Ein überraschend tiefgründiges und sehr unterhaltsames New Adult Debüt
Blossom"Blossom" ist der Auftakt einer neuen College-Romance-Dilogie, die heute ihren Erscheinungstermin feiert. Da das Bloggerportal mir schon letzte Woche ein Exemplar zugeschickt hat, kann ich heute pünktlich ...
"Blossom" ist der Auftakt einer neuen College-Romance-Dilogie, die heute ihren Erscheinungstermin feiert. Da das Bloggerportal mir schon letzte Woche ein Exemplar zugeschickt hat, kann ich heute pünktlich zum Buchgeburtstag meine Meinung verkünden. In meinen Augen ist "Blossom" ein überraschend tiefgründiges und sehr unterhaltsames New Adult Debüt mit leichten Schwächen gegen Ende.
Doch beginnen wir beim Cover. Zu sehen ist eine rot-violette Farbexplosion, deren Formen entfernt an eine Blüte erinnert und damit perfekt zum Titel passt. Am besten gefällt mir an der Gestaltung jedoch die metallic-schimmernde Oberfläche des Covers, welches die Farben leuchten und das Buch aus jeder Perspektive und bei jedem Licht strahlend und hochwertig aussehen lässt. Der Titel, "Blossom", klingt auf den ersten Blick sehr süß und einfach, hinterlässt nach dem Lesen jedoch einen bitteren Geschmack auf der Zunge, da sich hinter dem vermeintlich simplen Wort eine dunkle Geschichte verbirgt...
Erster Satz: "Habt Ihr alles?", frage ich und zerzause meinen Geschwistern das blonde Haar."
Die Geschichte beginnt wie eine typische NA-Romanze. In spritzigem, lockeren Erzählton stellt Amelia Cadan ihre beiden auf dem Campus berühmten Hauptfiguren während des Beginns des neuen Semesters vor und lässt sie als Dates einer Gala das erste Mal aufeinandertreffen. Während Leith vor allem im Doppelpack mit seiner Ex-Langzeitfreundin Ella bekannt ist, ist Jun ein aufgehender Stern am Schauspielhimmel. Keiner weiß jedoch, dass sie auch außerhalb des Theaters ständig eine Rolle zu spielen hat und nie wäre sie darauf gekommen, dass ausgerechnet der Golden Boy der Baseballmannschaft Leith es vermag, hinter diese Fassade zu blicken...
Nach den ersten beiden Kapiteln hatte ich mit einer Enemies-to-Lovers-Geschichte á la L.J. Shen gerechnet, in dem sich die doch sehr unterschiedlichen Figuren ordentlich aneinander reiben. Schnell wurde jedoch klar, dass die Autorin mit ihrem Auftakt in eine ganz andere Richtung geht. Die Klischees des goldenen Baseballstars und der Eisprinzessin werden schon bald aufgeweicht und wir erkennen, dass sich hinter Juns eisiger Fassade der verzweifelte Versuch, den Schein aufrechtzuerhalten und der Außenwelt nicht zu zeigen, was bei ihr zuhause los ist, verbirgt, während Leith alles andere als ein Aufreißer ist und sich nach nichts mehr sehnt, als einer festen Beziehung. Da auch die beiden vom jeweils anderen überrascht sind, verläuft die Annäherung relativ schnell und wir können den beiden zusehen, wie sie sich in einem Zeitraum von wenigen Tagen ineinander verlieben. Besonders im Mittelteil konnte mich die Chemie der beiden sehr gut erreichen und die Lovestory hat irrsinnig viel Spaß gemacht! Statt Feindseligkeit und Fremdheit können wir hier beobachten, wie die beiden sich füreinander öffnen und Jun in Leith einen überraschenden sicheren Hafen findet.
Jun: "Mir ist schlecht. Die gute Art von schlecht. Gut-schlechte Art von schlecht. Die Art, bei der man sich fühlt, als flatterten einem eine Million wild gewordener Schmetterlinge im Magen herum, deren Flügelschläge bis in die eigenen Fingerspitzen hinein zu spüren sind und einem die Gedanken durcheinanderwirbeln."
Begleitet wird die Liebesgeschichte durch einen modernen Schreibstil mit vielen englischen Ausdrücken und großartigem Humor. Eigentlich finde ich es eher anstrengend, wenn zu viele fremdsprachige Ausdrücke oder Jugendsprache verwendet wird. Da die Geschichte jedoch auf einem amerikanischen College angesiedelt ist und die genutzte Sprache gut zu den beiden Figuren passt, hat es mich hier nicht gestört. Man merkt dem Schreibstil übrigens auch überhaupt nicht an, dass es sich hier um Amelia Cadans Debüt handelt. Im Gegenteil - die Art und Weise, wie die Autorin die Gedanken und Gefühle ihrer Figuren prägnant und einfach auf den Punkt bringt, wirkte sehr routiniert und hat mir sehr gut gefallen. Leith und Jun dürfen hier abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen und sind mir auf diese Weise sehr schnell ins Herz gewachsen. Während Jun hier ganz schön zu kämpfen hat und vor allem Mitleid, aber auch Bewunderung in uns LeserInnen hervorruft, machte sich Leith durch sein großes Herz, seine Verletzlichkeit und Authentizität unentbehrlich. Natürlich kann man kritisieren, dass ihm vielleicht ein paar Ecken und Kanten fehlen, aber alles in allem ist er ein wunderbarer Bookboyfriend, der durch die Abwesenheit eigener Probleme genügend Raum lässt, damit Juns ausreichend ausgebreitet werden können.
Und das ist auch dringend notwendig, denn neben der Liebesgeschichte steht nicht nur die Tablettenabhängigkeit von Juns Mutter und deren Auswirkungen auf die Familie im Vordergrund - "Blossom" wagt auch eine überraschend intensive Auseinandersetzung mit der #MeToo-Bewegung. Diesen thematischen Fokus hätte ich unter dem Tarnmantel einer College-Romance so nicht erwartet und war doppelt überrascht, da dies auch im Klapptext mit keinem Wort erwähnt wird. In meinem Fall handelte es sich jedoch um eine absolut positive Überraschung, da mir sehr gut gefallen hat, wie die Autorin verschiedene Perspektiven beleuchtet, für das Thema sensibilisiert und ihrer Erzählung damit überraschend viel Tiefe verleiht. Da das aber sicherlich nicht für alle LeserInnen gilt und einige der geschilderten Szenen verstörend oder triggernd wirken können, hätte ich mir hier definitiv eine Triggerwarnung gewünscht.
Leith: "Irgendwann sind Juns Tränen gefroren. Sie hat jede einzelne genommen, Eisblöcke daraus geformt und damit eine Mauer um sich errichtet."
Ich halte also schon mal fest, dass die Geschichte eine süße, aber prickelnde Lovestory bereithält und einen überraschenden thematischen Fokus setzt. Weniger gut gefallen hat mir an "Blossom" leider das Ende. Das lag nicht nur daran, dass Leiths Fehler, der zum großen, unvermeidlichen Prä-Happy-End-Drama führt, absolut dämlich ist und mich nicht nur zum genervten Augenrollen gebracht, sondern ihn auch ein paar Sympathiepunkte gekostet hat, sondern vor allem daran, dass die bis zu diesem Zeitpunkt sehr engmaschige Erzählung durch große Zeitsprünge ausgedünnt wird. Während zuvor in wenigen Tagen das Gerüst einer Beziehung aufgebaut wurde, wagt die Autorin hier gleich zwei große Zeitsprünge, sodass uns insgesamt ganze 12 Monate fehlen. Das führt dazu, dass wir wichtige Entwicklungen nicht mitbekommen und das Happy End ein wenig überzogen wirkt (denn können 12 Monate Drama und Trennung wirklich gegen wenige Tage Liebe bestehen....?). Trotzdass mich das Ende nicht komplett überzeugen konnte, bin ich nun sehr gespannt auf den zweiten Band der Dilogie, in dem es um Leiths besten Freund Ryder und seine kleine Schwester Lizzy gehen wird, welche mir in "Blossom" beide schon sehr ans Herz gewachsen sind.
Fazit:
"Blossom" ist ein überraschend tiefgründiges und sehr unterhaltsames New Adult Debüt mit leichten Schwächen gegen Ende. Ich bin schon sehr gespannt auf Band 2!