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Veröffentlicht am 15.06.2020

Historisch einwandfrei erzählt, hat aber ein paar Schwächen

Die Sündenbraut
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Klappentext:
Rheinland im 13. Jahrhundert: Seit dem Mord an ihren Eltern ist Fenja bei ihrer Ziehmutter Runhild aufgewachsen und hat von ihr die Kunst erlernt, Toten ihre Sünden zu nehmen. Doch als auch ...

Klappentext:
Rheinland im 13. Jahrhundert: Seit dem Mord an ihren Eltern ist Fenja bei ihrer Ziehmutter Runhild aufgewachsen und hat von ihr die Kunst erlernt, Toten ihre Sünden zu nehmen. Doch als auch Runhild ermordet wird, bleibt Fenja nichts - bis auf ein Tuch mit eingesticktem Wappen, das der Mörder verloren hat, und der brennende Wunsch nach Rache. Völlig auf sich gestellt, tritt Fenja die gefährliche Reise an und trifft unverhofft auf den Handwerker Gerald. Er behauptet, den Träger des Wappens zu kennen, und bietet ihr seine Hilfe an. Aber kann Fenja dem jungen Mann trauen?


Autorin:
Als Manuela zum ersten Mal in das Licht dieser Welt blinzelte, gab es gerade mal drei Fernsehprogramme. Aufgewachsen ist sie in dem kleinen Dorf im Bergischen Land, in dem auch der Ritter ihres ersten Romans zu Hause ist. Aufgrund nahezu fehlender Unterhaltungselektronik spielte sie meisten draußen, umgeben von grünen Wiesen, dem Duft nach Heu und Traktorenlärm. Nach dem Abitur hat sie in Köln studiert, in Spuckweite zum Dom. Zugegeben, es ist schon hilfreich, sehr weit spucken zu können.

Das Mittelalter hat sie schon immer interessiert, besonders die Historie des Rheinlandes während des 13. Jahrhunderts. Sie liebte schon als Kind alte Bauwerke und Ruinen und wollte immer wissen, welche Geschichten hinter diesen Mauern schlummern. Wenn man die oft fesselnden Ränkespiele getrieben von Gier und Macht rund um die heute noch vielerorts vorhandenen Klöster, Burgen und Ruinen kennt, sieht man seine Heimat plötzlich mit anderen Augen. Mit historischen Orten aus ihrer Heimat fühlt sie mich stärker verbunden als mit fernen. Darüber möchte sie gerne Geschichten erzählen und ihre Leserinnen und Leser in die eigene Vergangenheit entführen - am liebsten ins Hochmittelalter und stets mit einem Augenzwinkern.



Bewertung:
Das Cover ist nach demselben Stil wie das von "Die Klosterbraut" erstellt worden. Das gefällt mir unheimlich gut und es passt auch sehr gut zur Geschichte. Der Titel ist auch wieder perfekt gewählt. Der Schreibstil ist ebenfalls wiedererkennbar flüssig und die Geschichte leicht und verständlich zu lesen.

Ich hatte das Buch seit ich davon wusste auf meiner Wunschliste, weil mir das Vorwerk der Autorin unheimlich gut gefallen hat. Ich habe mich sehr gefreut, es von netgalley erhalten zu haben. Der Einstieg ist mir wieder leicht gefallen. Auch hier hat die Autorin erneut an ein Glossar mit den wichtigsten alten Wörtern aufgeführt. Zusätzlich gibt es eine Personenliste und eine Karte. Das mag ich gerade bei Fantasie- und Histogeschichten am liebsten, da man hier schnell durcheinander kommen kann. Jedoch habe ich diese Listen selten gebraucht. Normalerweise bin ich jemand, der viel zurückblättern muss, weil ich mir nicht alles merken kann. Aber bei dieser Geschichte hat ein paar Mal zurückblättern gereicht. Die Autorin vermag es wirklich, einen historischen Roman sehr leicht und verständlich niederzuschreiben. Das ist mir bereits beim Vorgängerwerk aufgefallen.

Fenja ist eine stolze und mutige junge Frau, die etwas Entwicklung im Verlauf der Handlungen aufweist. Sie wird nach Runhildes (ihrer Amme) Tod mutiger und selbstbewusster. Gerald ist ein stolzer Ritter, der im Auftrag des Königs Donnerkraut für Explosionen herbeischaffen soll. Er tarnt sich als einfacher Handwerker und lernt so Fenja kennen. Beide spüren die Anziehungskraft zueinander, schaffen es aber nicht, dem nachzugeben. Hier spielen mehr Missverständnisse als wirkliche Hindernisse die Hauptrolle. Recht typisch, aber irgendwie auch nervig zu lesen. Die Nebencharaktere sind ebenfalls sehr gut ausgearbeitet.

Die Handlungen im Verlauf der Geschichte wiederholen sich und es kommen neue dazu. Es ist eine Mischung von beidem. Während Gerald versucht, seinen Auftrag zu erfüllen, gerät Fenja immer stärker in den Mittelpunkt eines Meuchelmörders. Die Vergangenheit ihrer Herkunft ist Fenja unklar und nach Runhildes Tod bemüht sie sich, diese in ihr Gedächtnis zurückzuholen. Beide Versuche sind Ereignisse, die sich irgendwann kreuzen. Die Erzählung wechselt zwischen Fenja, Gerald und dem Meuchelmörder. Am Ende kommen noch weitere Perspektiven, die ich aber nicht preisgebe aus Spoilergründen. Im gesamten Verlauf mischt sich ein krimihafter Anteil in der historisch deutschen Kulisse. Je weiter die Geschehnisse vortschreiten, desto mehr vermischen sich die Schicksale aller Beteiligten und umso stärker wird der Krimianteil.

Der Glaube spielt in dem Buch eine zentrale Rolle und wird hier durchweg glaubhaft und realistisch geschildert. Ob bei Örtlichkeiten wie Klöster, bei der Öffentlichkeit oder jedem Einzelnen, der ehrfürchtig an Gott und die Bibelschriften glaubt. In der heutigen Zeit ist vieles nicht mehr nachvollziehbar und zum Kopfschütteln. Das erging mir hier auch wieder beim Lesen. Schon recht albern kommt es einem vor, wenn über das Seelenheil so naiv gesprochen wird. Für die damaligen Menschen war das nicht naiv, sondern der feste Glaube daran, dass die Sünden auf der Seele einen in die Hölle bzw. ins Fegefeuer brachte. Die Kirche hatte zu dieser Zeit übergeordnete Macht, dem selbst die Könige unterstellt waren. Wie auch heute die Politik, regierte die Kirche mit Angst über die Menschen. Das kommt während der Erzählung sehr überzeugend rüber. Gerade über Gerald musste ich deswegen oft den Kopf schütteln, würde man ihn heute für seine Ansichten und Bemerkungen auslachen.

Der Showdown der zusammengetragenden Ereignisse hat mir leider nicht so gut gefallen. Das letzte Drittel wurde etwas sprunghaft in den Handlungen und vom Showdown an ging alles etwas unrealistisch und salopp zuende. Das hat mich etwas enttäuscht. Einige Reaktionen sind für mich nicht ganz so verständlich oder etwas unangemessen gewesen. Das Ende war mir viel zu sehr "Friede, Freude, Eierkuchen", nach all den Geschehnissen. Insgesamt war dieser teil zu einfach und unbefriedigend erzählt. Die insgesamt historische Recherche ist wieder mal sehr gelungen, wie ich es von der Autorin gewohnt bin.


"Du bist immer noch ein Ritter, und ich bin ein Nichts."
"Du bist alles für mich, Fenja."

(22. Kapitel)


Fazit:
Die Geschichte konnte mich leider nicht so fesseln und mitnehmen wie "Die Klosterbraut", dennoch liest sie sich sehr schnell und verständlich. Hier ist der Autorin abermals gelungen, einen durchweg historischen Roman einfach niederzuschreiben und mit etwas Krimi zu mischen. Wer sich schwer mit historischen Romanen tut, ist mit diesem, wie auch mit dem Vorwerk, gut beraten. Es ist schlicht, einfach und verständlich zu lesen und zu verstehen, und dennoch voller historischer Fakten und glaubhafter Kulisse. Für mich hat es einige Schwächen, daher vergebe ich 3,5 Sterne. Ich kann das Buch dennoch guten Gewissens empfehlen.

Noch ein Vermerk: Mir ist schleierhaft, warum das Buch 11 Euro kostet, wohingegen "Die Klosterbraut" 10 Euro kostet. Und das bei gleicher Seitenzahl. Normalerweise erhöht sich das bei einem Taschenbuch mit der Seitenzahl, dem ist hier aber nicht so.




Mein ♥lichster Dank geht an das netgalley-Team und dem HarperCollins Verlag für das bereitgestellte ebook.

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Veröffentlicht am 30.05.2020

Ernsthafte, alberne und widersprüchliche Tricks für vielerlei Notfälle!

Das Worst-Case-Szenario Survival-Handbuch
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Klappentext:
Gefahr! Sie lauert um jede Ecke. Treibsand. Haie. Cyber-Mobber. Super-Viren. Vom Ringen mit Alligatoren über das Ausweichen von Drohnen bis hin zu wie man ein außer Kontrolle geratenes selbstfahrendes ...

Klappentext:
Gefahr! Sie lauert um jede Ecke. Treibsand. Haie. Cyber-Mobber. Super-Viren. Vom Ringen mit Alligatoren über das Ausweichen von Drohnen bis hin zu wie man ein außer Kontrolle geratenes selbstfahrendes Auto überlistet, das »Worst-Case-Szenario-Handbuch« hilft mit fachmännischen, illustrierten, Schritt-für-Schritt Anweisungen in Situationen, in denen das Leben eine unvorhergesehene Wendung zum Schlimmsten nimmt.


Autoren:
Joshua Piven ist Computerspezialist und freier Autor. In seinem Leben ist er bereits von messerschwingenden Banditen verfolgt worden, in der U-Bahn steckengeblieben, überfallen und ausgeraubt worden. Er lebt mit seiner Familie in Philadelphia.

David Borgenicht ist Autor und Lektor. Er ist schon einmal in einem Gepäckwaggon gefahren. Außerdem musste er schon mehrmals in Häuser einbrechen (jedes Mal mit gutem Grund). Er lebt gemeinsam mit seiner Frau in Philadelphia.



Bewertung:
Das Cover sagt mir nicht zu, obwohl es in dem passenden Farbcode gedruckt ist. Allein der Titel hat meine Aufmerksamkeit erregt, sodass ich das Buch dringend lesen wollte. das Buch hat zu Beginn eine Warnung bezüglich der Tricks, da einige sehr lebensgefährlich sein können. Dann folgt ein Vorwort und eine Einleitung der Autoren. Unterteilt sind die Kapitel in folgende Bereiche:

Gefahren und Auswege
Zähne und Krallen
Die beste Verteidigung
Im freien Fall
Technische Probleme
Notfälle
Abenteurer des Überlebens


Die jeweiligen Tipps gehen Bereichsübergreifend rüber, da sich bei den meisten Gefahren sich nicht einteilen lässt, ob es z.B. zu "Die beste Verteidigung" oder "Gefahren und Auswege" einordnen lässt. daher war die Einteilung für mich nicht ganz stimmig getrennt.

Es gibt sehr hilfreiche Überlebenstricks wie Wasserreinigung, wie Erfrierungen behandelt werden sollten oder wie man aus einem sinkenden Auto entkommt. Aber hier gibt es auch unsinnige Tipps wie "Wie man ein Auto rammt" oder "Wie man vom Dach eines fahrenden Zuges ins Innere gelangt", um nur zwei Beispiele zu nennen. Was soll der Blödsinn? Das sind doch keine Überlebenstricks, keine ernsthaften, sondern Showgemachte Dämlichkeiten. Und dann gibt es noch sehr hilfreiche Tricks, die aber so intensiv und lang erklärt werden, dass es wiederum unsinnig ist, da in der bestehenden Notfallsituation gar keine Zeit zum Lesen ist, wie z.B. "Wie man ein Flugzeug landet". Dieser an sich hilfreicher Tipp muss vorher schon auswendig gelernt werden, ansonsten ist man tot, ehe man überhaupt anfängt zu lesen.

Neben diesen drei Varianten gibt es noch eine Vierte, die sich in ihrer Erläuterung widerspricht, z.B. "Wie man einen Tornado überlebt. Bei einem Tornado soll man sich auf den Boden in eine Grube legen, wenn es kein Schutzgebäude weit und breit gibt. Das habe ich schon in der Grundschule gelernt. Hier wird aber weiter berichtet, wenn man ein Auto hat, soll man sich auf keinen Fall in eine Grube legen, sondern im Auto bleiben. Versteht sonst noch jemand den Sinn der beiden Aussagen? Entweder es ist ratsam, sich in eine Grube zu legen oder nicht. Beides geht nicht!

Zum Ende des Buches hin gibt es noch die Quellenangaben und Experten sowie die Autoreninfos. Jeder Bereich enthält zwei Deckblätter, die in dem roten Farbcode gefärbt sind, sowie eine passende Illustration zum Bereich. Hin und wieder tauchen zu einigen Tipps und Tricks erläuternde Illustrationen auf, die bei dem ein oder anderen auch sehr wichtig sind. Die Texte sind nämlich nicht immer so zu verstehen, wie sie gemeint sind.



Fazit:
Insgesamt schon ein lesenswertes Büchlein, bei dem der eine oder andere Trick nicht nur hilfreich, sondern auch lebensrettend sein kann. Leider ist auch einiges an Unsinn dabei, sowie widersprüchliche Hinweise, die einen verunsichern. Ein Gefühlszustand, der tödlich sein kann, im Angesicht eines Notfalls. Daher vergebe ich 3,5 Sterne für diesen Ratgeber.



Ich bedanke mich beim netgalley-Team, wie auch beim arsEdition-Verlag für dieses bereitgestellte Leseexemplar!


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Veröffentlicht am 23.05.2020

Kein Märchen, sondern eine Anregung zum Träumen!

Die Worte der weißen Königin
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Inhaltserzählung:

Meine Geschichte beginnt in der Dunkelheit. Denn in der Dunkelheit traf ich die erste wirklich wichtige, wirklich mutige Entscheidung meines Lebens. Und meine eigene Geschichte zu beginnen, ...

Inhaltserzählung:

Meine Geschichte beginnt in der Dunkelheit. Denn in der Dunkelheit traf ich die erste wirklich wichtige, wirklich mutige Entscheidung meines Lebens. Und meine eigene Geschichte zu beginnen, draußen im Licht.

(Seite 7)



Autorin:
Antonia Michaelis wurde in Kiel geboren und verbrachte die ersten beiden Jahre ihres Lebens in einem kleinen Dorf an der Ostsee. Anschließend zog sie mit ihren Eltern nach Augsburg, wo sie zwar zur Schule ging, aber nie aufpasste, weil sie unter der Bank dicke Bücher verfassen musste. Heute lebt Antonia Michaelis in einem kleinen Dorf gegenüber der Insel Usedom. Sie arbeitet für mehrere Verlage und, dramaturgisch, für die Montessorischule Greifswald - und verbringt den Rest mit Tochter und Mann, zwei Katzen, einem Förderkind und 3000 Quadratmetern Brennesseln.


Bewertung:
Die Aufmachung ist sehr schön und passt hervorragend zur Geschichte. Witzig ist, dass das Cover unter dem Schutzumschlag ohne den Jungen bedruckt ist. Das Cover wie auch der Titel lassen einen annehmen, es ginge um eine Art Märchen. So ist es jedoch nicht, das hat mich etwas enttäuscht.

Dennoch ist die Gesamtgeschichte schön erzählt. Der Prolog macht schon sehr neugierig auf das Leben des Jungen Lion. Die Autorin steigert chronologisch die Ereignisse im Leben von Lion, es wird immer dramatischer. Lion ist ein sehr fantasievoller und optimistischer Junge, dem eine weibliche Leitfigur fehlt und der unerschütterlich an Wunder glaubt. Ich war beeindruckt von seinem Glauben und würde mir das auch von mir wünschen. Er hat einige familiäre Probleme, die er mit der Flucht in seine Fantasie zu bekämpfen versucht. So verwandelt sein Vater sich in den schwarzen König, eine alte Dame in der Kirche in die weiße Königin und die Adler in seine neue Familie.

"Gut, dass es dunkel wird", sagte sie. "Man sieht sonst so viel. Man wird wütend. Ich bin den ganzen Tag wütend, weißt du. Nur wenn es dunkel wird, geht die Wut ein wenig zurück. Sie schmeckt auch bitter, wie die Angst."

(Seite 86)


Die Autorin erzählt die Geschichte im Ganzen zwar schön verständlich, aber oft viel zu vereinfacht. Angeblich ist das Buch für zehn bis dreizehnjährige. Da halte ich das Alleinelesen für nicht ganz unbedenklich, denn hier wird wenig hinterfragt. Lion lebt zum Teil im Wald ohne nichts, und das nahezu reibungslos. Hier fehlt etwas mehr Realität, sowie an vielen anderen Stellen. Ich hätte Sorge, dass mein Kind das für realistisch hält. Ich finde, hier muss man den Kindern einiges erklären. Das Buch bietet viel Gesprächsbedarf bei jungen Kindern und Jugendlichen. Als Erwachsene ist mir die Geschichte viel zu einfach erzählt. Ich habe hier den Eindruck von Friede, Freude, Eierkuchen gewonnen.

"Aber das Schreien hilft, damit sich die Seele nicht entzündet. Schreien ist besser als ducken. Eines Tages lernst du es. Eines Tages lernst du die Wut."

(Seite 87)


Fazit:
Schön, wenn auch vereinfacht und etwas weltfremd erzählt. Bei jungen Kindern ist eine Begleitung durch Erwachsene ratsam. Ansonsten liest sich das Buch sehr schnell und weckt auch immer wieder die Neugier, was als nächstes folgt. Wer hier aber ein Märchen erwartet, wird enttäuscht werden. Von mir gibt es dafür 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 19.05.2020

Eine Geschichte über Missbrauch aller Art und ihre Folgen

Zweimal im Leben
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Inhaltserzählung:

Ich fühle mich wie in einem Glaskasten. So laut ich auch schreie, niemand wird mich hören. Mein Weinen, die Schreie sind nur ein Strudel, in dem ich untergehe. Am Boden überall Wörter, ...

Inhaltserzählung:

Ich fühle mich wie in einem Glaskasten. So laut ich auch schreie, niemand wird mich hören. Mein Weinen, die Schreie sind nur ein Strudel, in dem ich untergehe. Am Boden überall Wörter, Ströme von Buchstaben, die aus meinem Hirn quellen. All die Fragen, die ich nicht stellen kann, all die Antworten, die ich nicht geben kann. Als dein Name fällt, verlangsamt sich wie immer die Welt, die Luft wirkt kühler, und einen Moment lang verliere ich das Gefühl für Wörter und ihre Bedeutung. Und vielleicht beginnt in diesem Moment unsere Geschichte aufs Neue, nach fünfzehn Jahren. Als dein Name auftaucht und die Entfernung zwischen uns überbrückt.

(Catherine, Seite 20 und 269)


Nirgendwo sehe ich dich, spüre dich aber immer noch. Wie dein Haar über mein Gesicht weht, wie deine Hand sich in meine fügt. Nachts wache ich auf und höre dich leise atmen. Du bist nicht mehr bei mir, aber dennoch immer da.

(Lucian, Seite 17)



Autorin:
Clare Empson ist eine britische Schriftstellerin und Journalistin. Sie arbeitete viele Jahre lang für renommierte Zeitungen und schrieb zahlreiche Artikel und Kolumnen. Später gab sie das stressige Großstadt-Leben jedoch auf und zog aufs Land. Dort gründete sie ihren Kultur- und Lifestyle-Blog Countrycalling. Zu dieser Zeit fing sie dann an, inspiriert von der idyllischen Landschaft, erste Geschichten und Romane zu schreiben. Schließlich gab sie ihr Debüt als Autorin mit ihrem Roman „Zweimal im Leben“, in dem sie die dunklen Seiten des Paradieses beleuchtet. Heute lebt Empson zusammen mit ihrer Familie zwischen Wiltshare und Dorset.


Übersetzerin:
Sibylle Schmidt



Bewertung:

⚠️Erstmal muss ich mich für die lange Wartezeit zur Rezension entschuldigen. Leider brauchte ich viel Abstand zum Buch, um eine Rezension schreiben zu können. Dies ist der Autorin und dem Verlag geschuldet, die mit dem irreführendem Klappentext und der irreführenden Aufmachung nicht nur völlig falsche Erwartungen geweckt haben, sondern auch keinerlei Triggerwarnung beigefügt haben. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich während und nach dem Lesen völlig verstört war und die Geschichte mir unangenehm nachging. Dieses Buch braucht dringend eine Triggerwarnung bezüglich Missbrauch aller Art! Das seelische Wohlbefinden muss über das bisschen Spoiler, was einem erwartet, an vorderster Stelle stehen!⚠️

📖"Ach, komm schon, du hast doch bestimmt zwei Stunden Zeit für 'ne Mittagspause, oder nicht?"
"Es ist einfach so, dass ich gerade eine neue Beziehung angefangen habe."
"Weiß ja nicht, was du dir vorgestellt hast, aber ich dachte wirklich nur an Lunch. Fisch und ein Glas Wein."
"Heute nicht", sagte ich dann, als weise ich einen Staubsaugvertreter an der Haustür ab.
"Dann probieren wir's morgen noch mal", war deine Antwort.📖
(Seite 14)

Das Cover passt sich dem Eindruck der Geschichte an; nicht zu kitschig, sondern leicht modern, aber doch auch klassisch. Ich bin begeistert davon, dass hier auf Glitzer, Schnickschnack und nackte Menschen verzichtet wird. Die Schrift ist im durchschnittlichen Vergleich anderer Bücher groß. Gefällt mir sehr gut, ebenfalls die Gesamtaufmachung Außen und Innen. Das Buch beweist auch wieder, dass es nicht teuer sein muss; es ist ein Klappenbuch mit überdurchschnittlich vielen Seiten und kostet dennoch nur 10,00 €. Die allermeisten Bücher in diesem Format kosten 12,95 € bis 14,00 €. Es geht also ohne Überteuerung.

📖Menschen wie sie verschwinden nicht einfach. Ich hoffe, du glaubst mir das.📖
(Lucian, Seite 429)

Was mir merkwürdig und unnötig vorkommt, ist der Aufkleber auf dem Cover. Eine Drei-Wörter-Meinung von Rosie Walsh. Erstens: Wer ist Rosie Walsh? Und zweitens: Was soll das? Könnte genauso gut zu den anderen nichtssagenden Meinungen am Buchrücken außen oder innen gedruckt werden. Warum so ein unnötiger Aufkleber vorne? Was sollen eigentlich diese nichtssagenden Einwürfe im Buchrücken innen? "Ich konnte nicht aufhören zu lesen!" oder "Ein Pageturner, der einem das Herz bricht!" ... was sagen die bitte aus? Das gibt mir doch keinen Hinweis, ob ich das Buch lesen möchte oder nicht! Was für ein Schwachsinn. Wenn sie schon Leser zitieren möchten - wogegen ich gar nichts habe - dann bitte auch richtige Aussagen über das Buch!

📖"Mein Leben hat noch gar nicht richtig angefangen", sagte ich damals, und zum ersten Mal bogen sich deine Mundwinkel nach oben.
"Vielleicht fängt es genau jetzt an", hast du gesagt.📖
(Catherine und Lucian, Seite 59)

Es gibt drei verschiedene Zeiteinteilungen; einmal das Heute, vor 4 Monaten und vor 15 Jahren. Die verschiedenen Zeiteinteilungen finde ich sehr gut gemacht, es wird mächtig Spannung und Neugier aufgebaut. Ich wollte die ganze Zeit wissen, wie es weitergeht, was vorgefallen ist und fantasierte herum. Allerdings kann ich die Kritik einiger meiner Lesekumpanen bezüglich der vielen Zeittonen nachvollziehen. Wenn drei verschiedene Zeiträume aufeinandertreffen und das in kurzen Kapiteln ... kann es sich anfühlen wie ein Schleudertrauma. Mir persönlich gefiel es sehr gut, besonders, weil die Kapitel kurz sind, sonst hätte ich den Durchblick verloren und vergessen, in welcher Zeit ich denn gerade war. So wusste ich das immer und musste nicht angestrengt lesen. Nach dem ersten Drittel wurde ich aber doch was ungeduldig und fragte mich "was ist denn nun passiert?!".

📖Es ist ein Tag der Abschiede. Mein Kopf ist voller Worte, die ich nicht aussprechen werde. Geh nicht. Bitte bleib. Ohne dich bin ich verloren.📖
(Lucian, Seite 280)

Ich fand es störend, dass während der Erzählung in die Vergangenheit (vor allem die von "Vor fünfzehn Jahren") die Erzählung an sich hin und herspringt- also die Anrede; erst "Du" dann "Er" (allgemein erzählt), entweder erzählt Catherine in Du-Form ("Du hattest ...") und springt dann im nächsten Satz wieder zur Ich-Form bzw. Allgemein-Form ("Er nahm das wahr ..."). Mit "Du" und "Er" ist Lucian gemeint, und eben auch allgemein andere. Ich finde das irritierend und sprunghaft. Kommt mir unkorrigiert vor.

📖"Man muss die Verantwortung übernehmen, für das Schlechte ebenso wie für das Gute."📖
(Catherine, Seite 163)

Ich fand weder Catherine noch Sam besonders sympathisch! Die geben ein tolles Paar ab, die nehmen sich gegenseitig nichts an Antisympathie weg. Der Einzige, der bei mir gerade gut ankam, war Lucian. Bei den Nebencharakteren mochte ich tatsächlich Jack - einen Schwerenöter-Ruf haben sie ja fast alle. Daher ist das für mich kein Ausschließkriterium. Und Rachel ist mir auf ihre Art ebenfalls sympathisch gewesen. Aber Sam und Catherine? Vor allem Sam ... betrügt sie und benimmt sich da dann ganz typisch Mann! Das muss man wirklich anerkennen! Aus Spoilergründen kann ich mich nicht näher dazu äußern. Die Clique von Lucien ist in jedem Fall ziemlich problembelastet udn jeder der Charaktere kämpft mit seinen eigenen Dämonen. Hier ist die Devise "Ignorieren und Weitermachen" untereinander geregelt. Niemand möchte sich wirklich mit seinen Dämonen oder den der anderen auseinandersetzen. Das hat die Autorin sehr deutlich hervorheben können.

📖Du hast dich mir hingegeben und ich mich dir, und wir waren uns einig und wollten nichts anderes. Warum auch?📖
(Lucian, Seite 369)

Im Bezug auf Catherines großes Geheimnis hatte ich zunächst die naheliegendste Vermutung, in meinen Augen. Das verwarf ich wieder, weil die Autorin Catherine dafür untypisch erscheinen ließ. Ab der Mitte des Buches war es mir jedoch klar, was passiert ist. Trotzdem wurde ich mit kleinen Wendungen überrascht.

📖Wie das oft so ist zwischen uns: Was wir nicht aussprechen, tönt am lautesten.📖
(Lucian, Seite 55

Letztendlich habe ich mich aber über meine Lesekumpanen etwas aufgeregt, da diese ihre persönlichen Erwartungen an das Buch mit der Geschichte an sich gleichgestellt haben. Was kann die Autorin oder die Geschichte dafür, dass ich etwas bestimmte erwarte? Und nur, weil es nicht nach meinen Erwartungen geht, bewerte ich das Buch schlecht. Es wurde teilweise die realistische Darstellung von Handlungen kritisiert, weil das nicht erwartet wurde ... Das finde ich unfair und völlig konträr.



Fazit:
Das Ganze erinnert mich stark an Nicholas Sparks "Wie ein einziger Tag". Es zeigt deutliche Parallelen, was weder gut noch schlecht bedeutet. Jedoch ist diese Version deutlich düsterer und dramatischer. Es gab für mich auch einige Ungereimtheiten, die nebensächlich waren, aber dennoch nicht richtig erklärt. Da haben meine Lesekumpanen und ich etwas rätseln müssen.

Der größte Minuspunkt ist aber die fehlende Triggerwarnung bezüglich der missbräuchlichen Handlungen, da mich das sehr verstört hat und nicht nur mich. Selbst eine Tauschpartnerin auf Tauschticket hat mir zum Buch geschrieben und mir für die Triggerwarnung gedankt, da sie mit solchen Geschichten nicht umgehen kann. Eine Riesenfahrlässigkeit oder ekelhaftes kahlkühl von Autorin und Verlag! Wer Schwierigkeiten mit Missbrauchgeschichten hat, sollte die Finger hiervon lassen.

Ansonsten hat die Autorin es geschafft, meine Neugier aufrecht zu erhalten, die Charaktere sehr schön ausgeschrieben und die frustrierende Atmosphäre bis zum Ende beizubehalten. Daher vergebe ich hier noch 3,5 Sterne.

📖"Dummerchen", hast du gesagt. "Warum rechnest du immer mit dem Schlimmsten?"
Das lag eigentlich nahe. Denn das Beste war so wunderbar, so berauschend unfassbar wundervoll, dass ich niemals mehr darauf verzichten wollte.📖
(Lucien und Catherine, Seite 273)



🎀Zuletzt möchte ich mich beim wasliestdu-Team und dem Verlag für das Lese-Exemplar bedanken. Die Leserunde war zum Teil sehr erfreulich.🎀

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Glänzt so richtig nur aus der Ferne

Glanz der Ferne
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Klappentext:
Den Familien von Hartung und von Gentzsch stehen im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts unruhige Zeiten bevor. Mittlerweile hat Theo von Hartung die Leitung der Tuchfabrik von seinem Vater ...

Klappentext:
Den Familien von Hartung und von Gentzsch stehen im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts unruhige Zeiten bevor. Mittlerweile hat Theo von Hartung die Leitung der Tuchfabrik von seinem Vater übernommen, doch immer häufiger werden Aufträge storniert oder unter fadenscheinigen Begründungen die Preise gedrückt.

Zur selben Zeit macht Vicky von Gentzsch, die Nichte von Theo und Rieke, die Bekanntschaft einer zauberhaften Dame, die sie in die mondänen Kreise der hochgeborenen Berliner Gesellschaft einführt. Hier scheint Vicky ein Leben zu erwarten, das um so vieles interessanter und freier ist, als ihr steifes Zuhause bei ihrem strengen Vater Gustav. Doch der Schein trügt: Vickys neue Freundin hat keineswegs im Sinn, dem Mädchen zu einem besseren Leben zu verhelfen ...


Autorenpaar:
Hinter dem Namen Iny Lorentz stehen die Autoren Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Sie leben in einem Vorort von München und reisen gern mit ihrem Wohnwagen. Ihre Gemeinsamkeiten beschränken sich nicht ausschließlich auf das Schreiben.

Sie treten gern im Partnerlook auf und lieben Fantasy-Geschichten. Kennengelernt haben sie sich in einem Fantasy-Klub. Bevor sie sich trafen, standen sie für lange Zeit im Briefwechsel. Im Jahr 1982 heirateten die beiden. Heute sind sie ein eingespieltes Autoren-Duo. Ihre Geschichten erfinden sie gemeinsam. Elmar Wohlrath schreibt und Iny Klocke überarbeitet die Bücher. Hinzu kommt die akribische Recherche.


Bewertung:
Das Cover wurde hervorragend zu den anderen Bänden angepasst. Es wirkt weder billig noch langweilig auf mich. Es ist sehr schön als Historischer Roman gekennzeichnet und wirkt auf mich klassisch und elegant.

Ich finde es echt immer klasse, dass bei den Büchern des Paares, Namensregister, wie auch Glossar und ein historisches Nachwort vorhanden ist. Natürlich ist es heftig, bei so vielen Figuren ... immer dieses Blättern. Aber immerhin kann man das. Da gibt es Bücher, da bin ich verloren.

Vicky ist mir nicht ganz so sympathisch. Weiß auch nicht ... begeistert mich jetzt eher nicht so. Gewisser Stolz ist sehr brauchbar, aber sie hat mir doch einen ticken zu viel. Und dieses heftig trotzige Verhalten kann ich gar nicht leiden. Vickys Vater ist ja schwer zu fassen ... mal reflektiert er sein und das Verhalten anderer, mal ist er dicht wie eine Mauer und hat ein Brett vor dem Kopf. Und auch dieses mal mitfühlend, mal verständnislos Vicky gegenüber ist abenteuerlich. Kommt mir echt so ungehalten vor. Und das gefällt mir hier bei seinem Charakter. Das Autorenpaar hat ihn sehr menschlich dargestellt. Über die Charaktere, die der Familie feindlich gesinnt sind, möchte ich nichts schreiben, das macht eher neugierig oder?

Die Darstellung innerhalb der Familienstellungen finde ich auch sehr glaubhaft umgesetzt. War ja oft so, dass der Mann im Haus das Ruder der Frau im Haus in Sachen Kinder überlassen hat und auch bei eigenen Widerwillen nicht widersprochen hat. Für mich ganz typisch.

Es gibt Ereignisse (kann ich nicht näher erläutern), die haben mir nicht so gefallen, fand ich etwas zu aufgesetzt und überspitzt. Dann gib es eine Situation, die etwas utopisch wird und ich dachte, ich wäre in einem anderen Buch - was aber nicht negativ gemeint ist. Es ist einfach nur anders. Es ist eigentlich ein hin und her; mal gewinnt das Böse, mal das Gute - salopp geschrieben. Es scheint sich vieles gegen Vicky zu verschwören, sie erhält aber auch Hilfe.

Diese Verbindung zwischen Vicky und Reinhold ist mir zu salopp und aufgesetzt. Liest sich für mich nicht nur auf die letzten Seiten gedrückt, sondern auch so schmalzig im Schnellverfahren. Am Ende ist auch sonst alles Friede, Freude, Eierkuchen. Zu einfach dargestellt sowie das Ende im Allgemeinen mehr als rund abgeschlossen. Und das nach all den Geschehnissen ... nicht sehr glaubwürdig. Da war das bei den anderen Bänden besser erzählt.


Fazit:
Für mich der schwächste Band der Reihe, aber genauso fesselnd und schnell zu lesen. Habe es auch im nu als Hörbuch gehört, wenn hier auch gekürzt. Ich verzehre sehr gerne beide Formate von einer Geschichte, das gibt wieder einen anderen Blick zur Geschichte.

Der historische Überblick über die Zeit ist sehr schön. Ich lerne bei den Büchern der Autoren immer etwas dazu, sei es dadurch oder das Glossar. Echt toll. Gewohnt flüssig zu lesen, Erkennungswert der Charaktere ist vorhanden, die Grundidee spannend umgesetzt. Aber hier und da zwickt es in der Umsetzung, obgleich es weniger brutal ist als noch seine Vorgänger.

Insgesamt passt es zur Reihe, wenn auch die Charaktere und die Handlungen diesmal etwas schwächer sind als die Vorgänger. Ein guter historischer Roman mit Stärken und Schwächen. Von mir gibt es 3,5 Sterne.


Vielen Dank an das Lovelybooks-Team und dem Lübbe-Verlag, für das Lese-Exemplar!

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