Profilbild von Wordworld_Sophia

Wordworld_Sophia

Lesejury Star
offline

Wordworld_Sophia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wordworld_Sophia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2022

Eine cozy Kleinstadt-Romance mit nicht ganz so cozy Themen...

With you I dream
0

Da ich der Autorin schon seit Jahren auf Instagram folge, wo sie als @justine-thereadingmermaid unterwegs ist, war es für klar, dass ich den Erscheinungstermin des Auftakts ihrer neusten NA-Reihe als Anlass ...

Da ich der Autorin schon seit Jahren auf Instagram folge, wo sie als @justine-thereadingmermaid unterwegs ist, war es für klar, dass ich den Erscheinungstermin des Auftakts ihrer neusten NA-Reihe als Anlass nehmen muss, mal eines ihrer Bücher zu lesen. Der Knaur Verlag hat mir netterweise schon vor ein paar Tagen ein Exemplar von "With you I dream" zugesendet, sodass ich heute passend zum Buchgeburtstag meine Rezension hochladen kann.

Mia: "Es gibt dieses Band zwischen Geschwistern, das schwer zu erklären ist, wenn man es nicht selbst erlebt. Egal, wie unterschiedlich man ist oder wie groß die Differenzen sind - man hat eine Konstante."

Erstmal vorweg: ich liebe, liebe, LIEBE das Cover!!! Mit der meerblauen Blume im Hintergrund, deren durchscheinende Blütenblätter an einen Klatschmohn erinnern, dem geschwungenen, weißen Titel und den vereinzelten, goldenen Sprenkeln ist es schlicht und einfach wunderschön gestaltet! Der Titel klingt auch ganz hübsch, dort vermisse ich aber die genaue Verbindung zum Inhalt. Positiv hervorheben möchte ich noch die toll gestalteten Leselaschen der broschierten Ausgabe, in denen Eindrücke aus der fiktiven Kleinstadt Belmont Bay zu sehen sind, welche das Setting für die gleichnamige Belmont-Bay-Reihe bildet.

Erster Satz: "Das Leben ist ein Theaterstück, und wir alle spielen die eigene Hauptrolle."

Wir beginnen mit Mias Ankunft in Belmont Bay in die Geschichte. Nachdem sie in New York nach einer Horrornacht überstürzt verlassen hat, kommt sie dort bei ihrer Adoptivschwester Megan unter und findet in dem lauschigen Örtchen zwischen der wild-romantischen Natur Idahos, einem Shakespeare-Festival und der Bekanntschaft mit dem grüblerischen Conner Zeit zum Herunterkommen, Erden, Heilen und Träumen... Anders als das cozy Kleinstadtsetting vermuten lassen würde, sind die behandelten Themen hier alles andere als gemütlich. Wie die Triggerwarnung schon besagt, geht es hier um häusliche Gewalt, Verlust, Tod, Trauer und Traumabewältigung. Denn nicht nur Mia ist auf der Suche nach einem Neuanfang, auch Conner trägt einiges mit sich herum, das er endlich loslassen muss...

Conner: "Jeden Tag verschwinden Menschen. Überall auf der Welt. In einem Moment sind sie noch Teil deines Lebens. Sie haben ein Leben, eine Zukunft - und dann werden sie verschlungen. Es gibt keine Spuren, keine Anhaltspunkte. Nur die vage Hoffnung, dass sie irgendwann doch wieder auftauchen. Man hofft auf ein Wunder. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich noch hoffe."

"With you I dream" ist also mehr als eine Liebesgeschichte und besticht mit emotionaler Tiefe und wichtige Themen. Schade ist nur, dass dabei auf den 352 Seiten vieles nur angerissen bleibt. Mias Aufwachsen, ihr Verhältnis zu ihrer Schwester, zu ihrer Mutter, zu ihrem Studium, ihre zurückliegende Beziehung, ihr Leben in New York... da bleiben viele Fragen offen. Was hat Ihr außer dem Theater Freude bereitet, hat sie irgendwelche anderen Hobbies oder Freizeitbeschäftigungen? Was ist mit einem Adoptivvater? Hat sie in New York andere Bekanntschaften geschlossen, die sie vermisst? Ich kann gut verstehen, dass sich die Autorin hier ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren wollte, in dem Mia zur Ruhe kommen kann, aber leider haben mir hier noch ein paar Details gefehlt, um sie als Figur richtig greifen zu können. Die Informationen über Conner sind hingegen noch spärlicher: seine Familie wird nur kurz nebenbei erwähnt, seine Schwester lernen wir in einer Szene kennen, wir erfahren nie, weshalb er das Haus restauriert und berufliche Ambitionen oder Träume scheint er keine besonderen zu haben.

Mia: "Ein Augenblick schweigt Conner und betrachtet das Farbspiel der Blätter, die im Licht der Mittagssonne schimmern, als habe sie jemand mit Gold besprenkelt. "Aber trotzdem gab es die guten Zeiten. Man sollte das nicht vergessen und sich deswegen auch nicht schlecht fühlen. Egal, was danach passiert ist." Ich schüttle den Kopf. "Auch wenn jedes Glück, das man verspürt hat, plötzlich wirkt wie eine Lüge?" Unsere Blicke treffen sich, ohne sich wieder voneinander lösen zu können. Das schmerzhafte Pochen meines Herzens wird wieder ruhiger. "Glück ist keine Lüge, selbst wenn man danach ins Unglück rennt."

Das finde ich extrem schade und ich bin mir sicher, dass zusätzliche 100 Seiten der Geschichte gutgetan hätten, sodass alle losen Enden verstaut und die Figuren mit ein bisschen mehr Lebendigkeit und Details versehen hätten werden können. Im jetzigen Zustand finde ich die Geschichte sehr gut, mit ein bisschen mehr Umfang hätte sie aber grandios sein können. Denn beide Figuren sind mir sehr ans Herz gewachsen. Vor allem Mias innerer Konflikt und die seelischen Narben, die sie von der toxischen Beziehung davongetragen hat, finde ich sehr berührend und bestärkend dargestellt. Das mag wahrscheinlich daran liegen, dass Justine Pust Sensitivity Reader eingesetzt hat und in einem bewegenden Nachwort offenlegt, dass sie selbst ähnliche Erfahrungen wie ihre Protagonistin machen musste. Zwar fand ich das Ende etwas überstürzt und plötzlich, Mia schafft es aber trotzdem ein glaubwürdiges und mutmachendes Beispiel dafür zu sein, dass es keine Opfer von häuslicher Gewalt gibt, sondern nur Überlebende! Für die Überwindung und die emotionale Arbeit, die die Autorin in diese Geschichte gesteckt haben muss, kann ich nur den Hut vor ihr ziehen!

Conner: "Ihre Lippen suchen meine, und ich vergesse die kalte, grausame Welt um uns herum. Und jede Narbe, die mir je zugefügt wurde."

Auch die langsame Annäherung zwischen Mia und Conner hat mir sehr gut gefallen. Es gab einige Szenen, die habe ich beinahe als Filmsequenzen vor mir gesehen, weil sie so eine lebendige Dynamik hatten. Das mag vielleicht auch mit Justine Pusts Schreibstil zusammenhängen. Neben den Konflikten der Figuren und deren wachsender Nähe dürfen wir auch die Natur Idahos bewundern. Besonders einige Wanderausflüge in den Wald haben es mir sehr angetan, weshalb ich mich darauf freue, in Band 2 nach Belmont Bay zurückkehren zu können, wo dann Megans Geschichte erzählt wird.

Mia: "Man muss andere nicht dafür verurteilen, dass ihre Wunden noch heilen müssen."



Fazit:


"With you I dream" ist eine cozy Kleinstadt-Romance mit nicht ganz so cozy Themen. Justine Pust überzeugt in ihrem NA-Auftakt mit emotionaler Tiefe, wichtigen Botschaften und wunderschönen Landschaftsbeschreibungen. Leichten Abzug gibt es für den in meinen Augen zu geringen Umfang, wodurch einige Fragen offen und das Ende zu überstürzt bleiben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2022

Eine wichtige und ausdrucksstarke Geschichte - leider eher spannungsarm und leblos erzählt!

Firekeeper's Daughter
0

"Firekeeper´s Daughter" ist eine weitere Neuerscheinung des Monats März, auf welche ich mich lange gefreut hatte! Der Roman hat in den USA schon nach dem Erscheinen der Originalausgabe im Jahr 2021 für ...

"Firekeeper´s Daughter" ist eine weitere Neuerscheinung des Monats März, auf welche ich mich lange gefreut hatte! Der Roman hat in den USA schon nach dem Erscheinen der Originalausgabe im Jahr 2021 für Furore gesorgt und soll jetzt sogar von den Obamas als Netflix-Serie produziert werden. Kein Wunder also, dass ich sehr gespannt auf Angeline Boulleys Thriller über eine Native American war und mir ein Rezensionsexemplar angefragt hatte. Leider hatte ich gerade mit dem ersten Drittel der Geschichte so sehr zu kämpfen wie schon lange mit keinem Buch mehr und war mehrmals kurz davor, die Geschichte abzubrechen. Das Ende macht zwar einiges wieder wett, dennoch kann ich leider nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen und komme nicht umhin, ein wenig enttäuscht zu sein.

Doch starten wir wie immer am Anfang: mit dem Cover. Jenes zeigt ein buntes Motiv auf cremefarbenem Grund, welches entfernt an Ledger Art erinnert. Von geometrisch-abstrahierten Flammen, einer Sonne und Tiermotiven umrahmt ist ein Schmetterling zu sehen, dessen Flügel zwei Gesichtshälften bilden. Damit greift das Cover wesentliche Motive der Erzählung auf und bildet den Spirit Name der Hauptfigur grafisch dar. Auf Daunis´ (übersetzt: Tochter) Abstammung von der Familie der Firekeeper (übersetzt: Feuerhüter) weist auch der Titel hin, welcher glücklicherweise vom Verlag aus dem Original übernommen wurden. Sehr gut gefällt mir auch, dass jedes der 57 Kapiteln mit einer kleinen stilisierten Flamme beginnt und auch die Unterteilung in vier Teile, die jeweils nach einer Himmelsrichtung benannt sind, mit Motiven des Covers ausgestaltet sind. Ebenfalls positiv anzumerken ist das Bonusmaterial am Endes des Buches, das aus einem Glossar, einer Sammlung von Erklärungen und einer historischen Einordnung besteht.

Erster Satz: "Ich beginne meinen Tag vor Sonnenaufgang, ziehe Joggingsachen an und lege eine Prise semaa an die Ostseite des Baumes, dort werden die Sonnenstrahlen zuerst auf den Tabak fallen."

Jene drei Abschnitte sind auch dringend notwendig, um der Geschichte ohne großes Vorwissen und regelmäßiger Recherche folgen zu können. Denn Angeline Boulley, welche selbst ein registriertes Mitglied des Sault Saint Marie Tribes der Chippewa Indians auf Michigans Oberer Handinsel ist, hat es sich in "Firekeeper´s Daughter" zur Aufgabe gemacht, ihre LeserInnen die Sprache, Kultur und Lebensart ihrer Ojibwe-Gemeinschaft lebendig zu übermitteln. Als Own-Voice-Autorin kann sie mit großer Authentizität und Bedeutungsschwere über das Leben der modernen indigenen Bevölkerung der USA informieren, über die Geschichte und das Trauma dieses Volks aufklären und für aktuelle Probleme sensibilisieren. Die große Stärke des Buches ist also, dass man beim Lesen sehr niederschwellig eine Menge lernen kann und mit Sicherheit schlauer aus den 560 Seiten hervorgeht, als man gestartet ist.

Etwas schade ist nur, dass gerade zu Beginn die Balance zwischen Information und Handlung leider gar nicht funktioniert und ich die ersten 200 Seiten als ein wenig künstlich und überfüllt mit Informationen wahrgenommen habe. Da ich wirklich keinerlei Vorwissen mitbrachte, fiel es mir sehr schwer, die zahlreichen Begriffe, Rituale, Verwandtschaftsverhältnisse und Ausdrücke, mit der man auf jeder Seite konfrontiert wird, zu verstehen und gedanklich zu sortieren. Das Glossar zu verwendeten Ausdrücken und Übersetzungen der Ojibwe-Sprache Anishinaabemowin sowie die historische Einordnung helfen dabei nur bedingt und leider habe ich mich mit zunehmender Seitenzahl dabei ertappt, Begriffe oder auch ganze Abschnitte zu überspringen, um mich beim Nachschlagen nicht wieder aus dem Lesefluss bringen zu lassen. Es dauerte also eine ganze Weile, bis ich mich zwischen Powwows und Little People zurechtfand, wusste, was mit Seema oder kwe gemeint ist und was der Unterschied zwischen anishanaabe und anishnaabeg ist, während die Bedeutung mancher Wörter ganz an mir vorbeigegangen ist. Ich würde sagen, dass das erste Drittel also ganz klar unter den guten Absichten der Autorin gelitten hat, ihren LeserInnen möglichst viele Informationen mitzugeben. Doch weniger ist manchmal eben mehr...

"Ich werde ihre Informantin sein. Ich werde herausfinden, was dazu führte, dass Travis Lily getötet hat. Ich richte mich zu voller Größe auf. Meine Wirbelsäule ist eine Stahlstange. Ich überrage Jamie. TJ werfe ich noch einen vernichtenden Blick über den Parkplatz hinweg zu. Ich werde meine Gemeinschaft schützen. Mich. Die Stilettos sind keine Fick-mich-Schuhe. Sondern Fickt-euch-Schuhe. "Ja", erkläre ich Jamie. "Ich bin so weit."


Der Einstieg wurde mir jedoch nicht nur dadurch erschwert, dass man mit einer ganzen Flut an Informationen und fremdartigen Begriffen erschlagen wird, sondern auch dadurch, dass die eigentliche Handlung erst nach 100 Seiten mit dem ersten Mord startet, der Daunis dazu bringt, als verdeckte Ermittlerin beim FBI anzufangen. Sobald die Kriminalgeschichte um einen Drogenring, der innerhalb und außerhalb der Reservation Crystal Meth verkauft und regelmäßig Todesopfer fordert, angelaufen ist, habe ich auch besser in die Geschichte gefunden, da die vielen kleinen Alltagsrituale und Anekdoten aus Daunis´ Leben nun endlich in einen spannungsgebenden Rahmen eingebettet waren. Auch wenn ich schon sehr bald meinen ersten Verdacht hatte, wer zu den Drahtziehern hinter den Verbrechen stecken könnte, mochte ich, wie die Autorin ihre Krimihandlung mit Thriller-Elementen, Träumen und einer Liebesgeschichte verbindet. Vor allem die letzten 200 Seiten machen den schwachen Einstieg wieder wett, da die Erzählung einmal Fahrt aufgenommen die einzelnen Motive der Handlung zu einem spannenden Showdown verbindet.

Trotz des starken Finales bleibt ein gemischter Eindruck zurück. Da "Firekeeper´s Daughter" sich schnell als ausdrucksstarke und authentische Erzählung zu wichtigen Themen entpuppte, habe ich wirklich versucht, es zu mögen, aber neben dem zähen Einstieg konnten mich auch Schreibstil und Figuren nicht so sehr mitreißen wie gehofft. Denn leider gelang es dem Schreibstil von Angeline Boulley bei allen Beschreibungen, Rückblicken und Kunstgriffen nicht, die Figuren und deren Gefühle glaubhaft und lebhaft an mich zu vermitteln. Es gab zwar einige Passagen, in denen der Charakter der Hauptfigur durchschien oder ein wenig Humor aufleuchtete, leider habe ich die Nähe zur Handlung dann aber genauso schnell wieder verloren, während mir an wieder anderen Stellen die etwas derbe Sprache negativ auffiel.

"In Jamies gelbbraunen Augen leuchtet etwas Heftiges auf - Wut, Verzweiflung, Trotz. Ich revanchiere mich umgehend. Diesmal ist es ein Starr-Wettbewerb. Nein… ein Vernichtender-Blick-Wettkampf. "Keine Ahnung, warum ihr zwei es so eilig habt", sagt Ron, als er schließlich auftaucht. Er geht wie ein Messer zwischen uns und durchtrennt die Spannung. "Ich habe die Autoschlüssel."


Ich bin mir also nicht ganz sicher, ob es an der Fremdheit der Kultur, dem eher leblosen Schreibstil, dem durch das ständige Nachschlagen unterbrochenen Lesefluss, an der Übersetzung oder schlichtweg an der Charakterzeichnung liegt, aber ich während der gesamten Erzählung einfach keinen richtigen Draht zu Daunis finden können. Und das ist wirklich schade, denn sie ist nicht nur clever, meinungsstark und loyal, sondern hat auch mit einigen sehr interessanten inneren und äußeren Konflikte zu kämpfen, bei denen ich sehr gerne auch emotional mehr involviert gewesen wäre. Leider blieb ich während der gesamten 560 Seiten eine distanziert Beobachterin, die die Hochs wie die zelebrierte Freundschaft, Liebe, Familie, Stärke und Herkunft, aber auch die Tiefs wie Rassismus, Drogenmissbrauch, Mord, sexuelle Gewalt und Ungerechtigkeit eher unbeteiligt verfolgte.



Fazit:


In "Firekeeper´s Daughter" hat es sich Angeline Bouelley zur Aufgabe gemacht, mit großer Authentizität und Bedeutungsschwere über das Leben der modernen indigenen Bevölkerung der USA zu informieren, über die Geschichte und das Trauma dieses Volks aufzuklären und für aktuelle Probleme zu sensibilisieren. Leider ist die gerät die eigentliche Handlung dabei gerade zu Beginn zu sehr in den Hintergrund, sodass ich nur schwer Anschluss gefunden habe und bis zum Ende keinen wirklichen Draht zur Protagonistin finden konnte. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2022

Eine wichtige und ausdrucksstarke Geschichte - leider eher spannungsarm und leblos erzählt!

Firekeeper's Daughter
0

"Firekeeper´s Daughter" ist eine weitere Neuerscheinung des Monats März, auf welche ich mich lange gefreut hatte! Der Roman hat in den USA schon nach dem Erscheinen der Originalausgabe im Jahr 2021 für ...

"Firekeeper´s Daughter" ist eine weitere Neuerscheinung des Monats März, auf welche ich mich lange gefreut hatte! Der Roman hat in den USA schon nach dem Erscheinen der Originalausgabe im Jahr 2021 für Furore gesorgt und soll jetzt sogar von den Obamas als Netflix-Serie produziert werden. Kein Wunder also, dass ich sehr gespannt auf Angeline Boulleys Thriller über eine Native American war und mir ein Rezensionsexemplar angefragt hatte. Leider hatte ich gerade mit dem ersten Drittel der Geschichte so sehr zu kämpfen wie schon lange mit keinem Buch mehr und war mehrmals kurz davor, die Geschichte abzubrechen. Das Ende macht zwar einiges wieder wett, dennoch kann ich leider nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen und komme nicht umhin, ein wenig enttäuscht zu sein.

Doch starten wir wie immer am Anfang: mit dem Cover. Jenes zeigt ein buntes Motiv auf cremefarbenem Grund, welches entfernt an Ledger Art erinnert. Von geometrisch-abstrahierten Flammen, einer Sonne und Tiermotiven umrahmt ist ein Schmetterling zu sehen, dessen Flügel zwei Gesichtshälften bilden. Damit greift das Cover wesentliche Motive der Erzählung auf und bildet den Spirit Name der Hauptfigur grafisch dar. Auf Daunis´ (übersetzt: Tochter) Abstammung von der Familie der Firekeeper (übersetzt: Feuerhüter) weist auch der Titel hin, welcher glücklicherweise vom Verlag aus dem Original übernommen wurden. Sehr gut gefällt mir auch, dass jedes der 57 Kapiteln mit einer kleinen stilisierten Flamme beginnt und auch die Unterteilung in vier Teile, die jeweils nach einer Himmelsrichtung benannt sind, mit Motiven des Covers ausgestaltet sind. Ebenfalls positiv anzumerken ist das Bonusmaterial am Endes des Buches, das aus einem Glossar, einer Sammlung von Erklärungen und einer historischen Einordnung besteht.

Erster Satz: "Ich beginne meinen Tag vor Sonnenaufgang, ziehe Joggingsachen an und lege eine Prise semaa an die Ostseite des Baumes, dort werden die Sonnenstrahlen zuerst auf den Tabak fallen."

Jene drei Abschnitte sind auch dringend notwendig, um der Geschichte ohne großes Vorwissen und regelmäßiger Recherche folgen zu können. Denn Angeline Boulley, welche selbst ein registriertes Mitglied des Sault Saint Marie Tribes der Chippewa Indians auf Michigans Oberer Handinsel ist, hat es sich in "Firekeeper´s Daughter" zur Aufgabe gemacht, ihre LeserInnen die Sprache, Kultur und Lebensart ihrer Ojibwe-Gemeinschaft lebendig zu übermitteln. Als Own-Voice-Autorin kann sie mit großer Authentizität und Bedeutungsschwere über das Leben der modernen indigenen Bevölkerung der USA informieren, über die Geschichte und das Trauma dieses Volks aufklären und für aktuelle Probleme sensibilisieren. Die große Stärke des Buches ist also, dass man beim Lesen sehr niederschwellig eine Menge lernen kann und mit Sicherheit schlauer aus den 560 Seiten hervorgeht, als man gestartet ist.

Etwas schade ist nur, dass gerade zu Beginn die Balance zwischen Information und Handlung leider gar nicht funktioniert und ich die ersten 200 Seiten als ein wenig künstlich und überfüllt mit Informationen wahrgenommen habe. Da ich wirklich keinerlei Vorwissen mitbrachte, fiel es mir sehr schwer, die zahlreichen Begriffe, Rituale, Verwandtschaftsverhältnisse und Ausdrücke, mit der man auf jeder Seite konfrontiert wird, zu verstehen und gedanklich zu sortieren. Das Glossar zu verwendeten Ausdrücken und Übersetzungen der Ojibwe-Sprache Anishinaabemowin sowie die historische Einordnung helfen dabei nur bedingt und leider habe ich mich mit zunehmender Seitenzahl dabei ertappt, Begriffe oder auch ganze Abschnitte zu überspringen, um mich beim Nachschlagen nicht wieder aus dem Lesefluss bringen zu lassen. Es dauerte also eine ganze Weile, bis ich mich zwischen Powwows und Little People zurechtfand, wusste, was mit Seema oder kwe gemeint ist und was der Unterschied zwischen anishanaabe und anishnaabeg ist, während die Bedeutung mancher Wörter ganz an mir vorbeigegangen ist. Ich würde sagen, dass das erste Drittel also ganz klar unter den guten Absichten der Autorin gelitten hat, ihren LeserInnen möglichst viele Informationen mitzugeben. Doch weniger ist manchmal eben mehr...

"Ich werde ihre Informantin sein. Ich werde herausfinden, was dazu führte, dass Travis Lily getötet hat. Ich richte mich zu voller Größe auf. Meine Wirbelsäule ist eine Stahlstange. Ich überrage Jamie. TJ werfe ich noch einen vernichtenden Blick über den Parkplatz hinweg zu. Ich werde meine Gemeinschaft schützen. Mich. Die Stilettos sind keine Fick-mich-Schuhe. Sondern Fickt-euch-Schuhe. "Ja", erkläre ich Jamie. "Ich bin so weit."


Der Einstieg wurde mir jedoch nicht nur dadurch erschwert, dass man mit einer ganzen Flut an Informationen und fremdartigen Begriffen erschlagen wird, sondern auch dadurch, dass die eigentliche Handlung erst nach 100 Seiten mit dem ersten Mord startet, der Daunis dazu bringt, als verdeckte Ermittlerin beim FBI anzufangen. Sobald die Kriminalgeschichte um einen Drogenring, der innerhalb und außerhalb der Reservation Crystal Meth verkauft und regelmäßig Todesopfer fordert, angelaufen ist, habe ich auch besser in die Geschichte gefunden, da die vielen kleinen Alltagsrituale und Anekdoten aus Daunis´ Leben nun endlich in einen spannungsgebenden Rahmen eingebettet waren. Auch wenn ich schon sehr bald meinen ersten Verdacht hatte, wer zu den Drahtziehern hinter den Verbrechen stecken könnte, mochte ich, wie die Autorin ihre Krimihandlung mit Thriller-Elementen, Träumen und einer Liebesgeschichte verbindet. Vor allem die letzten 200 Seiten machen den schwachen Einstieg wieder wett, da die Erzählung einmal Fahrt aufgenommen die einzelnen Motive der Handlung zu einem spannenden Showdown verbindet.

Trotz des starken Finales bleibt ein gemischter Eindruck zurück. Da "Firekeeper´s Daughter" sich schnell als ausdrucksstarke und authentische Erzählung zu wichtigen Themen entpuppte, habe ich wirklich versucht, es zu mögen, aber neben dem zähen Einstieg konnten mich auch Schreibstil und Figuren nicht so sehr mitreißen wie gehofft. Denn leider gelang es dem Schreibstil von Angeline Boulley bei allen Beschreibungen, Rückblicken und Kunstgriffen nicht, die Figuren und deren Gefühle glaubhaft und lebhaft an mich zu vermitteln. Es gab zwar einige Passagen, in denen der Charakter der Hauptfigur durchschien oder ein wenig Humor aufleuchtete, leider habe ich die Nähe zur Handlung dann aber genauso schnell wieder verloren, während mir an wieder anderen Stellen die etwas derbe Sprache negativ auffiel.

"In Jamies gelbbraunen Augen leuchtet etwas Heftiges auf - Wut, Verzweiflung, Trotz. Ich revanchiere mich umgehend. Diesmal ist es ein Starr-Wettbewerb. Nein… ein Vernichtender-Blick-Wettkampf. "Keine Ahnung, warum ihr zwei es so eilig habt", sagt Ron, als er schließlich auftaucht. Er geht wie ein Messer zwischen uns und durchtrennt die Spannung. "Ich habe die Autoschlüssel."


Ich bin mir also nicht ganz sicher, ob es an der Fremdheit der Kultur, dem eher leblosen Schreibstil, dem durch das ständige Nachschlagen unterbrochenen Lesefluss, an der Übersetzung oder schlichtweg an der Charakterzeichnung liegt, aber ich während der gesamten Erzählung einfach keinen richtigen Draht zu Daunis finden können. Und das ist wirklich schade, denn sie ist nicht nur clever, meinungsstark und loyal, sondern hat auch mit einigen sehr interessanten inneren und äußeren Konflikte zu kämpfen, bei denen ich sehr gerne auch emotional mehr involviert gewesen wäre. Leider blieb ich während der gesamten 560 Seiten eine distanziert Beobachterin, die die Hochs wie die zelebrierte Freundschaft, Liebe, Familie, Stärke und Herkunft, aber auch die Tiefs wie Rassismus, Drogenmissbrauch, Mord, sexuelle Gewalt und Ungerechtigkeit eher unbeteiligt verfolgte.



Fazit:


In "Firekeeper´s Daughter" hat es sich Angeline Bouelley zur Aufgabe gemacht, mit großer Authentizität und Bedeutungsschwere über das Leben der modernen indigenen Bevölkerung der USA zu informieren, über die Geschichte und das Trauma dieses Volks aufzuklären und für aktuelle Probleme zu sensibilisieren. Leider ist die gerät die eigentliche Handlung dabei gerade zu Beginn zu sehr in den Hintergrund, sodass ich nur schwer Anschluss gefunden habe und bis zum Ende keinen wirklichen Draht zur Protagonistin finden konnte. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2022

Eine wichtige und ausdrucksstarke Geschichte - leider eher spannungsarm und leblos erzählt!

Firekeeper's Daughter
0

"Firekeeper´s Daughter" ist eine weitere Neuerscheinung des Monats März, auf welche ich mich lange gefreut hatte! Der Roman hat in den USA schon nach dem Erscheinen der Originalausgabe im Jahr 2021 für ...

"Firekeeper´s Daughter" ist eine weitere Neuerscheinung des Monats März, auf welche ich mich lange gefreut hatte! Der Roman hat in den USA schon nach dem Erscheinen der Originalausgabe im Jahr 2021 für Furore gesorgt und soll jetzt sogar von den Obamas als Netflix-Serie produziert werden. Kein Wunder also, dass ich sehr gespannt auf Angeline Boulleys Thriller über eine Native American war und mir ein Rezensionsexemplar angefragt hatte. Leider hatte ich gerade mit dem ersten Drittel der Geschichte so sehr zu kämpfen wie schon lange mit keinem Buch mehr und war mehrmals kurz davor, die Geschichte abzubrechen. Das Ende macht zwar einiges wieder wett, dennoch kann ich leider nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen und komme nicht umhin, ein wenig enttäuscht zu sein.

Doch starten wir wie immer am Anfang: mit dem Cover. Jenes zeigt ein buntes Motiv auf cremefarbenem Grund, welches entfernt an Ledger Art erinnert. Von geometrisch-abstrahierten Flammen, einer Sonne und Tiermotiven umrahmt ist ein Schmetterling zu sehen, dessen Flügel zwei Gesichtshälften bilden. Damit greift das Cover wesentliche Motive der Erzählung auf und bildet den Spirit Name der Hauptfigur grafisch dar. Auf Daunis´ (übersetzt: Tochter) Abstammung von der Familie der Firekeeper (übersetzt: Feuerhüter) weist auch der Titel hin, welcher glücklicherweise vom Verlag aus dem Original übernommen wurden. Sehr gut gefällt mir auch, dass jedes der 57 Kapiteln mit einer kleinen stilisierten Flamme beginnt und auch die Unterteilung in vier Teile, die jeweils nach einer Himmelsrichtung benannt sind, mit Motiven des Covers ausgestaltet sind. Ebenfalls positiv anzumerken ist das Bonusmaterial am Endes des Buches, das aus einem Glossar, einer Sammlung von Erklärungen und einer historischen Einordnung besteht.

Erster Satz: "Ich beginne meinen Tag vor Sonnenaufgang, ziehe Joggingsachen an und lege eine Prise semaa an die Ostseite des Baumes, dort werden die Sonnenstrahlen zuerst auf den Tabak fallen."

Jene drei Abschnitte sind auch dringend notwendig, um der Geschichte ohne großes Vorwissen und regelmäßiger Recherche folgen zu können. Denn Angeline Boulley, welche selbst ein registriertes Mitglied des Sault Saint Marie Tribes der Chippewa Indians auf Michigans Oberer Handinsel ist, hat es sich in "Firekeeper´s Daughter" zur Aufgabe gemacht, ihre LeserInnen die Sprache, Kultur und Lebensart ihrer Ojibwe-Gemeinschaft lebendig zu übermitteln. Als Own-Voice-Autorin kann sie mit großer Authentizität und Bedeutungsschwere über das Leben der modernen indigenen Bevölkerung der USA informieren, über die Geschichte und das Trauma dieses Volks aufklären und für aktuelle Probleme sensibilisieren. Die große Stärke des Buches ist also, dass man beim Lesen sehr niederschwellig eine Menge lernen kann und mit Sicherheit schlauer aus den 560 Seiten hervorgeht, als man gestartet ist.

Etwas schade ist nur, dass gerade zu Beginn die Balance zwischen Information und Handlung leider gar nicht funktioniert und ich die ersten 200 Seiten als ein wenig künstlich und überfüllt mit Informationen wahrgenommen habe. Da ich wirklich keinerlei Vorwissen mitbrachte, fiel es mir sehr schwer, die zahlreichen Begriffe, Rituale, Verwandtschaftsverhältnisse und Ausdrücke, mit der man auf jeder Seite konfrontiert wird, zu verstehen und gedanklich zu sortieren. Das Glossar zu verwendeten Ausdrücken und Übersetzungen der Ojibwe-Sprache Anishinaabemowin sowie die historische Einordnung helfen dabei nur bedingt und leider habe ich mich mit zunehmender Seitenzahl dabei ertappt, Begriffe oder auch ganze Abschnitte zu überspringen, um mich beim Nachschlagen nicht wieder aus dem Lesefluss bringen zu lassen. Es dauerte also eine ganze Weile, bis ich mich zwischen Powwows und Little People zurechtfand, wusste, was mit Seema oder kwe gemeint ist und was der Unterschied zwischen anishanaabe und anishnaabeg ist, während die Bedeutung mancher Wörter ganz an mir vorbeigegangen ist. Ich würde sagen, dass das erste Drittel also ganz klar unter den guten Absichten der Autorin gelitten hat, ihren LeserInnen möglichst viele Informationen mitzugeben. Doch weniger ist manchmal eben mehr...

"Ich werde ihre Informantin sein. Ich werde herausfinden, was dazu führte, dass Travis Lily getötet hat. Ich richte mich zu voller Größe auf. Meine Wirbelsäule ist eine Stahlstange. Ich überrage Jamie. TJ werfe ich noch einen vernichtenden Blick über den Parkplatz hinweg zu. Ich werde meine Gemeinschaft schützen. Mich. Die Stilettos sind keine Fick-mich-Schuhe. Sondern Fickt-euch-Schuhe. "Ja", erkläre ich Jamie. "Ich bin so weit."


Der Einstieg wurde mir jedoch nicht nur dadurch erschwert, dass man mit einer ganzen Flut an Informationen und fremdartigen Begriffen erschlagen wird, sondern auch dadurch, dass die eigentliche Handlung erst nach 100 Seiten mit dem ersten Mord startet, der Daunis dazu bringt, als verdeckte Ermittlerin beim FBI anzufangen. Sobald die Kriminalgeschichte um einen Drogenring, der innerhalb und außerhalb der Reservation Crystal Meth verkauft und regelmäßig Todesopfer fordert, angelaufen ist, habe ich auch besser in die Geschichte gefunden, da die vielen kleinen Alltagsrituale und Anekdoten aus Daunis´ Leben nun endlich in einen spannungsgebenden Rahmen eingebettet waren. Auch wenn ich schon sehr bald meinen ersten Verdacht hatte, wer zu den Drahtziehern hinter den Verbrechen stecken könnte, mochte ich, wie die Autorin ihre Krimihandlung mit Thriller-Elementen, Träumen und einer Liebesgeschichte verbindet. Vor allem die letzten 200 Seiten machen den schwachen Einstieg wieder wett, da die Erzählung einmal Fahrt aufgenommen die einzelnen Motive der Handlung zu einem spannenden Showdown verbindet.

Trotz des starken Finales bleibt ein gemischter Eindruck zurück. Da "Firekeeper´s Daughter" sich schnell als ausdrucksstarke und authentische Erzählung zu wichtigen Themen entpuppte, habe ich wirklich versucht, es zu mögen, aber neben dem zähen Einstieg konnten mich auch Schreibstil und Figuren nicht so sehr mitreißen wie gehofft. Denn leider gelang es dem Schreibstil von Angeline Boulley bei allen Beschreibungen, Rückblicken und Kunstgriffen nicht, die Figuren und deren Gefühle glaubhaft und lebhaft an mich zu vermitteln. Es gab zwar einige Passagen, in denen der Charakter der Hauptfigur durchschien oder ein wenig Humor aufleuchtete, leider habe ich die Nähe zur Handlung dann aber genauso schnell wieder verloren, während mir an wieder anderen Stellen die etwas derbe Sprache negativ auffiel.

"In Jamies gelbbraunen Augen leuchtet etwas Heftiges auf - Wut, Verzweiflung, Trotz. Ich revanchiere mich umgehend. Diesmal ist es ein Starr-Wettbewerb. Nein… ein Vernichtender-Blick-Wettkampf. "Keine Ahnung, warum ihr zwei es so eilig habt", sagt Ron, als er schließlich auftaucht. Er geht wie ein Messer zwischen uns und durchtrennt die Spannung. "Ich habe die Autoschlüssel."


Ich bin mir also nicht ganz sicher, ob es an der Fremdheit der Kultur, dem eher leblosen Schreibstil, dem durch das ständige Nachschlagen unterbrochenen Lesefluss, an der Übersetzung oder schlichtweg an der Charakterzeichnung liegt, aber ich während der gesamten Erzählung einfach keinen richtigen Draht zu Daunis finden können. Und das ist wirklich schade, denn sie ist nicht nur clever, meinungsstark und loyal, sondern hat auch mit einigen sehr interessanten inneren und äußeren Konflikte zu kämpfen, bei denen ich sehr gerne auch emotional mehr involviert gewesen wäre. Leider blieb ich während der gesamten 560 Seiten eine distanziert Beobachterin, die die Hochs wie die zelebrierte Freundschaft, Liebe, Familie, Stärke und Herkunft, aber auch die Tiefs wie Rassismus, Drogenmissbrauch, Mord, sexuelle Gewalt und Ungerechtigkeit eher unbeteiligt verfolgte.



Fazit:


In "Firekeeper´s Daughter" hat es sich Angeline Bouelley zur Aufgabe gemacht, mit großer Authentizität und Bedeutungsschwere über das Leben der modernen indigenen Bevölkerung der USA zu informieren, über die Geschichte und das Trauma dieses Volks aufzuklären und für aktuelle Probleme zu sensibilisieren. Leider ist die gerät die eigentliche Handlung dabei gerade zu Beginn zu sehr in den Hintergrund, sodass ich nur schwer Anschluss gefunden habe und bis zum Ende keinen wirklichen Draht zur Protagonistin finden konnte. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2022

Eine moderne Lovestory mit sommerlichem Setting!

The Colors of Your Soul
1

Influencer, Vlogger, YouTube, Minimalismus, DIY und Vanlife - "The Colors of Your Soul" klang nach einer modernen Lovestory mit sommerlichem Setting und aktuellen Themen und hat mich damit schon in der ...

Influencer, Vlogger, YouTube, Minimalismus, DIY und Vanlife - "The Colors of Your Soul" klang nach einer modernen Lovestory mit sommerlichem Setting und aktuellen Themen und hat mich damit schon in der Verlagsvorschau sofort angesprochen. Dementsprechend gefreut habe ich mich, als der Verlag mir ein Vorabexemplar zugesagt haben und das Rezensionsexemplar vor zwei Wochen auch noch mit einer Menge toller Goodies bei mir ankam. Neben dem Buch hat der Piper Verlag noch ein Notizbuch, ein Pop-Socket, eine Origami-Anleitung und ein Schlüsselanhänger beigelegt, was meine ehrliche Meinung zum Buch aber wie immer nicht beeinflusst hat. Da ich sehr gespannt war, wie die Themen umgesetzt sind, habe ich gleich nach der Ankunft des Pakets angefangen, "The Colors of Your Soul" zu lesen, sodass ich Euch heute pünktlich zum Erscheinungstermin erklären kann, weshalb mich die Geschichte auf voller Linie positiv überrascht hat.

Pascal: "Der Mut, still zu sein. Nicht tagein, tagaus die Lautstärke anderer in unseren Gedanken z lassen - ob als Videos oder über die sozialen Medien. Seinen eigenen Gedanken endlich wieder den Raum zu geben, den sie verdienen. Doch dafür muss man mutig sein. (...) Viel zu schnell dreht sich unsere Welt, viel zu viele Informationen prasseln Tag für Tag auf uns ein und übertönen das, was uns eigentlich zu etwas Besonderem macht. Unsere Fähigkeit, etwas zu erschaffen. Unserer inneren Stimme zu folgen. Zuzuhören, wenn wir den Mut dazu haben."

Also am Cover kann es schonmal nicht liegen. Auch wenn es als Ganzes stimmig und hochwertig gestaltet ist, ist es mir für meinen persönlichen Geschmack zu bunt, zu glitzernd und insgesamt zu nichtssagend, um mich wirklich zu überzeugen. Die Farbstreifen in warmen Farbtönen wie pink, orange, rot und gelb in Kombination mit den goldenen Lichtpunkten mögen vielleicht zu Hollys buntem Lebensstil passen, falls dies die Intention des Verlags war, fehlt mir hier auf dem Cover dann aber die Repräsentation unseres zweiten Protagonisten Pascal, welcher einen interessanten Gegenpol zu Hollys übersprudelnder Energie bildet. Eine Umsetzung, in der chaotische Muster auf ruhigere Farben treffen, oder sich beides verbindet, hätte mir hier besser gefallen. Auch den Titel halte ich nur für mäßig gelungen, da ich ihn schon während des Lesens mehrere Male vergessen habe und auch keinen direkten Bezug zur Handlung ziehen kann - davon abgesehen, dass beide Hauptfiguren einen kreativen Job haben und ab und zu mit Farben arbeiten... Mir würden auf Anhieb eine Menge Motive einfallen, die sich in meinen Augen besser auf dem Cover oder im Titel gemacht hätten.

Erster Satz: "Meine Wohnung ist zu klein!, schießt es mir durch den Kopf. als ich die riesige Sperrholzplatte in mein Wohnzimmer manövriere und dabei einem maunzenden Orlando ausweiche."

Auch die Atmosphäre der Geschichte kann das Cover nur zum Teil einfangen. Über die Tatsache hinaus, dass die Geschichte im sommerlichen Kalifornien spielt und die glitzernde Welt der Influencer darstellt, ist "The Colors of Your Soul" deutlich ernsthafter und tiefgründiger als das verspielte Cover es vermuten lassen würde. Statt den kalifornischen Traum plattzutreten oder das Leben als Youtuber zu glorifizieren, enthüllt die Autorin sehr schnell die Abgründe hinter dem glitzernden Schein von Social Media. Während Hollys Liebe für schöne Dinge und ihre überquellende Wohnung Zeugen ihrer selbstgewählten Einsamkeit, aus der Angst wieder so verletzt zu werden, wie von ihrer ehemaligen besten Freundin, sind, verbirgt sich hinter Pascals scheinbar freiem, unbeschwertem Van-Leben, der heimliche Wunsch, vor seiner Trauer und den Problemen zuhause davonzulaufen. Die beiden Ich-Erzähler sind mir demnach auch sehr schnell ans Herz gewachsen und entpuppten sich als komplexe und sympathische Figuren.

Holly: "Ich spüre Tränen in meinen Augenwinkeln. Tränen, die ich schon viel zu lange in mir zurückgedrängt habe, weil nie die Zeit, nie der sichere Raum da war, um sie hinauszulassen. Aber jetzt, hier mitten in der Mojave-Wüste, ist der Augenblick plötzlich da, in dem ich um all die Dinge weine, die ich verloren habe. Es ist gleichzeitig schön und schrecklich, dass hier draußen niemand mein Schluchzen hört."

Auch hinter der Grundidee, dass die DIY-Youtuberin und der Minimalist angestoßen von ihren Fans im Rahmen einer Challenge für vier Wochen ihre Leben tauschen, verbirgt sich viel mehr als auf den ersten Blick ersichtlich. Zwar nutzt die Autorin das Aufeinandertreffen der beiden durchaus dafür, eine prickelnde Liebesgeschichte zu erzählen und unterhaltsame Reibung zwischen den Lebensstilen zu erzeugen, im Vordergrund steht aber, wie die beiden in den vier Wochen des Experiments vom jeweils anderen lernen, ihr Lebensmodell überdenken, sich für ihre Probleme öffnen, statt vor ihnen davonzulaufen oder sie mit Projekten zu betäuben und sich gegenseitig zu inspirieren, neue Schritte in die Zukunft zu wagen. Die Liebesgeschichte bleibt dabei zu jedem Zeitpunkt eher ruhig, explizite Szenen zwischen den beiden gibt es gar keine. Das hat die Geschichte aber auch nicht nötig, da die Annäherung der beiden vielmehr dadurch beschrieben wird, wie sie sich die beiden Vlogger mit unterschiedlichem Lebenskonzept langsam aneinander angleichen. Während Holly durch Pax nachdenklicher, erwachsener und in sich ruhender wird, weckt Holly in Pax eine spontane, kreative Seite - und das zu beobachten macht sehr viel Spaß!

Pascal: "Ich habe auch viel von dir gelernt. Das ist das Schöne, wenn sich zwei Menschen begegnen, die so unterschiedlich sind."

Umrahmt wird diese Idee vom humorvollen, leicht träumerischen und authentischen Schreibstil der Autorin. "The Colors of your Soul" war mein erstes Buch von Kim Leopold, wird aber definitiv auch nicht das letzte sein. Dafür hat mir viel zu gut gefallen, wie sie ohne viele Worte einen greifbaren Eindruck von ihren Figuren vermittelt und einfühlsam deren teils schmerzhafte, teils befreiende Erkenntnisfindung beschreibt. Als Bonus erhalten wir auch einige schöne Beschreibungen der Landschaft Kaliforniens, da Holly während der vier Wochen mit dem Van einige Nationalparks, Städte und Naturschauspiele besichtigt. Ich persönlich war noch nie ein Fan vom trocken-heißen Klima der Westküste und in einem Van würde ich wahrscheinlich verrückt werden, einige Schilderungen haben aber trotzdem den Wunsch in mir geweckt, genau wie Holly einfach loszuziehen und auf dem Dach eines Autos den Sternenhimmel in der Wüste zu bestaunen.

Holly: "Die untergehende Sonne färbt den Sand fast rot, der Anblick ist atemberaubend und so viel größer als all die Probleme, die ich mit mir herumschleppe. Im Angesicht der gewaltigen Natur fühle ich mich winzig. Wie ein Sandkorn in dieser riesigen Wüste."

Etwas gedämpft wird mein rundum positiver Eindruck von "The Colors of Your Soul" leider nur vom Ende, welches mir im Gegensatz zur vergleichsweise bodenständigen Handlung des Mittelteils ein wenig zu übertrieben war. Nichtdestotrotz freue ich mich jetzt sehr auf den zweiten Band, in dem es um Pascals jüngere Schwester Allegra geht, bevor Band 3 sich dann um dessen älteren Bruder Micah drehen wird. Beide haben wir hier schon als Nebenfiguren kennenlernen dürfen, ich bin also sehr gespannt, wohin es für diese beiden geht!

Zum Abschluss meiner Rezension folgt noch mein Lieblingszitat mit der Hauptmessage der Geschichte:

Pascal: "Ich glaube nicht, dass ich einfach so in mein altes Leben zurückkehren kann, wenn das hier vorbei ist." Mein Herz macht einen Satz, weil in diesen Worten so viel Bedeutung liegt. So viel Sehnsucht danach, einen Sinn zu finden. In der Arbeit, im Leben, in der Art, wie man diese Welt bereichert. "Das musst du auch nicht", erwidere ich leise. "Du kannst sein, wer immer du sein willst. Du musst dich bloß trauen."



Fazit:

"The Colors of Your Soul" ist eine moderne Lovestory mit sommerlichem Setting, die aktuelle Themen wie Minimalismus, DIY, Influencer und Van-Life mit einer tollen Charakterentwicklung verbindet. Bis auf das Ende und das Cover bin ich vollkommen überzeugt von diesem neuen NA-Reihenauftakt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere