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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.08.2018

Ein sprachliches Highlight

Der dunkle Wächter
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Ich habe bisher sehr viel Gutes von Carlos Ruiz Zafon gehört und wollte ihn nun einmal selbst lesen. Ausgesucht habe ich mir da das Buch Der dunkle Wächter.

Es geht um einen alten Spielzeugfabrikanten, ...

Ich habe bisher sehr viel Gutes von Carlos Ruiz Zafon gehört und wollte ihn nun einmal selbst lesen. Ausgesucht habe ich mir da das Buch Der dunkle Wächter.

Es geht um einen alten Spielzeugfabrikanten, der in seinem Ruhestand jemanden zur Hilfe in seinem Anwesen Cravenmoor braucht. Das Familie Sauvelle nimmt diese Stelle und lebt sich rasch ein. Plötzlich erschüttert ein Mord die Gegend und die merkwürdigen Geschehnisse laufen alle in Cravenmoor zusammen.

Der dunkle Wächter ist ein hervorragendes Schauermärchen, das einen mit der Atmosphäre förmlich um den Finger wickelt. Zafon treibt ein fantastisches Spiel mit Worten, das nur durch unschöne Schachtelsätze und teils zu viel dieser tollen Würze ein wenig getrübt wird.

Ohne viele Worte ist man direkt drin in der Szenerie der 30er Jahre. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet ohne sie zu überzeichnen oder sich Klischees zu bedienen. Die Geschichte an sich erinnerte mich ein wenig an die PC Spiele Syberia, in denen es ebenfalls um eine alte Spielzeugfabrik ging und die sich die gleiche Zeit als Schauplatz teilte.

SPOILER
Eine besondere Figur ist wohl der dunkle Schatten. Nie wirklich greifbar, trotzdem immer präsent. er sorgt für eine gruselige Stimmung. Gleichzeitig ist er für mich auch die eigentliche Schwachstelle der Geschichte. Seine Handlungsweise ist nicht konsequent. Tötet er ohne Hemmung ein armes Mädchen, lässt er sich vom Sohn der Sauvelles mit einem einfachen Stopp aufhalten. Er verschwindet plötzlich von Schauplätzen und taucht dann wieder woanders auf. Da fehlt einfach Stringents. Deshalb passt mir auch das Ende nicht wirklich, weil die Lösung zu einfach ist. Weshalb quält sich Lazarus Jann dann so lange? Und warum begibt er andere in die Gefahr des Schattens? Und warum schützt er den Flakon nicht besser, wenn der Schatten darin doch gefangen ist?

Am Ende bleibt aber die besondere Atmosphäre und das Spiel mit Worten, welche das Buch besonders machen. Deshalb würde ich noch 4/5 Sternen vergeben und eine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Ein überzeugender Auftakt

Infiziert
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nfiziert hat es geschafft, eine Endzeitatmosphäre wie in Last of Us entstehen lassen. Ich liebe dieses Spiel und hatte daher direkt die maroden Gebäude, die drückende Stimmung, die Angst vor den Infizierten ...

nfiziert hat es geschafft, eine Endzeitatmosphäre wie in Last of Us entstehen lassen. Ich liebe dieses Spiel und hatte daher direkt die maroden Gebäude, die drückende Stimmung, die Angst vor den Infizierten und den steten Antrieb ums Überlegen vor Augen.

Bei Infiziert geht es um Charlie, ein junge Frau, die so gar nicht ins weibliche Klischee passen will. Sie ist sehr selbstbewusst, lässt sich von ihren Ängsten nicht aufhalten, bietet jedem und allem die Stirn, als sei sie für ein Überleben in dieser unwirklichen Welt gemacht. Sie bevorzugt die Einsamkeit, auch wenn sie dem Gruppengefühl nicht ganz entsagen kann. Wirklich besonders ist ihre Waffe: Eine Machete. Wo jeder sich auf keine zehn Meter an Infizierte herantraut, scheut Charlie nicht davor zurück, ihnen selbst die Köpfe abzuhaken.

Das erste Drittel ist relativ unspektakulär, bringt einem die vielen Charaktere, Probleme und den Alltag näher, zeigt die Spannungen, die durch solch eine Welt entstehen. Doch dann dreht sich das Blatt. Ein Unbekannter verfolgt Charlie, bleibt aber immer auf Abstand, eine Gruppe schwer bewaffneter Fremder macht ihnen das Leben schwer. Spätestens dann überzeugt die Geschichte mit neuen Ideen, einem Plot, den man so nicht erwartet hätte.

Und das ist gut so! Ein weiteres Buch, das einfach einen Überlebenskampf aufzeigt, wäre langweilig. Leider kann man nicht viel darüber erzählen, ohne vorweg zu greifen.

Ein besonders starker Charakter, der mir im Kopf geblieben ist, neben Charlie und Liam, ist Hannah. Was für eine Bitch. Sie ist so stark ausgearbeitet, dass ich selten einen Charakter so sehr gehasst habe. Ganz großes Kino. Die Machtspielchen, die Art wie sie argumentiert und andere um den Finger wickelt, ist grandios gestaltet.

Einzig die Subheadline “Geheime Sehnsucht” irritiert mich ein wenig. Das Charlie etwas antreibt, merkt man. Das es eine Sehnsucht ist, allerdings nicht. Eher Unzufriedenheit, Unruhe, etwas in der Art. Ansonsten wäre meine Sehnsucht bei solch einem Szenario: Lasst mich ja alle in Ruhe, aber bringt mir Essen mit ;)

Letztendlich ist Infiziert eine absolute Leseempfehlung und bekommt 5/5* von mir. Ich habe es verschlungen und selten so lange gelesen im Bett. Vielleicht kann man das Cover noch dunkler und mystischer machen, damit es die Atmosphäre des Buches noch besser einfängt.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Tiefgründig, dunkel und fesselnd

Opfermond - Ein Fantasy-Thriller
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Opfermond ist mir bereits auf der Frankfurter Buchmesse aufgefallen. Wie auch nicht, denn am Stand des Mantikore Verlags zierte das Cover eine ganze Wand. Klappentext und Titel lassen eine düstere Geschichte ...

Opfermond ist mir bereits auf der Frankfurter Buchmesse aufgefallen. Wie auch nicht, denn am Stand des Mantikore Verlags zierte das Cover eine ganze Wand. Klappentext und Titel lassen eine düstere Geschichte erahnen, wobei der Klappentext die eigentliche Komplexität der Geschichte gar nicht richtig einfangen kann.

Im Zentrum des Geschehens stehen Varek, ein Assassine, und Idra, ein Freudenmädchen. Ihre Geschichten und Charaktere könnten nicht gegensätzlicher sein. Und doch teilen Sie Gemeinsamkeiten bei der Suche nach den Mördern, die in Ghor-el-Chras ihr Unwesen treiben. Nicht nur das, alle Spuren führen zu einem dunklen Kult.

Das Setting gefällt mir wirklich außerordentlich gut. Von der ersten Seiten an, wandelt man in einer finsteren Welt, in der die Unterschiede zwischen Arm und Reich nicht deutlicher sein könnten. Über allem schwebt die Macht der Priester, die allein dem “Blutigen” huldigen. Die gesamte Geschichte spielt in einer einzigen Stadt, und doch hat man das Gefühl, aufgrund der gesellschaftlichen, aber auch physischen Trennung, an anderen Orten unterwegs zu sein.

Varek und Idra sind sehr gut ausgearbeitet. Insbesondere Varek hat mich überzeugt. Sein stilles Leiden ein Assassine sein zu müssen, umgibt ihn mit ein wenig Bedauern. Auch wenn dies seinen grausamen Job keineswegs schmälert. Idra hingegen ist permanent mürrisch und garstig. In manchen Situation würde ihr ein wenig mehr Sachlichkeit gut stehen, in dem man vielleicht nicht immer gleich wegrennt oder abwehrt. Allerdings ist ihr Leben nicht einfach und wer schwach ist, überlebt nicht.

Die Geschichte weiß zu fesseln. Dennoch gibt es für mich genau da einen Schwachpunkt: es dauert sehr lange bis wirklich Spannung aufkommt. Gerade der Einstieg in die Ermittlung ist etwas fade. Es gibt keine Überraschungen oder Spannungsmomente, lose Fäden werden zu dem Zeitpunkt noch nicht weitergesponnen. Das Dranbleiben hat sich allerdings gelohnt, denn zum Ende kommen die eigentlich spannenden Ideen und Wendungen. Dies funktioniert sogar so gut, dass die Geschichte dann sogar zu schnell zu Ende ist.

Fans tiefgründiger, dunkler und komplexer Erzählungen kommen hier voll auf ihre Kosten. Allein für den langen Einstieg würde ich einen Stern abziehen. Damit bleiben immer noch 4/5* und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Konnte meine Erwartungen nicht erfüllen

Das Gedächtnis der Insel
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Das Gedächtnis der Insel habe ich als Empfehlung auf Twitter gefunden, angepriesen als ein Buch mit ganz besonderer Atmosphäre. Das schlichte Cover ist einladend, ein Stück weit geheimnisvoll. Das wird ...

Das Gedächtnis der Insel habe ich als Empfehlung auf Twitter gefunden, angepriesen als ein Buch mit ganz besonderer Atmosphäre. Das schlichte Cover ist einladend, ein Stück weit geheimnisvoll. Das wird vom Klappentext noch unterstrichen, der eigentlich gar keiner ist. Stattdessen heißt es:

Ich habe immer wieder beobachtet, wie Menschen die Liebe gerade dann als das Höchste empfinden, wenn die Liebenden dabei zugrunde gehen. Überleben die Liebenden, dann sind sie nicht mehr dieselben. Davon handelt mein Roman.

Worum geht es aber tatsächlich? Yann kehrt zurück in seiner Heimat, einer Insel vor Frankreich, um der Beerdigung seines Vaters beizuwohnen, der plötzlich und unter merkwürdigen Umständen verstorben ist. Dort angekommen, zieht ein Jahrhundertsturm auf. Der weckt die Erinnerungen an seine Mutter, die in einem solchen vor 30 Jahren verschollen ist. Bei den Recherchen mit der zurückgewiesenen Jugendliebe Gwenn, stehen beide vor einer Mauer des Schweigens. Und diese scheint auch mit dem Verschwinden der Mutter begründet zu sein.

Die Idee zur Geschichte ist interessant und kann tatsächlich, begünstigt durch den drohenden Sturm, mit einer besonderen Atmosphäre aufwarten. Die kontinuierliche Geheimniskrämerei der Inselbewohner stichelt einen an, mehr über die Hintergründe zu erfahren. Genauso verschroben wie die Einstellung, sind die Charaktere selbst. Das belebt die Geschichte und trägt ungemein zur Stimmung bei.

Leider enden für mich da die positiven Aspekte der Geschichte. Sprachlich und inhaltlich kippt das Buch nach der Hälfte. Es macht den Eindruck, als hätte das Lektorat ab da keine Lust mehr gehabt. Wo es in der erste Hälfte schöne sprachliche Bilder gibt, stolpert man in der Zweiten über grobe Satzkonstruktionen und permanente Wiederholungen. Das Highlight war 5x Yann auf 3 Zeilen. Darüber könnte man noch hinweg sehen, wenn es nicht noch Logikbrüche gäbe. So führt Yann ein Gespräch in der Bar mit einem der Einwohner, folgt ihm nach draußen, um den nächsten Satz wieder in der Bar zu sprechen. Davon gab es noch zwei weitere Szenen.

Für die Hauptkritik muss ich ins Detail gehen, weshalb nun ein SPOILER-Alarm folgt. Das Ende ist schlichtweg Humbug und zwar aus zwei Gründen. Zunächst einmal überflutet eine Monsterwelle die Insel und zerstört alles. Gut, die gibt es. Die Insel liegt allerdings weit vor der Küste, was sie um so seltener machen. Da die Welle weiter auf die Küste rollen würde, wäre sie dort um ein Vielfaches höher und spätestens jetzt wird aus dem Roman eine fantastische Geschichte. Die physikalischen Gegebenheiten werden also der Geschichte angepasst.

Der zweite Punkt ist die Auflösung der Geschichte. Seit 30 Jahren ist Yanns Mutter verschollen. Sie taucht auf der Insel auf, völlig unbemerkt und genau dann, wo Yann um sein Leben fürchtet und am einzigen Flecken, wo man die Welle überstehen kann. Ehrlich? Woher konnte sie wissen, dass seine Flucht ihn genau zum Leuchtturm bringt? Warum sie da ist, wird nicht einmal richtig begründet. Offensichtlich wusste sie auch, dass Yann seit ihrem Verschwinden in Paris gelebt hat. Selbst wenn sie Angst vor ihrem Ex-Mann hatte, weshalb hat sie keinen Kontakt zu ihrem Sohn gesucht? In Sicherheit und außer Reichweite des Vaters? Weshalb hat sich keiner der Wissenden je dem Jungen anvertraut, obwohl er litt? Wieso betrieb Yanns Stiefmutter solch einen enormen Aufwand alles geheim zu halten, ließ die Möglichkeiten der Beseitigung von Yann und seiner Mutter aber mehrfach ungenutzt?

Das Ende mit all den offenen Fragen, als auch die qualitativen Schwächen haben mich leider nicht überzeugt. Zudem deutet der Klappentext, der keiner ist, eine tragische Liebesgeschichte an. Dabei geht es um die Liebe eines Sohnes zu seiner Mutter. Die lese ich dort aber nicht heraus. Nehme ich all meine Argumente zusammen, kann ich für Das Gedächtnis der Insel keine Leseempfehlung aussprechen. Da die erste Hälfte durchaus ihren Reiz hat und hält, was versprochen wird, liege ich noch bei 2/5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Ein spannender Auftakt

Geheimakte / Geheimakte Labrador
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Geheimakte Labrador habe ich schon eine ganze Weile auf meiner Wunschliste. Nachdem nun die gesamte Serie mit Erscheinen des 5. Teils eine neue Gestaltung erhalten hat, konnte ich einfach nicht mehr widerstehen.

Worum ...

Geheimakte Labrador habe ich schon eine ganze Weile auf meiner Wunschliste. Nachdem nun die gesamte Serie mit Erscheinen des 5. Teils eine neue Gestaltung erhalten hat, konnte ich einfach nicht mehr widerstehen.

Worum geht es: Es geht um Max Falkenburg, der als Mitarbeiter in einem Museum unfreiwillig in die Jagd nach einer Legende hineingezogen wird. Thors Hammer. Ein schier unerbittlicher Gegner möchte dieses sagenumwobene Artefakt unbedingt und ist bereit, dafür über Leichen zu gehen.

Ich bin ein großer Freund ungeplanter Abenteuergeschichten und Schatzsuchen. Nicht habe ich viel Zeit mit den Spielen Uncharted oder Tom Raider verbracht. Besonders gut gefallen hat mir das Setting. Die Geschichte ist in den 50er Jahren angesiedelt, nicht lang nach dem 2. Weltkrieg. Ohne technischen Firlefanz ist die Schatzsuche so noch richtige Handarbeit. Gerade diese Zeit sorgt für bestimmte Überraschungsmomente, die mir gefallen haben. Ich möchte allerdings nicht zu viel verraten.

Die Charaktere haben mir gefallen. Allen voran Max und der Professor. Natürlich wird mit Klischees gespielt, aber niemals so, dass sie plump wirken. Die Dialoge sind manchmal ein wenig vorhersehbar oder von Floskeln durchsetzt, was dem Lesefluss aber keinen Abbruch verschafft. Die Jagd nach dem Hammer ist irgendwie unwirklich, mir fällt tatsächlich kein besseres Wort ein, macht die Geschichte dadurch aber liebenswert. Sie erinnert ein wenig an die James Bond Filme der damaligen Zeit, zumindest war sie das in meinem Kopf.

Geheimakte Labrador ist eine spannende, unterhaltsame und vor allem kurzweilige Geschichte. Ich kann Sie jedem Freund von Abenteuergeschichten empfehlen und freue mich bereits auf die Fortsetzung der Serie.