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Veröffentlicht am 18.06.2019

Mal fesselnd, mal hölzern ... gute Geschichte mit einigen Makeln.

Das gefälschte Siegel
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Inhaltserzählung:
Es gab eine Legende, die erzählte von der Erschaffung der Steinernen Wächter, und wie alle tausend Jahre alten Geschichten mochte sie ebenso gut wahr sein. Zugetragen hatte sie sich an ...

Inhaltserzählung:
Es gab eine Legende, die erzählte von der Erschaffung der Steinernen Wächter, und wie alle tausend Jahre alten Geschichten mochte sie ebenso gut wahr sein. Zugetragen hatte sie sich an genau diesem Ort, in der Krypta tief im Berg unter der Burg des Dämons La-Esh-Amon-Ri, der nun endlich tot war, gebannt in eine Schriftrolle, gemacht aus seiner eigenen Haut, beschrieben mit Runen aus seinem eigenen Blut, gehalten durch ein Siegel aus seinem eigenen Namen. Es war ein harter Sieg und ein verlustreicher, und von den Gefährten war niemand mehr am Leben außer Damar und der Zauberin Ililiané. Neun schlanke steinerne Säulen standen dort, eine auf jedem Zacken des Sternes, der für immer in den Boden eingelassen war. Ililiané berührte sie eine nach der anderen und sprach dabei mächtige Worte: Es waren Namen, die dem Gestein Leben einhauchten und ihm Menschengestalt gaben, und bald begannen die so erschaffenen Krieger sich zu regen, ganz als wären sie echte Männer.

"Hört mir zu, ihr Steinernen Wächter", sprach die Zauberin. "Ihr werdet von nun an über die diese Schriftrolle wachen, die so mächtig ist und so gefährlich, dass sie niemals einem Sterblichen in die Hände gelangen darf. Ihr werdet sie bewachen mit dem Leben, das ich euch gegeben habe, und wie das Gestein, aus dem ihr gemacht seid, sollt ihr unempfänglich sein für alle Verlockungen und Versuchungen, ob sie nun aus dem Munde eines Menschen kommen oder eines Dämons. Mit euren Klingen aus Stahl und euren Herzen aus Stein sollt ihr über diesen Ort wachen und über die Schriftrolle bis an das Ende aller Tage."
(Seite 38/39/40)


Autorin:
Maja Ilisch, geboren 1975 in Dortmund, studierte Öffentliches Bibliothekswesen an der FH Köln und absolvierte eine Ausbildung zur Fachbuchhändlerin. Sie schrieb unter anderem für TV-Serien auf SAT1 und RTL sowie für ein Hörspiellabel, für das sie auch eine Phantastikreihe konzipierte. Außerdem betreibt sie die Website des von ihr gegründete Fantasy-Autorenforums TINTENZIRKEL. Heute lebt sie als Bibliothekarin und freie Autorin mit ihrem Mann in der Nähe von Aachen, wo sie sich mit Büchern umgibt und ausgewählte Gäste mit ihrer Puppensammlung erschreckt, die fast nur aus Köpfen besteht.


Bewertung:
Ich habe die Bewertung auf einige Tage aufgeteilt, weil ich Schwierigkeiten hatte, eine zu erstellen. Nicht, dass das Buch grottenhaft schlecht ist, nur ist es für mich in meiner Zerrissenheit wie bei der Bewertung zu "Die Verlobten des Winters"; alles richtig zu erfassen und in der Rezension einfließen zu lassen, erfordert höchste Konzentration und Anstrengung. Ich hoffe, nichts zu vergessen ...

Tausend Jahre, und niemand hatte die Schriftrolle auch nur angerührt. Sie lag auf ihrem steinernen Podest wie am ersten Tag, als wäre alle Zeit nur Einbildung, und nicht einmal Staub wollte sich auf ihr niederlassen. Sie beherrschte den Raum, und nichts beherrschte sie. Vielleicht wusste sie, wie bedeutsam sie war. Und vielleicht wusste es auch der, der in ihr saß, für alle Zeit gezwungen, gebannt, gesiegelt. Es gab genug Gründe, die Schriftrolle zu fürchten. Und selbst Staub, Zeit und Zerfall hielten sich daran. (Seite 9)

Das Cover scheint düster und etwas mystisch, was zur Geschichte passt. Die vier Personen darauf geben die Personen auf der langen Reise in der Geschichte wieder. Das große Zeichen, das wie ein Siegel aussieht und wohl auch eines darstellen soll, ist natürlich hervorragend zum Titel und zur Geschichte gewählt; alles insgesamt sehr stimmig! Der Schreibstil ist etwas poetisch und märchenhaft, ebenso die Art der Geschichte. Sie ist leicht geschrieben und nicht schwer, so wie manche poetische Geschichten. Sie lässt einen ab und an - trotz der Fantasiegeschichte - sinnvoll über Lebensthemen nachdenken. Es lässt sich zudem ein leichter Humor rauslesen - nicht offensichtlich, eher zwischen den Zeilen; wie ein Buch, dass nicht humorvoll rüberkommen möchte, es aber doch irgendwie tut.

"Magie ist nicht zum Vorführen gedacht, nicht zur Belustigung - sie ist eine Kunst, ein kostbares Gut, und wo sie nicht sich selbst dient, der Weisheit oder der Schönheit, darf sie nicht mutwillig abgenutzt werden." (Enidin, Seite 98)

Die Charaktere sind individuell gestaltet, genau wie ihre Namen;

Tymur, der jüngste Königssohn, ist von Kindesbeinen an fasziniert von der geheimnisvollen Schriftrolle. Er freundet sich mit dem Steinernen Wächter Lorcan an, der mit seinen acht Steinernen Brüdern, die Schriftrolle bewacht. Tymur ist sehr launenhaft, neckisch und wissbegierig. Sein Gemütszustand wankt von einer zur nächsten Sekunde von Frohnatur zu Überheblichkeit.

Lorcan, einer der acht Steinernen Wächter, widmet sein Leben dem Schutz der Schriftrolle. Den jüngsten Königssohn Tymur kennt er seit dieser ein kleiner Junge war. Lorcan ist überlegt, pflichtbewusst und versucht stets das Richtige zu tun. Jedoch bringt Tymur ihn in Gewissenskonflikte, zwischen ihm und seiner Aufgabe zu wählen. Denn für Lorcan ist Tymur mehr als bloß der Thronerbe.

Kevron, der beste Fälscher im Lande, ist seit dem Tod seines Bruders dem Suff verfallen. Er hat vier Jahre lang seine Wohnung kaum verlassen, aus Angst vor dem Meuchelmördern seines Bruders. Er ist klug, besonnen (wenn er klar bei Verstand ist und sich nicht von seinen Ängsten übermannen lässt) und Tymur ein Vertrauter.

Enidin, eine angehende Magierin, ist hochnäsig zu ihren Kameraden und Oberin Mutter, sehr ehrgeizig und voreilig in ihrem Tun. Sie hat den Drang, allen beweisen zu wollen, die beste Magierin zu sein. Ihr Hauptmerk liegt auf der Zeitraum-Theorie und der Erstellung von Portalen. Sie ist oftmals recht ungestüm und unerfahren, was sie in Konfliktsituationen manövriert.

Er hatte sein Schwert zurückgelassen und seine Rüstung, seinen Titel und seine Ehre und was auch immer er jemals besessen hatte - doch zwei Dinge konnte ihm niemand nehmen: die Liebe, die er in seinem Herzen mit sich trug, und die Weisheit des Steines. (Lorcan, Seite 61)

Die Geschichte gibt die Erzählweise allen vier Charakteren wider, sodass wir als Leser einen Eindruck von den jeweiligen Gedanken und Gefühlen bekommen. Zu Anfangs gab besonders Lorcan mir großen Rätsel auf, da seine schwerwiegende Entscheidung, seine Steinernen Kameraden aufgrund einer Lüge zu verlassen, alles in mir tobte. Und dann verschwindet er für eine lange Zeit aus der Geschichte, und ich fragte mich die ganze Zeit, wann ich wieder von ihm zu lesen bekomme. Das ließ zunächst eine große Lücke zurück, bis er wieder auftauchte. Ich hielt seinen Entschluss für einen großen Fehler, da er damit erst das ganze Unglück in Gang gesetzt hatte. Viele Kapitel später war ich in der Lage, die andere Seite davon zu erblicken - nämlich, dass ohne seine Entscheidung die Schriftrolle und ihr Siegel gar nicht hinterfragt worden wäre, was schließlich alle vier zusammen (Lorcan, Tymur, Kevron und Enidin) auf die lange Reise zum Lüften der Wahrheit geführt hatte.

Was war zuerst, der Gedanke oder die Tat? Zeit war eine Illusion. Alles geschah gleichzeitig, nur die Wahrnehmung entschied darüber, was wann war, ein neuer Blickwinkel, und alles konnte anders sein ...
(Seite 104)


Es tauchen einige unrealistische Szenen auf, z.B. fragt Enidin nicht einmal nach, wer der fremde Mann ist, der in ihre Zelle tritt ... Da sieht man als Leser ganz andere Handlungen und Dialoge vor Augen, als es tatsächlich zu lesen gibt. Enidin ist ständig mit ihrem Aussehen beschäftigt, was mich oft nervend aufstöhnen ließ. Sie wird immer wieder als eine der größten Magierinnen - manchmal sogar als die größte von ihnen - beschrieben, auch von sich selbst, und bringt irgendwie nichts richtig zustande. Das war schon echt enttäuschend für mich und unstimmig. Die Erschaffung der Portale sind dagegen sehr plastisch beschrieben, sodass ich das Bild dazu vor Augen hatte. Tymur hat solch heftige Stimmungsschwankungen, dass sie etwas unrealistisch rüberkommen. Auch die Nähe der Schriftrolle kann das nicht vollends erklären. Hier und da kommen auch mal lustige Szenen zustande, die mich schmunzeln ließen.

"Hast du keinen Funken Anstand?" "Ich habe etwas Besseres", erwiderte Tymur spitz. "Ich habe es eilig." (Seite 152)

Die ersten Kapitel sind sehr fesselnd, dann flaut es etwas ab und wird zäh. Im anderen Moment liest es sich wieder spannend ... das geht hin und her durch das ganze Buch. Es erinnert mich wirklich sehr an "Die Verlobten des Winters", bei dem es sich genauso verhält. Auch ist es hier etwas schwierig, alle Aspekte der Geschichte zu bewerten, trotz Notizen. Die Charaktere sind insgesamt gut erstellt, nur Tymur ist für mich etwas flach beschrieben. Vielleicht liegt das an seinem stetigen Gefühlswandel, trotz dessen erfährt der Leser kaum etwas über seine wahren Gedanken und Empfindungen. Hier hätte ich mir mehr Einblicke gewünscht, das hätte ihn für mich sympathischer gemacht. Bei ihm weiß niemand, woran er ist, auch nicht der Leser. Was anfänglich fesselnd ist, nervt mit Fortschreiten des Buches nur noch.

"Denk dir einfach, dass ich dich mag", sagte er sanft. "Denk dir, dass ich dich sogar sehr mag. Mehr, als ich zeigen darf, mehr, als ich mir erlauben könnte." (Tymur, Seite 177)


Fazit:
Hier habe ich wieder das Gefühl so viel geschrieben und doch nichts wirklich ausgedrückt zu haben ... ich tue mich schwer, die Geschichte zu bewerten. Ich wusste schon bei der Hälfte des Buches, wie meine Sternen-Bewertung ausfallen würde, sollte sich nichts ändern.

Die Geschichte ist eine tolle Erfindung, jedoch manchmal hölzern erzählt. Tymur und Enidin sind etwas schwache Charakter im Gegensatz zu Lorcan und Kevron, die gut erdacht wurden. Das Thema Sexualität - auch in verschiedenen Richtungen - kommt ganz unerwartet zum Vorschein, und ich erhoffte mir eine Hauptrolle im gesamten Verlauf. Satt dessen trieb es nur nebenbei mit, was mir dennoch gefiel. Das letzte Drittel wurde richtig spannend und ging förmlich zu einer Explosion über: Das Ende hinterlässt einen offen Mund und Erstaunen! Es lässt uns Leser gebannt, aber auch verärgert zurück. Ein richtig quälender Cliffhanger, der viele Fragen aufwirft. Auch einige Fragen während des Verlaufs blieben zum großen Teil unbeantwortet. Diese werden vielleicht im nächsten Band beantwortet.

Das Buch ist keine Fantasiegeschichte für Erwachsene, sondern eher als Jugendbuch im Genre Fantasy unterzuordnen. Die Magieerzeugung hält sich sehr bedeckt und die Charaktere wirken allesamt jünger als sie wohl sind. Für die gesamten Einwände und Höhepunkte vergebe ich 3,5 Sterne. Das Buch kann ich Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit wenig Erfahrung im Bereich Fantasy empfehlen, da es leicht verständlich und die Fantasieausdehnung nicht im Großen Maße vorhanden ist.

Er besaß nicht viel, was sich mitzunehmen gelohnt hätte, aber wichtiger als sein Rucksack war ihm, seinen Kopf zu packen, mit Bildern und Geschichten und Menschen. (Lorcan, Seite 139)


Erstellt am 16. März 2019

Veröffentlicht am 17.06.2019

Möge die Kraft mit Dir sein ... die wirst Du hier auch brauchen!

Wild Hearts - Kein Blick zurück
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Erzähltext:
Sie benahm sich, als wollte ich ihr wehtun. Dennoch ging Sawyer in die Welt hinaus und tat alles, um sich ein eigenes Leben aufzubauen. In einer fremden Stadt. Mit fremden Menschen. Ganz allein. ...

Erzähltext:
Sie benahm sich, als wollte ich ihr wehtun. Dennoch ging Sawyer in die Welt hinaus und tat alles, um sich ein eigenes Leben aufzubauen. In einer fremden Stadt. Mit fremden Menschen. Ganz allein. Und dann war da noch ich. Der Typ, der alles tat, um sein Leben wegzuwerfen und zu vergessen, dass er je eins gehabt hatte.
(Finn, Seite 136/137)

"Ich weiß nicht genau, woran ich glaube", antwortet ich aufrichtig. "Aber ich finde, wenn man sich aussucht, woran man glauben will, dann sollte das dazu führen, dass man sich gut fühlt. Dass man glücklich ist. Das Leben muss besser werden, wenn man daran denkt. Es darf nichts sein, was einen einschüchtert. Angst und Glaube sollten nichts miteinander zu tun haben. Wenn man nur deshalb ein anständiger Mensch ist, weil man sich vor dem fürchtet, was einem sonst zustoßen könnte, dann ist man trotzdem ein schlechter Mensch - nur eben einer, der vorgibt, ein guter zu sein."
(Sawyer, Seite 261)

Autorin:
T.M. Frazier ist eine amerikanische Autorin und lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter im Südwesten Floridas. Ihren ersten Roman vollendete sie 2013 und sie ist seitdem vor allem für die King-Reihe bekannt. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie ihre Zeit mit lesen, schreiben und Countrymusik.


Bewertung:
Was ist denn das für ein Gedöns???! Nach zwei Woche Ruhe vor dem Buch gruselt es mich immer noch vor der Bewertung! Ich gebe es zu: Ich bin eine Frau mit Ansprüchen. Aber ich war vorbereitet darauf, dass das Buch wie die meisten in diesem Genre klischeehaft und unrealistisch sein könnte. Bin ja eine Leserin mit Erfahrung. Okay, fangen wir mal ganz von vorne an: Das Beste an dem ganzen Buch ist das Cover! Das ist sehr erleichternd ... nachdem mir schon fast nach Heulen war! Jaulen trifft es wohl besser! Das Problem? Das Buch!

Das Cover ist schön dunkel und bedrohlich gehalten, wozu der Titel hervorragend passt. Er lässt einen schon ahnen, dass es hierbei um eine dramatische Liebesgeschichte geht, auch ohne den Klappentext zu lesen. Jetzt muss ich zum jaulenden Teil kommen ... jaul Ich kann nicht mal den Schreibstil vollends loben - der ist wechselhaft, von sehr fließend bis holprig. Die Seiten fliegen sehr schnell durch, auch sind die Kapitel kurz gehalten, was mir gefällt. Trotzdem stolpert man als Leser darüber, weil er wie eine Wiese mit Maulwurfhügel ist. Kann lustig sein, ist es aber nicht.

Schon von Anfang an wird es klischeehaft: Er ist ja so heiß, seine Klamotten sitzen natürlich richtig gut und eng, sodass seine Muskeln zur Geltung kommen, nicht zu vergessen, der Haaransatz bis runter zur Shorts ... jammie ... gähn Er ist ja so hot, sieht wahnsinnige gut aus ... sie ist eine etwas graue Maus, findet sich nicht so gutaussehend ect. schnarch Sie fühlen sich sofort mega voneinander angezogen, er steigt ihr nach, gerade mal kennengelernt und schon sind beide nackt ... Fächer wedelnd Und er ist ja der schönste Mann, den sie je gesehen hat ... und sie ist für ihn das atemberaubendste Mädel, das er je gekannt hat... eingeschlafen

Die Charaktere sind insgesamt sehr unvollständig und ... tja ... komisch gehalten. Nicht im Sinne von lustig, es hat eher etwas von "nicht ganz koscher". Sawyer, die nach ihrem bisher erlebten in ihrem Zuhause traumatisiert sein sollte, kommt nach Florida und ist es nicht. Nicht nur das, sie ist sogar alles andere als das. Nur zwei Szenen waren glaubhaft mit traumatisierendem Verhalten zu lesen. Ansonsten heißt es "Gib Gas, hab Spaß", oder so. Finn ist völlig in seiner Trauer um seine Exfreundin Jackie am blühen, die gestorben ist. Seine Psyche ist ziemlich angefressen von der Sache ... bis er auf Sawyer trifft. Er dreht durch, lechzt nach ihr und hat dann die zwei jährige Trauer überstanden. Ihr kennt das. Wundervoll. Critter, der väterliche Barmann, ist der Geheimnisvolle auf zwei alten Beinen. Er weckt Zuneigung, Stirnrunzeln und Luftblasen. Brauchen wir auch alles dringend, vor allem für ihn. Josh, die kampfgetreue Polizistin, die gerne durch die Gegend schießt und dann ihre Fragen stellt. Wer bis zu dieser Stelle an Person nicht weiß, in welchem Land das Ganze spielt, trifft bei ihr auf die enthüllende Antwort. Willkommen in Amerika! Ja, und nichts wie weg hier! Und ich dachte anfangs noch sie sei ein er. Frauenvorurteile ... ts, kopfschüttel Miller, der gute, junge, verliebte und Gaga-Kerl, den die Buchreihe je hervorbringen wird ... ein sehr geselliger Mann, vor allem in Joshs Nähe, und seine Sprüche sind für mich schon legendär. Was bin ich dankbar für seine kurzen Lachsequenzen. So hatte ich doch etwas Spaß am Buch. Bei ihm weiß man als Leser aber auch nicht, ist er ständig high oder unregelmäßig blau?! Ein gern gelesener Geselle. Die anderen Charaktere sind nicht so schreibenswert.

Nach jedem Drittel des Buches hatte ich dennoch das Gefühl, nichts wirklich erfahren zu haben. Schon bei der Hälfte stand meine Sterne-Bewertung fest, die sich noch hätte ändern können. Hat es aber nicht. Für das letzte Drittel bleiben noch so viele Fragen offen ... in Bezug auf Sawyers Herkunft, die ihrer Mutter, ihr Vater und sein Verbleib, Critter, Geschehnisse um Jackie und Finn ... es wird jedenfalls nicht in die letzten Seiten gestopft, fast noch wird gar nichts beantwortet und als Dank für unser Durchhaltevermögen noch zusätzliche Fragen aufgeworfen. Sehr unbefriedigend für mich, wenn man bedenkt, dass auch Bücher einer Reihe ein paar Antworten liefern sollten. Verteilt. Die Geschichte kann wahrlich 200 Seiten mehr gebrauchen, wenn sie so stehen bleiben soll, wie sie steht. Also im Buch. Die 300 Seiten sind für eine solch platte Geschichte mit vielen Faktoren viel zu kurz. Sehr viel zu kurz.

Die Autorin greift ihr extrem wichtige und sensible Themen auf: Traumaerfahrungen, PTBS, Trauer ... Davon fehlt in der Geschichte so einiges. Für das, was Sawyer Jahrelang erlebt hat, ist sie scheinbar wenig traumatisiert. Wirkt etwas unrealistisch auf mich, auch wenn sie eine starke Persönlichkeit ist. Die Szenen dafür sind aber sehr unrealistisch umgesetzt und wirken lachhaft. Solche Sachen nerven mich ja immer in Büchern; es muss schon im Ganzen realistisch sein! Sonst kann ich auch Fantasiebücher lesen- da darf es ruhig drunter und drüber hergehen, aber nicht im normalen Leben. Ich muss der Autorin die Story abkaufen können. Das ist Schauspiel auf Papier. Nerven tut mich das Ganze umso mehr, wenn ich daran denke, wer alles dieses Buch liest, indem diese sensiblen Themen verharmlost und mit wenig Gedankengut abgehandelt werden. Wenn ein Autor oder eine Autorin in diesem Fall beschließt, solche Themen in ein Buch zu bringen, muss er/sie auch anständig darüber recherchieren, um es glaubhaft und wahrheitsgetreu widerzugeben. Alles außerhalb davon ist reiner Brei, der durchs Gehirn durchläuft. Und der Brei ist nicht einmal schön. Da gilt dann: Augen zu und durch. Und in der Leserunde geht es ja noch schlimmer zu. Da heißt es: Es wird gegessen, was auf dem Tisch steht. Ein mancher ahnt jetzt vielleicht den Grusel, der mich seither heimkehrt.

Überraschend finde ich die Beziehung zwischen Sawyer und Finn überhaupt nicht, da hätte ich mir sehr viel mehr Spannung und Glaubwürdigkeit (mal wieder) gewünscht. Der Sex zwischen den Beiden ist mehr galaktisch als erdig und hat mich überhaupt nicht berührt. Ich möchte ja ungern schreiben, es hat mich gegruselt, aber ... Nun, die Gedanken sind frei, denkt euch selbst was aus.


Fazit:
An dieser Stelle ist ein Gebet sicher nicht verkehrt, denn der Büchergott sieht alles (und liest alles). Der Anfang fängt so gut an ... Ihr wisst schon: Es war einmal ... Das Ende wartet mit einer mega Überraschung auf und hinterlässt Neugierde. Alles dazwischen ... ist halt dazwischen. grummel Es ist zum Heulen! Wie Bollywood zum Lesen! Platt, flach, klischeehaft, unrealistisch, fehlerhaft, oberflächig, unausgereift ... wer will noch, wer hat noch nichts?! Das Buch hat so viel Potenzial, das es mir die Augen drückt, und es wurde überhaupt nicht genutzt. Was soll da Band 2 bieten? Es muss ja ganz schön aufwarten mit Antworten und Logik. Sollte die Lesejury für Band 2 auch eine Leserunde starten, werde ich mich definitiv dafür bewerben. Ist ja Ehrensache! Aber extra kaufen werde ich mir das Buch nicht.

Ja, ich bin eine Frau mit Anspruch. Mir ist daher komplett (Birne raus, Licht weg) missverständlich, wie einer meiner Leserkompanen das Buch mit mehr als drei Sternen bewerten kann. Das Buch hat nichts, ist nichts, bietet nichts. Das Nichts hätte so schön sein können ... Wild Hearts. Das einzig wilde am Buch ist die wirre Geschichte. Kein Blick zurück. Ja, das ist auch besser so! schrei

2,5 Sterne

Amen.


Erstellt am 14. April 2019

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 17.06.2019

Erste Hälfte: Durchhalten! Zweite Hälfte: Festhalten! Ungewöhnliches Hörerlebnis!

Niemalswelt
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Klappentext:
Seit Jims ungeklärtem Tod hat Bee keinen ihrer Freunde mehr gesprochen. Als sich die fünf ein Jahr später in einem noblen Wochenendhaus an der Küste wiedertreffen, entgehen sie nachts nur ...

Klappentext:
Seit Jims ungeklärtem Tod hat Bee keinen ihrer Freunde mehr gesprochen. Als sich die fünf ein Jahr später in einem noblen Wochenendhaus an der Küste wiedertreffen, entgehen sie nachts nur knapp einem Autounfall. Unter Schock und vom Regen durchnässt kehren sie ins Haus zurück. Doch dann klopft ein geheimnisvoller Unbekannter an die Tür und eröffnet ihnen das Unfassbare: Der Unfall ist wirklich passiert und es gibt nur einen Überlebenden. Die Freunde sind in einer Zeitschleife zwischen Tod und Leben gefangen, in der sie dieselben elf Stunden immer wieder durchlaufen – bis sie sich geeinigt haben, wer von ihnen überlebt. Der Schlüssel zur Entscheidung scheint Jims Tod zu sein – in ihrer Verzweiflung beginnen die Freunde nachzuforschen, was wirklich mit ihm passiert ist, in jener Nacht, in der er in den Steinbruch stürzte. Und langsam wird klar, dass sie alle etwas zu verbergen haben …

Autorin:
Amerikanische Jungautorin: Marisha Pessl, geboren am 29. Oktober 1977 in Clarkston, Michigan, ist eine US-amerikanische Autorin. Sie wuchs in einer kreativen Atmosphäre bei ihrer Mutter auf und genoss Reit-, Mal- und Jazzunterricht. Ihr Studium der Englischen Literatur an der Columbia University schloss sie mit Magna-Cum-Laude ab. Nach dem Studium arbeitete sie als Beraterin bei PricewaterhouseCoopers, und begann in ihrer Freizeit zu schreiben. Ihr Debütroman "Die alltägliche Physik des Unglücks" erschien im Jahr 2006 und schaffte es gleich auf die New York Times Bestsellerliste, und wurde in 30 Sprachen übersetzt.

Sprecherin (Julia Nachtmann):
Ich bin 1981 in Stuttgart geboren, dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach dem Abitur hab ich in Hamburg an der Hochschule für Musik und Theater Schauspiel studiert. 2005 engagierte man mich dort fest für das „Junge Schauspielhaus“. Nach zwei Jahren bin ich ins Ensemble des Hamburger Schauspielhauses gewechselt und war unter anderem als Luise in Schillers „Kabale und Liebe“, Julia in Shakespeares „Romeo und Julia“ und Gretchen in Goethes „Faust 1“ zu sehen. Seit 2013 bin ich als freischaffende Schauspielerin und Sprecherin tätig, spiele als Gast am Deutschen Theater Berlin und bald auch am Theater Basel, hatte verschiedene Rollen in Kino- und Fernsehfilmen und habe etliche Hörbücher und Sendungen beim NDR eingesprochen.


Bewertung:
Meine Entschuldigung für die verspätete Rezension an den Verlag und an vorablesen! Ich war einige Wochen unpässlich und danach träge. Ich bitte um Verzeihung, und bedanke mich herzlich für das Hörbuch-Exemplar!

Das Cover ist in jedem Fall ein Bomben-Eyecatcher! Ich kann mir kaum vorstellen, dass es jemanden gibt, der es nicht mag! Und das gibt es für mich persönlich selten. Bombastisch!

Ich habe mich für das Hörbuch und gegen das Buch entschieden, da die Sprecherin mich vollends überzeugen konnte. Die Sprecherin erschien mir sehr sympathisch, hat eine angenehm sandte und aufgeweckte Stimme, die mich in die Geschichte mitnahm. Sprich: Sie hatte es mir angetan!

Die Geschichtsidee ist wirklich sehr originell und neuartig, was mich - neben dem Cover - als erstes anzog. Ich bin immer wieder auf der Suche nach neuen Autoren und neuartigen Werken. Die Grundlage der Idee verdient in meinen Augen einen Ehrenpreis. Die Umsetzung ist mir etwas zu langweilig - wenn ich das so plump schreiben darf ... Die erste Hälfte (also CD 1) plätschert nur so vor sich hin, zieht sich und konnte mich nicht richtig mitnehmen. Ich war schon am verzweifeln, wie ich die zweite Hälfte durchstehen sollte ... die Charaktere sind zum Teil schwach beschrieben, oberflächlich und nervend! Für mich war es schon etwas unverständlich, wieso die fünf Kameraden überhaupt zusammenkommen - wo doch so viel zwischen ihnen steht.

In der zweiten Hälfte (CD 2) folgte dann doch meine Rettung; die Geschichte nimmt dann an Tempo zu, die Charaktere verwickeln sich ineinander und es tauchen nach und nach Fragen zu der Zwischenwelt (Niemalswelt) und den Charakteren auf. Ich konnte nicht mehr weghören! Auch die Charaktere finden immer näher zueinander und zur Lösung des Dilemas. Der sogenannte "Wächter" hätte für meinen Geschmack doch etwas mehr präsent sein können, er ist ein wenig vernachlässigt worden bis zum Ende hin.


Fazit:
Eine mitreißende Sprecherin, die mit ihrer sanften und aufgeweckten Stimme das Buch in meinen Augen schlägt! Der Erzählstil ist mit ironisch-sarkastischen Einwürfen vernebelt, sodass das Hörerlebnis bis zur zweiten Hälfte erträglich gemacht wird. Auch die Erzählerin kann diese Art super rüberbringen, bei der ich das Gefühl hatte, sie hat einen kleinen Schalk in der Stimme.

Erste Hälfte zaghaft und langgezogen erzählt, die zweite Hälfte holt mit wirren Verwicklungen und Fragen deutlich auf und rettet somit die vier Sterne. Ein ungewöhnliches Hörerleben ist es alle male und empfehlenswert für Jugendliche und Erwachsene, die gerne mal etwas neues ausprobieren möchten und durchhalten können bis etwas spannendes passiert.


Erstellt am 14. Mai 2019

Veröffentlicht am 17.06.2019

Knallhart, fesselnd, vorhersehbar! Nichts für schwache Nerven!

Cold Princess
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Inhaltserzählung:
"Und wie ist man stark, papà?! "Indem du die Kontrolle behältst. Du musst allen klarmachen, dass du jemand bist, den man respektieren muss. Dafür ist alles erlaubt. Sie werden dir mit ...

Inhaltserzählung:
"Und wie ist man stark, papà?! "Indem du die Kontrolle behältst. Du musst allen klarmachen, dass du jemand bist, den man respektieren muss. Dafür ist alles erlaubt. Sie werden dir mit Zweifel begegnen, weil du eine Frau bist, Saphira. Und sie werden denken, dass du von deinen Gefühlen kontrolliert wirst. Deswegen darfst du in der Öffentlichkeit niemals Emotionen zeigen. Du musst sie hier", er tippte auf die Stelle, wo ihr Herz schlug, "einschließen. Zeige keine Angst. Sei mutig."
(Seite 246)

Es gab nicht viele Regeln, an die Saphira sich hielt, aber die wenigen waren wie in Stein gemeißelt.

1. Zeige keine Gefühle.
2. Erlaube dir keinerlei Schwäche.
3. Töte alles, was eine Bedrohung darstellt.
4. Verliebe dich niemals.
Diese Regeln bestimmten jede ihrer Handlungen, und sollte sie jemals auch nur eine davon brechen, würde sie sich selbst ins Verderben stürzen.
(Seite 17)


Gefühle sind eine Schwäche. Und Schwäche kannst du dir nicht erlauben. Lehre sie, dich zu fürchten. Aber das hatte sie nicht getan. Nicht mit Madox. Sie hatte sich eine Schwäche erlaubt.
(Seite 259)


Autorin:
Vanessa Sangue hegt eine große Leidenschaft für Bücher, tätowierte Männer und Gefahr. So ziemlich alles davon zeigt sich auch in ihren Romanen. Ihre Charaktere sind für sie wie eine zweite Familie, die sie langsam aber sicher in den Wahnsinn treibt. Wenn sie gerade nicht schreibt, spielt Vanessa den Dosenöffner für ihre beiden Katzen, versinkt mit einer guten Tasse Tee in anderen Welten und versucht halbwegs erfolgreich weder den Pizza- noch den Paketboten vor ihre Tür zu bestellen. Für weitere Informationen: www.vanessasangue.com


Bewertung:
Das Cover ist schlicht und edel gestaltet. Es ergänzt sich sehr gut mit dem Titel, der auch zur gesamten Geschichte passt. Die Farben sind dunkel gehalten, was die düstere Stimmung der Geschichte ins Äußere überträgt.

Saphira ist die Erbin einer von zwei mächtigsten Mafiafamilien in Italien: De Angelis. Nachdem vor elf Jahren ein Anschlag auf ihre Familie erfolgte und ihre Eltern wie auch ihr kleiner Bruder starben, ist sie die Nachfolge ihres Vaters angetreten. Sie hat gelernt kaltblütig und emotionslos zu sein und wenn nötig, Menschen abzuknallen, um sich an der Macht zu halten. Sie verfolgt nebenbei das Ziel, Rache für den Anschlag auf ihre Familie auszuüben.

Madox der Erbe der anderen mächtigsten Familie in Italien: Vargas. Nun aber ist er Saphiras Leibwächter und wurde schon früh zum knallharten Killer abgerichtet. Er selbst hat persönliche Rachemotive, was auch der einzige Grund ist, weshalb er sich bei den De Angelies eingeschleust hat. Er will Rache üben für den Mord an seinem Vater. Doch nicht nur beide Rachepläne kommen sich in die Quere, auch ihre Gefühle füreinander bewirken ein bedrohliches Chaos …

Die Nebencharaktere sind genauso gut ausgearbeitet wie die Hauptcharaktere. Damiano ist Madox bester Freund und seine einzige ehrliche Stütze. Er ist sehr sympathisch, weil er nicht viel mit der Mafia zu tun hat und auch nicht daran interessiert ist, sich in ihr niederzulassen.

Guiseppes ist Madox Onkel und ein Widerling! Er verfolgt seine eigenen Ziele und stört sich nicht an den Opfern, die sich daraus ergeben. Er ist der Oberhaupt der Vargas, da Madox kein Interesse an den Posten hat.

Er zog Saphira an sich, schlang einen Arm um sie und bettete ihren Kopf auf seine Brust. Sein Herzschlag beruhigte sie, was sie nur noch mehr verwirrte. Unwillkürlich spannte sie ihren Körper an. "Denk nicht darüber nach, Eisprinzessin", raunte Madox an ihrem Ohr. "Alles ist okay." Das war es nicht. Ganz und gar nicht. Aber in diesem Moment glaubte sie ihm.
(Seite 196)


Leandro ist der Chef von Saphiras Leibgarde und ihr langjähriger Freund aus Kindertagen. Er versucht alles, um sie zu schützen, wenn's sein muss, auch vor sich selbst. Es gibt noch zahlreich weitere Nebencharaktere, die die Geschichte erst richtig anfachen und abrunden. Schön finde ich, dass die Autorin hier die wichtigsten Mafia-Begriffe eingebaut hat, sodass die Atmosphäre gefährlich und realistisch rüberkommt. Die italienische Kulisse bleibt außen vor, was sich allerdings nicht als Nachteil erweist. Sie spielt hierbei schlicht keine besondere Rolle und braucht auch nicht näher erläutert zu werden.

Auch Saphira und Madox konnten mich mit ihren jeweiligen Gedanken und Gefühlen mitreißen. Von Madox hätte ich gerne mehr aus seiner Sicht gelesen, vor allem nach widersprüchlichen Handlungen mit Saphira - da hätte ich schon gerne gewusst, was in ihm vorging. Nicht nur die zwei teilen ihre Sichtweisen mit uns, auch von einigen der Nebencharaktere kann man kurze Abschnitte zu ihren Gedanken und Gefühlen erlesen. Diese unterschiedlichen Perspektiven ermöglichen einen genaueren Zusammenhang der Verstrickungen.

Die Geschichtsidee an sich ist nicht neu, aber die Art der Geschichte und die Kulisse dazu gab es meiner Ansicht nach noch nicht zu lesen. Interessant hierzu finde ich, dass ich schon auf den ersten Seiten wusste, was es mit Madox auf sich hat und welche Rolle er innerhalb der zwei Mafiafamilien einnimmt. Das ist nicht aus dem Klappentext herauslesbar. Sehr ungewöhnlich also diese vorhersehbare Sicht für den Leser auf Madox und einigen Handlungen. Dennoch hat das nie die Spannung rausgenommen, was ja sonst in so einem Fall meistens passiert. Die Autorin versteht es lesbar, diese negative Folge auszutricksen.

Heiße Tränen liefen ihr über die Wangen. Dabei wollte sie gar nicht weinen! "Tut mir leid, mamma." "Was denn?" "Papà sagt immer, das sich nicht vor anderen weinen darf." Ihre Mutter gab ihr einen Kuss auf die Wange und wischte mit dem Daumen ihre Tränen weg. "Dein papànhat dich ganz furchtbar lieb, principessa. Und er will nur dein Bestes. Aber manchmal irrt er sich." "Wirklich?", fragte Saphira. Ihre mamma nickte. "Du musst deine Gefühle niemals zurückhalten. Wenn du lachen willst, dann lache. Wenn du weinen möchtest, dann weine. Du hast so ein weiches Herz. Das darfst du nie verlieren. Und irgendwann wird ein Junge kommen, der genau das an dir liebt."
(Seite 98/99)


Was mir gar nicht gefällt, sind die Sex-Momente ... klassisch gewalttätig, was aber ziemlich stört, das 08/15 Schema mit typischen Gequatsche. Da kann ich wieder nur mit den Augen rollen. Angesichts dieser Mafiageschichte passt es natürlich perfekt rein, hätte aber auch anders und mal exotischer abgewandelt werden können. Auf jeden Fall ein großer Minuspunkt!

Das Ende wartet mit einem ziemlich fiesen Cliffhanger auf, dass ich genervt zurückbleibe. Da kann man sich als Leser nur sofort Band 2 wünschen!!! Ganz frech weist die Autorin im Nachwort auch noch hin, dass sie es absichtlich so geschrieben hat ... Ja, unfassbar, oder? Sehr gut kommt auch am Anfang die Triggerwarnung bezüglich der Gewalt in der Geschichte auf mich rüber. Ich finde, das sollte genereller Standard bei allen Büchern, die es brauchen, sein.


Fazit:
Trotz großem Sterneabzug wegen der Sexhandlungen hat mich die Geschichte mitgerissen, gebannt und erschaudern lassen. Das Buch war innerhalb weniger Stunden durchgelesen, da die Handlungen stets spannend aufeinanderfolgten und für mich keine Langeweile aufkam, wie auch der super flüssige Schreibstil der Autorin, der meine Augen einfach über die Seiten fliegen ließ. Für mich ist ganz klar, dass ich schnell Band 2 lesen muss und werde.

Empfehlen kann ich das Buch allerdings nur Erwachsenen, da es einfach zu brutal für Jugendliche ist. Also auch nichts für zartbesaite Erwachsene. Wer diese Geschichte mag, kann sich auch an "Paper Swan" von Leylah Attar, "Pure Corruption – Verloren in der Dunkelheit" von Pepper Winters und "Victorian Rebels - Mein schwarzes Herz" von Kerrigan Byrne heranwagen, denn es bestehen einige Ähnlichkeiten zu diesem Buch. Mir gefällt "Paper Swan" von allen vieren am Besten!

Vorsichtig versuchte Saphira sich unter Madox`Arm hervorzurollen und aufzustehen. Aber sie war noch nicht besonders weit gekommen, als eine dunkle Stimme sie verharren ließ. "Du bereust es." Es war keine Frage. Nur eine Feststellung. Madox hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
(Seite 259)



Geschrieben am 10. Juni 2019

Veröffentlicht am 17.06.2019

Gut recherchierter Hintergrund mit fesselnden Romanfiguren gepaart ...

Lady Annes Geheimnis
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Klappentext:
Sommer 1714. Seit drei Jahren lebt Anne als Zofe am Hof des Kurfürsten Georg Ludwig. Ihre Eltern haben sie zur Vertuschung einer unehelichen Schwangerschaft nach Hannover verbannt und ihr ...

Klappentext:
Sommer 1714. Seit drei Jahren lebt Anne als Zofe am Hof des Kurfürsten Georg Ludwig. Ihre Eltern haben sie zur Vertuschung einer unehelichen Schwangerschaft nach Hannover verbannt und ihr das Kind weggenommen. Nichts will Anne mehr, als nach England zurückzukehren und ihren Sohn zu finden. Als Georg Ludwig zum englischen König ausgerufen wird und mit seinem Hof nach London zieht, bietet sich ihr die erhoffte Gelegenheit. Zugleich wird ihr Geheimnis für sie noch gefährlicher, denn der Vater ihres Kindes zählt zu Georgs erbittertsten Gegnern …

Es wäre besser, wenn die Schönheit anderer keine Wirkung auf uns hätte. Dann würden wir vernünftigere Entscheidungen treffen. (Seite 219)

Autorin:
Martha wurde 1972 im Landkreis Schaumburg geboren und verbrachte ihre Kindheit mit vielen Haustieren und viel Freiheit zwischen Kleinstadt und Landleben. Sie studierte in Hannover Germanistik, Soziologie und Pädagogik und lebte anschließend zwei Jahre in Cambridge, UK. Heute wohnt sie mit ihrer Familie, einer Katze und einem Pony im schönen Lüneburg. Mit „Herrin wider Willen“, einer Geschichte aus dem Dreißigjährigen Krieg, legte sie 2008 ihren ersten Roman vor, dem bald weitere folgten. Ein Leben ohne Schreiben kann sie sich nicht mehr vorstellen.


Bewertung:
Das Cover passt wunderbar zu den Büchern der Autorin. Die Farben sind sehr harmonisch miteinander abgestimmt. Auf dem ersten Blick weiß man sofort, dass es sich um einen historischen Roman handelt. Begeistert bin ich auch von der Personen-Legende und dem Glossar, die/das die Autorin im Buch hinten mit reingesetzt hat. So was braucht meiner Ansicht nach jedes historische Buch! Etwas schwindelig wurde mir von der Personen-Legende schon, es sind massig Leute aufgeführt. Sehr schnell wird klar, dass die Legende zum hilfreichsten Mittel beim Lesen wird. Ich habe sie stetig zum Nachschauen genutzt und wäre ohne sie verloren gewesen.

Am Anfang der Geschichte brauchte ich etwas Einlesezeit für die ganzen Charaktere, die schon zu Beginn auftauchen. In die deutsch-englische Kulisse kam ich sofort rein, da der Schreibstil zu dieser Zeit angemessen passt. Im Laufe des Lesens wurde die Geschichte temporeicher und weniger um den heißen Brei geschrieben.

Ich nehme an, es kostet die Seele viel Kraft, sich tagtäglich gegen die Türen zu stemmen, hinter denen wir unser Leid verbergen. Manchmal muss man wohl für eine Weile loslassen und die Schleusen öffnen. (Seite 103)

Anne ist eine mutige junge Frau, die ein uneheliches Kind mit einem Feind der Krone hat. Ihr wurde das Kind weggenommen, mit dem Vater hat sie keinen Kontakt und als Zofe auf dem englischen Hof versucht sie, diesen Skandal unter Verschluss zu halten. Dabei helfen ihr einige Menschen wie die junge May, die als Straßenkind lebt und London wie ihre eigene Westentasche auswendig kennt. Als Anne erfährt, dass ihr inzwischen fast vierjähriger Sohn aus politischen Motiven entführt und in London versteckt gehalten wird, setzt sie ihre Stellung am Hof und ihr Leben aufs Spiel, um ihn zu befreien. Dabei geht sie ungewöhnliche Wege.

Will ist Annes bester Freund aus Kindertagen und schon lange in Anne verliebt. Er hofft auf ein gemeinsames Leben mit ihr und verfolgt hartnäckig diese Sehnsucht. Dabei entblößt er dem Leser anhand von Tagebucheinträgen seine finsteren Gedanken, die ihm seine Gefühle für Anne beschweren. Er kann Anne zur großen Gefahr werden... Ian, Annes damalige große Liebe und Vater ihres Sohnes, taucht derweil auf Annes Radar auf und hat - neben dem Wunsch, seinen Sohn zu sehen - eigene Interessen, die er durchsetzen möchte. Komischerweise sagt mir Ian eher zu als Will. Vielleicht auch, weil von ihm nicht nur als Frauenheld berichtet wird. Die Autorin zeigt ihn auch als kleinen Vater und mit Mitgefühl. Deshalb konnte ich viel toleranter sein als bei Will, der doch sehr besitzergreifend und nur auf seinen Vorteil bedacht, wirkt. Ian wird zur Gefahr für alle Beteiligten und diese müssen jeweils für sich entscheiden, wie sie mit dieser Gefahr umgehen sollen.

"Lass uns so tun, als wären wir beide wie früher." "Dumm?", fragte sie spöttisch. "Wenn du es so nenne willst, dann nenn es dumm. Oder jung. Und ein bisschen wild und mutig. Das warst du nämlich. Und du bist es noch immer." (Seite 369, Ian und Anne)

Annes Vater ist ein typischer, eigen interessierter Mann aus jener Zeit. Seine Gefühlskälte und schändliche Berechnungen haben mich nicht überrascht - wo Frauen in dieser Zeit nicht als eigenständige Persönlichkeiten, sondern als einfaches oder lastenhaltiges Mündel galten. Über Annes Mutter erfahren wir leider nichts. Das hätte mich interessiert, gerade, weil der Vater so ist wie er ist.

Es tauchen zahlreiche Nebencharaktere auf, die die Geschichte an vielen Seiten rund und verständlicher machen. Malackay ist ein schlechter Geselle und hält Annes Sohn fest. Dadurch gerät er mit ihr immer wieder in einen offenen Konflikt. Dieser zieht sich über viele Kapitel, am Ende jedoch wird er plötzlich gutmütig und zeigt sich Anne zugeneigt. Das extrem gewandelte Verhalten von ihm kam auf mich auch etwas unglaubwürdig rüber. Besser wäre es gewesen, wenn die Autorin ab und an mal etwas gutmütiges von ihm durchblicken gelassen hätte … so kam es mir erfunden vor.

"Wahrscheinlich wollt Ihr mich auch ärgern, Lady Baynes. Dann macht Euch darauf gefasst, dass ich Euch zum zweiten Frühstück verspeise." "Wenn Ihr jeden verspeist, der Grund hat, Euch zu ärgern, dann werdet Ihr ungeheuer fett werden." (Seite 354/355)

Es gibt so einige Handlungen, die mir zu abrupt oder unwirklich erschienen. Vieles davon geht so Schlag auf Schlag … wobei einiges für meinen Geschmack überstürzt wird, was ich aber wegen der Spoiler-Gefahr nicht näher ausführen möchte. Von Will erfährt man lange Zeit nichts, er taucht erst kurz vor dem Ende wieder auf und bekommt seinen Showdown-Auftritt. Die Tagebucheinträge währenddessen fehlten mir. Sie gaben mir einen intensiven Eindruck von Will und wie er über Anne und ihre Beziehung zu Ian denkt. Auch der kommende Krieg, über den in der gesamten Geschichte berichtet wird, dem Verlauf von Annes Vater und die Nachfolge-Geschichte zwischen Ian und seinem Onkel Maxwell schwirrten noch sehr in der Luft herum, ohne etwas konkretes darüber lesen zu können.

Im letzten Drittel des Buches beginnt der Krieg … mir fehlte da echt der geschmeidige Übergang. Erst war alles wie immer und plötzlich im nächsten Kapitel befinden sich alle im Schlachtfeld! Und Ian mittendrin. Ich habe erst gedacht, ich hätte was überlesen und etwas verpasst … das kam für mich völlig unerwartet. Die ganze Zeit wird darüber gesprochen, und dann befindet man sich plötzlich mittendrin … also, das gefiel mir nicht besonders. Das Gefühl, was verpasst zu haben, bin ich immer noch nicht los. Annes Glauben und Bangen, ob Ian noch lebt - da habe ich nur die Augen verdreht. Oh Mann … Ich wusste gleich; der ist nicht tot! Und dass Anne sich immer so schnell davon überzeugen lässt, hat mich genervt. Das war sowas von vorhersehbar!

"Du wirst mir das vielleicht nicht glauben, aber manche Geheimnisse sind so gefährlich, dass sie auch den Lauschenden umbringen können. Und was du einmal erfahren hast, kannst du nie wieder nicht wissen..." (Seite 220, Anne zu May)

Am Schluss blieb ich doch mit einigen Fragen zurück: Was ist mit May genau passiert? Wie hat sich das Erbe von Ian und seinem Onkel gestaltet? Die Autorin erklärte uns dazu, das das Erbe dem König zufiel, da die zwei zu den Rebellen gehörten. Wer jedoch nicht in der Leserunde dabei ist, weiß das nicht. Hier hätte ich mir einen runden Abschluss gewünscht. Ebenso geht es mir mit Annes Gabe, ihrem Vater all seine Taten und Missgünsten einfach zu verzeihen. Es fehlt für mich die entsprechende Entwicklung zur Vergebung hin. Es kamen mal Gedanken dazu von Anne auf, die aber für so einen Prozess nicht ausreichen bzw. glaubwürdig zur Vergebung führen können.


Fazit:
Eine nach und nach in sich aufbauende Geschichte, die von entsprechendem Schreibstil sehr schön unterstützt und deren Jahrhundert realitätsnah wiedergibt. Hier fällt einfach auf, dass die Menschen in der damaligen Zeit selbst furchtbarsten Menschen gegenüber mit Respekt begegnen - vor allem innerhalb der Familie. Das ist für unsere heutige Gesellschaft etwas exotisch. Sehr schade!

Die Charakter sind zum Teil sehr gut ausgearbeitet, die Nebencharaktere verleihen den Hauptcharakteren den besonderen Schliff! Obwohl das Buch etwas erschlagen wirkt, liest es sich sehr schnell und mithilfe der Legende und dem Glossar problemlos. Die Autorin konnte mir auch den Unterschied von Jakobiten und Jakobiner verständlich lehren:

Die Rebellen hießen tatsächlich "Jacobites" (auf Englisch) oder eben "Jakobiten",wie Sorko sagt. "Jakobiner" sind etwas anderes. Manchmal werden die Begriffe verwechselt, aber wenn irgendwo in meinem Roman "Jakobiner" steht, dann wäre das von mir nicht beabsichtigt.

Eine einnehmende Geschichte mit vielen Charakteren und kleinen Mängeln. Hin und wieder sticht auch etwas Humor und Sarkasmus heraus. Wer gerne Historische Romane ohne schmalzige Liebesgeschichten und echte geschichtliche Hintergründe zu schätzen weiß, hat hier ein tolles Werk gefunden.

"Ich wünschte, wir würde nicht … "
Er legte ihr den Finger auf die Lippen und brachte sie damit zum Schweigen. "Nicht mehr darüber sprechen, Anne! Sonst sagst du wieder, dass du mich hasst, und damit muss ich dann schlafen gehen. Ich möchte mich lieber an unseren Kuss erinnern." (Seite 372, Anne und Ian)


Vielen Dank an das Lesejury-Team, dem Verlag und der Autorin für die ermöglichte Leserunde! Ist meine erste Historische auf Lesejury gewesen.

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