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Veröffentlicht am 12.06.2022

Eine charmante, unterhaltsame und liebenswerte Regency- Romanze

Bridgerton - Der Duke und ich
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Handlung: Nachdem ich in den letzten zwei Jahren ein Fan der Netflix-Adaption von Julia Quinns Buchreihe um die acht Geschwister Bridgerton geworden bin, war für mich klar, dass ich unbedingt auch die ...

Handlung: Nachdem ich in den letzten zwei Jahren ein Fan der Netflix-Adaption von Julia Quinns Buchreihe um die acht Geschwister Bridgerton geworden bin, war für mich klar, dass ich unbedingt auch die Buchvorlage lesen muss. Nachdem ich Band 1, "The Duke and I" in den letzten Tagen geradezu verschlungen habe, kann ich nun bestätigen, dass der Erzählstoff der insgeheim als "Jane Austen der Moderne" gefeierten Autorin im Buchformat ebenso charmant, unterhaltsam und liebenswert ist wie in der filmischen Umsetzung! Zwar fehlte mir gerade im sehr dialoglastigen ersten Drittel dadurch, dass ich durch die erste Staffel der Serie die Handlung größtenteils schon kannte, ein wenig die Spannung, die in der Vorlage viel stringentere und logischere Erzählweise mit einigen überraschenden Abweichungen zur Serie hat mich über die 352 Seiten hinweg aber dennoch überzeugt.

Schreibstil:
Damit das Setting seinen ursprünglichen Flair behält, habe ich mich dazu entschieden, die Reihe in Originalsprache zu lesen. Schon in der Serie habe ich den britischen Akzent der DarstellerInnen und die köstlich hochgestochene Sprache genießen können und auch hier war das humorvolle Schwelgen in höflichen Floskeln wieder "delightful, ideed"! Julia Quinn entführt hier in eine strahlende, perfekt anmutende Welt, die nur selten getrübt wird durch kurzes Aufblitzen von Realismus. Genau wie in Regency-Romanzen üblich, bekommen wir auch hier nicht besonders viel von geschichtlichen Entwicklungen mit und verbleiben in einer gemütlichen Blase aus aufwändigen Kleidern, opulenten Bällen, Anstandsdamen, Gentleman-Clubs, Kutschen und frühlingshaften Gärten voller Blumen. Während Englands Agrargesellschaft mit revolutionärer Wucht zur Industriegesellschaft wächst und dabei alle sozialen, kulturellen, politischen Fundamente durchschüttelt, beschränkt sich die Geschichte ganz auf das vorherrschende Problem des "Tons": reich heiraten.

Figuren:
Dass die Geschichte angesichts dieses Mangels an Realismus und Tiefe nicht ins Oberflächliche abdriftet, wird durch die Figuren und deren nachvollziehbaren Gefühle gewährleistet. Gebrochene Herzen, Existenzängste, Familienleben, gesellschaftliches Positionieren, öffentlichkeitswirksames Auftreten, Klatsch und Tratsch, Ablenkung in den Problemen anderer sowie der Wunsch nach Selbstverwirklichung und der wahren Liebe - Während wir Daphne und Simon auf ihrem steinigen Weg begleiten, merken wir bald, dass die Menschen im 19. Jahrhundert ähnliche Probleme hatten, wie wir heute und fiebern deshalb auch in handlungsärmeren Passagen gerne mit. Die Nebenfiguren wie andere Mitglieder des Tons oder Daphnes Geschwister, welche in der Serie schon sehr viel Sendezeit erhielten, bleiben im Auftaktband der Reihe noch etwas blass. Nichtsdestotrotz habe ich jetzt sehr viel Lust, mich gleich in den nächsten Band zu stürzen!


Die Zitate:


“Men are sheep. Where one goes, the rest will soon follow. -Lady Whistledown”

“Anthony sneezed and pushed them aside. "Mother, I am trying to have a conversation with the duke." Violet looked at Simon. "Do you want to have this conversation with my son?" "Not particularly." "Fine, then. Anthony, be quiet.”

“Heartache, Daphne eventually learned, never really went away; it just dulled. The sharp, stabbing pain that one felt with each breath eventually gave way to a blunter, lower ache—the kind that one could almost—but never quite—ignore.”


Das Urteil:


In "The Duke and I" erzählt Julia Quinn eine charmante, unterhaltsame und liebenswerte Regency- Romanze, welche trotz einer recht vorhersehbaren Handlung und oberflächlichen, aber leicht nachvollziehbaren Themen überzeugt. Kurzum: die perfekte Unterhaltung für Zwischendurch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2022

Eine charmante, unterhaltsame und liebenswerte Regency- Romanze

Bridgerton - Der Duke und ich
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Handlung: Nachdem ich in den letzten zwei Jahren ein Fan der Netflix-Adaption von Julia Quinns Buchreihe um die acht Geschwister Bridgerton geworden bin, war für mich klar, dass ich unbedingt auch die ...

Handlung: Nachdem ich in den letzten zwei Jahren ein Fan der Netflix-Adaption von Julia Quinns Buchreihe um die acht Geschwister Bridgerton geworden bin, war für mich klar, dass ich unbedingt auch die Buchvorlage lesen muss. Nachdem ich Band 1, "The Duke and I" in den letzten Tagen geradezu verschlungen habe, kann ich nun bestätigen, dass der Erzählstoff der insgeheim als "Jane Austen der Moderne" gefeierten Autorin im Buchformat ebenso charmant, unterhaltsam und liebenswert ist wie in der filmischen Umsetzung! Zwar fehlte mir gerade im sehr dialoglastigen ersten Drittel dadurch, dass ich durch die erste Staffel der Serie die Handlung größtenteils schon kannte, ein wenig die Spannung, die in der Vorlage viel stringentere und logischere Erzählweise mit einigen überraschenden Abweichungen zur Serie hat mich über die 352 Seiten hinweg aber dennoch überzeugt.

Schreibstil:
Damit das Setting seinen ursprünglichen Flair behält, habe ich mich dazu entschieden, die Reihe in Originalsprache zu lesen. Schon in der Serie habe ich den britischen Akzent der DarstellerInnen und die köstlich hochgestochene Sprache genießen können und auch hier war das humorvolle Schwelgen in höflichen Floskeln wieder "delightful, ideed"! Julia Quinn entführt hier in eine strahlende, perfekt anmutende Welt, die nur selten getrübt wird durch kurzes Aufblitzen von Realismus. Genau wie in Regency-Romanzen üblich, bekommen wir auch hier nicht besonders viel von geschichtlichen Entwicklungen mit und verbleiben in einer gemütlichen Blase aus aufwändigen Kleidern, opulenten Bällen, Anstandsdamen, Gentleman-Clubs, Kutschen und frühlingshaften Gärten voller Blumen. Während Englands Agrargesellschaft mit revolutionärer Wucht zur Industriegesellschaft wächst und dabei alle sozialen, kulturellen, politischen Fundamente durchschüttelt, beschränkt sich die Geschichte ganz auf das vorherrschende Problem des "Tons": reich heiraten.

Figuren:
Dass die Geschichte angesichts dieses Mangels an Realismus und Tiefe nicht ins Oberflächliche abdriftet, wird durch die Figuren und deren nachvollziehbaren Gefühle gewährleistet. Gebrochene Herzen, Existenzängste, Familienleben, gesellschaftliches Positionieren, öffentlichkeitswirksames Auftreten, Klatsch und Tratsch, Ablenkung in den Problemen anderer sowie der Wunsch nach Selbstverwirklichung und der wahren Liebe - Während wir Daphne und Simon auf ihrem steinigen Weg begleiten, merken wir bald, dass die Menschen im 19. Jahrhundert ähnliche Probleme hatten, wie wir heute und fiebern deshalb auch in handlungsärmeren Passagen gerne mit. Die Nebenfiguren wie andere Mitglieder des Tons oder Daphnes Geschwister, welche in der Serie schon sehr viel Sendezeit erhielten, bleiben im Auftaktband der Reihe noch etwas blass. Nichtsdestotrotz habe ich jetzt sehr viel Lust, mich gleich in den nächsten Band zu stürzen!


Die Zitate:


“Men are sheep. Where one goes, the rest will soon follow. -Lady Whistledown”

“Anthony sneezed and pushed them aside. "Mother, I am trying to have a conversation with the duke." Violet looked at Simon. "Do you want to have this conversation with my son?" "Not particularly." "Fine, then. Anthony, be quiet.”

“Heartache, Daphne eventually learned, never really went away; it just dulled. The sharp, stabbing pain that one felt with each breath eventually gave way to a blunter, lower ache—the kind that one could almost—but never quite—ignore.”


Das Urteil:


In "The Duke and I" erzählt Julia Quinn eine charmante, unterhaltsame und liebenswerte Regency- Romanze, welche trotz einer recht vorhersehbaren Handlung und oberflächlichen, aber leicht nachvollziehbaren Themen überzeugt. Kurzum: die perfekte Unterhaltung für Zwischendurch!

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.06.2022

Ein temporeicher, mitreißend erzählter und vielseitiger Spionagethriller

Sense of Danger
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Dass Jennifer Estep grandiose, spannende Geschichten erzählen kann, hat sie schon in ihren Fantasy-Reihen wie der Mythos-Academy-Reihe oder der Splitterkronen-Reihe gezeigt. In ihrem neusten Roman, "Sense ...

Dass Jennifer Estep grandiose, spannende Geschichten erzählen kann, hat sie schon in ihren Fantasy-Reihen wie der Mythos-Academy-Reihe oder der Splitterkronen-Reihe gezeigt. In ihrem neusten Roman, "Sense of Danger", erzählt sie nun einen Spionagethriller mit Science-Fiction, Fantasy und romantischen Elementen - wie immer äußerst charmant, mitreißend und originell!!!

Das Cover ist zwar im typischen, unspektakulären Jugendbuch-Fantasy-Stil gehalten, dafür aber raffiniert gemacht und gefällt mir gut. Zusehen ist die Silhouette einer Frau mit wehenden Haaren, die im angedeuteten Fokus einer Kamera vor einer unbekannten Bedrohung davonläuft. Umrahmt wird das Motiv von unheilvoll roten Wolken mit den Silhouetten von Möwen, welche sich kontrastreich vom dunklen Hintergrund abheben. Auch innerhalb der Buchdeckel zieht sich das Motiv des Kamera-Fadenkreuzes durch die Gestaltung und schmückt jeden der 37 Kapitelanfänge. Sehr gut gefällt mir auch, dass der Verlag den äußerst passenden Originaltitel beibehalten hat, welcher sowohl die gefährliche Grundstimmung aufgreift als auch auf die nützliche Gabe der Hauptprotagonistin, Gefahr zu erkennen, hindeutet.

Erster Satz: "Die Auftragskiller erkannte man immer an ihren Anzügen."

Schon mit dem ersten Satz macht die Autorin klar: diese Geschichte wird alles andere als langweilig. Jennifer Estep entführt hier nach Washington DC, in dem es von normalen und paranormalen Spionen nur so wimmelt. Im Mittelpunkt steht dabei die sogenannte Section 47, eine geheime Spionageorganisation, welche Terroranschläge und Großverbrechen verhindern soll, die durch Menschen mit magischen Kräften verübt werden. Dazu sind neben Analysten, die Hintergrundrecherchen für Einsätze durchführen, Charmeuren, die durch soziale Kontakte im Außeneinsatz Informationen beschaffen vor allem die sogenannten Cleaner berüchtigt und gefährlich, da sie als speziell ausgebildete Auftragskiller, die gefährliche Ziele eliminieren. Was für uns abenteuerlich erscheinen mag, ist für unsere erste Protagonistin Charlotte Alltag. Als Analystin und Tochter eines Cleaners arbeitet sie schon seit Jahren für die Section 47, um magischen Bösewichten auf die Spur zu kommen. Im Gegensatz zu den Cleanern und Charmeuren ist ihre Aufgabe aber auf den Schreibtisch beschränkt. Das ändert sich, als der Cleaner Desmond extra aus Australien anreist und ausgerechnet sie für eine gefährliche Mission anfordert...

Die Autorin stellt hier also ein schlichtes, aber wirkungsvolles Setting vor, das den Nährboden für eine spannende Handlung bereithält. Wie jedes Büro ist auch die Section 47 nicht gegen Klüngeleien, Intrigen, Verrat und Betrug gefeit und zusätzlich zu den gefährlichen Missionen hat die Autorin beiden Hauptfiguren dunkle Hintergrundgeschichten und offene Rechnungen gegeben, die sie miteinander, mit anderen Mitarbeitern und Zielpersonen haben. Wer greift Charlotte immer wieder an? Weshalb wollte Desmond ausgerechnet sie für den Einsatz? Gibt es Verbindungen ihrer aktuellen Mission zum letzten, schiefgegangenen Einsatz ihres Vaters? Und wem können die beiden vertrauen...? Hier wird also schon allein durch das sehr dynamische und energiegeladene Setting viel Spannung und Konfliktpotential für die Handlung gewonnen. Und das ist auch gut so, da ihre sonstige Handlung recht geradlinig erzählt wird. Vor allem einige der Wendungen gegen Ende waren für mich leider vorherzusehen. Die fehlende Überraschung machte die Autorin aber mit besonders viel Action im Showdown wieder gut und sorgte so dafür, dass sowohl Fans von Actionromanen, Krimis, Thrillern, Romanzen, Superhelden-Scie-Fie und Fantasygeschichten auf ihre Kosten kommen.

Charlotte: "Ich hatte den ersten Teil meines Plans ins Rolle gebracht - hatte gerade sozusagen eine Hand voll Messer in die Luft geworfen. Nur die Zeit konnte sagen, ob ich es schaffte, die Waffen zu jonglieren - oder ob die Klingen nach unten schossen, um mich in Stücke zu schneiden."

Unterstützt wird dieser Eindruck durch den temporeichen und dynamischen Erzählstil, der die Handlung zu jeder Zeit vorwärtstreibt und Längen verhindert. Mit spannenden Kämpfen, Intrigen, Geheimnissen, Einsätzen und Wendungen sowie der ständigen Vorstellung neuer Gaben bekommen wir zu jeder Zeit genügend Spannendes präsentiert, dass man darüber wegsehen kann, dass im Grunde viele bekannte Konzepte und Tropes unterschiedlicher Genres verwendet wurden. Denn neben Fantasy-Elementen werden hier auch Science-Fiction-Anklänge und eine Liebesgeschichte in den Spionagethriller verbaut. Anstatt überladen zu wirken, kann "Sense of Danger" aber von den vielen Einzelelementen profitieren und zu einem runden, vielseitigen Genremix avancieren, der vermutlich eine breite Zielgruppe ansprechen wird.

Eine weitere Stärke neben dem hohen Erzähltempo und der Vielseitigkeit der Handlung sind die beiden sympathischen Figuren, die hier abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen dürfen. Gerade dadurch, dass die beiden sich nur bedingt trauen und aufgrund ihrer verschiedenen Magien unterschiedliche Einblicke in aktuelle Geschehnisse haben, ist dies eine äußerst interessante Art durch ihr Abenteuer zu führen. Sehr gut gefällt mir auch, dass die Liebesgeschichte dezent im Hintergrund bleibt und die recht gradlinige Handlung um einige unterhaltsamen Querelen ergänzt. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass es sich trotz der typischen Jugendbuch-Aufmachung keineswegs um ein typisches Jugendbuch handelt. Nicht nur weil hier viele blutige Kämpfe ausgetragen werden, sondern vor allem weil die Protagonistin mit ihren 35 Jahren außergewöhnlich "alt" ist. Dass war für mich natürlich eine nette Abwechslung, aber dadurch ist Charlotte vielleicht nicht die beste Identifikationsfigur für 14jährige, sondern spricht eher etwas ältere Leserinnen an. Sie ist sehr viel erfahrener, selbstbewusster, reifer und gefestigter als die üblichen Fantasy-Protagonistinnen, was die Story von viel Geschmachte, emotionalen Schwankungen, Peinlichkeiten sowie einer ellenlangen Selbstsuche befreit und mir sehr zugesagt hat. Neben ihr bleibt Desmond zwar eine Winzigkeit blasser, insgesamt konnte ich aber beide ins Herz schließen. Dasselbe lässt sich auf die Nebenfiguren und Antagonisten beziehen, welche aufgrund der dominanten Handlung nur grob angeschnitten werden. Von einer Geschichte dieses Genres habe ich aber auch nichts anderes erwartet.

Desmond: "Ich mag nicht als Killer arbeiten, wie mein Vater es getan hat, aber ich lasse niemanden mit einem Mordversuch an mir davonkommen." Diese Wildheit hatte ich bei ihr nicht erwartet, doch sie gefiel mir - mehr als sie sollte. Charlottes Blick huschte erneut über meinen Körper. Ihre Aura brannte noch heller als bisher, doch das war nichts um Vergleich zu dem grausamen Lächeln, das ihre Lippen verzog. "Geh dich anziehen, Dundee", schnurrte Charlotte. "Wir haben zu arbeiten."

Zuletzt lässt sich noch sagen, dass das Ende von "Sense of Danger" die Geschichte sehr gelungen abschließt. Die Geschichte von Charlotte und Desmond wird befriedigend zu Ende erzählt, dabei bleiben aber noch genügend Fragen offen, sodass die Autorin ohne Probleme nochmal in die Welt der Section 47 zurückkehren könnte.



Fazit:
*
"Sense of Danger" ist ein temporeicher, mitreißend erzählter und vielseitiger Spionagethriller mit Science-Fiction, Fantasy und romantischen Elementen. Die Wendungen hätten ein wenig überraschender, das Handlungskonstrukt ein wenig frischer und die Nebenfiguren ein wenig lebhafter sein können - alles in allem bin ich aber begeistert von Jennifer Esteps neustem Roman!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2022

Eine düstere, schaurige Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität

All Lovers Lost
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Vampirromane gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Angesprochen hat mich "All Lovers Lost" in der Verlagsvorschau aber dennoch, da er zur Abwechslung mit Hamburg ein deutsches Setting hat und ich sehr ...

Vampirromane gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Angesprochen hat mich "All Lovers Lost" in der Verlagsvorschau aber dennoch, da er zur Abwechslung mit Hamburg ein deutsches Setting hat und ich sehr gespannt war, wie Madeleine Puljic Blutsauger durch deutsche Städte wandeln lässt. Nach dem Lesen bin ich nun positiv davon überrascht, wie die junge Autorin die typischen Motive und Klischees beiseitegelassen und überraschende Wendungen in ihre Geschichte eingebaut hat. Alles in allem fehlte mir aber ein wenig emotionale Tiefe, um "All Lovers Lost" zu meinen Highlights zählen zu können.

Das Cover gefällt mir schonmal sehr gut. Mit dem braunen Hintergrund, den stilisierten Rosen und dem blutigen "V" des Titels kann die Gestaltung die Düsternis und das Geheimnisvolle der Geschichte sehr gut transportieren. Auch den Titel "All Lovers Lost" finde ich gelungen ausgewählt. Die Gestaltung zwischen den Buchdeckeln ist recht schlicht. Anzumerken ist nur, dass die Erzählung insgesamt in sieben Teile eingeteilt ist, die die Namen bekannter Pop- und Rockklassiker tragen, was ich eine charmante Idee finde.

Erster Satz: "Aus dem Schatten einer Seitengasse heraus beobachtete Lazar die Sterblichen, die aus der U-Bahn strömten."

"All Lovers Lost" startet zunächst recht gemächlich damit, in das Leben des jahrhundertalten und lebensmüden Vampirs Lazar und in den Alltag der quirligen Medizinstudentin Sina einzuführen. Dass der Beginn die ersten 100 Seiten braucht, um in Schwung zu kommen und wirklich zu packen hat in meinen Augen vor allem zwei Gründe: Erstens finde ich es sehr schade, dass der Klapptext schon einen sehr großen Teil der Handlung abdeckt und damit viele recht späte Ereignisse wie Sinas Verwandlung oder Lazars Tod schon vorwegnimmt. Dadurch warten wir eigentlich nur, dass diese Ereignisse eintreten und die Handlung startet. Außerdem fällt es uns mit dieser Hintergrundinformation schwer, uns auf Lazar und dessen sich sehr schnell entwickelnde Beziehung zu Sina einzulassen, die im ersten Drittel die Hauptgrundlage der Handlung darstellt.

Nach und nach entspinnt sich nach dem eher langsamen Beginn dann aber ein sehr interessantes Handlungsgefüge, das eine Vampirgeschichte mal anders erzählt. Statt wie üblich auf die Liebesgeschichte zu fokussieren und das Vampirdasein romantisch zu verklären, folgt "All Lovers Lost" einer sehr realistischen Betrachtung des Vampirmythos. Madeleine Puljic geht nicht gerade zimperlich mit ihren Figuren um - egal ob unsterblich oder nicht - und lässt diese auch sehr viel unter den Nachteilen ihres Daseins leiden. Denn nicht nur Kameras, Digitalisierung und immer einfacher verfolgbaren digitale Spuren machen es den Unsterblichen im 21. Jahrhundert schwer unentdeckt zu bleiben, zusätzlich macht auch noch der Vampirjägerorden „Vertrani in Dei Signo“ unbarmherzig Jagd auf sie. Statt die Krone der Schöpfung und der Gipfel der Nahrungskette zu sein, lässt die Autorin die Jäger der Nacht hier selbst zu Gejagten werden und fügt ihrer Handlung so spannende Krimi- und Thrillerelemente hinzu. Dazu erzählt sie in sehr kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Sicht von Sina, Lazar, dessen unsterblichem Freund Cassius und der Vampirjägerin Ramona, die bald dasselbe Ziel haben: die Mordreihe aufzuklären, die Hamburg zerrüttet....

"All Lovers Lost" glänzt also mit einer düsteren, schaurigen Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität. Zusätzlich ist das Setting in Hamburg auch sehr charmant umgesetzt. Egal ob Reeperbahn, die Elbphilharmonie, der Michel oder kleine Cafés - hier finden sich viele berühmte und gewöhnliche Schauplätze, die man beim Lesen wiedererkennen kann. Im Gegensatz zu den häufig gewählten Spielorten in Amerika empfand ich Hamburg als schöne Abwechslung und passende Kulisse für diesen düsteren Roman. Auch den Schreibstil der Autorin kann ich als kurzweilig loben. Etwas Probleme hatte ich nur bei der Übermittlung von Emotionen, welche im Verlauf der Geschichte nur in geringen Dosen bei mir angekommen sind. Demnach habe ich auch keine besonders inniger Verbindung zu den grundsätzlich interessanten Figuren aufgebaut. Vor allem Sina ist eine sehr solide Protagonistin, hätte an manchen Stellen aber gerne noch ein bisschen mehr emotionale Tiefe haben können. Am besten gefielen mir Lazars vampirischer Freund Cassius und Sinas beste Freundin Levke, andere Figuren wie beispielsweise auch die erzählende Ramona bleiben hingegen sehr blass und schöpfen ihr Potenzial bei Weitem nicht aus.

Trotz des liegengelassenen Potenzials zu Beginn und bezüglich der Figuren bleibt nach dem Lesen ein positiver Gesamteindruck zurück. Besonders das letzte Drittel von "All Lovers Lost" entwickelte sich in eine andere Richtung als ich zu Beginn oder nach dem Klapptext angenommen hatte, wodurch ich positiv überrascht wurde.


Fazit:


"All Lovers Lost" glänzt mit einer düsteren, schaurigen Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität und sticht durch das deutsche Setting hervor. Gerade zu Beginn und bezüglich der Figuren lässt Madeleine Puljic jedoch Potential liegen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2022

Eine düstere, schaurige Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität

All Lovers Lost
0

Vampirromane gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Angesprochen hat mich "All Lovers Lost" in der Verlagsvorschau aber dennoch, da er zur Abwechslung mit Hamburg ein deutsches Setting hat und ich sehr ...

Vampirromane gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Angesprochen hat mich "All Lovers Lost" in der Verlagsvorschau aber dennoch, da er zur Abwechslung mit Hamburg ein deutsches Setting hat und ich sehr gespannt war, wie Madeleine Puljic Blutsauger durch deutsche Städte wandeln lässt. Nach dem Lesen bin ich nun positiv davon überrascht, wie die junge Autorin die typischen Motive und Klischees beiseitegelassen und überraschende Wendungen in ihre Geschichte eingebaut hat. Alles in allem fehlte mir aber ein wenig emotionale Tiefe, um "All Lovers Lost" zu meinen Highlights zählen zu können.

Das Cover gefällt mir schonmal sehr gut. Mit dem braunen Hintergrund, den stilisierten Rosen und dem blutigen "V" des Titels kann die Gestaltung die Düsternis und das Geheimnisvolle der Geschichte sehr gut transportieren. Auch den Titel "All Lovers Lost" finde ich gelungen ausgewählt. Die Gestaltung zwischen den Buchdeckeln ist recht schlicht. Anzumerken ist nur, dass die Erzählung insgesamt in sieben Teile eingeteilt ist, die die Namen bekannter Pop- und Rockklassiker tragen, was ich eine charmante Idee finde.

Erster Satz: "Aus dem Schatten einer Seitengasse heraus beobachtete Lazar die Sterblichen, die aus der U-Bahn strömten."

"All Lovers Lost" startet zunächst recht gemächlich damit, in das Leben des jahrhundertalten und lebensmüden Vampirs Lazar und in den Alltag der quirligen Medizinstudentin Sina einzuführen. Dass der Beginn die ersten 100 Seiten braucht, um in Schwung zu kommen und wirklich zu packen hat in meinen Augen vor allem zwei Gründe: Erstens finde ich es sehr schade, dass der Klapptext schon einen sehr großen Teil der Handlung abdeckt und damit viele recht späte Ereignisse wie Sinas Verwandlung oder Lazars Tod schon vorwegnimmt. Dadurch warten wir eigentlich nur, dass diese Ereignisse eintreten und die Handlung startet. Außerdem fällt es uns mit dieser Hintergrundinformation schwer, uns auf Lazar und dessen sich sehr schnell entwickelnde Beziehung zu Sina einzulassen, die im ersten Drittel die Hauptgrundlage der Handlung darstellt.

Nach und nach entspinnt sich nach dem eher langsamen Beginn dann aber ein sehr interessantes Handlungsgefüge, das eine Vampirgeschichte mal anders erzählt. Statt wie üblich auf die Liebesgeschichte zu fokussieren und das Vampirdasein romantisch zu verklären, folgt "All Lovers Lost" einer sehr realistischen Betrachtung des Vampirmythos. Madeleine Puljic geht nicht gerade zimperlich mit ihren Figuren um - egal ob unsterblich oder nicht - und lässt diese auch sehr viel unter den Nachteilen ihres Daseins leiden. Denn nicht nur Kameras, Digitalisierung und immer einfacher verfolgbaren digitale Spuren machen es den Unsterblichen im 21. Jahrhundert schwer unentdeckt zu bleiben, zusätzlich macht auch noch der Vampirjägerorden „Vertrani in Dei Signo“ unbarmherzig Jagd auf sie. Statt die Krone der Schöpfung und der Gipfel der Nahrungskette zu sein, lässt die Autorin die Jäger der Nacht hier selbst zu Gejagten werden und fügt ihrer Handlung so spannende Krimi- und Thrillerelemente hinzu. Dazu erzählt sie in sehr kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Sicht von Sina, Lazar, dessen unsterblichem Freund Cassius und der Vampirjägerin Ramona, die bald dasselbe Ziel haben: die Mordreihe aufzuklären, die Hamburg zerrüttet....

"All Lovers Lost" glänzt also mit einer düsteren, schaurigen Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität. Zusätzlich ist das Setting in Hamburg auch sehr charmant umgesetzt. Egal ob Reeperbahn, die Elbphilharmonie, der Michel oder kleine Cafés - hier finden sich viele berühmte und gewöhnliche Schauplätze, die man beim Lesen wiedererkennen kann. Im Gegensatz zu den häufig gewählten Spielorten in Amerika empfand ich Hamburg als schöne Abwechslung und passende Kulisse für diesen düsteren Roman. Auch den Schreibstil der Autorin kann ich als kurzweilig loben. Etwas Probleme hatte ich nur bei der Übermittlung von Emotionen, welche im Verlauf der Geschichte nur in geringen Dosen bei mir angekommen sind. Demnach habe ich auch keine besonders inniger Verbindung zu den grundsätzlich interessanten Figuren aufgebaut. Vor allem Sina ist eine sehr solide Protagonistin, hätte an manchen Stellen aber gerne noch ein bisschen mehr emotionale Tiefe haben können. Am besten gefielen mir Lazars vampirischer Freund Cassius und Sinas beste Freundin Levke, andere Figuren wie beispielsweise auch die erzählende Ramona bleiben hingegen sehr blass und schöpfen ihr Potenzial bei Weitem nicht aus.

Trotz des liegengelassenen Potenzials zu Beginn und bezüglich der Figuren bleibt nach dem Lesen ein positiver Gesamteindruck zurück. Besonders das letzte Drittel von "All Lovers Lost" entwickelte sich in eine andere Richtung als ich zu Beginn oder nach dem Klapptext angenommen hatte, wodurch ich positiv überrascht wurde.


Fazit:


"All Lovers Lost" glänzt mit einer düsteren, schaurigen Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität und sticht durch das deutsche Setting hervor. Gerade zu Beginn und bezüglich der Figuren lässt Madeleine Puljic jedoch Potential liegen.

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