Profilbild von WriteReadPassion

WriteReadPassion

Lesejury Star
offline

WriteReadPassion ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit WriteReadPassion über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2021

Eine tolle Idee im selben Stil vom Vorwerk, aber weniger ansprechend umgesetzt

Der Tod und das dunkle Meer
0

Klappentext:
1634: Ein Schiff auf dem Weg von Indonesien nach Amsterdam. Eine dunkle Prophezeiung und ein Detektiv, der selbst Gefangener ist. Samuel Pipps und Arent Hayes stehen vor dem Fall ihres Lebens, ...

Klappentext:
1634: Ein Schiff auf dem Weg von Indonesien nach Amsterdam. Eine dunkle Prophezeiung und ein Detektiv, der selbst Gefangener ist. Samuel Pipps und Arent Hayes stehen vor dem Fall ihres Lebens, denn der Teufel ist mit an Bord. Aberglaube, Hexenjagd, Machtgier.

Gerade noch hat Samuel Pipps im Auftrag der mächtigen Männer der Ostindien-Kompanie einen kostbaren Schatz in der Kolonie Batavia wiedergefunden. Nun befindet er sich auf dem Weg zu seiner Hinrichtung. Sein Assistent und Freund Arent Hayes ist mit an Bord der Saardam. Genau wie der Generalgouverneur und seine Frau Sara Wessel. Doch kaum auf See, beginnt der Teufel sie heimzusuchen. Unerklärliche Morde geschehen, und ein Flüstern weht durch das Schiff, das alle an Bord dazu verführt, ihren dunkelsten Wünschen nachzugeben. Pipps muss seinem Freund Arent und Sara dabei helfen, ein Rätsel zu lösen, das alle Passagiere verbindet und weit in die Vergangenheit zurückreicht. Bevor das Schiff sinkt und sie alle in die Tiefe reißt.


Autor:
Stuart Turton ist freiberuflicher Reisejournalist. Sein Debüt »Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle« war ein überwältigender Publikumserfolg in Großbritannien und wurde u. a. mit dem Costa First Novel Award 2018 ausgezeichnet. Das Buch erscheint in 25 Ländern. Stuart Turton lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in London.

Übersetzerin:
Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Nickolas Butler.

Sprecher:
Frank Stieren lebt in Hamburg und ist Sprecher für Hörbücher, Dokumentationen, Spiele und Lesungen.



Bewertung:
Das Cover und der Titel sind wunderbar, ich habe daran gar nichts auszusetzen. Durch die Leseprobe konnte ich auch sehen, dass im Buch wieder passende Verzierungen vorhanden sind.

Nachdem mir "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle" sehr gefallen hat, wollte ich auch diesen Krimi ausprobieren. Obwohl ich weiß, dass seine Werke lieber gelesen werden sollten, weil sie sehr anspruchsvoll sind, habe ich mich entscheiden, es als Hörbuch zu hören. Ich hatte schon ein merkwürdiges Gefühl, als ich die Chance hatte, das Buch bei Vorablesen mit Punkten einzutauschen. Mich hat der Klappentext schon nicht richtig ansprechen können, wie das beim Vorwerk.

Ich habe sein Vorwerk gelesen und gehört und empfehle das Lesen. Denn man braucht entweder ein sehr gutes Gedächtnis oder muss viele Notizen schreiben. Viele Personen und eine inhaltsreiche Erzählung beanspruchen volle Aufmerksamkeit. Einfach runterlesen und runterhören ist bei seinen Werken nicht. Mit diesem Bewusstsein und der Erfahrung bin ich an das Hörbuch gegangen.

Das Personenverzeichnis auf Hörbüchern kann sich doch keiner merken. Ist gut gemeint, aber in diesem Fall sinnlos. Daher habe ich bei Mojoreads von der Leseprobe ein paar Namen des Personenverzeichnisses aufgeschrieben und sie neben mich gelegt, während ich das Hörbuch gehört habe. Und wie ich aus Erfahrung weiß, hat mir das geholfen. Jedoch leider, leider, LEIDER! habe ich nach 1:31 Stunden aufgegeben. Die Geschichte finde ich so furchtbar langweilig ... es tut mir von Herzen weh, das zu schreiben. Eine Schande!

Schon der Beginn ist recht spannungslos und dem habe ich etwas Vorlauf gegeben. Manchmal braucht es ja etwas. Aber es findet kein Aufwärtstrend statt, jedenfalls nicht in den ersten 1 1/2 Stunden. Und für mehr fehlte mir die Geduld, so mal es auch keinen Sog hat, der mich hat länger durchhalten lassen, wie das manchmal der Fall ist.

Vom Erzählstil her gleicht es dem vom Vorwerk und auch die anspruchsvolle Handlungssetzung erinnert mich daran. Man tut sich wahrlich gutes auch hier Notizen aufzuschreiben, und am besten liest man das Buch.

Den Sprecher finde ich gelungen gewählt und bringt einen Touch englische Kulisse mit seiner Stimme rein, bitte fragt mich nicht, wie. Bei mir kam es einfach so rüber. Ich finde, man merkt einfach, dass die Erzählung englisch ist, auch wenn sie diesmal gar nicht in England spielt.


Fazit:
Leider für mich eine Enttäuschung, aber es ist auch nicht so leicht an das Vorwerk ranzukommen oder es gar zu übertrumpfen. Mir hat hier der lange Atem gefehlt, und wer weiß, vielleicht hätte es mir dennoch missfallen. Auf jeden Fall solltet ihr es lesen statt hören und Notizen machen. Ich bin aber gespannt auf sein nächstes Werk, vielleicht sagt das mir wieder zu.

Das Hörbuch ist in meinen Augen bei 29,95 € überteuert.





Gehört am 11. September 2021



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.06.2021

Ever - Nerven? Absolut ever! 😖 Auch nach 12 Stunden und 35 Minuten? Zum Glück nicht! 🥳

Ever - Wann immer du mich berührst
0

Klappentext:
Nach einem schlimmen Autounfall ist Abbi über Wochen ans Bett gefesselt. Das Gefühl, nicht wegzukönnen, macht sie beinahe verrückt. Sie kann sich nicht ablenken von ihren Erinnerungen. Sie ...

Klappentext:
Nach einem schlimmen Autounfall ist Abbi über Wochen ans Bett gefesselt. Das Gefühl, nicht wegzukönnen, macht sie beinahe verrückt. Sie kann sich nicht ablenken von ihren Erinnerungen. Sie kann ihrem Politikervater nicht ausweichen, der den Unfall vertuscht hat. Und vor allem kann sie nicht vor dem gutaussehenden Physiotherapeuten weglaufen, der sich einfach nicht verscheuchen lässt. David ist geduldig, stur und sanft, und irgendwann dringt er durch den Schleier aus Verzweiflung und Wut, der Abbi beinahe erstickt. Ein Prickeln läuft über ihre Haut, wann immer er sie berührt, und ein warmes Gefühl breitet sich in ihrer Brust aus, wann immer sie eines der kleinen Origamikunstwerke findet, die er für sie anfertigt. Doch David hat ganz eigene Gründe, ihr zu helfen, und dieser Verrat wird tiefere Wunden als der Unfall reißen …

Autorin:
Nikola Hotel wurde 1978 als jüngere von zwei Töchtern geboren und wuchs in Bonn auf. In ihrer Jugend streifte sie viel durch den Wald, staute Bäche, eroberte Dachsbauten und flüchtete vor Wildschweinen. Bereits als Schülerin begann Nikola Hotel zu schreiben. Heute lebt sie mit ihrem Mann und drei Söhnen in Hennef. Neben dem Schreiben gehört ihre ganze Leidenschaft der Musik von Rachmaninov.

Sprecher:
Dagmar Bittner: Als Hörbuch- und Werbesprecherin mit Schauspielerfahrung zaubere ich Bilder in Ihren Kopf. Passend für jedes Genre – ganz gleich ob TV-Spot, Imagefilm, Erklärvideo, Synchron, Liebesroman oder Thriller. Ich mache Figuren und Charaktere nicht nur hörbar, sondern in Ihrem Kopf auch sichtbar und somit lebendig. Meine besondere Stärke sind authentische Gefühle und eine natürliche, realistische Sprechweise. Damit Hören immer auch Erleben ist. Von meinem Heimstudio aus, oder in jedem Tonstudio Ihrer Wahl, bin ich für Sie sprech- und spielbereit. So können Sie sicher sein: Mit meiner Stimme bleiben Sie bei Ihren Kunden unvergesslich!

(Anmerkung von mir: Allerdings! Dem kann ich nicht widersprechen! 🙈)

Oliver Kube, 1973 geboren, absolvierte seine Ausbildung am Theater der Landeshauptstadt Magdeburg. Seitdem war er auf diversen Bühnen zu sehen, unter anderem in Cottbus, Magdeburg oder Berlin. Als Sprecher liest er mit seiner warmen Stimme sowohl Romane von Graeme Simsion als auch Sachhörbücher von Anthony Robbins sowie Christian Peter Dogs und Nina Poelchau.


Bewertung:
Das Cover scheint zu passen, es passt jedenfalls zum Klappentext, der die Origami erwähnt. Allerdings war ich noch nicht bei dem Teil, wo David Abbi welche Kraniche bastelt. Von der Geschichte erfährt man, dass David für seine Schwester immer diese Origami-Kraniche bastelt, mehr habe ich nicht rausfinden können. Den Titel finde ich als Wortspiel urkomisch 😏, denn er passt wie 🍳. Der Nebentitel lässt mich wieder 🙄 ... "Wann immer du mich berührst" - 🥱 🙄. So unnötig!

Abbi kann ich nicht leiden. Sie ist echt nur am jammern, über alles. Nach 20 Minuten hatte ich die Nerven davon voll! Nicht, weil sie nur am Jammern ist, auch so blöde Aussagen finde ich unmöglich! 'Wer trägt denn heute noch V-Ausschnitt?!' Ja und?? Was ist jetzt das Problem? Wer ist denn heute noch so eine ätzende Pute? Aber Davids Frage, wieso das Bett so bescheuert gestellt ist, ist ist für sie nicht nachvollziehbar? Und dann, ach, andersherum steht das Bett ja wirklich besser! Wow! 'Warum ist mir das nicht selbst aufgefallen?' Weil du nur am Meckern bist, immer Hilfe abweist und oberflächlich bist! 😡 Sie stellt sich echt an; will dass es ihr besser geht, aber nichts dafür tun! Und bloß keine Gehhilfen annehmen ...

Abbi hat so große Angst vor Schmerzen, selbst wenn sie gar keine hat. Solche Menschen gibt es, die rufen die Schmerzen erst hervor mit ihrer Angst. Der Körper merkt sich das bzw. das Gehirn. Und so erleben diese Menschen Phantomschmerzen. Sie behindert sich also selbst und ihre Therapien. Sie ärgert sich, dass ihr viele nicht glauben, dass sie Schmerzen hat. Ja, Selbstreflektion ist der auch fremd. Ist doch klar, dass das vielen schwer fällt, wenn sie so Hypochondrisch in Sachen Schmerzen ist! 🤦 🙄 Sie macht ihre Übungen nicht, weil sie denkt, Kalie oder wie die 🐄 heißt, macht die Therapie noch?? Was ist denn das für eine Ausrede?! Was hat das mit der Sache zu tun? Damit, dass sie auch selbst Übungen machen muss?! Boah, Mädel ... 😤

Aber was ist das eigentlich für eine Physiotherapeutin??? Die hat keinerlei Geduld und sagt Abbi sogar, sie gibt auf. Und das hätte sie noch nie tun müssen. Was soll das? In diesem Beruf muss man geduldig sein und die Patienten motivieren. Aber ich finde es gut, dass die Autorin auch solche Menschen in falschen Berufen hier wiedergibt. Sonst ist ja immer alles heile Welt. Dabei gibt es reichlich solche Menschen, die einen falschen Beruf ergreifen. Diese Physiotherapeutin Kate sagt David, er wäre der Einzige, der mit Abbi klarkommen kann. Unfassbar diese Frau. Wie sie das als Therapeutin sagen kann ... aber es geht noch weiter; sie droht ihm, wenn er Abbi nicht übernehme, teilt sie ihn nicht mehr ein, aus Arbeitsverweigerung. Was für eine blöde Kuh!!!! "Du kannst dir die Patienten nicht aussuchen", sagt sie ihm. Ja, was macht die denn da??!!!! 🤬

David weiß direkt, wie er Abbi behandeln muss, obwohl er ihre Riesen-Angst vor Angst gar nicht zuvor kannte? Wirkt auf mich daher leider künstlich erschaffen. David ist sehr gnädig mit ihr. "Abbi jammert nicht", sagt er und erklärt breit, wie sie sich fühlen muss. Doch, Abbi jammert! Was für eine Seifenblase sieht der denn?? Andere in ihrer Situation jammern gar nicht so herum. Was labert er da? Realistätsverzerrung vom feinsten. 🤨


Die Sprecherin ist sehr jung. Wie alt Abbi ist habe ich in den 2 1/2 Stunden nicht erfahren, ein Manko. Von einer tollen Rezension erfuhr ich erst, dass Abbi 21 Jahre alt ist. Das sollte so nicht sein, dass ich erst mal stöbern muss, um das Alter der Protagonistin zu erfahren. Die Sprecherin hat auf Dauer genervt, wenn sie in der hohen Stimmlage blieb. Das passierte vor allem bei Abbi's Meckereien. In anderen Szenen, wo sie konstant im Normalbereich sprach, ging es gut. Der Sprecher war für mich immer erträglich, weil er nie zu weit in die Stimmhöhe geht, sondern auf einem bestimmten gemütlichen Niveau bleibt. Das war sehr angenehm. Für die Sprecherin gibt es 3,5 Sterne, für den Sprecher 4,5 Sterne.


Fazit:
Wie eine Dauerschleife des Jammertals. 😵 Vielleicht nicht alle 12 Stunden und 35 Minuten, aber 2 Stunden und 30 Minuten auf jeden Fall! Solche Geschichten zu hören ist schlimmer, als sie zu lesen. Grausam bei so einer Protagonistin. Habe ich oft erlebt, dass solche Hörbücher mehr an die Nerven gehen, als wenn man sie liest. wenn dann auch noch die Sprecher entsprechend sprechen und die Pein verstärken, wird es zur Quälerei. Leider weiß man das nicht im Voraus, schade.

Die Autorin hat gerade, weil recht alles nervt, die Geschichte sehr glaubhaft umgesetzt. Es kommt eher weniger vor, dass so unangenehme Charaktere im Fokus stehen. Leider gibt es diese Menschen in der Wirklichkeit; Menschen, die Berufe ausüben, die sie unzureichend füllen und ungeeignet sind. Menschen wie Abbi, die nur jammern und recht gut betucht sind und glauben, es gibt nur sie auf der Welt. Menschen wie David, die die Realität verzerrt sehen, aber es gut meinen. Mich hat also nicht die realistische Umsetzung in den Wahnsinn getrieben, sondern die Menschen an sich, die hier auftreten und unsere Wirklichkeit widerspiegeln. Trotzdem kann ich dem ganzen nur 2 Sterne geben, so leid es mir tut. Für die glaubhafte Darstellung gibt es 3 Sterne von mir, auch wenn mich das in den Wahnsinn trieb. Wahrheit ist eben Wahrheit, und die tut weh.

Habe ein wenig Frust ausgeschrieben, ohne zu extrem zu werden. Sonst hagelt es noch 💩🌪️. Nicht eine meiner besten Rezensionen, aber einfach nur eine. 👀




  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.06.2021

Im Staat der Sexualität

Love Servant
0

Inhaltserzählung und Leseprobe:
Bereits seit 60 Jahren beherrschen Frauen Nordamerika. Damals wählten die Bürger eine Präsidentin an die Macht, deren männerfeindlichen Ansichten erst mit der Zeit zutage ...

Inhaltserzählung und Leseprobe:
Bereits seit 60 Jahren beherrschen Frauen Nordamerika. Damals wählten die Bürger eine Präsidentin an die Macht, deren männerfeindlichen Ansichten erst mit der Zeit zutage traten. Die folgenden Geschlechterreformen beschnitten die Rechte der männlichen Bevölkerung immer weiter, bis sie schließlich zu Sklaven degradiert waren.
In dieser Gesellschaft wuchs Valentin bis zu dem Tag bei seiner Mutter auf, an dem jeder Junge von der Regierung in ein Heim gebracht wurde.
Bis zu seinem 16. Lebensjahr wurde er zuerst in einem Kinderheim erzogen und danach entschied man über seine weitere Laufbahn.
Attraktive, gesunde Jungen schlugen eine spezielle Karriere in dieser Gesellschaft ein, denn man bereitete sie auf den Liebesdienstbei ihren zukünftigen Herrinnen vor.
In einem Land ohne frei verfügbare Männer leisteten sich die reichen Damen, neben ihren kastrierten Hausdienern, einen Liebesdiener für ihre sexuellen Bedürfnisse. Dafür bildete man diese in verschiedenen Zentren des Landes, den Host-Centren, aus.
Die Regierung schützte ihre Bürgerinnen unter allen Umständen vor sexuellen Übergriffen und hielt es für das Beste, Männer zu kastrieren, um diese Gefahr auszumerzen.

(Seite 3/4)


Autorin:
Zenobia (Pseudonym) lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in einer Kleinstadt auf der rauen Schwäbischen Alb. Die Autorin entführt ihre Leser gern in alternative Welten und vergangene Zeiten. Ob Romance oder Dark/Urban Fantasy. Da möchte sich Zenobia nicht festlegen.


Bewertung:
Das Cover ist etwas merkwürdig gestaltet. Einen Mann da draufzusetzen passt schon, aber diese Palmen darauf - was soll das? Wie kommt man darauf? Ist ja keine Geschichte, die ein Urlaubs-Setting hat oder wo es um Pflanzen geht etc. Sieht komisch aus. Die Farben und Bilder verlaufen zum Teil miteinander ... Die Farben passen sehr schön.

Der Klappentext hat mich sehr angezogen. was für eine wirklich geniale und neue Idee! Mal das System umdrehen und die Männer ihre eigene Medizin schmecken lassen ... Soweit zur Theorie. Leider ist die Geschichte nicht gut umgesetzt. Zu Beginn, als das System noch gut erklärt wurde, war es schon merkwürdig, mal die Umkehrseite zu lesen. Also, die Männer, die erniedrigt und versklavt werden. Unsere Realität ist ja Andersherum. Sehr ungewohnt, aber das hat mich auch gelockt. Das System und seine Gegebenheiten sind sehr flach erzählt und zu 95 % nur auf Sexualität beschränkt. Das fällt schon nach wenigen Kapiteln auf und ich musste mich stöhnend zwingen, das Buch zuende zu lesen. Ich hatte es nämlich in die Vierer-Challenge bei LB eingetragen.

Die Erzählung ist aus der Erzählperspektive über Valentin und Alex. Valentin überwiegt da. Die Atmosphäre und das Setting sind sehr realistisch dargestellt und kommen auch unserer Wirklichkeit 1:1 nahe. Einziger Abzug ist das ganze Gesextel (mehr dazu unten).

Die emotionale Ausbeutung, die für Valentin alltäglich sind, sind sehr realistisch erzählt - wie wir Frauen das halt kennen. Beispiel: "Ach, dir ist das kleine Malheur passiert? Nicht schlimm. Ich weiss, wie du das später wieder gutmachen kannst." So ist Alex. Sie ist ein kleines Biest, hinterhältig, wie eine Schlange mit zwei Gesichtern. Valentin muss ihr Untertan sein. Sie gibt sich als besser aus, als andere Frauen, aber sobald er etwas nicht nach ihrem Willen macht, bestraft sie ihn auf verschiedene Weise. Sie ist mir dadurch unsympathisch. Sie wirkt viele Kapitel über nett und anders als die Frauen gewöhnlich in diesem System. Und dann benimmt sie sich genauso herrisch. Ich bin mit ihr nicht warm geworden, ich kann solche Menschen nicht ausstehen. Die anderen Frauen sind jedenfalls wie sie sind. Ohne Deckmantel der Freundlichkeit und wechseln nicht ihre Launen. Aber die Autorin hat sie sehr realistisch und auch nach unserer Wirklichkeit entsprechend (eben Frauen statt Männer) dargestellt.

Valentin ist das perfekte Opfer in so einem System. Er tut, was ihm gesagt wird, duckt sich. Sein Wille, keine Schwierigkeiten zu machen und Alex's Anforderungen zu erfüllen wie auch seine Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hat die Autorin glaubhaft und mitfühlend beschrieben. Als Frau in so einem System, das wir haben, kann ich das natürlich sehr nachvollziehen. Das ist die Einzigartigkeit dabei, denn keine Frau kann das nicht nachvollziehen. Bei allen anderen Geschichten kommt es ja immer auf die eigenen Erfahrungen an, die ja so verschieden sind. Aber solche Erfahrungen, die Valentin und die anderen Männer da durchleben, spricht uns Frauen alle an. Jede von uns kennt viele dieser Erniedrigungen und Respektlosigkeiten. Sie bestimmen unseren Alltag. Daher finde ich es sehr enttäuschend, dass sich die Erzählung in dem System fast vollständig nur auf die sexuellen Komponenten beschränkt. Das ist ein Riesengroßer-Teil des Systems, keine Frage, aber es ist allumfassender und viel komplexer als das! Ich hatte gehofft, die Autorin hat das Gesamt-System beschrieben, eben auf Männer angewandt. Nicht nur die sexuellen Probleme, sondern auch die kleinen alltäglichen Probleme. Sei es Haushalt hüten, Benachteiligungen in allen Bereichen ...

Die Autorin hat natürlich hier den Faden weitergespannt. Männer dürfen nicht arbeiten außer als Hausdiener oder Liebesdiener. Das ist bei unserem System nicht allumfassend, "nur" in manchen Ländern ist das bei Frauen so. So schafft die Autorin kleine Unterschiede zwischen diesem und unserem System. Aber nicht nur die System-Gegebenheiten kommen beschränkt zutage, auch die Gefühle der Männer zu deren Auswirkungen. Bei Valentin ist das ja schön ausgearbeitet, aber bei den anderen Charakteren bleibt es mir zu flach.

Aber neben der Idee kamen hier immer wieder typische Szenen mit Männern auf. Die männliche Grundhaltung, wie sie in unserem System vorherrscht, drückt sich hier sehr lebhaft aus. Viele abwertende und respektlose Sätze und einige Aktionen gegenüber Frauen. Bei diesen Szenen dachte ich sofort "Da ist es wieder. Typisch Mann! Glaubt, uns herabsetzen zu müssen." Und das in diesem Frauen-System. Das führt uns sehr gut vor, wie tief verankert dieses Verhalten uns Frauen gegenüber ist. Man könnte ja jetzt sagen, das wäre ihre Art, sich in diesem Frauen-System zu wehren ... Das wäre auch glaubhaft, wenn das nicht das alltägliche Verhalten der Männer in unserer Welt und dem System wäre. Also gilt diese Ausrede und Erklärung nicht! Und aus diesem Grund entstand ja auch das Frauen-System in der Geschichte. Aufgrund des zuvor gelebten Männer-System, unserem System. Das große Thema ist, wie ich bereits schrieb, die sexuellen Aspekte. Sexuelle Übergriffe an Frauen, denen hier sehr streng entgegengewirkt wird. Kastrationen, Verbote und Todesstrafen. Ja, sehr heftig. Die Autorin hat hier in die vollen gehauen, den Frauen reichte es. Diese Wut fehlt uns ja. Nicht, um so zu handeln, aber um überhaupt aktiv zu werden. Stattdessen versinken wir in Angst und Scham, uns gegen das System zu wehren.

Alex und Valentin haben in fast jedem Kapitel Sex, manchmal sogar mehrmals in einem Kapitel! Das war so grausam ... manchmal habe ich ein paar Sätze übersprungen, weil es mir aus dem Hals raushing! Selbst das Ende endet mit Sex!!! Ist das zu glauben?! Ätzend! 😒


Leider bin ich wieder an ein Buch geraten, in denen sich Dialoge und Erzählungen wiederholen, sowas von nervig! 🙄 Beispiele:

Alex erzählt Valentin, ihr wurde 100 Dollar für eine Stunde mit ihm geboten. Fünf Sätze weiter fragt er sie, wie teuer er war.

Valentin hat Alex kurz vorher noch gesagt, dass er nie am Meer war, auch nicht in diesem Club. Und sie fragt ihn nun, ob er schon mal am Meer war.

Schon wieder so was nerviges: Seine Mutter fragt ihn zweimal !!!, ob er Alex mag. Er sagt auch, er hoffe, Alex mag ihn, obwohl sie ihm zuvor gesagt hat, dass sie ihn liebt.


Dann gibt es noch Erzählfehler wie:

In diesem Bordelle-Club: Erst ist er frei, kommt aus der Dusche, kann sich rasieren - und plötzlich ist er angekettet?? Hier fehlt der Übergang dazu. Vor allem, wie kann das sein? Bevor er sich rasiert hat, ließ die Madame ihn allein, und kann ihn somit gar nicht anketten!


Auch Ausdrucksfehler habe ich gefunden:

(Scheint mir ein Fehler zu sein) "Das Schlimmste war für mich, dass ich ihn nie wiedersehen werde." - Müsste es nicht heißen: "Das Schlimmste war für mich, dass ich ihn nie wiedersehen würde." - So ist Vergangenheit mit Gegenwart gemischt.

"Und jetzt musst du für sie herhalten." - Es müsste "er" statt "sie" heißen. Denn er hält für Valentin her.


Fazit:
Wirklich eine geniale und total neue Idee, aber flach und sehr beschränkt auf Sexualität erzählt. Sehr enttäuschend!! Die Autorin hätte so viel daraus machen können, die Vorlage bietet ihr ja die Realität! Sie hat also gar nichts erfinden müssen. Das macht es noch frustrierender. Wenn ich statt der Vorlage meine Fantasy nutze, um zu zeichnen, ist klar, dass andere mich darauf ansprechen, den Kopf schütteln und zurecht fragen, wieso ich denn nicht die Vorlage nutze ... Das, was die Autorin geschrieben hat, ist zum Teil sehr gefühlvoll. Der andere Teil ist Sex, Sex, Sex, Sex ... 🥴 Statt menschliche Augen, hatte ich - wie viele bei Fußball Bälle - Sex-Augen. 👹

Ich war so froh, dass das Buch "nur" 381 Seiten hat - da hatte ich schon Dickere, durch die ich mich gequält habe. Und ganz sicher lese ich nicht den zweiten Band! (Jaaa, es gibt Sex-System 2)



P.S.: Ich weiß auch nicht, zu welchem Genre man das Buch setzen soll. Hier ist es als SkiFi deklariert, aber das scheint mir auch nicht 100 % passend. Erotik spielt hier ja überwiegend eine Rolle. Aber ob ich es dazu listen würde? Ich weiß es ehrlich nicht ...



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2021

Sei glücklich oder stirb - Dann muss ich wohl sterben ... 😏

Gemma. Sei glücklich oder stirb
0

Inhaltserzählung:

(Pro)

"Negatives Denken ist so überflüssig, wie Reißzwecken auf einer Pizza. Negatives Fühlen nützt uns so viel wie Krebs. Mal dir eine Welt aus, in der niemand mehr von negativen Energien ...

Inhaltserzählung:

(Pro)

"Negatives Denken ist so überflüssig, wie Reißzwecken auf einer Pizza. Negatives Fühlen nützt uns so viel wie Krebs. Mal dir eine Welt aus, in der niemand mehr von negativen Energien zerstört wird. Eine Welt, in der nur noch positive Gedanken und Gefühle existieren."

(Track 15)


(Kontra)

"Wenn jemand sterben sollte, den ich liebe", sagt er ruhig, "will ich mir nicht anhören müssen, dass ich nach vorn blicken und positiv denken soll. Ich will verzweifelt und traurig sein dürfen, auch wenn es so schlimm ist, dass ich es fast nicht aushalte. Ich will das alles, weil es dazugehört."

(Track 13)



Autorin:
Charlotte Richter, geboren 1969 in Nürnberg, kam erst über einige Umwege zum Schreiben. Auf der Universität studierte sie zunächst Tier- und Humanmedizin, Psychologie und schließlich Germanistik. Nebenbei begann sie zu schreiben, wobei das Studieren immer weniger und das Schreiben immer mehr Zeit in Anspruch nahm. Sie veröffentlichte zahlreiche Beiträge in Zeitschriften und Anthologien, auch Texte für verschiedene Hörfunksender. Dank einiger Stipendien konnte sie sich als freiberufliche Schriftstellerin selbstständig machen. Ihren ersten Roman, „Das letzte Zimmer“, schrieb sie 2004. Heute hat sie mehrere Bücher veröffentlicht und ist Mitglied im Hamburger Writers‘ Room, obwohl sie nicht mehr in Hamburg, sondern in Kattendorf, einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, lebt. Für ihren Jugendroman „Die Muschelsammlerin“, der im Frühjahr 2019 erschien, ließ sich Richter etwas besonderes einfallen: Bereits im Winter 2018 konnte man die beiden Prequels im eBook-Format lesen, um sich optimal auf die Geschichte einzustimmen.

Sprecherin:
Franciska Friede hat während ihrer Schauspielausbildung ihre erste durchgehende Serienhauptrolle angenommen und durfte seither immer wieder in die verschiedensten Rollen schlüpfen. Zuletzt als Gisela für Babylon Berlin. Seit 2014 arbeitet sie zudem als Sprecherin und durfte seither hunderten von Rollen ihre Stimme leihen.


Bewertung:
Ein merkwürdiges Cover mit den zerfließenden Metallfarben. Ist nicht mein Fall.

Irgendwie langweilte mich der Beginn, die Stimme ist nicht schlecht, fesselte mich aber auch nicht. Ich hatte große Mühe weiterzuhören. Die Gesellschaft ist wirr erzählt. Wörter wie Akanite und Regeln der Gesellschaft sind nicht erklärt. Das nervt. Wusste bei manchem gar nicht, worum es geht und was das ist. Ich verstehe diese Akademie und ihre Funktion nicht richtig. Und welche Zeit haben wir eigentlich? Auf jeden Fall in die Zukunft rein, denn sie reden von unserer Gesellschaft als Vergangenheit. Bei einer Rezension stand, dass die Geschichte im Jahr 2025 beginnt. Ich habe gar kein Datum vernommen, vielleicht habe ich es überhört? Ich weiß es nicht. So gut wie alles an der Gesellschaft bleibt schwammig und offen.

Gemma wirkt unnatürlich und spricht auch oft so künstlich hoch. Ich konnte mich nicht mit ihr anfreunden. Keno ist das Gegenteil von ihr und ihren Ansichten. Hier habe ich auch nicht verstanden, was das Zweiergespräch der Beiden bewirken sollte ... das blieb auch im luftleeren Raum hängen.

Die Situationen zwischen Gemma und Keno finde ich schön. Keno zeigt ihr auf, dass eine andere Gesellschaft möglich ist und besser. Er sagt viele wahre Dinge, die auch heute aktuell sind. Auch in unserer Gesellschaft ist jeder seines eigenen Glückes Schmied. Und wer versagt, ist selber Schuld. Nicht bestimmte Strukturen oder Umstände, nein, man selbst als Person ist verantwortlich. Daher finde ich die Geschichtsidee super gut, da sie unsere Wirklichkeit widerspiegelt. Auch die Theorie von durchweg positiven Gedanken und Gefühlen ist unserer Gesellschaft schon viele Jahre im Gespräch. Wissenschaftler arbeiten daran, negative Erlebnisse aus dem Gehirn zu entfernen, versuchen Vergessenheits-Serum zu entwickeln etc. Die Geschichte hier ist also alles andere als neu und fiktiv, im Gegenteil. Und das macht sie auch so erschreckend. Auch wie die Gesellschaft auf Andersdenkende reagieren, und unter dem Deckmantel des Helfens Tyrannei verbreiten. Das kennen wir alle.

Auch sagt Keno im Bezug auf Anziehung viel richtiges: Wer positiv denkt, zieht positives an usw. Da war ich schon immer sehr abwehrend gegen, denn im Umkehrschluß bedeutet es genau das, was Keno sagt und was wir in unserer Gesellschaft immer wieder hören; wir sind selber schuld, wenn wir versagen, wenn uns etwas zustößt. Die Autorin hat sehr gute Worte dafür gewählt und führt dem Hörer und Leser Beispiele vor Augen:

"Glaubst du, wir können unser Schicksal beeinflussen?"
"Und was glaubst du?"
"Die kleinen Dinge. Das Große passiert von selbst. Manche erreichen, was sie wollen, andere nicht. Da ist viel Zufall im Spiel."
Heftig schüttele ich den Kopf. "Wenn du etwas wirklich willst, kriegst du es auch. Wenn nicht, hast du es nicht genug gewollt. Gesetz der Anziehung. Positive Gedanken ziehen positive Gefühle ziehen positive Ereignisse an."
"Und negative Gedanken ziehen negative Gefühle ziehen negative Ereignisse an? Das ist wie 'sorry, bei dem kurzen Rock bist du selbst schuld, dass du vergewaltigt wurdest.' Nur auf das ganze Leben ausgeweitet. Von allen verlassen, Krebs im Kopf, Tochter überfahren, deine Verantwortung. Nicht die richtigen Gedanken gedacht. Das ist unmenschlich, Gemma! Und es macht uns blind für die wahren Gründe aus denen Dinge passieren."

(Track 16)


Ich bezweifle ja nicht, dass es diese Anziehung gibt. Wir kennen sicher alle das Phänomen, dass wir bestimmte Menschen in unserem Leben anziehen. Wie wir denken, fühlen und handeln zieht dementsprechend bestimmte Menschen an, das ist Psychologie. Aber plump zu behaupten, allein mit unseren Gedanken entscheiden wir, was uns widerfährt, finde ich unverschämt! Und es stimmt ja auch nicht! Deshalb bin ich bei dieser buddhistischen Lehre sehr kritisch. Die fernöstlichen Menschen besitzen viel Wissen und Weisheit und kennen andere Methoden zur Heilung von Traumata und Schmerzen. Aber diese extreme Lehre von "Du bestimmst dein Leben" unabhängig von der Außenwelt funktioniert nicht und unterstützt das unsoziale System der Schuldgebung der Menschen. Wir können eben nicht alles nach unserem Willen lenken - das macht mich echt sauer, so ein Bullshit! 🤬

Natürlich gibt es - wie immer in allem - Widerstand dieser Gesellschaft. ich weiß jetzt nicht, wie sie genannt werden, eine Untergrundgruppe, die sich gegen dieses unnormale Leben mit nur Glücksgefühlen wert. Von dieser habe ich so gut wie nichts mitbekommen, außer vereinzelte Personen wie Keno, weil ich nach der Hälfte abgebrochen habe. Den Wunsch nach nur schönen Gedanken und Gefühlen haben wir ja alle. Aber bei Verstand denkende wissen auch, dass es ein Gleichgewicht geben muss, im Kern. Vieles tun wir uns einander an, was nicht sein muss. Wir Menschen sind eben so. Dennoch ist es eine Utopie zu glauben, es ginge ganz ohne Schmerzen, Leid, Trauer, Schlechtigkeiten ... Leider wollen das nicht nur die vielen Menschen in dieser Geschichte nicht wahrhaben und akzeptieren, auch viele in unserer heutigen Gesellschaft nicht.

Die Sprecherin spricht die Erzählung und Dialoge nicht immer auseinander. Das irritiert. Ich habe mich immer wieder fragen müssen, wer da jetzt spricht und ob überhaupt jemand spricht oder ob das die Erzählerin ist. 😑


Fazit:
Eine grandiose Idee, die leider erschreckend real ist in unserer Gesellschaft. Hier führt die Autorin den Faden etwas weiter und spinnt eine bereits "glückliche" Gesellschaft, die mit ihrem Groll gegen alles Negative das Gegenteil von Glücklich erreichen. Die Autorin zeigt auf, wie weit so eine Gesellschaft mit solchen Verhaltensweisen führen kann und was für Folgen das für alle hat. Das erschreckende ist, dass das keine fiktive Idee ist, sondern aus unserer Gesellschaft entnommen und weitergespinnt wurde. Man kann es also als mögliche Zukunft sehen, wenn wir weiter diesen Weg beschreiten.

Ich habe nach 7:15 Stunden (55 %) abgebrochen, also bei mehr als der Hälfte, und kann trotzdem schreiben, dass die Autorin es geschafft hat, beide Seiten - die Befürworter und die Widerständler - realistisch und klar positioniert auszuarbeiten. Ich habe zu dem Zeitpunkt abgebrochen, wo ich mehr von dem widerstand erfahren hätte. Aber auch davor wurden durch ein paar Einzelpersonen die Widerstandseite gut dargelegt.

Umso enttäuschter bin ich über das lahme Tempo des Verlaufs. Total schade. Dann kommt noch die nicht so gute Sprecherin hinzu, die den Inhalt sprachlich falsch ausdrückt. Das ist bei einem Hörbuch ein Riesen-Manko. Man muss sich ja von den Sprechern führen lassen und kann die Geschichte nicht selbst lesen wie bei einem Buch. Und neben des lahmen Verlaufs kommen noch eine schwammig erzählte Gesellschaft hinzu. Die Idee ist super, wie geschrieben, auch die verschiedenen Parteien, super - aber, die ganzen Rahmeninformationen zu dieser Gesellschaft, zu dieser Akademie, die fehlen größtenteils oder bleiben wage erklärt. Ich finde die Geschichte wirr erzählt, von Autorin und Sprecherin. Ich habe mich auf die Geschichte gefreut, aber so wirre und unzureichende Geschichten sind nicht mein Fall. Es fehlt zu viel an Informationen und gibt zu viel an Irritationen. Wirklich sehr schade!




  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2021

Leichte und schnelle Lektüre für erwartungslose Leser/Hörer

Neighbor Dearest
0

Klappentext:
Chelsea dachte, sie hätte den Mann ihres Lebens gefunden. Doch Elec verlässt sie für seine Jugendliebe, und Chelsea ist am Boden zerstört. Hat sie sich seine Gefühle nur eingebildet? Erst ...

Klappentext:
Chelsea dachte, sie hätte den Mann ihres Lebens gefunden. Doch Elec verlässt sie für seine Jugendliebe, und Chelsea ist am Boden zerstört. Hat sie sich seine Gefühle nur eingebildet? Erst ihr Nachbar Damien lenkt sie von ihrem Kummer ab. Denn er ist unhöflich, und seine lauten Hunde rauben ihr den Schlaf. Sie kann ihn nicht ausstehen! Leider ist er sowohl ihr Vermieter als auch der schönste Mann, den sie je gesehen hat. Sie findet ihn unwiderstehlich ... Doch Damien geht aus einem guten Grund keine Beziehungen ein, und sein Geheimnis könnte Chelseas Herz erneut in tausend Teile brechen.


Autorin:
Penelope Ward ist eine New-York-Times-, USA-Today- und Wall-Street-Journal-Bestsellerautorin. Sie ist in Boston mit fünf Brüdern aufgewachsen und arbeitete als Nachrichtensprecherin beim Fernsehen, bevor sie sich eine familienfreundlichere Karriere suchte. Penelope liebt New-Adult-Romane, Kaffee und ihre Freunde und Familie. Sie ist stolze Mutter zweier Kinder und lebt in Rhode Island.


Übersetzerin:
Hallo ich bin Julia, ich bin freiberufliche Übersetzerin und leidenschaftliche Strickerin. Ich lebe und arbeite in Berlin, doch liebe ich es zu verreisen. Vor allem nach Großbritannien, wo ich im Zuge meines Studiums ein Auslandssemester verbracht habe. Mein Studium absolvierte ich mit Auszeichnung, nun möchte ich mein Wissen und meine Fähigkeiten sinnvoll nutzen.



Bewertung:
Ich bin ja kein Fan von Menschen auf den Covern, vor allem nicht, wenn sie in romantischer oder erotischer Pose gestellt sind. Aber das hier ist wirklich ästhetisch, und damit meine ich nicht den Kerl an sich. Ich meine die Art, wie er dargestellt wird und die zugesetzten Farben und Elemente ... das sieht sehr ansprechend aus - vor allem aber bin ich froh, dass er nicht nackt ist! Ich kapiere nicht, wie man auf solche Covers abfahren kann ... da zeigt sich unsere sexistische Gesellschaft. Tja, eine Gesellschaft spiegelt sich in den Medien eben wieder. wie wir leben und reden und denken ... Der Titel passt auch wunderbar. Ulkig ist, dass ein anderes Werk der Autorin "Stepbrother Dearest" heißt. Scheint eine in sich geschlossene Reihe zu sein, ich habe mich nicht näher damit befasst. Brauche ich nach diesem Buch auch nicht.

Schon allein der Klappentext ist ja schon Schrott! Schon der Satz "Leider ist er auch der attraktivste Mann, den sie je gesehen hat" ist ein Würgereizer und Augenroller! Extrem einfallslos und bescheuert dazu! Wer erstellt solche Klappentexte? Vor allem, wieso gleichen die sich bei solchen 08/15-Romanen so derart? Aber, so ein Stehaufmännchen wie ich eben bin, versuche ich es dennoch immer wieder, und immer wieder, und ...


"Hab keine Angst zu sagen, was du willst. Das Leben ist zu kurz." (Seite 48)


Der erste Eindruck ist natürlich das typische F-Schema, nur eben etwas anders erzählt. Damien ist Chelseas UNWIDERSTEHLICHER 🤤🙄 Nachbar, der künstlerisch begabt ist und ein Geheimnis hütet. Schon mal gelesen? Ja, mir war auch schon vor Beginn klar (sieht man ja schon an der Aufmachung inklusiver Schrott-Klappentext), was ich zu erwarten habe. Wieso ich es dennoch lesen wollte? Erstmal wollte ich mich von dem anstrengenden Buch "Protect the Prince" erholen. Ich hatte mir das ja auch ganz anders vorgestellt; ich wäre wie bei Band 1 begeistert und würde mich sofort auf den 3. Band stürzen ... Leider lief das nicht so ab. Da muss ich flexibel sein. Den zweiten Grund habe ich ja bereits erläutert, ich versuche halt immer, den Werken eine Chance einzuräumen. Denn das Äußere ist eben nicht das Wichtigste. Es ist das Wichtigste, um Aufmerksamkeit zu erregen und es zu verkaufen. Ich bin aber eine absolute Gegnerin von Coverkäufen. Das verbaut einem ja total die Chance auf eine tolle Geschichte! Aber auch hier zeigt sich unsere Gesellschaft; oberflächlich wie wir sind, nur aufs Äußere stierend ...

Also, so weit, so gut. Keine Erwartungen, keine Enttäuschungen. Das ist mir hier auch sehr gut gelungen. Natürlich habe ich mich aufgeregt über Chelseas Dämlichkeit und Begriffsstutzigkeit! Auch die wenigen unlogischen und aus dem Nichts erscheinenden Verläufe nerven mich gewaltig, das tut es immer. Es reißt einfach aus dem Lesefluß! Aber - das muss ich auch betonen - die Geschichte bringt Humor rein, schon auf den ersten Seiten musste ich Auflachen. Die Dialoge sind mal lustig, mal bescheuert nervig. Die Geschichte liest sich so schnell, dass ich gar nicht anders konnte, als weiterzulesen.

Und in einer Sache muss ich mein 08/15-Gedanken revidieren; man kennt diese Romane ja so, dass sich die Protagonisten dramatisch (natürlich!) verlieben und das dann ganz schnell geht. Hier ist das echt eine Besonderheit, die mich überrascht hat. Sie gestehen sich zwar ihre Liebe zueinander früh ein, wie man das halt kennt, aber bis es zum Sex kommt (worauf diese Geschichten ja immer hinauslaufen) dauert es echt lange, erst ab Seite 244! Also fast schon am Ende. Da hat die Autorin sich wirklich Zeit gelassen, damit sich da auch was entwickeln kann. Andererseits ist hier der Dramakurs dafür umso höher - es gleicht sich also aus. Wie sie so offen und zum Teil auch künstlich dramatisiert ihre Gefühle aussprechen und sich gegenseitig abweisen ... das war echt nervig im Laufe der Zeit. Es wiederholt sich halt und ich dachte "Ja, okay, übertreibt es doch nicht!" 🙄

Ein bisschen hat die Autorin noch Herzensdrama (à la Emma Scott) versucht einzubauen - denn bei Damien geht es nicht um die bloße Zurückweisung aus Dramaeffekten (zum Augenrollen - diese Art Drama tut genauso weh wie das Kreidekratzen an der Tafel), er hütet auch ein kleines Geheimnis. Das ist aber wirklich klein in meinen Augen und es passt auch nicht so ganz zur Geschichte. Da habe ich das Gefühl, das die Autorin von dem Klischegedöns wegwollte - das ist ihr aber nicht gelungen. Es wirkt eher aufgesetzt und zu gewollt - um mehr Drama reinzubringen. Dabei gibt es davon jede Menge ohne diesen Zusatz.

Ab der Seite 269 war mir das alles zu viel. Ab dem sex, genauer geschrieben. Der ist dann auch wieder so 08/15 geschrieben ... Ich habe dann aber das Kapitel und noch ein Kapitel danach weitergelesen, weil ich dachte, dass es vielleicht nicht die ganze Zeit auf dem Niveau bleibt. Aber das war nichts! Es gibt da nur noch dieses Gesextel, dass ich nicht mal anregend finde, sondern einfach nur nervig. Da habe ich echt keine Lust auf den Rest. Neugierig auf das Ende bin ich auch nicht.


"Du kannst nicht immer bekommen, was du willst. Aber hab keine Angst, trotzdem zu fragen." (Seite 48)


(Die Zitate lassen sich gut zusammenfassen: Frag ruhig nach den Dingen, die du willst. Du bekommst sie trotzdem nicht.) 😝😂



Fazit:
Das Setting, sowie die Charaktere sind Durchschnitt. Die Geschichte an sich auch, wenn die Autorin auch versucht hat, Einfallsreichtum zu zeigen. Hier kann man - wie bei all solchen 08/15-Romanen sehen; man kriegt, was man sieht. Aber da ich keine Erwartungen hatte, bin ich auch nicht enttäuscht. Passt also.


Manchmal wartet das Leben nicht auf den richtigen Zeitpunkt. Manchmal bringt eine plötzliche Situation die Menschen dennoch zusammen, ob sie dafür bereit sind oder nicht. (Seite 145)


So war das wohl mit diesem Buch und mir.



Anmerkung:
Hier wieder eines der wenigen Beispiele für eine Klappenbroschüre für 10 €, statt 13 € bis 17 € (ja, auch hier die durchschnittliche Seitenzahl)! Diese Beispiele zeigen; es geht auch anders!



😈 Lesen auf eigene Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/1887666202/





  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere