Ich habe "Eine Frage der Chemie" begonnen, nachdem ich von einer älteren Dame in einer Buchhandlung in ein total nettes Gespräch verwickelt wurde und sie mir leidenschaftlich erklärt hat, wieso es ihr ...
Ich habe "Eine Frage der Chemie" begonnen, nachdem ich von einer älteren Dame in einer Buchhandlung in ein total nettes Gespräch verwickelt wurde und sie mir leidenschaftlich erklärt hat, wieso es ihr absolutes Lieblingsbuch ist. Leider weiß ich nicht mal den Namen der Dame, sonst könnte ich mich nun bei Ihr öffentlich für ein unerwartetes Jahreshighlight bedanken! So eine herzliche, mitreißende und bedeutsame Geschichte!
“Chemistry is inseparable from life—by its very definition, chemistry is life. But like your pie, life requires a strong base. In your home, you are that base. It is an enormous responsibility, the most undervalued job in the world that, nonetheless, holds everything together.”
Das Cover der deutschen Ausgabe zeigt eine Frau mit typischer 60er Frisur, die mit in die Hüften gestemmten Händen vor dem nostalgisch ausgegrauten Hintergrund einer Küche selbstbewusst in die Kamera blickt. Obwohl die Hauptmotive passen, bin ich kein Fan des Covers und finde das Originalcover deutlich zutreffender. Denn hier ist zum Einen keine echte Person zu sehen und zum Anderen ist die Frau blond und damit näher an Elizabeths Zotts Aussehen im Buch. Auch den Originaltitel, "Lessons in Chemistry" finde ich etwas gelungener als die Übersetzung "Eine Frage der Chemie". Aber wir wollen uns ja nicht mit Äußerlichkeiten aufhalten...
“When it came to equality, 1952 was a real disappointment.”
Die Geschichte beginnt zunächst mitten im Leben von Elizabeth Zott, zu einem Zeitpunkt, an dem sie bereits eine Tochter hat und erfolgreiche TV-Köchin ist. Nach diesem kurzen Vorgriff, setzt der Roman allerdings wieder früher in ihrem Leben an und greift in einer chronologischen Erzählung auf, wie sie als Wissenschaftlerin, die in der Forschung Karriere machen und eigentlich nie Kinder bekommen wollte, an diesen Punkt gelangt ist. Mit der sehr figurenzentrierten Erzählung, die einen großen Teil des Lebens der Figur abdeckt, ohne auf ein klares Ziel hinzusteuern, hat mich der Stil der Geschichte ein wenig an Taylor Jenkins Reids Bücher erinnert, die oft ebenso biografisch und mitreißend sind, ohne eine konkrete Rahmenhandlung zu benötigen. Auch hier ging das Konzept trotz der lockeren Erzählweise für mich voll auf: ich habe Elizabeth sehr gerne durch alle Stationen ihres Lebens begleitet und konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr haben mich ihr Schicksal, ihre Entschlossenheit und Herzensgüte emotional berührt!
“And as humans, we’re by-products of our upbringings, victims of our lackluster educational systems, and choosers of our behaviors. In short, the reduction of women to something less than men, and the elevation of men to something more than women, is not biological: it’s cultural. And it starts with two words: pink and blue. Everything skyrockets out of control from there.”
:
Dabei schaffte es Bonnie Garmus überraschenderweise ein Wohlfühlbuch zu schreiben, obwohl eigentlich alles andere als Wohlfühlthemen behandelt werden. Denn zwar erzählt die Autorin hier eine Liebesgeschichte zwischen zwei außergewöhnlichen Persönlichkeiten und schreibt von Freundschaft, Feminismus, Empowering, Mitgefühl und weiblicher Größe - es geht allerdings auch um Sexismus, Tod, sexuelle Übergriffe, Depressionen, Verlust, Schicksalsschläge, Diskriminierung, Traumata und ungewollte Schwangerschaft. Elizabeths Weg ist alles andere als geradlinig und einfach und so wird ein schmerzhaft realistisches Bild der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit und Grausamkeit gegenüber Frauen gezeichnet. Elizabeths bestärkende Botschaft an andere Frauen, sich trotzdem nicht unterkriegen zu lassen und gegen den Strom zu schwimmen, um die eigenen Ziele zu erreichen, ist damit umso gewichtiger und regt zum Nachdenken über Geschlechtergerechtigkeit, -stereotype und Gleichberechtigung an. Denn wenn Elizabeth sich in den 1960ern nicht hat stoppen lassen, was soll dann uns heute davon abhalten, durchzustarten und Ungerechtigkeiten des Patriarchats hinter uns zu lassen...?
“It was a form of naïveté, he thought, the way she continued to believe that all it took to get through life was grit. Sure, grit was critical, but it also took luck, and if luck wasn’t available, then help. Everyone needed help. But maybe because she’d never been offered any, she refused to believe in it.”
Ganz im Zentrum der Geschichte steht dabei die Hauptfigur, Elizabeth Zott. Die junge Chemikerin ist nicht nur mit überdurchschnittlicher Schönheit und Intelligenz, sondern auch mit einem beharrlichen Dickkopf und einer gesellschaftlichen Naivität gesegnet, von der man nicht genau weiß, ob sie gewisse Dinge aus Sturheit absichtlich übersieht oder man sie eher im autistischen Spektrum verorten muss. Selbstbewusst, entschlossen, kühl, hochintelligent, systematisch - auf den ersten Blick sieht man vor allem ihre Genialität und ihre Einstellung, die ihrer Zeit eindeutig voraus ist und für die sie von ihren Mitmenschen gleichwohl bewundert wie beneidet wird. Erst auf den zweiten Blick sehen wir, was die vielen Hürden und Rückschläge mit ihr machen und sehen den Menschen hinter der vorbildhaften Heldin. So wird sie zu einer überaus lebendige Figur, deren Porträt man gerne folgt und von der man sich am Ende des Buches fast sicher ist, dass es sie tatsächlich gegeben haben muss.
“Having a baby, Elizabeth realized, was a little like living with a visitor from a distant planet. There was a certain amount of give and take as the visitor learned your ways and you learned theirs, but gradually their ways faded and your ways stuck. Which she found regrettable. Because unlike adults, her visitor never tired of even the smallest discovery; always saw the magic in the extraordinary.”
Der tatsächliche Schreibstil der Autorin ist passend zu ihrer Hauptfigur nüchtern, humorvoll direkt und manchmal sogar etwas trocken. Die meiste Zeit wird direkt aus Elizabeths Sicht erzählt, Bonnie Garmus wechselt aber ab und zu auch in die Perspektive von Nebenfiguren wie Chemiker Calvin, ihre Nachbarin und Freundin Harriet Sloan, ihre Tochter Madeline, ihr Chef Walter Pine oder sogar ihr Hund Halbsieben. Was letzteres angeht bin ich normalerweise eher skeptisch, aber die Autorin hat dies auf sehr charmante und glaubhafte Art und Weise gelöst, die die Geschichte und deren herzliche Atmosphäre ergänzt. Auch die Nebenfiguren sind differenziert gezeichnet und bringen alle Fehler und Tugenden mit sich. So nimmt die Geschichte mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle und weckt mal Wut und Abscheu über die Verbohrtheit mancher Menschen, mal tiefes Mitgefühl und Erleichterung und gegen Ende dominieren Freude, Stolz und Liebe für die Figuren und die Autorin für diese tolle Geschichte!!! Zwar fand ich das Ende ein kleines bisschen konstruiert und habe es außerdem kommen sehen, da ich das Buch ansonsten aber liebe und das Konzept voll aufgegangen ist, vergebe ich dennoch 5 Sterne!
“Whenever you feel afraid, just remember. Courage is the root of change - and change is what we're chemically designed to do. So when you wake up tomorrow, make this pledge. No more holding yourself back. No more subscribing to others' opinions of what you can and cannot achieve. And no more allowing anyone to pigeonhole you into useless categories of sex, race, economic status, and religion. Do not allow your talents to lie dormant, ladies. Design your own future. When you go home today, ask yourself what YOU will change. And then get started.”
_
Fazit:
Ein herzliches und mitreißendes Figurenporträt über das Leben, Chemie, Freundschaft, Feminismus, Empowerment, Mitgefühl und weibliche Größe!
Ich habe "Eine Frage der Chemie" begonnen, nachdem ich von einer älteren Dame in einer Buchhandlung in ein total nettes Gespräch verwickelt wurde und sie mir leidenschaftlich erklärt hat, wieso es ihr ...
Ich habe "Eine Frage der Chemie" begonnen, nachdem ich von einer älteren Dame in einer Buchhandlung in ein total nettes Gespräch verwickelt wurde und sie mir leidenschaftlich erklärt hat, wieso es ihr absolutes Lieblingsbuch ist. Leider weiß ich nicht mal den Namen der Dame, sonst könnte ich mich nun bei Ihr öffentlich für ein unerwartetes Jahreshighlight bedanken! So eine herzliche, mitreißende und bedeutsame Geschichte!
“Chemistry is inseparable from life—by its very definition, chemistry is life. But like your pie, life requires a strong base. In your home, you are that base. It is an enormous responsibility, the most undervalued job in the world that, nonetheless, holds everything together.”
Das Cover der deutschen Ausgabe zeigt eine Frau mit typischer 60er Frisur, die mit in die Hüften gestemmten Händen vor dem nostalgisch ausgegrauten Hintergrund einer Küche selbstbewusst in die Kamera blickt. Obwohl die Hauptmotive passen, bin ich kein Fan des Covers und finde das Originalcover deutlich zutreffender. Denn hier ist zum Einen keine echte Person zu sehen und zum Anderen ist die Frau blond und damit näher an Elizabeths Zotts Aussehen im Buch. Auch den Originaltitel, "Lessons in Chemistry" finde ich etwas gelungener als die Übersetzung "Eine Frage der Chemie". Aber wir wollen uns ja nicht mit Äußerlichkeiten aufhalten...
“When it came to equality, 1952 was a real disappointment.”
Die Geschichte beginnt zunächst mitten im Leben von Elizabeth Zott, zu einem Zeitpunkt, an dem sie bereits eine Tochter hat und erfolgreiche TV-Köchin ist. Nach diesem kurzen Vorgriff, setzt der Roman allerdings wieder früher in ihrem Leben an und greift in einer chronologischen Erzählung auf, wie sie als Wissenschaftlerin, die in der Forschung Karriere machen und eigentlich nie Kinder bekommen wollte, an diesen Punkt gelangt ist. Mit der sehr figurenzentrierten Erzählung, die einen großen Teil des Lebens der Figur abdeckt, ohne auf ein klares Ziel hinzusteuern, hat mich der Stil der Geschichte ein wenig an Taylor Jenkins Reids Bücher erinnert, die oft ebenso biografisch und mitreißend sind, ohne eine konkrete Rahmenhandlung zu benötigen. Auch hier ging das Konzept trotz der lockeren Erzählweise für mich voll auf: ich habe Elizabeth sehr gerne durch alle Stationen ihres Lebens begleitet und konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr haben mich ihr Schicksal, ihre Entschlossenheit und Herzensgüte emotional berührt!
“And as humans, we’re by-products of our upbringings, victims of our lackluster educational systems, and choosers of our behaviors. In short, the reduction of women to something less than men, and the elevation of men to something more than women, is not biological: it’s cultural. And it starts with two words: pink and blue. Everything skyrockets out of control from there.”
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Dabei schaffte es Bonnie Garmus überraschenderweise ein Wohlfühlbuch zu schreiben, obwohl eigentlich alles andere als Wohlfühlthemen behandelt werden. Denn zwar erzählt die Autorin hier eine Liebesgeschichte zwischen zwei außergewöhnlichen Persönlichkeiten und schreibt von Freundschaft, Feminismus, Empowering, Mitgefühl und weiblicher Größe - es geht allerdings auch um Sexismus, Tod, sexuelle Übergriffe, Depressionen, Verlust, Schicksalsschläge, Diskriminierung, Traumata und ungewollte Schwangerschaft. Elizabeths Weg ist alles andere als geradlinig und einfach und so wird ein schmerzhaft realistisches Bild der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit und Grausamkeit gegenüber Frauen gezeichnet. Elizabeths bestärkende Botschaft an andere Frauen, sich trotzdem nicht unterkriegen zu lassen und gegen den Strom zu schwimmen, um die eigenen Ziele zu erreichen, ist damit umso gewichtiger und regt zum Nachdenken über Geschlechtergerechtigkeit, -stereotype und Gleichberechtigung an. Denn wenn Elizabeth sich in den 1960ern nicht hat stoppen lassen, was soll dann uns heute davon abhalten, durchzustarten und Ungerechtigkeiten des Patriarchats hinter uns zu lassen...?
“It was a form of naïveté, he thought, the way she continued to believe that all it took to get through life was grit. Sure, grit was critical, but it also took luck, and if luck wasn’t available, then help. Everyone needed help. But maybe because she’d never been offered any, she refused to believe in it.”
Ganz im Zentrum der Geschichte steht dabei die Hauptfigur, Elizabeth Zott. Die junge Chemikerin ist nicht nur mit überdurchschnittlicher Schönheit und Intelligenz, sondern auch mit einem beharrlichen Dickkopf und einer gesellschaftlichen Naivität gesegnet, von der man nicht genau weiß, ob sie gewisse Dinge aus Sturheit absichtlich übersieht oder man sie eher im autistischen Spektrum verorten muss. Selbstbewusst, entschlossen, kühl, hochintelligent, systematisch - auf den ersten Blick sieht man vor allem ihre Genialität und ihre Einstellung, die ihrer Zeit eindeutig voraus ist und für die sie von ihren Mitmenschen gleichwohl bewundert wie beneidet wird. Erst auf den zweiten Blick sehen wir, was die vielen Hürden und Rückschläge mit ihr machen und sehen den Menschen hinter der vorbildhaften Heldin. So wird sie zu einer überaus lebendige Figur, deren Porträt man gerne folgt und von der man sich am Ende des Buches fast sicher ist, dass es sie tatsächlich gegeben haben muss.
“Having a baby, Elizabeth realized, was a little like living with a visitor from a distant planet. There was a certain amount of give and take as the visitor learned your ways and you learned theirs, but gradually their ways faded and your ways stuck. Which she found regrettable. Because unlike adults, her visitor never tired of even the smallest discovery; always saw the magic in the extraordinary.”
Der tatsächliche Schreibstil der Autorin ist passend zu ihrer Hauptfigur nüchtern, humorvoll direkt und manchmal sogar etwas trocken. Die meiste Zeit wird direkt aus Elizabeths Sicht erzählt, Bonnie Garmus wechselt aber ab und zu auch in die Perspektive von Nebenfiguren wie Chemiker Calvin, ihre Nachbarin und Freundin Harriet Sloan, ihre Tochter Madeline, ihr Chef Walter Pine oder sogar ihr Hund Halbsieben. Was letzteres angeht bin ich normalerweise eher skeptisch, aber die Autorin hat dies auf sehr charmante und glaubhafte Art und Weise gelöst, die die Geschichte und deren herzliche Atmosphäre ergänzt. Auch die Nebenfiguren sind differenziert gezeichnet und bringen alle Fehler und Tugenden mit sich. So nimmt die Geschichte mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle und weckt mal Wut und Abscheu über die Verbohrtheit mancher Menschen, mal tiefes Mitgefühl und Erleichterung und gegen Ende dominieren Freude, Stolz und Liebe für die Figuren und die Autorin für diese tolle Geschichte!!! Zwar fand ich das Ende ein kleines bisschen konstruiert und habe es außerdem kommen sehen, da ich das Buch ansonsten aber liebe und das Konzept voll aufgegangen ist, vergebe ich dennoch 5 Sterne!
“Whenever you feel afraid, just remember. Courage is the root of change - and change is what we're chemically designed to do. So when you wake up tomorrow, make this pledge. No more holding yourself back. No more subscribing to others' opinions of what you can and cannot achieve. And no more allowing anyone to pigeonhole you into useless categories of sex, race, economic status, and religion. Do not allow your talents to lie dormant, ladies. Design your own future. When you go home today, ask yourself what YOU will change. And then get started.”
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Fazit:
Ein herzliches und mitreißendes Figurenporträt über das Leben, Chemie, Freundschaft, Feminismus, Empowerment, Mitgefühl und weibliche Größe!
Ich habe "Eine Frage der Chemie" begonnen, nachdem ich von einer älteren Dame in einer Buchhandlung in ein total nettes Gespräch verwickelt wurde und sie mir leidenschaftlich erklärt hat, wieso es ihr ...
Ich habe "Eine Frage der Chemie" begonnen, nachdem ich von einer älteren Dame in einer Buchhandlung in ein total nettes Gespräch verwickelt wurde und sie mir leidenschaftlich erklärt hat, wieso es ihr absolutes Lieblingsbuch ist. Leider weiß ich nicht mal den Namen der Dame, sonst könnte ich mich nun bei Ihr öffentlich für ein unerwartetes Jahreshighlight bedanken! So eine herzliche, mitreißende und bedeutsame Geschichte!
“Chemistry is inseparable from life—by its very definition, chemistry is life. But like your pie, life requires a strong base. In your home, you are that base. It is an enormous responsibility, the most undervalued job in the world that, nonetheless, holds everything together.”
Das Cover der deutschen Ausgabe zeigt eine Frau mit typischer 60er Frisur, die mit in die Hüften gestemmten Händen vor dem nostalgisch ausgegrauten Hintergrund einer Küche selbstbewusst in die Kamera blickt. Obwohl die Hauptmotive passen, bin ich kein Fan des Covers und finde das Originalcover deutlich zutreffender. Denn hier ist zum Einen keine echte Person zu sehen und zum Anderen ist die Frau blond und damit näher an Elizabeths Zotts Aussehen im Buch. Auch den Originaltitel, "Lessons in Chemistry" finde ich etwas gelungener als die Übersetzung "Eine Frage der Chemie". Aber wir wollen uns ja nicht mit Äußerlichkeiten aufhalten...
“When it came to equality, 1952 was a real disappointment.”
Die Geschichte beginnt zunächst mitten im Leben von Elizabeth Zott, zu einem Zeitpunkt, an dem sie bereits eine Tochter hat und erfolgreiche TV-Köchin ist. Nach diesem kurzen Vorgriff, setzt der Roman allerdings wieder früher in ihrem Leben an und greift in einer chronologischen Erzählung auf, wie sie als Wissenschaftlerin, die in der Forschung Karriere machen und eigentlich nie Kinder bekommen wollte, an diesen Punkt gelangt ist. Mit der sehr figurenzentrierten Erzählung, die einen großen Teil des Lebens der Figur abdeckt, ohne auf ein klares Ziel hinzusteuern, hat mich der Stil der Geschichte ein wenig an Taylor Jenkins Reids Bücher erinnert, die oft ebenso biografisch und mitreißend sind, ohne eine konkrete Rahmenhandlung zu benötigen. Auch hier ging das Konzept trotz der lockeren Erzählweise für mich voll auf: ich habe Elizabeth sehr gerne durch alle Stationen ihres Lebens begleitet und konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr haben mich ihr Schicksal, ihre Entschlossenheit und Herzensgüte emotional berührt!
“And as humans, we’re by-products of our upbringings, victims of our lackluster educational systems, and choosers of our behaviors. In short, the reduction of women to something less than men, and the elevation of men to something more than women, is not biological: it’s cultural. And it starts with two words: pink and blue. Everything skyrockets out of control from there.”
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Dabei schaffte es Bonnie Garmus überraschenderweise ein Wohlfühlbuch zu schreiben, obwohl eigentlich alles andere als Wohlfühlthemen behandelt werden. Denn zwar erzählt die Autorin hier eine Liebesgeschichte zwischen zwei außergewöhnlichen Persönlichkeiten und schreibt von Freundschaft, Feminismus, Empowering, Mitgefühl und weiblicher Größe - es geht allerdings auch um Sexismus, Tod, sexuelle Übergriffe, Depressionen, Verlust, Schicksalsschläge, Diskriminierung, Traumata und ungewollte Schwangerschaft. Elizabeths Weg ist alles andere als geradlinig und einfach und so wird ein schmerzhaft realistisches Bild der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit und Grausamkeit gegenüber Frauen gezeichnet. Elizabeths bestärkende Botschaft an andere Frauen, sich trotzdem nicht unterkriegen zu lassen und gegen den Strom zu schwimmen, um die eigenen Ziele zu erreichen, ist damit umso gewichtiger und regt zum Nachdenken über Geschlechtergerechtigkeit, -stereotype und Gleichberechtigung an. Denn wenn Elizabeth sich in den 1960ern nicht hat stoppen lassen, was soll dann uns heute davon abhalten, durchzustarten und Ungerechtigkeiten des Patriarchats hinter uns zu lassen...?
“It was a form of naïveté, he thought, the way she continued to believe that all it took to get through life was grit. Sure, grit was critical, but it also took luck, and if luck wasn’t available, then help. Everyone needed help. But maybe because she’d never been offered any, she refused to believe in it.”
Ganz im Zentrum der Geschichte steht dabei die Hauptfigur, Elizabeth Zott. Die junge Chemikerin ist nicht nur mit überdurchschnittlicher Schönheit und Intelligenz, sondern auch mit einem beharrlichen Dickkopf und einer gesellschaftlichen Naivität gesegnet, von der man nicht genau weiß, ob sie gewisse Dinge aus Sturheit absichtlich übersieht oder man sie eher im autistischen Spektrum verorten muss. Selbstbewusst, entschlossen, kühl, hochintelligent, systematisch - auf den ersten Blick sieht man vor allem ihre Genialität und ihre Einstellung, die ihrer Zeit eindeutig voraus ist und für die sie von ihren Mitmenschen gleichwohl bewundert wie beneidet wird. Erst auf den zweiten Blick sehen wir, was die vielen Hürden und Rückschläge mit ihr machen und sehen den Menschen hinter der vorbildhaften Heldin. So wird sie zu einer überaus lebendige Figur, deren Porträt man gerne folgt und von der man sich am Ende des Buches fast sicher ist, dass es sie tatsächlich gegeben haben muss.
“Having a baby, Elizabeth realized, was a little like living with a visitor from a distant planet. There was a certain amount of give and take as the visitor learned your ways and you learned theirs, but gradually their ways faded and your ways stuck. Which she found regrettable. Because unlike adults, her visitor never tired of even the smallest discovery; always saw the magic in the extraordinary.”
Der tatsächliche Schreibstil der Autorin ist passend zu ihrer Hauptfigur nüchtern, humorvoll direkt und manchmal sogar etwas trocken. Die meiste Zeit wird direkt aus Elizabeths Sicht erzählt, Bonnie Garmus wechselt aber ab und zu auch in die Perspektive von Nebenfiguren wie Chemiker Calvin, ihre Nachbarin und Freundin Harriet Sloan, ihre Tochter Madeline, ihr Chef Walter Pine oder sogar ihr Hund Halbsieben. Was letzteres angeht bin ich normalerweise eher skeptisch, aber die Autorin hat dies auf sehr charmante und glaubhafte Art und Weise gelöst, die die Geschichte und deren herzliche Atmosphäre ergänzt. Auch die Nebenfiguren sind differenziert gezeichnet und bringen alle Fehler und Tugenden mit sich. So nimmt die Geschichte mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle und weckt mal Wut und Abscheu über die Verbohrtheit mancher Menschen, mal tiefes Mitgefühl und Erleichterung und gegen Ende dominieren Freude, Stolz und Liebe für die Figuren und die Autorin für diese tolle Geschichte!!! Zwar fand ich das Ende ein kleines bisschen konstruiert und habe es außerdem kommen sehen, da ich das Buch ansonsten aber liebe und das Konzept voll aufgegangen ist, vergebe ich dennoch 5 Sterne!
“Whenever you feel afraid, just remember. Courage is the root of change - and change is what we're chemically designed to do. So when you wake up tomorrow, make this pledge. No more holding yourself back. No more subscribing to others' opinions of what you can and cannot achieve. And no more allowing anyone to pigeonhole you into useless categories of sex, race, economic status, and religion. Do not allow your talents to lie dormant, ladies. Design your own future. When you go home today, ask yourself what YOU will change. And then get started.”
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Fazit:
Ein herzliches und mitreißendes Figurenporträt über das Leben, Chemie, Freundschaft, Feminismus, Empowerment, Mitgefühl und weibliche Größe!
Beim Sport habe ich passend zu aktuellen Aufbruchsstimmung und zum Bilden einer gesellschaftlichen Brandmauer gegen Rechts die letzten Tage "Wer Angst hat, soll zuhause bleiben!: Poesie gegen Populismus" ...
Beim Sport habe ich passend zu aktuellen Aufbruchsstimmung und zum Bilden einer gesellschaftlichen Brandmauer gegen Rechts die letzten Tage "Wer Angst hat, soll zuhause bleiben!: Poesie gegen Populismus" von Sarah Bosetti gehört und ich sage Euch, dieses Buch hat mich zu körperlichen Höchstleistungen gepusht. Das Konzept ist einfach klasse: die Autorin greift in jedem der kurzen Kapitel eine Äußerung, einen Tweet oder ein Zitat einer Person des öffentlichen Lebens heraus (meist populistischer, hasserfüllter Kackmist) und zerlegt diesen dann im Anschluss in einem zynischen, gewitzten und sachlich treffsicheren Essay oder Gedicht. Dabei bleibt sie trotz ihrer klaren Worte und des beißenden Humors immer freundlich und wahrt die von ihr formulierten Regeln für gute Satire: sie tritt immer nur nach oben, beruht nicht auf Äußerlichkeiten und muss auf einer gemeinsam anerkannten Faktenbasis beruhen.
Ich habe selten ein politisches Buch gelesen, in denen mich Ton, Inhalt und Aussagen bei jeglichen Themen so abholen konnten - denn zumeist gibt es doch mindestens ein paar Kleinigkeiten, die ich anders oder kritisch sehe. Hier hätte ich mir allerdings am liebsten Notizen gemacht und ihre schlauen Worte auswendig gelernt, um sie bei passenden Gelegenheiten als Antwort auf kurzsichtige Kommentare in meinem Umfeld parat haben zu können. Denn ich kann Sarah Bosetti in ihrem Hauptpunkt nur aus tiefstem Herzen zustimmen: Fake News, Hetze, Diskursverschiebung, Blendung, Ideologien und Populismus stehen uns so sehr beim Lösen von essenziellen Krisen wie globalen Konflikten oder dem Klimawandel im Weg wie kaum etwas anderes und wenn wir es gemeinsam schaffen, eine sachliche Debattenkultur ohne Täter-Opfer-Umkehr, Lügen und Beleidigungen zu etablieren, könnten wir viele Probleme lösen.
Urteil:
Ein charmanter, gewitzter und sachlich treffsicherer Kommentar zum aktuellen Stand der Debattenkultur in Deutschland. Bitte lest alle dieses Buch und lasst Euch von Sarah Bosetti zum Nachdenken anregen und zum Lachen bringen!
Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 4 angelangt. "Throne of Glass - Königin der Finsternis" ...
Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 4 angelangt. "Throne of Glass - Königin der Finsternis" habe ich zuletzt im April 2017 gelesen und eine Rezension geschrieben. Da sich meine Meinung und meine Perspektive auf die gesamte Reihe sechs Jahre später weiterentwickelt hat, habe ich beschlossen, nach meinem Reread neue Rezensionen zu verfassen.
"Auf die neue Welt!", sagte die Königin von Terrasen. Der König von Ardalan hob ebenfalls sein Glas, und trotz der tiefen Schatten, die in seinen Augen tanzten, war dort auch ein Funkeln Leben zu erkennen. "Auf die Freiheit!"
Immer wenn ich ein altes Lieblingsbuch rereade, habe ich ein wenig Angst, dass sich meine Wahrnehmung zu stark verändert hat und ich bei einem erneuten Lesen ernüchtert und enttäuscht zurückbleibe. Diese Sorge hätte ich mir bei "Throne of Glass" nicht machen müssen. Die Geschichte von Celaena/Aelin hat mich genau wie beim ersten Lesen von der ersten Seite an mitgerissen und wieder überzeugen können. Zwar hat auch "Throne of Glass - Königin der Finsternis" wie alle Bücher der Reihe im ersten Drittel einige Längen, da sich die Autorin hier viel Zeit nimmt, die vielen Handlungsstränge weiterzuentwickeln, dennoch entfaltet sich hier die epische Magie, die diese Reihe zu einer meiner absoluten All-Time-Favorites macht! Nachdem wir Celeana zuerst im harten Wettkampf als kaltherzige Assassine kennenlernten, der zweite Teil sich dann eher auf die Intrigen am Hof des Königs konzentrierten und wir im dritten Teil das magische Erbe unserer Hauptfigur entdeckt haben, sehen wir in Band 4 nun, wie sie in einer wunderbaren Mischung aus ruhigen Momenten, gewitzten Plänen, epischen Wendungen und actionreichen Szenen als dunkle Königin aus den Schatten aufersteht und ihre Feinde ins Visier nimmt...
Erster Satz: "In der Dunkelheit lauerte etwas."
Mit diesen Worten beginnt der vierte Teil, der nun wieder zurück nach Ardalan führt. Als Celaena Sardothien nach ihrem Abenteuer in Wendlyn nach Rifthold zurückkehrt, ist sie nicht mehr die grausame Assassinen, sondern Aelin Galathynius, Königin von Terrasen. Während sie Rache an ihrem früheren Meister Arobynn nimmt, die Suche nach den Wyrdschlüsseln aufnimmt und einen Plan zur Rückkehr der Magie schmiedet, schläft auch ihr Feind nicht. Der König von Ardalan verbirgt seine Machenschaften nicht länger im Schatten der Ferianschlucht, sondern macht seine Streitkräfte in Morath einsatzbereit. Noch dazu tickt die Uhr, um den von den Valg versklavten Kronprinzen Dorian, sowie Aelins todgeglaubten Cousin Aedion aus den Fängen des Königs und vor dem sicheren Tod zu bewahren und mit dem Fae-Kriegerin Lorcan ist ihr auch ihre Tante Maeve auf den Fersen. Um dies zu schaffen, muss Aelin mehr sein, als sie jemals zuvor war: eine Kriegerin, eine Frau, eine Assassine, eine dunkle Königin!!!
"Sie war die Erbin des Feuers. Sie war Feuer, Licht, Asche, Glut. Sie war Aelin Feuerherz und sie verbeugte sich vor nichts und niemandem außer vor der Krone, die ihr gehörte, durch ihr Blut, ihr Überleben und ihren Triumph."
Genau wie schon in Band 3 wird die Geschichte in verschiedenen Handlungssträngen an verschiedenen Orten vermittelt. Wie zuvor wechselt die Autorin dafür zwischen dem personalen Er-Erzähler ihrer Hauptfiguren hin und her und gibt durch die zwei Haupthandlungsplätze Rifthold und die Ferianschlucht einen guten Überblick über das Geschehen. Dabei greift die Autorin nun immer mehr der gezielt verteilten Hinweise aus den ersten drei Bänden auf und führt die Handlung auf überraschende Weise in eine bereits angedeutete Richtung. Auch wenn ich die gesamte Reihe ja bereits kenne und theoretisch weiß, was passieren wird, konnte sie mich immer wieder überraschen und mit plötzlichen Wendungen an der Nase herumführen. Denn in den sechs Jahren, seitdem ich dieses Buch zuletzt gelesen habe, habe ich unfassbar viele Details und Verbindungen wieder vergessen, sodass es nun umso mehr Spaß macht, zu sehen, wie sich vor meinen Augen wieder das komplexe Handlungskonstrukt enthüllt, dem ich bis zum actionreichen, dramatischen und unglaublich mitreißenden Schluss nur gebannt folgen konnte.
"Hier sind wir also", sagte Dorian schließlich.
"Am Ende des Weges", entgegnete Aelin mit einem schiefen Lächeln.
"Nein", widersprach Chaol und lächelte selbst vorsichtig. "Am Anfang des nächsten!"
Auch der Aspekt der Magie, der bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, da sie in Ardalan nicht mehr gewirkt werden kann, tritt hier mehr in den Vordergrund und ergänzt die Geschichte perfekt und schlüssig. Während die Reihe bisher durch den klassischen Fantasy-Aufbau noch recht einfach war, beginnt die Reihe nun ihre ganz besondere, düster-magische Atmosphäre zu entwickeln. Über Sarah J. Maas´ Schreibstil habe ich schon seitenweise Lobreden geschwungen, die ich eigentlich nur wiederholen kann. Ihre große Stärke ist es, dass sie auch bei komplexen Worldbuildings, vielen Figuren und unübersichtlichen Actionszenen nie das Wesentliche aus den Augen verliert, einzelne interessante Aspekte gekonnt herausspickt und präzise weiterentwickelt. Wie für ihre Geschichten gibt es auch für ihren Schreibstil ein Wort, das ihr erstaunliches Talent, Worte in Sätzen so zu platzieren, dass sie der Geschichte ein imposantes und charakteristisches Auftreten verleihen, super beschreibt: EPISCH. Durch ihre teils sehr außergewöhnliche Wahl der Worte und intensive Szenenbeschreibung, fühlt man sich oft, als würde man einem Film zusehen, der vor den eigenen Augen abläuft. Ein wunderbarer Film voller Action, Gefühle und Hintergrund und mit genialen Schauspielern... Rückblickend hat sich ihr Schreibstil während der letzten Jahren etwas verändert und weiterentwickelt, doch auch bei ihrer ersten Reihe hat sie stiltechnisch schon geglänzt! Und für alle, die behaupten, dass die Reihe humorlos und viel zu ernst wäre noch ein kurzes Zitat, das mich zum Lachen gebracht hat:
"Die beiden Männer blickten einander starr entgegen. Blödes Imponiergehabe. Aelin stieß Rowan so hart in die Seite, dass er scharf die Luft einsog und sie in die Schulter knifft. Fae-Krieger! Im Kampf von unschätzbarem Wert, aber ansonsten die größten Nervensägen!"
Am meisten getragen wird die Geschichte aber natürlich durch die Protagonistin selbst - Celaena Sardothien, Ardalans Assassine, Liebhaberin von Luxus und Schönheit, in der zusätzlich ein uraltes Erbe schlummert. Jedes Mal, wenn ich ein Buch der ToG-Reihe zur Hand nehme, bin ich mehr davon überzeugt, dass sie die beste Fantasy-Protagonistin ist, die jemals existiert hat und beim Gedanken daran, welch langer Weg voller Schmerz, Opfer, Magie, Liebe, Freundschaft und Sieg noch vor ihr liegt, läuft mir ein Schauer über den Rücken und ich würde am liebsten sofort zum nächsten Band greifen und mich schnurstracks auf diese Reise machen.
"Wenn du die Ketten dieser Welt sprengst und die nächste erschaffst, denk daran, dass Kunst für ein Reich so wichtig ist wie Nahrung. Ohne sie ist ein Königreich nicht und wird mit der Zeit in Vergessenheit geraten."
In diesem vierten Teil lernen wir eine ganz neue Seite an ihr kennen. Aus der verletzten Celaena mit der grausamen Vergangenheit, die wir in den letzten 3 Bänden und der Vorgeschichte kennengelernt haben, ist nun die Königin Aelin Ashryver Galathynius geworden. Wie ein Phönix hat die starke junge Frau in Wendlyn durch die Kraft ihrer Feuermagie ihre Asche abgeschüttelt und ist als neuer Mensch mit neuen Zielen und einer anderen Sicht auf die Welt sowie auf ihre neuen und alten Beziehungen neugeboren worden. Wo sie im dritten Band noch unsicher und erdrückt von ihrer Verantwortung zu sein schien, hat sie sich jetzt berappelt und stellt eine perfekte Mischung aus gnadenloser Assassinin und zukünftiger Königin dar. Auf 784 Seiten sehen wir nun, wie sie endlich aus dem Abgrund geklettert ist, in den sie vor langer Zeit gestoßen wurde und für sich selbst einsteht, anstatt der ganzen Welt die grausame und kaltblütige Maske von Celaena Sardothien zu zeigen, die genauso wenig ihr wahres Gesicht ist wie die schwache und schuldtragende Gestalt, als die sie sich selbst wahrnimmt!
"Sie war ein todbringender Wirbelsturm, sie war die Königin der Finsternis und diese Männer waren bereits Krähenfutter..."
Eine Schlüsselfigur in dieser positiven Entwicklung, wenn auch nicht der alleinig ausschlaggebende Grund ist Rowan, der Elite-Fae-Kämpfer, der in Band 3 dazu ausgewählt wurde, sie zu trainieren um ihre Magie kontrollieren zu können. Schon beim ersten Lesen habe ich mich in diesen unsterblichen Fae-Krieger mit seiner grüblerischen Coolness verliebt und auch jetzt ist er mir wieder sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte allerdings ganz vergessen, dass die Autorin ihn gar nicht sofort als neuen Love Interest einführt, sondern er Celaena zunächst als Freund in einer schwierigen Zeit zur Seite steht. Erst in diesem vierten Teil entwickelt sich zwischen den beiden aus ihrer zarten Freundschaft, die auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen sowie gemeinsam durchgestandenem Leid beruht, eine Liebesbeziehung. Diese bleibt allerdings noch sehr im Hintergrund, da die beiden Figuren nicht wirklich Zeit haben, ihre neue Beziehung auszuloten, geschweige denn auszuleben.
"Sie waren zusammen aus Dunkelheit und Schmerz hervorgekommen. Sie waren immer noch auf dem Weg ins Licht. (...) "Du schaffst es, dass ich leben will, Rowan. Nicht nur überleben, nicht nur existieren. Leben."
Neben Aelin und Rowan treten im Rifthold-Handlungsstrang natürlich auch wieder Dorian und Chaol auf, auch wenn beide eher im Hintergrund bleiben. Bei Prinz Dorian ist das der Fall, da er am Ende von Band 3 von einem der Valgprinzen in Besitz genommen wurde und nur noch in kurzen Abschnitten ein Lebenszeichen an uns LeserInnen schickt. Die kurzen Passagen aus seiner Sicht, in denen er immer mehr in seinem Schmerz verschwindet, haben mir immer wieder das Herz gebrochen und mir einen kalten Schauer über den Rücken geschickt.
"Hallo mein kleiner Prinz", sagte sie. In ihrer weichen Schlafzimmerstimme lagen Tod und Verderben. "Hallo meine kleine Hexe" (...)Diese Hexe war aus der Finsternis zwischen den Sternen geschaffen worden. "Würdet Ihr blau oder schwarz bluten?", entgegnete sie mit ihrer Mitternachtsstimme. "Ich blute in jeder Farbe, die ihr wünscht."
Chaols Perspektive hingegen hat immer weniger Emotionen bei mir ausgelöst. Während ich beim ersten Lesen der Reihe ein großer Fan dieses Charakters war, hat sein Handlungsstrang für mich nun deutlich an Anziehungskraft verloren, sodass ich es überhaupt nicht schlimm fand, dass er hier eher in den Hintergrund tritt und Platz für andere Figuren macht. Mit dem ersten Aufeinandertreffen von ihm und Aelin ist klar: als Love Interest ist er nun vollständig aus dem Spiel. Denn aus dem loyalen und liebenswürdigen Captain ist ein harter, misstrauischer Rebellenkommandant geworden, der in Aelin zunächst einmal eine Bedrohung sieht. Auch wenn der Bruch zwischen den beiden zuvor schon recht tief war und ich natürlich wusste, dass die Geschichte für beide eine andere Wendung bereithielt, hat es mir hier wieder das Herz gebrochen, sehen zu müssen, wie verfeindet er und Aelin sich zu Beginn verhalten. Es dauert eine ganze Weile, ehe sich zwischen den beiden die Wogen wieder etwas glätten und sie es schließlich schaffen, auf eine kameradschaftliche Ebene zurückzufinden.
"Zehn Jahre im Schatten haben jetzt eine Ende. Bringt Licht in die Dunkelheit, Majestät!"
In ihrem Herz war kein Platz für Tränen und sie wollte sie auch nicht zulassen. Sie nahm das Schwert ihres Vaters aus seiner Hand, eine sichere, zuverlässige Waffe. (...) Dann nahm sie all ihren Mut zusammen, grinste und rief:
"Bringen wir die Sterne ins Wanken!"
Gut gefallen hat mir auch, dass hier Lysandras Charakter weiterentwickelt wird. War die schöne Prostituierte zuvor als Celaenas Rivalin aufgetreten, schaffen es die beiden hier, ihre vergangenen Dispute aus dem Weg zuräumen, ihren gemeinsamen Feind Arobynn zu besiegen und werden sogar so etwas wie Freundinnen. Schon beim ersten Lesen der Reihe war sie mir dank ihrer List, Schlagfertigkeit und inneren Stärke, die man zu Beginn nicht vermutet hätte, sofort sympathisch. Außerdem stecken in ihr jede Menge Überraschungen, auf deren Enthüllung in den nächsten Bänden ich mich sehr freue....
"Jahrhunderte lang bin ich in der Welt umhergewandert, durch Königreiche, Länder und Wüsten, ohne zur Ruhe zu kommen, ohne innezuhalten - nicht einen Augenblick lang. Immer habe ich zum Horizont gesehen, mich immer gefragt, was hinter dem nächsten Ozean liegt, hinter dem nächsten Berg. aber ich glaube... ich glaube, die ganze Zeit über, die ganzen Jahrhunderte lang, habe ich nur dich gesucht."
Im zweiten großen Handlungsstrang in der Ferianschlucht und der Festung Morath tut sich in diesem Band ebenfalls einiges. Auf Manon Blackbeak, die Dreizehn und ihre Geschichte freue ich mich schon seit Beginn meines Rereads wahnsinnig. Nachdem wir sie in Band 3 als gefühlslose, kalte und grausame Killermaschine kennengelernt haben, deren weiches Herz nur ab und zu durchscheint, beginnt hier die langsame Entwicklung zur großen Heldin. Sie, die doch immer die Disziplin und den Gehorsam gegenüber der Clanmütter gepredigt hat, beginnt an der Richtigkeit ihrer Mission zu zweifeln, als der Herzog grausame Experimente mit Hexenzirkeln durchführt, um grauenvolle Monster zu züchten. Langsam beginnt sie sich dagegen aufzulehnen, bloß ein Teil der Kriegsmaschinerie des Königs zu sein und immer mehr Risse entstehen in ihrem todbringenden und grausamen Image, das sie sich gegenüber uns LeserInnen zugelegt hat. Ihr Handlungsstrang gewinnt außerdem an mehr Tiefe, als wir ihre Zweite, Asterin, besser kennenlernen dürfen und erfahren, warum sie sich so verhält, wie sie es tut. Die ganze Dreizehn, die über Jahrhunderte zusammengeschweißte Kampfgruppe, ein Zirkel voller interessanter Charaktere und eiskalter Präzession, wird von der Autorin langsam aufgeschlüsselt und vom einigen Kampftrupp in einzelne Charaktere zerlegt.
"Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir uns gegen unsere Ketten auflehnen."
"Ketten können brechen", stellte Asterin herausfordernd fest.
"Das kann dein Genick auch.", erwiderte Manon..."
Neben den Dreizehn spielen in ihrem Handlungsstrang noch zwei weitere Figuren eine große Rolle. Zum Einen lernen wir hier die verkrüppelte Magd Elide Lochan kennen, deren Namen aufmerksamen LeserInnen bekannt vorkommen sollte. Als Erbin von Perranth mit Hexenblut in ihren Adern hat die zähe junge Frau noch einen weiten Weg vor sich und ich freue mich auf jeden Satz davon! Zum Anderen treffen wir hier nun Lady Kaltain wieder. Während in Band 1 ihr größtes Zeil eine gewinnbringende Heirat war, ist von der eitlen höfischen Lady nichts mehr übrig. Geprägt von Misshandlungen und dem Dämon in ihrem Körper wächst in der verzweifelten, hasserfüllten Frau eine furchtbare Gabe: das Schattenfeuer... Ihre kurzen Auftritte und vor allem die weitere Entwicklung ihres Handlungsstrangs gehören zu meinen absoluten Lieblingsmomenten der Reihe!
"Bald würde sie ihre wahre Bestimmung finden und würden ihren Zorn dem Mond entgegenheulen. Sie hatte vergessen, welchen Namen man ihr gegeben hatte, aber das machte keinen Unterschied. Jetzt hatte sie nur einen Namen: Weltenverschlinger."
All das trug dazu bei, dass ich Manons Handlungsstrang mindestens genauso interessant finde, wie den von Aelin. (Oder vielleicht lag es auch einfach nur am Wyvern-Bonus... Diese drachenähnliche Flugmonster, die enge Verbindungen zu ihren Reiterinnen aufbauen und vor allem Abraxos, der großer Krieger mit viel Mut, Liebe, Mitgefühl und einer Vorliebe für Blumen, in die er immer seine Nase steckt, muss man als Fantasy-Liebhaber einfach lieben!). Besonders spannend wird es dann, als die beiden Handlungsstränge sie miteinander verweben, als die beiden aufeinandertreffen und Aelin ihrer Feindin das Leben rettet. Damit werden die zuvor klar gesetzten Seiten ordentlich durchgemischt und bilden einen Nährboden für spannende Entwicklungen in den Bänden 5 bis 7.
"Hexen. Sie waren alle jung und schön, mit Haaren und Haut in allen Farbschattierungen. Doch selbst aus der Entfernung konnte sie erkennen, wen Rowan meinte. Ihr Haar war wie lebendiges Mondlicht, ihre Augen wie gebranntes Gold. Sie war das schönste Wesen, das Aelin je gesehen hatte."
Ein letzter Punkt, der "Königin der Finsternis" zu einem absoluten Highlight macht ist das fulminante Ende. Natürlich wusste ich in etwa, was passieren wird, dennoch hat mich das epische Finale wieder mit spannender Dynamik, dramatischen Enthüllungen und überraschenden Wendungen mitgerissen. Die letzten Seiten waren sogar noch mitreißender, überraschender, spannender, actionreicher und eindrucksvoller als ich sie in Erinnerung hatte und machten riesige Lust auf den nächsten Teil!
"Auf eine bessere Zukunft", sagte sie. "Du bist zurückgekommen", entgegnete er, als sei das eine Antwort. Sie reichten sich die Hände. So endete die Welt. Und eine neue begann."
FAZIT:
"Throne of Glass - Königin der Finsternis" ist eine action- und wendungsreiche Fortsetzung einer Reihe, die sich so langsam einem epischen Showdown entgegenbewegt. Durch die ausgewogene Ausbalancierung aus Worldbuilding, Charakterentwicklung, Action und Emotionen ist es einer meiner Lieblingsbände der Reih