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Veröffentlicht am 05.04.2023

Starke High-Fantasy einer deutschsprachigen Autorin!

Alia - Der magische Zirkel (Band 1)
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Handlung: Mit der "Alia"-Reihe, die mir von einer Freundin empfohlen wurde, habe ich mal wieder einer High-Fantasy-Reihe einer deutschsprachigen Autorin eine Chance gegeben. Die Schweizerin Corinne M. ...

Handlung: Mit der "Alia"-Reihe, die mir von einer Freundin empfohlen wurde, habe ich mal wieder einer High-Fantasy-Reihe einer deutschsprachigen Autorin eine Chance gegeben. Die Schweizerin Corinne M. Spoerri entführt in ihrer fünfbändigen Reihe nach Altra, das von Magiern, Elfen, Zwergen, Drachen, Gorkas und vielen weiteren magischen Kreaturen besiedelt ist. Dabei sind zwar einige Ähnlichkeiten zu bekannten Büchern wie beispielsweise "Tribute von Panem" (Arena im ersten Teil), "Der Herr der Ringe" und "Eragon" (Greife und Drachen) zu erkennen und auch der grundsätzliche Aufbau mit einer Heldenreise, wechselnde Gefährten und einer Prophezeiung sind keine Neuheiten in diesem Genre. Da die Autorin den bekannten Erzählstoff in jedem Band mit neuen Ideen und abwechslungsreicher Handlung aufpeppt, bin ich Alia dennoch gerne auf ihr Abenteuer gefolgt. Seien es Fahrten auf einem Piratenschiff, unheimliche Begegnungen im Inneren eines Berges, Flüge auf Greifen zu entfernten Drachenhorsten, Märsche durch die Wälder der Elfen, knallharte Überlebenskämpfe in der Wüste oder magische Schlachten gegen unmögliche Gegner - hier passiert immer etwas, um die Handlung in Gang zu halten. Zu meiner großen Überraschung wurde die Erzählung dabei mit jedem Band besser und konnte das hohe Niveau der Handlung dann auch bis zum letzten Band halten. Etwas enttäuscht war ich allerdings vom Ende, da die Geschichte nach einem netten Showdown über 250 Seiten ins Ziel plätschert.

Figuren: Alia ist eine Figur, die mit der Geschichte, ihrem Alter, ihren Erfahrungen und dem Schreibstil der Autorin stark wächst. Habe ich sie am Anfang für ihre Naivität noch ein wenig belächelt, ist sie am Ende starke und reife Protagonistin, auf die man stolz sein kann. Über die ca. 3000 Seiten der Reihe hinweg bestreitet sie unzählige Abenteuer mit unterschiedlichen Begleitern an ihrer Seite, von denen mir einige sehr stark ans Herz gewachsen sind. Besonders toll fand ich dabei den Elfenkapitän Maryo und den Zwerg Ogrem. Mit den wechselnden Männern an ihrer Seite konnte ich mich allerdings nicht wirklich anfreunden und war über weite Strecken der Handlung von dem Liebesdreieck um den Elfen Reyvan und den Schwarzmagier Zaron genervt. Davon abgesehen, dass das emotionale Hin und Her die Handlung ausbremst, ist es wohl kaum glaubwürdig, dass zwei jahrhundertalte Männer um die Liebe einer Teenagerin buhlen. Dass einer Alia schon als Säugling gerettet hat und zudem etwas mit ihrer Mutter hatte während der andere sich ununterbrochen unreif, triebgesteuert und arrogant verhält, machte es für ich nicht unbedingt besser. Statt hier die wenig nachvollziehbare Insta-Love breitzutreten und Alia von der Hilfe eines Mannes abhängig zu machen, hätte ich eine dezente Liebesgeschichte im Hintergrund besser gefunden. Die so entstandene Lücke hätte die Autorin gerne dazu nutzen können, Alia eine starke weibliche Freundin zur Seite zu stellen. Die weiblichen Freundschaften, die sie schließt, sind nämlich recht ähnlich und im Großen und Ganzen eher vernachlässigbar.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin verbessert sich stark über die Reihe hinweg. Zu Beginn empfand ich einige Formulierungen noch als etwas umständlich, im Laufe der Zeit wurde die Ausdrucksweise immer präziser, die Landschaftsbeschreibungen immer malerischer, die Emotionen der Figuren natürlicher und das Erzähltempo flüssiger. Die Autorin erzählt den Großteil der Geschichte aus der Ich-Perspektive von Hauptfigur Alia, wechselt einige Mal jedoch die Erzählperspektive und lässt andere Figuren zu Wort kommen. Auf verschiedene parallele Handlungsstränge lässt sich C.M. Spoerri leider aber dennoch bis zum letzten Band nicht ein. Besonders in den Bänden 3 und 4 hätte die Geschichte in meinen Augen von häufigeren Ausflügen in andere Erzählperspektiven (z.B. Reyvans während der Schlacht der Elfen gegen Xenos) profitiert. Ansonsten möchte ich noch das Worldbuilding loben, welches in genau dem richtigen Tempo immer weiter ausgebaut wird, sodass ich Altra am Ende gar nicht mehr verlassen wollte. Zum Glück muss ich das auch nicht, da es mit "Die Legenden von Karinth" und der "Greifen"-Reihe noch weitere Spinn-Off-Reihen der Autorin gibt, die ein Wiedersehen mit unseren Figuren und der magischen Welt von Altra ermöglichen.


Das Urteil:


Die fünfbändige High-Fantasy-Reihe "Alia" überzeugt mit einer abwechslungsreichen Handlung, einer bunten Welt, facettenreichen Figuren und einem Schreibstil, der sich über die Bände hinweg stark verbessert. Aufgrund von Ähnlichkeiten zu anderen Reihen, dem für mich eher schwachen Ende und dem nervigen Liebesdreieck, ziehe ich in der Gesamtbewertung einen Stern ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.04.2023

Starke High-Fantasy einer deutschsprachigen Autorin!

Alia - Der magische Zirkel (Band 1)
0

Handlung: Mit der "Alia"-Reihe, die mir von einer Freundin empfohlen wurde, habe ich mal wieder einer High-Fantasy-Reihe einer deutschsprachigen Autorin eine Chance gegeben. Die Schweizerin Corinne M. ...

Handlung: Mit der "Alia"-Reihe, die mir von einer Freundin empfohlen wurde, habe ich mal wieder einer High-Fantasy-Reihe einer deutschsprachigen Autorin eine Chance gegeben. Die Schweizerin Corinne M. Spoerri entführt in ihrer fünfbändigen Reihe nach Altra, das von Magiern, Elfen, Zwergen, Drachen, Gorkas und vielen weiteren magischen Kreaturen besiedelt ist. Dabei sind zwar einige Ähnlichkeiten zu bekannten Büchern wie beispielsweise "Tribute von Panem" (Arena im ersten Teil), "Der Herr der Ringe" und "Eragon" (Greife und Drachen) zu erkennen und auch der grundsätzliche Aufbau mit einer Heldenreise, wechselnde Gefährten und einer Prophezeiung sind keine Neuheiten in diesem Genre. Da die Autorin den bekannten Erzählstoff in jedem Band mit neuen Ideen und abwechslungsreicher Handlung aufpeppt, bin ich Alia dennoch gerne auf ihr Abenteuer gefolgt. Seien es Fahrten auf einem Piratenschiff, unheimliche Begegnungen im Inneren eines Berges, Flüge auf Greifen zu entfernten Drachenhorsten, Märsche durch die Wälder der Elfen, knallharte Überlebenskämpfe in der Wüste oder magische Schlachten gegen unmögliche Gegner - hier passiert immer etwas, um die Handlung in Gang zu halten. Zu meiner großen Überraschung wurde die Erzählung dabei mit jedem Band besser und konnte das hohe Niveau der Handlung dann auch bis zum letzten Band halten. Etwas enttäuscht war ich allerdings vom Ende, da die Geschichte nach einem netten Showdown über 250 Seiten ins Ziel plätschert.

Figuren: Alia ist eine Figur, die mit der Geschichte, ihrem Alter, ihren Erfahrungen und dem Schreibstil der Autorin stark wächst. Habe ich sie am Anfang für ihre Naivität noch ein wenig belächelt, ist sie am Ende starke und reife Protagonistin, auf die man stolz sein kann. Über die ca. 3000 Seiten der Reihe hinweg bestreitet sie unzählige Abenteuer mit unterschiedlichen Begleitern an ihrer Seite, von denen mir einige sehr stark ans Herz gewachsen sind. Besonders toll fand ich dabei den Elfenkapitän Maryo und den Zwerg Ogrem. Mit den wechselnden Männern an ihrer Seite konnte ich mich allerdings nicht wirklich anfreunden und war über weite Strecken der Handlung von dem Liebesdreieck um den Elfen Reyvan und den Schwarzmagier Zaron genervt. Davon abgesehen, dass das emotionale Hin und Her die Handlung ausbremst, ist es wohl kaum glaubwürdig, dass zwei jahrhundertalte Männer um die Liebe einer Teenagerin buhlen. Dass einer Alia schon als Säugling gerettet hat und zudem etwas mit ihrer Mutter hatte während der andere sich ununterbrochen unreif, triebgesteuert und arrogant verhält, machte es für ich nicht unbedingt besser. Statt hier die wenig nachvollziehbare Insta-Love breitzutreten und Alia von der Hilfe eines Mannes abhängig zu machen, hätte ich eine dezente Liebesgeschichte im Hintergrund besser gefunden. Die so entstandene Lücke hätte die Autorin gerne dazu nutzen können, Alia eine starke weibliche Freundin zur Seite zu stellen. Die weiblichen Freundschaften, die sie schließt, sind nämlich recht ähnlich und im Großen und Ganzen eher vernachlässigbar.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin verbessert sich stark über die Reihe hinweg. Zu Beginn empfand ich einige Formulierungen noch als etwas umständlich, im Laufe der Zeit wurde die Ausdrucksweise immer präziser, die Landschaftsbeschreibungen immer malerischer, die Emotionen der Figuren natürlicher und das Erzähltempo flüssiger. Die Autorin erzählt den Großteil der Geschichte aus der Ich-Perspektive von Hauptfigur Alia, wechselt einige Mal jedoch die Erzählperspektive und lässt andere Figuren zu Wort kommen. Auf verschiedene parallele Handlungsstränge lässt sich C.M. Spoerri leider aber dennoch bis zum letzten Band nicht ein. Besonders in den Bänden 3 und 4 hätte die Geschichte in meinen Augen von häufigeren Ausflügen in andere Erzählperspektiven (z.B. Reyvans während der Schlacht der Elfen gegen Xenos) profitiert. Ansonsten möchte ich noch das Worldbuilding loben, welches in genau dem richtigen Tempo immer weiter ausgebaut wird, sodass ich Altra am Ende gar nicht mehr verlassen wollte. Zum Glück muss ich das auch nicht, da es mit "Die Legenden von Karinth" und der "Greifen"-Reihe noch weitere Spinn-Off-Reihen der Autorin gibt, die ein Wiedersehen mit unseren Figuren und der magischen Welt von Altra ermöglichen.


Das Urteil:


Die fünfbändige High-Fantasy-Reihe "Alia" überzeugt mit einer abwechslungsreichen Handlung, einer bunten Welt, facettenreichen Figuren und einem Schreibstil, der sich über die Bände hinweg stark verbessert. Aufgrund von Ähnlichkeiten zu anderen Reihen, dem für mich eher schwachen Ende und dem nervigen Liebesdreieck, ziehe ich in der Gesamtbewertung einen Stern ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2023

Ein episches, lebendiges, einfühlsames und gedankenvolles Meisterwerk

Carrie Soto is Back
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Nachdem mich Taylor Jenkins Reid in "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" tief beeindruckt hat, und auch "Daisy Jones & The Six" mich überzeugen konnte, habe ich beschlossen, mich langsam aber sicher durch ...

Nachdem mich Taylor Jenkins Reid in "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" tief beeindruckt hat, und auch "Daisy Jones & The Six" mich überzeugen konnte, habe ich beschlossen, mich langsam aber sicher durch das ganze Repertoire der Autorin durchzulesen. Als nächstes auf dem Plan stand für mich deshalb "Carrie Soto is Back", welches ich in den letzten Tagen als Hörbuch geradezu inhaliert habe. Nach 417 emotionalen und mitreißenden Seiten kann ich nun verkünden: Taylor Jenkins Reid hat hier mal wieder ein episches, lebendiges, einfühlsames und gedankenvolles Meisterwerk geschrieben!

“Other women in tennis—blond women with big boobs and long legs—often get modeling contracts at age seventeen. They show up on the cover of men’s magazines within a year or so of hitting the court for the first time. But not thicker women, like me. Or dark-skinned women like Carla Perez or Suze Carter. Not women who are British Chinese, like Nicki, or downright scary in their intensity like her either. Not the women who aren’t skinny and white and smiling. And yet, no matter what type of woman you are, we all still have one thing in common: Once we are deemed too old, it doesn’t matter who we used to be.”


Zunächst wie immer einige Worte zum Cover: Wie bei Taylor Jenkins Reids anderen Romanen wird das Cover von einem Ausschnitt der Hauptfigur eingenommen. In diesem Fall sieht man die dunkelhaarige Carrie Soto, die in einem weißen Sport-Top und mit vor Schweiß glänzendem Gesicht den Kopf in den Nacken legt und die Augen geschlossen hat. Ein großer, weißer Titel, ein Farbverlauf im Hintergrund und fertig ist das einfache aber gut getroffene Cover. Zum Glück hat sich der deutsche Verlag auch dazu entschieden, den englischen Originaltitel beizubehalten, welcher passender nicht sein könnte. Toll fand ich auch die kleinen Easter Egg Crossover zu "Daisy Jones & The Six" und "Malibu Rising", die TJR-Fans bestimmt auffallen werden.

“Luckily, I did not need to be pretty. My body was built to wage war.”


Doch steigen wir inhaltlich in diese Geschichte ein... An der Oberfläche handelt "Carrie Soto is Back" vor allem von einem: Tennis. Egal ob in dem Rückblick, in dem Carries Karriere als Tennisprofi von ihrer Kindheit bis zu ihrem Ausscheiden aufgrund einer Verletzung geschildert wird, oder später während ihrem Comeback, es vergeht kaum eine Seite, ohne dass hier nicht trainiert wird, wir Spiele verfolgen oder Strategien zurechtgelegt werden. Da ich für Tennis als Sport noch nie wirklich etwas übrighatte und auch nur oberflächliches Wissen zu den Regeln habe, sollte man meinen, dass mich das gelangweilt hat. Aber falsch gedacht! Während ich mit Carrie um den Sieg gebangt habe, habe ich langsam, aber sicher meine Begeisterung für diesen Sport entdeckt und konnte teilweise beim Hören des Buchs kaum still sitzen bleiben. Taylor Jenkins Reid nimmt uns mit grafischen Beschreibungen der Matches und Carries Innenleben mit auf den Platz, sodass man beinahe meint, selbst das Ploppen des Balls hören und die Gerüche des Platzes in der Sonne riechen zu können. Spätestens nach den letzten Seiten hatte ich wahnsinnig Lust, selbst mal einen Schläger in die Hand zu nehmen, oder zumindest ein Tennisspiel im TV zu verfolgen.

“I am so grateful, right now, for every match and every win and every loss and every lesson that I have behind me. It feels so good, right now, to be thirty-seven years old. To have figured at least some things out. To know the ground underneath my feet.”


Je länger man sich in "Carrie Soto is Back" vertieft, desto mehr bemerkt man jedoch, dass das Tennis - so spannend und lebensecht es auch geschildert ist - überhaupt nicht das Herz der Geschichte ist. Man könnte das Tennis theoretisch durch jede andere Sportart austauschen und könnte damit eine vergleichbare Geschichte erzählen. Was wirklich im Fokus des Romans steht, ist Carrie Soto als Figur und ihre wahnsinnige Entwicklung, die sie von Anfang bis Ende durchmacht. Die große Stärke der Bücher von Taylor Jenkins Reid ist, dass sich die fiktiven Figuren so lebensecht anfühlen, dass man meint, man könne sie googeln. Dabei schreibt die Autorin häufig von überlebensgroßen Stars, die man aber auch so gut kennenlernt, dass man sich wie ein Teil ihrer Familie fühlt. Die Protagonistinnen haben dabei immer Ecken und Kanten und sind nicht immer klare Identifikationsfiguren, aber sie finden dennoch in jedem Fall einen ganz eigenen Weg, sich ins Leserherz zu schleichen und dort häuslich einzurichten. So auch Carrie Soto.

“I keep thinking, I don’t cry on the court. I don’t cry on the court. But then I think, Maybe it’s a lie that you have to keep doing what you have always done. That you have to be able to draw a straight line from how you acted yesterday to how you’ll act tomorrow. You don’t have to be consistent. You can change, I think. Just because you want to. And so, for the first time in decades, I stand in front of a roaring crowd and cry.”

Wir lernen die Sportlerin als knallharte Kämpferin kennen, die in der Öffentlichkeit kaum Emotionen zeigt, die neben dem Platz keine Beziehungen oder Freundschaften pflegt und für die einzig und allein der Sieg zählt, weshalb sie sich über die Jahre den Namen "Kampfmaschine" eingehandelt hat. In der Öffentlichkeit ist sie nicht beliebt, doch keiner kann ihr absprechen, eine großartige Tennisspielerin zu sein. Zumindest bis sie verletzungsbedingt aussteigt und sie mit ansehen muss, wie eine jüngere Spielerin ihren Rekord für die meisten Grand Slam Siege bricht. Auch wenn sie verschlossen, hart und unbarmherzig wirkt, verliebt man sich beim Lesen dennoch in diese brillante Frau voller Kampfgeist und Siegeswille und stellt sich mit ihr einer letzten Saison als Profi entgegen, die die wichtigste ihrer Karriere werden wird. Zuzusehen, wie sie nicht nur den Spaß an ihrem Sport wiederentdeckt, den sie durch all den Druck, den sie sich selbst macht, verloren hat, sondern auch ihr Herz öffnet, immer mehr Beziehungen zu anderen Menschen aufbaut und vor allem lernt, zu verlieren, um zu erfahren, was es bedeutet, eine wirkliche Gewinnerin zu sein, ist einfach wundervoll!

“Falling in love is really quite simple,” she says. “You want to know the secret? It’s the same thing we are all doing about life every single day.” I look to her. “Forget there’s an ending.”

Die Liebesgeschichte zum ebenfalls alternden Tennisprofi Bowe steht dabei anders als im Klapptext suggeriert dezent im Hintergrund und lässt Raum für die zwei wirklich relevanten Liebesgeschichten, die hier erzählt werden: die von Carrie und ihrem Vater Javier und die von ihr zu sich selbst und all den Möglichkeiten, die sich ihr bieten, wenn sie mehr in sich sieht als nur die "Kampfmaschine". Besonders tief berührt hat mich dabei Javi, welcher als Nebenfigur genügend Tiefe besitzt, um ein weiteres Buch zu füllen. Gemeinsam mit anderen tollen Nebenfiguren wie Carries Agentin Gwen oder ihre Gegnerin Nikki lehren uns Bowe, Javi und vor allem Carrie einige wichtige Lektionen über Altern in Würde, Umgang mit Leistungsdruck, Ansprüche der Gesellschaft an Frauen, familiäre Beziehungen und wahre Größe.

“We live in a world where exceptional women have to sit around waiting for mediocre men.”


Auch wenn einige Aspekte der Geschichte - nun, vorhersehbar möchte ich es nicht nennen, aber zumindest im Verlauf der Erzählung unvermeidbar sind, wusste ich bis 5 Minuten vor dem Ende des Buches nicht, wie die Geschichte ausgehen würde. Vor allem das letzten Drittel ist so voller entscheidender Momente und Schlüsselszenen, dass ich beim Hören wild auf und ab gehen musste. Wie die Autorin den Roman am Ende auflöst, empfand ich als sehr stimmig und gebe nun tief berührte 5 Sterne!


Fazit:


In "Carrie Soto is Back" erzählt Taylor Jenkins Reid ein episches, lebendiges, einfühlsames und gedankenvolles Meisterwerk über Tennis, Altern in Würde, Umgang mit Leistungsdruck, Ansprüche der Gesellschaft an Frauen, familiäre Beziehungen und wahre Größe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2023

Ein episches, lebendiges, einfühlsames und gedankenvolles Meisterwerk

Carrie Soto is back
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Nachdem mich Taylor Jenkins Reid in "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" tief beeindruckt hat, und auch "Daisy Jones & The Six" mich überzeugen konnte, habe ich beschlossen, mich langsam aber sicher durch ...

Nachdem mich Taylor Jenkins Reid in "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" tief beeindruckt hat, und auch "Daisy Jones & The Six" mich überzeugen konnte, habe ich beschlossen, mich langsam aber sicher durch das ganze Repertoire der Autorin durchzulesen. Als nächstes auf dem Plan stand für mich deshalb "Carrie Soto is Back", welches ich in den letzten Tagen als Hörbuch geradezu inhaliert habe. Nach 417 emotionalen und mitreißenden Seiten kann ich nun verkünden: Taylor Jenkins Reid hat hier mal wieder ein episches, lebendiges, einfühlsames und gedankenvolles Meisterwerk geschrieben!

“Other women in tennis—blond women with big boobs and long legs—often get modeling contracts at age seventeen. They show up on the cover of men’s magazines within a year or so of hitting the court for the first time. But not thicker women, like me. Or dark-skinned women like Carla Perez or Suze Carter. Not women who are British Chinese, like Nicki, or downright scary in their intensity like her either. Not the women who aren’t skinny and white and smiling. And yet, no matter what type of woman you are, we all still have one thing in common: Once we are deemed too old, it doesn’t matter who we used to be.”


Zunächst wie immer einige Worte zum Cover: Wie bei Taylor Jenkins Reids anderen Romanen wird das Cover von einem Ausschnitt der Hauptfigur eingenommen. In diesem Fall sieht man die dunkelhaarige Carrie Soto, die in einem weißen Sport-Top und mit vor Schweiß glänzendem Gesicht den Kopf in den Nacken legt und die Augen geschlossen hat. Ein großer, weißer Titel, ein Farbverlauf im Hintergrund und fertig ist das einfache aber gut getroffene Cover. Zum Glück hat sich der deutsche Verlag auch dazu entschieden, den englischen Originaltitel beizubehalten, welcher passender nicht sein könnte. Toll fand ich auch die kleinen Easter Egg Crossover zu "Daisy Jones & The Six" und "Malibu Rising", die TJR-Fans bestimmt auffallen werden.

“Luckily, I did not need to be pretty. My body was built to wage war.”


Doch steigen wir inhaltlich in diese Geschichte ein... An der Oberfläche handelt "Carrie Soto is Back" vor allem von einem: Tennis. Egal ob in dem Rückblick, in dem Carries Karriere als Tennisprofi von ihrer Kindheit bis zu ihrem Ausscheiden aufgrund einer Verletzung geschildert wird, oder später während ihrem Comeback, es vergeht kaum eine Seite, ohne dass hier nicht trainiert wird, wir Spiele verfolgen oder Strategien zurechtgelegt werden. Da ich für Tennis als Sport noch nie wirklich etwas übrighatte und auch nur oberflächliches Wissen zu den Regeln habe, sollte man meinen, dass mich das gelangweilt hat. Aber falsch gedacht! Während ich mit Carrie um den Sieg gebangt habe, habe ich langsam, aber sicher meine Begeisterung für diesen Sport entdeckt und konnte teilweise beim Hören des Buchs kaum still sitzen bleiben. Taylor Jenkins Reid nimmt uns mit grafischen Beschreibungen der Matches und Carries Innenleben mit auf den Platz, sodass man beinahe meint, selbst das Ploppen des Balls hören und die Gerüche des Platzes in der Sonne riechen zu können. Spätestens nach den letzten Seiten hatte ich wahnsinnig Lust, selbst mal einen Schläger in die Hand zu nehmen, oder zumindest ein Tennisspiel im TV zu verfolgen.

“I am so grateful, right now, for every match and every win and every loss and every lesson that I have behind me. It feels so good, right now, to be thirty-seven years old. To have figured at least some things out. To know the ground underneath my feet.”


Je länger man sich in "Carrie Soto is Back" vertieft, desto mehr bemerkt man jedoch, dass das Tennis - so spannend und lebensecht es auch geschildert ist - überhaupt nicht das Herz der Geschichte ist. Man könnte das Tennis theoretisch durch jede andere Sportart austauschen und könnte damit eine vergleichbare Geschichte erzählen. Was wirklich im Fokus des Romans steht, ist Carrie Soto als Figur und ihre wahnsinnige Entwicklung, die sie von Anfang bis Ende durchmacht. Die große Stärke der Bücher von Taylor Jenkins Reid ist, dass sich die fiktiven Figuren so lebensecht anfühlen, dass man meint, man könne sie googeln. Dabei schreibt die Autorin häufig von überlebensgroßen Stars, die man aber auch so gut kennenlernt, dass man sich wie ein Teil ihrer Familie fühlt. Die Protagonistinnen haben dabei immer Ecken und Kanten und sind nicht immer klare Identifikationsfiguren, aber sie finden dennoch in jedem Fall einen ganz eigenen Weg, sich ins Leserherz zu schleichen und dort häuslich einzurichten. So auch Carrie Soto.

“I keep thinking, I don’t cry on the court. I don’t cry on the court. But then I think, Maybe it’s a lie that you have to keep doing what you have always done. That you have to be able to draw a straight line from how you acted yesterday to how you’ll act tomorrow. You don’t have to be consistent. You can change, I think. Just because you want to. And so, for the first time in decades, I stand in front of a roaring crowd and cry.”

Wir lernen die Sportlerin als knallharte Kämpferin kennen, die in der Öffentlichkeit kaum Emotionen zeigt, die neben dem Platz keine Beziehungen oder Freundschaften pflegt und für die einzig und allein der Sieg zählt, weshalb sie sich über die Jahre den Namen "Kampfmaschine" eingehandelt hat. In der Öffentlichkeit ist sie nicht beliebt, doch keiner kann ihr absprechen, eine großartige Tennisspielerin zu sein. Zumindest bis sie verletzungsbedingt aussteigt und sie mit ansehen muss, wie eine jüngere Spielerin ihren Rekord für die meisten Grand Slam Siege bricht. Auch wenn sie verschlossen, hart und unbarmherzig wirkt, verliebt man sich beim Lesen dennoch in diese brillante Frau voller Kampfgeist und Siegeswille und stellt sich mit ihr einer letzten Saison als Profi entgegen, die die wichtigste ihrer Karriere werden wird. Zuzusehen, wie sie nicht nur den Spaß an ihrem Sport wiederentdeckt, den sie durch all den Druck, den sie sich selbst macht, verloren hat, sondern auch ihr Herz öffnet, immer mehr Beziehungen zu anderen Menschen aufbaut und vor allem lernt, zu verlieren, um zu erfahren, was es bedeutet, eine wirkliche Gewinnerin zu sein, ist einfach wundervoll!

“Falling in love is really quite simple,” she says. “You want to know the secret? It’s the same thing we are all doing about life every single day.” I look to her. “Forget there’s an ending.”

Die Liebesgeschichte zum ebenfalls alternden Tennisprofi Bowe steht dabei anders als im Klapptext suggeriert dezent im Hintergrund und lässt Raum für die zwei wirklich relevanten Liebesgeschichten, die hier erzählt werden: die von Carrie und ihrem Vater Javier und die von ihr zu sich selbst und all den Möglichkeiten, die sich ihr bieten, wenn sie mehr in sich sieht als nur die "Kampfmaschine". Besonders tief berührt hat mich dabei Javi, welcher als Nebenfigur genügend Tiefe besitzt, um ein weiteres Buch zu füllen. Gemeinsam mit anderen tollen Nebenfiguren wie Carries Agentin Gwen oder ihre Gegnerin Nikki lehren uns Bowe, Javi und vor allem Carrie einige wichtige Lektionen über Altern in Würde, Umgang mit Leistungsdruck, Ansprüche der Gesellschaft an Frauen, familiäre Beziehungen und wahre Größe.

“We live in a world where exceptional women have to sit around waiting for mediocre men.”


Auch wenn einige Aspekte der Geschichte - nun, vorhersehbar möchte ich es nicht nennen, aber zumindest im Verlauf der Erzählung unvermeidbar sind, wusste ich bis 5 Minuten vor dem Ende des Buches nicht, wie die Geschichte ausgehen würde. Vor allem das letzten Drittel ist so voller entscheidender Momente und Schlüsselszenen, dass ich beim Hören wild auf und ab gehen musste. Wie die Autorin den Roman am Ende auflöst, empfand ich als sehr stimmig und gebe nun tief berührte 5 Sterne!


Fazit:


In "Carrie Soto is Back" erzählt Taylor Jenkins Reid ein episches, lebendiges, einfühlsames und gedankenvolles Meisterwerk über Tennis, Altern in Würde, Umgang mit Leistungsdruck, Ansprüche der Gesellschaft an Frauen, familiäre Beziehungen und wahre Größe.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Leider nur mittelmäßig überzeugend.

The Man I Never Met – Kann man lieben, ohne sich zu kennen?
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Handlung: "The Man I Never Met" sehe ich seit dem Erscheinungstermin im letzten Winter ständig auf Instagram, Blogs und in Buchhandlungen, sodass ich zugeschlagen habe, als ich ein Exemplar in der englischen ...

Handlung: "The Man I Never Met" sehe ich seit dem Erscheinungstermin im letzten Winter ständig auf Instagram, Blogs und in Buchhandlungen, sodass ich zugeschlagen habe, als ich ein Exemplar in der englischen Abteilung meines Lieblingsbuchladens entdeckt habe. Obwohl ich ohne große Erwartungen an den Roman herangegangen bin, wurde ich aber leider ein wenig enttäuscht. Die Geschichte entwickelte sich nach einem locker-leichten Beginn, in dem sich Hannah und Davey durch eine falsch eingegebene Nummer zufällig kennenlernen, in eine ganz andere Richtung als erwartet. Statt eine romantische Komödien über Zufälle und Liebe zu erzählen, widmet sich die Autorin den Themen Krebs, schwerer Krankheit, Verlust, Chemo-Therapie, Depression und Lebenskrisen, worauf ich aufgrund der fehlenden Triggerwarnung nicht vorbereitet war. Dies wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn sich die Autorin trotzdem auf die Erzählung ihrer Liebesgeschichte konzentriert hätte. Der Roman dreht sich jedoch nicht hauptsächlich um die Liebesgeschichte von Hannah und Davey. Stattdessen lesen wir im gesamten Mittelteil von Hannahs halbherzigem Beziehungsversuch mit dem Fitnesstrainer George, welchem sie nach Daveys Abtauchen eine Chance gibt. Da von Beginn an glasklar war, dass zwischen den beiden keine Verbindung besteht und ihre Beziehung aufgrund toxischer Züge keine Zukunft hat, war dieser Teil des Buches für mich ziemlich nervig zu lesen. Statt dem Hin und Her zwischen Hannah und George hätte ich im Mittelteil gerne mehr von Davey gelesen - denn wenn die Autorin schon ihn und seine Krankheit thematisieren möchte, dann doch bitte auch aus seiner Perspektive und mit dem Thema angemessener Ausführlichkeit. So konnte mich die Thematik erst im persönlichen Nachwort der Autorin erreichen und hat mich während der Geschichte eher kalt gelassen.

Schreibstil:
Darüber hinaus hat mir nicht so gut gefallen, dass Elle Cook ihre Geschichte über einen langen Erzählzeitraum von eineinhalb Jahren ausgedehnt hat, sodass die anfängliche Atmosphäre rund um das Meet Cute der Figuren sich mit der Zeit im Sand verläuft. Der grundsätzliche Schreibstil der Autorin hat mir zwar gut gefallen, ich hätte aber auch gerne noch ein wenig mehr von London gelesen und denke, dass die Geschichte auch von weiteren Perspektivwechseln profitiert hätte. Wir lesen den Großteil der Zeit aus Hannahs Perspektive und Davey darf nur ab und zu kurz das Ruder übernehmen.

Figuren:
Hannah war für mich als Hauptfigur leider sehr schlecht greifbar. Ich konnte sie mir weder optisch vorstellen, noch fand ich all ihre Handlungen stimmig oder authentisch. Auch ihre beiden männlichen Gegenstücke blieben für mich leider eher konturlos. Einzig die Nebenfiguren konnten mich überzeugen. Besonders Hannahs Nachbarin Joan und Daveys bester Freund Grant sind mir ans Herz gewachsen. Bei der Liebesgeschichte hat für mich leider komplett das Knistern gefehlt. Die Instalove zwischen Davey und Hannah war für mich zu Beginn nicht ganz nachvollziehbar und mit jedem Zufall, der sie auseinandergetrieben habe, habe ich sie als Paar weniger gefühlt. Besonders gegen Ende häufen sich dann die Zufälle, die die Handlung und damit auch die Liebesgeschichte stark konstruiert wirken lassen. Nach dem vielversprechenden Beginn und dem zähen und ernsten Mittelteil besiegelt das kitschige, konstruierte Ende die Mittelmäßigkeit der Geschichte.


Die Zitate:


Hannah: "Do you remember where you were and what you were doing the moment your life changed forever? I do. I was standing outside the gym, hair in a bit of a tangle, in need of a shower after a grueling spin class, rifling in my bag for my gloves while my mobile buzzed away. But of course, I didn´t know it at the time. That´s always how it is, though, isn´t it? You never realize the true significance of a moment until later."

Davey: "I´m okay", I tell him. It´s my default answer now. I am obviously not OK. I´m weak, tired, everything hurts, I feel sick all the time, I´m angry, but I sound like a broken record and so "I´m Ok", I repeat, when he looks at me knowing I´m lying."

Hannah: "You have to say goodbye", he instructs. "I can´t just hang up on you. We have to say goodbye." I count to three, lingering because this really isn´t how this ends. But on three, because I have nothing else to say - no fight remains within me - I whisper, "Goodbye." And he´s gone."



Das Urteil:


"The Man I Never Met" war für mich leider nur mittelmäßig überzeugend. Die Hauptfiguren erschienen mir konturlos, der Liebesgeschichte fehlte jegliches Prickeln, das Ende war extrem konstruiert und der Mittelteil zäh und überraschend niedergeschlagen. Da ich hier eine romantische Komödien über Zufälle und Liebe erwartet hatte, hat mich Elle Cooks Geschichte leider enttäuscht.

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