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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2019

Eine schwermütige Geschichte über Verlust und Vergebung ...

Alles okay
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Inhaltserzählung:
Ich glaube, wenn man das Leben in der Brandung verbringt - wohl wissend, dass der Ozean kein Herz hat und tausend Mal stärker ist als man selbst, und man sich dennoch auf das eigene Können, ...

Inhaltserzählung:
Ich glaube, wenn man das Leben in der Brandung verbringt - wohl wissend, dass der Ozean kein Herz hat und tausend Mal stärker ist als man selbst, und man sich dennoch auf das eigene Können, die eigene Kraft, das Glück verlässt -, dann steht man für immer bei denen in der Schuld, die es nicht geschafft haben. Denn irgendwer stirbt immer. Es ist nur die Frage, wer und wann.
(Seite 32)

Für mich war das Trauern unkompliziert. Leise.
In der Schulsprechstunde fragte Schwester Josephine einmal meinen Großvater, ob er mit mir über meine Mutter spreche. "Nur wenn wir uns an die Verstorbenen erinnern, können wir über ihren Verlust hinwegkommen", sagte sie.
(Seite 32/33)

Ich frage mich, ob es zwischen Menschen, die einen Verlust erlitten haben, eine unsichtbare Verbindung gibt. Nicht die Art von Verlust, die jeder erlebt, sondern die Art, die deine ganze Welt infrage stellt, dein ganzes Wesen, bis du dein Gesicht nicht mehr wiedererkennst.
(Seite 64)

Das Problem beim Verdrängen ist, wenn die Wahrheit hochkommt, bist du nicht darauf vorbereitet.
(Seite 134)


Autorin:
Nina LaCour lebt mit ihrer Familie in Oakland, Kalifornien. Bevor sie sich ganz aufs Schreiben konzentrierte, arbeitete sie zunächst als Buchhändlerin und dann als Lehrerin. 2009 gewann Nina LaCour den Northern California Book Award for Children's Literature, außerdem war sie eine der Finalisten für den William C. Morris Award.



Bewertung:
"Wer schreibt, dem wird geschrieben", sagte er.
(Marin über Gramps, Seite 35)

Das Cover sehr ansprechend, wenn auch zum Thema nicht ganz so passend. Hier leuchtet mein Warnsignal etwas auf, wenn ich das halbnackte Mädel mit der schlanken Figur betrachte. Spiegelt wieder unsere Gesellschaft mit ihrem Schönheitsideal und dem Sexualisieren (wegen der Halbnacktheit) wieder. Allerdings passt es zur poetischen Sprache der Geschichte. Der Inhalt wird zeigen, ob es wirklich entsprechend ist ... Ich finde es sehr schade, dass hier nicht der Original-Titel genommen wurde: "We are okay" - stattdessen wird es zu "Alles okay" umgewandelt. Bescheuert! Andererseits ist das sehr gut überlegt, denn schon der erste Satz beinhaltet den Titel: "Bevor Hannah ging, fragte sie noch einmal, ob wirklich alles okay sei." Raffiniert, das gebe ich zu!

Ein Lächeln voller Bedeutung, das alles sagt, was zu sagen ist, damit ich es nicht sagen muss.
(Seite 13)

Hallo? Wer wünscht sich denn nicht so eine standhafte und loyale Freundin wie Mabel? Die nichts erschüttert und Marin treu ergeben ist? So eine Zuneigung ist selten und berührt mich hier ungemein. Für mich hat der Abschnitt eine ausgewogene Schwermut durch die Rückblenden, und auch wenn nicht, ich komme mit viel Traurigkeit zurecht. Marin ist mir nicht immer verständlich in ihren Handlungen, z.B. übertreibt sie es schon etwas, indem sie gleich die ganzen Zettel von der Pinnwand nimmt und sie in die Mülleimer verteilt. Nicht nur, dass sie sie einfach in einen Mülleimer hätte werfen können ... sie hätte die Zettel doch einfach hängen lassen können oder sie an Hannas Pinnwand pinnen können. Gramps ist für meine Geschmack egoistisch, was aber seiner Trauer geschuldet ist. Er nimmt Marin viel weg, was ihm selbst nicht klar ist. Mabel selbst merkt das erst nach seinem Tod, erst dann wird deutlich, was für einen Verlust sie wirklich erlitten hat. Auch hinterlässt bei mir seine Entscheidungen an seinem Todestag, ein säuerliches Gefühl! Wie kann er sich so Maren gegenüber verhalten - Trauer hin oder her? Leider sieht so die Wahrheit oft aus, Dass Menschen in ihrer Trauer nur an sich denken und nicht daran, was sie anderen antun - daher finde ich das alles sehr glaubwürdig von der Autorin geschrieben.

"(...) Aber egal, wo wir leben, irgendwie muss das Leben zu Ende gehen. Irgendwas gibt uns immer den Rest."
(Gramps, Seite 131)

Der Schreibstil ist leicht zu lesen und mit leichter Poesie gespickt. Die Rückblenden zu Marins Zuhause und Grampa (übrigens echt süßer Spitzname - ich bin begeistert!), gefallen mir sehr gut. Es ist auch nicht verwirrend, die Sprünge zwischen dort und dem Colleg-Jetzt zu differenzieren. Die Autorin schwingt abwechselnd hin und her, was sehr geordnet wirkt. Die Atmosphäre ist sehr betrübt, in den Rückblenden vor Gramps Tod, gibt es ein paar heitere und witzige Szenen. Ansonsten zieht sich die Trauerstimmung durch die ganze Geschichte. Die Aufklärung, was in der Zeit von Gramps Tod passiert ist, erzählt Marin erst am Schluss der Geschichte. Bis dahin liest man in den Rückblenden von den Tagen davor. Die Autorin gibt uns sozusagen Stück für Stück Vergangenheit, während der Gegenwart.

"(...) Sei kein Mensch, der nach Traurigkeit strebt. Davon gibt es im Leben genug."
(Taxifahrer, Seite 80)

Obwohl ich traurige Bücher sehr gut lesen kann, ist es mir hier etwas schwer gefallen, was wohl teilweise an mir lag. Mir ging es nicht besonders gut, da hat das Buch zusätzlich gedrückt. Ich musste immer wieder pausieren, weil es mir zu viel wurde. Die Beziehung zwischen Marin und Mabel ist fein und emotional konstruiert und geht zu Herzen. Das Ende ist nicht richtig geschlossen, sondern lässt Raum für Spekulationen, was zur Geschichte sehr gut passt. Marens Gefühle Gramps gegenüber sind gerade in der Zeit nach seinem Tod besonders intensiv spürbar. Mir fehlt hier allerdings der Abschluss, die Akzeptanz zu ihren Gefühlen, es endet so abrupt. Der Titel zog sich durch die gesamte Geschichte in meinem Kopf mit, die Handlungsstränge assozierten ihn immer wieder.

Wir sehnten uns jetzt schon nach der Zeit zurück, die noch gar nicht vergangen war.
(Seite 25)



Fazit:
Tief traurig erzählt die Autorin von Verlust und Vergebung, viel zu schwermütig, aber sehr realistisch umgesetzt! Neben der aufgeführten Kritikpunkte fehlt mir hier das gewisse Etwas, leider. Ein Buch, das für mich besonders ist, ich aber nicht nochmal lesen muss. Ich vergebe hier 3,5 Sterne. Für Leser, die Schwermut und tief traurige Geschichten vertragen ein gutes Buch.

"Je komplizierter, desto besser", sagte ich.
Mabel drehte sich zu mir um. "Warte mal. Wie bitte? Je komplizierter, desto besser ?"
"Natürlich! Darum geht es doch in der Geschichte. Wir können nach der Wahrheit suchen, und wir können uns für eine Deutung entscheiden, aber wir können nie wissen, was die eigentliche Bedeutung ist."
(Seite 26/27)



Vielen lieben Dank an das wasliestdu-Team und dem Carl Hanser Verlag für das bereitgestellte Leseexemplar und die Möglichkeit zur Leserunde.

Veröffentlicht am 24.10.2019

Traumhafte Illustrationen, die die unvollkommene Geschichte nicht retten können ...

Der lange Weg zu dir
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Klappentext:
Ein Mädchen namens Sonia lebt zusammen mit seiner Katze Miezi auf der einen Seite des Meeres. Auf der anderen Seite lebt ein Junge namens Adam zusammen mit seinem besten Freund, dem Hund Rufus. ...

Klappentext:
Ein Mädchen namens Sonia lebt zusammen mit seiner Katze Miezi auf der einen Seite des Meeres. Auf der anderen Seite lebt ein Junge namens Adam zusammen mit seinem besten Freund, dem Hund Rufus. Doch Rufus ist schon alt und eines Tages stirbt er. Der Junge ist am Boden zerstört ... Zur selben Zeit machen sich das Mädchen und die Katze auf eine abenteuerliche Reise. Können die beiden den Jungen erreichen, bevor es zu spät ist?


Autor:
Martin Widmark gilt als einer der bedeutendsten schwedischen Kinderbuchautoren. Seit 2008 sind seine Bücher die beliebtesten Werke in Schwedens Büchereien und schon elf Mal in Folge erhielt Martin Widmark den Children’s Own Award. Seine Bücher sind stetig auf Bestsellerlisten zu finden, bekamen ausgezeichnete Kritiken und wurden schon in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Bevor Widmark ein „Vollzeit-Autor“ wurde, unterrichtete er als Lehrer in einer Mittelschule und Schwedischlehrer für Immigranten. Er schrieb auch einige Lehrbücher.


Illustratorin:
Emilia Dziubak, 1982 geboren, studierte Graphik-Design an der Kunsthochschule in Posen, Polen. Seit 2010 arbeitet sie als freie Illustratorin. Das von ihr illustrierte Bilderbuch von Przemyslaw Wechterowicz, ›Komm in meine Arme!‹, wurde von der Internationalen Jugendbibliothek ausgewählt für den White Ravens Katalog.



Bewertung:
Die gesamte Aufmachung des Buches, sowohl Außen wie auch Innen, ist einfach atemberaubend!!! Wunderschön trifft es nicht genau. Besser kann man ein Kinderbuch nicht gestalten. Das Cover und der Buchrücken sind neben ebenem Coverbild auch mit Relieflack geziert; die Blumen und der Titel bekommen so einen tollen Glanz.

Ich war von der Leseprobe bei vorablesen sehr begeistert und wollte unbedingt das Buch lesen. Dies war mir nicht möglich, jetzt aber bei Lovelybooks habe ich es gewonnen. Ich habe mich sehr gefreut. Leider hat die Begeisterung nach Beendigung des Buches sich wieder gelegt. Sehr vieles stimmt hier nicht - bis auf die wunderschönen Illustrationen! Auf der Produktseite der verschiedenen Online-Plattformen steht, dass das Kinderbuch sich zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren oder zum ersten Selberlesen eignet. Das sehe ich ganz anders ...

Für mich tauchte schon direkt zu Anfang die Frage auf, wieso die Illustratorin Adam wie ein Mädchen aussehen lässt? Ich musste - trotz Leseprobe - zweimal hinsehen, weil ich dachte, ich vertue mich. Für 5-jährige Kinder ist das sicher erstmal irritierend. Die Sprache weist einen leicht poetischen Stich auf, der den 5 jährigen Kindern sicher nicht geläufig ist. Die Sprache wechselt von der erwachsenden Erzählung zur Kindererzählung und wieder zurück, es ist ein regelrechter Mix der Erzählarten.

Der Anfang ist sehr schwermütig; Adam verliert seinen Hund und besten Freund und verfällt sozusagen der Depression, könnte man wirklich meinen. So legt das der Autor dar. Adams Trauer ist sehr extrem und überwältigend, während Sonjas Geschichte viel zu leicht und realitätsfern erzählt wird. Sie unternimmt mit ihrer Katze eine lange und gefährliche Reise, ohne dass irgendjemand sich kümmert. Sonjas Eltern tauchen gar nicht auf, was bei Kindern, aber auch bei mir Fragen aufwirft. Wo bleiben die Eltern? Wieso tun sie nichts gegen Sonjas Verschwinden? Das wirft irgendwie ein etwas falsches Licht auf Eltern; als ob Kinder einfach so verschwinden können und dürfen und sich niemand darum schert ... Für mich keine beruhigende Botschaft an Kindern!

Die Zeit, in der Adam und Sonja sich befinden, ist eine alte Zeit, wo es noch Pferde, Backsteinhäuser und Silbermünzen gibt. Das verleiht der Geschichte einen ganz eigenen Charme, den die wunderschön detaillierten Illustrationen untermauern.

Die Emotionen zwischen den einzelnen Charakteren im Zusammenspiel fehlen hier leider ziemlich. Es bleibt viel Raum für Spekulationen, die man mit eigenen Theorien füllen kann. Allgemein kamen die ganzen, wichtigen Themen Tod, Trauer und Freundschaft viel zu kurz bzw. sind gar nicht richtig vorhanden/werden nicht bearbeitet. Die Trauerbewältigung bei Adam wird nicht aufgezeigt, am Ende ist plötzlich alles wieder im Lot. Die Trauer um den Hund ist zu Beginn bei Adam sehr spürbar, während die Gefühle bei Sonja während ihrer Reise total wegbleiben. Als sich dann auch beide endlich begegnen, wird für mich gar nichts spürbar. Die Freundschaft zwischen den Beiden, die entstehen soll und die Akzeptanz von Adam zum Tod seines geliebten Hundes erzählt der Autor schlicht nicht.



Fazit:
Für Kinder ab 5 Jahren finde ich das Buch völlig ungeeignet, jedoch würde es viel mehr Fragen aufwerfen, wenn die Kinder älter sind, da viele wichtige Komponenten in der Geschichte fehlen. Ich würde das Buch meinen Kindern erst ab 7 Jahren zu lesen geben und vorlesen. In dem Alter ist das Verständnis von Geschichten etwas aufgebaut, durch den Gang in die erste bzw. zweite Klasse.

An einigen Stellen sollte man den Kindern genau erklären, dass bestimmte Verhaltensweisen nicht in Ordnung sind und wie sie sich verhalten sollten. Denn einiges wirft in der Geschichte eine verkehrte Sichtweise ins Licht, dass die Kinder als okay interpretieren könnten. Die Geschichte erklärt an vielen Stellen nichts genaues, sodass eine Besprechung über die Trauer und den Tod mit Kindern gar nicht so richtig funktionieren kann. Zu viel Potenzial wurde hier nicht ausgebaut und fällt einfach raus.

Leider steht auch hier, wie bei vielen anderen Kinderbüchern nicht, ab welchem Alter das Buch gelesen werden kann. Gerade bei diesem Buch finde ich das fehlerhaft. Es handelt sich hier um keine leichtfällige Geschichte, die auch mit der Altersangabe deklariert werden sollte. Für mich leider eher enttäuschend, nachdem die Leseprobe mich so gepackt hatte! Die Geschichte müsste viel detaillierter sein, bei der es doch um so extreme Themen geht. Mehr als 3,5 Sterne kann ich nicht vergeben.



Ich bedanke mich ganz herzlich beim Lovelybooks-Team und dem arsEdition-Verlag für das Leseexemplar! Es ist einfach ein Hingucker!

Veröffentlicht am 19.10.2019

Tolle Grundidee schlecht konstruiert mit etwas Humor!

Lama Karma
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Inhaltserzählung:
Wenn du ein Lama anspuckst und es nicht zurückspuckt,
wird es später wahrscheinlich ein Lama anspucken,
das es für schwächer hält als sich selbst.
Dieses schwächere Lama wiederum
wird ...

Inhaltserzählung:
Wenn du ein Lama anspuckst und es nicht zurückspuckt,
wird es später wahrscheinlich ein Lama anspucken,
das es für schwächer hält als sich selbst.
Dieses schwächere Lama wiederum
wird ein noch schwächeres Lama zum Anspucken finden,
wahrscheinlich eines mit einem schiefen Gesicht
oder mit Asthma ...
Das wird immer so weitergehen,
bis schließlich dem winzigsten, schwächsten, schmächtigsten
Lama direkt ins Gesicht gespuckt worden ist.

Denk also immer daran:
Einen zu schikanieren, bedeutet, alle zu schikanieren.

(Kapitel 1, Seite 26/27)


Autor:
Seine Freundlichkeit das Dolly Lama, geistiger Führer fast aller wiederkäuenden Paarhufer der Anden, hat zeitlebens unermüdlich die Weisheit des Lama Karmas gelehrt. Heute lebt er in einem Streichelzoo in Dulwich, London, im Exil. Stephen Morrison ist aus Nordengland und arbeitet als Bienenunterhändler, Schwanenflüsterer und in der Verwaltung. In diesem Buch betätigt er sich erstmals als Sprachrohr eines spirituellen Lamas.

Übersetzerin:
Ulrike Kretschmer wurde 1968 in Leipzig geboren und schloss ihr Studium der Englischen und Deutschen Philologie sowie der Kunstgeschichte an der Universität Münster/Westf. mit der Promotion ab. Nach mehrjähriger Tätigkeit in verschiedenen Verlagen machte sie sich 2004 als Lektorin, Ghostwriterin und Übersetzerin in München selbstständig. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Natur, Fotografie, Kunst, Philosophie, Kulturgeschichte und Reiseliteratur.


Bewertung:
Das Cover und die Gesamtaufmachung wirkt humorvoll. Der Titel ist echt cool. Die Innenklappenseiten sind mit kleinen Löwen-Illustrationen verziert, was gar nicht zum Thema passt, aber süß aussieht.

Der Inhalt ist wie folgt gegliedert:

Einführung
Kapitel 1, Mitgefühl
Kapitel 2, Selbstdisziplin
Kapitel 3, Seelenwanderung, Hoffnung und Wiedergeburt
Kapitel 4, Nicht die hufe schwingen angesichts von Zukunft und Vergangenheit
Kapitel 5, Grundlegende Mantras für alle Säuger
Kapitel 6, Hemuhtat, der Schweigsame Bruder

Neben der Einleitung gibt es zu jedem Kapitel eine kleine Extra-Einleitung, die die Kapitel kurz erläutern. Zwischen den Weisheiten hat der Autor kleine Zeichnungen reingesetzt. Es gibt einige tolle Wörter, die der Autor wundervoll erfunden hat:

Wiedation = Wiederkäuen und Meditation
Kuhdismus
Dolly Lama = der Anführer und Führer
Lamaisch
Lamaste statt Namaste

Der Autor hat seine Weisheiten sowohl humorvoll tierisch

Besinne dich auf deine innere Flauschigkeit.
Verbitterung und Groll sind leere Kalorien
und ungefähr so nahrhaft wie Kunstrasen.

(Kapitel 1, Seite 23)


wie auch buddhistisch bildhaft


Weidenzäune zu bauen,
kann uns von unseren Brüdern und Schwestern trennen.

Wenn du schon einen Zaun bauen musst,
dann richte ihn nicht aus Ignoranz und
bewehre ihn nicht mit Vorurteilen.

Lass ihn nur so hoch werden,
höchstens ein Meter zwanzig,
dass du darüber hinweg deine Brüder
und Schwestern noch sehen kannst,
und statte ihn mit einem auf drei Seiten
geschlossenen Unterschlupf aus,
der Schatten spendet und vor extremer Hitze schützt.

(Kapitel 1, Seite 30/31)


verpackt.


Andere Tiere mit Namen werden genannt und in die Weisheiten reingenommen. Es wird aber nicht erklärt, wer diese Tiere sind, somit verstehe ich die Zusammenhänge nicht ganz.

Beispiel:

Es ist besser, keine Gefährten zu haben und
ganz allein eine Polonaise-Schlange zu bilden,
als ein Lama zum Gefährten zu haben,
das sich einen Dreck darum schert,
welche Auswirkungen sein waghalsiges Um-die-Ecke-Biegen
auf das Ende der Schlange haben könnte.
Ja, Gerard, damit bist du gemeint!

(Kapitel 1, Seite 21)

Es wirkt alles so aus dem Zusammenhang herausgerissen ... das ganze Buch wirkt auf mich wie ein Folgeband, dass vorher bereits Erläuterungen durch einen Vorgänger hat. Ich kann da keinen richtigen roten Faden erkennen, nur Verwirrung und Missverstehen bei mir.


Fazit:
Insgesamt bin ich eher enttäuscht als beeindruckt. Es sind tolle Zitate dabei, aber alles wirkt so unvollständig erläutert, sodass ich die Zusammenhänge der Tierfreunde und dem System des Autors nicht richtig verstehe. Mir kommt das Buch wie ein zweiter Band vor, dass man ohne Vorwissen nicht lesen sollte/kann, wenn man alles verstehen möchte. Nur gibt es kein Vorband, das hier ist ein Einzelband. Finde ich sehr schade, da ich mich sehr auf das Buch gefreut habe! Deswegen vergebe ich auch nur 2,5 Sterne, für mich macht das Buch nicht wirklich viel Sinn ohne richtige Erklärungen.

Ich bedanke mich sehr beim Randomhouse und dem Diederichs-Verlag für das bereitgestellte Exemplar!

Veröffentlicht am 13.10.2019

Lauwarmer Gulasch mit nerviger Soße!

Dirty Rich – Verbotenes Verlangen
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Inhaltserzählung:
»Ich lade Sie zu einem Kaffee ein«, sagt er, aber es
klingt eher wie ein Befehl, nicht wie eine Bitte. »Ich bin in Sie hineingelaufen«, fügt er hinzu. »Das ist das Mindeste, was ich tun ...

Inhaltserzählung:
»Ich lade Sie zu einem Kaffee ein«, sagt er, aber es
klingt eher wie ein Befehl, nicht wie eine Bitte. »Ich bin in Sie hineingelaufen«, fügt er hinzu. »Das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
»Sie schulden mir nichts, und außerdem muss ich dringend ins Büro.«
»Wie kann ich Sie erreichen?«
»Ich laufe mehrmals die Woche in Leute hinein. Genau hier, an dieser Ecke«, sage ich und stoße ein peinliches Lachen aus, das ebenfalls absolut untypisch für mich ist. »Also dann, bis morgen?«
(Leseprobe, Seite 15)

... »und wenn du mit mir vögeln willst, worauf warten wir dann noch?«
»Wenn etwas anders ist und sich trotzdem gut anfühlt, sollte man es nicht überstürzen.«
»Ich bin nicht anders.«
»Oh doch, das bist du. Und normalerweise ist anders nicht mein Ding. Ich ficke einfach und ziehe dann weiter, aber anscheinend will ich das in deinem Fall nicht. Bei dir reizt mich das andere.«
»Du kennst mich doch noch gar nicht lange genug, um so was zu sagen.«
»Aber ich will dich kennenlernen«, entgegnet er, und die
Worte scheinen tief aus seiner Kehle zu kommen.
»Wieso?«
»Das will ich ja herausfinden.«
(Leseprobe, Seite 30)

Er will mich. Das ist klar. Und ich will ihn auch, aber bei einem Mann wie Cole Brooks gibt es zwei Probleme, die ich nicht einfach so vergessen kann: Erstens: Er nimmt einen vollkommen ein, bis nichts mehr von einem übrig ist. Zweitens: Man möchte vollkommen von ihm eingenommen werden, egal, was das bedeutet und wie es ausgeht.
Wir brauchen Regeln. Nein. Ich brauche Regeln.
(Lori, Seite 142)


"Wenn etwas anders ist und sich trotzdem gut anfühlt, sollte man es nicht überstürzen."
(Cole zu Lori, Seite 26)


Manchmal begegnen sich die richtigen Menschen zum falschen Zeitpunkt.
(Lori, Seite 78)


Autorin:
Die US-amerikanische Bestsellerautorin Lisa Renee Jones begann ihre Karriere 2007 und hat bereits über 40 Bücher veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Vor allem ihre Erotikreihen "Deep Secrets", erschienen auf deutsch im Egmont Lyx Verlag, feiert großen Erfolg und wurde in den USA sogar verfilmt.


Übersetzerin:
Sonja Fehling



Bewertung:
Das Cover zeigt schon, was einen hier erwatet: Klischee und Sex. Ich mag das Cover, es ist auf einem Bild vielsagend, auch ohne halbnackten Mann darauf. Finde ich in diesem Hinblick sehr gelungen. Ich lese ja nicht gerne diese Klischee-Geschichten - es sei denn, sie sind nicht so klischeehaft erzählt und bergen was spezielles. Genau das konnte ich aus der Leseprope rauslesen. Richtig toll finde ich mal die Auflistung der Werke der Autorin! Das fehlt mir immer total! Finde ich super, dass es das hier gibt.

"Du hattest mich schon beim Hallo, Cole. Und das weißt du auch."
"Nein, das wusste ich nicht."
"Dann weißt du es jetzt."
"Nein", sagt er. "Da bin ich mir nicht sicher, aber ich habe vor, das zu ändern."
(Lori und Cole, Seite 211)

Ich fange einfach mal direkt an; Cole ist zeitweise ein richtiger Macho und Kontrollfreak! Er ist an manchen Stellen echt herablassend und egomanisch - furchtbar solche Menschen! (...) "aber er ist wirklich ein Frauenheld." (...) "Den ich nicht in deiner Nähe haben will."
Oh Mann, da wird es richtig machohaft und somit nervig. Er benimmt sich wie ein brüllender Affe, der sein Revier verteidigt. Auch flippt er total aus, als er erfährt, dass Lori die Anti-Baby-Pille nimmt - spinnt er? Er macht ihr sofort Vorwürfe anstatt zivilisiert nachzufragen. Er benimmt sich zeitweise so unberechenbar wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Und ebenso auf finanzieller Ebene drängt sich Cole ihr über Gebühr auf und wundert sich dann über ihre verärgerte Reaktion. Wer würde denn das alles ohne ein ernstes Wort zu ihm über sich ergehen lassen? Wach auf, Cole!!! Ihn wollte ich echt oft schütteln und beidseitig klatschen!

"Ich bringe dir das Fliegen bei", sage ich. "Dann verlierst du deine Angst."
Doch sie schüttelt den Kopf. "Ich will nicht fliegen lernen."
"Das musst du aber, wie soll ich dir sonst die Welt zeigen?"
(Cole und Lori, Seite 228)

Manchmal empfand ich Coles Anrede für Lori, Süße, als Herabsetzung. Ein Beispiel dafür hier: "Wenn ich das von dir erwarten würde, Süße, würde ich nicht mit dir ins Bett gehen." (Seite 302) Und manchmal wirkt das Wort dann wieder verbindend und schön. Ich schrieb ja; Dr. Jekyll und Mr. Hyde. :-I Statt sein Verhalten zu reflektieren, ärgert er sich stetig nur über Loris Verhalten und verhält sich dann trotzig:

Immer, wenn ich versuche, sie vorwärtszubringen, weicht sie einen Schritt zurück. Und noch einen, bis ich mich schließlich in einem anderen Raum befinde als sie, wo ich ganz offensichtlich auch bleiben soll. Und geht es nicht darum? Dass ich mache, was sie will? Tja, anscheinend habe ich ihr bisher nur nicht genau zugehört. Jetzt hat sie gesagt, was sie will. Abstand will sie. Dann soll sie den auch bekommen. Das wird sie freuen. Ich habe ihr zugehört. (Cole, Seite 323)

Auch Lori reagiert ab und zu über, wenn auch weniger als Cole. Aber auch bei ihr gibt es stetig Unstimmigkeiten; Erst weigert sich Lori mit Cole zu sich zu fahren, weil sie Sorge hat, jemand aus der Gegend könnte was von ihnen mitbekommen, und Minuten später stehen sie mitten vor dem Haus und reden unverblümt über ihre Beziehung zueinander. Plötzlich macht es Lori gar nichts aus, das mitten auf der Straße vor aller Augen zu diskutieren ... unlogisch! Aufgefallen ist mir bei Lori, dass sie zu ihrem Büro nicht Büro sagt, sondern Zimmer. Das mag auf den ersten Blick nichts bedeuten, aber alles hat eine Bedeutung, erst recht was wir wie sagen. Das zeigt mir jedenfalls, wie unsicher sie ist und sich noch viel Selbstvertrauen aufbauen muss.

"Ich war von dir besessen und bin es immer noch."
"Ist Bessenheit nicht etwas Schlimmes?"
Also, für mich fühlt es sich verdammt gut an."
(Cole und Lori, Seite 187)

Und dann gibt es da noch die Sache mit dem Cop Waller ... die ging zu schnell vorbei. Zuvor hat die Autorin eine Mega-Spannung um ihn, den Fall und die Drohung gegen Cole aufgebaut, die aber von jetzt auf gleich erkaltet ist. Das war als hätte mir jemand eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet. Zu dieser Zeit kommt Cole Lori einfach viel zu nah, dafür, dass sie wissen, dass sie beobachtet werden. Wieder eine total unlogische Reaktion!

Das Ende ist viel zu salopp geschrieben a là Ende gut, alles gut. Schön fand ich, dass ich sogar mal ein Wort im Duden nachschlagen musste: Hispanoamerikanerin. Das war mal erfrischend.

"Was willst du von mir, Lori?"
"Ich will, dass es okay ist, wenn ich dich morgen immer noch will. Ich will ..."
"Mehr", unterbricht er mich. "Das ist die einzige Antwort, die ich akzeptiere. Für mich gibt es keine andere Option, dafür will ich dich viel zu sehr. Entweder alles oder nichts. Und jetzt noch mal: Was willst du von mir?"
"Mehr", flüstere ich.
(Cole und Lori, Seite 205)



Fazit:
Tja, es gibt nicht viel zu schreiben, wie ihr seht ... die Geschichte um die Beiden plätschert so dahin - bis auf die aufgebaute Spannung des neuen Falles, die aber von der Autorin schnell wieder auf Eis gelegt wurde. Hier war durchaus großes Potenzial geboten, das sie einfach verschleudert hat! Wirklich sehr schade! Die Nebencharaktere waren mir sympathisch und haben mich neugierig auf Band 1 gemacht - trotz dieser lauen Geschichte. Genau das ist sie: Lauwarmer Gulasch. Macht was heißes her, ist aber eben nur lauwarm. Es trieft vor Klischee und Unlogik über.

Von mir gibt es 3,5 Sterne; super Schreibstil, eine Prise Humor, ab der Mitte Spannung pur, zum Ende hin enttäuschend salopp! Vielleicht kann mich Band 1 mehr begeistern.

»Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, und ich bin auch nicht Ihretwegen hier.«
»Aber Sie bleiben meinetwegen?«
»Nein. Ich bleibe meinetwegen.«
(Seite 26/27)



Mein herzlichster Dank geht an das Lesejury-Team und dem Verlag für das ebook.

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Veröffentlicht am 12.10.2019

Thriller? Der Schein trügt! Die ganze Zeit!

Liebes Kind
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Klappentext:
Am ersten Tag verliere ich mein Zeitgefühl, meine Würde und einen Backenzahn. Dafür habe ich jetzt zwei Kinder und eine Katze. Einen Mann habe ich auch. Er ist groß, hat kurzes, dunkles Haar ...

Klappentext:
Am ersten Tag verliere ich mein Zeitgefühl, meine Würde und einen Backenzahn. Dafür habe ich jetzt zwei Kinder und eine Katze. Einen Mann habe ich auch. Er ist groß, hat kurzes, dunkles Haar und grüne Augen. Unsere Fenster hat er mit Dämmplatten verschraubt. Er macht den Tag und die Nacht. Wie ein Gott.

Ich betrachte meinen Mann aus den Augenwinkeln, während ich neben ihm auf dem abgewetzten Sofa sitze. Unter seiner Umarmung pulsieren meine Verletzungen, als hätte jede einzelne von ihnen einen eigenen Herzschlag. Ich versuche mir einzureden, ich hätte das Schlimmste bereits überstanden, nur ahne ich, dass wir bald zusammen ins Bett gehen werden. Ich höre die Kinder wie durch Watte plappern, während ich darüber nachdenke, wie ich ihren Vater töten werde.



Autorin:
Romy Hausmann, geboren 1981, ist eine deutsche Schriftstellerin. Bereits mit 24 Jahren war sie Redaktionsleiterin bei einer Münchner Fernsehproduktion. Dort arbeitete sie schon mit hunderten, deren Leben sie als Vorlage für ihre Bücher nahm. So unter anderem misshandelte Ehefrauen, Kriegsflüchtlinge und vernachlässigte Kinder. Seit 2016 schreibt sie nebenbei regelmäßig für den blog Mymonk. Darin erzählt sie von ihren persönlichen Erfahrungen. Von Niederlagen, Mut und Zuversicht im Leben. Liebes Kind‘ ist ihr Thrillerdebüt. Romy Hausmann wohnt mit ihrer Familie in einem Waldhaus in der Nähe von Stuttgart.

Sprecher:
Heikko Deutschmann, geboren 1962 in Innsbruck, studierte Schauspiel in Berlin und spielte u. a. im Ensemble der Berliner Schaubühne, später in Hamburg, Köln und Zürich. Das Fernsehpublikum kennt ihn aus preisgekrönten Produktionen wie Der Laden und In Sachen Kaminski, aus Serien wie Polizeiruf 110 und Der Kriminalist sowie aus der ZDF-Reihe Inga Lindström. Er ist ein ebenso vielseitiger Hörbuchsprecher und hat neben Bestsellern von Guillaume Musso und Jo Nesbø Klassiker von Friedrich Schiller und Stendhal eingelesen.

Leonie Landa, geboren 1994, stand mit acht Jahren das erste Mal auf der Bühne. Sie ist aus Filmproduktionen wie Linie 102, Notruf Hafenkante und Morden im Norden bekannt und als Synchron-, Hörspiel- und Hörbuchsprecherin u. a. in Die drei ???, Tintenherz und Malala. Meine Geschichte. zu hören.

Ulrike C. Tscharre, geboren 1974, studierte neuere deutsche und englische Literatur und ließ sich danach an der Akademie für Darstellende Kunst in Ulm zur Schauspielerin ausbilden. Neben Rollen in den verschiedensten Theaterstücken spielte sie in vielen Fernsehproduktionen, wie z. B. dem Zehnteiler "Im Angesicht des Verbrechens" (Regie Dominik Graf) oder mehreren Episoden von "Tatort" und "Polizeiruf 110". Zudem wird sie im neuen Film "Werk ohne Autor" von Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck zu sehen sein. Im Hörverlag ist sie unter anderem in Henning Mankells "Wallander"-Reihe, in Annette Mingels "Was alles war" und im Hörspiel zu Frank Schätzings "Der Schwarm" zu hören.


Bewertung:
Das Cover ist schlicht und weckt mit dem Titel die Neugierde. Der Titel ist selbst nach Beendigung der Geschichte sicher nicht für jedermann verständlich. Wer zwischen den Zeilen liest und hört, versteht den Titel, aber oberflächlich gesehen scheint er nicht zu passen. Da haben die Autorin und der Verlag aber wirklich tiefsinnige Arbeit geleistet. Bei vorablesen, als es zur Verfügung gestellt wurde, hat mich das Werk nicht angezogen. Jetzt in der Wanderhörbuch-Gruppe war ich dann doch neugierig auf die Geschichte.

Von Beginn an wird suggeriert: Es ist nicht so, wie es scheint! Und genau das macht es sehr schwer, die Geschichte zu rezensieren. Eigentlich ist alles Spoiler, was man darüber schrieben kann ... Für Nichtkenner dieser Geschichte nicht nachzuvollziehen. Ich bemühe mich aber, so wenig wie möglich darüber zu schreiben und so viel wie möglich über meinen Eindruck.

Die ersten Hörminuten haben mich irritiert, weil da schon der Schein von allem trügt. Je mehr ich hörte, umso mehr fügte sich alles dann zusammen. Aber gerade der Anfang hat mich neugierig gemacht, weil ich wissen wollte, was es mit allem auf sich hat. Von Außen - auf dem Hörbuch und im Klappentext - wirkt das Ganze offensichtlich und die Geschichte wie eine, die schon mehrfach erzählt wurde. Ist sie so aber nicht.

Die vielen Charaktere sind teilweise nervtötend oder sehr gut ausgearbeitet, einige beschreibe ich mal kurz;

vom Polizisten Gerd hätte ich gerne mehr erfahren, er ist mit den Eltern des Opfers befreundet. Die Eltern des Opfers - Vater Matthias und Mutter Karin - spielen eine Hauptrolle im Geschehen. Matthias ist oft einfach nur aggressiv, was unter den gegebenen Umständen verständlich ist. Nur manchmal überspannt er den Bogen ziemlich und machte sich unsympathisch in meinen Augen. Auch hat er mich ziemlich genervt mit seinen Aktionen, vor allem aber mit seiner Besessenheit von seiner Enkelin Hannah. Es geht immer um sie, nie verliert er ein Wort über Jonathan. Vor allem, dass er auch Hannah nie einmal zur Rede stellt, was wirklich passiert ist, finde ich unrealistisch. Alle Welt stellt sich die richtigen Fragen, nur er stellt welche in verkehrte Richtungen. Karin ist eher typisch Frau - die Rollen hat die Autorin klassisch verteilt - und zieht sich eher zurück und versucht Matthias ins einen Vorhaben zu bremsen. Der Freund ihrer Tochter, Matt, ist mir unsympathisch - ganz egal, was er von sich gibt. Auf mich wirkt er wie ein Aufschneider. Dann gibt es noch die aufdringliche Nachbarin Maya, die einfach in fremde Wohnungen spaziert und sich unheimlich verhält.

Die Enkelkinder von Karin und Matthias sind entsprechend ihrer Lebensarten gestört. Hannah hat die Autorin sehr gut ausgearbeitet, jedoch nervte sie mich unheimlich. Sie ist intelligent, aber sehr hochnäsig und weiß immer alles besser. Teilweise belehrt sie auch jeden, der zu belehren ist und unterstellt ihnen auch gerne Dummheit, wenn sie nicht so denken, wie sie. Das ist jedoch ihrer Erziehung in der Hütte zu verdanken. Jonathan dagegen ist sehr ruhig, zu ruhig, und sagt kaum etwas. Er wird fast gar nicht in die Geschichte eingebunden, was mich sehr gestört hat. Er hätte auch komplett aus der Geschichte rausgenommen werden können ... es hätte nichts gefehlt. Er kämpft sehr mit den Veränderungen, die vonstatten gehen, während Hannah - bis auf ihre Macken - ganz normal wirkt.

Es kommen das Opfer, Matthias und Hannah zu Wort, die ihre Perspektive der Geschichte erzählen. Zusätzlich ermöglichen die Rückblenden zu der Hütte und zu dem, was dort geschehen ist, einen umfassenden Blick auf das Ganze. Die Sprecher sind sehr gut gewählt und auch stimmlich sehr gut zu unterscheiden. Alle drei haben eine ruhige und ausdrucksstarke Stimme, die ich mir mühelos anhören konnte. Das Erzähltempo wird bis kurz vorm Ende ziemlich gedrosselt. Das Geschehen an sich fesselte mich nicht so sehr wie das Geschehen, das fehlte. Was ist wirklich passiert? Diese Frage bleibt bis kurz vorm Ende offen und lockte mich, weiterzuhören. Das Ende ist sehr gut konstruiert und beantwortet auch alle offen gebliebenen Fragen.


Fazit:
Was sich offensichtlich als 08/15-Geschichte tarnt, ist zu Beginn irritierend und wird ansonsten langatmig erzählt. Das gedrosselte Erzähltempo und einzelne Charaktere stören in den Handlungssträngen. Das Ende ist sehr gut ausgearbeitet. Insgesamt kann ich nur 3,5 Sterne abgeben. Hier fehlt es einfach an zu vielem. Das Positivste ist für mich, das Vermögen der Autorin, die Leser und Zuhörer mit der Frage um das Geschehen durchweg neugierig zu halten. Es ist jedoch eher ein Spannungsroman als ein Thriller!