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Veröffentlicht am 14.12.2022

Verschachtelte Hommage an irischen Whiskey und die Literatur der Grünen Insel

Ein Schuss Whiskey
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Nun also der Whiskey, und nicht irgendein Whiskey sondern der irische, denn:

1297 - Robert Savage of Bushmills kredenzt seinen Truppen >> a mighty draught of uisce beatha

Nun also der Whiskey, und nicht irgendein Whiskey sondern der irische, denn:

1297 - Robert Savage of Bushmills kredenzt seinen Truppen >> a mighty draught of uisce beatha<<, um die Kampfmoral zu heben. Die erste schriftliche Erwähnung von Whiskey - in Irland!"
Carsten Sebastian Henn hat seine schreibende Tätigkeit als Weinjournalist begonnen. Und er möchte sein Wissen teilen. Dies ist ihm bereits mit der kulinarisch-vinophilen Serie um den Spitzenkoch und Hobbydetektiv Julius Eichendorff hervorragend gelungen. Henn hat dabei ein ganz eigenen Stil entwickelt, der sich nicht an die üblichen Grenzen der Realität hält, und zum Teil bizarre, aber immer wieder unterhaltsame Geschichten zu Papier gebracht, an deren Ende ein nicht ganz ernstzunehmender Kriminalfall gelöst, vor allem aber die Leserschaft wieder sehr viel über Weinbau und Kulinarik gelernt hat.

In dieser Tradition steht nun auch die Trilogie um das Hochprozentige, Nach "Der Gin des Lebens" und "Rum oder Ehre" wird dieses Projekt nun abgeschlossen durch "Ein Schuss Whiskey". Wir begleiten den jungen Krimiautor Janus Rosner auf einer skurrilen Mörderjagd durch Dublin. Dabei begegnen wir der irischen Literatur, der irischen Mentalität und natürlich dem irischen Whiskey. Dass der fast eine größere Rolle spielt als der eigentliche Fall muss man mögen. Die Handlung ist verschachtelt und ich gebe zu: es hat etwas gedauert, bis ich mit dem Buch warm geworden bin. Augenzwinkernd könnte man meinen, dass das Buch ein bisschen unleserlich sein möchte wie die Ulysses von James Joyce. Kleine Parallelen tauchen immer wieder auf zur großen Literatur. Ein wenig Böll, der darf ja nicht fehlen, wenn es um Irland geht. Und natürlich der großartige Beckett. Ein wenig Wissen um die irische Literatur kann nicht schaden, wenn man das Buch verkosten möchte.

Fazit: Ich habe mich gut amüsiert, viel über den irischen Whiskey gelernt, und mich gedanklich auf eine kleine Irlandreise begeben.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Mörderische Spannung im Sauerland

Katz und Mord
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Bereits 2017 erschien mit “Katz und Mord” der erste Sauerland-Krimi um Hauptkommissarin Anne Kirsch. Damals der Debütroman der Autorin Mareike Albracht, gibt es mittlerweile drei Folgebände, die (leider) ...

Bereits 2017 erschien mit “Katz und Mord” der erste Sauerland-Krimi um Hauptkommissarin Anne Kirsch. Damals der Debütroman der Autorin Mareike Albracht, gibt es mittlerweile drei Folgebände, die (leider) 2022 allesamt neue Cover erhalten haben. Zumindest für den ersten Band fand ich das ursprüngliche Cover absolut gelungen und passend zum Inhalt.

Doch worum geht es? Im sauerländischen Örtchen Bontkirchen an der Grenze zwischen NRW und Hessen gibt es kurz hintereinander zwei Todesfälle. Zuerst stirbt eine alte Dame an einer Pilzvergiftung, dann wird ein unbeliebter Junggeselle erschossen. Während der Dortmunder Kommissar Thorsten Seidel mit Unterstützung des jungen Briloner Kollegen Anton Hellmann ganz offiziell ermittelt, begibt sich seine Kollegin Anne Kirsch ganz eigenmächtig nach Bontkirchen. Sie mietet sich vor Ort in eine Pension ein, um fern der Großstadt den Trennungsschmerz einer frisch zerbrochenen Liebe zu überwinden und dabei undercover zu ermitteln. Verwicklungen sind dabei vorprogrammiert.

Mareike Albracht beschreibt kundig das Sauerland und seine Bewohner mit all ihren Eigenarten - den herben Charakter, die Nachbarn, die sich sehr für das Privatleben ihrer Mitmenschen interessieren, eine gewisse Konfliktfreudigkeit, aber auch das Gesellige, Schützenfest, Kirmes, Jagdgenossen und Canasterclub, sowie eine orientierungslose Jugend, die dem Rausch ebensowenig abgeneigt ist, wie die älteren Semester. Die Grenze zum Klischee ist da, aber wer einmal im Sauerland gefeiert hat, weiß um die Realität. Landschaft und Personen werden gut beschrieben, der Stil ist eingängig und lebendig.

Insgesamt hat mir dieser Krimi sehr gut gefallen und mich neugierig auf die Folgebände gemacht. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und die Spannung war durchweg gegeben. Einen kleinen Abzug muss ich aber aufgrund der zeitlichen Sprünge machen, die leicht für Verwirrung sorgen, und aufgrund eines kleinen inhaltlichen Fehlers. Dennoch vergebe ich gerne 4 Sterne für diesen schönen Regionalkrimi.

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