahrzad kennen, kann sie nicht lange stillsitzen und warten und so macht sie sich kurzerhand auf den Weg, um ihre merkwürdigen Fähigkeiten weiter auszubauen, so womöglich auch den Fluch zu brechen, der auf Chalid lastet und einen ganzen Krieg zu verhindern.
"Mit neuer Hoffnung, die den Druck auf ihrem Herzen löste, sah Shahrzad auf zum sternenübersäten Himmel. Er war tiefblau, mit einer Mondsichel eingehüllt in einen Flausch von vorbeiziehenden Wolken. Der Himmel schien sich unendlich weit zu erstrecken, der Horizont wölbte sich und traf an allen Enden auf Sand. Seine funkelnden Sterne waren eine Studie in Kontrasten, einige leuchtend vor Freude, andere zwinkernd, als hätten sie böse Absichten..."
Der Stil ist wie gewohnt typisch Renée Ahdieh: Orientalisch, verwunschen, mit vielen Wortbildern und Metaphern und einfach magisch in seiner atmosphärischen Gestaltung. Die Autorin schafft es immer wieder aufs Neue, mich zu erstaunen und mit dem einfachen, aber durchaus auf das Setting angepassten und flüssigen Schreibstil zu fesseln. Einfache aber geniale Formulierungen und Beschreibungen fangen das Geschehen wunderbar ein und bügeln einige Szenen oft so aus, dass sie trotz mangelnder Action spannend sind. Trotzdem finde ich dass einfach dieses orientalische 1001-Nacht-Feeling, das schon zur Sprache kam, nicht ganz so prägend vorhanden war wie in Teil 1. Es fehlt hier einfach ein kleines bisschen dieser romantischen und geheimnisvollen Atmosphäre, die über dem ersten Teil lag und mich so fasziniert hat. In all den verschiedenen Handlungssträngen und Ortswechsel ist ein Teil des orientalisch-magischen Charmes verloren gegangen - klar ist der Plot sehr spannend, die Charaktere sind toll, aber für mich fehlt noch ein undefinierbarer Hauch, was diesen Teil weit hinter Band 1 zurücklässt!
Der Plot an sich war mir ein bisschen zu zerstückelt. Zuerst passiert lange Zeit nur recht wenig, dann plötzlich auf ein Mal alles Mögliche, was dann aber dafür alles nicht sehr detailliert und in seiner Problematik hervorstechend beschrieben ist. Dadurch entsteht ein gewisser Eindruck und Hektik, was einen Großteil der Stimmung und der Magie verschluckt. Dafür ist es aber Ultra spannend und schnell zu lesen und man fliegt förmlich durch die Seiten. Denn als der Plot dann nach etwa 200 Seiten endlich die gewohnte Fahrt aufgenommen hatte, ging es Schlag auf Schlag. Zahlreiche Überraschungen, Erkenntnisse und ... diese unglaubliche Wendung, die ich niemals erwartet hätte
Achtung Spoiler
Ich saß zuerst einfach nur da und konnte es nicht fassen. Ausgerechnet Despina sollte eine Spionin und die Tochter des Kalifen Salim sein - mit so etwas hätte ich nicht in tausend Jahren gerechnet!
Das kam so unvorbereitet, dass ich kaum glauben konnte, dass sie nun Shahrzads Feindin sein sollte. Doch irgendwie kam nach der Überraschung ein bisschen Misstrauen bei mir an. Dieser plötzliche Hass auf Shahrzad kam bei mir aber irgendwie falsch rüber, es passt ganz und gar nicht zu ihr so ein durchtriebenes und arrogantes Miststück zu sein und sie so heftig zu provozieren.
Gefreut hat mich dann, dass ich in gewissem Maße recht hatte mit meinem mulmigen Gefühl und sich Despina später wirklich nicht als die verhasste Verräterin entpuppte. Sehr Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass ich Renée Ahdieh Despinas Entwicklung von der treuen Dienerin und Freundin zum feindlichen Spitzel einfach nicht abgenommen habe und das schon kritisieren wollte. Dass dann doch noch die Wendung kam, macht diese Kritik natürlich nichtig und ist eher ein Pluspunkt. Auf der anderen Seite finde ich es ein bisschen Schade, da ich schon dachte, sie hätte sich wirklich etwas getraut und etwas Unvorhersehbares geschehen lassen. Dass sie dann doch noch mit Jalal zusammenkommt war irgendwie klar - was genau aber mit dem Rajput passiert, wurde mir hingegen nicht ganz klar. Hat sie ihn jemals geliebt, oder warum sind sie zusammen geflohen? Was passiert danach mit ihm?... Da blieben mir zu viele Fragen offen.
Ach und wenn ich schon gerade am Spoilern bin ...
…dann will ich auch noch ganz kurz über die Sache mit Tariks Pfeil reden! Auch wenn ich wusste, dass Shahrzad das überleben würde, ist mir kurz das Herz stehen geblieben. Als dann Shahrzad verletzt in ihrem Zelt liegt, tat mir Tarik sooo leid. Durch seinen Hass geblendet hat er genau das getan, was er eigentlich niemals tun wollte: Shahrzad verletzt! Ich glaube er wird sich das niemals verzeihen. Wie Chalid auf die ganze Sache reagiert finde ich aber irgendwie ein kleines bisschen unglaubwürdig. Dass die beiden sich aber endlich mehr oder weniger versöhnen, war mein absolutes Highlight dieses Abschnittes. Es ist sehr schön zusehen, wie endlich alle anfangen, Shahrzad zu verstehen und nicht nur das Monster in dem jungen Kalifen sehen.
Spoiler Ende
Eine tragende Säule des Buches sind immer noch die Charaktere - beziehungsweise Shahrzad, die man einfach lieben muss. Mich hat sehr gefreut, dass ein paar neue, interessante Charakter hinzukommen, wofür aber leider Shahrzad und Chalid ein winziges bisschen aus dem Fokus gerutscht sind. Wieder ist die Geschichte aus verschiedenen Sichten erzählt, was das gleichzeitige Laufen mehrerer Handlungsstränge ermöglicht.
Shahrzad ist jedoch nach wie vor eindeutig die Hauptperson und auch am interessantesten charakterisiert. Nach dem ersten Teil habe ich sie einfach für ihre unabhängige und starke Art geliebt und bewundert - durch ihre wilde und unbändige Art zu sagen und zu tun, was sie denkt und für richtig hält, wird ein bisschen Pfeffer in die Geschichte gebracht. Am Anfang wirkte ihr aufbrausendes Temperament leider oft etwas deplatziert und fast nervig, im Laufe der Geschichte fand die Autorin aber wieder zu ihrer starken und leicht feministischen Darstellung unserer Heldin zurück, was mich sehr gefreut hat. Sie ist nun mal einfach eine absolute Powerfrau mit viel Rückgrat und Trotz, der einfach so etwas von gar nicht in diese Geschichte passt, dass es einfach genial ist! Sie hat auf jeden Fall mein Herz erobert!
"Einen Augenblick lang erinnerte sich Shahrzad an etwas, das ihr Vater immer sagte: "Je dunkler der Himmel, desto heller die Sterne."
Tarik, den ich im ersten Teil wirklich cool fand, empfand ich mit seinem unbegründeten Hass immer nerviger und fragte mich ständig, warum er nicht einfach von seiner Rachsucht absehen kann und erkennt, dass es Shahrzad so gut geht. Ich mag seinen Charakter aber eigentlich sehr und da er gegen Ende wieder einigermaßen die Kurve bekommt, will ich auch gar nicht meckern. Insgeheim habe ich mich gefragt, ob ihn die Autorin absichtlich zuerst etwas unehrenhaft und teilweise nervend dargestellt hat um das typische Liebesdreieck zu vermeiden und es Shahrzad und dem Leser einfacher zu machen, von ihm los zu kommen.
Chalid hat mit der Atmosphäre leider auch irgendwie ein bisschen an Anziehungskraft verloren. Zuerst kam er mir in seiner Handlungsweise unbedacht aber auch etwas starrsinnig vor. Ich finde es schade, dass er seine Vergangenheit nicht einfach zurücklassen und verschiedenen Leuten verzeihen kann. Aus seinem Herrschaftsgebiet herausgerissen und ohne die vorlaute Kalifin an seiner Seite erschien er recht normal und etwas blass - als hätte die Autorin ganz vergessen, dass es einer ständigen Neuformung und Entwicklung ihrer Charaktere bedarf um sie nicht verstauben zu lassen.
Zu ihrer Verteidigung muss man ganz klar anführen, dass sie sich auch wirklich viel vorgenommen hat und davon den Großteil auch sehr ansprechend gemeistert hat. Was ich dabei eigentlich nur kritisieren will, ist die Schwerpunktsetzung, die von den Machtstrukturen im Kalifenpalast, der Liebe zwischen Shahrzad und Chalid und der Magie eher auf Intrigen, Kampf und weitere Charakter verschoben wird.
Einer dieser neuen Charaktere ist die 15jährige Irsa al-Haizuran - die ruhige und unscheinbare Schwester Shahrzads, die sich gut mit Heilkräutern auskennt und sonst den Mund hält. Doch ist sie wirklich so ruhig und hat nichts zu sagen? Definitiv nicht! Zu sehen, wie sie aus ihrer graue-Maus-Rolle herauswächst und sich so mutig und altruistisch wie ihre Schwester zeigt, hat mir sehr gut gefallen. Außerdem kristallisiert sich immer mehr heraus, dass sie auf Rahim, den besten Freund von Tarik, steht. Einerseits fand ich sie mit 14, knapp 15, noch etwas jung um diese anbahnende Beziehung wirklich akzeptieren zu können, da sie aber sehr erwachsen handelt, fand ich die beiden als Paar sehr süß.
"Jahandar mochte sich nicht mehr über vieles sicher sein, aber dessen war er sich gewiss: (...) Dass er alles tun würde, um das Buch zurückzubekommen.
Sogar betteln, handeln oder stehlen.
Sogar töten..."
Diese zarte, süße Entwicklung bildet ein krasses Gegengewicht zur Entwicklung von Jahandar al-Haizuran, der Vater der beiden Mädchen, der mir immer mehr zuwider war. Er versucht nur seine Töchter zu schützen, ist aber so verblendet, sie dabei aufs Übelste zu verraten und zu demütigen. Wie kann das zusammenpassen? Hat dieses teuflische Buch ihm so sehr die Sicht verzerrt und kann das jemals wieder in Ordnung werden? Die Frage, die ich mir die ganze Zeit gestellt habe: Wird er noch rechtzeitig die Kurve kriegen oder alles in seiner Machtgier zerstören, was er eigentlich beschützen wollte?
Dann ist da noch Artan, dem Shahrzad auf der Suche nach einer Auflösungsmöglichkeit des Fluches trifft. Mit seinem sarkastischen Humor war er mir sofort sympathisch, ich fand es aber sehr schade, dass wir nicht viel über ihn erfahren und einfach so in die Situation "hineingeworfen" werden.
Damit komme ich direkt zu meinem Hauptkritikpunkt: Die Entwicklung der "magischen Aspekte" des Buches, welche meiner Meinung nach komplett unzureichend ist. Ich finde Renée Ahdieh hätte entweder den Aspekt mit der Magie - zum Beispiel Shahrzads Gabe oder der Fluch - deutlicher ausbauen oder ihn einfach weglassen sollen. Mir ist die ganze Sache mit Artan und seiner Familie viel zu oberflächlich und unnachvollziehbar gewesen, genau wie die Sache mit dem Fluch, welcher immer mehr unterging und zu einer absoluten Nebensache degradiert wurde. Eigentlich hatte ich gedacht -was auch der Klapptext erwarten ließ-, dass sich der Großteil dieses zweiten Teiles um die Auflösung des Fluches drehen würde, der schon im ersten Teil eine so bedeutende Rolle eingenommen hatte. Als Chalid loszog um das Buch zu zerstören und es dann einfach ... gemacht hat, war ich etwas ungläubig und ein bisschen enttäuscht. War es das wirklich schon? Ist das Buch zerstört und der Fluch somit aufgehoben, oder haben sie irgendetwas Wichtiges übersehen? Dafür dass es das "große Böse" war, finde ich die Zerstörung etwas zu unspektakulär. Ich bin zwar nicht direkt der Meinung, dass der Fluch das Hauptthema des Buches ist - eher die Tatsache, wie schwierig es ist, Verantwortung zu übernehmen, damit klarzukommen, dass andere einen als Monster sehen weil sie gewisse Entscheidungen nicht verstehen und generell das Leben als Machthaber, was natürlich Shahrzads und Chalids Liebesgeschichte miteinschließt - aber trotzdem hätte ich da mehr erwartet.
"Die beste Art zu fliegen ist, die Leinen durchzuschneiden, die dich am Boden festhalten. Schneide die Leinen durch, Shazi, Flieg!"
Das hat vielleicht auch dazu beigetragen, dass ich das Ende als ein bisschen überfüllt gesehen habe. Es werden nur einzelne "kleinere Dinge/Gefahren/Probleme" angerissen, die dann aber irgendwie gleich wieder beseitigt werden. So habe ich vergeblich nach einem packenden roten Faden gesucht.
Insgesamt hatte ich außerdem mit einer epischen Endschlacht oder zumindest mit etwas Vergleichbarem gerechnet, da sich der ganze Konflikt immer mehr zuspitzte. Hallo - Chalid reist mit einer riesigen Armee auf die feindliche Hauptstadt zu, will seine geliebte Kalifin befreien und endlich die Verhältnisse zwischen den verhassten Königreichen klären und dann..... gibt es einen mickrigen Schlagabtausch, bei dem auch noch ein Charakter stirbt - völlig undramatisch und sinnlos, wie ich es empfand- und ... NICHTS MEHR!
Achtung Spoiler 2
Der Tod von Rahim fand ich wirklich sehr traurig da ich ihn als Charakter sehr gemocht und mir für Irsa gerne ein gutes Ende gewünscht hätte, doch irgendwie kam er nicht so hundertprozentig bei mir an. Es scheint, als ob auch er in dem Kuddelmuddel untergeht, das am Ende herrscht. Viele interessante Dinge, die hohes Potential gehabt hätten, schneidet die Autorin nur kurz an, was alles sehr unübersichtlich macht und allem ein bisschen die emotionale Tiefe nimmt, die ich im ersten Teil erfahren durfte.
Als Chalid "stirbt" ist mir ehrlichgesagt kurz das Herz stehen geblieben - die Szenen hat es ganz schön in sich und ist sehr spannend geschrieben. Eigentlich war mir schon klar, dass es nicht sein kann, dass er stirbt, doch ich habe wirklich kurz gezweifelt und mich gefragt: Traut sich das die Autorin? Wer könnte ihn jetzt noch retten? Omg??!!
Dass Shahrzads Vater sich dann für ihn opfert und endlich erkennt, was wirklich wichtig ist für seine Tochter, fand ich eine sehr schöne Entwicklung. Es war denke ich das beste Happy End, dass es für ihn noch hätte geben können ohne ihn komplett unglaubwürdig aussehen zu lassen. So konnte er in Liebe für seine Tochter sterben und noch einen kurzen Moment das spüren, was er die ganze Zeit verzweifelt gesucht hatte: eine unendliche Macht - die Liebe. Als ich das gelesen habe saß ich wirklich da und dachte: "Hach wie schön".
Spoiler Ende
Nach einem kurzen Aufbäumen der Spannung folgt dann natürlich das Happy End.
Das Ende war dann zwar mit seinem Epilog sehr süß, für mich aber etwas zu kurz gehalten. Ich stehe eigentlich nicht auf die typischen Friede-Freude-Eierkuchen-Enden, doch manchmal fällt mir mein Leserherz fies in den Rücken - so auch hier: Dass Shahrzad und Chalid ihr Happy End bekommen und auch für Tarik eine Möglichkeit angeschnitten wird, finde ich wirklich sehr schön, im Ganzen hat mir aber eindeutig etwas gefehlt. Außer dass sie nun vereint sind, ein Kind haben und glücklich sind gibt diese wunderschöne Szene nicht her. Was passiert nun mit dem Königreich? Wird Chalid, der von allen als Monster gefürchtet wurde, nun doch akzeptiert und erfahren die Familien der gestorbenen Mädchen die ganze Geschichte? Ich finde, ein Happy End sollte noch ein kleines bisschen mehr an Informationen beinhalten.
"In Shahrzad kämpften zwei Gefühle. Das erste war Furcht. Das zweite traute sie sich noch nicht zu benennen. Als der Teppich weiter behutsam stieg, flutete die Wärme durch ihren Körper, in Arme und Beine hinein, selbst bis in die Fingerspitzen. Sie kitzelte sie in der Nase und pochte an ihren Ohrmuscheln.
Macht."
Alles in allem hat es mir aber trotzdem seeeeehr viel Spaß gemacht, diesen zweiten und abschließenden Teil zu lesen, auch wenn er für mich klar hinter dem ersten Teil zurückblieb!
Fazit:
Ein spannender Abschlussband dieser kurzen Reihe, indem viele neue Aspekte aufgegriffen wurden. Leider wollte die Autorin aber etwas zu viel von allem - Plot, Charaktere, Spannung, Wendungen- und hat damit etwas ihres wertvollen 1001-Nacht-Feelings verloren. Schade, da wäre eindeutig so viel mehr drin gewesen!
Trotzdem: ein magisches Lesevergnügen für schlaflose Nächte und tatenlose Tage!
Titel: Wächter des Elfenhains
Autor: Susanne Gavénis
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3845909145
ISBN-13: 978-3845909141
Preis: 11,95€ (Taschenbuch)
Link: Hier klicken!
Inhalt:
"Er brachte ...
Allgemeines:
Titel: Wächter des Elfenhains
Autor: Susanne Gavénis
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3845909145
ISBN-13: 978-3845909141
Preis: 11,95€ (Taschenbuch)
Link: Hier klicken!
Inhalt:
"Er brachte keinen Frieden und keine Heilung, weder für andere noch für sich selbst; er war nicht wie Ian. Er war nichts als ein Schmarotzer, ein Parasit, der gierig das Licht verschlang, um nicht an der Dunkelheit in seinem eigenen Herzen ersticken zu müssen."
90 Jahre sind vergangen, seit Ogaire das Herz des Elfenwaldes vergiftet hat und in die Menschenwelt geflohen ist. Während das Ende des Elfenvolkes unabwendbar scheint, wächst an einem anderen Ort ein Kind mit merkwürdigen Fähigkeiten heran: Andion, der seit dem Tag seiner Geburt mit seiner Mutter auf der Flucht ist auf der Flucht vor seinem Vater. Ein gnadenloses Duell mit seinem unheimlichen Verfolger entbrennt, und schnell begreift Andion, dass die einzige Hoffnung auf Rettung ausgerechnet in den Märchen seiner Kindheit liegt und dass sein eigenes Schicksal und das der Elfen enger miteinander verbunden sind, als er je zu träumen gewagt hat.
Bewertung:
Erster Satz: "Die Sylphen und Dryaden des Waldes stoben in Panik auseinander, als Ogaire an´Tairdym, einer düsteren Naturgewalt gleich, an ihnen vorbei zog."
Zuerst einmal ein riesen großes Dankeschön an Susanne Gavénis für das Rezensionsexemplar!! Ich habe schon einige Bücher von ihr gelesen und bin von Roman zu Roman ein überzeugterer Fan. Vielen Dank für unsere tolle "Zusammenarbeit"!!
Doch nun zum Wesentlichen:
Dieses Buch ist mal ausnahmsweise kein Auftakt zu Reihe sondern ein Einzelband. Nach dem ich die Fantasy Romanen "Die Gwailor Chronik - Im Schatten der Prophezeiung", "Die Gwailor-Chronik - Schicksalspfade" und Shai´lanhal absolut genial fand sowie die vierteiligen Science-Fiction Reihe um den "Gambler Zyklus" praktisch vergöttert habe, hatte ich recht hohe Erwartungen an diesen Fantasy Roman von Susanne Gavénis. Hohe Erwartungen sind eigentlich immer schlecht, in diesem Fall wurden sie aber vollends erfüllt!
Wenn ihr noch nichts von dieser Autorin gelesen habt, dann holt das bitte nach!
"Er spürte die Blicke der anderen Dorfbewohner, spürte ihre Wut, ihre Furcht und ihre Verwirrung, wenn sie ihn aus der Sicherheit ihrer Baumwipfel aus beobachteten. Keiner wagte sich in seine Nähe, keiner schien das Bedürfnis zu verspüren, seine Vorurteile und Zweifel über Bord zu werden und herauszufinden, ob das Monster aus ihrer Erinnerung tatsächlich dem Jungen glich, der da mit hängenden Schultern und traurigen Augen vor ihnen stand und verzweifelt darum kämpfte, einer von ihnen zu sein."
Rechts seht ihr das Cover von "Wächter des Elfenhains", welches ich in seiner atmosphärischen Darstellung mal wieder sehr passend finde. Das dunkle Grün, der verwunschene Hain und der geheimnisvolle Kopf, welcher aus einem Fluss herausragt, spiegeln die düstere aber mystische Grundstimmung sehr schön wieder. Im Allgemeinen kann man sagen, dass das Cover sofort auf einen Fantasy-Roman schließen lässt und die Neugierde des Lesers weckt, auch wenn ich mir nicht zu hundert Prozent sicher war, was der Kopf darstellen soll - und bei Gavénis-Cover bedeutet immer alles etwas. Der Titel sticht genau wie die Augen des Kopfes auf angenehme Art und Weise hervor und lenkt Aufmerksamkeit darauf.
"Maifell fiel ihm grob ins Wort: "Hast du es immer noch nicht begriffen? Die Elfen sterben, Neanden, und ihre Traditionen sterben mit ihnen. Und das Erste, was sie begraben haben, war ihr Mitgefühl!"
Wieder einmal fand ich zu Beginn die relativ langen Kapitel etwas gewöhnungsbedürftig. Während die durchschnittliche Kapitellänge bei Jugendbüchern im Schnitt stetig abnimmt und mittlerweile -schätze ich- bei etwa 7-10 Seiten angelangt ist, so dauerte es hier oft über 20 Seiten, bis ein anderes Kapitel kam. Ich bin die typische Kapitelleserin, da es aber viele Absätze gibt und sich auch die Länge der Abschnitte gegen Ende hin verringert, hat mich das nicht gestört.
Der Titel hat mir zu Beginn gar nicht gefallen, da er mir nicht ganz passend erschien. Als ich das Buch aber gelesen hatte, war ich mir sicher, dass es keinen besseren Namen für diese Geschichte hätte geben können!!! Der Klapptext fasst das ganze Dilemma sehr gut zusammen, die Formulierung "90 Jahre sind vergangen, seit ..." finde ich aber etwas unglücklich, da ich so das Gefühl bekam, es hätte noch einen Teil davor gegeben, was nicht der Fall ist. Das ist aber wirklich "auf hohem Niveau gemeckert".
"Streite es nicht auch noch ab! Du bist hier nicht im Auenland, McKay! Wann begreifst du das endlich?" Andion presste stumm die Lippen aufeinander.
Nein, er war nicht im Auenland. Er war ein Wanderer im Schatten, irrte umher in der Dunkelheit Mordors, ohne Hoffnung, jemals das rettende Licht zu erreichen; ein Verdammter, gebunden von Ketten, die ihm ein unbarmherziges Schicksal aufgezwungen hatten, und verfolgt von den Gespenstern, die in den düsteren Abgründen seiner Erinnerung auf ihn lauerten..."
Wir lernen nach einem sehr düsteren, grausamen aber mitreißenden Prolog den jungen Andion kennen, der mit seinen leuchtend grünen Augen, seiner Liebe zur Natur, der extremen Ablehnung gegenüber geschlossenen Gebäuden und seiner dunklen Vergangenheit nicht recht in diese Welt zu passen scheint und deshalb von allen als Außenseiter gesehen wird. Auch zu Hause findet er keine Ruhe - seine Mutter wird von starken paranoiden Vorstellungen geplagt seit Andions Vater sie entführt und vergewaltigt hat. Noch immer schwebt sein verhängnisvoller Schatten über den beiden, denn er sucht sie um ihnen den Prozess zu machen. Doch dann hat Andion immer wieder rätselhafte Erscheinungen, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen und ihn in eine andere, wunderschöne Welt locken. Ständig auf der Flucht entdeckt Andion schließlich ein gut gehütetes Geheimnis. Er kommt der Wahrheit immer näher und erfährt, wie stark sein Schicksal mit dem der Märchenwelt verbunden ist, über die Ian, sein väterlicher Freund, ihm seit einiger Zeit Geschichten erzählt. Doch am Rand des magischen Elfenhains trifft Andion auf die Schreckgestalt seiner Albträume - sein Vater Ogaire, der immer noch nach seinem Blut dürstet...
Dem Plot liegt eine sehr faszinierende Idee zugrunde, welche auf sehr düstere Art und Weise verkörpert wird. Ein magischer Elfenhain, magische Wesen, die unter uns leben und die Natur pflegen, ein geheimnisvolles Herz des Waldes, das vor 90 Jahren von Ogaire vergiftet wurde, ein verstockter Ältestenrat, der nicht von seinen eingefahrenen Denkweisen ablassen will, ein rachsüchtiger, hinterlistiger Vater mit einer mörderischen Machtgier und einem perfiden Plan und mittendrin der ewige Außenseiter: Andion.
"An - die Dunkelheit, Dion - das Licht, Andion - Licht in der Dunkelheit"
Hoffnung! Das ist es, was sein Name ausdrückt, doch abgesehen von der hoffnungsvollen Prophezeiung, die Ian über ihn gemacht hat, als er ihm diesen Namen gab, steckt nicht viel von diesem Gefühl in dem Jungen. Schmerz, Selbstzweifel, Angst - das sind die Emotionen die seine inneren Monologe prägen, ein unsicherer Geist geformt durch die unglücklichen Umstände. Doch trotz der vielen Angst ist Andions Herz voller Mitgefühl, Ehre, Altruismus, Sanftmut und Verständnis. So tut er alles für die, die er liebt ebenso wie für die, die ihn hassen. Immer wieder zeigt er innere Stärke, gibt nicht auf und steht immer wieder auf. Dieser innere Widerspruch ist sehr gut ausgearbeitet und mein Herz ist beim Lesen bergequollen an Gefühlen wie Mitleid aber auch ein bisschen Stolz. Seltsamerweise bekommt mich die Autorin jedes Mal so weit, mich zu fühlen wie eine besorgte Mutter obwohl die Protagonisten so alt sind wie ich. Doch ob Mutterinstinkt oder nicht - ich habe ihn sehr ins Herz geschlossen und seine Persönlichkeit bewundert! Spätestens als ich ihn richtig kennengelernt hatte, habe ich es wirklich aus tiefstem Herzen bedauert, dass es keinen weiteren Teil mehr gibt.
"Siebzehn Jahre Flucht vor einem irrsinnigen Vater, der mit gewetzten Messern hinter ihm herjagte, hatten sich wie Säure in seine Seele gefressen - und das erste Gefühl, das in jenem düsteren Loch verschwunden war, war die Hoffnung gewesen.
"Ich kann nicht hoffen", sagte er dumpf.
Ian schloss ihn behutsam in die Arme. "Ich weiß."
Der ganz leichte Abzug zu 4,5 Sternen will ich mit Ogaire an´Tairdym begründen, jenes absolutes Monster von Elf, das auch wirklich vor gar nichts zurückschreckt um an das Ziel seiner Träume zu kommen: Macht. Er ist schlimmer als der schwarze Mann, ekelerregender als ein Loch mit verwesenden Leichen und grausamer als ein Folterknecht der mittelalterlichen Inquisition. Mit einem Wort: bäh! Er ist eigentlich der perfekte Antagonist: böse Absichten einfach zu hassen und leider so durchgängig abgedreht, dass er schon wieder stereotyp wirkt. Für mich war er einfach in seinem ganzen Hass zu einfach gestrickt, sodass er als "das Böse" schlechthin erscheint. Ich bevorzuge Antagonisten, die immer noch etwas menschliches an sich haben, eine gute Seite, sodass man sie ein kleeeines bisschen verstehen und sich in sie hineinversetzten kann, sonst entgleiten sie mir leicht, was hier der Fall war.
Auch die anderen Charaktere sind in ihrer inneren Zerrissenheit wunderbar gezeichnet. Andion ist ganz klar der Hauptprotagonist, doch auch beispielsweise Neanden, Ians Sohn und Wächter des Elfenhains, nimmt eine sehr große Rolle ein und ist emotional so klar definiert wie ein Hauptcharakter.
"Welten waren zertrümmert worden und hatten sich neu geformt, waren aus Asche und Staub zu neuer, unerwarteter Schönheit erblüht, und die schwarze Spinne, die still und tödlich in der Dunkelheit gelauert und ihre netze gesponnen hatte, war endlich ans Licht gezerrt worden. Doch all das wurde bedeutungslos als er in Maifells wundervoll blaue Augen blickte..."
Am liebsten mochte ich neben Andion aber Ian, Ionosen, wie er wirklich heißt, und die junge Elfe Maifell, die beide Mitgefühl und Verständnis für Andion aufbringen und das sehen, was er wirklich ist -ein sanftmütiger Junge mit dem Verlangen nach Liebe und Sicherheit - und nicht bloß das dreckige Erbe seines Vaters in seinen grünen Augen.
Zuzusehen, wie sich zwischen Maifell und Andion ein zartes Band entwickelte und er endlich jemand gefunden hat, der ihn wirklich akzeptiert, war wirklich sehr schön.
Durch viele liebevolle Details und eine ausführliche Beschreibung ihrer Gefühle und Gedanken werden die Charaktere für den Leser sehr lebendig und man geht mit ihnen durch dick und dünn.
"Manchmal erschien es Andion, als seien Ian und er lediglich zwei Seiten derselben Münze, so verschiedenartig wie die Nacht und der Tag und doch von einem merkwürdigen Schicksal zusammengeführt, Komplementärfiguren in einem bizarren Drama, das sie seit 17 endlosen Jahren in einem Kreislauf aus Lüge und Gewalt gefangen hielt."
Wie so oft ist es genau diese Liebe zu Detail und die vielen Worte, die sich die Autorin zur Ausgestaltung der Gefühlswelt ihrer Charaktere nimmt, die dieses Buch so magisch machen. Diese wahre Kunst des Schreibens, die sich nicht nur darauf bezieht, eine fremde Welt vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen, sondern ihn wahrhaftig dazu zu bringen, das zu fühlen, was die Charaktere auch fühlen, diese Kunst beherrscht die Autorin meisterhaft!
Die Atmosphärische Differenz zwischen düster grausam und wunderschön rührend, hat etwas in mir berührt und mich mehr gefesselt, als es tausend Spannungskurven vermocht hätten. Die düsteren Grundgefühle bauen die ganze Atmosphäre auf, nur um dann durch einige hoffnungsvolle Abschnitte, wieder entkräftet zu werden. Diese Lichtblicke hängen immer mit dem Hain zusammen - mystisch und faszinierend wird dieser beschrieben und ist eine Perle der Hoffnung, auf die Andion zurückgreifen kann.
"Er sank in die Knie, presste seine bebenden Hände ins warme, weiche Gras der Lichtung. Seine Ängste und Entbehrungen, seine Albträume, die ihn Nacht für Nacht schreiend aus dem Schlaft rissen, all das war in diesem Augenblick vergessen. Tränen der Freude liegen ihm über die Wangen, und sein Herz wollte zerspringen vor Glück. Endlich, endlich hatte er den Platz gefunden, nach dem er sich so lange gesehnt hatte. Endlich war er nach Hause zurückgekehrt."
Das, gepaart mit dem bewundernswerten Schreibstil der Autorin ist eine fantastische Kombination, die den Fantasy Roman aus der ganzen Masse an Büchern hervorhebt.
Ich kann mich eigentlich bei jedem Buch nur noch einmal wiederholen und dasselbe Lob wie immer in andere Worte verpacken. Wie auch schon in ihren anderen Büchern schwingt sich Susanne Gavénis zum absoluten Wortakrobaten auf, welcher durch präzise und doch kunstvolle Beschreibungen eine lebendige Fantasiewelt aus den Tiefen der Seiten erhebt. In verschnörkelten, metaphorischen und doch verständlichen Sätzen trifft sie genau den Punkt und vermeidet unnötige Längen, auch wenn die Sätze manchmal in Verästlungen abzudriften drohen. So malerisch umrahmt auch alles wirken mag, Gedanken, Gefühle, Fakten und Geschehnisse werden trotzdem bodenständig und greifbar vermittelt, was die Wirkung des Gesamtbildes abrundet.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Mischung geht direkt ins Herz und würde selbst einen Eisenklotz zum seufzen bringen. Als nach 300 Seiten Martyrium doch noch alles gut wurde, fühlte ich mich ausgelaugt wie nach einem Marathonlauf, aber wirklich glücklich. Ihr kennt bestimmt genau diese Art von Glücksgefühl, die das Herz hüpfen lässt, nur beim Beenden von Büchern auftritt, die man absolut geliebt hat, wenn sich alle im Happy End in den Armen liegen, welches aber gleichzeitig von einer Tatsache getrübt wird: Es ist eben das Ende.
"Er würde seine Zeit nicht damit verschwenden, Gott zu spielen; er würde Gott sein. Der Raum und die Zeit selbst würden allein durch die Kraft seines Willens in eine neue Form gegossen werden, Universen würden wie Schneeflocken um ihn herumtanzen, würden mit jedem Schlag seines Herzens durch seine adern strömen, im Rhythmus seines Atems geboren werden und wieder im Nichts verwehen."
Fazit:
Ein einziger Gänsehautmoment! Man möchte als Leser gleichzeitig schreien, weinen und den Antagonisten mit dem Buch verprügeln, sodass man gar nicht weiß, was man tun soll und einfach gebannt weiter liest. Ein Fantasy Roman der Extraklasse und ein klarer Beweis, dass die Handlung nicht immer ultra epische Weltuntergangsausmaße haben muss um wirklich zu berühren!
Titel: Chosen - Die Bestimmte
Autor: Rena Fischer
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3522505107
ISBN-13: 978-3522505109
ASIN: B01NCDXTVE
Preis: 12,99€ (Kindle-Edition)
16,99€ (gebundene Ausgabe)
Weitere ...
Allgemeines:
Titel: Chosen - Die Bestimmte
Autor: Rena Fischer
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3522505107
ISBN-13: 978-3522505109
ASIN: B01NCDXTVE
Preis: 12,99€ (Kindle-Edition)
16,99€ (gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: 2. Teil - noch kein Titel vorhanden
Inhalt:
"Entscheide dich jetzt!
Zwei verfeindete Clans, die sie auf ihre Seite ziehen wollen.
Ein Internat für Schüler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, das ihr vorkommt wie ein Gefängnis.
Und ein Junge, den sie mehr liebt, als es gut für sie ist.
Zwischen Liebe und Verrat, Lüge und Verschwörung muss Emma die Wahrheit finden.
So schnell wie möglich, sonst werden sie sie kriegen.
Und töten."
Ein Eliteinternat für Hochbegabte – nicht gerade Emmas Traum!
Doch Sensus Corvi ist kein normales Internat: Emma ist eine Emotionentaucherin und kann die Gefühle anderer Menschen spüren. Auch all ihre Mitschüler verfügen über besondere Gaben, was für Emma etwas gewöhnungsbedürftig ist. Der charismatische Aidan kann beispielsweise die Elemente beeinflussen – vor allem aber bringt er Emmas Gefühlswelt ziemlich durcheinander...
Als plötzlich Jared, ein ehemaliger Schüler, bei Emma auftaucht und sie in das düstere Geheimnis einweiht, das hinter den Mauren des Internats lauert, gerät Emma zwischen die Fronten und weiß nicht mehr, wem sie trauen kann.
Eine Rebellion bricht los, die mehr ist als ein erbitterter Kampf. Und für Emma geht es dabei nicht nur um die große Liebe, sondern um Leben und Tod!
Bewertung:
Erste Sätze: "Du hast versprochen, daran zu arbeiten", sagte er vorwurfsvoll.
Und ich verspreche ihm erneut, sie wegzusperren: meine Erinnerungen. Aber sie sind wie Schatten. Kann man sich einen Körper ohne Schatten vorstellen? Ein Leben ohne Erinnerungen?"
Bevor ich mit meiner Rezension beginne, möchte ich zuerst ein riieesiges Dankeschön an Rena Fischer aussprechen - das wunderschön Buch in dem hübsch dekorierten Paket war wohl die hinreißendste Buchpost, die ich jemals bekommen habe!!!
So, aber jetzt los! Wie immer zuerst einige Worte zur Ästhetik: Ich habe das Buch als gebundenes Exemplar zugeschickt bekommen, welches mit einem hübschen Umschlag mit Klapprändern verziert ist. Das Buch an sich ist metallic grau und hat eine lila Gravur am Buchrücken.
Das Cover ist einfach WOW!! Ganz in schwarz-grau gehalten bilden metallisch glänzende Rauchschwaden ein Frauengesicht im Profil vor einem dunkelschwarzen Hintergrund. Darunter befindet sich in weiß der leuchtende Reihentitel und darunter in lila der Untertitel. Durch die grau-schwarzen Wirbel bekommt das Coverbild etwas hypnotisch magisches, das eine enorme Anziehungskraft auf den Betrachter ausübt. Das Mädchengesicht hat mich diesmal auch überhaupt nicht gestört, obwohl ich sonst ein klarer Verfechter gegen Modelgesichtern auf Cover bin. Es fügt sich einfach so perfekt in dieses mystische Bild, welches einfach genau zur Grundstimmung des Buches passt.
"Sie wissen, wie man Leute manipuliert. Du musst besser sein als sie."
Auch die innere Gestaltung des Romans ist einfach genial. Auf vollkommen unaufdringliche Art sind die Kapitelüberschriften mit sanften Rauchschwaden hinterlegt, was zusammen mit den kunstvoll verschnörkelten Seitenzahlen und der akkuraten Schrift ein stimmiges Gesamtbild ergibt.
Ich würde die ganze Gestaltung als genaue Punktlandung der Autorin und des Thienemann-Esslinger Verlages.
Ja, doch das ist noch längst nicht alles, was mir an diesem Roman besonders gut gefallen hat. Nicht umsonst habe ich ihn zu meinem persönlichen Überraschungshighlight dieses recht jungen Jahres gekürt!
Gleich von der ersten Seite war ich einfach an dieses Buch gefesselt und bin nicht mehr losgekommen, bis nicht auch das aller letzte Wort noch verschlungen war. Am Anfang war ich durch die recht kurzen Kapitel mit seltsam intensiven aber undurchsichtigen Szenen etwas verwirrt, was auch durch kurze Einstreuungen von Flashbacks einer anderen Perspektive verstärkt wird. Langsam klären sich dann die ersten Nebenfetzen auf, doch genau dieses perfekte Maß an Undurchsichtigkeit und Verwirrung, das die Spannung wahrt und gerade noch verstehbar ist, zieht sich durch das ganze Buch hindurch. Denn wir haben es hier nicht mit einer 08/15 Internatsstory zu tun, wie wir sie alle zu genügen kennen, sondern bekommen hier eine absolut prickelnde Neukreation vorgesetzt. Es beinhaltet die Intensität der Gefühle eines Jugendbuchs, die Spannung eines Krimis und die Intrigen und die Feindschaft eines Thrillers. Entfernt wurde ich beim lesen an die Reihe "Night School" von C.J. Daugerhty erinnert, was aber ein absolut positiver Punkt ist, da ich diese Reihe liebe und sich "Chosen" in eine gaaanz andere Richtung entwickelt.
"Seine Kraft drückt gegen mich, aber ich werde ihn bezwingen. Ich weiß, ich kann das. Ich atme Zorn und schwitze Hass. Langsam. Millimeter für Millimeter drücke ich gegen ihn. Um auf einmal schmecke ich etwas, das ich bei all den Übungen noch nie gekostet habe: Macht!"
Doch worum geht es eigentlich genau?
Die 16-jährige Emma, kurz Emz, wächst allein bei ihrer Mutter in Deutschland auf und führt ein ganz normales Leben... Nunja, fast. Denn sie ist eine Emotionentaucherin mit besonderen telekinetischen Fähigkeiten, die sie jeden Tag verstecken muss. Als eines Tages ihre Mutter bei einem Autounfall stirbt, taucht ein merkwürdiger Mann bei deren Beerdigung auf. Er sieht genau aus wie sie, kennt ihre Mutter und zeigt Interesse an Emma, schnell wird klar, es muss ihr Vater sein, und dieser weiß von ihren Fähigkeiten. Er nimmt sie kurzerhand mit in seine Heimat nach Irland, wo sie ein Eliteinternat für Hochbegabte besuchen soll. Doch dieses Internat ist mehr als merkwürdig und bald stellt sich heraus, dass die Schüler nicht nur hochbegabt sind, sondern genau wie Emma andere außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen. Emmas Mutter hat sie immer vor diesen Menschen gewarnt, doch sie weiß schon bald nicht mehr, wem sie wirklich trauen soll. Denn alle Schüler, Lehrer und ihr Vater sind Anhänger von der geheimnisvollen Schule Sensus Corvi und sind deren Schulleiten Fion Farran bedingungslos ergeben. Was verbirgt sich hinter den hohen eleganten Mauern des Schulgebäudes wirklich, wer steckt hinter der seltsamen Widerstandsgruppe, die mit jeden Mitteln gegen Sunsus Corvi vorgeht und welche Rolle soll sie in dem ganzen Spiel spielen?
"Was nützt mir die Zukunft in meinen Gedanken, wenn ich sie nicht ändern kann?"
Fragen über Fragen, die es langsam zu beantworten gilt und Rena Fischer startet gleich voll durch. Ich muss zugeben, dass die Fragenzeichen über meinem Kopf im Laufe der Seiten immer mehr wurden, denn der Plot ist recht komplex und verstrickt, doch alles in allem konnte ich einen guten Überblick behalten. Einige Rezensenten hatten kritisiert, die Handlung sei viel zu unübersichtlich und man hätte "gequetscht", doch genau diese Fülle an Action hat mir sehr gut gefallen. Gefühlt wird am laufenden Band jemand entführt, ist verschwunden oder tot, die Protagonistin lässt etwas in die Luft gehen, verlaufen oder verdampfen. Mal ist der eine der böse Mörder, dann wieder der Retter in letzter Sekunde, dann doch wieder der Verräter, ... sodass diese ständige Unsicherheit, wer wirklich "Gut" und wer "Böse" ist, einen als Leser fast in den Wahnsinn treibt. Und das ist wirklich das Genialste an dieser Story - die Autorin schafft es immer wieder, einen hinters Licht zu führen! Wenn man denkt, man hat das ganze durchschaut, passiert etwas Neues und man weiß wieder so viel wie am Anfang. Nämlich nichts. Bei vielen Charakteren wusste ich bis zum Ende nicht, auf welcher Seite sie nun stehen und was ich überhaupt denken soll. Immer wieder gab es neue Wendungen und man springt von einem Zweifel zum nächsten.
Nimm nie etwas von einem anderen Menschen an, ohne dich zu fragen, wie er dir schlimmstenfalls damit schaden könnte. Und dann überlege, ob du bereit bist, diese Gefahr einzugehen.“
Durch Emmas offene und offensiver Art und ihre hohe Intensität, mit der sie die Welt als Emotionentaucherin wahrnimmt, bleibt man immer ganz nah am Geschehen und stürzt sich liebend gerne in jeden noch so abgefahrenen Moment des Buches. Ja, die Autorin setzt ein recht hohes Aufmerksamkeitspotential voraus ,indem sie neben nebulösen Rückblenden den Leser oft übergangslos in neue Situationen wirft, immer neue Figuren erscheinen lässt und die Handlung zunehmend rasanter auf ein sich überschlagendes Ende zu peitscht, doch wenn man sich ein bisschen anstrengt, wird man mit einem logischen und extrem spannenden Gesamtkonstrukt belohnt!!!
Dass es ausnahmsweise mal keine "gute Gruppierung" und eine "böse Gruppierung" gab, sondern ein stärkerer Fokus auf den ganzen Einzelpersonen lag, die zu diesen zwei Clans gehören, hat mir sehr gut gefallen. So konnte gut durchgemischt werden und die Geschichte lief nicht der Gefahr, sich in ein Klischee zu verrennen. Auch die Tatsache, das es um zwei verfeindete Clans geht, die nicht auf magischer Ebene in beispielsweise dunkle und helle Zauberer geteilt werden, die sich dann mit Bannflüchen gegenseitig zu Hackfleisch verarbeiten, sondern dass vor allem Politik, Intrigen, Machtspielchen und Taktik eine Rolle spielen, fand ich einfach super. Das ist das, was dieses Buch einfach von der ganzen Masse abhebt.
"Wenn dich etwas verletzt, gibt es genau drei Dinge zu tun: Denk logisch. Sperr deine Gefühle weg. Atme!"
Ja, und dann sind da natürlich noch die Charaktere. Das diese in dem ganzen Plot-Wir-War nicht vollkommen untergegangen sind, ist wirklich ein Kunststück!
Fangen wir doch mal mit Emma Meyer an. Sie erzählt uns ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive und ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Durch ihre Gabe des Emotionentauchens ist sie warmherzig, sensibel und einfach liebenswert. Sie nimmt außerdem alle Emotionen verstärkt wahr, was dazu führt, dass wir Leser mit einem absoluten Gefühlschaos konfrontiert werden. Selbstbewusst, mutig und taff lässt sie sich nicht schnell unterkriegen, obwohl sie schon früh erkennen musste, dass sie ihre wahren Fähigkeiten vor den anderen Menschen verstecken muss und von ihrer Mutter auf Misstrauen und Zweifel erzogen wurde. Ich konnte mich dank ihrer offenen und emotionalen Art sehr gut in sie hineinfühlen und mitempfinden, wie es ihr in dieser Situation der Neuorientierung, der Trauer um den Verlust ihrer Mutter, die Verwirrung durch den Umzug zum unbekannten Vater und allgemein dieser seltsamen neuen Situation, gehen konnte. Eine wirklich tolle Hauptcharakterin!
„Er lächelt, beugt sich ein wenig vor und pflückt eine meiner schwarzen Haarsträhnen von dem weißen Laken. Langsam kringelt er die Spitzen um seinen Zeigefinger. Poch, poch, poch. Dieses dumme Herz! Kein Mensch spürt die Spitzen seiner Haare!“
Ihr zur Seite werden gleich zwei junge Männer gestellt, die beide einen Platz in ihrem Herzen einnehmen. Aiden und Jared sind wie Tag und Nacht, wie Licht und Schatten. Doch wer ist ehrlich und wem kann Emma trauen? Das muss sie selbst erst noch herausfinden. Ich fand beide toll ))
Aidan ist ein Casanova und dennoch war er mir von Beginn an total sympathisch. Sein Wesen ist vielschichtig, er ist ein Kämpfer und gleichzeitig ein Gefühlsmensch. Wenn er einmal jemanden auserkoren hat, sein Freund zu sein, dann kämpft er wie ein Löwe für ihn. Sein Charakter habe ich bewundert und ich bin unglaublich gespannt was wir im zweiten Band noch alles von ihm wahrnehmen werden.
Jared hingegen ist der geheimnisvolle Bad Boy der Geschichte, welcher jedoch ebenfalls seinen Charme verbreitet und mich auf alle Fälle an der Angel hat. Er hat viele Geheimnisse und dennoch lässt er auch immer wieder sein Wesen hervorspitzen. Er hat in seinem Leben viele Abzweigungen falsch gewählt und dennoch habe ich ihm als Leser verziehen und ihn regelrecht ins Herz geschlossen.
"Du lebst!", seufzte er und senkte seine Stirn auf meine.
Regen.
Splitter, hart wie Eis.
Wasser, das auf meiner Haut zerplatzt.
Nichts bewegt sich außer der Regen
..."
Das mit den beiden auftauchende Liebesdreieck ist in Jugendbüchern wohl unvermeidbar seufz aber wenigstens gut umgesetzt.
Mein absoluter Lieblingscharakter in diesem Buch ist allerdings Emmas Vater Jacob MacAengus. Neben seiner von Gefühlen fast überquellenden Tochter wirkt er immer wie ein gefühlsloser Eisklotz, doch auch wenn es für ihn gegen Ende recht schlecht aussieht, habe ich nie an ihm gezweifelt, da er wie Aidan auch, einen sehr stark ausgeprägten Beschützerinstinkt Emma gegenüber entwickelt und einfach alles für sie tun würde. In den Flashbacks, die Emmas Mutter Katharina betreffen, spielt er auch noch eine zentralere Rolle und man erfährt einige interessante Details über ihn...
"Auf euer Haupt wälzt er der Witwen und der Waisen Tränen,
der toten Männer Blut,
der Weiber Gram um Gatten, Väter,
und um Anverlobte,
die dieser grimme Streit verschlingen wird.
Dies ist sein, Ruf, sein Drohn und meine Botschaft."
Dann sind da natürlich noch die Antagonisten und Mitstreiter der beiden Clans, wer das jetzt ist, werde ich natürlich nicht verraten. Beide Seiten werden jedoch immer nachvollziehbar dargestellt, sodass man ihre Handlung und die dahinter verborgenen Motive verstehen kann.
Der wichtigste Grund aber, weshalb ich dieses Buch wirklich feiere, ist der Schreibstil der Autorin. Man glaubt einfach nicht, dass das der erste Roman von Rena Fischer ist, zu erfahren und abgeklärt wirkt ihre Schreibweise. Gleichzeitig locker, leicht und einfach aber dennoch ausführlich, magisch und gut durchdacht. Ihr Satzbau ist dabei abwechslungsreich und umgangssprachlich genug, um gut gelesen werden zu können, dabei aber nicht zu schlampig und ungalant formuliert. Dieser Hochseilakt meistert die Autorin wirklich super, was ich, genau wie ihre Fähigkeit, an den richtigen Stellen gefühlvoll, eiskalt, rasant oder ruhig zu schreiben, sehr bewundere. Es werden durch ummalende Beschreibungen wunderschöne Bilder im Kopf erzeugt und viele faszinierende Dialoge setzten der Story noch mal ein Sahnehäubchen auf. Man fühlt sich durch die Nähe, die sie erzeugt, wahrhaftig angesprochen und wird ein Teil der Story. Ganz große Klasse!!!
"Das Lächeln auf dem Gesicht des Falken-Führers wird noch ein Stück breiter.
"Seneca sagte einst, ein Gladiator fasst es als Schande auf, wenn man ihm einen schlechten Partner in der Arena zuteilt. Denn ein Sieg ohne Gefahr ist auch ein Sieg ohne Ruhm. Und mit dem Schicksal verhalte es sich ebenso. Es sucht sich nur die Tapfersten aus. Heute Nacht, Patrick, wird sich unser aller Schicksal erfüllen..."
Das Ende war -wie zu erwarten- kein richtiges Ende. Mit dem gefühlt miesesten Cliffhanger der Welt wird dieser Geschichte nur ein vorläufiger Schlusspunkt gesetzt, da der abschließende zweite Band dieser Dilogie im Herbst dieses Jahres 2017 heraus kommen wird. Ich bin darauf natürlich megamäßig gespannt, und hoffe, auch dort wieder als Rezensentin am Start sein zu dürfen ))
Fazit:
Ich bin überrascht, geflasht und begeistert:
Ein magischer Schreibstil, ein komplexer Plot, viel Spannung, Gefühlschaos pur, geniale Charaktere und nicht zuletzt eine hübsche äußerliche Gestaltung machen diesen Roman zu einem Buchhighlight, das sich niemand entgehen lassen sollte!
Dank eines Tipps filmt Journalist Marty ein illegales Waffengeschäft zwischen Regierungsvertretern und der Mafia. Statt des erhofften Pulitzerpreises bekommt er es mit korrupten FBI-Agenten, fingierten Verbrechen und einer Frau zu tun, die sich scheinbar in Luft auflösen kann. Eine nervenaufreibende Reise quer durch die USA beginnt, die alles auf den Kopf stellt, woran Marty je geglaubt hat.
Meine Meinung:
DISCLAIMER: Achtung, dies ist eine Rezension eines zweiten Teiles. Falls du Teil eins noch nicht gelesen haben solltest könnte hier gespoilert werden!
Außerdem großes Dankeschön an Sören Prescher für das Rezensionsexemplar!
Nachdem Marty schon ein paar Mal beinahe geschnappt wurde, macht er sich auf nach Chicago um dem Horror endlich ein Ende zu setzen. Aber er hat seine Rechnung ohne den korrupten FBI-Agenten Quentin Hallbrook gemacht. Er und sein Partner Wilson Page schrecken vor nichts zurück um Marty und seine Freunde Kate und Eric endlich zur Strecke zu bringen, denn es darf niemals jemand erfahren, dass sie illegale Waffengeschäfte abwickeln.
Ich muss sagen, dass mich dieses Buch sehr überrascht hat, was nicht mehr sehr vielen gelingt!
Wie auch in Teil eins, haben mir die Protagonisten sehr gut gefallen. Marty hat mich besonders durch sein Durchhaltevermögen und seine Entschlossenheit beeindruckt. Allerdings hat auch er seine Zweifel und Schwächen, was ihn für mich allerdings nur sympathischer gemacht hat. Auch Kate und Eric, welche man in diesem Teil besser kennenlernt, fand ich total super. Sie sind beide sehr authentisch und ehrlich. Sogar Erics manchmal etwas mürrische Art ist sehr erfrischend und verleiht etlichen Konversationen das gewisse Etwas. Kate ist ja eher die Sorte unabhängig, was mir auch sehr gut gefallen hat. Die beiden überzeugen natürlich auch nicht zuletzt durch ihre eiserne Treue und ihren Zusammenhalt.
Aber jetzt zu dem Teil der mich total überrascht hat. Ich dachte nach Teil eins, dass ich es mit einem Krimi zu tun habe und wurde in diesem Teil eines besseren belehrt. In die realistischen Elemente mischen sich hier einige ziemlich spannende und interessante Mysteryelemente, die dieses Buch total besonders gemacht haben. Die Handlung verläuft so rasant und spannend, dass man sich nicht eine Sekunde langweilt, was auch nicht zuletzt an Sören Preschers flüssigem und packendem Schreibstil liegt.
Fazit:
Ein actiongeladener Mysteryroman mit tollen Protagonisten, ganz viel Spannung und einer sehr unvorhersehbaren Handlung. Eine sehr gelungene Fortsetzung!