Actionthriller im Eis der Antarktis
Der RissEin Antarktis-Thriller - Ausgangsort der Handlung ist die deutsche Polarforschungsstation Neymayer III. Hierhin begibt sich die Vulkanologin Antonia Rauwolf, um ihren verschollenen Kollegen Pietro Malatesta ...
Ein Antarktis-Thriller - Ausgangsort der Handlung ist die deutsche Polarforschungsstation Neymayer III. Hierhin begibt sich die Vulkanologin Antonia Rauwolf, um ihren verschollenen Kollegen Pietro Malatesta zu ersetzen. Die Zeit drängt, denn sie soll vor dem Einbruch des antarktischen Winters erforschen, wie aktiv die neu entdeckten Vulkane sind und welche - unter Umständen - globale Gefahr von Ihnen ausgeht. Doch Antonia verfolgt ihr eigenes Ziel. Sie will ihren mit Malatesta ebenfalls verschollenen Bruder Emilio finden und retten. Schnell wird klar, dass es sich bei dem Verschwinden der beiden nicht um einen tragischen Unfall gehandelt hat, sondern dass skrupellose Kriminelle am Werk sind.
Autor des Buches ist ein deutscher Schriftsteller und Wissenschaftsjournalist, der mit "Der Riss” unter dem Pseudonym Thilo Winter im Genre der Thriller debütiert.
Meine Erwartungshaltung an das Buch war hoch, denn die Antarktis mit ihrer wundervollen und einmaligen Landschaft und eine Polarstation mit einer interdisziplinären Besatzung ließen mich auf einen realitätsnahen und dennoch spannenden Roman hoffen. Leider wurde diese Hoffnung sehr schnell enttäuscht.
So hält sich der Autor nicht lange mit Naturbeschreibungen auf. Die Antarktis ist im Wesentlichen nur eine Kulisse, in der es kalt und lebensbedrohlich zugeht. Man merkt dem Buch durchaus an, dass Thilo Winter sich mit der Antarktis auseinandergesetzt und zu diesem Setting recherchiert hat. An manchen Stellen überfrachtet er das Buch geradezu mit all seinen Erkenntnissen: die neuere Geschichte der Antarktis, die Geologie, die Bedeutung des arktischen Eisschildes für die Weltbevölkerung, die Rohstoffvorkommen, der moderne Tourismus - all das wird thematisch angerissen und miteinander verwoben. Aber Winter bleibt dabei immer an der Oberfläche, kein Thema wird tiefgehender thematisiert. Für einen Wissenschaftsthriller - denn als solcher wird der Roman durch den Verlag beworben - ist mir das nicht genug. Zudem wird im Verlauf der Geschichte weder geforscht noch benehmen sich die Protagonisten so, wie man es im Kontext einer Polarstation erwarten würde.
Thilo Winter schafft es aus meiner Sicht nicht, überzeugende Charaktere zu erschaffen, mit denen ich hätte mitfiebern können. Antonia Rauwolf als Hauptperson der Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür. Sie agiert von Anfang an wie eine einsame Actionheldin, teilt verbal aus, noch bevor jemand die Möglichkeit hat, ihr die Hand zu reichen und liefert sich nervtötende verbale Schlachten anstelle von zielführenden Dialogen. Keine der Figuren reflektiert das eigene Handeln, niemand entwickelt sich. Dadurch ist einiges im Handlungsablauf vorhersehbar. Der Schreibstil ist schnell und für meinen Geschmack zu hektisch. Häufige Perspektivwechsel und immer dramatischere Entwicklungen lassen den Lesenden wenig Spielraum für eigene Vermutungen. Aus dem Wissenschaftsthriller wird zunehmend ein Actionthriller mit Elementen aus SciFi und Fantasy.
Fazit: “Der Riss” ist ein Buch, das alles zugleich sein möchte und mich dadurch sehr enttäuscht hat.