Inhaltserzählung:
Papa hatte ihr einst gesagt, nach Mamas Tod, dass es zwei Arten von Trauer gab. Eine war die Art, die einen erdrückte, die einem die Seele brach und das Herz sprengte, sodass man nur ...
Inhaltserzählung:
Papa hatte ihr einst gesagt, nach Mamas Tod, dass es zwei Arten von Trauer gab. Eine war die Art, die einen erdrückte, die einem die Seele brach und das Herz sprengte, sodass man nur noch eine leere Hülle war. Die andere war eine Trauer, die einen stärker machte. Man stand wieder auf, man schärfte sie, und man trug sie als Teil der eigenen Rüstung bei sich. Und man wurde ein besserer Mensch. Auf diese weise verlor man einen Menschen nie wirklich. Man trug ihn bei sich.
(Seite 250)
"Nur wenige auf dieser Welt werden zu reinem Glück und einem behaglichen Leben geboren. Die Götter wissen, dass es darum im Leben nicht geht. Nein, Kleine Tigerin, wir nehmen, was uns zugewiesen wird, und wir kämpfen höllisch, um etwas Besseres daraus zu machen."
(Seite 265) - Anmerkung: Kleiner Tiger ist absichtlich im Roman groß geschrieben.
Autorin:
Amélie Wen Zhao wurde in Paris geboren und verbrachte ihre Kindheit in einem multikulturell geprägten Viertel von Peking, ehe sie mit achtzehn nach New York zog und dort ihre Ausbildung begann. Sie verbringt ihre Tage mit der Arbeit im Finanzsektor und ihre Nächte mit dem Schreiben von Romanen. »Herz aus Blut und Asche« ist ihr Debüt.
Übersetzerin:
Ute Brammertz, Autorin, Lektorin und Übersetzerin, zog es vor Jahren aus München nach Oxford, der Hauptstadt britischer Gelehrsamkeit.
Bewertung:
Das Cover erweckt bei mir ambivalente Gefühle: Der obere Teil mit dem Schwert gefällt mir und er passt auch sehr gut. Der untere Teil mit dem Meer weniger. Auch wie das Blut da reinfließt, sieht sehr künstlich vom Computer aus. Diese Kombination wirkt unnatürlich. Schade. Hier hätte es völlig gereicht, wenn das Schwert das Cover bildet, der Titel schlängelt sich ja groß darum. Man muss Cover nicht immer zukleistern.
'Deine Affinität macht dich nicht aus. was dich ausmacht, ist die Entscheidung, wie du sie einsetzt.'
(Seite 21)
Das Glossar und die Danksagung sind echt gut. Es fehlen jedoch ein paar wenige Wörter im Glossar, die nicht erklärt werden, aber immerhin gibt es eines. das fehlt viel zu oft in Fantasy- und auch Historischen Romanen. Gefällt mir hier sehr. Auch eine Karte auf zwei Seiten gibt es. Hier sind gar keine Städte verzeichnet, nur so große Ankerpunkte, was mir nichts ausmacht. Oft schriebt die Autorin zu den genannten Städten auch, wo sie liegen, sodass ich mir eine Vorstellung machen und sie auf der Karte zuordnen konnte. Mir missfällt immer, wenn Städte eingezeichnet sind, die unrelevant für die Geschichte sind, aber relevante Städte nicht drauf sind. Das ist blöd.
"Warum hast du mich gerettet?"
"Weil ich es konnte."
(Seite 180)
Das Setting ist französisch, was mich auch neugierig auf das Buch gemacht hat. Die Idee ist nämlich nicht neu. Irgendwie kam ich dennoch nicht so richtig rein ... es geht direkt los, lahm ist die Geschichte also nicht. Sie wird erzählt in der Erzählerform über Ana und Ramson, also keine Ich-Perspektive. Obwohl man direkt ins Eingemacht geworfen wird - es erfolgt keine Einweisung, man landet mitten in der Geschichte -, fehlte mir hier der Biss, das Tempo. ich habe mich die ersten Kapitel schwer getan, zu lesen.
"Ich habe Angst, Linn."
"Willst du ein Geheimnis wissen?"
"Sicher."
"Ich habe auch Angst." Die Worte waren ein Flüstern im Wind. "Aber ... es gibt da etwas, was ich will, ein Gefühl, das stärker ist als meine Angst."
"Was denn?"
"Freiheit."
(Seite 373)
Die Protagonisten sind Ana (Götter sei Dank wurde ihr Name - Anastacyas - gekürzt, ist ja ein Zungenbrecher, den jedes Mal zu lesen - merkwürdigerweise heißt ihr Bruder schlicht Lukas) und Ramson, der auch Schnellzunge genannt wird (sein Nachname). Anas und Ramsons Vergangenheit wird in Episoden erzählt, Stück für Stück. Bei Ramson zieht sich das bis zum Ende der Geschichte und hat mich sehr gut mitnehmen können, in meiner Raterei. Vor allem, wieso er so eine Abneigung gegen seinen Vater hegt - das wird erst als aller letztes aus seiner Vergangenheit erzählt und ich hatte die ganze Zeit Fragezeichen im Kopf. Bei dem Nebencharakter May wird nur ihre schwere Stellung erzählt, bevor Ana sie traf. Und ein kurzer Satz über ihre Mutter, die sie sucht? Ihre Vergangenheit bleibt lückenhaft erzählt, sehr schade. Ana und Ramson sind für mich als Charakter okay, mehr aber nicht. Sie sind weder unsympathisch, noch gehen sie ans Herz, mir jedenfalls nicht. Richtig Gefühle für sie aufgebaut habe ich nicht, auch wenn ich einige Szenen schön geschrieben finde und ihre Gedanken und Gefühle nachempfinden konnte.
Das "Spiel" zwischen Ana und Ramson habe ich schon etliche Male in der Art gelesen, aber die Autorin hat es gut umgesetzt. Es ist eben auch sehr vorhersehbar, schon vom Klappentext, der ja auch wie die meisten dieser Romane verfasst ist. Den Verlagen scheint nichts originelles einzufallen. Die einzige Spannung, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, ist Ramsons Vergangenheit. Das ist sehr gut und rätselhaft erstellt. Unnötig zu erwähnen, dass die Beziehung zwischen den beiden mich auch eher kalt gelassen hat.
"Die Sache ist die, Ramson: Du kannst alles auf der Welt erreichen, aber wenn es für jemand anderen ist, ist es sinnlos. Lebe für dich. Du magst das stärkste Schlachtschiff der Welt sein, aber ohne Kompass kannst du nicht navigieren."
(Seite 184)
Es gibt einige Erzählfehler, unlogische Szenen. Beispiel: Ramson hat Ana erklärt, dass sie ohne Papier bei einer Kontrolle verhaftet wird. Und als später eine Kontrolle kommt, sagt sie, sie habe nicht gewusst, dass es die gibt.
Wiederholungen sind auch dabei. Beispiel: Ramson wusste er wurde gelinkt, und das wird am Ende des Kapitels dann nochmal wiederholt und Ramson tut so, als sei ihm das erst jetzt klar.
Auch künstlich erzählte Fehler sind hier zu lesen. Beispiel: Ana hätte sich bei einer Kampfszene verteidigen können mit ihrer Gabe. tut es aber nicht, sondern lässt sich gefangen nehmen. Das wirkt total künstlich konstruiert, damit es spannender wird und Ramson einen Part bekommt. Sehr schade. Hätte die Autorin anders lösen können.
Es gibt einige dieser Auffälligkeiten, ich habe jetzt nur jeweils ein Beispiel aufgeführt. Weitere findet ihr in der Lese-Chronik (Siehe unten Link).
Vielleicht wollen Monster anderen nie wehtun. Vielleicht wussten Monster noch nicht einmal, dass sie Monster waren.
(Seite 33)
Dann gibt es noch eine total bescheuerte Aussage: Es hatte damit zu tun, dass seine Mutter nicht richtig mit seinem Vater verheiratet war, hatte er erfahren. - Was ist denn richtig verheiratet, oder eher, was ist nicht richtig verheiratet? Nur der eine sagt Ja, der andere nein??? Kopfschütteln und schmunzeln musste ich hier.
Auch manche Dialoge laden zum Schmunzeln ein: "Was hast du davon, in allem gut zu sein, wenn du es nicht schafft, allen zu sagen, dass du in allem gut bist?", hatte er Jonah einmal aufgezogen, als sie in ihrem vierten Ausbildungsjahr waren. (Seite 182)
Das Ende ist offen gehalten, was mich erst irritiert hat. Auf den Buchseiten ist es nicht als Serie deklariert, ich nahm an, es sei ein Einzelband. Aber ein Lese-Freund von mir hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es Band 2 gibt, somit ist das Ende für mich in Ordnung.
Fazit:
Ein schönes Setting, eine Durchschnittsidee und gängige Charaktere lassen sich hier finden. Das erste Drittel lahmt in meinen Augen und man muss durchhalten. Aber dann kommt Tempo rein und es liest sich zügig.
Insgesamt hat mich die Geschichte nicht begeistert, sodass sich neugierig auf Band 2 bin. Für mich endet die Reise hier. Alles in allem finde ich 3,5 Sterne angemessen.
"Du hast dich auf die Schlacht konzentriert und den 'Krieg' aus den Augen verloren."
(Seite 292)
Klappentext:
Vardø, eine kleine Stadt weit über dem Polarkreis in der Arktis. Der Mord am reichen norwegischen Waldbesitzer Olle Trygg verstört alle, auch Ravna Persen, gerade frisch als Praktikantin bei ...
Klappentext:
Vardø, eine kleine Stadt weit über dem Polarkreis in der Arktis. Der Mord am reichen norwegischen Waldbesitzer Olle Trygg verstört alle, auch Ravna Persen, gerade frisch als Praktikantin bei der örtlichen Polizeidienststelle gelandet. Ravna hat keinen leichten Stand bei ihren Kollegen: Sie ist eine blutige Anfängerin, sie ist eine Frau und … sie ist Samin. Keiner nimmt sie ernst, als sie am Tatort glaubt, Hinweise auf einen samischen Hintergrund der Tat zu finden – einen Strich in der Erde. Als kurz darauf der umstrittene Kommissar Rune Thor eintrifft, um den Fall zu übernehmen, spitzen sich die Konflikte zu. Doch Ravna weiß durch ihre Urgroßmutter Léna viel über die Geheimnisse der Samen – und darüber, dass der Strich auf ein uraltes Ritual hindeutet, mit dem die Wanderseelen der Toten daran gehindert werden sollen, in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Wer immer die Tat begangen hat, muss dieses Geheimnis kennen.
Autorin:
Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Nach einer abgebrochenen Lehre als Bauzeichnerin arbeitete sie als Betonbauerin und Maurerin bevor sie ihr Abitur am Frankfurter Abendgymnasium nachholte. Anschließend studierte sie in Frankfurt und Berlin und arbeitet heute neben ihrer Tätigkeit als Autorin und Sprecherin als Fernsehjournalistin für den RBB. Ihr erster Roman wurde im Jahr 2005 unter dem Titel "Das Kindermädchen" veröffentlicht und mit großem Erfolg gefeiert. Für ihr literarisches Schaffen wurde sie unter anderem mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Elisabeth Herrmann lebt heute in Berlin.
Bewertung:
Ich hatte das Buch ursprünglich auf meiner "Vielleicht"-Liste, weil ich mir unsicher war, ob ich das lesen möchte. Vom Schicksal bestimmt, kam ich zu einer Rezension 1 1/2 Stunden, bevor die Bewerbung zur Leserunde bei wasliestdu endete. Die hat mich so neugierig gemacht, dass ich mich doch noch dazu entschieden habe, mich zu bewerben. Und hier sind wir nun.
Das Cover ist super gemacht und passt hervorragend. Ich finde es auch sehr gelungen, weil das Bild eine junge Frau zeigt, kein Teenager. Das passt so zum Arbeitsplatz, andernfalls wäre es unlogisch. Es gibt eine Leserin, die schrieb, sie möge das Gesicht der Frau nicht. Liest sich erstmal merkwürdig, aber ich verstehe, was sie meint. Es passt irgendwie nicht zur Umgebung und den Klamotten. Auch wirkt es im Nachgang des Buches etwas zu alt für Ravna.
Der Klappentext ist soweit in Ordnung, aber diese Kommentare darunter ist wieder echt zum Kopfschütteln: Elisabeth Herrmann fesselt ein großes Publikum an ihre mitreißenden und atmosphärischen Thriller. Leserinnen und Leser erwarten starke Heldinnen, dunkle und mystische Fälle und intelligente Hochspannung. Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.
Erstmal: Das ist doch sowieso ein Einzelband, da brauche ich doch diese Aussage zu dem unabhängigen Lesen nicht. Das war mein Gedanke erstmal dazu, denn nirgendwo steht etwas von einer Reihe. Aber die Autorin schreibt am Ende, wir erfahren, wie es mit Ravna weitergeht ... Dann wäre es aber auch gut, wenn das bei der Produktseite vermerkt wäre. Das irritiert. Und dann der Satz: Leser erwarten starke Heldinnen ... 🤣🤣 Wo? Welche? Klar, Werbung ist heutzutage das A und O, aber sowas finde ich immer derart aufgeplustert und auch noch unwahr. Die einzig starke Frau in dem Buch ist die Pathologin. Unsere Superheldin, Protagonistin Ravna, ist einfach nur eine trotzige Möchtergern-Polizistin, die ... ach, lassen wir das erstmal.
Eine tolle Karte ist dabei und auch wie die gesamte Aufmachung in Blau-Weiß-Tönen gehalten. Hier sind keine kleinen Städte verzeichnet, wie das meistens der Fall ist bei Karten. Neben wichtige Städte, die im Buch erwähnt werden, sind auch Lagemarker (Positionen wie E6 - sogar zweimal, E75 usw.) enthalten. Das habe ich bisher noch nie auf einer Karte in Büchern gesehen. Wir kennen das von Stadt- und Landkarten, aber das sind hier tatsächlich Straßen, wobei nur eine im Buch vorkam.
Das Vorwort zu den Anreden und den Berufsbezeichnungen in den skandinavischen Ländern der Autorin finde ich klasse! 👌 Ist mir persönlich nicht neu, aber hier in der Geschichte hätte ich das mit Sicherheit vergessen und mich ständig gefragt, wieso sie sich alle duzen. Auch bei den Berufsbezeichnungen wäre ich gestolpert und hätte das sicher als Fehler markiert. Es ist nämlich nicht die Norm die Sprache dem Setting anzupassen, aber das ist nicht nur sinnvoll, sondern auch wichtig, für die realistischen Darstellungen. Daher hat die Autorin hier alles richtig gemacht! Nicht nur, dass sie die Sprache dem Setting angleicht, sondern auch, dass sie uns Leser einen Hinweis dazu gibt. Ist auch nicht so selten, dass die Autoren zwar in der Anpassung der Geschichte alles richtig machen, aber vergessen, den Leser darauf hinzuweisen, sodass er nicht rätseln muss.
Was mir in diesem Bezug auffiel - ich weiß nicht, ob das normal im Ausdruck ist oder ein Fehler: Auf einer Seite steht "Sie ist der beste Polizist, mit der ich je zusammengearbeitet habe." - Die weibliche Berufsbezeichnung gibt es ja hier nicht, aber dann passt auch die dazugehörige Sie-Form "mit der" ja gar nicht. Entweder man ändert alles oder gar nicht. Das klingt fehlerhaft. Wenn die echt so reden und schreiben, ist das kuddelmuddel und für mich sprachlich ein Fehler.
Was mich generell stört, ist, dass diese Länder in meinen Augen Rückschritte in Sachen Gleichberechtigung gehen. Manche würden sagen, das Gegenteil ist der Fall, weil ja alle gleich deklariert sind - in Bezug auf die Berufsbezeichnungen. Aber das ist für mich nur ein Deckmantel unter vielen. Wir Frauen sind in der Gesellschaft sowieso kaum existent, und diese Art der Deklarierung verstärkt das nur. Wer etwas anderes meint, dem kann ich ja fragen: Dann können wir das auch umgekehrt machen? Alle Bezeichnungen in weiblicher Form? Da würde es einen Aufschrei geben. Denn die Männer lassen das ja nicht mit sich machen. Gibt mittlerweile Bücher dazu, das hat ja lange gedauert, bis wir uns bewusst gemacht haben, wie ausgegrenzt wir werden. Beispiele:
Die Erzählung wechselt im Ausdruck hin und her, was Gedanken angeht. Mal stehen sie kursiv, wie das gewöhnlich der Fall ist, dann wieder nicht. Auch ein zitierter Satz ist nicht gekennzeichnet. Ich habe dadurch erstmal mehrmals verwirrt gelesen, weil das komisch klingt, als ob der Sprecher das selbst gesagt hat. Das ergibt in der Form keinen richtigen Sinn und steht komisch geschrieben. Er spricht diesen Satz aber so, als ob der Täter das gedacht hat. Deklariert ist das aber als sein eigener Gedanke. Sehr wirr. Auch Gedanken werden nicht als Gedanken formatiert. Da musste ich auch mehrmals lesen, um zuzuordnen, dass das (Beispiel) Ravnas Gedanke ist und nicht die Erzählung. Dann darunter wird ein Gedanke von ihr wieder formatiert. Total irritierend!
Ansonsten ist die Erzählung in der Erzähler-Art über die Charaktere, wobei Ravna durchweg der Mittelpunkt dieser ist. Die Geschichte ist in drei Teile geteilt. Direkt zu Beginn vom ersten Teil sind wir am Tatort, wir lernen die Charaktere kennen. Der zweite Teil hat mehr Tempo und ich fand ihn sehr fesselnd, konnte nicht aufhören, zu lesen. Die Ermittlung nimmt richtig Fahrt auf. Der dritte Teil führt uns in die tiefe Kultur der Samen. Gefiel mir richtig gut. Die Auflösung ist derart unerwartet, obwohl es immer wieder Anzeichen gab, aber bevor sie das nicht selbst genau ermittelten, war ich dennoch überrascht. Das Ende ist etwas unbefriedigend, was den Täter angeht.
🤣 Kommen wir zu unserer Heldin 🤦:
Ravna ist mir echt zu naiv und starrköpfig! Sie will zur Polizei, weil Same nur etwas im Dienste des Staates tun können. Warum aber dann die Polizei? Sie kann kein Blut und keine Leiche sehen, ohne sich fast zu übergeben. Sie behindert schon am zweiten Tag die Ermittlungen, weil der Täter Same sein könnte, einer ihrer Leute. Sie sagt dann auch noch dreist: "Das sind meine Leute!" Und Thor erwidert richtig, dass es ihm egal ist, woher der Täter stammt. Mörder ist Mörder. Einfach unglaublich ihr Verhalten! Das geht überhaupt nicht, diese Voreingenommenheit. Was ist das für eine Polizistin? Oder eher; was soll das für eine Polizistin später sein? Vor allem; bei ihrer Oma tut sie noch entsetzt, als die eher freudig auf den Mord reagiert, weil das Opfer ein Scheißkerl war. Da wäscht sie der Oma entsetzt den Kopf, er sei brutal ermordet worden, egal, was für ein Mann er war. das passt überhaupt nicht zusammen und kommt auf mich gekünstelt rüber.
Auch total bescheuert (ja, bescheuert - in Deutschland darf man das noch gesetzlich von sich geben!) sind ihre mehrfachen Aussagen, sie will zur Polizei, sie muss was im staatlichen Dienst tun. Thor zählt ihr dann auch einige andere Berufe auf, bei denen ich auch schon dachte "Wieso machst du dann nicht das? Oder das?" Wie reagiert Ravna? Sie bringt trotzige wie ein Kind immer dasselbe heraus "Ich will zur Polizei!" Sie reflektiert kein bisschen, ob sie dafür auch geeignet ist. Und alle Andeutungen von anderen, dass sie vielleicht etwas anderes tun sollte, blockt sie starrköpfig und trotzig ab. Erklärt aber nie, wieso sie sich für geeignet hält. Das müssen wir andauernd bei Bewerbungen angeben, aber bei ihr hat man das gar nicht für nötig gehalten? Hatte sie überhaupt Eignungstests? Auch so Situationen und Gedanken von ihr sind so ... machen wütend. Zum Beispiel: Sie war sich nicht im Klaren, was Einschlafen während der Dienstzeit nach sich ziehen konnte. Ernsthaft jetzt???? Da fehlen mir die Worte ... Schläft an einem Beweisort des vermuteten Täters ein und dann kommt so ein Satz ... Und das ist ja nicht mal genug! Sie erzählt dann noch ganz locker flockig ihrer Uroma von dem Fall. Und dann wieder so ein Satz, wo sie nachdenkt, dass sie wahrscheinlich gar nicht mit ihr über den Fall reden sollte ... AAAAHHHHH!!!!! Ich bin entsetzt, wie man so jemanden ohne nichts auf die Polizei loslässt. Das Mädel ist so ... boah, die hat mich so wütend gemacht!! Vor allem im ersten Teil war das penetrant und nervig.
Im zweiten Teil nervt sie jedenfalls nicht mehr so extrem wie im ersten Teil. Das muss ich ihr zugestehen. Aber sie ist immer noch kein Herzblatt. Einmal verdreht sie innerlich die Augen über eine Museums-Gehilfin, die vor Schreck zweimal "Oh mein Gott!" sagt. Sie erfuhr, dass Trygg ermordet wurde. Da meint Ravna, dass sie befürchte, beim nächsten "Oh mein Gott!" irgendeine dumme Bemerkung zu machen ... SIE!!!! Die selbst nerviger und bescheuerter ist, als diese junge Frau! Ich weiß nicht, ob ich lachen oder schreien soll! Dann auf einer Seite sagt sie dem Leser: War sie eigentlich im Kindergarten gelandet und die einzig Vernünftige hier? - Echt jetzt????? Boah, diese Göre ist so ... (sorry, die macht mich derart wütend ...) Was ich noch erwähnen möchte, was mich entsetzt hat: auf einer Seite sagt sie zu einer Vergewaltigten, sie muss darüber hinwegkommen ... Ist sicher nicht so axxxxig gemeint, aber es liest sich so. Also, ihr merkt, Ravna und ich, das wird nie etwas!
(Ich hoffe, das war allgemein nicht zu viel ausgesagt, muss ja schließlich erklären, was mich an Ravna so stört. Weiteres gibt es in der Lese-Chronik, das sind tatsächlich spoilernde Szenen)
Im dritten Teil entwickelt sie sich aber doch ein wenig, ich merkte das an der Art, wie sie den Job angeht. Da findet etwas Entwicklung statt. Die Autorin schreibt in ihrer Dankesrede, dass sie Ravna liebt - ich kann es einfach nicht verstehen! Auch andere Lesermeinungen dazu, die dasselbe schreiben. Ich mag solche Menschen jedenfalls nicht.
Hier gibt es eine Szene, da stimmt die Zeitspanne nicht. Ravna meint, das Forensik-Team brauche eine halbe Stunde, kurz danach sagt sie, sie warte eine Viertelstunde im Auto. Plötzlich ist nach zwanzig Minuten das Team da. Und der Clou: Pathologin Eva meinte noch zu Ravna am Telefon, dass einer der Kollegen noch aus dem Bett geholt werden muss. Wenn also, hätte das sogar länger als dreißig Minuten dauern müssen. Das war nämlich die Fahrstreckenzeit. Und es gibt noch weitere kleine Szenen, die unlogisch sind, die ich aber nicht alle hier aufführen möchte. Die stehen in der Lese-Chronik.
Fazit:
Ich hatte das Buch in zwei Tagen durchgelesen. Der Fall und das Setting wie die Atmosphäre sind super, die Nebencharaktere kaum existent. Ravna und Thor tanzen eigentlich fast alleine durch die Geschichte. Von allen Charakteren mochte ich den zum Teil unausstehlichen Thor am liebsten. Er hat seine Hintergründe für sein Verhalten und konnte mich emotional mitnehmen. Und da kommen wir zum größten Manko der Geschichte - nein, nicht die vielen Fehler, sondern Ravna ist das große Problem. Ich finde sie grausig, und dann noch als Protagonistin, bei der der Leser fast gar keinen Ausgleich hat. Sie sticht überall durch, das hat die Autorin ja so gewollt. Es ist aber schon eine Bewertung für sich, dass ich das Buch trotz Ravna in zwei Tagen durch hatte. Die Geschichte ist super, und ich würde dem Buch auch gerne 5 Sterne geben, trotz der vielen Fehler darin. ABER NICHT MIT RAVNA!!! Die versaut das total! Ich empfehle das Buch mit Vorbehalt.
Sollte das tatsächlich eine Reihe sein, reicht mir der Band hier völlig. Mehr möchte ich von Ravna nicht lesen.
Ich habe mich sehr auf die Leserunde bei waslistdu gefreut und extra mit der Rezension gewartet, weil ich mich mit meinen Lese-Kameraden austauschen wollte. Als die Leserunde dann mit ein paar Kommentaren startete, ist mir die Lust gänzlich vergangen. Ich schrieb zu dem Thema "Tageslängen" im Bezug zur Geschichte, dass ich das Blödsinn finde, die Angaben mit einer Stunde und sogar einmal mit zwölf Minuten, die angeblich in Norwegen herrschen sollen im November. Ja, das Wort "Blödsinn" ist nicht so höflich wie "kurios", das ist mir klar. Und ich entschuldige mich auch dafür, dass mir in dem Moment kein anderes Wort dazu eingefallen ist. Falls es noch nicht aufgefallen ist; ich bin ein Mensch. Wahnsinn, oder?! Verblüffend. Auch mir, die sich generell sehr gut ausdrücken kann, fallen hin und wieder nicht die richtigen Worte ein. Aber ich habe ebenfalls geschrieben, dass mich das richtig irritiert und mich bei der Vorstellung zum Verlauf der Geschichte sperrte. Auch habe ich geschrieben, dass ich nicht weiß, woher die Autorin die Zahlen nimmt (also die Zeitlänge des Tageslichtes) und warum ich noch nie davon gelesen oder das gesehen habe in Dokumentationen. Und dass ich das schade finde.
Da hätten meine Lese-Kameraden (die, die mich angriffen) mich ja von meiner Dummheit und Wissenlosigkeit befreien können, indem sie mir einfach schreiben, wie das ihres Wissens ist. Aber nein, es wird sofort die Keule geschwungen, um mich platt zu schlagen. Das war dann wohl deren Dummheit, schätze ich. So ist jeder auf seine Art dumm. Ich persönlich ziehe wissenlose Dummheit die der soziallosen Dummheit vor. Eine Leserin hat mir ihre Erfahrung mitgeteilt, wofür ich ihr auch dankte. Aber mit biestigen Kommentaren, um Machtgelüste auszuleben und andere niederzumachen, lasse ich mir keine Kritik mehr entgegenschleudern! Irgendwann muss man auch mal aus Fehlern lernen. Das muss sich niemand antun.
Wenn einem nicht zusagt, was ich schreibe - aus welchen Gründen auch immer -, dann hat er die Freiheit, mir das auf angemessene Weise mitzuteilen. Dann bin ich auch bereit, meine dargelegte Art, wie ich etwas ausgedrückt habe, zu widerrufen bzw. anders zu deklarieren. (Wie ich das auch nach dem Erfahrungsbericht der einen Leserin getan habe. Ein Teil von mir war sogar neugierig und wollte mehr darüber wissen, aber die anderen biestigen Kommentare haben mich davon abgehalten.) Schließlich sind Leserunden Diskussionsrunden, in denen verschiedene Meinungen zusammenkommen. Das verstehen aber viele Leser gar nicht, dieses Prinzip. Für viele sind das eher Machtrunden, in denen sie einen Mob organisieren und/oder andere als Boxsack benutzen können. Ist ja nicht die erste Runde dort oder auf anderen Plattformen, wo das passiert - bei mir und anderen. Wem es um die Sache geht, der weiß sich auch freundlich auszudrücken (damit meine ich die Art und Weise, Wörter können ja immer falsch gewählt werden). Aber solche Runden werden gerne als Deckmantel für Mobbing oder (in dem Fall) einfach draufhauen genutzt.
Auch meine Kritik an Ravna kam gar nicht gut an. Ich habe da dann gemerkt, dass nur heile Welt gefragt ist. Kritik an die Beschreibung der Autorin und der Charaktere ist da nicht erwünscht. Da wurde ich dann gefragt, wieso ich so genervt sei - Da ich das ausführlich erläutert hatte, kam diese Frage auf mich eher provozierend als neugierig an. Ab da habe ich mich dann ausgeklinkt, denn ich habe besseres mit meiner Zeit zu tun, als mich in eine solche Runde und diesem Niveau zu begeben, bei dem man bei jedem vermeintlich falsch gewähltem Wort auf der Ausschluss-Liste landet und man nichts kritisieren darf! Das ist keine Leserunde/Diskussionsrunde, das ist Diktatur! Eben in Mini-Format!
Ich musste das jetzt erläutern, da ich das Buch ja von wasliestdu und dem Verlag bekommen habe, um bei der Leserunde mitzuwirken. Ich hätte natürlich auch gar nichts schreiben können, aus Trotz, aber das lag mir noch nie und ist mir zuwider, genau wie solch ein Verhalten in einer Diskussionsrunde! (Um meine Intelligenz nicht zu beleidigen, werde ich auch auf solche Art Kommentare zu dieser Rezi nicht reagieren)
Also, Danke an Alina (wasliestdu) und dem Verlag für das bereitgestellte Exemplar! Ich gebe es freudig an meine liebe 🦌Lese-Freundin, die sich frei und unzensiert ihre eigene Meinung dazu bilden darf. Und mit der ich sehr gerne und oft unterschiedlicher Meinung bin. 🥰 An solchen Runden merkt man wieder, was für ein Genuss es ist, solch eine Lese-Kameradin zu haben. 🤗
"Negatives Denken ist so überflüssig, wie Reißzwecken auf einer Pizza. Negatives Fühlen nützt uns so viel wie Krebs. Mal dir eine Welt aus, in der niemand mehr von negativen Energien ...
Inhaltserzählung:
(Pro)
"Negatives Denken ist so überflüssig, wie Reißzwecken auf einer Pizza. Negatives Fühlen nützt uns so viel wie Krebs. Mal dir eine Welt aus, in der niemand mehr von negativen Energien zerstört wird. Eine Welt, in der nur noch positive Gedanken und Gefühle existieren."
(Track 15)
(Kontra)
"Wenn jemand sterben sollte, den ich liebe", sagt er ruhig, "will ich mir nicht anhören müssen, dass ich nach vorn blicken und positiv denken soll. Ich will verzweifelt und traurig sein dürfen, auch wenn es so schlimm ist, dass ich es fast nicht aushalte. Ich will das alles, weil es dazugehört."
(Track 13)
Autorin:
Charlotte Richter, geboren 1969 in Nürnberg, kam erst über einige Umwege zum Schreiben. Auf der Universität studierte sie zunächst Tier- und Humanmedizin, Psychologie und schließlich Germanistik. Nebenbei begann sie zu schreiben, wobei das Studieren immer weniger und das Schreiben immer mehr Zeit in Anspruch nahm. Sie veröffentlichte zahlreiche Beiträge in Zeitschriften und Anthologien, auch Texte für verschiedene Hörfunksender. Dank einiger Stipendien konnte sie sich als freiberufliche Schriftstellerin selbstständig machen. Ihren ersten Roman, „Das letzte Zimmer“, schrieb sie 2004. Heute hat sie mehrere Bücher veröffentlicht und ist Mitglied im Hamburger Writers‘ Room, obwohl sie nicht mehr in Hamburg, sondern in Kattendorf, einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, lebt. Für ihren Jugendroman „Die Muschelsammlerin“, der im Frühjahr 2019 erschien, ließ sich Richter etwas besonderes einfallen: Bereits im Winter 2018 konnte man die beiden Prequels im eBook-Format lesen, um sich optimal auf die Geschichte einzustimmen.
Sprecherin:
Franciska Friede hat während ihrer Schauspielausbildung ihre erste durchgehende Serienhauptrolle angenommen und durfte seither immer wieder in die verschiedensten Rollen schlüpfen. Zuletzt als Gisela für Babylon Berlin. Seit 2014 arbeitet sie zudem als Sprecherin und durfte seither hunderten von Rollen ihre Stimme leihen.
Bewertung:
Ein merkwürdiges Cover mit den zerfließenden Metallfarben. Ist nicht mein Fall.
Irgendwie langweilte mich der Beginn, die Stimme ist nicht schlecht, fesselte mich aber auch nicht. Ich hatte große Mühe weiterzuhören. Die Gesellschaft ist wirr erzählt. Wörter wie Akanite und Regeln der Gesellschaft sind nicht erklärt. Das nervt. Wusste bei manchem gar nicht, worum es geht und was das ist. Ich verstehe diese Akademie und ihre Funktion nicht richtig. Und welche Zeit haben wir eigentlich? Auf jeden Fall in die Zukunft rein, denn sie reden von unserer Gesellschaft als Vergangenheit. Bei einer Rezension stand, dass die Geschichte im Jahr 2025 beginnt. Ich habe gar kein Datum vernommen, vielleicht habe ich es überhört? Ich weiß es nicht. So gut wie alles an der Gesellschaft bleibt schwammig und offen.
Gemma wirkt unnatürlich und spricht auch oft so künstlich hoch. Ich konnte mich nicht mit ihr anfreunden. Keno ist das Gegenteil von ihr und ihren Ansichten. Hier habe ich auch nicht verstanden, was das Zweiergespräch der Beiden bewirken sollte ... das blieb auch im luftleeren Raum hängen.
Die Situationen zwischen Gemma und Keno finde ich schön. Keno zeigt ihr auf, dass eine andere Gesellschaft möglich ist und besser. Er sagt viele wahre Dinge, die auch heute aktuell sind. Auch in unserer Gesellschaft ist jeder seines eigenen Glückes Schmied. Und wer versagt, ist selber Schuld. Nicht bestimmte Strukturen oder Umstände, nein, man selbst als Person ist verantwortlich. Daher finde ich die Geschichtsidee super gut, da sie unsere Wirklichkeit widerspiegelt. Auch die Theorie von durchweg positiven Gedanken und Gefühlen ist unserer Gesellschaft schon viele Jahre im Gespräch. Wissenschaftler arbeiten daran, negative Erlebnisse aus dem Gehirn zu entfernen, versuchen Vergessenheits-Serum zu entwickeln etc. Die Geschichte hier ist also alles andere als neu und fiktiv, im Gegenteil. Und das macht sie auch so erschreckend. Auch wie die Gesellschaft auf Andersdenkende reagieren, und unter dem Deckmantel des Helfens Tyrannei verbreiten. Das kennen wir alle.
Auch sagt Keno im Bezug auf Anziehung viel richtiges: Wer positiv denkt, zieht positives an usw. Da war ich schon immer sehr abwehrend gegen, denn im Umkehrschluß bedeutet es genau das, was Keno sagt und was wir in unserer Gesellschaft immer wieder hören; wir sind selber schuld, wenn wir versagen, wenn uns etwas zustößt. Die Autorin hat sehr gute Worte dafür gewählt und führt dem Hörer und Leser Beispiele vor Augen:
"Glaubst du, wir können unser Schicksal beeinflussen?"
"Und was glaubst du?"
"Die kleinen Dinge. Das Große passiert von selbst. Manche erreichen, was sie wollen, andere nicht. Da ist viel Zufall im Spiel."
Heftig schüttele ich den Kopf. "Wenn du etwas wirklich willst, kriegst du es auch. Wenn nicht, hast du es nicht genug gewollt. Gesetz der Anziehung. Positive Gedanken ziehen positive Gefühle ziehen positive Ereignisse an."
"Und negative Gedanken ziehen negative Gefühle ziehen negative Ereignisse an? Das ist wie 'sorry, bei dem kurzen Rock bist du selbst schuld, dass du vergewaltigt wurdest.' Nur auf das ganze Leben ausgeweitet. Von allen verlassen, Krebs im Kopf, Tochter überfahren, deine Verantwortung. Nicht die richtigen Gedanken gedacht. Das ist unmenschlich, Gemma! Und es macht uns blind für die wahren Gründe aus denen Dinge passieren."
(Track 16)
Ich bezweifle ja nicht, dass es diese Anziehung gibt. Wir kennen sicher alle das Phänomen, dass wir bestimmte Menschen in unserem Leben anziehen. Wie wir denken, fühlen und handeln zieht dementsprechend bestimmte Menschen an, das ist Psychologie. Aber plump zu behaupten, allein mit unseren Gedanken entscheiden wir, was uns widerfährt, finde ich unverschämt! Und es stimmt ja auch nicht! Deshalb bin ich bei dieser buddhistischen Lehre sehr kritisch. Die fernöstlichen Menschen besitzen viel Wissen und Weisheit und kennen andere Methoden zur Heilung von Traumata und Schmerzen. Aber diese extreme Lehre von "Du bestimmst dein Leben" unabhängig von der Außenwelt funktioniert nicht und unterstützt das unsoziale System der Schuldgebung der Menschen. Wir können eben nicht alles nach unserem Willen lenken - das macht mich echt sauer, so ein Bullshit! 🤬
Natürlich gibt es - wie immer in allem - Widerstand dieser Gesellschaft. ich weiß jetzt nicht, wie sie genannt werden, eine Untergrundgruppe, die sich gegen dieses unnormale Leben mit nur Glücksgefühlen wert. Von dieser habe ich so gut wie nichts mitbekommen, außer vereinzelte Personen wie Keno, weil ich nach der Hälfte abgebrochen habe. Den Wunsch nach nur schönen Gedanken und Gefühlen haben wir ja alle. Aber bei Verstand denkende wissen auch, dass es ein Gleichgewicht geben muss, im Kern. Vieles tun wir uns einander an, was nicht sein muss. Wir Menschen sind eben so. Dennoch ist es eine Utopie zu glauben, es ginge ganz ohne Schmerzen, Leid, Trauer, Schlechtigkeiten ... Leider wollen das nicht nur die vielen Menschen in dieser Geschichte nicht wahrhaben und akzeptieren, auch viele in unserer heutigen Gesellschaft nicht.
Die Sprecherin spricht die Erzählung und Dialoge nicht immer auseinander. Das irritiert. Ich habe mich immer wieder fragen müssen, wer da jetzt spricht und ob überhaupt jemand spricht oder ob das die Erzählerin ist. 😑
Fazit:
Eine grandiose Idee, die leider erschreckend real ist in unserer Gesellschaft. Hier führt die Autorin den Faden etwas weiter und spinnt eine bereits "glückliche" Gesellschaft, die mit ihrem Groll gegen alles Negative das Gegenteil von Glücklich erreichen. Die Autorin zeigt auf, wie weit so eine Gesellschaft mit solchen Verhaltensweisen führen kann und was für Folgen das für alle hat. Das erschreckende ist, dass das keine fiktive Idee ist, sondern aus unserer Gesellschaft entnommen und weitergespinnt wurde. Man kann es also als mögliche Zukunft sehen, wenn wir weiter diesen Weg beschreiten.
Ich habe nach 7:15 Stunden (55 %) abgebrochen, also bei mehr als der Hälfte, und kann trotzdem schreiben, dass die Autorin es geschafft hat, beide Seiten - die Befürworter und die Widerständler - realistisch und klar positioniert auszuarbeiten. Ich habe zu dem Zeitpunkt abgebrochen, wo ich mehr von dem widerstand erfahren hätte. Aber auch davor wurden durch ein paar Einzelpersonen die Widerstandseite gut dargelegt.
Umso enttäuschter bin ich über das lahme Tempo des Verlaufs. Total schade. Dann kommt noch die nicht so gute Sprecherin hinzu, die den Inhalt sprachlich falsch ausdrückt. Das ist bei einem Hörbuch ein Riesen-Manko. Man muss sich ja von den Sprechern führen lassen und kann die Geschichte nicht selbst lesen wie bei einem Buch. Und neben des lahmen Verlaufs kommen noch eine schwammig erzählte Gesellschaft hinzu. Die Idee ist super, wie geschrieben, auch die verschiedenen Parteien, super - aber, die ganzen Rahmeninformationen zu dieser Gesellschaft, zu dieser Akademie, die fehlen größtenteils oder bleiben wage erklärt. Ich finde die Geschichte wirr erzählt, von Autorin und Sprecherin. Ich habe mich auf die Geschichte gefreut, aber so wirre und unzureichende Geschichten sind nicht mein Fall. Es fehlt zu viel an Informationen und gibt zu viel an Irritationen. Wirklich sehr schade!
Klappentext:
Liebe kann jeden verwunden, doch niemanden so sehr wie Jael. Sein Auftrag ist es, anderen die Gefühle zu stehlen, und dafür muss er eiskalt sein. Als Jael auf Xenia trifft, schlägt sein Herz ...
Klappentext:
Liebe kann jeden verwunden, doch niemanden so sehr wie Jael. Sein Auftrag ist es, anderen die Gefühle zu stehlen, und dafür muss er eiskalt sein. Als Jael auf Xenia trifft, schlägt sein Herz zum ersten Mal seit langem schneller. Dabei ist Xenia eigentlich ein ganz normales Mädchen – mal davon abgesehen, dass sie Geräusche hört, sobald sie jemanden berührt. Nur bei Jael herrscht Stille in ihrem Kopf. Die beiden sind füreinander bestimmt, doch können sie sich den Fängen derjenigen entziehen, die es auf Xenias Herz abgesehen haben? Und wird Jael für Xenia seine eigentliche Mission verraten?
Autorin:
Stefanie Neeb, 1974 in Bielefeld geboren, in Minden aufgewachsen, dort die Abifeier überlebt und mit dem Schulfreund losgezogen. Deutsch, Musik und Sport studiert und in Trier, Barcelona und München als Lehrerin gearbeitet. Gelandet jetzt in Frankfurt am Main: mit einem Mann, zwei Kindern und drei Haustieren.
Sprecherin:
Die gebürtige Koblenzerin Carolin Sophie Göbel ist Schauspielerin sowie Synchron- und Hörbuchsprecherin. Ihre Schauspielengagements führten sie nach Stuttgart, Leipzig und Frankfurt, wo sie u. a. als »Luise« in Kabale und Liebe und als »Hermia« im Sommernachtstraum zu sehen war. Als Sprecherin leiht sie ihre Stimme regelmäßig der Augsburger Puppenkiste, 3sat und dem ZDF. 2016 wurde sie für ihre Arbeit von Audible mit dem Hörbuch-Nachwuchssprecher-Preis ausgezeichnet.
Bewertung:
Das Cover ist wirklich passend zur Geschichte mysteriös gehalten, es wirkt auch mehr wie ein Thriller als ein Fantasywerk. Ich verstehe den Titel gar nicht - heißt so die Mafia-Sekte? Hier geht es schon irritierend los ... (vielleicht habe ich das an einer Stelle überhört?)
Durch den Klappentext entstehen im Kopf ja bestimmte Vorstellungen, die wir uns machen, und hier habe ich mir die Geschichte anders vorgestellt, obwohl der Klappentext gar nicht abwegig geschrieben ist. Da gibt es viele, die gar nichts mit der Geschichte zu tun haben, bei anderen Werken. Das ist hier nicht so. Aber ich habe sie mir nicht so künstlich, dahinplätschernd und informationsarm vorgestellt. (Weiter Erklärung unten)
Die Eingangs- und Abgangsmusik passt sehr schön, mystisch ... Der Beginn der Geschichte ist etwas unzuordbar. War das der Prolog? Das ist irritierend, die Situation wird einfach erzählt, ohne eine Zuordnung. Wer sind die Personen? Worum geht es? Das wird auch am Ende nicht geklärt und bleibt offen.
Die Erzählung ist in vier drei Personen aufgeteilt: Jael, Xenia, Chrystal und später auch Felix. Sie erfolgt aber nicht in der Ich-Erzählung, was aber hier sicher besser gewesen wäre, um die Gefühle und Gedanken zu transportieren. Was selten zu lesen /hören ist, dass Szenen aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Wie beschreibe ich das verständlich? Beispiel: Also, es wird eine Szene erzählt, in der Erzählung zu Jael. Dann kommt die Erzählung zu Xenia und die geht nahtlos an der Erzählung zu Jael weiter. Es wiederholt sich nichts aus verschiedenen Sichtweisen. So wird generell erzählt. Hier aber haben wir den seltenen Fall, dass es so ist, dass eine Szene aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt wird. Es geht also nicht nahtlos an einer Szene weiter, sondern es wird dieselbe Szene in der Situation der anderen Figur wiedergegeben. Ich hoffe, ich konnte es verständlich erläutern, ist schwer. Für manche Leser/Hörer ist das langweilig, weil natürlich bestimmte Sachen wiederholt werden, auf andere Art, angepasst an die Figuren. Aber mir gefällt das sehr, weil das mehr Einblick in die Charaktere in denselben Szenen gibt. Gerade bei dieser Geschichte fehlen ja viele Einblicke. Ich finde es also sehr passend und ich mag auch gerne seltene Erzählstile lesen/hören.
Diese Regelwerk-WG - diese ganze mysteriöse Mafia ... ich kapier es nicht! Es erfolgt ja gar keine Erklärung, man wird da einfach reingeworfen und weiß gar nicht, was das alles ist. Auch beim Spinksen in die Leserunde auf Lesejury bin ich nicht fündig geworden, und aus den Rezensionen konnte ich auch kein Wissen ziehen. 😒 Wer sind die alle? Woher kommen sie? Was hat es mit dieser Mafia auf sich? Hin und wieder wird etwas angeschnitten, aber das war's dann auch. Was noch bitterer ist, als gar nichts zu bekommen.
Dann war ich am Anfang schockiert: Jael erschlägt Menschen? Hatte doch etwas thrilliges an sich. Und weil keine Informationen zu ihm und seiner Sekte herrscht, hat mich das echt schockiert und irritiert. das hat auch was mystisches und hat meine Neugier geweckt, vielleicht noch mehr zu erfahren ...
Charaktere sind 08/15 und das Verhalten ebenso. 🙄 Augenverdrehen war hier auch immer wieder: Ja klar, durch sein Shirt zeichnet sich jeder einzelne Muskel ab ... 🙄🥱 Oh bitte! Geht's noch origineller??! 🤨🤦 Vor allem erscheinen sie mir auch zu jung für die Geschichte. Es passt nicht richtig.
Jael ist sehr undurchsichtig, auch für uns Leser/Hörer. Und das durch den ganzen Verlauf. Ich finde das sehr unglücklich. Das, was da an Gedanken von ihm zu erfahren ist, verpufft irgendwie. Es kommt nicht an, bei mir jedenfalls nicht. Er bleibt genauso im Schatten wie diese Mafia-Organisation.
Mit Xenia kann ich auch nicht viel anfangen. Weder mag ich sie, noch mag ich sie nicht. In Bezug auf ihre Mutter war sie sehr greifbar und hat mich sehr berührt. Aber ansonsten war sie mir egal.
Diese Wandlung vom Axxxxloch Jael zum zuvorkommenden Jael zu Xenia ist sehr salopp und auch wieder unnatürlich künstlich erzählt. Erst totale Abneigung, dann Zuneigung und dann eine Mischung aus Zuneigung und Herrischkeit, was eher passt. Aber die Beziehung zueinander hat die Autorin nicht nur wieder 08/15, sondern auch künstlich erzählt. Ich verstehe die Leser nicht, die schreiben, sie fänden die Beziehung fesselnd und interessant. Dabei ist das nichts neues, sondern eine immer gleich erzählte Beziehung, wie in vielen anderen Büchern. Die Autoren scheuen sich, mal was anderes zu schreiben oder können es nicht oder meinen, alle wollen nur das Gängige lesen oder alles zusammen. Ist einfach sehr auffällig, dass diese Art gefühlt bei jedem zweiten Jugend-/Fantasy-/Erotik- und Liebesroman zu lesen ist. Und nervig noch dazu! 😒
Xenias Mutter ist nicht greifbar für mich. Ihr Verhalten, ihre Gefühle ... diese konfliktbehaftete Beziehung zwischen ihr und Xenia verstehe ich nicht in ihren Wurzeln. Ich konnte das nachempfinden, aus Xenias Seite, aber insgesamt bleibt das zwischen ihnen sehr schwammig und undurchsichtig. Ich hatte im letzten drittel das Gefühl, ihre Mutter ist mit einem dieser Sektenmitglieder mal in Berührung gekommen, der ihre Liebe ausgesaugt hat - aber das wird hier weder bestätigt noch entkräftet. Bleibt auch total unbeantwortet.
Felix ist Xenias bester Freund und ein echt toller Kerl. So einen Freund hätte ich auch gerne. Die Beziehung zwischen den einzelnen WG-Mitgliedern ist aber auch nicht neu, trotzdem gut erzählt. Hier wirkt es nicht so künstlich wie bei Jael und Xenia.
Chrystal hat mir von der WG am besten gefallen. Sie ist eine Mischung aus böse und gut, aber nicht künstlich erzählt, wie bei Jael. Es wirkt sehr natürlich, weil man bei ihr auch die Zweifel mitbekommt und Gedankengänge. Bei Jael ist eher wenig davon zu hören/lesen, irgendwie kommt da nichts gescheites raus.
Ich habe fast den überwiegenden Teil hindurch Xenia nicht verstanden, was ihre Kräfte angeht: Sie bemerkt bei den WG-Mitgliedern, dass sie keine Töne von sich geben, wenn sie sie berührt und hinterfragt das, als wäre diese Kraft normal für sie. Hier wird aber gar nicht deutlich, ob sie von ihren Kräften weiß oder nicht. Das habe ich mich ständig gefragt. Dann im letzten Drittel meint sie zu Jael, irgendetwas stimme nicht mit ihr - da dachte ich dann "Aha, sie weiß also nichts von ihren Kräften." Dann habe ich aber wiederum den Verlauf, wo sie die Mitglieder berührt hat und auf ihre Töne gehorcht hat, nicht verstanden. Wie kann ihr das auffallen, wenn sie doch gar nicht weiß, dass sie Töne hören kann? 🤔 Und nachdem Jael mit ihr darüber spricht, sagt sie plötzlich, dass sie die Töne der Menschen hören kann. Da weiß sie wieder, dass sie die Kräfte hat??? 🤔 Einfach nur HÄ??? Total verwirrend und undurchschaubar wirr erzählt.
Die Nebencharaktere blieben auch sehr wage und unbefriedigend für mich. Mir haben die verschiedenen Persönlichkeiten gefallen, wenn mal etwas davon durchkam, aber das waren sehr spärliche Momente, leider.
Sehr künstliche Szene, damit Drama entsteht: Jael hat den Leibwächtern angewiesen, Xenia nicht auf die Party zu lassen. Gab ihnen Namen und Aussehen. Und auch, dass sie ihn fragen sollten, wenn sie sich unsicher seien. Und dennoch lässt einer der Wächter sie einfach zur Party, nennt sie sogar beim Namen. Das ist derart künstlich erzählt, da merkt man, dass die Autorin dieses Drama zwischen Xenia und Jael haben wollte, um jeden Preis! 🙄🥱🤦
Es gibt noch ein paar Logikfehler, die wieder HÄ's? bei mir hervorriefen und unrealistisch sind. Aber bei der Geschichte, was sonst?!
Das Ende ist sehr fesselnd und sehr offen. Eigentlich wollte ich es hiermit gut sein lassen, aber das Ende hat mich echt eingefangen und neugierig gemacht ...
Die Sprecherin hat mir gut gefallen, sie spricht lebendig und auch sehr gut im Ausdruck der verschiedenen Charaktere. Hatte ja einige Male den Gedanken, abzubrechen, aber die Sprecherin hat mich gut durch das Hörbuch geführt. Als Buch hätte ich sicherlich abgebrochen.
Fazit:
Naja, sehr vieles etwas künstlich ... Charaktere, Szenen, Beziehungen zueinander ...
Es fehlen einfach die Grundinformationen zum Setting, zur komischen Sekte, zur WG, zu den Fähigkeiten der Mitglieder ... bis zum Schluß bleibt das aus. Auch bei einer Reihe müssen in Band 1 die Grundinformationen vorhanden sein. Das ist ein Riesen-Manko und stört sehr, da das Verständnis für die Geschichte fehlt.
Wenn ich auf die Geschichte jetzt zurückblicke, wird deutlich, dass sie sich in die Länge zog und gar nicht viel passiert. Es wirkt ideenlos, auch weil durchweg viel künstlich konstruiert wurde, um etwas zu sein. Die Autorin hat zu sehr gewollt, dass es mystisch und unheimlich wirkt - viele Informationen fehlen, die wenigen Handlungen sind in die Längen gezogen und die vielen Szenen und Charaktere künstlich erschaffen. Alles in allem sehr schwach. Ich wollte auch erst 2,5 Sterne vergeben, aber das Ende hat einiges herumgerissen. Und da es eine Dilogie ist, ist das offene Ende auch nicht verwerflich. Ebenso berücksichtige ich auch die Sprecherin, die ja bei einem Hörbuch auch Bewertung finden muss. Daher halte ich 3 Sterne für gerechtfertigt.
Für ein Jugendbuch sehr düster und für mich erst ab 15 Jahren zu empfehlen. Kann man lesen/hören, muss man aber nicht.
Der Untertitel passt jedenfalls hervorragend zum Gesamtwerk!
Inhaltserzählung:
Die Beziehung zu meiner Mutter war die komplizierteste meines Lebens und wird es immer sein. Während ich das schreibe, werden mir zwei unvereinbare Tatsachen klar, die mich schmerzen. ...
Inhaltserzählung:
Die Beziehung zu meiner Mutter war die komplizierteste meines Lebens und wird es immer sein. Während ich das schreibe, werden mir zwei unvereinbare Tatsachen klar, die mich schmerzen. Niemand würde sich mehr über dieses Buch freuen als meine Mutter. Und wahrscheinlich hätte ich nicht den Freiraum verspürt, es zu schreiben, wenn sie noch leben würde.
(Seite 66)
Ich will nur auf eine Besonderheit hinweisen: In einer Stadt mit hartgesottenen Bewohnern und reichlich Gewalttaten gab es einen Verbecher, der hervorstach.
Vielleicht hilft auch folgendes Detail, sich ein Bild von Sacramento in den Siebzigern und auch vom EAR zu machen: Wenn ich neugierigen Bewohnern der Gegend sage, ich würde über einen Serienvergewaltiger aus Sacramento schreiben, wurde ich noch nie gefragt, über welchen.
(Seite 118)
Autorin:
Michelle McNamara (1970–2016) wurde als Jugendliche mit einem Gewaltverbrechen konfrontiert, als in ihrer Nachbarschaft ein befreundetes Mädchen ermordet wurde. Diese Erfahrung prägte ihr Leben. Als Erwachsene führte sie die Webseite True Crime Diary und setzte sich zum Ziel, den »Golden State Killer«, einen der schlimmsten Serienmörder in der Geschichte der USA, zu entlarven. Michelle McNamara starb kurz vor Fertigstellung ihres Manuskripts, das nach Erscheinen zu einem Bestseller wurde und allein in den USA über 400.000 Leserinnen und Leser fand.
Übersetzerin:
Eva Kemper, geboren 1972 in Bochum, studierte in Düsseldorf Literaturübersetzen. Neben Junot Díaz‘ ›Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao‹ übersetzte sie aus dem Englischen u. a. Werke von Peter Carey, Louis de Bernières, Tom Rob Smith, Martin Millar und Penny Hancock.
Bewertung:
Anmerkung: Die folgenden Inhalte enthalten keine Spoiler, das können sie gar nicht, da es ein berühmter Fall ist, der oft von vielen Crime-Serien aufgegriffen wird, ebenso wie überall auf sozialen Netzwerken und Webseiten. Wer also keine Einzelheiten bestimmter Fälle lesen möchte, hört jetzt lieber auf zu lesen. Natürlich kommen einige Kleinigkeiten im Buch vor, die nur aus Michelles Sicht zu lesen sind, da sie ja auch ermittelte. Aber sie teilte ihre Ermittlungen mit den zuständigen Ermittlern und arbeitet bis zu ihrem Tod mit ihnen zusammen, wie auch diese Erkenntnisse medial verstreut wurden. Was ich also hier schreibe sind keine Geheimnisse.
👀 "Die Leute vergessen bei Rocky immer die erste Szene, in der er rausgeht und trainiert. Seine Beine tun höllisch weh. Er hat seine besten Jahre hinter sich. Es ist eiskalt. Er torkelt. Er kommt kaum die Treppe rauf. Rocky steht einfach jeden Morgen auf und macht weiter. Jeden Tag. Bei den Leuten, die sich mit ungelösten Fällen beschäftigen, ist es dasselbe. (...)Rocky hat Apollo Creed nicht geschlagen, weißt du noch?", sagte Patton. "Aber er hat ihn und die ganze Welt verblüfft, weil er einfach nicht aufgeben wollte."
(Seite 349/350)
Das Cover braucht keine Worte - es passt mehr als perfekt zum Riesen-Fall. Der Buchtitel bezieht sich auf etwas, was der Golden-State-Killer einem Opfer gesagt haben soll: «You’ll be silent forever, and I’ll be gone in the dark.» («Du wirst für immer schweigen, und ich werde im Dunkeln verschwunden sein.»). Dieses Detail kannte ich aus den Crime-Serien zu diesen Fall nicht. Ich ging davon aus, dass sich der Titel auf die Autorin und ihre Ermittlung bezieht. Es passt aber auch beides, eine gruselige Verbindung.
Der Klappentext lässt einen vermuten, dass die Autorin durch die Such des Täters umkam, er sie vielleicht auch getötet hat - dem ist aber gar nicht so. Sie stark an einer unglücklichen Überdosierung von Medikamenten überraschend. Auch vermittelt der Klappentext, dass die Auflösung des Riesen-Falles detailliert beschrieben wird. Auch dem ist nicht so. Der Täter wird kurz genannt, ganz zum Schluß. Er bildet sozusagen den Schluß. Und es wird nicht erläutert, wie er so lange entwischt ist, wie das im Klappentext steht. Ich habe einige Infos dazu beigeschrieben. Aber für den Leser ist das frustrierend. Wenn man den Klappentext auf eine andere Weise liest, stimmt es schon; die Autorin hat sein Entwischen detailliert geschildert, anhand der einzelnen Fälle und Schlampereien von Ermittlern und Bürgern. Denn jeder Täter kann nur solange fliehen, wie er wissentlich und unwissentlich geschützt wird.
Den poetischen Text von Weldon Kees ("Krimi-Club") finde ich wirr und habe ich auch nicht verstanden. Poesie mag ich sehr, aber dieses hier ist nicht zu verstehen für mich. Klar, es zeigt die Dimension der Überfälle auf literarische Weise, aber das kann auch im Bezug zu anderen Fällen genommen werden. Es steht auch keine Anmerkung des Autors bei; hat er das speziell für diesen Riesen-Fall niedergeschrieben? Ein Rätsel.
Es gibt ein Inhaltsverzeichnis, was ich generell ja sehr mag. Hier ist es allerdings unnötig, da das Buch und seine Kapitel sehr chaotisch zugeteilt sind. Da verschafft auch das Inhaltsverzeichnis keinen Überblick, leider. Ich hatte ja während des Lesens die Vermutung, dass die Kapitel so unchronologisch gesetzt sind, weil Michelle kurz vor Fertigstellung des Buches gestorben ist. Aber beim zweiten Nachdenken erscheint es sinnfrei, denn die zwei Freunde, die das Buch beendet haben, haben ja nicht willkürlich gearbeitet, sondern das so übernommen, wie Michelle es hinterlassen hat. Außerdem starb sie ja kurz vorher, der übermäßige Teil war also schon fertig und somit auch von ihr zusammengesetzt worden. Am Ende kommen die zwei freunde von ihr zu Wort und erklären, dass das Buch bei Autorin Michelles Tod zur Hälfte fertig war. All das widerlegt also meinen ersten Gedanken.
Es gibt eine Einleitung von Gillian Flynn. Hier meine Kritik, dass nicht dabeisteht, wer das ist. Ich kenne sie, sie ist Thriller-Autorin, aber sie ist keine große Berühmtheit wie die Harry-Potter-Autorin, die jeder kennt. Solche fehlenden Deklarationen nerven mich. Dann folgt ein Prolog der Autorin. Am Ende gibt es sozusagen ein Nachwort der beiden Freunde von Autorin Michelle und eines von ihrem Mann. Dann folgt ein Brief von ihr an den alten Täter, für sich, da bis dato keine Überführung stattfand. Als letztes folgt das Foto des Täters und drei Sätze zu ihm. Das ist ziemlich mau, daher habe ich als Anhang dieses Essays - äh, dieser Rezension ein paar Infos hinzugefügt. 😏
📋 Zur besseren Übersicht (die Fälle, von denen wir wissen):
❗ Visalia Ransacker (Visalia-Plünderer)
April 1974 bis Dezember 1975 - Über 100 Einbrüche, Raub und 1 Mord
❗ East Area Rapist (EAR)
Juni 1976 bis Juli 1979 - Über 50 Vergewaltigungen an Frauen und Raub
❗ Original Night Stalker (ONS)
Oktober 1979 bis Mai 1986 - 2 Übergriffe auf ein Paar, konnten gefesselt fliehen (zwei Beinahe-Morde)
- 6 Paar-Morde, Vergewaltigungen von den Frauen (das bleibt unerwähnt im Angesicht von Mord) und Raub, davon 2 Morde nicht 100 % dem ONS zuordbar
❕ Von Autorin Michelle "Golden State Killer" genannt
Was mich zu Beginn irritiert hat, war, dass die Autorin Michelle nur fünf Vergewaltigungsopfer aufgeführt hat, obwohl es fünfzig gemeldete ! gemeldete Fälle gibt. Beim Lesen jedoch erkannte ich, dass sie nur die Namen gelistet, die auch in dem Buch Erwähnung finden. Jedenfalls kann ich das so zuordnen, bei all den Namen - gerade bei der Ermittler-Liste - habe ich den Überblick verloren. Aber es ergibt Sinn. Denn es irritiert zudem, dass vor der Auflistung der Opfer und Ermittler, eine Ortskarte mit den verschiedenen Verbrechen (auch die Anzahl dieser) abgedruckt ist. Ein Mord wird in Verbindung mit den ganzen Einbrüchen noch untersucht bzw. wurde bis zur Fertigstellung des Buches untersucht. Ich konnte aktuell kein Ergebnis dazu im Internet finden.
Ich kenne den Fall aus verschiedenen Crime-Serien, dieser Fall ist oft verfilmt worden für die Serien. Das macht es für mich sogar noch etwas persönlicher, dass hier eine Autorin in einen Fall ermittelt hat, den ich recht gut kenne und von dem man sehr viel hört, sieht und liest. Jedenfalls ist den Crime-Liebhabern dieser Fall bestens bekannt, trotzdem war ich gespannt, was die Autorin selbst ermittelt hat.
Das Buch ist nicht chronologisch erzählt, was mich hin und wieder irritiert hat. Das Buch kann man nicht einfach so runterlesen, aber es ist fesselnd. Mal schreibt die Autorin in der Vergangenheitsform, dann wieder in der Gegenwartsform. Sie verknüpft es auch, es ist jetzt nicht aus dem Zusammenhang durcheinander gewürfelt ... Aber für eine Analytikerin, wie sie es wahr (und wie ich es bin), ist das sehr ungewöhnlich und wirr.
Wir erfahren unter anderem auch, wie Michelle aufwuchs und was sie zu dem Ermittlungs-Hobby brachte, die Entwicklung der DNA-Analyse und wie es mit anderen Hobby-Ermittlern auf verschiedenen Webseiten aussieht. Insgesamt erzählt sie wie in einem Tagebuch, nur auf sachlicher Ebene. Sie drückt zwar auch ihre Gefühle aus, aber nie überschwänglich und richtig greifend für den Leser.
👀 Rat suchte ich bei pensionierten Ermittlern, die an dem Fall gearbeitet hatten und von denen ich viele mittlerweile als Freunde betrachtete. Sie hatten irgendwann die Hoffnung verloren, aber das hielt sie nicht davon ab, mich zu ermutigen. Die Jagd nach dem Golden State Killer, die beinahe vier Jahrzehnte andauerte, kam mir weniger wie ein Staffellauf vor, eher wie eine sonderbare Seilschaft, die versucht, einen Berg zu besteigen. Die betagten Jungs mussten aufgeben, bestanden aber darauf, dass ich weiterging. Bei einem beklagte ich mich, es käme mir vor, als würde ich nach Strohhalmen greifen. "Soll ich dir was raten? Schnapp dir den Strohhalm", sagte er. "Klammere dich an allem fest, was du in die Hände bekommst."
(Seite 24/25)
Was mich immer wieder wütend macht, ist die Gedankenlosigkeit der Ermittler, die scheinbar nur auf ihren Gehaltscheck aus sind und Menschen, die bestimmte Dinge beobachten, aber nichts melden! Auch in vielen dieser Fälle hier hören Nachbarn mehrere Schüße nachts ! und bittende Sätze von Personen, aber keiner ruft die Polizei!! Niemand! Das kommt alles erst raus, als die Ermittler sie nach den Taten befragen. Es begibt sich ja niemand in Gefahr, wenn er in seiner Wohnung/seinem haus die Polizei verständigt. Er muss sich ja nicht ins Geschehen werfen! Das regt mich immer so auf! Das passiert so oft, nicht nur hier. Ich kenne zig Fälle, bei denen die Opfer hätten noch gerettet werden können, wenn jemand die Polizei oder den Krankenwagen gerufen hätte. So verbluten viele minutenlang, manchmal sogar mehr als eine Stunde ! ... Der berühmteste Fall ist der von Kitty in New York in den 80ern, wo mehrere Nachbarn sie beobachten und den Übergriff sahen, aber niemand die Polizei verständigte. Mehrere Nachbarn haben sie verbluten sehen und niemand half ihr. Erst nach mehr als einer Stunde kam eine Nachbarin sofort zu ihr, aber da war es schon zu spät. Hier war noch die Besonderheit, dass der Täter das ausnutzte, und nach dem ersten Angriff nochmal zurückkam udn sein Werk vollendete. Weil ja niemand etwas unternahm. Grauenvoll! Wie hilflos muss Kitty sich gefühlt haben, zu wissen, sie wurde gesehen, in Augen zu blicken, die einfach wieder ihre Türen schlossen und warteten, bis sie erstummte ...
In den Fällen im Buch war das mehr das normale Verhalten der Nachbarn; also die Opfer wussten nicht, dass andere etwas von dem Geschehen mitbekamen. Es wurden auch bei Nicht-Überfällen einiges merkwürdiges beobachtet, aber nicht gemeldet. Auch wirklich so handfeste Sichtungen, wie ein Nachbar, der den schleichenden Täter erwischt und freundlich hustet, um zu signalisieren, dass er ihn bemerkt hat. Eine Woche später wurde Opfer Nummer elf überfallen. Sie war im sechsten Monat schwanger. (Nur eines der vielen Beispiele, wo man nur den Kopf schütteln kann - der Täter wurde von vielen auf frischer Tat entdeckt, flüchtete und begann wenig später "Ersatz"-Taten.) Nicht umsonst sagt die Polizei, man solle auch noch so unscheinbare Dinge melden, die einem nicht wichtig erscheinen. Viele Fälle werden durch solche Mini-Puzzleteile gelöst.
👀 Was die Menschen sehen: Schweinwerfer auf dem freien Feld hinter ihrem Haus, wo kein Auto sein sollte. Aufgebrochene Türen. Einen Mann, der aus einem Entwässerungsgraben steigt und in den Nachbargarten schleicht. Geheimnisvolle Fußabdrücke im Garten. Einen Mann, der an die Tür klopft und wissen will, wie viele Personen in dem Haus wohnen, obwohl in diesem Jahr keine Volkszählung stattfindet. (Anmerkung von mir: Michelle schreibt fast eine Seite solcher Auffälligkeiten)
Was die Menschen hören: Wie sich jemand an der gläsernen Schiebetür zu schaffen macht. Kratzen an der Hausseite. Einen Hilferuf. Ein Handgemenge. Schüsse. Den lang gezogenen Schrei einer Frau. (Anmerkung von mir: Auch hier habe ich ihre Auflistung abgekürzt)
Niemand ruft die Polizei.
Diese Beobachtungen sammeln die Polizisten bei den Befragungen der Nachbarn nach vollbrachter Tat.
(Seite 233/234)
Da kommen Verbohrtheit und Egomanie sowie Machtspiele der Departments und Ermittler immer ins Spiel. Dieser große Fall mit vielen Einzelfällen bildet da keine Ausnahme. Und wie in vielen Kriminalfällen wurden auch hier eklatante Fehler begangen; Beweise wurden einfach vernichtet, ohne je einen Blick darauf geworfern zu haben, zum Beispiel. Dann kommen noch Aussagen hinzu, die sehr kurzgedacht sind, wie; der EAR stahl keine Rabatt-Marken wie der ONS, also konnte er nicht derselbe Täter sein. Da wurde die Entwicklungen des Täters gar nicht in Betracht gezogen, und dass der ONS noch vor dem EAR gewütet hatte. Wir reden (lesen) hier ja von jemadnen, der Jahrzehnte auf Achse ist. Dass sich der Täter da auch weiterentwickelt sagt einem jeder mit Verstand! Aber diese fehlerhafte Denkweise hat andere Ermittler behindert. Ebenso wie destruktive Aussagen wie "Verschwende nicht deine Zeit!" - "Er ist tot!" - "Er verrotet sicher im Gefängnis!" - "Warum kümmert dich das so?", die faule und uninteressierte Ermittler ihren aktiven und suchenden Kollegen vor die Köpfe knallen. Das zog sich bis zur Verhaftung des Übeltäters. Auch im Jahr 2000 kamen den alten Hasen nicht in den Sinn, der Täter hätte ja auch krank sein können oder bereits zu alt für seine akrobatischen Fluchten. Darüber wurde gar nicht nachgedacht, jedenfalls hat das kein Ermittler preisgegeben oder gar an anderen kritisiert. Dieses eklatante Fehlverhalten einiger Ermittler hat alles und jeden behindert, und somit auch die Ergreifung des Täters.
👀 Als ich die Tat in der Queen Ann Lane am 1. Oktober 1979 erwähnte, verhärtete sich Rays Miene.
"Ich glaube, in dieser Nacht hätten sie ihn schnappen können", sagt Ray.
Es war die Nacht, in der er begriff, dass er töten musste. Die Nacht, in der seine Opfer überlebten und ihr Nachbar, ein FBI-Agent, den Verdächtigen bei der Flucht auf einem gestohlenen Rennrad verfolgte. Ich bin die Strecke der Verfolgungsjagd anbgelaufen bis zu der Stelle, wo der Agent ihn verloren hatte. Der Agend stand in Funktkontakt mit den anrückenden Polizisten.
Ich habe nie begriffen, warum er nicht gefasst wurde.
"Ich wusste, was passieren würde", sagt Ray. Er schüttelt den Kopf. "Ich wusste genau, was die Polizisten machen würden."
Sie ließen ihn entwischen.
(Seite 334)
Wer das von den Crime-Serien nicht weiß: Dieser FBI-Ermittler hatte freies Schußfeld und hat das nicht genutzt. Er sah die Situation als unrechtmäßig für den Waffengebrauch. Natürlich war das heftig umstritten, da so eine Serien-Vergewaltiger und -Mörder entkommen konnte und weitere Menschen vergewaltigte und ermordete. Ich achte den FBI-Agenten für seine Entscheidung, kritisere aber auch, dass er ihn hätte ja nicht gleich töten müssen. Das ist auch etwas, was einem oft begegnet; dass die Täter statt ins Bein oder Arm, um sie handlungsunfähig zu machen, direkt tödlich erschossen werden. Da fragt man sich doch, ob die das gar nicht erst lernen, Gefangene zu nehmen. Der FBI-Agent hätte ihn nicht töten brauchen. Ich denke, daher kommt zum Teil auch die Kritik. Der andere Teil sind die typisch amerikanischen Werte zum Waffengebrauch. Viele zögern nicht und töten lieber als dass ein Mörder weiter frei herumläuft.
Diese Missstände bringt Michelle auch im Buch ein und ich war erleichtert, dass sie auch diese Aspekte betrachtete. Denn die gehören leider oft dazu. Was verkrampft sich alles in mir, wenn ich darüber nachdenke, wie die Fälle gelöst werden könnten (generell), wenn Ermittler und Zeugen rechtschaffener wären und zusammenarbeiten würden?! Und dieser Riesen-Fall hat so viele Puzzleteile, die nicht alle ordnungsgemäß zusammengeführt wurden, sodass der Täter immer wieder entkommen konnte! Das gleicht einem zynischen Götterspiel! Da waren nicht nur die Planung und Geduld des Täters ausschlaggebend, sondern auch massig viel Glück! Wie oft er gesichtet wurde, wie viele Phantombilder es von ihm gab, wie viele merkwürdigen Geschehnisse entdeckt wurden - vor vielen Verbrechen, die er danach begangen hatte ... Er ist mit allem davongekommen, selbst Beweise, die er zurückgelassen hatte, wurden einfach ohne Blicke darauf entsorgt. Nein, allein mit dem Können des Täters hat das nichts zu tun. Wie in vielen anderen Fällen kommen hier einfach viele Fahrlässigkeiten zusammen.
Michelle schreibt zu all dem, dass es bezeichnend für die siebziger war. Allerdings stimmt das nicht. Ja, das war so, aber ist heute immer noch so. Die Menschen haben die gleichen Gründe wie damals. Und es ist immer noch unverständlich und behindernd. Sie schreibt auch treffend dazu:
👀 Ich erwähnte Shelby gegenüber die allgemeine Verunsicherung in der Zeit nach Vietnam, doch Shelby schüttelte den Kopf. Die Passivität der Nachbarn war für ihn nur ein Problem von vielen. Nicht nur die Bürger hatten versagt, sondern auch Shelbys Vorgesetzte, die so sehr mit ihren Machtspielchen beschäftigt waren.
(Seite 235)
Sie bringt es genau auf den Punkt. Wer verschiedene Crime-Serien schaut, weiß um das Verhalten der Departments und ihre Vorgehensweisen. Sobald ein Fall mediale Aufmerksamkeit genießt oder sehr groß wird (was hier der Fall war), gehen die Ränkespiele richtig los. Das Ego wird aufgeplustert und es geht vorwiegend nur noch darum, wer die Ehre hat, ganz vorne dabei zu sein und den Fall abzuschließen, um die Karriere voranzutreiben. Opfer und Tat selber spielen da im Hintergrund Walzer.
Natürlich gibt es bei den Bürgern Unsicherheiten, was sie melden sollen und was nicht. Aber hier waren Gegebenheiten, die auf jeden Fall hätten gemeldet werden müssen. Auch ist es so, dass viele Ermittler Meldungen auch nicht ernst nehmen. Im besten Fall sagen sie dir, sie können da nichts machen, sie brauchen was handfestes. Im schlimmsten Fall lachen sie über dich, verhöhnen dich. Und nein, das ist nicht nur in Amerika so. Besonders in Deutschland herrscht die bekannte Philosophie unter der Bevölkerung, dass die Polizei erst etwas unternimmt, wenn etwas konkretes passiert ist. Ein Beispiel werde ich mal nennen: Eine ehemalige Umschulungs-Kollegin von mir erzählte mal, dass sie mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn im Auto auf der Autobahn von einem anderen Autofahrer massiv bedrängt wurden. Der rammte sie sogar. Als sie währenddessen bei der Polizei anriefen, meinte die nur, dass sie in diesem Fall nichts tun können, weil sie dafür kein Personal haben. Erst, wenn dadurch ein Unfall passiert, fahren sie raus. Ja, da schüttelt es sich doch bei jedem, oder? Wir schimpfen ja gerne über andere Länder und ihre Systeme, und plustert uns auf, wir würden es besser machen.
Das ist also ein Riesenproblem, das sich auch in diesem Riesen-Fall ereignet hat. Wie viel früher hätte der Täter gefasst, wie viele Leben gerettet werden können ... ? Man mag gar nicht darüber nachdenken, weil sonst die blanke Wut einen befällt. Mir ergeht es jedes Mal so, wenn ich sowas mitbekomme. Michelle stellt die gleichen Fragen, bleibt aber sachlich und emotional unberührt (für uns Leser). Aber das ist okay so, ich habe Wut für uns beide in mir. Und da brauchen wir auch gar nicht in die USA gucken, auch bei uns in Europa passieren ständig eklatante Fehler. Wir alle kennen Fälle, wo Sexualstraftäter ein super Gutachten erhalten und entlassen werden. Und daraufhin sofort den nächsten übergriff begehen. Und man muss auch kein Psychologe sein, um zu wissen, dass Sexualstraftäter die einzigen Kriminellen sind, die man nicht resozialisieren kann. Triebe kann man nicht stoppen. es gibt Programme, die diesen Menschen helfen, mit ihren Trieben umzugehen, aber das sind keine Schlösser, sondern Pflaster. Diese Menschen können jederzeit rückfällig werden. Und gerade solche straffälligen Täter dann in die Gesellschaft hinaus zu schicken, ist grob fahrlässig! Und das gibt es gerade bei uns in Deutschland viel zu viel. Weil wir einfach eine sehr milde Gesetzeslage haben. Auch andere Verbechensbereiche wie Raub und Tötung gibt es zu Haufen, bei denen lebensrettende Fehler gemacht werden.
Ganz präsent ist mir ein Fall, bei dem es um einen Asylanten geht. Dieser ist mir nicht hängen geblieben, weil er kein Deutscher ist, sondern weil der Fall international ist. Dieser Täter nämlich bewarb sich in verschiedenen europäischen Ländern als Asylbewerber mit falschen Dokumenten. Keinem fiel es auf. In Frankreich tötete er sein erstes Opfer (von dem wir wissen - wir wissen ja nicht, wie viele er bereits vorher ermordete oder eben nicht). Daraufhin sollte er ausgewiesen werden. Die Behörden versäumten dies aber und so zog er nach Deutschland und tötete eine weitere Person. Und blieb eine Zeit lang unerkannt. Beide Tötungen sahen die Behörden nicht im Zusammenhang, weil sie sich nicht miteinander austauschten, auch in kriminaltechnischem Bereich (wie in Amerika ebenfalls). Bei weiterer Kontrolle seiner Unterlagen stellten die Beamten dann fest, dass ein Haftbefehl und eine Abschiebung auf den Mann ausgestellt worden waren, in Frankreich. Muss ich dazu noch mehr schreiben? Statt nach Amerika zu schauen, mal lieber vor der eigenen Haustür kehren.
Auch so Fehler, die nicht direkt mit den Fällen aufkamen, sondern vorher schon begangen wurden, die dann mit in die Fälle reinspielten:
👀 Jahrelang scheint niemanden aufgefallen zu sein, dass die Notrufnummer 911 im gemeindefreien San Ramon nicht funktionierte, obwohl die Telefongesellschaft den Anwohnern diesen Service in Rechnung stellte. Eine Frau, die am Ende einer ruhigen Sackgasse wohnte, stieß auf diesen Missstand. Das schrille Fiepen aus dem Hörer, das eine nicht zustande gekommene Verbindung anzeigte, versetzte ihr nach zwei Stunden sexueller Gewalt durch einen Fremden einen zusätzlichen Schock.
(Seite 272)
Das lasse ich unkommentiert.
👀 Nach etwa einem Jahr war die Untätigkeit der Nachbarn nicht mehr mit Ahnungslosigkeit oder Trägheit zu entschuldigen. Es war reine Wagenburgmentalität. Wenn sie etwas sahen, schlossen sie die Türen ab, schalteten das Licht aus, zogen sich ins Schlafzimmer zurück und hofften, er würde sie nicht holen. "Ich hatte Angst", gab eine Frau zu. Aber warum hatte sie nicht die Polizei angerufen? Meine Gedanken kreisten immer wieder um die Frage, wie es hätte laufen können.
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Dazu brauche ich nichts mehr kommentieren. Sagt alles.
Viele Theorien kamen auf, wieso der Täter plötzlich aufhörte und woanders weitermachte, wieso er jahrelang bis zur Verhaftung gar nicht mehr in Erscheinung trat ... Ich finde das gar nicht so unergründlich. Auch Michelle hat diese Theorien beschrieben und wie die Antworten darauf aussehen. Und ihre Meinung dazu trifft auch auf meiner, denn sie ist mehr als logisch zu begreifen. Ich frage mich da, wie die Ermittler und andere das nicht sehen konnten. Es war nichts rätselhaftes, es war klar wie Brühe. Ich kann nicht ausdrücken, wie oft ich den Kopf geschüttelt habe und wütend geworden bin. So oft.
An einer Stelle musste ich schmunzeln, die ist so schön geschrieben:
👀 Um zu veranschaulichen, wie schwierig die Bewertung potenzieller Verdächtiger ist, zeigte er später, dass rein nach den Aufenthaltsorten und der Personenbeschreibung des EAR-ONS selbst Tom Hanks infrage käme. (Der, das möchte ich betonen, schon wegen des Drehplans der Serie Bosom Buddies ausgeschlossen werden kann.) 🤭
Sehr interessant fand ich die Stelle, bei der zwei Firmen Autosomale DNA von Menschen untersucht, deren Ergebisse dann anzeigen, welche Krankheiten in den Genen liegen bzw. die Auslöser, die möglicherweise diese Erkranken hervorbringen. Ich finde die Stelle sofern interessant, als das ich diese Art der Untersuchung bereits kenne. Ich habe einen Artikel dazu in einer meiner Wissensmagazinen, zu genau der zeit, als das Verfahren noch neu war. Man kann seine Speichelprobe für etwas mehr als hundert Euro in die Labore schicken. Die Ergebnisse werden per E-Mail mitgeteilt. Im Artikel hat ein Reporter das gemacht und davon berichtet. Natürlich alles aus den USA, die sind ja Vorreiter in diesen Bereichen. Ich war überrascht, dass das hier zu lesen ist. Aber auch sehr passend für das Kapitel.
Etwas zwiegespalten bin ich ja schon immer über die Hobby-Ermittler aus den Webseiten gewesen. Die kannte ich natürlich durch die ganzen Crime-Serien auch zu genüge. Aber diese Bürger-Initiativen sind zum großen Teil bei den Departments ungern gesehen. Andererseits sind sie auf solche Initiativen angewiesen. Es ist schon ein Armutszeugnis, neben den positiven Gründen. Denn es zeigt auch die Unfähigkeit der Ermittler und das Versagen des Staates, diese finanziell und personell ausreichend auszustatten. Stattdessen ermitteln die Bürger, um die Verbrechen aufzuklären. Selbstjustiz ist verpönt, aber gerade in Amerika, wo alle Waffen halten dürfen, ein Alltagsmodell. Sehr ambivalent! Und ob man es nun positiv oder negativ betrachten möchte - Faktisch bleibt es so, dass nicht die Bürger einer Stadt für die Verbrechensaufklärung zuständig sind, auch nicht als Assistenten. Sondern die Polizei, die dafür bezahlt wird.
Es ist mir ein Fehler bewusst im Gedächtnis geblieben, ganz zu Anfang, da wird ein Mord falsch in der Erzählung zugeordnet und eine Vergewaltigung hat mich irritiert, also die der Name des Opfers und ihre Lebensumstände. Der Verlauf war derselbe, wie auch der Sohn im gleichen Alter war, als der Übergriff geschah. Allerdings wird ganz vorne im Buch bei der Karte ein ganz anderer Name angegeben. Ich weiß nicht, ob Michelle sich einfach verschrieben hat oder das zwei verschiedene Frauen sind, mit demselben Lebensumstand und Verlauf. Auch bei den Ermittlern ist ein Fehler aufgetreten bzw. ist mir aufgefallen, dass auf Seite 122 ein Foto von einem William McGowan abgebildet ist und auch so deklariert. Aber der zuständige Ermittler damals hieß Bill McGowan. Das wird auch noch auf derselben Seite erwähnt. Scheint mir ein Schreibfehler zu sein, oder es sind wieder zwei verschiedene Personen, von denen aber nur einer erwähnt wird, während der andere nur auf dem Foto zu sehen ist. Sinnfrei ist das alle male. Im letzten Kapitel steht, dass die Suche mit DNA-Spuren in der Überschrift "Sacramento 2013" zu lesen ist. Aber diese Überschrift gibt es nicht.
Im Laufe der Ermittlungen gab es viele Phantombilder von dem Täter. Mal sahen sie ihm ähnlich, mal weniger. Erschreckend finde ich (da gibt es vieles in diesem Riesen-Fall) besonders, wie eines der vielen Phantombilder dem Täter 1:1 zeigen! Zwei der Phantombilder sind im Buch abgebildet, das eine hat viele Ähnlichkeiten mit dem Täter. Das andere ist genau er! Ich habe wirklich noch nie (nicht, dass ich mich daran erinnere) ein Phantombilde gesehen, das genauso aussieht, wie der Täter. Und der Fotoabgleich, der auch im Buch ist, ist alt. Auf dem Foto ist er 72 Jahre alt, bei seiner Verhaftung. Das Phantombild entstand im Februar 1977!!! Wirklich alles - von Stirn über denselben Blick, Nase, Mund, Gesichtskontur - stimmt mit dem 41 Jahre alten Mann auf dem Foto überein! Und das, obwohl er auf dem Foto seinen Kopf etwas hochhält! Richtig gruselig! Du erkennst ihn, obwohl er 31 Jahre älter ist als auf dem Phantombild! Habe Gänsehaut. Immer noch. Wenn ich bedenke, wie viele Phantombilder wage sind und trotzdem die Täter dadurch geschnappt werden ... wieder etwas unerklärliches und voller Glück geprägt. (Siehe Anhang Bild GRUSELIG!)
Auf dem Foto 1973 von ihm lässt sich das Phantombild auch deutlich wiedererkennen. (Siehe Anhang Bild DEUTLICH! Als junger Mann) Aber auch das zweite Phantombild von August 1979 im Buch gleicht dem Foto unheimlich. (Siehe Anhang Bild UNHEIMLICH!)
Dann gibt es noch ein gutes Phantombild mit einem jüngerem Ich des Täters, dass auch wahnsinnig gut harmoniert! (Siehe Anhang Bild WAHNSINN!)
Auf einer weiteren Collage ist er von 1973 (Foto) mit einem wieder sehr ähnlichem Phantombild abgebildet! Beide Personen sind da jung. Leider kann ich die Collage nicht zeigen, mehr als fünf Bilder sind nicht erlaubt. 🙄
Dasselbe Phantombild mit dem alten Mann auf dem Polizeifoto - ebenfalls klar identifizierbar, trotz des Riesen-Altersunterschied! (Siehe Anhang Bild DEUTLICH! Als alter Mann)
(Und ja, die Collagen habe ich erstellt. Die zwei Phantombilder und das Polizeifoto sind vom Buch, alle anderen aus dem Internet. Ist ja - wie bereits erwähnt - ein berühmter Fall.)
👀 "Ein Verbrecher ist in seiner Vergangenheit ungeschützter als in seiner Zukunft."
(Britischer Kriminalpsychologe David Canter im Buch "Criminal Shadows")
Fazit:
Ich habe das Buch innerhalb zwei Tagen durchgelesen. Es hat einen Sog. Das Buch selbst ist im eigentlichen Sinne ein Puzzle zum Bild; es lässt sich noch so vieles dazu schrieben - zum Täter, zu den Opfern, zu den Hinterbliebenen, zu den Ermittlern, zum Verlauf ... So vieles bleibt ungeschrieben, aber Michelles Geschichte, ihre Ermittlungen, enden hier.
👀 "Ich bin überzeugt davon, dass niemanden außer ihr gelungen wäre, als Außenseiterin in diesem Fall zu erreichen, was sie erreicht hat, und mit der Zeit eine von uns zu werden. Ich glaube, eine solche Kooperation von privater und öffentlicher Seite ist bei einem Ermittlungsverfahren einmalig. Michelle war dafür perfekt."
(Paul Holes, Forensiker und Ermittler, der mit Michelle bis zu ihrem Tod zusammengearbeitet hat)
Dieser Riesen-Fall ist nicht nur einzigartig, weil er so viele Fälle an verschiedenen Orten und verschiedene Taten enthält, sondern auch unglaublich detailliert die Entwicklung des Täters aufzeigt. Zu Beginn nur Einbrüche und Raub (bis auf eine Ausnahme, die ungeplant war), wie ein Herantasten an seine zukünftigen Taten. Dann wird er mutiger und vergewaltigt alleinstehende (oder gerade allein im Haus stehende) Frauen, kombiniert das mit Raub. dann steigert er sich zu Pärchen-Überfällen mit Vergewaltigung, Raub und Mord. Und das zwei Jahrzehnte, von denen wir wissen! Das ist wie eine Pyramide, die sich langsam aufbaut und deren Entwicklung jeder sehen kann. Gleichzeitig sind einzelne Fälle auch komplex, weil sich Städte nicht miteinander austauschen und keine Verbindung gesehen wird, wo welche ist.
Man darf auch nie vergessen, dass all diese Fälle nur die sind, die wir kennen, die an die Öffentlichkeit gelangt sind. Uns allen ist klar (sollte es, es ist kein Geheimnis), dass gerade bei Sexualverbrechen viele Dunkelfälle existieren. Denn sexuelle Gewalt jeglicher Art ist in unserer Gesellschaft ein Riesen-Tabu-Thema und sehr intim und schambehaftet. Das liegt am patriarchen System weltweit, das von Männern aufgebaut wurde. Nicht selten werden Sexualopfer von Polizei und Gericht eine Mitschuld gegeben. Es ist also davon auszugehen, dass es hier viel mehr Opfer gibt, als wir wissen. Schon drei Morde konnten dem Täter nicht einwandfrei angelastet werden, weil Beweise fehlen oder unzureichend sind.
Mich hat das Buch laufend getriggert. Ich habe im März eine Kurzserie gesehen: "Unbelievable" (auf Netflix). Dort geht es um eine Vergewaltigungs-Serie in verschiedenen Bezirken, die sich natürlich nicht austauschen. Die Fälle sind in vielen Details genau wie die Fälle hier im Buch. Mich hat es immer wieder an die Serie erinnert. Vielleicht haben die Produzenten diese Fälle auch als Vorlage genommen und weitergespinnt ... ich weiß es nicht. Es gleicht sich nur sehr erschreckend. Übrigens eine super tolle Serie mit starken Schauspielern. Es lohnt sich diese anzusehen.
Ich war traurig, als ich das Buch untersuchte und nichts zu ihrem Tod fand und kein Foto von ihr, um mir ein Bild von ihr machen zu können. Aber auf den letzten Seiten ist ein Foto von ihr abgebildet, was ich für den Leser sehr schön finde. Ich möchte ja die Frau sehen, die dieses Buch geschrieben hat, wie ein Tagebuch, zu dem man Verbindung aufnimmt.
Das Buch insgesamt hat mir sehr gefallen, der große Schwachpunkt ist hier der chaotische Erzählstil. Ein unnötiges Inhaltsverzeichnis kommt noch hinzu, da man sich an ihm gar nicht orientieren kann. Die Daten sind - bis auf die Übersicht zu Beginn - in den Kapiteln chaotisch niedergeschrieben. Da die Kapitel nicht geordnet nach den Daten geschrieben sind, war es für mich schwer, alles beisammenzuhalten. Dafür sind das einfach zu viele Orte, zu viele Opfer, zu viele Ermittler. Ich konnte sie alle nicht immer richtig zuordnen. Man wird von einem Fall zum Nächsten geschleudert, der nicht immer direkt danach geschah. Von 1981 geht es zu 1980, dann zu 2009 ... dazwischen sind immer wieder Kapitel, die ohne Daten in der Überschrift auftauchen. Da sind die Daten der Geschehnisse, die dort erzählt werden, auch noch gemischt. Ein wirklich bunter Haufen, der mich irritiert und mich immer wieder aus dem Lesefluss genommen hat. Aber nur kurz - denn dann ging es fesselnd weiter und ich konnte gar nicht aufhören zu lesen. Es ist hier wirklich so einiges ambivalent, auch das Lesegefühl. Einerseits chaotisch und irritierend, andererseits fesselnd und eindringlich. Daher auch meine Gesamtbewertung von 4 Sternen.
👀 "Die Zukunft hält jede Menge Bösewichte für dich bereit", sagte er.
"Ich will nicht >jede Menge Bösewichte<", sagte ich. "Ich will nur den einen."
(Seite 350)
Niemand hatte geahnt, dass ihr beides verwehrt bleiben würde ... Sie starb am 21. April 2016. Fast genau zwei Jahre, bevor der EAR, ONS und vermeintlicher Plünderer festgenommen wurde.
So, nachdem ich für die Zusammensetzung dieser Bewertung knapp sieben Stunden (ohne Pausen) geschuftet habe, mag ich nicht mehr denken. 🥴
P.S.: Nähere Infos zum Täter werde in dem Buch leider nicht notiert, was für die Leser natürlich unbefriedigend ist. Vor allem für Diejenigen, die keine Crime-Serien gucken und den Fall auch nicht kennen. Daher hier meine Ergänzung:
Modernste DNA- und Ahnenforschungs-Datenbanken führten die Polizei erst zu entfernten Verwandten des Täters, dann schließlich bis zu seiner Haustüre in Sacramento. Josef James DeAngelo, damals 72 Jahre alt, ist ein Ex-Polizist, 1979 wegen Ladendiebstahls aus dem Dienst entlassen. Er wird nach 44 Jahren (von der ersten tat an, von der wir wissen) ! endlich verhaftet. Um der Todesstrafe zu entgehen, worauf die Staatsanwaltschaft als Deal verzichtet hat, gestand der dann 74-Jährige am 29.Juni 2020 13 Morde und über 160 Verbrechen wie Entführung, Einbruch, Raub und Vergewaltigung, teils bereits verjährt. Seine Opfer waren zwischen 13 und 41 Jahre alt (ohne die Kinder im Haus gerechnet, nur reine Übergriffe). Am 21. August 2020 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Staatsanwalt Thien Ho zitierte DeAngelo: „Ich habe alle diese Sachen getan. Ich habe alle ihre Leben zerstört. Deshalb muss ich jetzt den Preis bezahlen.“ Die zuständige Distrikt-Staatsanwältin (District Attorney) erklärte es für möglich, dass es weitere unidentifizierte Verbrechensopfer DeAngelos gäbe und man wohl nie die wirkliche Dimension seiner Taten erfahren werde. (Von mir: Was ich ja auch für sehr wahrscheinlich halte)
Die kalifornischen Behörden ließen verlauten, McNamaras Erkenntnisse hätten nicht zur Ergreifung des Täters geführt. Der US-Pay-TV-Sender HBO sicherte sich die Rechte an McNamaras Buch für eine Doku-Serie.
Anmerkung von mir: Für mich ist es mehr Frustration als Sieg, dass er ganz normal sei Leben glücklich weiterleben durfte und erst im hohen Alter und hoher Gebrechlichkeit verhaftet wurde. Letzten Endes hat er gewonnen und sein Leben gelebt.