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Veröffentlicht am 28.08.2019

Ein Ratgeber voll gepackt mit viel Magie zur Selbstverwirklichung im Alltag!

Der kleine Alltagsmagier
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Mr. ED erzählt:
Du fragst dich, was ich will, wie ich dir helfen kann - und vor allem, wie du mit mir ins Gespräch kommst? Nun, das ist alles gaaanz einfach.... Vertrau mir

In meinem ersten Buch lernst ...

Mr. ED erzählt:
Du fragst dich, was ich will, wie ich dir helfen kann - und vor allem, wie du mit mir ins Gespräch kommst? Nun, das ist alles gaaanz einfach.... Vertrau mir

In meinem ersten Buch lernst du Schritt für Schritt, wie du mich entdecken kannst - nämlich in dir! Dazu gibt es zahlreiche Übungen, meine »magische Minuten« für dich, und ich öffne meinen Zauberkoffer, um dir die Geheimnisse des magischen Alltagslebens zu enthüllen!

Jeder Tag ist einzigartig - und meine Mission ist, dich daran wieder zu erinnern, dir den Alltag so schön wie möglich zu machen. Und das geht schon mit ganz einfachen Mitteln: Alltagsmagie ist wie ein zarter Hauch, der in deinem Inneren beginnt!

Dein
Mr. ED



Autorin:
Dr. Claudia Duwe, Jahrgang 1974, lebt in Norddeutschland und ist promovierte Medienwirtin, Autorin und Coach. Sie studierte an den Universitäten Siegen und Birmingham. Nach langjähriger Berufspraxis in Journalismus/PR für Universitäten und Forschungsinstitute absolvierte sie zwei Ausbildungen zum Coach (personzentrierter Coach (DCG) und Erfolgreich-Wünschen-Coach bei Pierre Franckh). Wenn sie nicht gerade schreibt oder sich mit Mr. ED unterhält, ist sie mit ihrem Hund Yona, einem Mini Australian Shepherd, in der Natur unterwegs.

Illustrator:
Mark Conlan (markconlan.com) lebt in Australien. Im Auftrag vom Verlag Gräfe und Unzer kreierte er die zauberhaften Grafiken des kleinen Alltagsmagiers auf dem Buchcover und im Buch.


Bewertung:
Was gibt es besseres als einen Begleiter voller Tatendrang und magischer Zuversicht?

Das Cover ist ja unheimlich zauberhaft anzuschauen und versprüht einfach Anziehungskraft, das Buch in die Hand zu nehmen. Das ist reine Magie, ich bin mir sicher! Die Innengestaltung ist der Außengestaltung angepasst, weist Minibildchen als Avatare und große Illustrationen zu Mr. ED. Der Ratgeber hat kein Inhaltsverzeichnis, wie es die GU-Bücher gewöhnlich haben. Dennoch sind die Zaubertricks übersichtlich wie eine Lehrbuch sortiert. Je weiter man liest, desto mehr hat man gelernt.

Mr. ED, der kleine Alltagsmagier, bietet uns eine kleine Einleitung zum Buch und was er uns alles lehren möchte. Die Autorin gibt ein Vorwort zum Buch und seinem Begleiter, Mr. ED. Ich fühlte mich als Leser schon vorab sehr informiert, weckte aber meine Neugier immer mehr.

Mr. ED stellt sich selber vor und gibt Weisheiten und Ratschläge zu allen Passagen des Buches. Diese zeigen sich ganz unterschiedlich - auch als Mr. EDs magische Minute. Es soll uns Lehrlingen aufzeigen, dass selbst eine Minute Änderungen herbeiführen kann. Oder als Mr. EDs Zauberkoffer. Diese Ratschläge und Tipps sind für nicht ganz so einfache Momente im Leben. Momente mit hohen Schwierigkeitsgraden können hiermit behandelt werden.

Das Buch und der Magier Mr. ED macht uns Leser zu Zauberlehrlingen und lehrt uns den Zauber der Augenblicke im Alltag. Folgende Inhalte breitet unser Mentor vor uns aus:

Dreamteam Mr. ED und Du; Einführung in die Welt der Magie
Mr. EDs Pentagramm; Inspirationen folgen hier, trockene Übungen für Kopf, Geist und Seele
Design your Day; hier werden wir aktiv und designen unser Alltagsposter mit all den schönen Dingen. Alltags-Inventur, nennt Mr. ED es.
Mr. EDs sexy Alltagstricks; leichte und schnelle Tipps für schwierige Hürden, die sich schnell überwinden lassen
Ein Hoch auf Gemütlichkeit; Tipps für Zuhause
Alltagsmagier, leg los!; die Lehrlinge in den Alltag entlassen

Für uns Zauberlehrlinge und Altagsmagier hat Mr. ED am Schluss noch das Wichtigste zusammengefasst:

Erkenne dein magisches Selbst
Öffne dich für magische Führung
Kreiere deinen magischen Wunschalltag
Vergiss nie, dass du ein Alltagsmagier bist


Unter diesen Gruppierungen fasst Mr. ED seine Zaubertricks und Hilfen kurz und knapp zusammen.

Bevor das Buch endet, liest man als Leser noch die coole Mr. EDs FAQ-Liste. Diese ist weniger eine Liste als viel mehr ein Interview mit Mr. ED. Er beantwortet verunsicherte Fragen von Zauberlehrlingen. Richtig süß und zum Schmunzeln finde ich hier die letzte Frage, wie man ihn denn erreichen könnte. Seine Antwort:

Dann schreib an: mr.ed@der-kleine-alltags-magier.de.

Und man kann wirklich dorthin schreiben! Hammer! Auch gibt er seine offizielle Webseite http://www.der-kleine-alltagsmagier.de an. Diese ist auch wunderschön und zum Ratgeber passend gestaltet:

Willkommen!
Wer ist Mr. ED?
Autorin & Illustrator
Videos
Stimmen zum Buch
Links
Kontakt


Im Anschluss erfolgen Weiterempfehlungen zu Bücher, Zeitschriften und Filme. Auch hier wieder nach Handlungsthema sortiert.


Fazit:
Das Buch ist ein echter Alltagsmagier mit einem Alltagsmagier als Lehrmeister, der uns durch die Magie und Zaubertricks führt. Das Buch ist wie ein Arbeitsbuch und schön bunt gestaltet, enthält viele Fragen, die einen nachdenklich stimmen. Es lässt uns inne halten und uns fragen; was will ich wirklich? Hier bleibt es nicht einfach theoretisch, Mr. ED fördert auch die Umsetzung der Lehrinhalte in Form eines Alltags-Posters. Trockener Ratgeber? Nicht hier!

Von Außen wie Innen, bei Texten und Illustrationen, liebevoll gestaltet und ein humorvoller wie auch brauchbarer Ratgeber. Es sollte bei jedem in der Hausapotheke liegen, denn hier steckt echte Magie drin! Ein echter Alltagsschatz, liebevoll und humorvoll gestaltet, mit vielen Anreizen und Inspirationen, die motivieren.

Du denkst, das ist jetzt der Abschied?
Klapp das Buch zu,
schließ die Augen
und sieh nach, ob ich immer noch da bin!
Dein Mr. ED

Veröffentlicht am 26.08.2019

Einfühlsam in Reimen erzählt; beeindruckt und macht Lust auf ganz viel Bücherschnapp!

Der Bücherschnapp
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Klappentext:
Oh nein! Im Kaninchental verschwinden mir nichts dir nichts alle Lieblingsbücher. Ob das ein Nachbar war? Gut, dass Hasenkind Elisa ganz und gar kein Angsthase ist. Sie stellt dem Dieb eine ...

Klappentext:
Oh nein! Im Kaninchental verschwinden mir nichts dir nichts alle Lieblingsbücher. Ob das ein Nachbar war? Gut, dass Hasenkind Elisa ganz und gar kein Angsthase ist. Sie stellt dem Dieb eine Falle und erwischt den Bücherschnapp. Doch der ist noch richtig klein und will eigentlich nur eins: dass ihm auch mal jemand aus den vielen tollen Geschichten vorliest.

Autorin:
Helen Docherty verbrachte den Großteil ihrer Kindheit lesend. Später studierte sie Spanisch und Französisch und verbrachte einige Jahre in Frankreich, Spanien, Kuba und Mexiko. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Wales.

Illustrator:
Thomas Docherty studierte Metallbearbeitung und Bildhauerei am Art College, hat aber schon immer gerne gezeichnet. Auf seinen Reisen führt er oft ein Tagebuch voller Notizen und Skizzen, und diese Tagebücher sind es, die seine ersten Bilderbücher inspirierten.

Wenn er nicht schreibt und illustriert, verbringt Thomas einen Großteil seiner Zeit damit, Schulen und Bibliotheken zu besuchen, um seine Leser zu treffen und ihnen zu helfen, ihre eigenen Geschichten zu schreiben. Er lebt mit seiner Frau, der Autorin Helen Docherty und ihren beiden Töchtern in Swansea, Großbritannien. Thomas und Helen arbeiten oft an ihren Bilderbüchern zusammen, darunter das äußerst erfolgreiche The Snatchabook, das zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat und weltweit veröffentlicht wurde.

Übersetzerin:
Dorothee Haentjes-Holländer, geboren 1963 in Köln, arbeitete nach dem Magisterexamen 1989 zunächst als Verlagslektorin. Im Jahr 1993 machte sie sich als freiberufliche Autorin und Übersetzerin mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur selbständig. Mittlerweile richtet sie sich mit Publikationen und Hörfunkbeiträgen zu historischen, kunsthistorischen und geistlichen Themen auch an ein erwachsendes Publikum.


Bewertungen:
Das Buch ist mir in der Bücherei mit Cover und Titel sofort aufgefallen. Wunderschön illustriert und mit einem coolen Titel versehen.

Diese Gute-Nacht-Geschichte ist so erstklassisch in Reimen geschrieben. Und viel zu schnell zu Ende!!! Ein Bücherschnapp, dass einfach nur jemanden haben möchte, der ihm vorliest ... hat mich so berührt, das sich Gänsehaut vor Rührung bekommen habe. Ich habe den süßen Bücherschnapp sofort in mein Herz geschlossen, und war beeindruckt von der Toleranz und dem Mitgefühl der anderen Tiere ihm gegenüber. Es werden hier, nicht ganz so durchscheinend, diese Werte vermittelt, sodass es nicht nur einfach eine Gutenachtgeschichte, sondern eine Geschichte mit Botschaft ist.

Das Ende ist wirklich sehr kurz geraten, da hätte ich mir etwas mehr Beisammensein in der Auflösung der Problematik bei den Tierchen gewünscht. Es gibt hier nicht viel zu erzählen, außer; Lest es bitte selbst!


Fazit:
Wunderschöne Geschichte, die in Reimen gefasst ist und so aus all den anderen Gutenachtbüchern heraustischt. Ergänzt wird die Geschichte mit tollen Illustrationen und kräftigen Farben!

Ein tolles Buch für Klein und Groß mit Liebe zu Büchern! Macht einfach Lust auf viel Mehr davon!

Ja, jeder braucht eine Gutenachtgeschichte - und zwar diese hier!

Veröffentlicht am 26.08.2019

Wirr, wirrer, verwirrend! Ein tolles Spiel zwischen Raben und Falken!

Chosen 1: Die Bestimmte
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Inhaltserzählung:
Hast du einen Freund hinieden,
Trau ihm nicht zu dieser Stunde,
Freundlich wohl mit Aug und Munde,
Sinnt er Krieg im tückischen Frieden.
(Zwielicht - Joseph von Eichendorff)

"Du wirst ...

Inhaltserzählung:
Hast du einen Freund hinieden,
Trau ihm nicht zu dieser Stunde,
Freundlich wohl mit Aug und Munde,
Sinnt er Krieg im tückischen Frieden.

(Zwielicht - Joseph von Eichendorff)

"Du wirst heute dein altes Leben nicht einfach ablegen", erklärte Farran ernst. "Um ein Rabe, eine neue Menschenspezies, zu werden, musst du es von dir reißen, wie eine Haut. Es wird schmerzen. Es wird die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies sein. Du wirst keinen Kontakt mehr zu deinen früheren Freunden und keine Geheimnisse vor SENSUS CORVI haben. Ich erwarte von dir, dass du dich an unsere Regeln hältst und mit Herz und Seele dabei bist. Es ist ein Privileg, ein Rabe zu sein. Etwas, das du dir erarbeiten musst. Wir werden dich unterweisen und deine Gaben fördern. Verschwende deine Fähigkeiten nicht und gib an jedem einzelnen Tag dein Bestes. Kompromisslos. Bis zur völligen Erschöpfung."
(Farran, Seite 165)


Autorin:
Rena Fischer schrieb schon als Kind begeistert eigene Geschichten und "Gedankenbücher", die sie mit Fotoschnipseln, Eintrittskarten, Zeitungsausschnitten und allem Möglichen zu Scrapbooks anreicherte. Nach Abitur und Wirtschaftsstudium beruflich nach Cork (Irland) geschickt, verliebte sie sich in die wildromantische Landschaft zwischen grünen Hügeln und steil herabfallenden Klippen, in gespenstische Ruinen und vor allem in die offene Herzlichkeit der Menschen. Private Reisen nach Irland folgten. Der Traum vom Wohnen am Meer erfüllte sich ein paar Jahre später jedoch in wärmeren Gefilden, als sie mit ihrer Tochter und ihrem Mann nach Spanien zog. Nach der Geburt ihrer Zwillingssöhne hängte sie ihren "respektablen" Beruf an den Nagel, ließ ihrer Kreativität freien Lauf und begann mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern. Zusammen mit ihrer Familie lebt sie heute in München. www.renafischer.com


Bewertungen:
Das Cover ist ein echter Hingucker! Mystisch und düster lässt es schon die Grundstimmung der Geschichte ahnen. Eine tolle Gesamtaufmachung, die durch die Gestaltung im Inneren ergänzt wird. Der Titel passt hierzu hervorragend, und ich wüsste nicht, was sich hier verbessern könnte ...

Puh, erstmal ... ganz schön viele Charaktere, die sich in der Geschichte auftun, und noch mehr Spielchen und Ziele, die jeder von ihnen verfolgt. Ich nehme mal die relevantesten kurz heraus:

Emma, die Hauptprotagonistin, die ihre Mutter durch einen Unfall verlor und nun ihren Vater, Jacob, kennenlernt. Sie geht auf die geheimnisvolle Elite-Schule "Sensus Corvi", wo nichts ist, wie es scheint. Sie wird zwischen den Raben und Falken zerrissen und braucht lange, um sich für eine Seite zu entscheiden.

Farran, der Rabenchef des Internats, ist mächtig und entscheidet alles, was dort geschieht oder nicht geschieht. Er hat ein Auge auf Emma geworfen und will sie für sich einspannen.

Aidan, der Liebling der Raben, fühlt sich zu Emma hingezogen und steht damit zwischen ihr und seinem Vater, der Emma gar nicht leiden mag.

Callahan, Aidans Vater, hat seine eigenen Ziele und Machtspielchen im Sinn und vermittelt nur zu gerne den Eindruck eines Nichtliebenden Vaters. Er ist die zweite Hand von Farran und tut alles, um dieses auch zu bleiben.

Jacob, Emmas Vater, kommt am meisten undurchsichtig rüber, da seine Ziele und Spielchen kaum zu durchschauen sind. Er will Emma bei sich haben, aber wieso? Was sind seine wahren Beweggründe?

Jared, ein Falke und ehemaliges Rabenmitglied, weiß um einige Geheimnisse und dient als Spion für ... ja, für wen? Auch hier lässt es sich schwerlich auseinanderkrümeln, was er bezweckt und welche Ziele er verfolgt. Nur eines ist klar; er fühlt sich zu Emma hingezogen, und das mehr als schnell (unglaubwürdig schnell in meinen Augen).

Richard, der Falkenchef, war ebenfalls mal ein Rabe und kennt die Macht um Farran nur zu gut. Doch was verbirgt er selbst und auf wessen Seite steht er wirklich? Er liebte Emmas Mutter Rina, die bei einem Unfall ums Leben kam. War es wirklich ein Unfall? Oder doch Mord? Wer steckt dahinter?

"Gedankenlesen kannst du nicht." "Du bist gut", gibt er zu. "Du hättest mich fast gehabt!", sage ich. Seine Augen blitzten belustigt auf und sofort formen sich Worte in meinen Kopf: "Ich will dich immer noch haben!"
(Emma und Jared, Seite 95)

Fragen über Fragen türmen sich im Laufe der Geschichte auf. Sobald man glaubt, eine sei beantwortet, taucht eine neue Frage auf. Kennt ihr dieses Möhren-Klopp-Spiel, bei dem auf die Möhren am Boden gehauen wird, und sobald eine verhauen ist, steckt eine andere irgendwo ihr Köpfchen heraus?! Das beschreibt dieses Spiel hier am besten!

Neben der Erzählsichtweise von Emma wird regelmäßig Rückblenden in die Vergangenheit von Rina eingespielt. Obwohl die sehr schön hellgrau gefärbt sind, bin ich dennoch immer wieder durcheinander gekommen. Diese Rückblenden haben mich aus dem gegenwärtigen Lesefluss gerissen und mit den bisschen Text aus der Vergangenheit konnte ich auch keine Verbindungen zu den Handlungssträngen herstellen. Erst zum Schluss verdichten sich diese Texte mehr und mehr zu einem ganzen Bild. Das ist für mich auch der einzige Riesen-Kritikpunkt. Es hat mich einfach sehr verwirrt.

Die Geschichte mit ihren Verrenkungen um Macht und Hinterhältigkeiten ist sowohl vorhersehbar als auch nicht vorhersehbar. Auch diese zwei Offenbarungen haben mit mir gekämpft und ich wusste manchmal nicht, wo mir der Kopf steht. Dies meine ich im positiven Sinne, denn auch mit mir als Leserin hat die Autorin gespielt und mich manchmal Irre geführt, und manchmal richtig raten lassen. Einige Beschreibungen der Handlungen waren für mich nicht verständlich, aber ich war trotzdem völlig in der Geschichte gefangen.

Die Umsetzung ist sehr atmosphärisch düster und verwirrend, dennoch sind durchaus auch einige witzige Dialoge in all dem nichtwitzigen Wahnsinn:

"Hör auf, den beleidigten Montague zu spielen. Wenn dein Romeo sich nun mal in eine Capulet verliebt hat, wirst du damit leben müssen oder eine shakespearsche Tragödie heraufbeschwören."
(Farran zu Callahan, Seite 322)

Das Ende ist weder offen noch geschlossen - rechtlich gesehen würde ich das Wort Schwebezustand hier als passende Bedeutung nehmen. Und auch hier hat die Autorin ironischer weise diese Zerrissenheit eingebaut, raffiniert, die Frau! Und ganz neu für mich ist die kleine Vorschau auf Band 2 mit Textauszügen bzw. Zitaten, die von der Autorin erläutert werden (die Erläuterung setze ich aus Spoilergründen nicht mit rein):

"Mit deinem langjährigen Wissen über Farran und die Raben, deinen Kontakten, deinen Mut und deiner Entschlossenheit kannst du mir ganz neue Wege ebnen, wenn du einwilligst, dich meinem Befehl zu unterstellen."
(Richiard zu Jacob)


Fazit:
Puh ... also mich hat die Geschichtsidee und ihre Umsetzung sehr gefallen. Ein großer Sternabzug gibt es wegen des großen Verwirrspiels zu Rinas Rückblenden und minimalen Klischeeüberzogenheiten (Bsp.: Jared sieht Emma einmal und will sie mit Haut und Haaren, inklusive inbrünstige Liebe ...). Das Wirrspiel zwischen den Raben und den Falken hat die Autorin wunderbar verwirrend umgesetzt und auch mich als Leserin dabei nicht vergessen.

Wer gerne Sherlock Holmes spielt und in die Irre führen lässt, hat hier ein Meisterstück an Geschichte gefunden. Ich glaube, ich wurde noch nie so verwirrt beim Lesen. Ein tolles Jugendbuch, dass auch mich als Erwachsene beeindruckt hat. Band 2 muss gelesen werden!

Veröffentlicht am 23.08.2019

Philosophisch, poetisch, bildgewandt: Ein einzigartiges Sammlerstück der Worte!

Der Bär und das Wörterglitzern
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Klappentext:
„Ganz am Rand der Bücher ist eine Geschichte, die zu mir spricht. Die Wörter necken, schubsen, kratzen mich.“

Wie lassen sich Liebe, Trauer, Glück in Worte fassen? Der Bär taucht tief in ...

Klappentext:
„Ganz am Rand der Bücher ist eine Geschichte, die zu mir spricht. Die Wörter necken, schubsen, kratzen mich.“

Wie lassen sich Liebe, Trauer, Glück in Worte fassen? Der Bär taucht tief in seine Gedanken und Gefühle ein und erfindet seine Sprache neu!


Autor:
Wenn Agnès de Lestrade gerade nicht schreibt, liest, träumt oder eine Tasse Tee trinkt, erfindet sie Gesellschaftsspiele, Lieder und hat sogar die Zeit gefunden, selbst zwei hübsche Kinder zu fabrizieren, um all das an ihnen auszuprobieren. Seit ihrem Debüt 2003 erschienen von Agnès de Lestrade bereits über 20 Bücher in französischer Sprache.

Illustratorin:
Valeria Docampo

Übersetzerin:
Anna Taube, 1976 geboren, arbeitet als freie Autorin und Übersetzerin. Sie wohnt mit ihrer Familie im idyllischen Bad Rodach, wo es so friedlich ist, dass sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Vermutlich mag sie deswegen Geschichten über Tiere so gern.


Bewertung:
Das Cover ist ja mehr als niedlich und lockt doch wirklich jung und alt. Selbst der Titeln ist hier schon sehr einfühlsam und poetisch gestellt, wie der gesamte Inhalt des Buches. Der unheimlich sympathische Bär lässt uns an seine Gedanken über Gefühle, die er schwer beschreiben kann, teilhaben. Auf neckische, poetische und sinnbildliche Weise drückt er sie mit Wortspielen aus. Diese sind immer zu Anfangs gegeben. Auf der nächsten Seite werden seine Worteinwürfe zu einem Wort zusammengefasst.

Beispiel:
In diesem Buch ist die Stille König. Die Wörter necken, schubsen, kratzen mich.
Morgen werde ich Stillenecken.

Das hat einen nachhallenden Effekt, und vielleicht ist das auch so beabsichtigt. Wie die Darstellung im Buch als Printausgabe ist, weiß ich nicht. Bei der ebook-Ausgabe sind die zwei Seiten nicht nebeneinander. Anbei ist auf jeder Seite und zu jedem Wortspiel eine unglaublich schöne Illustration, die passend zu den Wörtern gezeichnet ist. Unbeschreiblich sind die Bilder, voller Farbkraft und Ausdruck!

Die Schreibart ist wundervoll poetisch und lädt zum Philosophieren ein. Jedoch ist es für kleine Kinder gänzlich ungeeignet; viel zu abgehoben in der Sprache, die Kinder einfach noch nicht verstehen. Selbst ältere Kinder werden hier ihre Probleme haben, vermute ich. Ich finde es schon für Erwachsene etwas anspruchsvoll, wenn man mit Philosophie und Poesie nichts anfangen kann. Die Illustrationen werden die Kinder dagegen bewundern, und auch ich komme kaum davon los. Allerdings sind beide Komponenten nicht zu trennen, um das Buch im Ganzen zu betrachten und zu bewerten. Ich bin auch der Meinung, dass Kinderbücher nicht als ebook geeignet sind. Man möchte doch ausdrucksstarke Farben, im Buch blättern, die Bilder berühren ... das fehlt hier einfach bei einem ebook.


Fazit:
Eine zusammenhängende Geschichte ist hier nicht gegeben, das Buch ist eher als Nachschlagewerk zusammengefasst. Ein ungewöhnliches Wörter-Lexikon, das schon fast mehr durch seine Erzählart als durch seinen Inhalt hervorsticht. Die Illustrationen sind ein Traum und für jung und alt eine Verzückung! Der Inhalt eher weniger, da dieser einfach komplex und hochgestochen für Kinder ist.

Insgesamt ein tolles Sammlerstück für Erwachsene im Ganzen, für Kinder nur bedingt, da die Illustrationen und Text sich gegenseitig vervollständigen.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Mitreißend, schockierend, perfide. Ein Lehrstück für unsere Gesellschaft!

The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld
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Inhaltserzählung:
Rache, süß im Anfang,
schlägt gar bald mit herbem Weh sich selbst.
(John Milton, Das verlorene Paradies)


Seine Faust kam so schnell, dass sie zunächst gar nicht wusste, wie ihr ...

Inhaltserzählung:
Rache, süß im Anfang,
schlägt gar bald mit herbem Weh sich selbst.

(John Milton, Das verlorene Paradies)


Seine Faust kam so schnell, dass sie zunächst gar nicht wusste, wie ihr geschah, aber dann schlug er ihr gleich noch einmal ins Gesicht und auf die Nase. Dann lag sie am Boden und Trevor auf ihr, hielt ihre Hände fest und keuchte. Es war schon geschehen, bevor sie auch nur begreifen konnte, was geschah.
Robin wusste, dass sie sich wehren müsste, aber der Schock war zu groß, die Scham zu tief. Sie konnte ihren Körper nicht dazu bringen, sich zu bewegen.
So sollte mein erstes Mal nicht sein.
(Seite 10)

"Deine Cousine Natalie Fischer wurde ermordet, ist das richtig?" Und es gab zu wenig Beweise, um den Mörder zu verhaften, trifft das auch zu?"
"Ja."
"Und wenn ich dir sage, dass es einen Weg gibt, Natalie Gerechtigkeit widerfahren zu lassen? Dafür zu sorgen, dass der Täter seine gerechte Strafe bekommt?"
Thea sah sie fragend an. "Meinen Sie damit die Polizei?"
"Ich rede von Gerechtigkeit. Manchmal ist das nicht dasselbe", antwortete Nixon.
(Seite 36/37)

" ... Wir sorgen für Gerechtigkeit, wahre Gerechtigkeit, mithilfe unserer Organisation: den Black Coats. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, Frauen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die Schreckliches erleiden mussten. Thea, bist du es nicht leid, jeden Tag Angst zu haben, stets in Begleitung nach Hause zu gehen, wenn es dunkel ist, deine Türen abzuschließen, darauf zu achten, dass deine Shorts nicht zu kurz sind, weil du sonst ungewollt Aufmerksamkeit erregst?"
(Nixon, Seite 37/38)

"Ihr seid handverlesen von einem Dutzend ehemaliger Black Coats, die zahllose potenzielle Rekrutinnen geprüft und aussortiert haben. Ihr seid dazu berufen, jene rumreiche Aufgabe zu erfüllen, die ihr unter eurem Vertrag gelesen habt: Vous soulevez, femmes de la vengeance. Übersetzt bedeutet das: >Erhebt euch, ihr Frauen der Vergeltung<, und ihr werdet euch erheben."
(Nixon, Seite 65)

Kehr um oder lass dich für immer verwandeln.
(Seite 30)


Autorin:
Colleen Oakes ist eine US-amerikanische Kinder- und Jugendbuchautorin. Sie studierte Englische Literatur und Kreatives Schreiben am Concordia College in Bronxville. Nach ihrem Abschluss heiratete sie und arbeitete fünf Jahre lange als Hochzeits-Floristin, bis sie sich dazu entschloss endlich ihrer Leidenschaft nachzugehen: dem Schreiben.

Ihr Debüt als Autorin gab sie mit ihrem Roman „Elly in Bloom“, eine Komödie über eine Hochzeits-Floristin. Ihren Durchbruch schaffte sie mit ihren Disney-Reihen, so z.B.„Queen of Hearts“ Reihe. Diese stand auf der Kirkus, School Library Journal, Booklist und auf der Publsihers Weekly Bestsellerliste und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Sie lebt zusammen mit ihrer Familie im Norden von Denver.


Übersetzerin:
Friederike Levin ist in Frankfurt am Main 1956 geboren. Sie absolvierte ein Lehramtstudium, gab den Beruf jedoch auf, arbeitete als Kostümassistentin im Englischen Theater, wo sie sich mit der englischen Sprache beschäftigte und machte danach eine Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin. Seit etwa 20 Jahren übersetzt sie Romane aus dem Englischen und Amerikanischen. Angefangen hat sie mit Belletristik für Erwachsene, Krimis und Biografien, bald kamen Cossover- und Kinder- und Jugendbücher dazu. Ihre Übersetzung von "Abschied von Cheyenne" von Peter Carter wurde 1999 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Friederike Levin hatte früher zwei Katzen. Sie lebt mit Mann, Sohn und Hund in Frankfurt am Main. Ihr bisheriges Lieblingsbuch der Warrior Cats-Reihe ist Das Gesetz der Krieger. Ihre Lieblingscharaktere sind Ampferschweif, Eichhornschweif, Häherfeder, Krähenfeder und Mausefell.



Bewertung:
Ab hier würde sich ihr Leben ändern, oder es war zu Ende. Der Moment hatte für sie entschieden. Jetzt ging es nur noch voran. Das Herz der Vergangenheit schlug nicht mehr.
(Thea, Seite 29)

Das Buch unterscheidet sich sehr von ihren übrigen leichten und humorvollen Werken von ihr. Es ist mit ernsten und wichtigen Gesellschaftsthemen gespickt, auch wenn sich ihr Humor wiederfinden lässt. Das zeigt aber, dass der Autorin die Thematiken und die Geschichte wirklich am Herzen liegen. Es ist mein erste Buch der Autorin, weil es mich - anders als die anderen - von den Thematiken und der Ernsthaftigkeit der Autorin wirklich locken konnte.

..., alle trugen gelbe Gummihandschuhe und putzten kleine, feine Porzellanteller. Thea hielt einen Teller hoch und begutachtete ihre Arbeit. "Selbstjustiz hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt." Sie seufzte. "Mehr Batman, weniger Putzfrau."
(Seite 89)

Super gelungen finde ich das Cover, weil es schlicht, gleichzeitig mysteriös und zu Titel und zur Geschichte stimmig ist. Düster, jugendhaft, aber auch nicht vielsagend. Das macht einfach neugierig - also mich! ? Der Schreibstil ist was holprig, ist aber für mich hier nicht als schlecht zu bewerten, da mich die Passagen der jeweiligen Szenen mitnehmen und fesseln konnten. Die Erzählung baut auf Mitgefühl für die die jungen Frauen, die den Leser in die Gefühlszwänge bringen sollen - ganz nach unserer Realität. Denn wer kann jemanden die Rache verwehren oder aussprechen, der seine emotionalen Gründe aufgrund eines Traumas darlegt?!

"Thea, sag mir, worin besteht deiner Meinung nach der Unterscheid zwischen Rache und Gerechtigkeit?"
"Nun ja, ich würde sagen, dass Gerechtigkeit anderen dient, während Rache für niemanden ist außer uns selbst."
(Robin und Thea, Seite 139)

Der Ansatz zum Thema Gewalt und Rache ist der Autorin wirklich gelungen! Der Einstieg ist bereits brutal und schockierend, gerade zu perfide und voller Momente aus dem wahren Leben! Ich lese solche Geschichten gerne, weil ich mich in vielem wiederfinde und diese auch sehr gerne unterstütze. Geschichten wie diese sind mehr als bloß Mord, Schmalz und Happy End. Sie berichten vom wahren Leben und greifen Gesellschaftsthemen auf, die ungern an die Öffentlichkeit gebracht und tabuisiert werden.

Zahlreiche Schemen lösten sich aus den Schatten und bewegten sich auf die Mädchen zu. Die Hände tauchten auf und entzündeten Kerzen in der Dunkelheit. "Ich wusste es!", zischte Mirabelle mit einem ängstlichen Zittern in ihrer sonst so forschen Stimme. "Sie opfern unser jungfräulisches Blut."
"Sagt dem Rest der Welt, dass wir sie vermissen werden", flüsterte Casey trocken.
(Seite 131/132)

Die vielen verschiedenen Charaktere sind realistisch mit ihren Gedanken- und Gefühlsgängen erstellt worden. Neben den ernsten Themen Gewalt gegen Frauen, Rache und Machtmissbrauch, fädelt die Autorin immer wieder etwas Humor in die Handlungen und lässt mit manch sarkastischen Dialogen ein Schmunzeln, ja, auch Lacher zurück! ? Besonders zwischen ihren Mädels im Banner-Team und Drew und ihr wird es hin und wieder schmunzelhaft und herrlich leicht. Es gibt aber auch Szenen, die einen trockenen Humor tragen, was diese für mich jedoch noch glaubwürdiger machen. Das Leben ist voll gepackt mit Witz inmitten der Grausamkeiten.

Drew stellte sein Tablet ab und lehnte sich zurück. "Machst du es dir immer gleich überall bequem?", erkundigte sich Thea. Er biss genüsslich in seinen Cheesburger. "Ich bemühe mich. Wie ist es mit dir, Thea Soloman?" "Ich fühle mich eigentlich nirgendwo richtig wohl." Drew grinste: "Dann passen wir doch perfekt zusammen." Thea wurde rot. "So habe ich das nicht gemeint", fuhr er hastig fort. "Tut mir leid. Aber du machst mich einfach nervös."
Thea hätte beinahe ihren Apfel ausgespuckt. "Ich mache dich nervös? Ich kenne dich doch gar nicht, und du kommst einfach an und setzt dich zu mir in meine ..."
"Herzerfrierende Mittagsecke?"
(Seite 56/57)

Silah ist der Einzige in der Organisation, der weiß statt schwarz trägt: "Ich gehöre zu ihnen, aber ich bin kein Mitglied." Passt auch sehr sinnbildlich zum Gedankengut der Organisation:

"Du solltest mich fangen, und das hast du nicht."
"Na ja, ich hätte dich beinahe gehabt", antwortete Thea beschämt.
"Beinahe ist in dieser Welt nichts wert. Du sorgst entweder für Gerechtigkeit oder du hast versagt."
"Das ist sehr schwarz-weiß."
"Gerechtigkeit ist nun mal so. Anders geht es nicht."
(Sahil und Thea, Seite 116)

Und es ist eine gefährliche Denkweise. Anders geht es immer.


"Trauer ist das letzte bisschen Liebe, das wir jemanden geben können. den wir verloren haben. Man muss aber nicht immer traurig sein."
(Theas Mutter zu Thea, Seite 281)

Sehr schön hat die Autorin nicht nur die Auswirkungen von Trauer und Traumaerfahrungen realistisch wiedergegeben, sie hat auch das wichtige Thema Macht reinfließen lassen - diese ist schwerlich zu trennen bei Rachegefühlen und Racheausübung. Meine Vermutung, wie sich die Organisation entwickelt und warum, trafen ins Schwarze, dennoch wurde ich von einigen Handlungen überrascht. Ab der Mitte der Geschichte stellt sich mehr und mehr die Frage, was die Organisation wirklich bezweckt, was hinter den vielen Geheimnissen steckt und welche Beweggründe einzelne Mitglieder haben. Die Frage um die Nutzung von Macht wird immer wichtiger und gefährlicher ... es liegt in unserer menschlichen Natur und nur wenige von uns werden nicht durch sie verdorben. Das beste Beispiel hierfür, dass mir einfällt, ist der Lehrer Ron Jones, der 1967 im kalifornischen Palo Alto an einer High School das Experiment "Die Welle" eröffnet hat. Anfangs noch mit guten Absichten als Lehrstück für die Klasse gedacht, wurde es irgendwann auch ein Machtinstrument für ihn, das er genoss. (Das Buch ist klasse und beinhaltet auch ein Interview mit dem Lehrer, der Film ist nicht so gelungen umgesetzt, finde ich.) Der größere Schock war für mich fraglos, dass ich dieses Machtgefühl und diese Art der Anerkennung sehr genossen habe. Diese Grenzüberschreitung von gut gemeinter Hingabe zu eskalierender Machtausübung findet sich auch hier in der Geschichte wieder.

"Manchmal ist es ein Geruch oder ein Lied oder vielleicht eine Erinnerung, die zum schlechten Zeitpunkt hochkommt. Trauern ist ein Kampf gegen eine unsichtbare Flutwelle."
(Nixon zu Thea, Seite 90)

Es sind auch einige Unstimmigkeiten, vor allem Logikfehler, in dem Handlungssträngen vorhanden; Die Black Coats benutzen keine Waffen, Thea kann aber eine sichern und entladen? Irrwitzige Szenen (kann hier keine Beispiele ohne Spoilergefahr aufführen), die gar nicht realistisch sind, werden miteingefügt. Das finde ich sehr schade und ärgert mich auch. Auch sind die Aufklärungen über die wahren Beweggründe der Organisation widerstrebend (auch hier kann ich nicht spoilerfrei Beispiele nennen). Erst so ... dann so ... total unlogisch und nicht nachvollziehbar!

Er rannte, als könne er vor seiner Traurigkeit davonlaufen, dabei war Trauer wie ein hungriges Tier, das seine Beute jagte. Die Trauer würde ihn immer wieder einholen.
(Seite 230)

Leider hat die Autorin nicht die Bedeutungen der verschiedenen Gruppennamen erklärt, sodass das auch nach Abschluss des Buches offen steht. Das Ende selbst ist geschlossen und die Fragen, die sich während des Verlaufes bilden, werden geklärt. Das Ende gefällt mir genauso gut wie der Anfang und spielt fern der Wirklichkeit um Thea in der Gegenwart.



Fazit:
Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem anderen.
(Martin Luther King Jr.)

Generell ist es ein Buch mit einer Geschichte, die jeden von uns ansprechen sollte - aus welchen Gründen auch immer ... Traumatas; Gefühle wie Rache, Trauer, Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Ängste; Vergebungsvorsätze, Erlösungswünsche und auch psychischen Erkrankungen.

"Du kannst nicht vorwärtskommen, wenn du woanders stecken geblieben bist. Trauer kann verhindern, dass du weiterkommst. Sie wird dich immer begleiten, und trotzdem musst du sie hinter dir lassen."
(Sahil zu Thea, Seite 119)

Rechtfertigt Gewaltanwendung Rache?
Befreit Rache wirklich die Seele oder eher das Ego?
Ist Vergebung möglich?
Wie erlange ich Frieden und Erlösung?

Thematiken, die dieselben Fragen aufwerfen wie die zum Thema "Todesstrafe". Und aber auch: Wie setze ich meine Macht ein?

"Warum darf ich nicht anziehen, was ich will, ohne einen Kerl auf mich aufmerksam zu machen? Nur, weil du irgendwie angezogen in eine Bar gehst oder dich benimmst, wie du bist, hat noch lange niemand das Recht, sich zu nehmen, was er will."
(Mirabelle, Seite 148)

Hier ist das Potenzial sehr groß, etwas aus der Idee der Thematiken sinnvoll rauszuholen und uns besseren Umgang mit ihnen zu lehren. Das hat die Autorin in meinen Augen - trotz Logikfehlern - geschafft. Sie hat sich zudem sehr auf Thea und ihr Leiden konzentriert, was ab und zu bei mir künstlich rüberkam à la das eine Mädchen, dass etwas verändert ect.

Sie mochte das Klopfen ihres Herzens in der Brust, das Gefühl zu leben. Hat sich das immer schon so angefühlt? Das normale Leben?
(Thea, Seite 20)

Was das Freigabealter ab 14 Jahren angeht, sollte von den jeweiligen Eltern ihrer Kinder entscheiden; ich war mit 14 Jahren schon sehr erwachsen und reif für solche Gesellschaftsthemen, die tabuisiert sind. Ich kenne aber viele, die das nicht sind ... da ist das Buch und seine Thematik der falsche Lesestoff! Hier sehe ich die Eltern in ihrer Pflicht, zum Wohl der Kinder zu entscheiden. Denn das Buch ist nichts für naive und unausgereifte Teenager, die in einer Seifenblase leben. Als Aufklärung und Wachmacher auf jeden Fall hilfreich (auch für die Jungen), aber die Thematik kann eben auch verstören.

War sie verrückt? Vielleicht. Aber verrückt zu sein ist immer noch besser als betäubt.
(Thea, Seite 19)

Ich wünsche mir, dass das Buch mehr aufklärt und die Folgen von Gewalt und Rache beschreibt, als das es das Gegenteil bewirkt; traumatisiert und als Anleitung zur Ausübung von Gewalt und Rache dient. Das Buch kann als Anstoß für einen anderen Umgang dieser Themen dienen und wirklich was bewirken mit seinem Lehrinhalt, der nachdenklich macht. Das Nachwort der Autorin ist bestärkend in einer neuen in Gangsetzung zu Gegen Gewalt an Frauen (#Black Coats).

"Wenn dir eine Menschenhand ein Trauma zufügt, dann bist du für immer gezeichnet. Zwischen der Tat, Rache und Genesung liegt eine lange, schwarze Straße, und leider wirst du sie allein gehen müssen. Im Winter meines Lebens bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sich Narben nicht durch neue Narben entfernen lassen."
(Robin zu Thea, Seite 140/141)