"Exit Racism" stand schon seit Jahren auf meiner Liste. Gerade in Zeiten von gefährlichen politischen Bewegungen, neuen rechten Parteien und einer zunehmenden Salonfähigkeit von Rassismus und Hetze im ...
"Exit Racism" stand schon seit Jahren auf meiner Liste. Gerade in Zeiten von gefährlichen politischen Bewegungen, neuen rechten Parteien und einer zunehmenden Salonfähigkeit von Rassismus und Hetze im Internet, ist es wichtiger denn je, sich mit dem Thema zu beschäftigen und sich auch Zeit für Selbstkritik zu nehmen. Weshalb ich es erst jetzt geschafft habe, das Buch zu beginnen, ist mir ein Rätsel - vielleicht wollte ich unbewusst noch ein wenig länger in "Happyland" (einem von Tupoka Ogette beschriebene Status des Verdrängens der Realität und Auswirkungen von Rassismus in unserer Gesellschaft) bleiben? Nach diesem Buch ist es definitiv nicht mehr möglich, die Augen vor dem Problem zu verschließen und sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen.
Die Autorin arbeitet hier inhaltlich heraus, wie sehr Rassismus uns als Land und Gesellschaft geprägt hat und gibt dabei praktische Hinweise und konkrete Handlungsansätze, um Rassismus im Alltag zu bekämpfen. Dazu stellt sie unter anderem in prägnanten Inputabschnitten Mechanismen von systemischem Rassismus und die Geschichte des Rassismus in Deutschland vor. Dabei geht sie unter anderem auf die Kolonialzeit, den Völkermord an den Herrero und die Relativierung durch christliche oder philosophische Ideologien ein und erklärt, weshalb das Thema Rassismus in Deutschland so stark tabuisiert und moralisch aufgeladen ist. Bei den Themen Rassismus und Kolonialgeschichte hat man immer die USA oder Großbritannien im Kopf, dass viele nichts von Deutschlands Mitschuld wissen, regt zum Hinterfragen der eigenen Denkmustern, der konsumierten Medien (z.B. Geschichtsbücher) und unserer Sozialisierung an. Dabei wird deutlich, dass Rassismus als System und nicht als moralisch verwerfliche Taten Einzelner verstanden und auch als solches entlarvt und angegangen werden muss. Auch die Kapitel zu Mikroaggressionen und der Macht der Sprache fand ich sehr spannend.
Neben den Inputs, verwendet die Autorin auch persönliche Erfahrungen, Fallbeispiele und wissenschaftliche Erkenntnisse, um die verschiedenen Facetten des Rassismus zu beleuchten und zu erläutern, wie rassistische Strukturen in der Gesellschaft verankert sind und wie sie individuelles Denken und Verhalten beeinflussen. Reflexionsfragen, Übungen und Auszüge aus sogenannten Rassismus-Logbüchern regen dazu an, über eigene Verhaltensweisen nachzudenken. An welcher Stelle im Rassismusprozess stehe ich eigentlich? Welche der weißen Privilegien treffen auf mich zu? Wurde an meiner Schule oder nun an meiner Uni auf nicht-weiße Perspektiven eingegangen? Das Buch hat einige Denkprozesse bei mir angestoßen. Vor dem kurzen Sachbuch habe ich mir eingebildet, ich wüsste einiges über Rassismus ... ich habe mich offensichtlich geirrt und nicht nur einiges dazugelernt, sondern auch zu vielen Themen meinen Standpunkt angepasst.
Weiterführende Links zu Artikeln, der Website und ExitRacism.de Hinweise auf andere Materialien wie Videos oder Bilder eröffnen während des schnellen Überblicks die Möglichkeit, sich bei Interesse eingehender mit einem bestimmten Themenbereich zu befassen. Das Hörbuch an sich ist von der Autorin selbst gelesen und zeichnet sich durch eine klare und verständliche Sprache aus, die komplexe Themen zugänglich macht. Die angenehme Art, in der sich die Autorin direkt an weiße LeserInnen richtet, ohne mit dem gehobenen Zeigefinger zu winken, hat mir sehr gut gefallen, sodass ich das Buch als Einstieg in die Beschäftigung mit dem Thema herzlich weiterempfehlen kann!
Das Urteil:
"Exit Racism" ist ein gut verständlicher und aufrüttelnder Ratgeber, das informiert, aufklärt und zum Nachdenken anregt. Tupoka Ogette bietet eine fundierte Analyse der Geschichte des Rassismus in Deutschland ebenso wie praktische Handlungsempfehlungen und ermutigt durch Denkanstöße und Reflexionsfragen direkt zu persönlichem Wandel.
Nachdem mich Taylor Jenkins Reid in "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" und "Carrie Soto is Back" tief beeindruckt hat, und auch "Daisy Jones & The Six" mich überzeugen konnte, habe ich beschlossen, mich ...
Nachdem mich Taylor Jenkins Reid in "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" und "Carrie Soto is Back" tief beeindruckt hat, und auch "Daisy Jones & The Six" mich überzeugen konnte, habe ich beschlossen, mich langsam aber sicher durch das ganze Repertoire der Autorin durchzulesen. Als nächstes auf dem Plan stand für mich deshalb "Malibu Rising", welches ich in den letzten Tagen als Hörbuch geradezu inhaliert habe. Nach 13 emotionalen und mitreißenden Hörstunden kann ich nun verkünden: Taylor Jenkins Reid hat hier mal wieder ein episches, lebendiges, einfühlsames und gedankenvolles Meisterwerk geschrieben!
“Our family histories are simply stories. They are myths we create about the people who came before us, in order to make sense of ourselves.”
Zunächst wie immer einige Worte zum Cover: Wie bei Taylor Jenkins Reids anderen Romanen wird das Cover von einem Ausschnitt der Hauptfigur eingenommen. In diesem Fall sieht man Nina Riva, die in einem geblümten Sommerkleid, wehenden Haaren und einer Sonnenbrille vor den Palmen Malibus steht. Ein großer, weißer Titel, ein Farbverlauf im Hintergrund und fertig ist das einfache aber gut getroffene Cover - auch wenn ich das Originalmotiv mit den vier Surfern gelungener finde. Zum Glück hat sich der deutsche Verlag dazu entschieden, den englischen Originaltitel beizubehalten, welcher passender nicht sein könnte. Toll fand ich auch die kleinen Easter Egg Crossover zu "Daisy Jones & The Six" und "Carrie Soto is Back", die TJR-Fans bestimmt auffallen werden. So kommen hier nicht nur Anspielungen auf Evelyn Hugo und einige aus Daisy Jones & The Six bekannte Größen der Musikwelt vor, sondern auch ein ganzer Auftritt von Carrie Soto.
“Just because it is in Malibu's nature to burn, so was it in one particular person's nature to set fire and walk away.”
Genau wie die meisten Bücher die Autorin hat "Malibu Rising" ein sehr ungewöhnliches Erzählkonzept. In einer unglaublich kurzen Erzählzeit von 24 Stunden verfolgen wir die alljährliche Sommerparty der Riva-Geschwister von den ersten Vorbereitungen am Morgen der Party bis zu den Nachwirkungen am Morgen danach. Dabei verwendet die Autorin verschiedene Erzählperspektiven und springt zwischen den vier Riva Geschwistern Nina, Jay, Hud und Kit sowie verschiedenen Gästen hin und her. Aus dem Prolog wissen wir bereits, dass Malibu am Ende der Party in Flammen stehen wird. Wie die Party so eskaliert und was zum großen Schlüsselmoment am Ende geführt hat, erfahren wir durch ein engmaschiges Familienporträt, das die Autorin Schritt für Schritt vor uns ausbreitet. Dazu lernen wir nicht nur die vier Hauptfiguren und deren aktuelles Leben kennen, die Autorin webt auch immer wieder Rückblicke auf die Vergangenheit der Riva Familie ein. Sie beginnt im Jahr 1956 beim Kennenlernen der Eltern June und Mick Riva, erzählt von der Geburt ihrer Kinder, dem Aufwachsen der Geschwister und enthüllt dabei, weshalb die vier so geworden sind, wie sie heute sind, bis der Verlauf der Party sich unvermeidlich anfühlt.
“She knew it was up to her to say what had to be said. To do what had to be done. When there is only you, you do not get to choose which jobs you want, you do not get to decide you are incapable of anything. There is no room for distaste or weakness. You must do it all. All of the ugliness, the sadness, the things most people can't stand to even think about, all must live inside of you. You must be capable of everything.”
"Malibu Rising" ist also wieder so ein Buch, bei dem man zu Beginn keine Ahnung hat, wohin die Reise führen wird, man dann aber innerhalb weniger Kapitel tief in das Schicksal der Figuren eingesaugt und bis zum Ende nicht mehr freigegeben wird. Auf den knapp 400 Seiten werden dabei eine Menge verschiedener Themen angesprochen. Vor der Kulisse der ausschweifenden Party voller Alkohol, Drogenexzesse, Sex und Randale mit weinenden Models, rauchenden Rockstars und einigen Überraschungsgästen geht es um die Gegenüberstellung von Armut und Reichtum, Berühmtheit und ein einfaches Leben, Surfen und Alkoholismus, Verantwortungsflucht und Pflichtbewusstsein, toxische Beziehungen und bedingungslose Liebe. Der Wechsel zwischen der feinfühlig-erzählten Hintergrundgeschichte und der stetig entgleisenden Dramatik der Party in Kombination mit der Dynamik zwischen den Figuren und der sommerlichen Malibu-Kulisse erzeugt eine abwechslungsreiche, frische Geschichte, die man nicht mehr aus der Hand legen kann, bis nicht das letzte schmerzhafte Geheimnis enthüllt ist.
“There was finally enough air within her for a fire to ignite.”
Im Mittelpunkt dieser intensiven Geschichte über Familie, Zusammenhalt, Liebe und Vergebung stehen natürlich die vier Geschwister. Die große Stärke der Bücher von Taylor Jenkins Reid ist, dass sich die fiktiven Figuren so lebensecht anfühlen, dass man meint, man könne sie googeln. Dabei schreibt die Autorin häufig von überlebensgroßen Stars, die man aber auch so gut kennenlernt, dass man sich wie ein Teil ihrer Familie fühlt. Die Protagonistinnen haben dabei immer Ecken und Kanten und sind nicht immer klare Identifikationsfiguren, aber sie finden dennoch in jedem Fall einen ganz eigenen Weg, sich ins Leserherz zu schleichen und dort häuslich einzurichten. So erging es mir auch wieder mit allen vier Rivas. Mich hat beeindruckt, wie die Autorin in dem kurzen zeitlichen Rahmen und mit so vielen Sprüngen in der Handlung genügend Raum für ihre Hauptfiguren gefunden hat, sodass wir am Ende der Nacht das Gefühl haben, alle vier genau zu kennen und zu verstehen, was sie im Grunde ihres Herzens bewegt. Wie sehr sich das Leben der vier innerhalb von einer Nacht verändern kann, ohne dass es übertrieben oder konstruiert wirkt, ist bemerkenswert.
“Accept accept accept. For so long, Nina had believed it was her greatest strength—that she could withstand, that she could endure, that she would accept it all and keep going. It was so foreign to her, the idea of declaring that something was unacceptable.”
Ein wenig mehr im Fokus als die anderen steht dabei die älteste Schwester Nina, deren wahnsinnige Entwicklung innerhalb dieser einen Nacht mich emotional sehr mitgerissen hat. Es ist schwer, ihre Erkenntnisse der Partynacht in Worte zu fassen, ohne zu viel vorwegzunehmen. Ihr Grundkonflikt besteht im Grunde darin, sich von ihrer Rolle und dem, was sie von ihren Eltern mitbekommen hat, zu lösen und ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Wie sie im Angesicht ihrer Vergangenheit und früherer Fehler ihr volles Potenzial erkennt und beschließt, das Beste aus ihren Anlagen zu machen, ist wirklich inspirierend.
Sehr gut gefallen haben mir auch Mick und June Riva, welche als Nebenfigur genügend Tiefe und Konfliktpotenzial besitzen, um ein weiteres Buch zu füllen. Neben den beiden tauchen zahllose weitere Nebenfiguren auf, die manchmal nur kurz namentlich genannt wurden, um danach im Tumult der Party zu verschwinden. Angesichts der Fülle an Namen und Gesichtern fand ich es manchmal schwer, den Überblick zu behalten - besonders gegen Ende, als vieles gleichzeitig passiert und die Geschichte in einem chaotischen Finale gipfelt. Auch wenn am Ende angedeutet wird, wie es für unsere vier Geschwister weitergehen könnte, hätte ich mich über einen ausführlicheren Abschluss sehr gefreut. Für meinen Geschmack hätte die Autorin gerne einige Beschreibungen der Partyausschweifungen zugunsten eines etwas langsameren Showdowns streichen können. Wie die Autorin den Roman am Ende auflöst, empfand ich aber dennoch als sehr stimmig und muss trotz leichter Kritikpunkte nun tief berührte 5 Sterne vergeben. Wer am Ende für das Feuer verantwortlich war, hat mir ein wissendes Lächeln ins Gesicht gezaubert, denn es scheint einfach in der Natur mancher Menschen zu liegen, sich des Chaos´, das sie verursachen, nicht bewusst zu sein.
Fazit:
In "Malibu Rising" breitet Taylor Jenkins Reid ein lebendiges, einfühlsames und gedankenvolles Familienporträt über vier Geschwister vor uns aus. Der Wechsel zwischen der feinfühlig-erzählten Hintergrundgeschichte der Familie Riva und der stetig entgleisenden Dramatik der Party in Kombination mit der Dynamik zwischen den Figuren und der sommerlichen Malibu-Kulisse erzeugt eine abwechslungsreiche, frische Geschichte, die man nicht mehr aus der Hand legen kann, bis nicht das letzte schmerzhafte Geheimnis enthüllt ist.
Handlung: Über die deutsche Version des weltweiten Bestsellers "Beach Read" bin ich bei einem Taschenbuch Schnäppchenmarkt gestolpert und habe die Geschichte sofort eingesteckt. Von der Rom-Com-Queen Emily ...
Handlung: Über die deutsche Version des weltweiten Bestsellers "Beach Read" bin ich bei einem Taschenbuch Schnäppchenmarkt gestolpert und habe die Geschichte sofort eingesteckt. Von der Rom-Com-Queen Emily Henry habe ich bereits "People We Meet On Vacation" gelesen, welches mich gut unterhalten, aber nicht vom Hocker gehauen hat. Mit "Verliebt in deine schönsten Seiten" ist es leider aus verschiedenen Gründen ähnlich. Die Grundidee, dass zwei Autoren mit einer Schreibblockade das des jeweils anderen beenden und sich dabei verlieben, fand ich sehr vielversprechend. Die Umsetzung hat jedoch leider ihre Längen. Die Handlung, die vor allem aus Recherche-Ausflüge und immergleichem Schreiballtag besteht, ist nicht direkt langweilig, sie plätschert aber eindeutig vor sich hin. Zwischendurch gab es zwar die ein oder andere süße Szene, die mich zum Lachen gebracht hat, es kamen allerdings auch einige Aspekte vor, die ich nur schwer einordnen konnte - beispielsweise der seltsame Sekten-Subplot, den die Autorin nicht wirklich mit der restlichen Handlung verbindet. Statt den Ausflügen und Interviews zu "New Eden" hätte sich die Autorin meiner Meinung nach lieber noch etwas mehr den Hintergrundgeschichten und der Vergangenheit ihrer beiden Hauptfiguren widmen sollen. Nach siebenundzwanzig Kapiteln kommt die Geschichte dann zu einem Ende, das sich allerdings sich in unnötigen Dramen und Kitsch verliert. Für mich war es wahrscheinlich das letzte Buch der Autorin...
Schreibstil: Am meisten Probleme hatte ich allerdings mit dem Schreibstil, der hier bestenfalls als holprig zu beschreiben ist. Schon nach wenigen Seiten hatte ich das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Mit sperrigen Formulierungen, abgehackten Dialogen, inhaltlichen Widersprüchen und fehlenden Informationen liest sich das Buch, als würden ganze Abschnitte fehlen oder als würden wir hier die Rohfassung der Geschichte lesen. Ob es an der Übersetzung liegt, oder am tatsächlichen Text, kann ich schlecht beurteilen. Da ich das letzte Buch der Autorin in Originalsprache gelesen habe und ihren Schreibstil dort recht flüssig fand, tippe ich aber eher auf die Übersetzung. Neben den beschriebenen Problemen las sich das Buch auch lange nicht so humorvoll wie ich aufgrund der Bezeichnung als RomCom und des fröhlichen Covers angenommen hatte. Stattdessen lesen sich Januarys Witze sehr zynisch und ihre melancholische Lebenskrise nimmt der Erzählung jegliche Leichtigkeit. Dies ist grundsätzlich nichts Schlechtes - einfach nur etwas anderes als ich erwartet hatte.
Figuren: Auch die Figuren fand ich nur mittelmäßig überzeugend. Auch wenn die beiden durchaus sympathisch und mit ihren Problemen und Herausforderungen nachvollziehbare Figuren waren, erschienen sie mir nicht ganz stimmig und vor allem haben mir Informationen gefehlt. Besonders Gus blieb ein wenig leblos und schien mir mehr Projektionsfigur für January zu sein als ein wirklicher Charakter. Vielleicht wäre eine zusätzliche Erzählperspektive aus seiner Sicht hilfreich gewesen, um ihm mehr Leben einzuhauchen? Auch January blieb mir trotz guter Ansätze zu wenig greifbar. Wie sieht sie aus? Welche Hobbys hat sie? Wie und weshalb hat ihre Beziehung mit James geendet? Wie entwickelt sich die Beziehung zu ihrer Mutter weiter? Auch wenn ich toll fand, wie die Autorin die Problematik mit ihrem Vater gelöst hat, blieben mir während der Geschichte aber vor allem auch am Ende viel zu viele Fragen über sie offen. Auch die Chemie der beiden konnte ich erst ganz am Ende spüren und fand es außerdem schade, dass die Autorin die Tatsache, dass die beiden sich schon aus dem College kannten, viel zu wenig genutzt haben. Durch das Kleinstadt-Setting tauchen einige sehr liebenswerte Nebenfiguren wie beispielsweise Gus´ Tante Pete auf. Generell gab es mir hier aber zu wenige Nebenfiguren, die wirklich aktiv Teil der Handlung waren und Figuren wie Januarys Freundin Shadi oder die Affäre ihres Vaters Sonya blieben sehr blass.
Die Zitate
Erster Satz: "Ich war gerade durch die Tür des Strandhauses getreten, als mein Telefon klingelte."
"Ich weiß, dass es manche Menschen nicht ertragen können, sich klein zu fühlen, sagte er einmal zu mir, aber ich mag das irgendwie. Es nimmt einem den Druck, wenn man eine Seele unter sechs Milliarden ist. Und wenn man etwas Schlimmes durchmacht, ist es schön zu wissen, dass man nicht mal annähernd der Einzige ist, dem es so geht."
"Kann sein, dass das genau der Punkt ist. Wenn man jemanden liebt, will man die ganze Welt für ihn zu einer Lüge machen. Man will die ganzen hässlichen Stellen abdecken und die schönen noch schöner erscheinen lassen, und vielleicht schreibst du, was du schreibst, weil du die Welt immer noch liebst. Weil du Fremde magst. Deine Leser. Vielleicht schaffst du schöne Dinge, weil du weißt, dass sie die Welt für irgendjemanden da draußen verändern können."
Das Urteil
"Verliebt in deine schönsten Seiten" ist eine unterhaltsame Liebesgeschichte mit einer interessanten Grundidee. Die Umsetzung ist aber leider nur mäßig überzeugend, da die Handlung vor sich hinplätschert, die Figuren nicht ganz greifbar waren und sich der Schreibstil sehr holprig liest
Handlung: Über die deutsche Version des weltweiten Bestsellers "Beach Read" bin ich bei einem Taschenbuch Schnäppchenmarkt gestolpert und habe die Geschichte sofort eingesteckt. Von der Rom-Com-Queen Emily ...
Handlung: Über die deutsche Version des weltweiten Bestsellers "Beach Read" bin ich bei einem Taschenbuch Schnäppchenmarkt gestolpert und habe die Geschichte sofort eingesteckt. Von der Rom-Com-Queen Emily Henry habe ich bereits "People We Meet On Vacation" gelesen, welches mich gut unterhalten, aber nicht vom Hocker gehauen hat. Mit "Verliebt in deine schönsten Seiten" ist es leider aus verschiedenen Gründen ähnlich. Die Grundidee, dass zwei Autoren mit einer Schreibblockade das des jeweils anderen beenden und sich dabei verlieben, fand ich sehr vielversprechend. Die Umsetzung hat jedoch leider ihre Längen. Die Handlung, die vor allem aus Recherche-Ausflüge und immergleichem Schreiballtag besteht, ist nicht direkt langweilig, sie plätschert aber eindeutig vor sich hin. Zwischendurch gab es zwar die ein oder andere süße Szene, die mich zum Lachen gebracht hat, es kamen allerdings auch einige Aspekte vor, die ich nur schwer einordnen konnte - beispielsweise der seltsame Sekten-Subplot, den die Autorin nicht wirklich mit der restlichen Handlung verbindet. Statt den Ausflügen und Interviews zu "New Eden" hätte sich die Autorin meiner Meinung nach lieber noch etwas mehr den Hintergrundgeschichten und der Vergangenheit ihrer beiden Hauptfiguren widmen sollen. Nach siebenundzwanzig Kapiteln kommt die Geschichte dann zu einem Ende, das sich allerdings sich in unnötigen Dramen und Kitsch verliert. Für mich war es wahrscheinlich das letzte Buch der Autorin...
Schreibstil: Am meisten Probleme hatte ich allerdings mit dem Schreibstil, der hier bestenfalls als holprig zu beschreiben ist. Schon nach wenigen Seiten hatte ich das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Mit sperrigen Formulierungen, abgehackten Dialogen, inhaltlichen Widersprüchen und fehlenden Informationen liest sich das Buch, als würden ganze Abschnitte fehlen oder als würden wir hier die Rohfassung der Geschichte lesen. Ob es an der Übersetzung liegt, oder am tatsächlichen Text, kann ich schlecht beurteilen. Da ich das letzte Buch der Autorin in Originalsprache gelesen habe und ihren Schreibstil dort recht flüssig fand, tippe ich aber eher auf die Übersetzung. Neben den beschriebenen Problemen las sich das Buch auch lange nicht so humorvoll wie ich aufgrund der Bezeichnung als RomCom und des fröhlichen Covers angenommen hatte. Stattdessen lesen sich Januarys Witze sehr zynisch und ihre melancholische Lebenskrise nimmt der Erzählung jegliche Leichtigkeit. Dies ist grundsätzlich nichts Schlechtes - einfach nur etwas anderes als ich erwartet hatte.
Figuren: Auch die Figuren fand ich nur mittelmäßig überzeugend. Auch wenn die beiden durchaus sympathisch und mit ihren Problemen und Herausforderungen nachvollziehbare Figuren waren, erschienen sie mir nicht ganz stimmig und vor allem haben mir Informationen gefehlt. Besonders Gus blieb ein wenig leblos und schien mir mehr Projektionsfigur für January zu sein als ein wirklicher Charakter. Vielleicht wäre eine zusätzliche Erzählperspektive aus seiner Sicht hilfreich gewesen, um ihm mehr Leben einzuhauchen? Auch January blieb mir trotz guter Ansätze zu wenig greifbar. Wie sieht sie aus? Welche Hobbys hat sie? Wie und weshalb hat ihre Beziehung mit James geendet? Wie entwickelt sich die Beziehung zu ihrer Mutter weiter? Auch wenn ich toll fand, wie die Autorin die Problematik mit ihrem Vater gelöst hat, blieben mir während der Geschichte aber vor allem auch am Ende viel zu viele Fragen über sie offen. Auch die Chemie der beiden konnte ich erst ganz am Ende spüren und fand es außerdem schade, dass die Autorin die Tatsache, dass die beiden sich schon aus dem College kannten, viel zu wenig genutzt haben. Durch das Kleinstadt-Setting tauchen einige sehr liebenswerte Nebenfiguren wie beispielsweise Gus´ Tante Pete auf. Generell gab es mir hier aber zu wenige Nebenfiguren, die wirklich aktiv Teil der Handlung waren und Figuren wie Januarys Freundin Shadi oder die Affäre ihres Vaters Sonya blieben sehr blass.
Die Zitate
Erster Satz: "Ich war gerade durch die Tür des Strandhauses getreten, als mein Telefon klingelte."
"Ich weiß, dass es manche Menschen nicht ertragen können, sich klein zu fühlen, sagte er einmal zu mir, aber ich mag das irgendwie. Es nimmt einem den Druck, wenn man eine Seele unter sechs Milliarden ist. Und wenn man etwas Schlimmes durchmacht, ist es schön zu wissen, dass man nicht mal annähernd der Einzige ist, dem es so geht."
"Kann sein, dass das genau der Punkt ist. Wenn man jemanden liebt, will man die ganze Welt für ihn zu einer Lüge machen. Man will die ganzen hässlichen Stellen abdecken und die schönen noch schöner erscheinen lassen, und vielleicht schreibst du, was du schreibst, weil du die Welt immer noch liebst. Weil du Fremde magst. Deine Leser. Vielleicht schaffst du schöne Dinge, weil du weißt, dass sie die Welt für irgendjemanden da draußen verändern können."
Das Urteil
"Verliebt in deine schönsten Seiten" ist eine unterhaltsame Liebesgeschichte mit einer interessanten Grundidee. Die Umsetzung ist aber leider nur mäßig überzeugend, da die Handlung vor sich hinplätschert, die Figuren nicht ganz greifbar waren und sich der Schreibstil sehr holprig liest
Handlung: Über die deutsche Version des weltweiten Bestsellers "Beach Read" bin ich bei einem Taschenbuch Schnäppchenmarkt gestolpert und habe die Geschichte sofort eingesteckt. Von der Rom-Com-Queen Emily ...
Handlung: Über die deutsche Version des weltweiten Bestsellers "Beach Read" bin ich bei einem Taschenbuch Schnäppchenmarkt gestolpert und habe die Geschichte sofort eingesteckt. Von der Rom-Com-Queen Emily Henry habe ich bereits "People We Meet On Vacation" gelesen, welches mich gut unterhalten, aber nicht vom Hocker gehauen hat. Mit "Verliebt in deine schönsten Seiten" ist es leider aus verschiedenen Gründen ähnlich. Die Grundidee, dass zwei Autoren mit einer Schreibblockade das des jeweils anderen beenden und sich dabei verlieben, fand ich sehr vielversprechend. Die Umsetzung hat jedoch leider ihre Längen. Die Handlung, die vor allem aus Recherche-Ausflüge und immergleichem Schreiballtag besteht, ist nicht direkt langweilig, sie plätschert aber eindeutig vor sich hin. Zwischendurch gab es zwar die ein oder andere süße Szene, die mich zum Lachen gebracht hat, es kamen allerdings auch einige Aspekte vor, die ich nur schwer einordnen konnte - beispielsweise der seltsame Sekten-Subplot, den die Autorin nicht wirklich mit der restlichen Handlung verbindet. Statt den Ausflügen und Interviews zu "New Eden" hätte sich die Autorin meiner Meinung nach lieber noch etwas mehr den Hintergrundgeschichten und der Vergangenheit ihrer beiden Hauptfiguren widmen sollen. Nach siebenundzwanzig Kapiteln kommt die Geschichte dann zu einem Ende, das sich allerdings sich in unnötigen Dramen und Kitsch verliert. Für mich war es wahrscheinlich das letzte Buch der Autorin...
Schreibstil: Am meisten Probleme hatte ich allerdings mit dem Schreibstil, der hier bestenfalls als holprig zu beschreiben ist. Schon nach wenigen Seiten hatte ich das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Mit sperrigen Formulierungen, abgehackten Dialogen, inhaltlichen Widersprüchen und fehlenden Informationen liest sich das Buch, als würden ganze Abschnitte fehlen oder als würden wir hier die Rohfassung der Geschichte lesen. Ob es an der Übersetzung liegt, oder am tatsächlichen Text, kann ich schlecht beurteilen. Da ich das letzte Buch der Autorin in Originalsprache gelesen habe und ihren Schreibstil dort recht flüssig fand, tippe ich aber eher auf die Übersetzung. Neben den beschriebenen Problemen las sich das Buch auch lange nicht so humorvoll wie ich aufgrund der Bezeichnung als RomCom und des fröhlichen Covers angenommen hatte. Stattdessen lesen sich Januarys Witze sehr zynisch und ihre melancholische Lebenskrise nimmt der Erzählung jegliche Leichtigkeit. Dies ist grundsätzlich nichts Schlechtes - einfach nur etwas anderes als ich erwartet hatte.
Figuren: Auch die Figuren fand ich nur mittelmäßig überzeugend. Auch wenn die beiden durchaus sympathisch und mit ihren Problemen und Herausforderungen nachvollziehbare Figuren waren, erschienen sie mir nicht ganz stimmig und vor allem haben mir Informationen gefehlt. Besonders Gus blieb ein wenig leblos und schien mir mehr Projektionsfigur für January zu sein als ein wirklicher Charakter. Vielleicht wäre eine zusätzliche Erzählperspektive aus seiner Sicht hilfreich gewesen, um ihm mehr Leben einzuhauchen? Auch January blieb mir trotz guter Ansätze zu wenig greifbar. Wie sieht sie aus? Welche Hobbys hat sie? Wie und weshalb hat ihre Beziehung mit James geendet? Wie entwickelt sich die Beziehung zu ihrer Mutter weiter? Auch wenn ich toll fand, wie die Autorin die Problematik mit ihrem Vater gelöst hat, blieben mir während der Geschichte aber vor allem auch am Ende viel zu viele Fragen über sie offen. Auch die Chemie der beiden konnte ich erst ganz am Ende spüren und fand es außerdem schade, dass die Autorin die Tatsache, dass die beiden sich schon aus dem College kannten, viel zu wenig genutzt haben. Durch das Kleinstadt-Setting tauchen einige sehr liebenswerte Nebenfiguren wie beispielsweise Gus´ Tante Pete auf. Generell gab es mir hier aber zu wenige Nebenfiguren, die wirklich aktiv Teil der Handlung waren und Figuren wie Januarys Freundin Shadi oder die Affäre ihres Vaters Sonya blieben sehr blass.
Die Zitate
Erster Satz: "Ich war gerade durch die Tür des Strandhauses getreten, als mein Telefon klingelte."
"Ich weiß, dass es manche Menschen nicht ertragen können, sich klein zu fühlen, sagte er einmal zu mir, aber ich mag das irgendwie. Es nimmt einem den Druck, wenn man eine Seele unter sechs Milliarden ist. Und wenn man etwas Schlimmes durchmacht, ist es schön zu wissen, dass man nicht mal annähernd der Einzige ist, dem es so geht."
"Kann sein, dass das genau der Punkt ist. Wenn man jemanden liebt, will man die ganze Welt für ihn zu einer Lüge machen. Man will die ganzen hässlichen Stellen abdecken und die schönen noch schöner erscheinen lassen, und vielleicht schreibst du, was du schreibst, weil du die Welt immer noch liebst. Weil du Fremde magst. Deine Leser. Vielleicht schaffst du schöne Dinge, weil du weißt, dass sie die Welt für irgendjemanden da draußen verändern können."
Das Urteil
"Verliebt in deine schönsten Seiten" ist eine unterhaltsame Liebesgeschichte mit einer interessanten Grundidee. Die Umsetzung ist aber leider nur mäßig überzeugend, da die Handlung vor sich hinplätschert, die Figuren nicht ganz greifbar waren und sich der Schreibstil sehr holprig liest