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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2020

Tolle Idee, die toll beginnt ... und nicht toll weitergeht ...

Du bist mein Verlangen
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Inhaltserzählung:
Von Anfang an wusste ich, dass sie meine größte Errungenschaft werden würde, und so bereitete ich an dem Tag, an dem ich sie gehen ließ, den Weg für sie.
Den Weg zu mir.
Niemand weiß, ...

Inhaltserzählung:
Von Anfang an wusste ich, dass sie meine größte Errungenschaft werden würde, und so bereitete ich an dem Tag, an dem ich sie gehen ließ, den Weg für sie.
Den Weg zu mir.
Niemand weiß, dass ich hinter den Kulissen die Fäden ziehe.
Ich habe alles in unserem Leben so geplant, dass ich sie im perfekten Moment haben würde.
Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen.

(Seite 11)


Autorinnen:
Alexa Riley ist der Name, unter dem zwei Freundinnen heiße und unterhaltsame Liebesromane veröffentlichen. Beide sind glücklich verheiratete Mütter und teilen ihre Vorliebe für Football, Donuts und sexy Buchhelden. In ihren eigenen Büchern lieben sie süße Geschichten mit viel Liebe und einem Happy End. Die Autorinnen konnten in vielen Kurzgeschichten bereits eine große Leserschaft gewinnen, deswegen sahen zahllose Fans der Veröffentlichung ihres ersten Romans entgegen.

Übersetzerin:
Ivonne Senn


Bewertung:
Das Cover gefällt mir unheimlich gut, weil es mal kein halbnackter Mann oder eine zu übertrieben geschminkte Frau oder ein fummelndes Paar ist ... Trotz dessen passt das Coverbild zur Geschichte, wie auch der Titel, der die ideale Stränge wiedergibt.

Der Schreibstil ist sehr schön locker und die Seiten lasen sich wie von selbst. Der Anfang beginnt schon richtig spannend und hat mich noch neugieriger gemacht. Die Idee zur Geschichte finde ich klasse. Ein Mann, der heimlich hinter einer Frau her ist und ihr beider Leben so plant, dass sie sich immer wieder kreuzen und die Frau nichts davon ahnt. Eine tolle und thrillige Idee, die die Autorin bis Seite 191 auch super umgesetzt hat. Dann leider artet das Ganze in Sex, Sex und Sex aus, mit überdrehten Klischees und überspitzen Dialogen und Handlungen. Ich bin echt enttäuscht! Bin ich anfänglich ohne Erwartungen an das Buch gegangen, löste diese jedoch Seite zu Seite welche aus, sodass ich nun sauer im Regen stehe ... nicht lustig!!!


Fazit:
Bis Seite 191 eine super Geschichte mit spannendem Geschehen, dann geht es bergab ins Tal der Lesehölle! Sehr enttäuschend! Mehr muss ich dazu nicht schreiben, oder?


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2020

Vorhersehbares und unvorhersehbares perfekt kombiniert!

Todeskäfig (Ein Sayer-Altair-Thriller 1)
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Klappentext:
FBI-Agentin Sayer Altair sucht nach dem Ursprung des Bösen in den verborgensten Winkeln des menschlichen Gehirns. Um Abstand vom Tod ihres Verlobten zu gewinnen, stürzt sie sich in ihre Forschung ...

Klappentext:
FBI-Agentin Sayer Altair sucht nach dem Ursprung des Bösen in den verborgensten Winkeln des menschlichen Gehirns. Um Abstand vom Tod ihres Verlobten zu gewinnen, stürzt sie sich in ihre Forschung an den Gehirnen von Serienkillern. Doch dann wird Altair zu einem grausamen Mord in Washington, D.C. gerufen: Ein Mädchen wurde in einem Käfig gefangen gehalten und ist dort verdurstet. Der öffentliche Druck ist enorm: Das Opfer ist die Tochter eines hochrangigen Senators. Als klar wird, dass der Killer ein weiteres Mädchen in seiner Gewalt hat, setzt die FBI-Agentin alles daran, ihn noch rechtzeitig zu stoppen. Doch die Spuren führen in eine falsche Richtung, und der Killer scheint ihr stets einen Schritt voraus.


Autorin:
Ellison Cooper promovierte in Anthropologie. Sie spezialisierte sich dabei im Bereich kulturelle Neurowissenschaften und Archäologie. Ihre wissenschaftlichen Publikationen erschienen in zahlreichen anerkannten Zeitschriften. Sie studierte außerdem Jura an der Georgetown University und arbeitete als Mordermittlerin beim Washington, D.C. Public Defender Service, wo sie Einblick in das System der Kriminaljustiz erhielt. Mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt sie in der San Francisco Bay Area.


Übersetzerin:
Sybille Uplegger


Sprecher:
Peter Lontzek absolvierte sein Schauspielstudium an der Schauspielschule Charlottenburg in Berlin. Er ist die deutsche Synchronstimme von Tom Hiddleston („Kommissar Wallander“, „Thor“) und Kristopher Polaha („Mad Men“, „Life Unexpected“). Außerdem spricht er Josh Charles (Rolle: Will Gardner) in „Good Wife“. Peter Lontzek ist die Station Voice des Radiosenders SWR 2 und feste Stimme der Polit-Talkshow „2+Leif“ (SWR Fersehen). Außerdem hört man ihn in Dokumentationen als Kommentar- und Overlay-Sprecher. Des Weiteren ist er in Hörspielen (TKKG, Wendy, Team Xtreme) und regelmäßig bei Lesungen zu erleben.


Bewertung:
Das Cover ist ein Eyecatcher, auch wenn kein Käfig abgebildet ist. Der Titel passt hervorragend, da die Opfer in Käfigen zu Tode gequält werden. Der Erzählstil ist sehr hollywoodreif und erinnert wahrlich an amerikanische Thriller. Es beginnt zwar schon spannend, aber mir war der Beginn dennoch etwas zu fade. Vielleicht war ich einfach nicht richtig eingestimmt. Je länger ich hörte, umso gebannter wurde ich.

Die Charaktere sind recht lebhaft und gut ausgearbeitet. Sehr schön finde ich, die realistische Darstellung von Idioten, da in Wirklichkeit ja auch nicht nur sympathische Menschen um einen sind.

Ich denke, die Autorin wollte die Spannung nach und nach steigern, denn je weiter die Handlungen fortschreiten, umso beklemmender und fesselnder wurde es. Das letzte Drittel haut so richtig rein und den für mich faden Anfang raus. Was mich beeindruckt hat, ist die unvorhergesehene Auflösung in der vorgesehenen Auflösung. Nicht alles war überraschend, aber die finale und wichtige Auflösung um den Mörder kann man gar nicht erraten. Das hat mich eiskalt erwischt!

Der Sprecher ist sehr gut gewählt; er hat eine samtige Stimme, die er auch zu nutzen weiß und an den richtigen Stellen das Tempo einhält, das die einzelnen Handlungen brauchen. Ich konnte das Hörbuch am Stück hören.


Fazit:
Sehr gelungenes Katz-und-Maus-Spiel inmitten vorhersehbaren Wendungen. Die Autorin hat beides zusammengespickt und einen fesselnden Thriller geschaffen. Der Sprecher bringt die Aussagekraft dieser ideal und anschaulich wieder.

Ein Thriller für jeden, der gerne mitraten und sich überraschen lassen kann.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2020

Eine ergreifende Schullektüre, die Pflicht sein sollte!

Bald sind wir wieder zu Hause
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Klappentext:
Rechtsextremismus und Antisemitismus haben in Europa wieder Fuß gefasst. Geschichten, wie die in diesem Band versammelten, erinnern uns daran, den Horror des Holocaust niemals zu vergessen. ...

Klappentext:
Rechtsextremismus und Antisemitismus haben in Europa wieder Fuß gefasst. Geschichten, wie die in diesem Band versammelten, erinnern uns daran, den Horror des Holocaust niemals zu vergessen. BALD SIND WIR WIEDER ZU HAUSE schildert die Erlebnisse von sechs Überlebenden des Naziterrors auf Basis von Interviews.

Enteignet, von ihren Angehörigen getrennt und ihrer Menschenwürde beraubt, durchlebten sie die Angst und Verfolgung im Ghetto. Sie erlitten die Entmenschlichung, den Hunger und die Entkräftung in den Konzentrationslagern und waren Zeugen des industriellen Massenmordes in den Vernichtungslagern.

Autorin:
Jessica Bab Bonde lebt mit ihrer Familie in Stockholm. Ihre Existenz in Stockholm ist eine direkte Folge der Flucht früherer Generationen vor Verfolgung. Sie arbeitet als Literaturagentin und verfügt über langjährige Erfahrung im Verlagswesen.

Illustrationen:
Peter Bergting, der Spross einer Künstlerfamilie, arbeitet seit 17 Jahren als professioneller Maler und Illustrator. Seine Arbeiten – vor allem Kinderbuch- und Rollenspielillustrationen – erschienen in weit über 500 Publikationen. Er wurde 1970 in einer kleinen schwedischen Stadt geboren, die durch den Film „Fucking Åmål“ einige Berühmtheit erlangt hat. Derzeit lebt er mit Frau und Tochter in der Nähe von Stockholm.

Übersetzerin:
Monja Reichert studierte am Sprach- und Dolmetscherinstitut München und promovierte im Jahr 2000. Seitdem übersetzt sie alles aus den Bereichen Comic, Romane, Fachbücher, Internetseiten, Kinder –und Jugendliteratur, Biographien, Gebrauchsanweisungen und Redewendungen aus dem Italienischen, Englischen und/oder Französischen ins Deutsche. Sie hat ein eigenes Übersetzerbüro mit dem Namen Lingolounge. Sie hat eine besondere Vorliebe gegenüber Comics und übersetzt diese auch am liebsten.


Bewertung:
Das Thema ist genau meins, weshalb ich die Geschichten unbedingt lesen wollte. Schon als junger Teenie habe ich mich darüber informiert, in der Schule hatten wir überwiegend den ersten Weltkrieg im Programm. Das Cover ist perfekt! Ein besseres kann man hierfür nicht erstellen. Der Titel passt ebenso dazu.

Zu Beginn lesen wir ein Vorwort der Autorin, die selbst etwas zu diesem Verbrechen und den Menschen schreibt. Dann berichten sechs Menschen, die diese menschenverachtende Welt erlebt haben ... Tobias Rawet, Livia Fränkel, Selma Bengtsson, Susanne Christensen, Emerich Roth und Elisabenth Masur. Bei den ersten beiden Berichten ist alles recht detailliert, während bei Susanne Christensen der Ablauf ab der Befreiung etwas ungenau wird. Da lässt die Erzählkunst etwas nach. Bei den letzten beiden, Emerich Roth und Elisabenth Masur, ist von Anfang an alles salopp erzählt. Da gibt es keine richtige Einleitung, sondern es folgt sofort ins Eingemachte. Das finde ich sehr schade, als ob nicht genug Zeit geblieben wäre.

Nach den Berichten lässt sich eine Zeittafel von 30. Januar 1933 bis 20. November 1945, ein Glossar mit Fremdwörtern und weitere Informationshinweise mit Links zum Weiterlesen über das Thema lesen. Von Beginn an wird das Buch mit Illustrationen bestückt. Diese sind sehr anschaulich und ausdrucksstark - sie verleihen den Berichten und dem Anhang den Schliff. Dementsprechend hat der Illustrator die Illustrationen immer passend zum Text gezeichnet.


Fazit:
Ich möchte gerne die Meinung der Jury von dem August-Preis 2018, den das Buch gewonnen hat, anhängen:

"Ist es möglich, nach Auschwitz Gedichte zu schreiben? Ist es möglich, Graphic Novels nach dem Holocaust zu illustrieren? Die Grafikromane Vi kommer snart hem igen (We’ll Soon Be Home Again) erzählt immer wieder die gleiche Geschichte. Der Weg zum Tod und die Logik des Holocaust, wo es am Ende keine Worte, Geschichten oder Gedichte gibt. Aber dagegen glänzen die Geschichten der Überlebenden als fantastische Ausnahmen durch die Tafeln. Das ist grossartige Grafikroman-Kunst. Die Antwort ist ja."

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, außer: Mir hat es trotz der Kritikpunkte, die eher eine äußerliche Kosmetik sind und nicht den Inhalt an sich betreffen, sehr gefallen. Ich finde, Autorin und Illustrator haben die perfekte Kombination von Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit für Kinder und Jugendliche hinbekommen - das Thema wird richtig erörtert, ist aber nicht so brutal detailliert zu lesen. Die Zielgruppe wird damit hervorragend angesprochen.



Vielen ♥lichen Dank an das netgalley-Team und dem Verlag für die Möglichkeit, den Comic lesen zu dürfen.


  • Einzelne Kategorien
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2020

"Was soll einer alleine schon erreichen?", fragt sich die halbe Menschheit ...

Jella hat genug!
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Inhaltserzählung:
"Streiken? Echt jetzt? Aber warum? Wozu? Glaubst du denn, dass das irgendwas bringt?"
"Es geht nicht darum, dass es irgendwas bringt. Es geht darum, etwas zu tun!"
"Aber warum?", fragt ...

Inhaltserzählung:
"Streiken? Echt jetzt? Aber warum? Wozu? Glaubst du denn, dass das irgendwas bringt?"
"Es geht nicht darum, dass es irgendwas bringt. Es geht darum, etwas zu tun!"
"Aber warum?", fragt Gunhild noch einmal und zieht die Nase kraus. "Wenn du die Schule schwänzt, kriegst du höchstens Ärger."
"Du machst also nicht mit?"
"Keine Ahnung", meint Gunhild schulterzuckend. "Vielleicht jemand, der mutiger ist als ich? ich habe doch nicht mal ein Schild."
"Wir haben zu Hause genug Pappe. Und Farbe ist auch noch da", sage ich.
"Nee, ich weiß nicht ... Das würden meine Eltern nie erlauben. Und dann steht man irgendwo rum und alle glotzen einen an."
(Seite 66/67)


Autorin:
Dagmar Hoßfeld lebt in einem Dorf zwischen Ostsee und Schlei. Sie hat viele Jahre als Bauzeichnerin gearbeitet, wollte dann Pferdewirtin werden - und hat schließlich doch ihren Traum vom Schreiben verwirklicht. Seit 1999 sind etliche Kinder- und Jugendbücher von ihr erschienen.

Illustratorin:
Daniela Kohl, 1972 in München geboren, verdiente sich schon als Kind ihr Pausenbrot mit kleinen Kritzeleien, die sie an ihre Klassenkameraden oder an Tanten, Großonkel und Omas verkaufte. 1994 besuchte sie die Freie Kunstwerkstatt Prof. Hans Seeger, um anschließend an der FH München Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Kunst und Ästhetik zu studieren (Diplom-Designerin FH 1999). Sie arbeitet seit 2001 fröhlich als freie Illustratorin und Grafikerin für verschiedene Verlage und lebt mit Mann, Hund und Schildkröte über den Dächern von München.


Bewertung:
Das Cover und der Titel haben mich sofort begeistert! Es ist dynamisch, aber nicht aggressiv, sondern mit der nötigen Ernsthaftigkeit erstellt. Besser geht es zum Thema Umwelt- und Klimaschutz nicht! Sehr gelungen und ein richtiger Eyecatcher!

Genial finde ich, dass der Verlag das Buch ganz deutlich auf recycelten Papier gedruckt hat, also auf diesem grauen Recycelpapier ... hat mich richtig begeistert, als ich das Buch in den Händen hielt! Sogar ein deutlicher Hinweis ist auf dem hinteren Buchdeckel gedruckt, nicht bloß ein kleiner im Innenteil, wie gewöhnlich. Das Buch ist generell anders als die anderen gestaltet; die Buchdaten sind hinten statt vorne gedruckt. Die Seiten riechen und fühlen sich toll an! Warum werden nicht alle Geschichten so gedruckt??

Der Schreibstil ist wunderbar aus der Sicht einer gereiften Elfjährigen geschrieben, sodass sich Kinder ab 10 Jahren definitiv mit Jella und den anderen Kindern identifizieren können. Die Erzählsicht ist von einer eher reifen Elfjährigen, die es zwar auch gibt, aber meiner Meinung nach weniger als wir brauchen. Jella ist ein schönes Beispiel für frühes Verantwortungsbewusstsein und Tatendrang. Die Autorin hat dennoch darauf geachtet, keine schwierigen Fremdwörter, die diese Altersgruppe noch nicht kennt oder benutzt, einzubauen, was nur noch realistischer auf mich wirkt.

Sehr deutlich hat die Autorin auch einige Problematiken in Jellas Umfeld wiedergegeben (Siehe auch Inhaltserzählung):

"Deine Mutter schreibt hier, dass du dir Sorgen um die Umwelt und die Zukunft machst und mit deinem Protest ein Zeichen setzen möchtest", entgegnet sie. "Das kannst du natürlich gerne tun. Allerdings nicht auf dem Schulgelände und auch nicht während der Schulzeit. Da hast du, genau wie alle anderen, im Unterricht zu sitzen. Verstehst du, was ich meine?"
"Ja klar! Sie wollen mir sagen, dass Ihnen meine Sorgen total egal sind und ich gefälligst in meiner Freizeit demonstrieren soll, weil zwei Stunden Kunst für meine Zukunft wichtiger sein sollen als eine heile Umwelt und ein Klima, in dem ich ohne Gasmaske atmen kann", antworte ich empört. "So funktioniert das aber erst recht nicht."
"Doch", beharrt sie. "Genau so funktioniert es. So und nicht anders. Haben wir uns verstanden?"
(Seite 105/106)

Das Verhalten der Erwachsenen und der Gleichaltrigen sind eine der vielen Hürden, noch bevor die Wirtschaft und die Politik ins Spiel kommt. Kinder wie Jella haben es schwer, gehört und gesehen, geschweige denn ernst genommen zu werden. Aus Bequemlichkeit und Ignoranz werden Verbote erteilt und gehofft, die Problematik aussitzen zu können ... aber die Natur wartet nicht und sitzt auch nichts aus. Der Umgang mit solchen Menschen ist der Autorin in Gestalt von gut gelungen. Ebenso wird der positive Aspekt hervorgehoben; die Hoffnung, etwas verändern zu können, ist man noch so klein. Beide Perspektiven der Medaille hat die Autorin sehr schön verknüpft. Die Handlungen sind schon vielseitig, es kommt immer wieder etwas neues zu Tage.

Die Illustrationen gefallen mir unheimlich gut und passen hervorragend. Immer wieder tauchen einzelne davon in der Erzählung auf und machen neugierig auf mehr.


Fazit:
Eine Geschichte, dass zeigt, dass auch Kinder Wut in sich tragen, im Angesicht der Ignoranz und Bequemlichkeit der Erwachsenen gegenüber unserem Lebensraum. Aber es wird nie aggressiv oder überspitzt in den Handlungen und Dialogen. Das gefällt mir sehr.

Obwohl die Geschichte sich sehr schnell liest, konnte sie mich nicht durchweg festhalten. Aber ich bin auch keine 10 oder 11 mehr. Ich glaube, einige Leser haben vergessen, dass das Buch für Kinder ab 10 Jahren geschrieben wurde ... dass nicht alles für uns Erwachsene passt, ist daher naturklar, oder? Deshalb ist die Geschichte aber nicht langweilig oder nicht empfehlenswert. Schade, wenn einige das so sehen. Dann sollten diese keine Kinderbücher lesen. Meine Empfehlung dazu!

Von mir muss es einfach volle Sternenanzahl geben! Ein Buch mit Botschaft, die dynamisch und mutig erzählt wird, dabei nie aggressiv oder unrealistisch wird.


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Veröffentlicht am 08.07.2020

Hat mich trotz Berührungsverbot berührt ...

Palace of Glass - Die Wächterin
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Inhaltserzählung:
Keinerlei Berührung. So lautet das oberste Gebot, das uns von Kindesbeinen an eingebläut wird, die einzige Regel, die wirklich von Bedeutung ist. Trage stets deine Handschuhe. Ich werde ...

Inhaltserzählung:
Keinerlei Berührung. So lautet das oberste Gebot, das uns von Kindesbeinen an eingebläut wird, die einzige Regel, die wirklich von Bedeutung ist. Trage stets deine Handschuhe. Ich werde diese Regel brechen. Obwohl ich es nicht möchte.

(Kapitel 1)


Kummerbund und Gladiés,
trage sie, wohin du gehst,
ob bei Arbeit oder Spiel,
unser Schutz sei stets dein Ziel.

(Kapitel 7)


Autorin:
Christine Elizabeth Bernard ist das Pseudonym von Christine Lehnen. Die Autorin wurde 1990 im Ruhrgebiet geboren, lebte allerdings einige Zeit in Kanada, den USA, Paris und an anderen Orten dieser Welt. 2018 erscheint ihr Debütroman, der erste Band der Fantasy-Trilogie „Palace of Glass“. Das Buch verfasst die Autorin auf Englisch und bietet es unter dem Titel „Touch That Fire“ Londoner Literaturagenten an. Zuvor schrieb Lehnen einige Kurzgeschichten, die mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet wurden, beispielsweise der Preis der Jungen Akademie Europas. Sie studiert im Master Englische Literatur und Politikwissenschaften, forscht zum Thema Kreatives Schreiben und unterrichtet seit 2014 zudem an der Universität Bonn Literarisches Schreiben. Nebenbei schreibt sie für Zeitungen wie den Kölner Stadt-Anzeiger und entwirft eine Fernsehserie für ITV Studios Germany. Ihr Pseudonym wählte sie zu Ehren ihrer Großmütter, Elisabeth Surmann und Resi Lehnen, geborene Bernard.


Bewertung:
Das Cover ist erstmal nichtssagend - bis auf den Titel -, aber während des Lesens ergibt es einen Sinn. Das rote Seidenband spielt nämlich in der Geschichte eine tragende und historische Rolle und wird von der Protagonistin stets am Körper getragen. Seide ist in dieser Welt ein Ersatz für Berührungen an der Haut, da Berührungen verboten sind. Der Titel passt meiner Meinung nach auch sehr gut.

Der Schreibstil ist wunderbar leicht und flüssig, sodass ich das Buch schnell durchhatte. Das königliche Setting spielt in London im Jahr 2054. Das Jahr ist doch etwas willkürlich gewählt, wenn man bedenkt, dass es nicht allzu fern in der Zukunft von Heute liegt und die technologischen Fortschritte überhaupt nicht beachtet, ja sogar verbannt, werden. Da hat die Autorin wirklich das falsche Jahr gewählt, es müsste viel weiter in der Vergangenheit liegen - oder wir müssen uns einfach eine fiktive Fantasiewelt darum denken, dann geht das auch mit dem Datum. Ansonsten ist es sehr unrealistisch, dass alle technologischen Mittel verboten sind und wir sogar ein prächtiges Königssetting á la 17. oder 18. Jahrhundert haben. Denn mit den Königshäusern von heute und wie es im Jahr 2054 aussehen wird, hat das überhaupt nichts zu tun. Verschiedene Zeiten treffen hier zusammen; Mittelalter und Neuzeit, als die Hexenverbrennungen stattfanden - was sehr zur Vernichtung der Medusen passt, das 18. Jahrhundert, was auf die Garderobe hinweist - Kummerbund, Kragen, Gladiés (Handschuhe), Korsagen usw. und das aktuelle Jahr im 21. Jahrhundert, was scheinbar altes mit neuem vereint, nur dass es hier keine Technologie zu geben scheint. Ich hätte gerne gewusst, wie es allgemein zu dieser Weltanschauung kam ... das wurde leider nicht erläutert.

Es gibt vier verschiedene Talentarten; Magdalene, Mensatoren, Maltoren und Memex. Das vermögen Menschen mit besonderen Fähigkeiten (Medusen), wenn sie die nackte Haut berühren. In England ist das streng verboten, während in anderen Ländern wie Frankreich kein Verbot herrscht. Die Angst vor Missbrauch ist in England sehr stark ausgeprägt. Den Hunger nach Berührungen fand ich doch was übertrieben. Schon nach wenigen Stunden wird über Mangel geklagt, was sehr unrealistisch und falsch ist. So schnell bekommt man keinen Berührungs-Entzug und auch für "Magische" Berührungswesen ist das doch etwas übertrieben. Die Haut-Sucht kommt alle paar Seiten zu Tage und ist sehr eindringlich eingebaut worden.

Die Geschichte führt einige Charaktere auf, die - jeder für sich - eine eigene bedeutende Rolle tragen:

Rea als Magdalene, die die Gedanken anderer erspüren und verändern kann. Sie kämpft verbotener Weise im Untergrund, um ihre Berührungssucht zu stillen. Dabei wird sie vom Königshof-Trainer und weißen Ritter Blanc entdeckt und als geheime Leibgarde für den Kronprinz rekrutiert. Ihr Bruder Liam versucht als Straßenmusiker Geld zu verdienen und ist mir in seiner Art sehr sympathisch gewesen. Der Kroprinz Robin - in Wirklichkeit hat er sechs Namen - verliebt sich natürlich in Rea. Hier kommen ein paar Klischees zum Einsatz, was aber okay ist. Sein Leibgardist Galahad ist galant und charmant und manchmal für meinen Geschmack zu aalglatt. Trotzdem mochte ich ihn, was sicher von der Autorin gewollt ist. Von Blans Sicherheitssdtab gibt es noch Comte und René, dass ein Paar bildet und Blanc bei den Ermittlungen am Hofe hilft. Die Schwester des französischen Königs Duchess Ninon ist sehr extrovertiert und etwas geheimnisvoll in ihren Absichten. Das gefiel mir sehr gut. Bei ihr wechselte Sympathie und Vorsicht. Zuletzt kommt das Königspaar dazwischen, wovon mehr der König als die Königin Platz erhält.

Die Handlungen sind sehr fesselnd und immer passiert etwas neues. Was mir nicht ganz verständlich wurde, ist, was es mit der sogenannten schwarzen Kreatur und dem Geist, von dem Rea immer wieder berichtet, auf sich hat. Ich konnte das nicht greifen - ist das metaphorisch und ist da wirklich was? Es handelt sich ja um eine Fantasiegeschichte mit realen Elementen, daher ist das für mich nicht durchschaubar. Nach vielen explosiven Geschehnissen folgt die Auflösung, die für mich unerwartet kam. Das ist so eine typische "sowas hätte ich nie erwartet"-Auflösung, das hat mich umgehauen und zugleich doch ein paar Fragen, die sich mir während des Lesens gestellt haben, gelöst.


Fazit:
Ich habe wirklich alle Rezensionen zu dem Buch durchgelesen, es sind derzeit mehr als 700 Kritiken und bin etwas überrascht von den vielen schlechten Kritiken. Normalerweise sind solche Geschichte übersät mit Klischees und 08/15-Geschehnisse und -Charaktere und mir ein graus. Insgesamt hat mir die Geschichte mit den Wendungen sehr gut gefallen, bis auf minimale Handlungen und Dinge, die ich nicht nachvollziehen und verstehen konnte. Obwohl ich kein Ebook-Fan bin, konnte ich das Ebook innerhalb von zwei Tagen durchlesen, und das auf dem Handy! Dennoch ist noch reichlich Potenzial ungenutzt liegengeblieben, da hätte noch etwas mehr rauskommen können.

Wer es gerne königlich und mit gemischten Anteilen wie Fantasie und Realität klarkommt, hat hier ein tolles Werk vor sich. Es erinnert mich an die "Shatter-Me"-Reihe von Tahereh H. Mafi. Es hat große Berührungspunkte und Ähnlichkeiten und hat mir ebenfalls sehr gefallen. Von mir gibt es sehr gute 4,5 Sterne! An Band 2 bin ich bereits dran.


»Kaum etwas zeugt mehr von Mut, als Gefühle für einen anderen Menschen zuzulassen«
(Kapitel 20)

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