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Veröffentlicht am 09.06.2022

Ein temporeicher, mitreißend erzählter und vielseitiger Spionagethriller

Sense of Danger
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Dass Jennifer Estep grandiose, spannende Geschichten erzählen kann, hat sie schon in ihren Fantasy-Reihen wie der Mythos-Academy-Reihe oder der Splitterkronen-Reihe gezeigt. In ihrem neusten Roman, "Sense ...

Dass Jennifer Estep grandiose, spannende Geschichten erzählen kann, hat sie schon in ihren Fantasy-Reihen wie der Mythos-Academy-Reihe oder der Splitterkronen-Reihe gezeigt. In ihrem neusten Roman, "Sense of Danger", erzählt sie nun einen Spionagethriller mit Science-Fiction, Fantasy und romantischen Elementen - wie immer äußerst charmant, mitreißend und originell!!!

Das Cover ist zwar im typischen, unspektakulären Jugendbuch-Fantasy-Stil gehalten, dafür aber raffiniert gemacht und gefällt mir gut. Zusehen ist die Silhouette einer Frau mit wehenden Haaren, die im angedeuteten Fokus einer Kamera vor einer unbekannten Bedrohung davonläuft. Umrahmt wird das Motiv von unheilvoll roten Wolken mit den Silhouetten von Möwen, welche sich kontrastreich vom dunklen Hintergrund abheben. Auch innerhalb der Buchdeckel zieht sich das Motiv des Kamera-Fadenkreuzes durch die Gestaltung und schmückt jeden der 37 Kapitelanfänge. Sehr gut gefällt mir auch, dass der Verlag den äußerst passenden Originaltitel beibehalten hat, welcher sowohl die gefährliche Grundstimmung aufgreift als auch auf die nützliche Gabe der Hauptprotagonistin, Gefahr zu erkennen, hindeutet.

Erster Satz: "Die Auftragskiller erkannte man immer an ihren Anzügen."

Schon mit dem ersten Satz macht die Autorin klar: diese Geschichte wird alles andere als langweilig. Jennifer Estep entführt hier nach Washington DC, in dem es von normalen und paranormalen Spionen nur so wimmelt. Im Mittelpunkt steht dabei die sogenannte Section 47, eine geheime Spionageorganisation, welche Terroranschläge und Großverbrechen verhindern soll, die durch Menschen mit magischen Kräften verübt werden. Dazu sind neben Analysten, die Hintergrundrecherchen für Einsätze durchführen, Charmeuren, die durch soziale Kontakte im Außeneinsatz Informationen beschaffen vor allem die sogenannten Cleaner berüchtigt und gefährlich, da sie als speziell ausgebildete Auftragskiller, die gefährliche Ziele eliminieren. Was für uns abenteuerlich erscheinen mag, ist für unsere erste Protagonistin Charlotte Alltag. Als Analystin und Tochter eines Cleaners arbeitet sie schon seit Jahren für die Section 47, um magischen Bösewichten auf die Spur zu kommen. Im Gegensatz zu den Cleanern und Charmeuren ist ihre Aufgabe aber auf den Schreibtisch beschränkt. Das ändert sich, als der Cleaner Desmond extra aus Australien anreist und ausgerechnet sie für eine gefährliche Mission anfordert...

Die Autorin stellt hier also ein schlichtes, aber wirkungsvolles Setting vor, das den Nährboden für eine spannende Handlung bereithält. Wie jedes Büro ist auch die Section 47 nicht gegen Klüngeleien, Intrigen, Verrat und Betrug gefeit und zusätzlich zu den gefährlichen Missionen hat die Autorin beiden Hauptfiguren dunkle Hintergrundgeschichten und offene Rechnungen gegeben, die sie miteinander, mit anderen Mitarbeitern und Zielpersonen haben. Wer greift Charlotte immer wieder an? Weshalb wollte Desmond ausgerechnet sie für den Einsatz? Gibt es Verbindungen ihrer aktuellen Mission zum letzten, schiefgegangenen Einsatz ihres Vaters? Und wem können die beiden vertrauen...? Hier wird also schon allein durch das sehr dynamische und energiegeladene Setting viel Spannung und Konfliktpotential für die Handlung gewonnen. Und das ist auch gut so, da ihre sonstige Handlung recht geradlinig erzählt wird. Vor allem einige der Wendungen gegen Ende waren für mich leider vorherzusehen. Die fehlende Überraschung machte die Autorin aber mit besonders viel Action im Showdown wieder gut und sorgte so dafür, dass sowohl Fans von Actionromanen, Krimis, Thrillern, Romanzen, Superhelden-Scie-Fie und Fantasygeschichten auf ihre Kosten kommen.

Charlotte: "Ich hatte den ersten Teil meines Plans ins Rolle gebracht - hatte gerade sozusagen eine Hand voll Messer in die Luft geworfen. Nur die Zeit konnte sagen, ob ich es schaffte, die Waffen zu jonglieren - oder ob die Klingen nach unten schossen, um mich in Stücke zu schneiden."

Unterstützt wird dieser Eindruck durch den temporeichen und dynamischen Erzählstil, der die Handlung zu jeder Zeit vorwärtstreibt und Längen verhindert. Mit spannenden Kämpfen, Intrigen, Geheimnissen, Einsätzen und Wendungen sowie der ständigen Vorstellung neuer Gaben bekommen wir zu jeder Zeit genügend Spannendes präsentiert, dass man darüber wegsehen kann, dass im Grunde viele bekannte Konzepte und Tropes unterschiedlicher Genres verwendet wurden. Denn neben Fantasy-Elementen werden hier auch Science-Fiction-Anklänge und eine Liebesgeschichte in den Spionagethriller verbaut. Anstatt überladen zu wirken, kann "Sense of Danger" aber von den vielen Einzelelementen profitieren und zu einem runden, vielseitigen Genremix avancieren, der vermutlich eine breite Zielgruppe ansprechen wird.

Eine weitere Stärke neben dem hohen Erzähltempo und der Vielseitigkeit der Handlung sind die beiden sympathischen Figuren, die hier abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen dürfen. Gerade dadurch, dass die beiden sich nur bedingt trauen und aufgrund ihrer verschiedenen Magien unterschiedliche Einblicke in aktuelle Geschehnisse haben, ist dies eine äußerst interessante Art durch ihr Abenteuer zu führen. Sehr gut gefällt mir auch, dass die Liebesgeschichte dezent im Hintergrund bleibt und die recht gradlinige Handlung um einige unterhaltsamen Querelen ergänzt. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass es sich trotz der typischen Jugendbuch-Aufmachung keineswegs um ein typisches Jugendbuch handelt. Nicht nur weil hier viele blutige Kämpfe ausgetragen werden, sondern vor allem weil die Protagonistin mit ihren 35 Jahren außergewöhnlich "alt" ist. Dass war für mich natürlich eine nette Abwechslung, aber dadurch ist Charlotte vielleicht nicht die beste Identifikationsfigur für 14jährige, sondern spricht eher etwas ältere Leserinnen an. Sie ist sehr viel erfahrener, selbstbewusster, reifer und gefestigter als die üblichen Fantasy-Protagonistinnen, was die Story von viel Geschmachte, emotionalen Schwankungen, Peinlichkeiten sowie einer ellenlangen Selbstsuche befreit und mir sehr zugesagt hat. Neben ihr bleibt Desmond zwar eine Winzigkeit blasser, insgesamt konnte ich aber beide ins Herz schließen. Dasselbe lässt sich auf die Nebenfiguren und Antagonisten beziehen, welche aufgrund der dominanten Handlung nur grob angeschnitten werden. Von einer Geschichte dieses Genres habe ich aber auch nichts anderes erwartet.

Desmond: "Ich mag nicht als Killer arbeiten, wie mein Vater es getan hat, aber ich lasse niemanden mit einem Mordversuch an mir davonkommen." Diese Wildheit hatte ich bei ihr nicht erwartet, doch sie gefiel mir - mehr als sie sollte. Charlottes Blick huschte erneut über meinen Körper. Ihre Aura brannte noch heller als bisher, doch das war nichts um Vergleich zu dem grausamen Lächeln, das ihre Lippen verzog. "Geh dich anziehen, Dundee", schnurrte Charlotte. "Wir haben zu arbeiten."

Zuletzt lässt sich noch sagen, dass das Ende von "Sense of Danger" die Geschichte sehr gelungen abschließt. Die Geschichte von Charlotte und Desmond wird befriedigend zu Ende erzählt, dabei bleiben aber noch genügend Fragen offen, sodass die Autorin ohne Probleme nochmal in die Welt der Section 47 zurückkehren könnte.



Fazit:
*
"Sense of Danger" ist ein temporeicher, mitreißend erzählter und vielseitiger Spionagethriller mit Science-Fiction, Fantasy und romantischen Elementen. Die Wendungen hätten ein wenig überraschender, das Handlungskonstrukt ein wenig frischer und die Nebenfiguren ein wenig lebhafter sein können - alles in allem bin ich aber begeistert von Jennifer Esteps neustem Roman!

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Eine düstere, schaurige Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität

All Lovers Lost
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Vampirromane gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Angesprochen hat mich "All Lovers Lost" in der Verlagsvorschau aber dennoch, da er zur Abwechslung mit Hamburg ein deutsches Setting hat und ich sehr ...

Vampirromane gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Angesprochen hat mich "All Lovers Lost" in der Verlagsvorschau aber dennoch, da er zur Abwechslung mit Hamburg ein deutsches Setting hat und ich sehr gespannt war, wie Madeleine Puljic Blutsauger durch deutsche Städte wandeln lässt. Nach dem Lesen bin ich nun positiv davon überrascht, wie die junge Autorin die typischen Motive und Klischees beiseitegelassen und überraschende Wendungen in ihre Geschichte eingebaut hat. Alles in allem fehlte mir aber ein wenig emotionale Tiefe, um "All Lovers Lost" zu meinen Highlights zählen zu können.

Das Cover gefällt mir schonmal sehr gut. Mit dem braunen Hintergrund, den stilisierten Rosen und dem blutigen "V" des Titels kann die Gestaltung die Düsternis und das Geheimnisvolle der Geschichte sehr gut transportieren. Auch den Titel "All Lovers Lost" finde ich gelungen ausgewählt. Die Gestaltung zwischen den Buchdeckeln ist recht schlicht. Anzumerken ist nur, dass die Erzählung insgesamt in sieben Teile eingeteilt ist, die die Namen bekannter Pop- und Rockklassiker tragen, was ich eine charmante Idee finde.

Erster Satz: "Aus dem Schatten einer Seitengasse heraus beobachtete Lazar die Sterblichen, die aus der U-Bahn strömten."

"All Lovers Lost" startet zunächst recht gemächlich damit, in das Leben des jahrhundertalten und lebensmüden Vampirs Lazar und in den Alltag der quirligen Medizinstudentin Sina einzuführen. Dass der Beginn die ersten 100 Seiten braucht, um in Schwung zu kommen und wirklich zu packen hat in meinen Augen vor allem zwei Gründe: Erstens finde ich es sehr schade, dass der Klapptext schon einen sehr großen Teil der Handlung abdeckt und damit viele recht späte Ereignisse wie Sinas Verwandlung oder Lazars Tod schon vorwegnimmt. Dadurch warten wir eigentlich nur, dass diese Ereignisse eintreten und die Handlung startet. Außerdem fällt es uns mit dieser Hintergrundinformation schwer, uns auf Lazar und dessen sich sehr schnell entwickelnde Beziehung zu Sina einzulassen, die im ersten Drittel die Hauptgrundlage der Handlung darstellt.

Nach und nach entspinnt sich nach dem eher langsamen Beginn dann aber ein sehr interessantes Handlungsgefüge, das eine Vampirgeschichte mal anders erzählt. Statt wie üblich auf die Liebesgeschichte zu fokussieren und das Vampirdasein romantisch zu verklären, folgt "All Lovers Lost" einer sehr realistischen Betrachtung des Vampirmythos. Madeleine Puljic geht nicht gerade zimperlich mit ihren Figuren um - egal ob unsterblich oder nicht - und lässt diese auch sehr viel unter den Nachteilen ihres Daseins leiden. Denn nicht nur Kameras, Digitalisierung und immer einfacher verfolgbaren digitale Spuren machen es den Unsterblichen im 21. Jahrhundert schwer unentdeckt zu bleiben, zusätzlich macht auch noch der Vampirjägerorden „Vertrani in Dei Signo“ unbarmherzig Jagd auf sie. Statt die Krone der Schöpfung und der Gipfel der Nahrungskette zu sein, lässt die Autorin die Jäger der Nacht hier selbst zu Gejagten werden und fügt ihrer Handlung so spannende Krimi- und Thrillerelemente hinzu. Dazu erzählt sie in sehr kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Sicht von Sina, Lazar, dessen unsterblichem Freund Cassius und der Vampirjägerin Ramona, die bald dasselbe Ziel haben: die Mordreihe aufzuklären, die Hamburg zerrüttet....

"All Lovers Lost" glänzt also mit einer düsteren, schaurigen Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität. Zusätzlich ist das Setting in Hamburg auch sehr charmant umgesetzt. Egal ob Reeperbahn, die Elbphilharmonie, der Michel oder kleine Cafés - hier finden sich viele berühmte und gewöhnliche Schauplätze, die man beim Lesen wiedererkennen kann. Im Gegensatz zu den häufig gewählten Spielorten in Amerika empfand ich Hamburg als schöne Abwechslung und passende Kulisse für diesen düsteren Roman. Auch den Schreibstil der Autorin kann ich als kurzweilig loben. Etwas Probleme hatte ich nur bei der Übermittlung von Emotionen, welche im Verlauf der Geschichte nur in geringen Dosen bei mir angekommen sind. Demnach habe ich auch keine besonders inniger Verbindung zu den grundsätzlich interessanten Figuren aufgebaut. Vor allem Sina ist eine sehr solide Protagonistin, hätte an manchen Stellen aber gerne noch ein bisschen mehr emotionale Tiefe haben können. Am besten gefielen mir Lazars vampirischer Freund Cassius und Sinas beste Freundin Levke, andere Figuren wie beispielsweise auch die erzählende Ramona bleiben hingegen sehr blass und schöpfen ihr Potenzial bei Weitem nicht aus.

Trotz des liegengelassenen Potenzials zu Beginn und bezüglich der Figuren bleibt nach dem Lesen ein positiver Gesamteindruck zurück. Besonders das letzte Drittel von "All Lovers Lost" entwickelte sich in eine andere Richtung als ich zu Beginn oder nach dem Klapptext angenommen hatte, wodurch ich positiv überrascht wurde.


Fazit:


"All Lovers Lost" glänzt mit einer düsteren, schaurigen Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität und sticht durch das deutsche Setting hervor. Gerade zu Beginn und bezüglich der Figuren lässt Madeleine Puljic jedoch Potential liegen.

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Eine düstere, schaurige Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität

All Lovers Lost
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Vampirromane gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Angesprochen hat mich "All Lovers Lost" in der Verlagsvorschau aber dennoch, da er zur Abwechslung mit Hamburg ein deutsches Setting hat und ich sehr ...

Vampirromane gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Angesprochen hat mich "All Lovers Lost" in der Verlagsvorschau aber dennoch, da er zur Abwechslung mit Hamburg ein deutsches Setting hat und ich sehr gespannt war, wie Madeleine Puljic Blutsauger durch deutsche Städte wandeln lässt. Nach dem Lesen bin ich nun positiv davon überrascht, wie die junge Autorin die typischen Motive und Klischees beiseitegelassen und überraschende Wendungen in ihre Geschichte eingebaut hat. Alles in allem fehlte mir aber ein wenig emotionale Tiefe, um "All Lovers Lost" zu meinen Highlights zählen zu können.

Das Cover gefällt mir schonmal sehr gut. Mit dem braunen Hintergrund, den stilisierten Rosen und dem blutigen "V" des Titels kann die Gestaltung die Düsternis und das Geheimnisvolle der Geschichte sehr gut transportieren. Auch den Titel "All Lovers Lost" finde ich gelungen ausgewählt. Die Gestaltung zwischen den Buchdeckeln ist recht schlicht. Anzumerken ist nur, dass die Erzählung insgesamt in sieben Teile eingeteilt ist, die die Namen bekannter Pop- und Rockklassiker tragen, was ich eine charmante Idee finde.

Erster Satz: "Aus dem Schatten einer Seitengasse heraus beobachtete Lazar die Sterblichen, die aus der U-Bahn strömten."

"All Lovers Lost" startet zunächst recht gemächlich damit, in das Leben des jahrhundertalten und lebensmüden Vampirs Lazar und in den Alltag der quirligen Medizinstudentin Sina einzuführen. Dass der Beginn die ersten 100 Seiten braucht, um in Schwung zu kommen und wirklich zu packen hat in meinen Augen vor allem zwei Gründe: Erstens finde ich es sehr schade, dass der Klapptext schon einen sehr großen Teil der Handlung abdeckt und damit viele recht späte Ereignisse wie Sinas Verwandlung oder Lazars Tod schon vorwegnimmt. Dadurch warten wir eigentlich nur, dass diese Ereignisse eintreten und die Handlung startet. Außerdem fällt es uns mit dieser Hintergrundinformation schwer, uns auf Lazar und dessen sich sehr schnell entwickelnde Beziehung zu Sina einzulassen, die im ersten Drittel die Hauptgrundlage der Handlung darstellt.

Nach und nach entspinnt sich nach dem eher langsamen Beginn dann aber ein sehr interessantes Handlungsgefüge, das eine Vampirgeschichte mal anders erzählt. Statt wie üblich auf die Liebesgeschichte zu fokussieren und das Vampirdasein romantisch zu verklären, folgt "All Lovers Lost" einer sehr realistischen Betrachtung des Vampirmythos. Madeleine Puljic geht nicht gerade zimperlich mit ihren Figuren um - egal ob unsterblich oder nicht - und lässt diese auch sehr viel unter den Nachteilen ihres Daseins leiden. Denn nicht nur Kameras, Digitalisierung und immer einfacher verfolgbaren digitale Spuren machen es den Unsterblichen im 21. Jahrhundert schwer unentdeckt zu bleiben, zusätzlich macht auch noch der Vampirjägerorden „Vertrani in Dei Signo“ unbarmherzig Jagd auf sie. Statt die Krone der Schöpfung und der Gipfel der Nahrungskette zu sein, lässt die Autorin die Jäger der Nacht hier selbst zu Gejagten werden und fügt ihrer Handlung so spannende Krimi- und Thrillerelemente hinzu. Dazu erzählt sie in sehr kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Sicht von Sina, Lazar, dessen unsterblichem Freund Cassius und der Vampirjägerin Ramona, die bald dasselbe Ziel haben: die Mordreihe aufzuklären, die Hamburg zerrüttet....

"All Lovers Lost" glänzt also mit einer düsteren, schaurigen Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität. Zusätzlich ist das Setting in Hamburg auch sehr charmant umgesetzt. Egal ob Reeperbahn, die Elbphilharmonie, der Michel oder kleine Cafés - hier finden sich viele berühmte und gewöhnliche Schauplätze, die man beim Lesen wiedererkennen kann. Im Gegensatz zu den häufig gewählten Spielorten in Amerika empfand ich Hamburg als schöne Abwechslung und passende Kulisse für diesen düsteren Roman. Auch den Schreibstil der Autorin kann ich als kurzweilig loben. Etwas Probleme hatte ich nur bei der Übermittlung von Emotionen, welche im Verlauf der Geschichte nur in geringen Dosen bei mir angekommen sind. Demnach habe ich auch keine besonders inniger Verbindung zu den grundsätzlich interessanten Figuren aufgebaut. Vor allem Sina ist eine sehr solide Protagonistin, hätte an manchen Stellen aber gerne noch ein bisschen mehr emotionale Tiefe haben können. Am besten gefielen mir Lazars vampirischer Freund Cassius und Sinas beste Freundin Levke, andere Figuren wie beispielsweise auch die erzählende Ramona bleiben hingegen sehr blass und schöpfen ihr Potenzial bei Weitem nicht aus.

Trotz des liegengelassenen Potenzials zu Beginn und bezüglich der Figuren bleibt nach dem Lesen ein positiver Gesamteindruck zurück. Besonders das letzte Drittel von "All Lovers Lost" entwickelte sich in eine andere Richtung als ich zu Beginn oder nach dem Klapptext angenommen hatte, wodurch ich positiv überrascht wurde.


Fazit:


"All Lovers Lost" glänzt mit einer düsteren, schaurigen Umsetzung des Vampirthemas mit einem ordentlichen Spritzer Realität und sticht durch das deutsche Setting hervor. Gerade zu Beginn und bezüglich der Figuren lässt Madeleine Puljic jedoch Potential liegen.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Viel heiße Luft, überschwellige Metaphern und leere Worte...

Kiss of Thunder
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"Kiss of Thunder" vom Autorinnenduo Meredith Wild und Angel Payne habe ich mir angefragt, da die Mischung aus Hollywood-Glamour, Literaturstudium und paranormalen Elementen eine prickelnde und interessante ...

"Kiss of Thunder" vom Autorinnenduo Meredith Wild und Angel Payne habe ich mir angefragt, da die Mischung aus Hollywood-Glamour, Literaturstudium und paranormalen Elementen eine prickelnde und interessante Geschichte versprochen hat. Nachdem ich die Romantasy-Geschichte in den letzten Tagen gelesen habe, fällt mein Urteil aber leider ein wenig gemischt aus.

Das Cover ist mit dem blauen Hintergrund, dem geschwungenen goldenen Titel und den hellen Lichtpunkten zwar ein wenig nichtssagend, dafür aber um einiges schöner anzusehen als das Originalcover, über dessen Hauptmotiv ich doch glatt ein bisschen lachen musste. Die Gestaltung ist geheimnisvoll, magisch und sinnlich, was sehr gut zur Geschichte passt. Auch der deutsche Titel, der im Gegensatz zum Original nicht schon einen riesigen Teil der Geschichte vorwegnimmt, gefällt mir sehr gut! Dafür also ein großes Kompliment an den Verlag! Etwas verwirrt war ich zunächst über die ungewöhnlich verschnörkelte Schriftart, in der der Roman abgedruckt ist und auch der Abstand der untersten Zeile zum Seitenrand ist seltsam groß. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber gut an den etwas untypischen Satz und kommt gut durch die 360 Seiten.

Erster Satz: "Nur eins ist schlimmer, als eine Dämonin zu sein: eine Valari zu sein."

Die beiden Autorinnen steigen direkt mit dem ersten Treffen der beiden Hauptfiguren, die abwechseln aus der Ich-Perspektive erzählen, in die Handlung ein. Wie schon im ersten Satz deutlich wird, werden die Celebrity-Elemente und der College-Trope dabei wie selbstverständlich mit paranormalen Elementen gemischt. Schon schnell ist deshalb klar: Kara ist eine Dämonin und Maximus ist riesig und demoliert ab und an aus Versehen Gegenstände. Da wir ansonsten aber ein ganz alltägliches L.A. präsentiert bekommen, in dem keiner so wirklich an Übernatürliches glaubt, wäre es in meinen Augen dringend notwendig gewesen, diese paranormalen Motive glaubhaft einzubinden. Eine wirkliche Einbettung dieser Elemente in das Realitätssetting erfolgt in diesem Auftakt aber nicht, sodass mich die ersten 100 Seiten vor allem verwirrt haben und "Kiss of Thunder" sich zunächst liest, als würde man mitten in einer Reihe einsteigen, deren Vorgängerbände oder Prequels man nicht gelesen hat.

Doch auch im Verlauf der Geschichte wird das Worldbuilding nicht besser. Während man zu Beginn noch dachte, dass einem als LeserIn einfach essenzielle Informationen fehlen, die von den Figuren zurückgehalten werden, wird mit der Zeit klar, dass auch Kara und Maximus über ihre übernatürlichen Herkunft nicht viel mehr wissen, weshalb auch im Verlauf der Geschichte die hunderte von Fragen, die beim Lesen aufkommen, einfach nicht beantwortet werden. Das ist mehr als nur frustrierend. Man kann doch nicht ein reales Setting wählen und wahllos einige übernatürliche Elemente hinzufügen und davon ausgehen, dass damit alle Unklarheiten aus dem Weg geräumt sind. Neben der Frustration beim Lesen schadet dieser Informationsmangel auch stark dem Vorankommen der Handlung. Statt zusammen die magische Welt zu erkunden oder Geheimnissen auf die Spur zu kommen, tun die beiden Hauptfiguren ununterbrochen nichts anderes, als verwirrte Gespräche zu führen, sich gegenseitig mit Andeutungen und Halbwahrheiten abspeisen und ... rummachen. Viel andere Handlung ereignet sich nicht auf den beinahe 400 Seiten, was angesichts der drei vielversprechenden Motiven der Handlung wirklich enttäuschend ist.

Maximus: "Ich habe geglaubt, ich wüsste was Hölle ist - bis du mich zum ersten Mal berührt hast."

Gegen Ende werden dann zwar einige Enthüllungen angedeutet, die jedoch so oberflächlich bleiben, dass sie die Handlung nicht wirklich bereichern. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie die Geschichte mit einer derart dünnen Handlung auf drei Bände gestreckt werden soll... Vermutlich war der Gedanke der beiden Autorinnen, Spannung durch die offenen Fragen zu gewinnen. Ärgerlich ist nur, dass man sich beim Lesen sehr schnell die Geheimnisse der beiden Figuren zusammenspinnen kann und die Hinhaltetaktik und das ewige Ausweichen und Nicht-Verstehen der Figuren deshalb sehr unglaubwürdig wird. Wenn also Handlung und offene Fragen und Konflikte als Spannungsgeber ausfallen, was hat dann dafür gesorgt, dass ich "Kiss of Thunder" trotzdem bis zum Ende verfolgt habe? Die Atmosphäre, die durch die Anziehungskraft zwischen Kara und Maximus entsteht!

Meredith Wild und Angel Payne erzählen hier eine Forbidden-Lovestory, welche vor allem aufgrund der übernatürlichen Barrieren zwischen Kara und Maximus besteht und weniger durch das Professor-Studentin-Machtgefälle (letzteres scheint die beiden Figuren seltsamerweise nicht groß zu interessieren). Schon während ihrer ersten Begegnung knistert es ordentlich zwischen ihnen - im wahrsten Sinne des Wortes - und auch wenn natürlich etwas fragwürdig ist, dass die beiden schon nach wenigen Tagen Bekanntschaft zu 100% verliebt sind, ist die Chemie zwischen den beiden wirklich toll. Insta-Love-Geschichten, in denen sich die beiden Figuren schon auf den ersten Blick ineinander verlieben und eine enge Verbindung haben, ohne diese langsam und für uns LeserInnen nachvollziehbar zu entwickeln, stehe ich generell ein wenig skeptisch gegenüber. Hier fand ich die sofortige Verbindung zwischen den beiden durch die paranormale Erklärung aber gerade noch so gerechtfertigt und konnte mich deshalb gut auf das Knistern zwischen den zweien einlassen.

Kara: "Ich will all deine Geheimnisse, Kara... All die kleinen Teile von dir, die niemals jemand sieht, jeden wilden Traum, jede hässliche Wahrheit. Wenn ich nicht der Mann bin, der sich all das verdienen kann, wird sich für mich nichts jemals mehr richtig anfühlen.

Während ich die Verbindung zwischen den beiden also sehr nachvollziehbar ausgearbeitet und die Anziehung zwischen ihnen durch die Seiten greifbar finde, bleiben Kara und Maximus als Einzelfiguren jedoch nur grobe Strichzeichnungen. Die beiden sind zwar grundsätzlich sympathisch, bleiben hier für meinen Geschmack aber zu eindimensional. Wir erfahren kaum etwas darüber, was die beiden wirklich bewegt und lesen fast ausschließlich Szenen, in denen sie zusammen sind. Und auch diese gemeinsame Zeit nutzen sie leider nicht, um sich gegenseitig besser kennenzulernen oder etwas zu unternehmen, sondern beinahe ausschließlich körperlich. Auch die Nebenfiguren finde ich hier kaum erwähnenswert. Mit Maximus´ bestem Freund Jesse und Karas Schwester Kell haben wir immerhin zwei Nebenfiguren, die immer wieder vorkommen, die die Beziehungen zwischen ihnen und den Hauptfiguren bleiben jedoch sehr blass. Da es sich bei "Kiss of Thunder" um den Auftakt einer Reihe handelt, werden die Haupt- und Nebenfiguren in den kommenden Bänden vermutlich noch weiter vertieft, für mich wird nach diesem Band aber wohl eher Schluss sein.

Maximus: "Es passiert alles wieder genau gleich. Das Erwachen, wenn sie da ist. Wie sehr ich mir ihrer bewusst bin. Die Explosion, das Feuer, Licht und Farben, die zwischen ihrem Blut und meinem hin- und herrast, so funkelnd wie das vergoldete Sonnenlicht um uns herum."

Diese Entscheidung hängt - als letzter Kritikpunkt meiner Rezension - auch ein wenig mit dem Schreibstil zusammen. Meredith Wild und Angel Payne setzen hier sehr viele bildhafte Vergleiche und Metaphern ein, die an manchen Stellen jedoch ein bisschen fehl am Platz erscheinen. Da ich bisher noch kein Buch von einer der beiden Autorinnen gelesen habe, bin ich mir nicht sicher, ob der an manchen Stellen amüsante, an anderen eher unangenehme Beigeschmack von Formulierungen durch den Schreibstil der beiden Autorinnen oder durch die Übersetzung bedingt ist. Fest steht, dass ich einige Szenen nicht ganz ernst nehmen konnte (vor allem die seitenlange Liebesszene am Ende hat mir den ein oder anderen ungewollten Lacher entlockt) und die langen Absätze voller magischer Andeutungen und blumiger Gefühlsbeschreibungen wie heiße Luft erscheinen, denen im Endeffekt die Substanz fehlt. Schade!

Kara: "Bücher waren immer meine einzige Sucht, aber Maximus ist eine Geschichte für sich. Ein lebendiges Rätsel. Der faszinierendste Held, der mir je begegnet ist. Und ich will nicht, dass die Geschichte jemals endet."


Fazit:


"Kiss of Thunder" ist eine Romantasy-Geschichte mit viel heißer Luft, überschwelligen Metaphern und leeren Worte, der jedoch die Substanz fehlt. Das Worldbuilding lässt viele Fragen offen, die großen "Wendungen" sind vorhersehbar und die Figuren bleiben stark eindimensional - nur die durch die prickelnde Chemie entstandene Atmosphäre sorgt dafür, dass man bis zum Ende dabeibleibt!

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Eine völlig absurde, skurrile, aber clever konstruierte Science-Fiction-Komödie

Do not eat!
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Die Eindrücke

Handlung: Als großer Fan von Douglas Adams musste ich "Do not Eat" einfach anfragen, als ich die Novelle in der Verlagsvorschau des Knaur Verlags entdeckt habe. Und genau wie erwartet erzählt ...

Die Eindrücke

Handlung:
Als großer Fan von Douglas Adams musste ich "Do not Eat" einfach anfragen, als ich die Novelle in der Verlagsvorschau des Knaur Verlags entdeckt habe. Und genau wie erwartet erzählt Kevin Hearne eine völlig absurde, skurrile, aber dennoch clever konstruierte Geschichte über Alienentführungen, Nahrungskette, Sondenuntersuchungen, unförmige Raumschiffe und Mitgefühl für Hühner. Was interessant beginnt, artet in der letzten Hälfte des dünnen Büchleins jedoch in einen blutigen Kampf zwischen Aliens und Menschen aus. Statt diesem Gemetzel hätte ich lieber noch einen Ausblick darüber erhalten, was nach dem offenen Ende passiert.

Schreibstil:
Trotz des in meinen Augen eher unglücklichen Verlaufs habe ich die kurze Geschichte in einem Rutsch durchgelesen. Dafür war vor allem der humorvolle Schreibstil des Autors verantwortlich. Teilweise im Stil eines Tagebuchs, teilweise direkt aus der Ich-Perspektive unseres Erzählers Clint, erzählt Kevin Hearne davon, zu was Menschen plötzlich alles fähig sind, wenn überlegene Außerirdische sie schlachten und als Tiefkühlnahrung verwenden möchten. Witzig werden "Do not Eat" aber nur diejenigen finden, die über verspritztes Aliengehirn, nackte Hintern, Pimmelschiffe und schwarzen Humor lachen können.

Figuren:
Die sechs WissenschaftlerInnen, die zusammen mit fünfzigtausend als Nahrung deklarierten Menschen versuchen, die Aliens davon abzuhalten, die Erde zu kolonialisieren können in diesem Format leider nicht ausführlich vorgestellt werden. Auch die Hauptfigur Clint kann nicht besonders vertieft werden und mehr als sein Drang, fremden Menschen Liebeserklärungen zu machen, um ihnen ihren Tod zu erleichtern und seine Rennradler-Waden erfahren wir nicht über ihn. Da "Do not Eat" aber vor allem durch die kuriose Handlung und den Humor getragen wird, ist das nicht weiter schlimm.


Das Zitat:


"Großartig! Dann musst du dir ja keine Sorgen mehr machen."
"Na ja, ihr habt mich entführt, und ich befinde mich auf einem Schiff voller Aliens, denen man extra sagen muss, dass sie mich nicht essen sollen, wenn sie mich sehen. Das finde ich schon ziemlich besorgniserregend."
"Ach Clint. Sei doch nicht albern. Ich kann dir versichern, dass du absolut sicher bist." "Und wenn ich mich weigere?"
"Dann muss ich dich leider zu "Nahrung" umetikettieren."



Das Urteil:


"Do not Eat" ist eine völlig absurde, skurrile, aber dennoch clever konstruierte Science-Fiction-Komödie, die im letzten Drittel leider zu einem Gemetzel ausartet und damit nicht an den Charme eines Douglas Adams anknüpfen kann. Dennoch eine Leseempfehlung an alle Fans von schwarzem Humor und Alien-Splatter!

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