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Veröffentlicht am 15.09.2016

Unfassbar gut!

Der Schwur der Wölfe
0

Der Schwur der Wölfe (1)

Autor: Dorothy Hearst
Genre: Abenteuer, Jugendbuch, Fantasy
Erschienen: 25.06.2015
Seiten: 432
Einband: Paperback
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2226-2
Preis: 14,99€ [D] | 15.50€ ...

Der Schwur der Wölfe (1)

Autor: Dorothy Hearst
Genre: Abenteuer, Jugendbuch, Fantasy
Erschienen: 25.06.2015
Seiten: 432
Einband: Paperback
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2226-2
Preis: 14,99€ [D] | 15.50€ [A]

Rating: ♥♥♥♥♥


Inhalt

"Vor 14.000 Jahren begann die Legende der Wölfe mit einem bedeutsamen Schwur: Wir werden uns nie mit den Menschen einlassen. Und wir werden nie einen Menschen grundlos töten. Dieser Schwur bestimmt das Leben der Wölfe des Großen Tals. Bis eine junge Wölfin die Lüge, die sich hinter diesem Schwur verbirgt, entlarvt. Eine Lüge, die ihren eigenen Tod und die Zerstörung all dessen, was sie liebt, bedeuten könnte. Als die junge Wölfin Kaala unten am Fluss das kleine Mädchen TaLi vor dem Ertrinken rettet, sich mit ihr anfreundet, heimlich mit ihr zu jagen und zu spielen beginnt, riskiert sie, aus dem Rudel ausgeschlossen und aus dem Weiten Tal vertrieben zu werden. Aber auf unerklärliche Weise fühlt sich Kaala zu den Menschen hingezogen und als sie schließlich erfährt, dass sie der letzte noch lebende Wolf ist, der dazu berufen ist, die Verbindung der Menschen zur Natur zu bewahren, muss sie sich ihrer Aufgabe stellen. Und schon bald droht ein Krieg zwischen den Wölfen und den Menschen, der sie vor eine große Entscheidung stellt …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥♥

Ich kann bei diesem Cover eigentlich gar nichts anderes sagen als: Wow. Schon damals, als dieses Buch in seiner ersten Auflage als "Das Versprechen der Wölfe" erschien, war ich von dem Cover hin und weg (siehe ganz unten), doch diese Version hat sich nochmal doppelt übertroffen. Die tiefblaue, verträumte Farbgebung des Waldes im Hintergrund, der edle Rahmen, der das Bild von Wolf und Mensch und den Titel umschließt. Letzterer ist in seiner Größe sehr dominant, der eigentliche Blickfang bleibt trotzdem die Abbildung darüber, was für eine wohlüberlegte und sehr gelungene Komposition spricht. Es gibt eine Vorstellung davon, wie Kaala und TaLi gemeinsam durch den Wald rennen, ohne der eigenen Fantasie den Zündstoff zu nehmen, wie es ein Fotocover an dieser Stelle wohl getan hätte. Alles in allem habe ich an der Gestaltung absolut keinen Fehler gefunden - das Buch ist eins der schönsten in meiner Sammlung!


Charaktere ♥♥♥♥

Kaala: Vom schwächlichen Winzjunges zur willensstarken Jungwölfin begleiten wir Kaala im ersten Band Der Schwur der Wölfe - und dabei bereitet sie uns mehr als einmal gehöriges Herzflattern. Es ist wahnsinnig spannend, dabei sein zu dürfen, wie sie heranwächst, lernt, sich in ihrem Rudel zu behaupten (oder eben nicht) und wie sie sich mit ihrer Sturheit mehrfach in scheinbar unlösbare Konflikte manövriert. Sie ist eine starke, unabhängige Jugendbuch-Heldin mit einem großen Herzen, sehr viel Mut und diesem Hauch von Lebensmüdigkeit, der spannende Geschichten erst so richtig spannend macht. Doch sind es erst ihre Fehler, die sie erst so richtig interessant machen: Sie spürt Neid und Eifersucht, beweist aber trotzdem die nötige Stärke, darüberzustehen, sie setzt ihren Willen durch, ganz gleich wie ihre Rudelmitglieder und vor allem der Leser ihre Entscheidungen bewerten, sie ist übermütig und überschätzt sich manchmal selbst, war ihr nicht immer weiterhilft. Ich war nicht immer mit ihren Taten einverstanden, sie war mir dabei aber niemals unsympathisch - im Gegenteil. Sie fühlt sich an wie ein eigenständiges Wesen, ein naives, unerfahrenes Mädchen, das alle Emotionen in sich trägt, die auch zu einem Menschen gehört, und mit Genuss Fehler macht, die der jugendliche Leichtsinn eben mit sich bringt. Ich liebe Kaala und ich kann es kaum erwarten, mich in den nächsten Band zu stürzen, um zu erfahren, was das Schicksal für sie noch so bereit hält.

Azzuen: Kaalas Wunschbruder Azzuen wirkt in der ersten Hälfte des Buches relativ unscheinbar. Recht früh beschließt er, Kaala zu folgen und zu vertrauen, ganz gleich, was sie tut oder wohin sie geht. Dass er sich dadurch selbst in Gefahr bringen könnte, kommt ihm dabei natürlich nicht in den Sinn - oder es ist ihm nicht wichtig. Dadurch wirkt er stets ein bisschen zu flach und zu schwächlich, um wirklich eine große Rolle in Kaalas Abenteuer zu spielen. Aber wie wir wissen, sind stille Wasser tief, und so entpuppt sich Azzuens Entwicklung für mich eigentlich als die größte Überraschung. Von allen Charakteren macht er die größte Wandlung durch und hat das gleichermaßen größte Potential, in den kommenden Bänden über sich herauszuwachsen. Er beweist auf jeden Fall das nötige Rückgrat dazu und wächst dem Leser mindestens genauso sehr ans Herz wie Kaala.

Ruuqo: Für den Leitwolf der Wölfe vom Schnellen Fluss empfinde ich eine leidenschaftliche Hassliebe, wie ich sie nur selten erleben durfte. Einerseits verabscheue ich ihn für seine Taten, die meisten seiner Entscheidungen und vor allem für seine Einstellung Kaala und ihren Freunden gegenüber. Mit seiner sturen, dominanten Art wirft er der Jungwölfin immer wieder scheinbar unüberwindbare Stolpersteine in den Weg und macht keinen Hehl daraus, dass er sie verabscheut. Gleichzeitig kann ich seine Entscheidungen auch sehr gut nachvollziehen, weil der Leser nur selten im Unklaren darüber gelassen wird, wie sie zustande kommen. Auf seinen Schultern lastet die Verantwortung für ein ganzes Rudel, und sein einziges Ziel ist es, sie vor allem Unheil zu schützen. Schwache, kopflose Wölfe kann er in seiner Nähe nicht gebrauchen, wenn es um das pure Überleben geht. So gesehen konnte ich für Ruuqo niemals Abneigung empfinden, im Gegenteil, so gemein er auch sein kann, irgendwie hatte ich immer das Gefühl, in zu verstehen und für seine tragische Rolle des Buhmanns gerade ganz besonders gern zu haben. Er hat es nicht leicht - ich bin gespannt, wie sein Charakter sich in den kommenden Bänden weiterentwickelt.

Tlitoo: Was wäre eine heldenhafte Wölfin ohne ihren herrlichen Sidekick? Die junge Krähe Tlitoo war für mich ein unverkennbares Highlight in Der Schwur der Wölfe. Er ist unglaublich intelligent, dafür aber auch umso aufdringlicher! Ausgestattet mit ein paar gerissenen Ideen, einem spitzen Schnabel und Flügeln, die ihn immer aus der Schusslinie manövrieren, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, Kaala auf ihrem Weg zu begleiten und ihr dabei gehörig auf die Nerven zu gehen. Er steht ihr immer dann bei, wenn sie es am dringendsten braucht, beschert ihr ansonsten aber lieber die ein oder andere Schwierigkeit, um sich über sie lustig zu machen. Ein herrliches Detail der Krähen, wie sie in Dorothy Hearts Trilogie dargestellt sind, ist ihr ständiger Drang, sich in kurzen, frechen Haikus auszudrücken, wann immer ihm der Sinn danach steht. Zwar beherrscht er auch die normale Sprache mit geradlinigen Sätzen, wie sie den Wölfen und Menschen auch zueigen ist, doch nutzt er die Poesie viel lieber, um seinen Gegenüber entweder sehr geschickt zu beleidigen oder ihn rätselhaft in die Irre zu leiten. Seine scheinbar desinteressierte, schelmische Art war herrlich und lockerte die oftmals eher ernsthafte Atmosphäre des Romans auf angenehme Weise auf. Toller Charakter!


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Dorothy Hearst hat einen ruhigen und spannenden Schreibstil, der trotz der mystischen Elemente in der Handlung überraschend down-to-earth geblieben ist. Man fühlt sich von der geschickten Komposition zwischen realistischem Tierreich und fantastischem Zusammenspiel der einzelnen Parteien so eingenommen, dass man immer wieder vollkommen in die Geschichte abtaucht ohne es zu merken. Weite Graslandschaften, dunkle und helle Wälder, Mondnächte, so klar, als könnte man sie greifen - das Ganze entfaltet seine ganz eigene Magie, die von der realitätsgetreuen Darstellung wölfischen Sozialverhaltens gepaart mit eher menschlich gehaltenen Charaktereigenschaften der Tiere nur noch verstärkt wird. Hearst selbst ist auf dem Gebiet der Wölfe eine Expertin, wie sie im Buche steht, denn sie hat ihr Verhalten viele Jahre lang studiert - diese Erfahrungen spiegeln sich in ihrem Roman so wunderbar wieder, dass man nicht nur das Gefühl hat, in eine fantasievolle Welt abzutauchen, sondern gleichzeitig auch etwas über die faszinierenden Tiere zu lernen, die sie bevölkern. Wie bringen Wölfe ihre Jungen durch? Wie funktioniert das Rang-System? Wie jagen Wölfe? Welche Funktion erfüllen die einzelnen Tiere in einem Rudel? Realtität trifft Fantasie auf allerhöchstem Niveau!


Handlung ♥♥♥♥♥

Auch nach dem zweiten Lesen empfand ich die Geschichte, die Der Schwur der Wölfe erzählt, von Anfang bis Ende unfassbar spannend! Wir werden nicht nur mit einem hilflosen, neuen Leben konfrontiert, das seinen Weg finden muss, zu überleben, sondern erfahren am Rande auch, dass dieses kleine Leben entweder zu großem Glück oder zu großem Unheil verdammt ist. Natürlich beobachtet man da jeden seiner Schritte umso genauer, fürchtet um es, fühlt mit ihm, wünscht ihm Stärke, Kraft und Gerechtigkeit, doch schnell muss man einsehen, dass die Wildnis gnadenlos ist. Kaala führt uns auf eine unvergessliche Reise, tut Verbotenes, tut Richtiges, tut Falsches und bringt damit nicht nur ihr eigenes Schicksal ins Rollen, sondern auch das ihrer Freunde und Gefährten um sich herum. Auf jeder neuen Seite findet sie sich mit einer neuen Herausforderung konfrontiert, sei es, weil es auf natürlichem Wege, wie die erste große Wanderung, oder von außen verursacht, wie durch Missgunst eines ihrer Rivalen. Das Buch endet in einer gefühlt gewaltigen Entladung all dieser Konflikte, zwischen Loyalität und Liebe, zwischen Heimat und Sehnsucht, zwischen Mensch und Wolf. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, auch wenn ich es manchmal gerne getan hätte, einfach, um mich den unangenehmen moralisch-ethischen Problemstellungen zu entziehen, die mich das ein oder andere Mal auf eine harte Probe gestellt haben.


Gesamtwertung ♥♥♥♥♥

Als ich vor einigen Jahren das erste Mal auf dieses Buch gestoßen bin, habe ich noch nicht geahnt, welch großer Schatz mir da in die Hände geraten ist. Dieses Buch hat alles, was ein gutes Jugendbuch haben muss: Eine mutige, aber nicht unfehlbare Heldin, ein spannendes Abenteuer, ein Konflikt, der Hauptfigur und Leser gleichermaßen vor die Wahl seiner ethischen und moralischen Grundsätze stellt, tolle Charaktere, und nicht zu vergessen: Der Traum eines jeden Kindes, die Welt einmal aus den Augen eines Tieres zu sehen. Das alles mach Der Schwur der Wölfe zu einem tollen Buch für Jugendliche und Erwachsene, die auf der Suche nach neuen Ideen und großen Abenteuern ihren eigenen Träumen hinterherjagen.


Spannung
♥♥♥♥♥
Romantik

Humor
♥♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unfassbar gut!

Der Schwur der Wölfe
0

Der Schwur der Wölfe (1)

Autor: Dorothy Hearst
Genre: Abenteuer, Jugendbuch, Fantasy
Erschienen: 25.06.2015
Seiten: 432
Einband: Paperback
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2226-2
Preis: 14,99€ [D] | 15.50€ ...

Der Schwur der Wölfe (1)

Autor: Dorothy Hearst
Genre: Abenteuer, Jugendbuch, Fantasy
Erschienen: 25.06.2015
Seiten: 432
Einband: Paperback
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2226-2
Preis: 14,99€ [D] | 15.50€ [A]

Rating: ♥♥♥♥♥


Inhalt

"Vor 14.000 Jahren begann die Legende der Wölfe mit einem bedeutsamen Schwur: Wir werden uns nie mit den Menschen einlassen. Und wir werden nie einen Menschen grundlos töten. Dieser Schwur bestimmt das Leben der Wölfe des Großen Tals. Bis eine junge Wölfin die Lüge, die sich hinter diesem Schwur verbirgt, entlarvt. Eine Lüge, die ihren eigenen Tod und die Zerstörung all dessen, was sie liebt, bedeuten könnte. Als die junge Wölfin Kaala unten am Fluss das kleine Mädchen TaLi vor dem Ertrinken rettet, sich mit ihr anfreundet, heimlich mit ihr zu jagen und zu spielen beginnt, riskiert sie, aus dem Rudel ausgeschlossen und aus dem Weiten Tal vertrieben zu werden. Aber auf unerklärliche Weise fühlt sich Kaala zu den Menschen hingezogen und als sie schließlich erfährt, dass sie der letzte noch lebende Wolf ist, der dazu berufen ist, die Verbindung der Menschen zur Natur zu bewahren, muss sie sich ihrer Aufgabe stellen. Und schon bald droht ein Krieg zwischen den Wölfen und den Menschen, der sie vor eine große Entscheidung stellt …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥♥

Ich kann bei diesem Cover eigentlich gar nichts anderes sagen als: Wow. Schon damals, als dieses Buch in seiner ersten Auflage als "Das Versprechen der Wölfe" erschien, war ich von dem Cover hin und weg (siehe ganz unten), doch diese Version hat sich nochmal doppelt übertroffen. Die tiefblaue, verträumte Farbgebung des Waldes im Hintergrund, der edle Rahmen, der das Bild von Wolf und Mensch und den Titel umschließt. Letzterer ist in seiner Größe sehr dominant, der eigentliche Blickfang bleibt trotzdem die Abbildung darüber, was für eine wohlüberlegte und sehr gelungene Komposition spricht. Es gibt eine Vorstellung davon, wie Kaala und TaLi gemeinsam durch den Wald rennen, ohne der eigenen Fantasie den Zündstoff zu nehmen, wie es ein Fotocover an dieser Stelle wohl getan hätte. Alles in allem habe ich an der Gestaltung absolut keinen Fehler gefunden - das Buch ist eins der schönsten in meiner Sammlung!


Charaktere ♥♥♥♥

Kaala: Vom schwächlichen Winzjunges zur willensstarken Jungwölfin begleiten wir Kaala im ersten Band Der Schwur der Wölfe - und dabei bereitet sie uns mehr als einmal gehöriges Herzflattern. Es ist wahnsinnig spannend, dabei sein zu dürfen, wie sie heranwächst, lernt, sich in ihrem Rudel zu behaupten (oder eben nicht) und wie sie sich mit ihrer Sturheit mehrfach in scheinbar unlösbare Konflikte manövriert. Sie ist eine starke, unabhängige Jugendbuch-Heldin mit einem großen Herzen, sehr viel Mut und diesem Hauch von Lebensmüdigkeit, der spannende Geschichten erst so richtig spannend macht. Doch sind es erst ihre Fehler, die sie erst so richtig interessant machen: Sie spürt Neid und Eifersucht, beweist aber trotzdem die nötige Stärke, darüberzustehen, sie setzt ihren Willen durch, ganz gleich wie ihre Rudelmitglieder und vor allem der Leser ihre Entscheidungen bewerten, sie ist übermütig und überschätzt sich manchmal selbst, war ihr nicht immer weiterhilft. Ich war nicht immer mit ihren Taten einverstanden, sie war mir dabei aber niemals unsympathisch - im Gegenteil. Sie fühlt sich an wie ein eigenständiges Wesen, ein naives, unerfahrenes Mädchen, das alle Emotionen in sich trägt, die auch zu einem Menschen gehört, und mit Genuss Fehler macht, die der jugendliche Leichtsinn eben mit sich bringt. Ich liebe Kaala und ich kann es kaum erwarten, mich in den nächsten Band zu stürzen, um zu erfahren, was das Schicksal für sie noch so bereit hält.

Azzuen: Kaalas Wunschbruder Azzuen wirkt in der ersten Hälfte des Buches relativ unscheinbar. Recht früh beschließt er, Kaala zu folgen und zu vertrauen, ganz gleich, was sie tut oder wohin sie geht. Dass er sich dadurch selbst in Gefahr bringen könnte, kommt ihm dabei natürlich nicht in den Sinn - oder es ist ihm nicht wichtig. Dadurch wirkt er stets ein bisschen zu flach und zu schwächlich, um wirklich eine große Rolle in Kaalas Abenteuer zu spielen. Aber wie wir wissen, sind stille Wasser tief, und so entpuppt sich Azzuens Entwicklung für mich eigentlich als die größte Überraschung. Von allen Charakteren macht er die größte Wandlung durch und hat das gleichermaßen größte Potential, in den kommenden Bänden über sich herauszuwachsen. Er beweist auf jeden Fall das nötige Rückgrat dazu und wächst dem Leser mindestens genauso sehr ans Herz wie Kaala.

Ruuqo: Für den Leitwolf der Wölfe vom Schnellen Fluss empfinde ich eine leidenschaftliche Hassliebe, wie ich sie nur selten erleben durfte. Einerseits verabscheue ich ihn für seine Taten, die meisten seiner Entscheidungen und vor allem für seine Einstellung Kaala und ihren Freunden gegenüber. Mit seiner sturen, dominanten Art wirft er der Jungwölfin immer wieder scheinbar unüberwindbare Stolpersteine in den Weg und macht keinen Hehl daraus, dass er sie verabscheut. Gleichzeitig kann ich seine Entscheidungen auch sehr gut nachvollziehen, weil der Leser nur selten im Unklaren darüber gelassen wird, wie sie zustande kommen. Auf seinen Schultern lastet die Verantwortung für ein ganzes Rudel, und sein einziges Ziel ist es, sie vor allem Unheil zu schützen. Schwache, kopflose Wölfe kann er in seiner Nähe nicht gebrauchen, wenn es um das pure Überleben geht. So gesehen konnte ich für Ruuqo niemals Abneigung empfinden, im Gegenteil, so gemein er auch sein kann, irgendwie hatte ich immer das Gefühl, in zu verstehen und für seine tragische Rolle des Buhmanns gerade ganz besonders gern zu haben. Er hat es nicht leicht - ich bin gespannt, wie sein Charakter sich in den kommenden Bänden weiterentwickelt.

Tlitoo: Was wäre eine heldenhafte Wölfin ohne ihren herrlichen Sidekick? Die junge Krähe Tlitoo war für mich ein unverkennbares Highlight in Der Schwur der Wölfe. Er ist unglaublich intelligent, dafür aber auch umso aufdringlicher! Ausgestattet mit ein paar gerissenen Ideen, einem spitzen Schnabel und Flügeln, die ihn immer aus der Schusslinie manövrieren, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, Kaala auf ihrem Weg zu begleiten und ihr dabei gehörig auf die Nerven zu gehen. Er steht ihr immer dann bei, wenn sie es am dringendsten braucht, beschert ihr ansonsten aber lieber die ein oder andere Schwierigkeit, um sich über sie lustig zu machen. Ein herrliches Detail der Krähen, wie sie in Dorothy Hearts Trilogie dargestellt sind, ist ihr ständiger Drang, sich in kurzen, frechen Haikus auszudrücken, wann immer ihm der Sinn danach steht. Zwar beherrscht er auch die normale Sprache mit geradlinigen Sätzen, wie sie den Wölfen und Menschen auch zueigen ist, doch nutzt er die Poesie viel lieber, um seinen Gegenüber entweder sehr geschickt zu beleidigen oder ihn rätselhaft in die Irre zu leiten. Seine scheinbar desinteressierte, schelmische Art war herrlich und lockerte die oftmals eher ernsthafte Atmosphäre des Romans auf angenehme Weise auf. Toller Charakter!


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Dorothy Hearst hat einen ruhigen und spannenden Schreibstil, der trotz der mystischen Elemente in der Handlung überraschend down-to-earth geblieben ist. Man fühlt sich von der geschickten Komposition zwischen realistischem Tierreich und fantastischem Zusammenspiel der einzelnen Parteien so eingenommen, dass man immer wieder vollkommen in die Geschichte abtaucht ohne es zu merken. Weite Graslandschaften, dunkle und helle Wälder, Mondnächte, so klar, als könnte man sie greifen - das Ganze entfaltet seine ganz eigene Magie, die von der realitätsgetreuen Darstellung wölfischen Sozialverhaltens gepaart mit eher menschlich gehaltenen Charaktereigenschaften der Tiere nur noch verstärkt wird. Hearst selbst ist auf dem Gebiet der Wölfe eine Expertin, wie sie im Buche steht, denn sie hat ihr Verhalten viele Jahre lang studiert - diese Erfahrungen spiegeln sich in ihrem Roman so wunderbar wieder, dass man nicht nur das Gefühl hat, in eine fantasievolle Welt abzutauchen, sondern gleichzeitig auch etwas über die faszinierenden Tiere zu lernen, die sie bevölkern. Wie bringen Wölfe ihre Jungen durch? Wie funktioniert das Rang-System? Wie jagen Wölfe? Welche Funktion erfüllen die einzelnen Tiere in einem Rudel? Realtität trifft Fantasie auf allerhöchstem Niveau!


Handlung ♥♥♥♥♥

Auch nach dem zweiten Lesen empfand ich die Geschichte, die Der Schwur der Wölfe erzählt, von Anfang bis Ende unfassbar spannend! Wir werden nicht nur mit einem hilflosen, neuen Leben konfrontiert, das seinen Weg finden muss, zu überleben, sondern erfahren am Rande auch, dass dieses kleine Leben entweder zu großem Glück oder zu großem Unheil verdammt ist. Natürlich beobachtet man da jeden seiner Schritte umso genauer, fürchtet um es, fühlt mit ihm, wünscht ihm Stärke, Kraft und Gerechtigkeit, doch schnell muss man einsehen, dass die Wildnis gnadenlos ist. Kaala führt uns auf eine unvergessliche Reise, tut Verbotenes, tut Richtiges, tut Falsches und bringt damit nicht nur ihr eigenes Schicksal ins Rollen, sondern auch das ihrer Freunde und Gefährten um sich herum. Auf jeder neuen Seite findet sie sich mit einer neuen Herausforderung konfrontiert, sei es, weil es auf natürlichem Wege, wie die erste große Wanderung, oder von außen verursacht, wie durch Missgunst eines ihrer Rivalen. Das Buch endet in einer gefühlt gewaltigen Entladung all dieser Konflikte, zwischen Loyalität und Liebe, zwischen Heimat und Sehnsucht, zwischen Mensch und Wolf. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, auch wenn ich es manchmal gerne getan hätte, einfach, um mich den unangenehmen moralisch-ethischen Problemstellungen zu entziehen, die mich das ein oder andere Mal auf eine harte Probe gestellt haben.


Gesamtwertung ♥♥♥♥♥

Als ich vor einigen Jahren das erste Mal auf dieses Buch gestoßen bin, habe ich noch nicht geahnt, welch großer Schatz mir da in die Hände geraten ist. Dieses Buch hat alles, was ein gutes Jugendbuch haben muss: Eine mutige, aber nicht unfehlbare Heldin, ein spannendes Abenteuer, ein Konflikt, der Hauptfigur und Leser gleichermaßen vor die Wahl seiner ethischen und moralischen Grundsätze stellt, tolle Charaktere, und nicht zu vergessen: Der Traum eines jeden Kindes, die Welt einmal aus den Augen eines Tieres zu sehen. Das alles mach Der Schwur der Wölfe zu einem tollen Buch für Jugendliche und Erwachsene, die auf der Suche nach neuen Ideen und großen Abenteuern ihren eigenen Träumen hinterherjagen.


Spannung
♥♥♥♥♥
Romantik

Humor
♥♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Extended - besser als vorher!

Der Wanderer: Prologband
0

Der Wanderer - Die Schamanin (Extended)

Autor: Dominique Stalder
Genre: Darkfantasy
Freigabe: keine
Erschienen: 20.03.2016
Seiten: 340
Einband: eBook
Verlag: SadWolf Verlag
ISBN: 978-3946446088
Preis: ...

Der Wanderer - Die Schamanin (Extended)

Autor: Dominique Stalder
Genre: Darkfantasy
Freigabe: keine
Erschienen: 20.03.2016
Seiten: 340
Einband: eBook
Verlag: SadWolf Verlag
ISBN: 978-3946446088
Preis: 5,49€ [eBook] / 14,99€ [Print]

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Bist Du schon mal geheimnisvollen Spuren gefolgt oder hast Dich auf eine Reise zu Deinem eigenen Ich gemacht? Als der Wanderer nackt und erinnerungslos am Strand erwacht, ahnt er noch nichts von der Reise, die vor ihm liegt. Unter der ewigen grauen Wolkendecke streift er durch das Land, welches unter den Fehden der ansässigen Fürsten leidet, auf der Suche nach sich selbst und seinem Schicksal. Die Schamanin Drakatia nimmt sich seiner an und lehrt ihm die Wege der Magie. Doch die Magd Myrael sieht schreckliche Dinge auf sie zukommen und als schwarze Reiter auftauchen, scheinen sich ihre Visionen zu bestätigen. Was haben die Reiter mit der Ankündigung Drakatias zu tun, in Kürze ein wichtiges Ritual zu vollziehen? Und wer schickt sie? Die Zeit rennt und dem Wanderer bleibt nicht viel Zeit die Wahrheit zu ergründen. Die neue überarbeitete Extended-Version »Die Schamanin« bildet nicht nur den Prolog einer umfangreichen Saga, sondern stellt auch gleichzeitig die Geburt des Wanderers dar. In fesselnder Weise erfahren wir, wie seine Reise beginnt und was den einsamen Held der Geschichte antreibt. Die kalte, nasse Welt des Wanderers, wartet also nur darauf von seinen Lesern erkundet zu werden und bietet den düsteren Auftakt eines langen Abenteuers." - Quelle: Amazon


Cover ♥♥♥♥

Da sich das Cover im Vergleich zur vorherigen Version nicht geändert hat, kann sich meine Meinung hier nicht großartig ändern. Auch nach mehrerem Betrachten finde ich die Farben unscheinbar aber gelungen in ihrer Komposition. Es sticht nicht sonderlich hervor, beweist dafür eine gewisse Bescheidenheit und die dunkel gehaltene Farbgebung signalisieren jedem interessierten Leser sofort Thema und Inhalt: Es ist Darkfantasy, ganz klar. Die Figuren sind sehr gut getroffen, besonders der Wanderer und die Schamanin sind wunderbar dargestellt: Drakatia strahlt eine Ruhe, Stärke und trotz ihrer sitzenden Haltung irgendwie auch Überlegenheit und Autorität aus, während der Wanderer sich eher in ihrem Hintergrund hält. Düster, hager und mit einem Vollbart trifft er meine Vorstellungen eigentlich auf den Punkt. Nur an der Dame links habe ich etwas zu bemängeln: Myrael sieht zu wenig zart und filigran aus, ihr Oberteil lässt sie aufgeplustert aussehen und ihre ganze Gestalt ist weniger detailliert geraten als der Rest. Trotzdem ein sehr schönes Cover, das ich immer wieder gerne betrachte.


Charaktere ♥♥♥♥

Haric: Der Wanderer, wie er zum Schluss des Prologs häufiger genannt wird, hat im Vergleich zur vorherigen Version eine angenehme Eigenschaft hinzugewonnen: Er entwickelt sich! Nicht, wie ein Pokémon, sondern eher wie ein runder Charakter nach Vorstellungen der Literaturwissenschaft. Während er zu Beginn ein unbeschriebenes Blatt in den Weiten einer düsteren, windigen und grausamen Welt umherwandelt, sich wie ein Feigling vor der Gefahr versteckt (Ja, Haric. Ich kann und werde dir nicht verzeihen, dass du nicht eingegriffen hast!), entwickelt er sich unter den Fittichen seiner Brotgeberin Drakatia zu einem starken Mann, der ihr zwar vertraut, aber nicht vor ihr kuscht, sondern sie eher so auf Augenhöhe betrachtet, wie eine gute Freundin. Er fühlt sich nicht mehr an wie die Fahne im Wind, sondern hat einen aufrechten Willen und beweist an mehreren Stellen sein Rückgrat. Besonders leiden konnte ich ihn deswegen allerdings nicht, was nicht unbedingt seine Schuld ist. Er ist auch kein Charakter, den man vergöttern soll, er ist eigenständig, individuell und obwohl ich nicht alles gut fand, was er tut oder sagt, wünsche ich ihm, dass er das, was er verloren hat, bald wiederfindet!

Drakatia: Die titelgebende Schamanin Drakatia hatte in der überarbeiteten Extended Version noch mehr Screentime als noch in der Version davor - was mir unglaublich viel Spaß gemacht hat! Sie ist unglaublich klug, schlagfertig und humorvoll, dabei auch unsagbar mysteriös. Ich liebe ihre Art, unangenehme Gespräche so geschickt auszutarieren wie Akrobaten Messer auf der Nase balancieren und es macht mir sehr viel Spaß, dabei zu sein, wie sie Haric das ein oder andere Mal ins Genick fährt. Allerdings wirkte sie diesmal auf mich noch netter, noch viel verbundener mit ihren Schützlingen, was mir manche ihrer Handlungen einfach weniger verständlich gemacht hat als zuvor.

Myrael: Die liebe Jungfrau in Nöten, wie ich sie in meiner vergangenen Rezension schon beschrieben habe, hat mir in dieser Version Kopfschmerzen bereitet. Während ich zuvor noch von ihrer zarten, zerbrechlichen und zugleich liebevollen Art fasziniert war, schlug mein Eindruck von ihr mehr und mehr um, je mehr Zeit ich mit ihr verbrachte. Bei ihrem ersten Auftauchen ist sie noch genau das, was ich in ihr gesehen habe: Ein aufrechte und schützenswerte junge Frau, die genau das ist, was Haric nach all der Leere, die in seinem Kopf herrscht, unbedingt gebrauchen kann. Doch ab der Mitte des Buches wird sie von einer derart lähmenden Angst geschlagen, dass sie die meiste Zeit eigentlich nur zitternd, weinend und schweigend auf ihrem Bett sitzt, während der arme Wanderer versucht herauszufinden, was mit ihr nicht stimmt. Das war in der vorigen Version zwar auch schon so, doch wurden dort ihre angstvollen Momente von ihren wachen Momenten ausbalanciert. Durch den erweiterten Content bekommen wir eine unausgeglichenere Version von My: Sie ist nur kurz stark und freundlich, dann nur noch hilflos und passiv. Den Grund ihrer Furcht lernt man zwar kennen, trotzdem bleibt ihr Zustand einfach unzureichend erklärt - und so war von der zarten Blüte der Zuneigung zwischen Haric und ihr ein für mich unverständliches Wirrwar. Als moderne Frau in einer halbwegs emanzipierten Welt, hätte ich sie am liebsten geschüttelt und ihr in den Hintern getreten!


Schreibstil ♥♥♥♥

Der Autor hat bei der Überarbeitung seines Prologs gut arbeitet geleistet, was die elendig langen Innensichten des Hauptcharakters und seine unnötigen, irrelevanten Handlungen angeht, die ich in meiner Rezension zur ersten Version sehr bemängelt habe. Durch die fehlenden, ausufernden Beschreibungen fühlt sich die Handlung rasanter, spannender und inhaltsvoller an, was das Lesevergnügen steigert. Ganz verschwunden sind sie zwar nicht, das mussten sie aber auch nicht, denn gut gesetzt geben sie der Geschichte Detail und dem Leser die Möglichkeit, sich die Szenerie gut vorzustellen. Auch ansonsten ist sein Schreibstil noch immer schön gewählt und kunstvoll, ohne dabei versehentlich in Umgangssprache zu verfallen. Die Sätze wirken nicht mehr so oft stellenweise unbeholfen und alles in allem reifer als vorher. Trotzdem bin ich an einigen falsch verwendeten Redewendungen hängengeblieben. Die Beziehung zwischen Haric und Drakatia war wie immer schön und nuanciert beschrieben, während die zu Myrael wie oben angedeutet nicht mehr besonders überzeugend war. Eine wesentliche Sache habe ich allerdings noch zu bemängeln: Das Lektorat hat in dieser Version wirklich eine schlechte Arbeit geleistet. Das Buch ist voll von Tippfehlern und Kommafehlern: falsch gesetzte Kommas, fehlende Kommas, Kommas, wo keine hinsollen. Für die Bewertung eines Werks im Sinne des Autors finde ich Rechtschreibung nicht ausschlaggebend, denn es ist eigentlich Aufgabe des Verlags diese vor Veröffentlichung gründlich zu beseitigen. Ein oder zwei Fehler sind verzeihbar, aber in diesem Ausmaß kann ich hier nur von schlechter Arbeit sprechen.


Handlung ♥♥♥♥

Durch die Überarbeitung hat der Handlung des Prologs sehr gut getan: Die übermäßig in die Länge gezogenen Monologe wurden etwas eingestampft und machen damit Platz für neuen Content. Die gesamte Geschichte wirkt weniger gestreckt, dafür rasant und spannend, und es gibt immer wieder neue Aufhänger, die den Leser am Ball halten. Allerdings wirken nicht alle Begegnungen des Wanderers auch wirklich gleichermaßen sinnvoll: Manchmal, wie im Falle der Reiter zum Schluss (wer das Buch kennt, der wird wissen, was ich meine), fühlen sie sich willkürlich erzeugt an, ohne wirklichen Einfluss auf die eigentliche Handlung beziehungsweise die Reise des Wanderers zu haben. Sie sind einfach da, ohne groß etwas zu bewegen. Dann spürt man deutlich, dass manche Begegnungen eingeführt wurden, um etwaige Informationen ans Licht zu führen, nur um dann wieder irgendwohin zu verschwinden und nie wieder aufzutauchen. Funktional, aber mit wenig Einfluss auf den Leser.


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Der Wanderer - Die Schamanin ist der Auftakt zu Dominique Stalders Reihe um einen Mann ohne Erinnerungen, aber mit bestimmten magischen Fähigkeiten. Die Überarbeitung hat dem Roman definitiv gut getan: Neben vierzig zusätzlichen Seiten, einer Menge mehr Inhalt, weniger unnötigen Gedankengängen und einem irgendwie runder wirkenden Hauptcharakter, hat er mir sogar wesentlich besser gefallen als noch in der alten Version. Der Autor schreibt schön und detailliert, schafft es sprachlich aber nicht immer so präzise zu sein, wie er gerne möchte, wie mir an manchen Redewendungen und etwaigen Schreib- und Kommafehlern aufgefallen ist. Nichtsdestotrotz ist sein Werk spannend bis zum Schluss. Bloß Myrael hat es sich etwas bei mir verscherzt: Das liebreizend fürsorgliche Mädchen verwandelte sich in der Überarbeitung von der Jungfrau in Nöten zu einem zitternden, schweigenden Bündel ohne wirklichen Charakter, was ich sehr Schade fand. Umso besser und ausgefeilter wirken dagegen die beiden Figuren Haric und Drakatia, die einander nicht mehr wie Gönnerin und Diener, sondern wie zwei Gleichberechtigte begegnen - auch wenn das der Schamanin nicht immer so recht ist. Das Ende ist spannend und tragisch zugleich, verliert aber durch den fehlenden Bezug zu den anderen Charakteren - abseits der beiden eben genannten - an emotionaler Wichtigkeit für den Leser. Dennoch bleibt man gefangen, und der Wunsch, zu wissen, wie die Reise des Wanderers weitergeht, ist nach den letzten Seiten unbestreitbar vorhanden!


Spannung
♥♥♥♥
Romantik

Humor

Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend, spannend, spannend!

Die Sturmfalken von Olbian
0

Die Sturmfalken von Olbian (1)

Autor: Leann Porter
Genre: Romance, Gay Romance, Fantasy, Krimi
Erschienen: 10.02.2016
Seiten: 576
Einband: eBook
Verlag: deadsoft Verlag
ISBN: 978-3945934715
Preis: 6,99€ ...

Die Sturmfalken von Olbian (1)

Autor: Leann Porter
Genre: Romance, Gay Romance, Fantasy, Krimi
Erschienen: 10.02.2016
Seiten: 576
Einband: eBook
Verlag: deadsoft Verlag
ISBN: 978-3945934715
Preis: 6,99€ [eBook] | 13,95€ [broschiert]

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Die Sankanischen Spiele werfen ihre Schatten voraus und locken Kämpfer und Zuschauer aus der ganzen Welt in die Goldene Stadt. Unter ihnen der Sidhe Jawed, der unfreiwillig den Kämpfer Caron begleiten muss, und die abenteuerlustige Kaylin, die sich als Junge verkleidet einschleichen konnte. Während Kaylin sich als Knappe eines Kämpferfavoriten verdingt, hängt Jawed seinen Träumen vom Falkenmann nach, den er als Kind aus der Gefangenschaft rettete und seitdem nie wiedergesehen hat. Doch auch der undurchschaubare Caron weckt verwirrende Gefühle in ihm. Als Kaylin über die Leiche eines Kämpfers stolpert, ahnt niemand, dass das erst der Anfang einer Mordserie ist, die sie und Jawed in einen Strudel aus Gewalt und Hass ziehen wird …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥♥

Hier war das Cover mal wieder besonders einflussreich auf meine Entscheidung, dieses Buch zu lesen: Ich finde es unglaublich ästhetisch! Der gut aussehende Fremde im antiken, römischen Gewand, den Blick nachdenklich, geheimnisvoll abgewandt, das strahlende Rot des Umhangs, der seine Lenden verschleiert, der auf den ersten Blick unscheinbare, aber wunderschöne Hintergrund mit Bergen, Wasserfällen und verträumten Wäldern - die komplette Zusammensetzung des Bildes ist einfach wunderschön. Auch der große Falke oben rechts darf natürlich nicht fehlen, schließlich lautet der Titel des Buches nicht umsonst Die Sturmfalken von Olbian. Die Schrift, in der diese Worte das Cover verzieren, ist schön gewählt und unaufdringlich, sie lässt dem Bild an sich genug Raum, um zu wirken, und drängt sich nicht zu sehr in den Fordergrund. Das selbe gilt auch für den Namen der Autorin, auch wenn ich finde, dass sie es durchaus verdient hätte, dass man ihren Namen genauso gut lesen kann, wie den Titel! Ich habe hier absolut nichts auszusetzen. Und verdammt, ich will nur ein einziges Mal die Brust dieses Mannes berühren, ich glaube, dann wäre ich für den Rest meines Lebens selig!


Charaktere ♥♥♥♥

Jawed: Von all den liebreizenden Charakteren in Die Sturmfalken von Olbian hatte ich mit Jawed die meisten Probleme. Er ist ein junger Halbsidhe, das heißt eine Art Halbelf, der in seinem kurzen Leben bereits so manches Leid durchstehen musste, das nicht selten von der bestimmten körperlich-geschlechtlichen Besonderheit herrührte, mit der er geboren, und die von den Menschen in seiner Umgebung nicht immer positiv aufgefasst wurde. Um Spoiler zu vermeiden, verzichte ich darauf, hier näher ins Detail zu gehen, tatsächlich war es aber das erste Mal, dass ich mit so einer Thematik in Berührung gekommen bin - und es war anfangs wirklich gewöhnungsbedürftig. Mit seiner Rolle als Ausgestoßener hat er sich jedenfalls schon sehr früh in seinem Leben abgefunden, was dazu führt, dass er in seiner Schüchternheit, seinen Selbstzweifeln und seinem nicht vorhandenen Selbstbewusstsein die meiste Zeit unübertroffen scheint. Viel zu oft ist er von seiner eigenen Angst gelähmt, bringt kaum ein Wort heraus, wenn er nicht gerade mit seiner besten Freundin Kaylin spricht, und ist auch ansonsten ein so passiver Charakter, dass ich ihn manchmal so sehr hätte schütteln können, dass ihm die Ohren abfallen. Aber so nervenaufreibend seine 'Ich-halte-still-bis-es-vorbei-ist'-Art auch ist, so sehr ist er mir dabei auch ans Herz gewachsen. Ich hatte das Gefühl, einen eigenständigen Charakter vor mir zu haben, der eben seine Schwächen, seine Ecken und Kanten hat. Es war einfach herrlich, zu beobachten, wie er im Verlauf des Romans beginnt, gegen seine bisherige Natur zu rebellieren, und vom verschreckten kleinen Jungen zu einem anständigen Kerl heranwächst, der auf einmal sehr genau weiß, wer er ist und wo er mal hin will. Zwar hat er seine Zurückhaltung und seine Selbstzweifel währenddessen nie ganz abgelehnt, doch das musste er auch gar nicht; auf diese Weise hatte ich das Gefühl, eine vollkommen natürliche Charakterentwicklung zu erleben: Ein Junge, der an den Geschehnissen reift, ohne seine Vergangenheit vollkommen abzulegen. Ich mochte ihn von allen Charakteren zwar am wenigsten, hätte ihn aber bis zum Schluss bestimmt nicht missen wollen!

Kaylin: Sie ist nicht nur Jaweds beste Freundin, sondern gleichzeitig auch das sturste, selbstbewussteste und wahrhaftig bewundernswerteste Mädchen, das ich bislang in einem Buch kennen lernen durfte. Als Tochter der Köchin des Moguls auf Kronnor ist sie, ähnlich wie Jawed, nur aus anderen Gründen, in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und musste früh lernen, sich durchzusetzen. Ihr größter Traum ist es, die goldene Stadt Sanka eines Tages mit eigenen Augen zu sehen, Abenteuer zu erleben und die Welt zu bereisen. Und sie ist dabei keineswegs auf den Mund gefallen: Sie flucht wie ein echter Kerl, sagt was sie denkt, selbst wenn ihr Gegenüber ein gemeiner Schläger ist, und ist gerissen wie ein Fuchs, wenn es darum geht, Geheimnisse zu lüften und Verbrechen aufzuklären. Ich liebe sie. Wie gebannt habe ich ihre Abenteuer verfolgt, habe mit ihr (wenn auch innerlich!) gekämpft, gelacht und gewütet, immer mit dem Gefühl im Bauch, in ihr eine Person gefunden zu haben, mit der ich mich identifizieren, zu der ich aber auch aufschauen kann. Wie gerne hätte ich ihren Mumm, ihre sture Dickköpfigkeit und ihre Schlagfertigkeit, um Dinge zu erreichen, die mir manchmal wie unmöglich vorkommen. Im Verlauf des Romans macht auch Kaylin eine Entwicklung durch - sie verliert ihren jugendlichen Leichtsinn zwar nicht vollkommen, aber sie entwickelt sich zu einer jungen Frau, die weiß, worauf es im Leben ankommt. Ich ziehe meinen Hut vor der Autorin, die eine so unfassbar tolle Figur ins Leben gerufen hat. Danke!

Caron: Wenn er das erste Mal auftaucht, ist er wie ein unbeschriebenes Blatt. Er ist ein sehr ernster, nachdenklicher und damit besonders geheimnisvoller Charakter, der sich oft selbst im Weg steht und damit irgendwie unberechenbar wirkt. Das findet auch Jawed, der in ihm das erste Mal eine Person - außer Kaylin - findet, die ihn so akzeptiert, wie er wirklich ist. Caron ist verdammt sexy und auf eine warme, besonders maskuline Art fürsorglich, die mein Herz regelmäßig zum Schmelzen gebracht hat. Gleichzeitig ist er kein Mann vieler Worte, sondern der Tat, und lässt seinen Gegenüber (und seinen Leser!) mehr als einmal ratlos zurück, wenn er sich mal wieder etwas in den Kopf gesetzt hat, von dem niemand etwas ahnen kann. Er hat mir gut gefallen, doch er wirkte mir manchmal auch ein bisschen zu flach. Anders als Jawed oder Kaylin, die beide so ihre Schwächen haben, fühlt sich Caron nicht nur an wie ein unbeschriebenes Blatt, sondern trägt auch noch diesen bitteren Beigeschmack mit sich, einfach unfehlbar zu sein. Er ist einfach zu perfekt. Er macht immer alles richtig. Er sieht unglaublich gut aus. Er ist ein unvergleichlicher Kämpfer. Und er weiß immer was zu tun ist. Wer könnte ihn nicht lieben? Mit ihm geht vieles zu schnell und zu einfach, was schade ist, denn im Grunde ist er ein toller Charakter. Mit etwas mehr Tiefe und ein paar mehr Fehlern wäre er eventuell noch etwas interessanter!

Thore: Das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss! Der Norrländer aus dem Hause Hammerfjäll hat es mir vom ersten Moment an einfach angetan. Er ist ein charmanter, immer gut gelaunter Zeitgenosse, der zur Verlockung eines guten Biers niemals Nein sagen wird, und sich mit seiner dickköpfigen Abenteuerlust mehr als einmal in Gefahr bringt. Für mich ist Thore der Inbegriff dessen, was einen tollen Mann ausmacht: Er hat Humor, er ist aufregend, schlagfertig, manchmal einen Tacken zu frech, dabei aber immer charmant. Weil er seine letzten Münzen regelmäßig für Bier und Frauen auf den Kopf haut, ist er eigentlich immer pleite und kann sich kaum eine gute Ausrüstung für die Sankanischen Spiele leisten, - was ihn allerdings nicht weniger ehrgeizig daran glauben lässt, der Sieger der Spiele zu sein. Gemeinsam mit Kaylin bildet er ein so harmonisches Team, dass ich gar nicht genug von den beiden und ihrem geschickten, verbalen Schlagabtausch bekommen konnte. Anders als Caron ist Thore nicht geradlinig, sondern auf seine Weise chaotisch und irgendwie eckig. Seine Vergangenheit, die nur am Rande zur Sprache kommt, hängt wie ein geheimnisvoller Schatten über ihm, behindert ihn im Grunde aber nicht dabei, sein Leben in vollen Zügen zu genießen. Würde ich an dieser Stelle mehr schreiben, käme ich eventuell ins Spoilern, weshalb ich Thore nun Thore sein lasse und ihn euch damit ehrlich ans Herz lege!


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Bevor ich mich auf Die Sturmfalken von Olbian eingelassen habe, habe ich es mit der Leseprobe versucht - und ich war von Leann Porters Schreibstil sofort gefangen genommen. Sie schafft es, sehr geschickt den alten Stil, wie man ihn aus High-Fantasy-Romanen kennt mit der modernen Umgangssprache zu verweben, ohne dass die beiden Stile sich dabei im Weg stehen oder sich irgendwie störend voneinander abheben. Obwohl wir uns aber in einem Setting befinden, dass die römisch-griechische Antike mit Tunika, Sandalen, Sänften und Wagenrennen zum Vorbild hat und diese geschickt mit Fantasyinhalten wie übernatürlichen Fähigkeiten vermischt, sind mir auch ein paar Bezüge zur Realität aufgefallen, die nicht so recht in die Zeit passen wollten. Diese waren aber so gering gestreut, dass sie mich eher zum wissenden Schmunzeln gebracht haben, als wirklich zu stören. Die Dialoge sind durchweg großartig geschrieben, die humorvollen, schlagfertigen Kabbeleien bringen frischen Wind und immer wieder Freude mit sich, und irgendwann hat man das verführerische Gefühl, selbst Teil der Geschichte zu sei, weil einem die Charaktere so plastisch vorkommen, als könne man selbst das Wort an sie richten. Ich war durchweg zufrieden und kann sagen: Dieses Buch ist wieder mal ein Buch, in dem ich mich zuhause gefühlt habe!


Handlung ♥♥♥♥

Auch wenn die Handlung zu Beginn des Romans eine Weile braucht, um in Rollen zu kommen, ist sie doch bis zum Schluss unsagbar spannend. Das gilt vor allem für die eine Hälfte des Buches, die quasi Kaylins Geschichte erzählt: Waghalsig stürzt sie sich in jedes Abenteuer, das ihr in den Sinn kommt, bis sie sich irgendwann mitten in den Ermittlungen eines grausamen Verbrechens wiederfindet. An ihrer Seite der verplante, jedoch nicht weniger liebreizende Thore, auf der anderen ihr bester Freund Jawed, auf der Suche nach einem Neuanfang. Immer und immer wieder werden neue, liebenswerte Charaktere eingeführt, gegen Ende des Buches jagt ein Plottwist den anderen und man kann wirklich nicht mehr aufhören zu lesen. Bei anderen Hälfte des Buches, die sich mit Jaweds Schicksal beschäftigt, geht es dabei nicht halb so spannend zu. Mit seiner stets passiven Haltung überlässt er die Bühne des Geschehens oft lieber Caron und Kaylin, während er wartend in seinem Zimmer sitzt und sich immer wieder seinen Zweifeln ergibt, was irgendwann nicht nur redundant, sondern mit der Zeit auch nervig ist. Immer wieder habe ich ihn innerlich angeschrieen: 'Verdammt, Jawed, mach was. Raus aus deinem Kokon, rein ins Leben!', aber ich wurde nur kaum bis gar nicht erhört. Während Kaylin das Leben sucht, sucht Jawed die Liebe und mit ihrem Finden fühlt sich seine Geschichte ab der Mitte des Buches irgendwie viel zu abgeschlossen an. Die paar gestreuten Konflikte, die sich dann noch zwischen ihn und sein Glück stellen, wirkten leider konstruiert und viel zu durchschaubar, sodass man als Leser nur die Hand vor die Stirn schlagen und rufen konnte: "Mensch, Jawed! Das ist doch offensichtlich!". Ich war froh, als er im letzten Drittel des Buches schließlich doch ein wenig an aktivem Part gewonnen und sich in die Handlung mit eingemischt hat - auf diese Weise wurden die beiden Erzählstränge wieder sinnvoll miteinander verwoben. Ich denke, ohne Kaylin ist Jaweds Leben viel zu langweilig, erst in ihrer Gegenwart blüht er so richtig auf! Im Großen und Ganzen habe ich das Buch aber von Anfang bis Ende sehr genossen. Es war wahnsinnig spannend die beiden Hauptcharaktere auf ihrer Suche zu begleiten und mit ihnen Gefahren und Missverständnisse zu durchleben - Kaylins Erzählstrang war für beide spannend und actionreich genug, weshalb sich die Ausflüge in Jaweds Liebesleben wie eine willkommene Abwechslung und eine angenehme Erholung vom Stress der Ereignisse angefühlt haben.


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Ich denke jeder, der über Jaweds Schwächen - sowohl seine charakterlichen als auch seine erzählerischen - hinwegsehen kann, und wer grundsätzlich nichts gegen Gay Romance Elemente und intime Sexszenen hat, der wird mit Die Sturmfalken von Olbian eine tolle Zeit haben. Die Geschichte ist spannend bis zum Schluss, die Welt ist faszinierend, die Charaktere sind wunderbar gestaltet, sodass man das Gefühl hat, sich inmitten einer großen Familie zu bewegen. Kaylin und Thore haben für mich Jaweds und Carons Schwächen sehr gut ausgebügelt, sodass ich beide Erzählstränge sehr gerne verfolgt habe. Ich mochte es sehr gern, dass die Geschichte zum Schluss mehr Krimi und Action war als Fantasy und Romance. Wer sich in eine wundervolle Welt nach antikem Vorbild entführen lassen will, ohne dabei an der hochgestochen-altertümlichen Sprache zu ertrinken, und wer gerne spannende Unterhaltung mit romantischen Elementen erlebt, dem sein dieses Buch auf jeden Fall ans Herz gelegt. Es hat mir viele schöne Stunden beschert! Danke dafür!


Spannung
♥♥♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥
Humor
♥♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lieblingsbuch!

Maybe Someday
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Maybe Someday

Autor: Colleen Hoover
Genre: New Adult, Romantik, Slice of Life
Erschienen: 18.03.2016
Seiten: 432
Einband: Paperback
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-74018-0
Preis: 12,95€ [D] | 13,40€ [Ö]

Rating: ...

Maybe Someday

Autor: Colleen Hoover
Genre: New Adult, Romantik, Slice of Life
Erschienen: 18.03.2016
Seiten: 432
Einband: Paperback
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-74018-0
Preis: 12,95€ [D] | 13,40€ [Ö]

Rating: ♥♥♥♥♥


Inhalt

"Das Letzte, was Sydney will, als sie bei dem attraktiven Gitarristen Ridge einzieht, ist, sich in ihn zu verlieben. Zu frisch ist die Wunde, die ihr Ex hinterlassen hat. Und auch Ridge hat gute Gründe, seine neue Mitbewohnerin nicht zu nah an sich ranzulassen, denn er hat seit Jahren eine feste Freundin: Maggie - hübsch, sympathisch, klug, witzig. Und dann passiert es doch. Als Sydney beginnt, Ridge beim Songschreiben zu helfen, kommen sie sich näher als erwartet. Auch wenn beide die Stopptaste drücken, bevor wirklich etwas passiert, können sie nichts gegen die immer intensivere Anziehung ausrichten, die sie zu unterdrücken versuchen - vergeblich." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥♥

Dieses Cover war Liebe auf den ersten Blick. Vermutlich wäre ich auf das neue Buch von Colleen Hoover nicht einmal aufmerksam geworden, hätte mich die dezente Schönheit in der Gestaltung nicht gleich im ersten Moment absolut verzaubert. Die Farben harmonieren einfach wundervoll, die Schrift mag zwar auf den ersten Blick protzig und zu dominant wirken, doch wäre die Gesamtkomposition ohne den Geniestreich des Titels viel zu langweilig. Dass sich hinter den Buchstaben das Gesicht eines Mädchens verbirgt, ist mir tatsächlich erst aufgefallen, als ich das Buch selbst in den Händen hielt. Ich finde es unglaublich elegant gelöst, wie man sich hier um das reine Fotocover drumherum gemogelt hat. Auch wenn Sydney in Wahrheit blond und nicht rothaarig ist, stört mich dieser unterschied tatsächlich weniger, denn eventuell wäre das Cover dann farblich nicht halb so perfekt geworden. Ich kann nur die volle Punktzahl geben!


Charaktere ♥♥♥♥♥

Sydney: Das Schöne an Sydney ist, dass sie ein absolut normaler Mensch ist. Sie hat eine normale Familie, ein normales Leben, Probleme, die jeder von uns auch kennt. Finanzen, Freundschaft, Liebe. Sie ist buchstäblich das Mädchen von Nebenan, das von den wichtigsten Menschen in ihrem Leben verletzt und hintergangen wird. Ich konnte mich während des gesamten Buches wunderbar mit ihr identifizieren. Ihr Schmerz war mein Schmerz und umgekehrt - das hatte ich schon lange nicht mehr! Vor allem gefällt mir die Darstellung ihrer inneren Zerrissenheit in Kombination mit ihrer eigenen Selbstbeherrschung und der Vernunft, mit der sie Ridge stets begegnet, und die ihm eigentlich den Wind aus den Segeln nehmen sollte, stattdessen jedoch das Gegenteil bewirkt. Sydney ist kein kopfloses Huhn, dass sich einfach so von ihren Gefühlen hinreißen lässt, auch wenn sie es gerne wollte - sie erkennt, was für sich und für Ridge auf dem Spiel steht. Ein bisschen unglaubwürdig war jedoch die Tatsache, dass sie über den Verlust, mit dem sie zu kämpfen hat, bevor sich das mit Ridge und ihr entwickelt, so schnell und so einfach hinweg kommt. Auch wenn Zeitsprünge aufgezeigt werden und die Begründung, es wäre einfach nicht der Richtige gewesen, im Raum steht, fühlt es sich für den Leser so an, als flüchte sich Sydney in eine rein psychologische Abhängigkeit zu Ridge, ohne auch nur einen weiteren Gedanken an ihre Vergangenheit zu verschwenden. Sie vertraut zu schnell wieder. Vielleicht ist sie aber auch nur eine starke Persönlichkeit, und hat dadurch eine besondere Kraft, die nicht jeder von uns kennt. Oder aber die Autorin hat entschieden, dass die Geschichte um Ridge viel interessanter ist, um sich auf die psychologische Glaubwürdigkeit zu konzentrieren. Either way... Sydney war ein toller, nachvollziehbarer Charakter für mich, in den man als Leserin wunderbar hineinschlüpfen kann. Allerdings kommt man so schnell nicht mehr aus ihr heraus, wie ich am eigenen Leib erfahren durfte.

Ridge: Über Ridge kann ich gar nicht so viel verraten, denn ansonsten würde ich ins Spoilern geraten. Doch eines kann ich euch sagen: Er ist wundervoll. Anders, als viele andere Protagonisten in diesem Genre, ist Ridge kein Macho, er ist kein dominanter Charakter, er hat kein übertriebenes Selbstbewusstsein, keine Kontrollsucht, nichts, das ihn zu einer dieser stereotypen Figuren macht, die sich Frauen von Zeit zu Zeit in ihrem Bett wünschen. Viel mehr ist er ein Typ, an den man liebend gern sein Herz verliert: Er ist zurückhaltend, liebevoll, ordentlich, humorvoll, sanft, zurückgezogen und von einer attraktiven Schüchternheit, gepaart mit einer eisernen Selbstbeherrschung, dass man sich manchmal auf die Zunge beißen muss, um ihn nicht lauthals zu verfluchen. Er weiß nicht, was er wirklich will, das ist sein größter Fehler, der ihm im Verlauf der Handlung mehrfach den Kopf kosten könnte. Und gleichzeitig ist er der moralisch anständigste, dafür aber nicht immer der vernünftigste Charakter, den ich kenne. Sydney hat ihr Herz an ihn verloren und mit ihr habe ich auch meins an ihr verloren. Manchmal ist es vielleicht gar nicht so gut, sich zu sehr mit einem Charakter identifizieren zu können. Wenn du drei Tage nach Beenden des Buches noch immer in Gedanken an eine fiktive Figur versinkst, stimmt irgendwas nicht... Oder die Charakterkomposition von Maybe Someday ist so großartig, dass du gar nichts dafür kannst!

Warren: Er ist Ridges bester - und eventuell sogar sein einziger - Freund und kostet diesen Status vollständig aus. Ohne Miete zu zahlen, hat er sich in Ridges Wohnung einquartiert, mit der Begründung, er würde schließlich ihre Band managen, und weil Ridge ein guter Freund ist, akzeptiert er es so. Immer wieder tauschen die beiden Knallköpfe die schrägsten Streiche aus und Warren, der eindeutig der temperamentvollere von beiden ist, schaut dabei nicht nur einmal in die Röhre. Er ist frech, laut, unflätig und oftmals auch ungezogen, ohne Manieren und schreckt nicht davor zurück, ihre neuste Mitbewohnerin gleich am ersten Abend zum Porno gucken einzuladen. Warrens Anwesenheit habe ich jedes Mal besonders genossen, denn er bringt Action und gute Laune in die Geschichte, ohne die einzigartige Atmosphäre des Romans zu stören. Er ist wohl in jeglicher Hinsicht das genaue Gegenteil zu Ridge, Zurückhaltung und Ordnung sind Fremdworte für ihn, doch das macht ihn nicht weniger liebenswert. Das und seine besonders pikante Beziehung zu Zickenkönigin Bridgette macht ihn zum perfekten Sidekick, Moralapostel und Freund gleichermaßen. Ein toller Charakter!


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Colleen Hoover ist eine wahre Künstlerin, wenn es darum geht, Worte zu beherrschen, die einem unter die Haut gehen. Mit jedem ihrer Romane schafft sie Geschichten, Charaktere und Leidenschaften, die dem Leser unvergessen bleiben und besonders in Maybe Someday hat sie dieses Können mal wieder unter Beweis gestellt. Figuren und Gefühle erwachen unter ihrer Feder zum Leben, fühlen sich greifbar und realistisch an. Ich habe jedes ihrer Worte in mich aufgesogen, denn ich konnte die Zerrissenheit und Anspannung zwischen den Charakteren kaum ertragen: Ich musste einfach wissen, wie es ausgeht! Sie schafft es, mit ein paar wenigen und einfachen Worten, die übrigens auch auf Englisch äußerst leicht zu lesen sind, Welten zu erschaffen, in die man eintauchen und sich verlieren kann. Perfekt ist sie dabei noch lange nicht, so sind mir an mehreren Stellen immer wieder mal Wiederholungen aufgefallen, die mich irgendwann genervt mit der Stirn runzeln ließen (Der Satz "Er/Sie ließ sich gegen das Betthaupt fallen" war definitiv ein Satz, den ich viel zu oft lesen musste, bis ich ihn schließlich einfach übersprungen habe), trotzdem taten diese kleinen Fehler keinen Abbruch an dem, was Colleen Hoover mit ihren Worten in mir ausgelöst hat. Sie hat alte Wunden aufgerissen, mein Herz genommen, es zerschmettert und letztlich Stück für Stück wieder zusammengesetzt - das mag jetzt ein wenig theatralisch klingen, aber es ist die Wahrheit. Nichts als die Wahrheit. Auch wenn ich nicht garantieren kann, dass es jedem anderen auch so geht, der das Buch nach mir liest. Mir ging es so.


Handlung ♥♥♥♥

Die Handlung in Maybe Someday ist eigentlich davon geprägt, dass nichts passiert, weil nichts passieren darf, wir aber die ganze Zeit hoffen, dass etwas passiert, weil es unseren inneren Drang, unsere innere Zerrissenheit befriedigen würde, wir aber genau wüssten, dass wenn etwas passiert, wir es im Nachhinein bereuen würden. Mit 'wir' meine ich nicht nur uns Leser, sondern uns Leser und die Protagonistin, der in Anbetracht ihrer Situation die Hände gebunden sind. Verrückterweise passiert tatsächlich nicht wirklich viel, doch die Spannung, die allein von den kleinsten, unscheinbarsten Szenen ausgeht, ist spürbar und zugleich unerträglich. Ich stand beim Lesen derart unter Strom, dass ich das Buch geradezu verschlungen habe, weil ich die Spannung nicht ausgehalten habe, zu wissen, wie es denn nun ausgeht - ob das Ende mein Herz wieder zusammensetzen oder vollkommen in Stücke reißen würde. Ich finde es gehört zur großen Kunst eines Autors, seine Leser so sehr in seine Charaktere einfühlen lassen zu können, dass sie jeden einzelnen Moment mit ihnen aufsaugen, auch wenn nicht immer irgendwas Großes, Dramatisches passiert. Maybe Someday funktioniert viel subtiler, ja, auch mit dramatischen Szenen und Turning-Points, die ein Achterbahnfahrt der Gefühle mit sich bringen, aber sie sind so gut gestreut, dass man sich freut, wenn die Handlung einen mal kurz oder auch mal länger verschnaufen lässt. Ich weiß nicht so recht, ob ich mich mit dem Ende 100% anfreunden kann. Doch das zu begründen, würde Spoiler mit sich bringen, deswegen lasse ich diesen Punkt eben offen.


Gesamtwertung ♥♥♥♥♥

Maybe Someday hat mich tief berührt. Es hat einen Punkt in mir berührt, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich ihn habe. Es gibt Liebesgeschichten, die sind herzzerreißend, sodass ich vor lauter Tränen nicht weiterlesen kann. Es gibt Liebesgeschichten, die sind so seicht, dass sie nicht einmal an mich herankommen. Und es gibt dieses Buch, das mich so tief aufwühlt, dass ich noch Tage später nicht aufhören kann an es zu denken. Ich liebe die Charakterkonstellation, die Figuren, die Thematik, die Musik (die ich hier nicht groß besprochen habe, aber hört unbedingt rein! www.maybesomedaysoundtrack.com), die Atmosphäre, den Schreibstil, ich liebe, was dieses Buch mit mir gemacht hat und, dass es eine fünfstündige Bahnfahrt auf gefühlte 40 Minuten reduziert hat. Wer große - und kleine - Liebesgeschichten mit viel Gefühl und ein bisschen pikantem Schmerz liebt, der sollte diesem Buch auf jeden Fall eine Chance geben. Denn ich glaube, es hat sich in der viel zu kurzen Zeit, die ich mit ihm hatte, zu einem meiner Lieblingsbücher entwickelt. Absolute Empfehlung!


Spannung
♥♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥♥
Humor
♥♥♥
Gewalt

Action


- Eure Bücherfüchsin