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Veröffentlicht am 11.07.2019

Humorvoll, aber ergreifend erzählt!

Morgen ist leider auch noch ein Tag
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Klappentext:
"Ziemlich unkreative Diagnose", sage ich nach der obligatorischen Schweigeminute und wische mir eine letzte Träne von der Wange. "Irgendwie hatte ich mir da was Ausgefallenes erhofft. Ich ...

Klappentext:
"Ziemlich unkreative Diagnose", sage ich nach der obligatorischen Schweigeminute und wische mir eine letzte Träne von der Wange. "Irgendwie hatte ich mir da was Ausgefallenes erhofft. Ich meine, wenn ich schon was haben muss, dann doch nicht so eine Wald-und-Wiesen-Erkrankung." "Ja", meint mein Therapeut, "tut mir leid, dass Sie da nichts Besonderes sind. Das ist natürlich hochgradig tragisch."

Depressionen also, denke ich. Wo hab ich mir so was wohl eingefangen? Wird man verrückt geboren? Oder gibt es irgendwas auf dieser Welt, was mich verrückt gemacht hat? Ist verrückt eigentlich das richtige Wort, oder diskriminiere ich mich da gerade selbst? Ich beschließe, das Wort zu googeln, aber mein Laptop fährt nicht hoch. Ich schätze, der ist jetzt solidarisch auch depressiv. Keine Energie, um aufzuwachen. Die Problematik kommt mir bekannt vor. Laptops schließt man einfach irgendwo an - aber bei Menschen geht das nicht. Die sitzen dann da mit ihren leeren Akkus, so wie ich. Kraftlos. Und jedes Ladegerät eine verfickte Einzelanfertigung mit superspeziellem Adapter, den es nur einmal gibt auf der Welt. Ich bin das einzige iPhone 5 in einer Welt voller Android-Telefone. Was allen hilft, passt nicht in meine Anschlüsse.

Solang ich nicht zum Arzt gehe - bin ich gesund. Was für ein behinderter Scheiß. Und ich darf das sagen, bin ja selbst behindert. Nicht so offensichtlich, nicht körperlich. Aber die Fähigkeit, alles und jeden erst einmal grundsätzlich als hoffnungslos und gegen einen selbst gerichtet zu begreifen - das würd ich schon eine krasse Behinderung nennen, die das Leben massiv einschränkt. Einen speziellen Parkplatz bekommst du dafür trotzdem nicht. Witzig, oder? Ich sag ja: behindert. (Seite 62)

"Wir müssen erst mal miteinander klarkommen." Es klatscht. Der Satz ist eine Ohrfeige für uns beide, und zwar eine, die uns so richtig auf den Arsch fegt. "Du meinst, wir sollen so was wie Freunde werden?" "Ich geh da jetzt nicht rein und frag nach", sage ich und deute auf die Tür, hinter der der Verstand verschwunden ist. (Seite 234/235)


Autor und Sprecher:
Tobi Katze, geboren 1981, schreibt Kurzgeschichten, Essays, Gedichte und Drehbücher. Er tritt seit mehr als zehn Jahren auf Poetry Slams und Lesebühnen auf. 2007 gewann er den LesArt-Preis der jungen Literatur und 2014 den Bielefelder Kabarettpreis. Im Januar 2014 startete er auf stern.de seinen Blog «Das Gegenteil von traurig» über Leben und Arbeit mit Depressionen.


Bewertung:
Ich habe das Buch während eines spontanen Trips im Buchladen entdeckt. Der Titel und Klappentext hat mich sofort mit dem Humor und Charme eingenommen. Im Buch habe ich mit der Geschichte angefangen, als eHörbuch habe ich jetzt auf meinem Laptop zu Ende gehört.

"Herr Katze. Ich rate Ihnen ganz, ganz dringend dazu, es jetzt endlich mal mit Antidepressiva zu versuchen", hat mein Therapeut gesagt. "Das ist jetzt definitiv angesagt." "Cool, dann liege ich ja voll im Trend." "Sie wissen, was ich meine." "Ja, aber so klingt es erträglicher." "Und mit dem Alkohol ist dann auch Schluss. Wir haben darüber gesprochen. Mehrmals." "Und ich habe Ihnen nie zugehört. Ich weiß. Alkohol, blabla, schlecht, blabla, Problemlösungsstrategie, blabla, Suchtgefahr. Mal ernsthaft - würden Sie sich da zuhören?" (Seite 144)

Das Cover wie auch der Titel stehlen sich gegenseitig die Show und drücken den Charme und Humor des Autors aus. Ein Leser kann da nicht einfach uninteressiert vorbeigehen. Vor allem der knallrosa Titel fällt heftig auf und schreit nach Aufmerksamkeit. Auch dieser hat wohl Depressionen. Der Autor hat sogar ein Inhaltsverzeichnis ins Buch gesetzt.

Schon vom ersten Satz an (den Klappentext mal rausgenommen) fiel mir der Humor vom Autor ins Auge. Er hat eine blumige Art - wie man so schön sagt - seine Erlebnisse mit den Depressionen zu beschreiben. Dabei behält er stets die Balance zwischen Sarkasmus und Ernsthaftigkeit, die das Schwere der vorkommenden Situationen leichter lesen lässt. Ich kann ihn mir als besten Kumpel sehr gut vorstellen, der immer einen flotten Spruch und Witz im Stübchen hat. Er beschreibt verschiedene Auswirkungen der Depressionen nicht nur mit Humor, sondern gibt bildhafte Beispiele, das es dem Leser ermöglicht, sich die Situationen und Gefühle lebhaft vorzustellen.

"Stell dir mal einen Rollstuhlfahrer vor. Der kann auch nicht einfach aufstehen und rumlaufen, nur weil andere das können." "Aber möchtest du dich wirklich mit einem Querschnittsgelähmten vergleichen? Ich meine, der hat ja was, was Richtiges. Der KANN wirklich nicht aufstehen." "Und weil das bei mir vom Kopf kommt, ist das nichts Richtiges? ... ich hab `ne Wollen-Lähmung. Ich bin manchmal einfach nicht in der Lage, ganz wirklich aufstehen zu wollen. Auch wenn ich das natürlich will, genau wie der Rollstuhlfahrer, aber uns beiden fehlt etwas dafür. Dem einen Kontrolle über seine Beine, dem anderen Kontrolle über sein Wollen. Und fürs Aufstehen - da brauchst du beides." "Witzig, wa? Voll verrückt, was es so gibt." "Ich bin nur verrückt", feixe ich. "Kein Grund, hier gleich den Verstand zu verlieren." (Seite 168/169)

Der Autor erzählt im Buch von seinen zahlreichen Selbstgesprächen bzw. den Gesprächen mit unterschiedlichen Dingen wie Wäscheberg, seinen Medikamenten oder der Depression selber, die seiner Meinung nach ein richtiger Miesepeter ist. Sich selbst bezeichnet der Autor als Arschloch und benutzt auch hin und wieder dieses oder andere Wörter wie "Fuck". Er entwickelt richtige Dialoge, die ich sehr gut nachvollziehen konnte und mich zum Schmunzeln gebracht haben. Mir scheint, genau dieses Zusammenspiel bezweckt Herr Katze damit.

"Mann, bist du ein Arschloch", unterbricht mich meine Depression. "Ja, natürlich bin ich eine Arschloch, aber vor allem zu mir selbst, verstehste? Weil ich mir konstant einrede, dass ich nichts anderes verdient habe außer beschissenem Weingummi, das ich zum Kotzen finde. Und ich hab auch keinen Bock mehr, jeden Tag extra dafür einkaufen zu gehen, nur damit ich mir selbst etwas ganz Schlechtes tun kann." "Das machst du aber wirklich gut, dir Schlechtes tun", wirft meine Depression dazwischen. "Also, Kompliment." (Seite 235)

Die Gespräche mit dem Therapeuten sind nicht weniger humorvoll beschrieben, doch auch hier lässt sich der ernst der Lage sehr gut rauslesen. Wie ein Gericht, das mit einer Prise Salz gewürzt ist. Der Therapeut kommt auf mich sehr ungewöhnlich und nicht A-Typisch rüber. Er nimmt den Humor seines Patienten an und lässt sich darauf ein. Ebenso holt er Herr Katze auf den Boden der Realität zurück, wenn dieser zu hoch in einem Sarkasmus und teilweise Zynismus schwebt. Die Beziehung zwischen den Beiden kommt mir sehr leicht und unkompliziert vor. Hier lässt der Autor einen mit seinen Beschreibungen deutlich seine Zerrissenheit zwischen "Mir fehlt doch nichts" und "Ich bin total gestört" spüren. Was mir hier etwas abhanden ging, war das Wieso/Warum/Weshalb. Was hat den Autor überhaupt veranlasst, zu einem Psychologen zu gehen? Ich habe das nicht verstanden. Vielleicht habe ich das überhört und überlesen (beim Buch).

"Warum gehst du überhaupt zum Psychologen?" "Na, weil ich Depressionen hab." "Das hat der dir eingeredet." "Eigentlich versucht er sogar, mir die auszureden." " Und klappt das?" "Geht so. Wird aber." "Ja, ist doch super. Dann ist für mich alles geklärt. Na, für mich ist das in Ordnung, hab ich beschlossen." "Das ist aber lieb. Hab ich deinen Segen oder was?" "Na, also mit dem Therapeuten. Wenn du unbedingt Depressionen haben musst." "Ist jetzt nicht, als hätte ich da `ne Wahl, oder?" (Vater und Sohn, Seite 166)

Hin und wieder kann man von den Begegnungen mit seinen Freunden lesen und welche Gedanken und Gefühle er dabei mitbringt. Das ermöglicht einen Einblick in einem weiteren Lebensbereich des Autors. Diese vielen unterschiedlichen Bereiche sind sehr wichtig, um den ganzen Ausmaß seiner Gefühls- und Gedankenwelt zu verstehen. Die Treffen mit der Familie sind ein weiterer Aspekt und weitgehend komplizierter. Das konnte ich auch sehr gut nachverfolgen.

"Ich habe mir selbst immer wieder beigebracht, dass es total normal ist, Aufwand zu betreiben, damit es mir scheiße geht. Welcher normale Mensch macht das denn bitte?" (Seite 236)

Bei dem Gespräch mit deiner Familie über seine Erkrankung bin ich etwas zwiegespalten; einerseits kann ich nachvollziehen, dass seine Eltern als Außenstehende dieser Krankheit es schwer einordnen können und dadurch nicht richtig ernst nehmen. Gerade die ältere Generation ist damit einfach überfordert. Meine Großeltern hatten teilweise zwar auch Depressionen und PTBS, aber die andere Hälfte wusste überhaupt nicht, was solche Krankheiten sind. Meine Stiefoma musste ich vor einigen Jahren aufklären, weil sie mich fragte, was das denn sei. Gut, sie ist vom Charakter eine naive Frau, aber sie ist mit ihrem Unverständnis für die Psyche ja nicht alleine. Die heutige Generationen wachsen mit diesen Erkrankungen bereits auf - entweder, weil sie selbst betroffen sind oder weil sie Menschen mit Erkrankungen kennen oder sogar beides. Nicht nur, weil wir heute viel mehr darüber sprechen und berichten, auch weil sich die Gesellschaft und die Arbeitswelt massiv verändert hat.

Auf der anderen Seite habe ich mich über die Eltern des Autors sehr geärgert über das wenige Mitgefühl und die hohlen Phrasen, die sie über ihn ergießen. Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass solche Konfrontationen alles schlimmer macht. Das ist wie die Erde auf dem Sarg, wo Derjenige ja sowieso nicht mehr aufstehen kann ... Das hat mich sehr mitgenommen. Ich bewundere den Autor hier für seine endlose Geduld und seine Toleranz. Ich weiß nicht, was ich in diesem Moment getan oder gesagt hätte ... da spielt das gegenwärtige Gefühlserleben eine wichtige Rolle. Wenn ich sowieso schon nahe des Zusammenbruchs bin, kann das der letzte Tropfen eines vollen Glases sein.

"Also. Mutter. Vater. Ich gehe seit einiger Zeit zu einem Therapeuten. Einem Psychotherapeuten. Weil ich Depressionen habe." "Depressionen", sagt sie. "Junge. Ich bin auch manchmal traurig. Aber ich mache da keine große Sache drum." "Ich glaube, ich weiß, was los ist. Der Junge hat einfach ein bisschen Angst, was er nach seinem Studium machen soll. Hatte ich auch." "Liebe Eltern, ich habe Depressionen, das ist kein simples Traurigsein oder ein Ruf nach Aufmerksamkeit, sondern schlicht eine Krankheit und vor allem eine Tatsache, mit der wir hier jetzt alle mal klarkommen müssen." (Seite 164)

Der Autor spricht das Hörbuch selbst voll, was nochmal einen ganz anderen Einblick für mich zuließ. Dadurch fühlte ich mich ihm viel näher, als bloß das Buch zu lesen. Seine Stimme zu hören, lies mich manchmal glauben, er säße nicht weit von mir entfernt und erzählt mir seine Geschichte. Auch die Ich-Erzählung im Buch übermittelt ganz viel Gefühl und nimmt einen mit auf die depressive Reise. Ich war voll drin und habe mich an vielen Stellen wiedergefunden und von einem meiner Kumpanen verstanden gefühlt.

"Jeder guten Sache in meinem Leben hast du dich in den Weg gestellt, und ich habe wie ein Blöder geschoben, weil ich nicht aufgeben wollte. Aber du bist immer stärker gewesen. Fuck, du hattest mich so weit, dass ich gedacht habe, du beschützt mich, indem du mich davon abhältst, irgendetwas zu tun, was mich eine Weile glücklich macht. Weil es ja schiefgehen könnte." "Na ja", sagt die Depression etwas kleinlaut, "aber du weißt schon, dass genau das eben mein Ding ist, oder?" (Seite 236)


Fazit:
Diagnose: Depression.
Behandlung: Mit Humor.

Nun, das Buch/Hörbuch bleibt am Ende offen. Es gibt kein Friede, Freude, wieder Gesund. Der Autor fängt zum Ende hin an, sich mit seiner Depression ernsthaft auseinander zu setzen und versucht sie, in sein Leben zu integrieren. Das gefällt mir sehr gut, da er nicht "geheilt" ist, weil es das in der Psyche nicht gibt. Eine Depression lässt sich nicht heilen. Selbst dann nicht, wenn sie dabei mitmachen möchte. Man kann sie lediglich eindämmen, zurückschrauben, auf Kurs halten. Genauso wenig wie man einen Alkoholiker heilen kann. Er kann zum trockenen Alkoholiker werden, sowie ein Depressiver eine depressivfreie Phase haben kann. Ein Rückfall ist jedoch jederzeit möglich. Mit seinem Buchende hat der Autor dies wundervoll realistisch wiedergegeben. Zwischen den Zeilen.

Das Buch wie das Hörbuch nimmt einen mit auf die abenteuerliche Achterbahn der Gedanken und Gefühle, die Depressionen in einem auslösen. Der schmale Grat zwischen Grund und Abgrund ist ein Ping-Pong-Spiel, das der Autor mit viel Gefühl und Charme erzählt. Jugendliche wie auch Erwachsene bekommen hier einen Einblick in diese Welt voller Widersprüche. Durch den locker-leichten Erzählstil, vermittelt die Geschichte besonders Jugendlichen den Ausdruck dieser Erkrankung. Betroffene können hier Zustimmung und Trost finden, Nicht-Betroffene kann es ein hilfreicher Ratgeber für den Umgang mit Erkrankten sein.

Die Hoffnung des Buches besteht darin, dass die Menschen, die es lesen, mehr Verständnis und Mitgefühl entwickeln. Davon fehlt es nämlich noch reichlich in unserer Gesellschaft. Ein unheimlich wichtiges Werk!

Den ganzen Tag im Bett zu liegen, weil mich der Frust darüber, im Bett zu liegen, am Aufstehen hindert, ist eine perfide Endlosschleife von geradezu weltironischen Ausmaßen. Man merkt, ich denke stets positiv. Andere Stärken habe ich an mir noch nicht entdecken können. (Seite 10)

Veröffentlicht am 11.07.2019

Eine einfühlsame Geschichte, die ernste Themen unserer Gesellschaft eindrucksvoll erzählt!

Die tausend Teile meines Herzens
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Inhaltserzählung:
Es ist, als hätte ich gar keine Eltern mehr. Meine Mutter lebt in einem Keller und mein Vater in seiner eigenen Welt. In dieser Familie interessiert sich keiner füreinander.

"An die ...

Inhaltserzählung:
Es ist, als hätte ich gar keine Eltern mehr. Meine Mutter lebt in einem Keller und mein Vater in seiner eigenen Welt. In dieser Familie interessiert sich keiner füreinander.

"An die Bewohner des Voss Dollars, dieser Brief ist an euch alle gerichtet. (...) Ich schreibe diesen Brief, weil ich eine Riesenwut in mir habe, die dringend raus muss. (…) Ich bin wütend, weil ihr alle Geheimnisse voreinander habt und keiner den Mund aufmacht. Aber jetzt reicht es mir. Ich weigere mich, eure Geheimnisse auch nur noch eine Sekunde länger für mich zu behalten. (…) Okay. Womit fange ich an? …"
(Merit, Kapitel 91, 2 CDs)

"Ich finde es komplett daneben, wenn Leute einem erzählen wollen, dass man nicht wütend oder traurig sein darf, weil es anderen auf der Welt gibt, denen es viel schlechter geht. Das ist Bullshit. Deine Gefühle müssen ernst genommen werden, Merit. Sie sind berechtigt. Gefühle sind immer einzigartig."
(Sagan, Kapitel 161, 2 CDs)

Autorin:
Die Geschichte der US-Autorin Colleen Hoovers ist in der Tat außergewöhnlich: Eigentlich schrieb sie ihren Debütroman "Weil ich Layken liebe" als Weihnachtsgeschenk für ihre Mutter. Aufgrund der guten Resonanz in ihrem Umfeld veröffentlichte sie es dann aber selbst als E-Book - und verkaufte zwei Monate später bereits 200 Bücher am Tag. "Weil ich Layken liebe" landete noch vor "50 Shades of Grey" auf der New-York-Times-Bestsellerliste! Mittlerweile hat sie beachtlich viele Romane publiziert, wovon viele Bestseller wurden. 2015 und 2016 gewann sie den Good Reads Choice Award für "Confess" und "It ends with us". Colleen Hoover lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Texas.

Übersetzerin:
Katarina Ganslandt spaziert mit dem Hund Elmo durch Berlin, surft im Netz durch die Welt und sammelt nützliches und unnützes Wissen, wenn sie nicht gerade Bücher aus dem Englischen übersetzt (mittlerweile sind es über 125).

Sprecherin:
Merete Brettschneider arbeitet als Synchronsprecherin (Emergency Room u.a.), Schauspielerin (z.B. Unter uns) und Hörbuchsprecherin. Sie hat bei verschiedenen Hörspielreihen feste Rollen und wirkt bei Gesangsproduktionen mit. Auch bei Lesungen, denen sie mit ihrer jugendlichen Stimme einen besonderen Charme verleiht, ist Merete Brettschneider gefragt.


Bewertung:
Zuerst muss ich angeben, dass ich das Buch gelesen und das Hörbuch gehört habe. Das Buch habe ich aus der Bücherei ausgeliehen und das Hörbuch habe ich beim Wichteln geschenkt bekommen. Das Cover finde ich wunderbar! Das Herz ist gesplittet, so wie es der Titel aussagt. Ganz unaufgeregt ist es dennoch ein Blickfang!

Es kotzt mich an, dass ich Sagan - ganz egal, wie sehr ich dagegen ankämpfe - jeden Tag ein bisschen mehr mag. (Merit, Seite 82)

Der Schreibstil ist wie gewohnt von der Autorin fließend und so war das Buch schnell ausgelesen. Die Sprecherin des Hörbuchs ist perfekt gewählt und ich konnte ihr stundenlang zuhören. Die Charaktere fand ich alle recht sympathisch und gut ausgearbeitet. So bin ich es von der Autorin gewöhnt und die Ansprüche sind dementsprechend auch hoch.

"Du bist nicht diejenige, die entscheiden kann, was dein Leben anderen Menschen wert ist." (Sagan, Seite 246)

Merit ist schon etwas begriffsstutzig und verwickelt sich in ihre eigenen Dramen. Das hat mich schon was genervt, weil ich mit solchen Personen nicht so gerne in Kontakt trete. Sie sieht nur ihre eigene Welt und verurteilt die anderen aufgrund ihrer. Da wäscht Sagan ihr gewaltig den Kopf, wofür ich sehr dankbar war. Er zeigt ihr ihre Probleme verständlich auf, worauf Merit erst mal typisch eingeschnappt reagiert. Ich bin froh, dass sie die Kritik aber doch stehen lässt und anfängt, ihr Verhalten zu reflektieren.

Ich hasse das Gefühl, das in mir aufsteigt, wenn er mich ansieht. Nicht dass sein Blick vorwurfsvoll wäre, aber ich bekomme trotzdem immer sofort ein schlechtes Gewissen. Obwohl ich alles an ihm hasse ergeben die Einzelteile ein Gesamtbild, das so perfekt ist, dass es mir jedes Mal einen Stich versetzt. (Merit, Seite 81)

Die Geschichte erzählt nicht nur einfach von typisch familiären Problemen, sie gibt auch besonders wichtige Gesellschaftsthemen wie Missbrauch in der Familie wieder. Vom Klappentext hat man das Gefühl, es hier mit einer typischen Jugenderzählung über Teenagerproblemen und die erste Liebe zu tun zu haben. Das täuscht aber. Richtig ernstzunehmende Probleme wie Missbrauch, psychische Erkrankungen, sexuelle Orientierungen und Traumas werden hier verarbeitet. Das gefällt mir sehr gut. Die Autorin vermag es, diese schweren Themen für Jugendliche leicht und verständlich darzustellen. Dabei kommt der Humor zwischen den Charakteren nicht zu kurz. Ich musste oft schmunzeln, wie ich auch oft traurig war. Diese Kombination sorgt dafür, die Erzählung ohne Pause in sich aufzusaugen.

"Ich mag dich definitiv genug, um dich küssen zu wollen, glaub mir. Aber ich wollte, du könntest dich selbst so sehr mögen, wie ich dich mag." (Sagan, Seite 246)


Fazit:
Eine emotionale Geschichte, die tiefgründig erzählt wird und ohne Kitsch auskommt und lebhaft wirkt. Für Jugendliche und Erwachsene, die auch mal eine Geschichte über ernsthaft wichtige Themen in unserer Gesellschaft lesen möchten, ohne gleich davon erschlagen zu werden!

"Nicht jeder Fehler muss Konsequenzen nach sich ziehen. Manchmal muss er auch nur vergeben werden." (Sagan, Seite 277)

Das Buch hatte ich in einem Tag durch und bekommt von mir 4,5 Sterne. Das Hörbuch hat mich nicht so tief berührt, was aber eher an meiner Stimmung lagt ... die Sprecherin passt super! Ich kann beides weiterempfehlen und die Autorin hat meine Anforderungen hier vollends erfüllt! Von ihr kann ich auch sehr begeistert ZURÜCK INS LEBEN GELIEBT, HOPE FOREVER und FINDING HOPE empfehlen! Alle bereits mehrfach gelesen und gehört!

Wir sitzen eine ganze Weile so da, ohne uns loszulassen, und ich frage mich, wie es dazu kommen konnte, dass Offenheit und ein liebevoller Umgang in der Familie Voss so viele Jahre lang verpönt waren, obwohl beides ziemlich viel für sich hat. Kann es sein, dass wir alle darauf gewartet haben, dass die anderen den ersten Schritt tun, und deshalb keiner je den Anfang gemacht hat? Vielleicht ist das ja in vielen Familien so, in denen es nicht ganz rund läuft. Das wahre Problem sind nicht die Konflikte, sondern dass keiner den Mut hat, den ersten Schritt zu tun und offen darüber zu sprechen. (Merit, Kapitel 151, 2 CDs)

Veröffentlicht am 11.07.2019

Eine einfühlsame Geschichte, die ernste Themen unserer Gesellschaft eindrucksvoll erzählt!

Die tausend Teile meines Herzens
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Inhaltserzählung:
Es ist, als hätte ich gar keine Eltern mehr. Meine Mutter lebt in einem Keller und mein Vater in seiner eigenen Welt. In dieser Familie interessiert sich keiner füreinander.

"An die ...

Inhaltserzählung:
Es ist, als hätte ich gar keine Eltern mehr. Meine Mutter lebt in einem Keller und mein Vater in seiner eigenen Welt. In dieser Familie interessiert sich keiner füreinander.

"An die Bewohner des Voss Dollars, dieser Brief ist an euch alle gerichtet. (...) Ich schreibe diesen Brief, weil ich eine Riesenwut in mir habe, die dringend raus muss. (…) Ich bin wütend, weil ihr alle Geheimnisse voreinander habt und keiner den Mund aufmacht. Aber jetzt reicht es mir. Ich weigere mich, eure Geheimnisse auch nur noch eine Sekunde länger für mich zu behalten. (…) Okay. Womit fange ich an? …"
(Merit, Kapitel 91, 2 CDs)

"Ich finde es komplett daneben, wenn Leute einem erzählen wollen, dass man nicht wütend oder traurig sein darf, weil es anderen auf der Welt gibt, denen es viel schlechter geht. Das ist Bullshit. Deine Gefühle müssen ernst genommen werden, Merit. Sie sind berechtigt. Gefühle sind immer einzigartig."
(Sagan, Kapitel 161, 2 CDs)

Autorin:
Die Geschichte der US-Autorin Colleen Hoovers ist in der Tat außergewöhnlich: Eigentlich schrieb sie ihren Debütroman "Weil ich Layken liebe" als Weihnachtsgeschenk für ihre Mutter. Aufgrund der guten Resonanz in ihrem Umfeld veröffentlichte sie es dann aber selbst als E-Book - und verkaufte zwei Monate später bereits 200 Bücher am Tag. "Weil ich Layken liebe" landete noch vor "50 Shades of Grey" auf der New-York-Times-Bestsellerliste! Mittlerweile hat sie beachtlich viele Romane publiziert, wovon viele Bestseller wurden. 2015 und 2016 gewann sie den Good Reads Choice Award für "Confess" und "It ends with us". Colleen Hoover lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Texas.

Übersetzerin:
Katarina Ganslandt spaziert mit dem Hund Elmo durch Berlin, surft im Netz durch die Welt und sammelt nützliches und unnützes Wissen, wenn sie nicht gerade Bücher aus dem Englischen übersetzt (mittlerweile sind es über 125).

Sprecherin:
Merete Brettschneider arbeitet als Synchronsprecherin (Emergency Room u.a.), Schauspielerin (z.B. Unter uns) und Hörbuchsprecherin. Sie hat bei verschiedenen Hörspielreihen feste Rollen und wirkt bei Gesangsproduktionen mit. Auch bei Lesungen, denen sie mit ihrer jugendlichen Stimme einen besonderen Charme verleiht, ist Merete Brettschneider gefragt.


Bewertung:
Zuerst muss ich angeben, dass ich das Buch gelesen und das Hörbuch gehört habe. Das Buch habe ich aus der Bücherei ausgeliehen und das Hörbuch habe ich beim Wichteln geschenkt bekommen. Das Cover finde ich wunderbar! Das Herz ist gesplittet, so wie es der Titel aussagt. Ganz unaufgeregt ist es dennoch ein Blickfang!

Es kotzt mich an, dass ich Sagan - ganz egal, wie sehr ich dagegen ankämpfe - jeden Tag ein bisschen mehr mag. (Merit, Seite 82)

Der Schreibstil ist wie gewohnt von der Autorin fließend und so war das Buch schnell ausgelesen. Die Sprecherin des Hörbuchs ist perfekt gewählt und ich konnte ihr stundenlang zuhören. Die Charaktere fand ich alle recht sympathisch und gut ausgearbeitet. So bin ich es von der Autorin gewöhnt und die Ansprüche sind dementsprechend auch hoch.

"Du bist nicht diejenige, die entscheiden kann, was dein Leben anderen Menschen wert ist." (Sagan, Seite 246)

Merit ist schon etwas begriffsstutzig und verwickelt sich in ihre eigenen Dramen. Das hat mich schon was genervt, weil ich mit solchen Personen nicht so gerne in Kontakt trete. Sie sieht nur ihre eigene Welt und verurteilt die anderen aufgrund ihrer. Da wäscht Sagan ihr gewaltig den Kopf, wofür ich sehr dankbar war. Er zeigt ihr ihre Probleme verständlich auf, worauf Merit erst mal typisch eingeschnappt reagiert. Ich bin froh, dass sie die Kritik aber doch stehen lässt und anfängt, ihr Verhalten zu reflektieren.

Ich hasse das Gefühl, das in mir aufsteigt, wenn er mich ansieht. Nicht dass sein Blick vorwurfsvoll wäre, aber ich bekomme trotzdem immer sofort ein schlechtes Gewissen. Obwohl ich alles an ihm hasse ergeben die Einzelteile ein Gesamtbild, das so perfekt ist, dass es mir jedes Mal einen Stich versetzt. (Merit, Seite 81)

Die Geschichte erzählt nicht nur einfach von typisch familiären Problemen, sie gibt auch besonders wichtige Gesellschaftsthemen wie Missbrauch in der Familie wieder. Vom Klappentext hat man das Gefühl, es hier mit einer typischen Jugenderzählung über Teenagerproblemen und die erste Liebe zu tun zu haben. Das täuscht aber. Richtig ernstzunehmende Probleme wie Missbrauch, psychische Erkrankungen, sexuelle Orientierungen und Traumas werden hier verarbeitet. Das gefällt mir sehr gut. Die Autorin vermag es, diese schweren Themen für Jugendliche leicht und verständlich darzustellen. Dabei kommt der Humor zwischen den Charakteren nicht zu kurz. Ich musste oft schmunzeln, wie ich auch oft traurig war. Diese Kombination sorgt dafür, die Erzählung ohne Pause in sich aufzusaugen.

"Ich mag dich definitiv genug, um dich küssen zu wollen, glaub mir. Aber ich wollte, du könntest dich selbst so sehr mögen, wie ich dich mag." (Sagan, Seite 246)


Fazit:
Eine emotionale Geschichte, die tiefgründig erzählt wird und ohne Kitsch auskommt und lebhaft wirkt. Für Jugendliche und Erwachsene, die auch mal eine Geschichte über ernsthaft wichtige Themen in unserer Gesellschaft lesen möchten, ohne gleich davon erschlagen zu werden!

"Nicht jeder Fehler muss Konsequenzen nach sich ziehen. Manchmal muss er auch nur vergeben werden." (Sagan, Seite 277)

Das Buch hatte ich in einem Tag durch und bekommt von mir 4,5 Sterne. Das Hörbuch hat mich nicht so tief berührt, was aber eher an meiner Stimmung lagt ... die Sprecherin passt super! Ich kann beides weiterempfehlen und die Autorin hat meine Anforderungen hier vollends erfüllt! Von ihr kann ich auch sehr begeistert ZURÜCK INS LEBEN GELIEBT, HOPE FOREVER und FINDING HOPE empfehlen! Alle bereits mehrfach gelesen und gehört!

Wir sitzen eine ganze Weile so da, ohne uns loszulassen, und ich frage mich, wie es dazu kommen konnte, dass Offenheit und ein liebevoller Umgang in der Familie Voss so viele Jahre lang verpönt waren, obwohl beides ziemlich viel für sich hat. Kann es sein, dass wir alle darauf gewartet haben, dass die anderen den ersten Schritt tun, und deshalb keiner je den Anfang gemacht hat? Vielleicht ist das ja in vielen Familien so, in denen es nicht ganz rund läuft. Das wahre Problem sind nicht die Konflikte, sondern dass keiner den Mut hat, den ersten Schritt zu tun und offen darüber zu sprechen. (Merit, Kapitel 151, 2 CDs)

Veröffentlicht am 10.07.2019

Elf Minuten können ein Leben unwiderruflich verändern ...

Splitterlicht
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Inhaltserzählung:
In elf Minuten kann viel passieren. Unter Wasser können elf Minuten eine Ewigkeit sein. In Bio haben wir gelernt, dass man schon nach drei Minuten ohne Sauerstoff ohnmächtig wird. Ab ...

Inhaltserzählung:
In elf Minuten kann viel passieren. Unter Wasser können elf Minuten eine Ewigkeit sein. In Bio haben wir gelernt, dass man schon nach drei Minuten ohne Sauerstoff ohnmächtig wird. Ab vier Minuten kommt es zu dauerhaften Hirnschäden. Dann zum Herzstillstand. Der Tod tritt etwa fünf Minuten ein. Spätestens nach sieben. Definitiv nach zehn. Decker hat mich nach elf Minuten rausgezogen.

"Ich sollte nicht am Leben sein", sagte ich zu Decker, als er später am Abend noch einmal vorbeikam. "Du warst in eiskaltem Wasser", erwiderte Decker, "das verlangsamt den Stoffwechsel. Ich habe es nachgeschlagen. Ich musste einfach wissen, ob es eine Chance gab. Ob es überhaupt möglich war. Irgendwie." "Warum benehmen sich dann alle so, als sollte ich gar nicht mehr am Leben sein?" "Weil es so selten ist. Ich meine, richtig, richtig selten. So wie Schnee im August." "Das gab's noch nie." "Nein, ich glaube nicht. Aber unmöglich ist es nicht, oder?"
(Delaney und Decker, Seite 40/41)


Autorin:
Megan Miranda ist in New Jersey aufgewachsen, lebt aber heute mit ihrer Familie, bestehend aus ihrem Mann und zwei gemeinsamen Kindern, in North Carolina. Miranda besuchte das MIT, das Massachusetts Institute of Technology und arbeitet heute hauptberuflich als Autorin. Ihre Jugendbücher, wie beispielsweise „Splitterlicht“ sind sehr erfolgreich und beliebt, aber auch ihre Thriller für Erwachsene finden viel Anklang.

Übersetzerin:
Ingrid Ickler ist leidenschaftliche Yogalehrerin und Schülerin. Yoga ist ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Lebens, nicht nur auf, sondern auch jenseits der Matte. Sie liebt es, ihre Erfahrungen, die sie im Laufe der Jahre gesammelt hat, weiterzugeben und andere zu inspirieren – undogmatisch, kreativ und bunt.

Als Übersetzerin, Autorin und Lehrerin ist ihre eigene Sprache, aber auch die der anderen das Medium, mit dem sie sich täglich auseinandersetzt. Ihr Unterricht ist geprägt von dem Wunsch, dass jeder Schüler sein Potenzial entdecken, entfalten und auf diese Weise seinen ganz eigenen Weg finden und weitergehen kann.


Bewertung:
Das Cover ist ein genialer Blickfang! Rück- und Vorderseite ist mit Blau- und Weißtönen und Glitzer bedruckt. Das junge Mädchen finde ich nicht so schön. Sie ist viel zu Modelhaft geschminkt. Muss das sein? Wieder typisch unser Gesellschaftsbild. Schade, macht das Cover etwas kaputt! Der Titel ist märchenhaft zu Cover gewählt, allerdings versteht man ihn erst, wenn man die Geschichte liest.

"Es gibt Dinge, die ich tue und die ich nicht tue. Es gibt Worte, die ich sage oder die ich nicht sage. Es gibt keinen vorbestimmten Weg, dem ich folgen muss. Keine Fügung des Schicksals. Es gibt nur mich und ich wähle meinen Weg." (Delaney, Seite 229)

Der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich und abgehackt, irgendwie holprig. Allerdings nicht im negativen Sinn, dass ich Mühe hatte, der Erzählung zu folgen. Ungewöhnlich ist der Schreibstil in dem Sinn, dass er nicht alle Details der jeweiligen Momente wiedergibt. Um es bildlich darzulegen; der Schreibstil ist wie die kleinen Steine, die es auf manchen Straßen gibt. Man muss nicht über sie springen wie bei den großen Steinen. Hier reicht darüber steigen. Es behindert den Weg nicht, man muss trotzdem etwas aufpassen.

Die Charaktere gefallen mir sehr. Delaney ist manchmal nervig und ich verstand auch nicht alle ihre Gedanken und Gefühle. Dennoch ist sie mir sympathisch gewesen. Die Mutter von Delaney kam viel mehr in Erscheinung als ihr Vater. Die Autorin hat das Auf und Ab der Mutter im Bezug auf ihre Tochter und dem Unfall glaubhaft erzählt. Hier hätte ich mir etwas mehr vom Vater gewünscht. Delaneys bester Freund Decker hat sich in mein Herz geschlichen und ich würde mir uns allen so einen besten Freund wünschen. Die Beziehung zueinander ändert sich mit dem Unfall. Troy ist ein mysteriöser und tief trauriger junger Mann. Durch ihn kam richtig Tempo auf in vielen Szenen und manchmal stockte mir der Atem. Er hat ein Geheimnis, das ich recht schnell selbst aufgedeckt habe. Für mich war es nicht undurchsichtig, aber ich denke, für viele andere Leser kommen einige Wendungen und Wahrheiten überraschend.

Es gibt auch einige humorvolle Stellen und Dialoge, die die doch leicht schwermütige Geschichte, leichter und schwungvoller beleben lässt, wie:

"Versuch einfach, nett zu sein", flüsterte mir Decker ins Ohr. Ich stand auf und ging auf Taras weit geöffneten Arme zu. Dann drückte sie mich und wiegte mich hin und her. Der Krankenhaus-Wackelpudding und die Nicht-Krankenhaus-Pommes landeten auf Taras türkisfarbenem Pulli. Decker blieb auf der Couch sitzen und fixierte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. "Schau mich nicht so an. Ich hab's versucht. Aber beim Nettsein musste ich kotzen."
(Decker und Delaney, Seite 65/68/70)


Was mir die Augenbrauen hochriss war der Satz:

Am Montag schneite es wieder und ich trug einen Pyjama, wie es bei den Abschlussprüfungen üblich war. (Seite 97)

Das muss ich noch im Netz stöbern ... habe ich ja noch nie gehört oder gelesen. Zum Schießen! Aber auch Momente und Dialoge, die einen zum Nachdenken bringen und nachhallen habe ich hier gefunden:

"Ich wollte leben. Nichts ist endgültig. Nicht zu hundert Prozent. Es gibt immer einen Ausweg." Er schaute mich an. "Glaubst du, du lebst?" "Ich bin nicht tot." "Das heißt aber nicht, dass du lebst." (Delaney und Troy, Seite 208/209)

Das Ende war allerdings schon etwas unvorhersehbar. Es ist sehr spannend und fesselt sehr, sodass ich das Buch nicht weglegen wollte. Trotz des nicht ganz so flüssigen Schreibstils hatte ich die Geschichte schnell durchgelesen. Und obwohl das Buch nur durchschnittlich dick ist, bleibt keine Frage offen.

"Warum machst du das? Weil du weißt, dass ich dich küssen werde und du deshalb Angst hast? Oder weil du weißt, dass ich dich küssen werde und du das nicht willst?" "Du wirst mich küssen?" "Logo. Du weißt, dass ich dich mag. Du weißt, dass ich dich will."
(Troy und Delaney, Seite 171)



Fazit:
Spannende und mitreißende Geschichte, die sich vom holprigen Schreibstil nicht behindern lässt. Gut ausgearbeitete Charaktere, an manchen Stellen richtig temporeich und mysteriös. Für Jugendliche und Erwachsene eine gelungene Erzählung über die verschiedenen Wege des Lebens und jene Möglichkeiten, es zu leben. Wenn ein Unfall seine Kreise um die Menschen um einen herum zieht, wie die Umlaufbahn, die verschiedene Planeten hält ...

"Wenn du noch einen Tag zu leben hättest, was würdest du tun?" Er legte den Kopf schief. "Ich beantworte keine hypothetischen Fragen." Aber es war keine hypothetische Frage. Decker wusste nicht, welcher Tag sein letzter sein sollte. Ich wusste es nicht. Es hätte sogar heute sein können. Deshalb sagte ich: "Tu's einfach." Und er tat es. Er packte mich an meinem Sweatshirt - seinem Sweatshirt -, zog mich an sich und küsste mich. Und als er mich küsste, fühlte es sich nicht an wie eine Frage. Jetzt fühlte es sich an wie eine Antwort.
(Delaney und Decker, Seite 315/316)


https://www.wormser-zeitung.de/ubersetzerin-ingrid-ickler-gibt-einblicke-in-ihre-arbeit_18114128


Veröffentlicht am 10.07.2019

Typischer Krimi mit wenig Spannung, indem die Sprecherin brilliert!

Cherringham - Folge 34
1

Klappentext:
Brimley Manor hat seine besten Tage hinter sich. Schon lange. Das einst prächtige Anwesen ist inzwischen ein Museum für allerlei verstaubte Kuriositäten des ehemaligen Eigentümers. Doch dann ...

Klappentext:
Brimley Manor hat seine besten Tage hinter sich. Schon lange. Das einst prächtige Anwesen ist inzwischen ein Museum für allerlei verstaubte Kuriositäten des ehemaligen Eigentümers. Doch dann bricht ein Feuer aus - und Jack und Sarah entdecken immer mehr Hinweise, die auf Brandstiftung deuten! Die Angestellten von Brimley Manor scheinen allerdings nicht besonders interessiert, den Brand aufzuklären. Sie verhalten sich rätselhaft und offenbar gibt es mehr als ein dunkles Geheimnis, das sich um dieses Haus rankt. Und jemand scheint fest entschlossen, Jack und Sarah aufzuhalten, bevor sie diese Geheimnisse lüften können ...

Autoren:
Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u.a. "The Da Vinci Code" und, gemeinsam mit Douglas Adams, "Starship Titanic". Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er-Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen. "Cherringham" ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform.

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie "Vacation" (2011), "Home" (2014) und "Beneath Still Waters" (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat Dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen "The 7th Guest", "Doom 3", "Rage" und "Pirates of the Caribbean" besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA. Bereits seit den späten 90er-Jahren schreibt er zusammen mit Neil Richards Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen. "Cherringham" ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform.

Sprecherin:
Sabina Godec war bereits lange Zeit leidenschaftliche Schauspielerin und Interpretin klassischer Theaterrollen, bevor ihr Weg sie von der Bühne an das Mikrofon führte. Ihre variantenreiche Stimme setzt sie mittlerweile in allen Feldern des Sprechens ein – sei es als Station Voice für 3sat, bei den Aufnahmen von Hörbüchern und Hörspielen oder bei der Synchronisation von Filmen und Computerspielen.


Bewertung:
Zunächst möchte ich angeben, dass das mein erstes Werk der beiden Autoren ist, dass ich je gelesen oder gehört habe. Der Klappentext wie auch die Hörprobe fand ich sehr interessant und hat meine Neugier geweckt. Daher habe ich mich für die Hörrunde bei der Lesejury für ein Hörexemplar beworben.

Das Cover reiht sich in die gesamte Krimi-Reihe ein und stellt das Coperate Identitiy-System perfekt abgewandelt dar! Es ist sofort erkennbar, dass dieses Hörbuch zur Reihe gehört! Das Cover verrät nicht viel und hat die typische Krimi-Ausstrahlung. Obwohl ich nicht so der Krimi-Leser bin, gefällt es mir richtig gut. Auch empfinde ich es als typisch britisch. Ich finde es sehr gut gelungen.

Das Hörbuch hatte ich ganz schnell durch, weil die Sprecherin eine wunderbar entspannte und einnehmende Stimme und Tonlage hat. Ihr konnte ich wirklich lange zuhören, ohne pausieren zu müssen. Sie belebt die Geschichte und hat bei mir viel mehr an Spannung aufgebaut, als die Geschichte für mich hergibt.

Der Fall um den Brandstifter und das Museums-Anwesen erschienen mir in der Hörprobe viel fesselnder als es letztlich ist. Die Charaktere finde ich klasse dargestellt und etwas kurios, was zu der Geschichte und dem Fall hervorragend passt. Der Verlauf der Geschichte hat für mich aber eindeutig viel zu wenig Spannung und plätschert etwas vor sich hin. Sehr schade, da ich finde, auch ein Krimi kann mit Spannung aufwarten - auch ohne Blut. Ich bin deshalb kein großer Krimi-Fan im Allgemeinen, zog mich die Hörprobe jedoch sehr an, sodass ich mich in diese Hörrunde gewagt habe.


Fazit:
Gut ausgearbeitete Charaktere, hervorragende Sprecherin und leider eine mäßig spannende Geschichte. Hier fehlt mir viel zu viel Spannung und Tempo. Allein die Sprecherin hat dafür gesorgt, dass ich das Hörbuch durchweg anhören konnte. Diese Art der Krimi-Erzählung sagt mir nicht zu und ich werde daher auch keine weiteren Geschichten dieser Reihe hören oder gar lesen.

Für alle klassischen Krimi-Fans sehr geeignet, ein ganz unaufgeregter und seichter Genuss.

3,5 Sterne

An den Verlag und dem Lesejury-Team dennoch ein großes Dankeschön für den Hördownload und die Chance, mal was neues habe wagen zu können!


Erstellt am 6. Juli 2019

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