Gerade habe ich die letzte Seite des Buches gelesen und bin so begeistert, dass ich einfach sofort eine Rezension verfassen muss.
Inhaltlich geht es in der Geschichte um Graf Alexander Rostov, der wegen eines regimekritischen Gedichtes, zu lebenslangem Hausarrest im Hotel Metropol verurteilt wird. Das Metropol zählt zu den angesagtesten Hotels Russlands, wo tagtäglich wichtige Staatsleute und Berühmtheiten ein und aus gehen. In diesem Hotel in Moskau verbringt der Graf fast die Hälfte seines Lebens und sammelt über die Jahre jede Menge Erfahrungen. Beispielsweise tritt er die Arbeit als Oberkellner an, bleibt ein wahrer Gentleman und übernimmt die Vaterrolle für ein kleines Mädchen. Weiter möchte ich inhaltlich noch nicht vorgreifen...
Mir persönlich hat das Buch einfach super gefallen und habe die drei Wochen, in denen ich es gelesen habe, echt genossen. Das Buch hat knapp 600 Seiten und es beschreibt nur eine einzige Lebensgeschichte, trotzdem wird einem nie langweilig.
Das Buch ist unterteilt in fünf Teile und in jedem Abschnitt gibt es einen anderen Schwerpunkt. Zwischen den einzelnen Teilen sind immer mehrere Jahre Unterschied. Die Jahreszahlen stehen dabei immer oben auf der Seite, sodass man sie in den historischen Kontext prima einordnen kann. Das Geschichtliche hat mir an dem Buch auch sehr gut gefallen. Amor Towles hat wunderbar die politischen Situationen in die Geschichte integriert. So erfährt man beispielsweise einiges über Lenin, Stalin und die russische Geheimpolizei, die TSCHEKA.
Die Geschichte startet im Jahre 1922 mit einer tollen Einführung der Hauptperson des Buches. Zu dem Zeitpunkt ist der Graf noch ein junger Erwachsener und steht noch am Anfang seines Lebens. Mit seiner Verurteilung wird er von seiner eingangs glamourösen Suite in ein winziges Zimmerchen im 6.Stock überführt. Doch der Graf nimmt es nicht schwer und macht das Beste aus seiner neuen Unterkunft. Dieser Optimismus des Grafen zieht sich durch das ganze Buch. Der Graf ist ein sehr offener Mensch der schnell neue Kontakte knüpft und äußerst zuvorkommend ist. Der Autor beschreibt den Grafen so gut, das man denkt, man würde ihn persönlich kennen. Aber auch die anderen Charakter sind einfach toll gewählt. Im Laufe der Jahre findet der Graf auch eine junge Freundin, Nina Kulikowa. Für mich persönlich war es einfach super interessant, dass sich an dieser Stelle die Generationen überschneiden. Besonders schön ist es, der kleinen naiven Nina, die unbedingt alles über Prinzessinnen wissen möchte, beim Aufwachsen zuzusehen. Nachdem Nina dann Erwachsen wird, einen Mann findet und schließlich das Hotel verlässt, hält die Enttäuschung darüber nicht lange an, da ganz schnell wieder ein kleines junges Mädchen auftaucht...
Wer dieses Mädchen genau ist, soll vorerst ein Geheimnis bleiben, aber die Beziehung, die zwischen diesem Mädchen und dem Grafen entsteht, ist einfach lesenswert.
Die Idee mit den Annotationen mit den Sternchen ist sehr hilfreich und übersichtlich, da sie sich von dem restlichen Text in der Größe unterscheiden.
Fazit:
Ich finde das Buch echt klasse, denn es bringt immer wieder neue Wendungen, Überraschungen und interessante Charaktere aus aller Welt mit sich. Gerade das Ende ist spektakulär und völlig unerwartet. Amor Towles weiß einfach wie man Spannung aufbaut. Veränderungen aller Art werden von dem Grafen, der in dem Hotel eingesperrt ist, registriert und kommentiert. Ein Buch der Emotionen: Freude, Trauer und Verwunderung.
Mein Lieblingszitat:
" Denn im Leben ist es nicht wichtig, dass wir eine Runde Applaus bekommen, wichtig ist, ob wir den Mut haben, etwas zu wagen, auch wenn der Erfolg ungewiss ist" - Alexander Rostov
Siehe auch unter: https://www.vorablesen.de/buecher/ein-gentleman-in-moskau/rezensionen/ein-absolutes-meisterwerk-2?copy=true