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Veröffentlicht am 15.09.2016

Nicht gut...

Make it count - Gefühlsgewitter
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Make it count: Gefühlsgewitter (1)
Autor: Ally Taylor
Genre: Romance, New Adult, Slice of Life
Freigabe: Keine
Erschienen: 01.10.2015
Seiten: 272
Einband: Taschenbuch
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-51811-3
Preis: ...

Make it count: Gefühlsgewitter (1)
Autor: Ally Taylor
Genre: Romance, New Adult, Slice of Life
Freigabe: Keine
Erschienen: 01.10.2015
Seiten: 272
Einband: Taschenbuch
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-51811-3
Preis: 8,99€

Rating: ♥♥


Inhalt

"Als Katie auf der Highschool den mysteriösen Bad Boy Dillen kennenlernt, zieht er sie an wie ein Magnet. Dabei war ihre Welt bisher alles andere als rosarot, denn seit dem plötzlichen Tod ihres Vaters lebt sie bei ihrer lieblosen Mutter in der Kleinstadt Oceanside. Dillen weckt in Katie eine nie gekannte Leidenschaft, und bald ist sie ihm mit Haut und Haaren verfallen. Obwohl Dillen sich zunächst kühl und abweisend gibt, verlieren sich die beiden in einem Strudel aus wilden Träumen und heißem Verlangen. Doch dann holt die Realität sie ein …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Wieder ein Fotocover, aber diesmal ein wirklich schönes! Ich liebe die Art und Weise, wie die Protagonisten in Szene gesetzt wurden: verträumt aneinandergeschmiegt, kurz bevor es zu einem lang ersehnten Kuss kommt - es spiegelt eine Szene im Buch so genau wieder, dass ich nur applaudieren kann. Das Schöne ist hier, dass durch die Darstellung der beiden Körper, ohne Abbildung Gesichts, genug Platz für die eigene Fantasie bleibt, sich die Charaktere selbst vorzustellen. Ich mag diesen voyeuristisch-vorsichtigen Blick von der Seite und musste während des Lesens immer wieder mal auf das Cover schauen, um meine Vorstellungen mit der Abbildung zu vergleichen. Dass die Kleidung der beiden genau zu dem passt, was auch im Text immer wieder beschrieben wird, finde ich hier ein schönes Schmankerl am Rande. Schönes Cover - ich mag's!


Charaktere ♥♥

Katie Williams: Was soll ich sagen? Mit Katie wurde ich während des Lesens einfach nicht wirklich warm. Wir beide hatten eine schwierige Zeit miteinander. Zu Beginn der Geschichte finden wir Katie als ein seelisch vollkommen zerstörtes Mädchen vor, das die Welt nur durch einen grauen Schleier der Melancholie, Trauer und Gleichgültigkeit betrachtet. Ich weiß, was es bedeutet, einen wichtigen Menschen im Leben zu verlieren und ich kann sehr gut nachvollziehen, wie man sich dabei fühlt. Trotzdem war ich nach mehreren duzend Seiten nicht mehr ganz so verständnisvoll für die ewig andauernden, tristen Innensichten, ihr bockiges, abweisendes Verhalten gegenüber den Menschen um sie herum und vor Allem für ihr ewiges Selbstmitleid. Das übrigens wie weggeblasen ist, als sie dem unglaublich gut aussehenden Dillen in die Arme stolpert und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Innerhalb von wenigen Tagen (ich glaube, es waren ungefähr 3) entwickelt sich eine heiße, herzzerreißende Liebesgeschichte mit ihm, voller Drama und ... Tränen. Katie weint viel. Sie weint selbst dann, wenn sie gar keinen Grund dazu hat. Irgendwann ist es einfach auch Mal gut. Trotz ihrer stoischen, abweisenden Art und dem vielen Geweine schafft sie es trotzdem, dass sich nicht nur Dillen, sondern gleich noch drei weitere Männer für sie interessieren oder wahlweise verlieben. Kaum - und das sagt sie selbst - hat sie mit Dillen etwas mehr als 8 Sätze gesprochen, ist sie erfüllt von Liebe und bereit, am zweiten Tag mit ihm ihr erstes Mal zu erleben, denn sie haben einen ganzen Nachmittag zusammen mit Reden verbracht ... und deshalb ist er der Richtige. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. Ich hätte es verstanden, wenn die Autorin zumindest längere, klar erkenntliche Zeitsprünge von mehreren Wochen eingebaut hätte, aber so...? So wirkte es über alle Maßen unglaubwürdig.

Dillen Walker: Vom ersten Moment an ist er Katies Objekt der Begierde ... ja, gerade zu Obsession. Er ist ein unnahbarer Typ mit undurchdringlichem Blick, leicht nach unten verzogenen Lippen und einer traumhaft-muskulösen Statur. Doch natürlich verbirgt sich hinter seiner harten Schale nicht nur ein weicher Kern, sondern auch ein so dunkles Geheimnis, dass er die ganze Liebesgeschichte mit Katie nicht wirklich an sich heranlassen kann. Eigentlich ist er ein richtiger Womanizer, der gerne auch Mal für eine schnelle Nummer offen ist, aber die kurze Bekanntschaft mit Katie scheint ihn so zu berühren, dass er in ihr nicht nur Fleisch, sondern eine Frau sieht. Er hat einen außerordentlichen Beschützerinstinkt und eine in sich brodelnde Wut, die manchmal ganz unvorbereitet hervorbricht. Ein Herzensbrecher sondergleichen. Ich mochte ihn gern, aber er hat mich nicht wirklich überzeugt oder überrascht. Für ihn gilt das selbe, wie für Katie: nach ein paar kurzen Tagen, ein paar wenigen gewechselten Sätzen verliebt er sich Hals über Kopf und ist bereit, alles für sie zu tun. Gerne will ich an Liebe auf den ersten Blick glauben, aber so schnell ... geht das mit der Liebe und dem Vertrauen dann doch wieder nicht.

Andrew MacDougall: Und wieder mal ist es der Side-Kick, der mein Leserherz in Flammen setzt und nicht nicht die Erscheinung des eigentlichen Helden. Irgendwie passiert mir das ständig! Andrew ist Katies Stiefbruder, der Sohn ihres Stiefvaters und somit nicht mit ihr verwandt. Trotzdem leben sie gemeinsam mit der Familie in dem riesigen Familienanwesen und freunden sich gleich am ersten Abend an. Andrew kifft, säuft und steht auf illegale Autorennen, aber im Umgang mit Katie ist er ein wahrer Gentleman und zeigt seine wahre, weiche, fürsorgliche Seite. Im Gegensatz zu Dillen ist er stets gut gelaunt (was vielleicht oder vielleicht auch nicht an seinem Marihuana-Konsum liegen könnte), immer für Katie da und sieht dazu auch noch wahnsinnig gut aus. Natürlich verliebt er sich schon innerhalb der ersten zwei Tage Hals über Kopf in seine Stiefschwester, ist stets da, wenn sie jemanden zum Reden oder Weinen braucht und kümmert sich liebevoll. Gleich von Anfang an bietet er ihr seine Nummer mit den Worten 'Wo immer du auch bist, ich bin nur einen Anruf entfernt'. Wirklich ein lieber Kerl, der aber im Vergleich zu Dillen für Katie absolut uninteressant ist. Schade. Aber es wäre vielleicht einfach zu einfach gewesen!


Schreibstil ♥♥

Zuerst dachte ich: Wow! Was für eine tolle, bildgewaltige Sprache mit tollen Beschreibungen von Gedanken und Gefühlen, genauso, wie ich es am liebsten habe! Wirklich, Ally Taylor Schreibstil ist toll und hat ein großes Potential. Aber schon nach wenigen Seiten habe ich gemerkt, dass sich die schönsten (und manchmal auch die nichtigsten) immer und immer wiederholt haben. Immer das Ziehen in ihrem Bauch, immer seine Hände auf ihrem Körper, immer und immer wieder das selbe Bild, wie Lippen aneinander saugen oder sich Tränen in ihren Augen sammeln. Manche Formulieren kamen sogar drei oder vier Mal auf gleiche Weise oder nur leicht abgewandelt vor, sodass ich mir gegen Ende des Buches wirklich ein bisschen blöd vorkam und mich fragte, ob ich mir das vielleicht nur einbildete. Aber nein: Wiederholungen über Wiederholungen. Es ist, als habe die Autorin diese paar Formulierungen auswendig gelernt, um sie immer dann rauszuholen, wenn ihr gerade die Worte fehlen. Schade eigentlich, denn ich glaube, es gibt genug Worte auf der Welt, um das Liebesspiel zwischen zwei Menschen zu beschreiben, wenn auch niemals die richtigen, um es in all seiner Tiefe zu erfassen. Schade...


Handlung ♥♥

Für einen Liebesroman ist die Handlung sehr typisch und klischeebehaftet (daraus wird allerdings auch im Anhang des Buches kein großer Hehl gemacht, denn dort steht eigens geschrieben: "Ally Taylor ist die, die [...] im Klischee badet [...]." S. 265). Wie ich weiter oben schon angemerkt habe, verlieben sich die beiden Protagonisten auf den ersten Blick in einander und binnen weniger Tage geht es Schlag auf Schlag: ein Drama folgt auf das nächste, dann das erste Mal, dann der große Showdown mit Eifersuchtsszene, dann die schöne, romantische Versöhnung. So sind die meisten Bücher des Genres aufgebaut und für gewöhnlich habe ich damit auch kein großes Problem, solange es zumindest glaubwürdig bleibt. Die Tatsache, dass sich die komplette Handlung innerhalb von drei bis vier Tagen abspielen soll, da keine anderen zeitlichen Angaben gemacht wurden, und Katie schon nach 8 mit Dillen gewechselten Sätzen der Meinung ist, dass er der Mann fürs Leben ist, das kam mir so aus der Luft gegriffen vor, dass ich eher enttäuscht als beglückt zurückblieb. Auch, dass Katie - trotz dem sie mir schrecklich unsympathisch war - gleich drei Männern einen Korb geben musste trug nicht gerade zur Glaubwürdigkeit des Romans bei. Es war dann doch ein bisschen too much.


Gesamtwertung ♥♥

Ich hatte keine übermäßigen Erwartungen bei diesem Roman, das muss ich zugeben. Trotzdem hat er mich mit seiner übertriebenen Unglaubwürdigkeit, seiner unsympathischen Protagonistin und dem für mich viel zu schnellen Handlungsablauf trotzdem eher enttäuscht. Liebe auf den ersten Blick schön und gut, aber doch sollte man auch hier die Grenzen der Realität nicht überschreiten. Ich denke, für Leser, die sich gerne in Klischees verlieren (was ich ja auch gerne mal tue), sich von Romantik, Drama und Herzschmerz mitreißen lassen und sich dabei nicht von den Wiederholungen in der Beschreibung stören lassen, für die ist es bestimmt ein toller Roman für Zwischendurch. Auch ich habe das Buch interessiert verfolgt und musste gegen Ende feststellen, dass ich bei der finalen Versöhnung doch ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte, weil es irgendwie niedlich war. Auf jeden Fall sollte man hier nicht das größte romantische Abenteuer des Jahres erwarten.


Spannung
♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥♥
Humor

Gewalt
♥♥
Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Enttäuschender Abschluss

Silber - Das dritte Buch der Träume
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Silber - Das dritte Buch der Träume

Autor: Kerstin Gier
Genre: (Low-)Fantasy, Romantik
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 08.10.2015
Seiten: 464
Einband: Hardcover
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2168-5
Preis: ...

Silber - Das dritte Buch der Träume

Autor: Kerstin Gier
Genre: (Low-)Fantasy, Romantik
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 08.10.2015
Seiten: 464
Einband: Hardcover
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2168-5
Preis: 19,99€ (D) / 20,60€ (A)

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Der Korridor mit seinen verschiedenfarbigen Türen und dem sanften Licht hätte heiter und friedlich wirken können, aber das tat er nicht. Die Stille hatte etwas Lauerndes, und es war nicht auszumachen, von wo das Licht überhaupt kam. Trotzdem liebte ich diesen Ort und die Vorstellung, dass hinter jeder der Türen eine andere Seele träumte, und alle Menschen auf der Welt durch dieses Labyrinth miteinander verbunden waren. Es war ein magischer Ort, geheimnisvoll und gefährlich...
Inhalt

"Es ist März, in London steht der Frühling vor der Tür – und Liv Silber vor drei Problemen. Erstens: Sie hat Henry angelogen. Zweitens: Die Sache mit den Träumen wird immer gefährlicher. Arthur hat Geheimnisse der Traumwelt ergründet, durch die er unfassbares Unheil anrichten kann. Er muss unbedingt aufgehalten werden. Drittens: Livs Mutter Ann und Graysons Vater Ernest wollen im Juni heiraten. Und das böse Bocker, die Großmutter von Grayson, hat für die Hochzeit ihres Sohnes große Pläne, allerdings ganz andere als die Braut. Liv hat wirklich alle Hände voll zu tun, um die drohenden Katastrophen abzuwenden …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥

Das Cover des dritten und letzten Teil der Silbertrilogie ist wirklich hübsch anzuschauen. Der silbern glänzende Einband sieht aus, als sei er wahrhaftig aus flüssigem Silber gegossen, und fühlt sich angenehm glatt an. Ich mag die Farbkombination der darauf abgebildeten Eidechse ("Barcelona"!) - schwarz und rot - in Kombination, weil es nicht mit dem silbernen Hintergrund konkurriert. Trotzdem finde ich, dass es, trotzdem es ein Eye-Catcher für Kunden ist, einfach ein bisschen nach 'too much' aussieht. Auf Dauer ist das glänzende Silber sehr anstrengend anzuschauen und hat nichts von den angenehm-träumerischen Farben seiner Vorgänger (Schwarz und Türkis). Apropos Türkis: Nimmt man den silbernen Umschlag ab, befindet sich darunter das Hardcover in wunderschönem matt-hellem Türkis, mit einer darauf abgebildeten Fee, die wirklich wunderschön aussieht, mit dem Inhalt des Buches aber komischerweise nicht wirklich in Verbindung steht ... deswegen nur 3 von 5 möglichen Punkten von mir.


Charaktere ♥♥♥

Liv Silber: Ich mochte Liv Silber vom ersten Buch an. Sie ist aufgeweckt, etwas verrückt und ganz frei Schnauze, genau wie ich es am liebsten habe. Zusammen mit ihrer Mutter, ihrer Schwester Mia, ihrem Kindermädchen Lottie und ihrem Hund Buttercup ist sie schon um die halbe Welt gereist, doch inzwischen in London gelandet und wohnt seitdem mit dem Verlobten ihrer Mutter und seinen zwei Kindern, Grayon und Florence, unter einem Dach. Es ist wirklich herrlich zu beobachten, wie sich Liv, die schon immer etwas anders war, in der Schule einlebt, die einzigartigsten Bekanntschaften macht und die düsteren Geheimnisse des Traum-Korridors enthüllt. Leider hatte ich gerade im langersehnten dritten Band das Gefühl, Liv schlagen - oder zumindest wachrütteln - zu müssen: Sie verhält sich ungewohnt passiv und während ihr Freund Henry, ihre Schwester Mia und ihr Stiefbruder Grayson nicht nur alles für sie tun, sondern auch noch alle Geheimnisse ohne sie herausfinden, um sie ihr fertig auf dem Serviertablett zu präsentieren, rührt Liv in diesem Band kaum selbst einen Finger. Alles lässt sie sich vorkauen, ist im Fall einer Bedrohung so gelähmt, dass sie sich nicht Mal bewegen kann und schafft es nicht mal, einen dämlichen Krankenwagen selbst zu rufen, wenn es nötig ist. Hinzu kommt ihr merkwürdiger Stolz an den falschen Stellen, der sie wirklich dumme Dinge zu dummen Zeiten sagen lässt und der es ihr offenbar verbietet, ihren Stiefbruder Grayson zumindest mit einer Umarmung zu zeigen, wie gern sie ihn hat, obwohl sie mehr als einmal das Bedürfnis dazu hat! Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Wo ist die wissbegierige, starke, zielstrebige Liv der ersten beiden Teile hin?

Henry Harper: Das ewige Hin- und Her zwischen Liv und ihm war zwar nie so schlimm, wie in anderen Büchern dieser Fraktion, aber nichtsdestotrotz war mir Henry immer suspekt. Und warum? Weil er einfach ... abgrundtief ... wirklich ... unfassbar perfekt ist. Er sieht gut aus, ist Teil des beliebten Sportlerteams der Schule, ist lieb und zuvorkommend, hat eine zerrüttete Familie, weshalb er sich rührend um seine beiden jüngeren Geschwister kümmert (er geht mit seiner 4-jährigen Schwester zum Kinderschwimmen. Also wenn das mal nicht perfekt ist!), hat einen ausgiebigen Beschützer-Instinkt, ohne dabei zu aufdringlich zu sein, manchmal ist er geheimnisvoll, er weiß, wann er am besten schweigt und wann er die richtigen Dinge sagen muss. Bis zum Schluss des letzten Buches habe ich damit gerechnet, dass sich Henry als psychopathischer Mörder oder boshafter Drahtzieher hinter der ganzen Sache entpuppt, doch Fehlanzeige! Selbst, als Liv im Begriff ist, ihn beinahe zu betrügen - wenn auch nur im Traum -, ist er offen für ihre Gründe und super verständnisvoll. Das kann doch echt nicht sein! Dieser Mann hat keine Fehler - keine! Er ist nicht mal besonders temperamentvoll oder hat eine besonders merkwürdige Marotte - nichts! Gerade aus diesem Grund konnte ich ihn nicht NICHT mögen, aber er war auch nicht gerade mein Lieblingscharakter, einfach aus dem Grund, weil seine Romanze mit Liv einfach viel zu rund verlief. Vielleicht bin ich aber auch nur verwöhnt oder hatte falsche Erwartungen seit dem letzten Teil. Weil es zwischen den beiden so gut läuft, konzentriert sich das dritte Buch auch kaum auf die Beziehung der beiden, sondern eher auf alles andere.

Arthur Hamilton: Arthur, Arthur. Seit dem ersten Band stand er bei mir unter Generalverdacht, was sich bis zum Schluss wohl auch wirklich ausgezahlt hat. Als Henrys und Graysons ehemaliger bester Freund ist er Dreh- und Angelpunkt von (fast) allem Bösen und Gemeinen, was so vor sich geht. Zumindest nimmt er kein Blatt vor den Mund es immer wieder selbst zu beteuern. Er ist gutaussehend, einflussreich, durchtrieben und - meiner Meinung nach - irgendwie psychisch gestört, nach all dem, was er sich schon geleistet hat. Seine gemeinen Sticheleien haben meinen Sinn für Gerechtigkeit nicht nur einmal heftig gekitzelt und ich hätte ihm am Liebsten eigenhändig die Ohren langgezogen. Allerdings fand ich auch, das sein ewiges Fies-Sein nicht gerade für Spannung gesorgt hat. Wenn etwas Schlimmes geschah, fiel der Verdacht sofort auf ihn und wurde (allerdings nicht immer!) auch bestätigt. Irgendwann ist es auch mal gut mit Arthurs ewiger Giftspritzerei! Die ewige Schwarz-Weiß-Malerei, die in der Gegenüberstellung von Henry und Arthur betrieben wurde, ging mir irgendwann ziemlich auf die Nerven. Ein ganz passabler Bösewicht, aber eben einfach zu leicht zu durchschauen.

Grayson Spencer: Da es so viele Charaktere gibt, die es wert wären, sie hier genauer zu besprechen, habe ich mich dazu entschieden, zumindest noch meinen Lieblingscharakter nennen: Grayson. Oh man, ich liebe Grayson! Er ist nicht nur Florences Bruder, Livs Stiefbruder und Henrys bester Freund, er ist außerdem einfach zum Anbeißen knuddelig. Genau wir Henry spielt er im erfolgreichsten Sportteam der Schule, hat allerdings große Schwierigkeiten seine guten Noten zu halten, da er mit Sport und Traum-Magie schon ganz schön überfordert ist. Anders als die beiden Hauptcharaktere beherrscht er diese nämlich nicht halb so gut, weshalb er hart daran arbeitet, besser zu werden, um sich gegen Bedrohungen zu schützen. Aber leider fällt ihm das alles nicht so wirklich in den Schoß. Außerdem hat er täglich einen riesengroßen Appetit, ist ein wenig schusselig, aber wirklich sehr gutmütig und an den richtigen Stellen auch mal rasend vor Wut. Bis zum Ende des dritten Bands hätte ich schwören können, dass er ein Auge auf seine Stiefschwester geworfen hat, auch, wenn er es wohl niemals zugegeben hätte. Auch Widersacher Arthur macht Liv an einer Stelle aufmerksam: "Fühlt sich toll an, von gleich zwei Männern geliebt zu werden, hm?" - Leider wird der Faden mit Grayson nicht wirklich aufgegriffen, was ich sehr schade finde, da er mir als Livs Partner viel besser gefallen hätte. Aber naja! Wozu gibt es Fanfictions?


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Kerstin Gier hat einen unvergleichbar locker-flockigen Schreibstil, der einfach nur dahingleitet, sodass man gar nicht bemerkt, dass man innerhalb weniger Stunden viele hundert Seiten verschlungen hat. Ihr wohl größtes Merkmal ist der zarte, für sie ganz eigene und typische Witz, den sie in ihren Erzählungen an den Tag legt, der einem die Charaktere näher bringt und einem immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Sie versteht es, Spannung aufzubauen und selbst dort, wo gerade keine Spannung herrscht, eine Sucht nach dem Text zu generieren, die einen unerbittlich immer weiter lesen lässt. Wie war das noch mit Lottie und Charles? Oder die morgendlichen Besuche von das Bocker? Ich hätte mich ewig in den kleinen Szenen zwischen der eigentlichen Handlung aufhalten können und es wäre mir gar nicht aufgefallen, dass ich bereits über 400 Seiten gelesen habe. Einfach herrlich! Eine Eigenheit, die sie dabei auffälligerweise immer wieder verwendet, sie die teilweise Seitenlangen einschübe, in denen sie, wie beiläufig, die wirklich wichtigen und spannenden Informationen fallen lässt. Ein Beispiel: Liv sitzt mit ihrer Familie und der schrecklichen Großtante ihrer Stiefgeschwister (das Bocker) am Tisch und unterhält sich über eine bevorstehende Hochzeit - und plötzlich gleitet sie in Gedanken an die letzte Nacht und die Geschehnisse werden uns nicht gleichzeitig, sondern rückwirkend erzählt. Wie sie durch den Traum-Korridor geschlichen ist. Wie sie Arthur getroffen hat. Wie sie sich mit Henry und Grayson besprochen hat. Seitenweise, bis man vergessen hat, das Liv ja eigentlich noch am Küchentisch sitzt. Und dann wird man plötzlich durch eine Bemerkung eines anderen Charakters wieder in das aktuelle Geschehen zurückgeholt. Von dieser Erzähltechnik war ich wirklich sehr fasziniert, auch wenn sie mir ab und zu wirklich auf die Nerven ging. Wenn ich zum Beispiel das Geschehen in der Gegenwart beobachten wollte und dann ein Einschub kam, um Spannung aufzubauen ... grr. Cliffhanger der anderen Art - aber gut!


Handlung ♥♥

Von der Handlung an sich war ich wirklich sehr enttäuscht - und als ich das Buch endlich zuklappen konnte, hallte nur eine einzige Frage in meinem Kopf wieder: Das wars jetzt oder wie? Die oben schon genannte Passivität der Hauptperson, durch deren Augen man gezwungen war, alles zu beobachten, ließ einen kaum wirklich am Geschehen teilhaben. Es gab kaum Plot-Twists und der - zugegebenermaßen - vorhandene Spannungsbogen verpuffte in einer in 20 Seiten kurzen Szene, die weder besonders action-, spannungs- oder erkenntnisgeladen war. Das Buch strotzte vor Wiederholungen der letzten beiden Teile, es gab keine großen Intrigen, keine dramatischen Wendungen, kaum Streits und selbst die gruselige 'unbekannte' Bedrohung war sehr schnell zu durchschauen. Von einem Buch, das derart beworben wurde und sich 'das große Finale' nennt, hätte ich doch durchaus mehr erwartet als nur ein bisschen Charakter-Konturierung, Ratespiel und relativ unspektakulärer Abschlussszene. Es gab nicht einmal einen Höhepunkt und wenn ich die Handlung nun in den wichtigsten Stichpunkten wiedergeben müsste, dann könnte ich es wahrscheinlich in drei Worten. Schade! Auch die irgendwie konstruiert wirkende Beziehungsproblematik um Livs erstes Mal war nicht nur nicht nachvollziehbar und irgendwie nervig, sondern in ihrer Auflösung sofort gegessen - und obwohl ihr erstes Mal durch das Buch hinweg groß aufgebauscht und angekündigt wird, bekommen wir am Ende nicht mal in einem einzigen Satz erklärt, ob es denn nun dazu gekommen ist oder nicht. Aber so perfekt wie Henry ist, war es wahrscheinlich das beste erste Mal in der Geschichte der Geschichten!


Gesamtwertung ♥♥♥

Versteht mich nicht falsch, ich habe das Buch wirklich sehr genossen und ich finde auch, dass sich das Lesen gelohnt hat. Trotzdem war ich - angesichts der großen Werbung im Vorhinein und der rasanten Story der anderen Teile - mehr als nur enttäuscht über das, was ich am Ende geboten bekommen habe. Für mich fühlt sich der dritte Teil nicht an, wie ein vollwertiger Abschlussband, sondern eher wie eine Zusatznovelle mit Geschichten aus der Traumwelt, sozusagen ein langersehntes Wiedersehen mit längst verloren geglaubten Charakteren. Mit der Hoffnung auf einen epischen Endkampf, der die beiden Vorgänger weit übertreffen würde, blieb ich bis zum Schluss am Ball und am Ende irgendwie frustriert zurück. Zwar hat es Spaß gemacht, die Geschichte zu verfolgen und die unzähligen, herzigen Charaktere dabei zu beobachten, wie sie miteinander interagieren, aber das war auch schon alles. Auch, wenn es kein schlechtes Buch ist - schon allein wegen Kerstin Giers flüssigem und witzigem Schreibstil - war ich am Ende mehr enttäuscht als befriedigt. Schade...


Spannung
♥♥♥
Romantik
♥♥
Humor
♥♥♥♥
Gewalt

Action
♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Enttäuschender Abschluss

Silber - Das dritte Buch der Träume
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Silber - Das dritte Buch der Träume

Autor: Kerstin Gier
Genre: (Low-)Fantasy, Romantik
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 08.10.2015
Seiten: 464
Einband: Hardcover
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2168-5
Preis: ...

Silber - Das dritte Buch der Träume

Autor: Kerstin Gier
Genre: (Low-)Fantasy, Romantik
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 08.10.2015
Seiten: 464
Einband: Hardcover
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2168-5
Preis: 19,99€ (D) / 20,60€ (A)

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Der Korridor mit seinen verschiedenfarbigen Türen und dem sanften Licht hätte heiter und friedlich wirken können, aber das tat er nicht. Die Stille hatte etwas Lauerndes, und es war nicht auszumachen, von wo das Licht überhaupt kam. Trotzdem liebte ich diesen Ort und die Vorstellung, dass hinter jeder der Türen eine andere Seele träumte, und alle Menschen auf der Welt durch dieses Labyrinth miteinander verbunden waren. Es war ein magischer Ort, geheimnisvoll und gefährlich...
Inhalt

"Es ist März, in London steht der Frühling vor der Tür – und Liv Silber vor drei Problemen. Erstens: Sie hat Henry angelogen. Zweitens: Die Sache mit den Träumen wird immer gefährlicher. Arthur hat Geheimnisse der Traumwelt ergründet, durch die er unfassbares Unheil anrichten kann. Er muss unbedingt aufgehalten werden. Drittens: Livs Mutter Ann und Graysons Vater Ernest wollen im Juni heiraten. Und das böse Bocker, die Großmutter von Grayson, hat für die Hochzeit ihres Sohnes große Pläne, allerdings ganz andere als die Braut. Liv hat wirklich alle Hände voll zu tun, um die drohenden Katastrophen abzuwenden …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥

Das Cover des dritten und letzten Teil der Silbertrilogie ist wirklich hübsch anzuschauen. Der silbern glänzende Einband sieht aus, als sei er wahrhaftig aus flüssigem Silber gegossen, und fühlt sich angenehm glatt an. Ich mag die Farbkombination der darauf abgebildeten Eidechse ("Barcelona"!) - schwarz und rot - in Kombination, weil es nicht mit dem silbernen Hintergrund konkurriert. Trotzdem finde ich, dass es, trotzdem es ein Eye-Catcher für Kunden ist, einfach ein bisschen nach 'too much' aussieht. Auf Dauer ist das glänzende Silber sehr anstrengend anzuschauen und hat nichts von den angenehm-träumerischen Farben seiner Vorgänger (Schwarz und Türkis). Apropos Türkis: Nimmt man den silbernen Umschlag ab, befindet sich darunter das Hardcover in wunderschönem matt-hellem Türkis, mit einer darauf abgebildeten Fee, die wirklich wunderschön aussieht, mit dem Inhalt des Buches aber komischerweise nicht wirklich in Verbindung steht ... deswegen nur 3 von 5 möglichen Punkten von mir.


Charaktere ♥♥♥

Liv Silber: Ich mochte Liv Silber vom ersten Buch an. Sie ist aufgeweckt, etwas verrückt und ganz frei Schnauze, genau wie ich es am liebsten habe. Zusammen mit ihrer Mutter, ihrer Schwester Mia, ihrem Kindermädchen Lottie und ihrem Hund Buttercup ist sie schon um die halbe Welt gereist, doch inzwischen in London gelandet und wohnt seitdem mit dem Verlobten ihrer Mutter und seinen zwei Kindern, Grayon und Florence, unter einem Dach. Es ist wirklich herrlich zu beobachten, wie sich Liv, die schon immer etwas anders war, in der Schule einlebt, die einzigartigsten Bekanntschaften macht und die düsteren Geheimnisse des Traum-Korridors enthüllt. Leider hatte ich gerade im langersehnten dritten Band das Gefühl, Liv schlagen - oder zumindest wachrütteln - zu müssen: Sie verhält sich ungewohnt passiv und während ihr Freund Henry, ihre Schwester Mia und ihr Stiefbruder Grayson nicht nur alles für sie tun, sondern auch noch alle Geheimnisse ohne sie herausfinden, um sie ihr fertig auf dem Serviertablett zu präsentieren, rührt Liv in diesem Band kaum selbst einen Finger. Alles lässt sie sich vorkauen, ist im Fall einer Bedrohung so gelähmt, dass sie sich nicht Mal bewegen kann und schafft es nicht mal, einen dämlichen Krankenwagen selbst zu rufen, wenn es nötig ist. Hinzu kommt ihr merkwürdiger Stolz an den falschen Stellen, der sie wirklich dumme Dinge zu dummen Zeiten sagen lässt und der es ihr offenbar verbietet, ihren Stiefbruder Grayson zumindest mit einer Umarmung zu zeigen, wie gern sie ihn hat, obwohl sie mehr als einmal das Bedürfnis dazu hat! Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Wo ist die wissbegierige, starke, zielstrebige Liv der ersten beiden Teile hin?

Henry Harper: Das ewige Hin- und Her zwischen Liv und ihm war zwar nie so schlimm, wie in anderen Büchern dieser Fraktion, aber nichtsdestotrotz war mir Henry immer suspekt. Und warum? Weil er einfach ... abgrundtief ... wirklich ... unfassbar perfekt ist. Er sieht gut aus, ist Teil des beliebten Sportlerteams der Schule, ist lieb und zuvorkommend, hat eine zerrüttete Familie, weshalb er sich rührend um seine beiden jüngeren Geschwister kümmert (er geht mit seiner 4-jährigen Schwester zum Kinderschwimmen. Also wenn das mal nicht perfekt ist!), hat einen ausgiebigen Beschützer-Instinkt, ohne dabei zu aufdringlich zu sein, manchmal ist er geheimnisvoll, er weiß, wann er am besten schweigt und wann er die richtigen Dinge sagen muss. Bis zum Schluss des letzten Buches habe ich damit gerechnet, dass sich Henry als psychopathischer Mörder oder boshafter Drahtzieher hinter der ganzen Sache entpuppt, doch Fehlanzeige! Selbst, als Liv im Begriff ist, ihn beinahe zu betrügen - wenn auch nur im Traum -, ist er offen für ihre Gründe und super verständnisvoll. Das kann doch echt nicht sein! Dieser Mann hat keine Fehler - keine! Er ist nicht mal besonders temperamentvoll oder hat eine besonders merkwürdige Marotte - nichts! Gerade aus diesem Grund konnte ich ihn nicht NICHT mögen, aber er war auch nicht gerade mein Lieblingscharakter, einfach aus dem Grund, weil seine Romanze mit Liv einfach viel zu rund verlief. Vielleicht bin ich aber auch nur verwöhnt oder hatte falsche Erwartungen seit dem letzten Teil. Weil es zwischen den beiden so gut läuft, konzentriert sich das dritte Buch auch kaum auf die Beziehung der beiden, sondern eher auf alles andere.

Arthur Hamilton: Arthur, Arthur. Seit dem ersten Band stand er bei mir unter Generalverdacht, was sich bis zum Schluss wohl auch wirklich ausgezahlt hat. Als Henrys und Graysons ehemaliger bester Freund ist er Dreh- und Angelpunkt von (fast) allem Bösen und Gemeinen, was so vor sich geht. Zumindest nimmt er kein Blatt vor den Mund es immer wieder selbst zu beteuern. Er ist gutaussehend, einflussreich, durchtrieben und - meiner Meinung nach - irgendwie psychisch gestört, nach all dem, was er sich schon geleistet hat. Seine gemeinen Sticheleien haben meinen Sinn für Gerechtigkeit nicht nur einmal heftig gekitzelt und ich hätte ihm am Liebsten eigenhändig die Ohren langgezogen. Allerdings fand ich auch, das sein ewiges Fies-Sein nicht gerade für Spannung gesorgt hat. Wenn etwas Schlimmes geschah, fiel der Verdacht sofort auf ihn und wurde (allerdings nicht immer!) auch bestätigt. Irgendwann ist es auch mal gut mit Arthurs ewiger Giftspritzerei! Die ewige Schwarz-Weiß-Malerei, die in der Gegenüberstellung von Henry und Arthur betrieben wurde, ging mir irgendwann ziemlich auf die Nerven. Ein ganz passabler Bösewicht, aber eben einfach zu leicht zu durchschauen.

Grayson Spencer: Da es so viele Charaktere gibt, die es wert wären, sie hier genauer zu besprechen, habe ich mich dazu entschieden, zumindest noch meinen Lieblingscharakter nennen: Grayson. Oh man, ich liebe Grayson! Er ist nicht nur Florences Bruder, Livs Stiefbruder und Henrys bester Freund, er ist außerdem einfach zum Anbeißen knuddelig. Genau wir Henry spielt er im erfolgreichsten Sportteam der Schule, hat allerdings große Schwierigkeiten seine guten Noten zu halten, da er mit Sport und Traum-Magie schon ganz schön überfordert ist. Anders als die beiden Hauptcharaktere beherrscht er diese nämlich nicht halb so gut, weshalb er hart daran arbeitet, besser zu werden, um sich gegen Bedrohungen zu schützen. Aber leider fällt ihm das alles nicht so wirklich in den Schoß. Außerdem hat er täglich einen riesengroßen Appetit, ist ein wenig schusselig, aber wirklich sehr gutmütig und an den richtigen Stellen auch mal rasend vor Wut. Bis zum Ende des dritten Bands hätte ich schwören können, dass er ein Auge auf seine Stiefschwester geworfen hat, auch, wenn er es wohl niemals zugegeben hätte. Auch Widersacher Arthur macht Liv an einer Stelle aufmerksam: "Fühlt sich toll an, von gleich zwei Männern geliebt zu werden, hm?" - Leider wird der Faden mit Grayson nicht wirklich aufgegriffen, was ich sehr schade finde, da er mir als Livs Partner viel besser gefallen hätte. Aber naja! Wozu gibt es Fanfictions?


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Kerstin Gier hat einen unvergleichbar locker-flockigen Schreibstil, der einfach nur dahingleitet, sodass man gar nicht bemerkt, dass man innerhalb weniger Stunden viele hundert Seiten verschlungen hat. Ihr wohl größtes Merkmal ist der zarte, für sie ganz eigene und typische Witz, den sie in ihren Erzählungen an den Tag legt, der einem die Charaktere näher bringt und einem immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Sie versteht es, Spannung aufzubauen und selbst dort, wo gerade keine Spannung herrscht, eine Sucht nach dem Text zu generieren, die einen unerbittlich immer weiter lesen lässt. Wie war das noch mit Lottie und Charles? Oder die morgendlichen Besuche von das Bocker? Ich hätte mich ewig in den kleinen Szenen zwischen der eigentlichen Handlung aufhalten können und es wäre mir gar nicht aufgefallen, dass ich bereits über 400 Seiten gelesen habe. Einfach herrlich! Eine Eigenheit, die sie dabei auffälligerweise immer wieder verwendet, sie die teilweise Seitenlangen einschübe, in denen sie, wie beiläufig, die wirklich wichtigen und spannenden Informationen fallen lässt. Ein Beispiel: Liv sitzt mit ihrer Familie und der schrecklichen Großtante ihrer Stiefgeschwister (das Bocker) am Tisch und unterhält sich über eine bevorstehende Hochzeit - und plötzlich gleitet sie in Gedanken an die letzte Nacht und die Geschehnisse werden uns nicht gleichzeitig, sondern rückwirkend erzählt. Wie sie durch den Traum-Korridor geschlichen ist. Wie sie Arthur getroffen hat. Wie sie sich mit Henry und Grayson besprochen hat. Seitenweise, bis man vergessen hat, das Liv ja eigentlich noch am Küchentisch sitzt. Und dann wird man plötzlich durch eine Bemerkung eines anderen Charakters wieder in das aktuelle Geschehen zurückgeholt. Von dieser Erzähltechnik war ich wirklich sehr fasziniert, auch wenn sie mir ab und zu wirklich auf die Nerven ging. Wenn ich zum Beispiel das Geschehen in der Gegenwart beobachten wollte und dann ein Einschub kam, um Spannung aufzubauen ... grr. Cliffhanger der anderen Art - aber gut!


Handlung ♥♥

Von der Handlung an sich war ich wirklich sehr enttäuscht - und als ich das Buch endlich zuklappen konnte, hallte nur eine einzige Frage in meinem Kopf wieder: Das wars jetzt oder wie? Die oben schon genannte Passivität der Hauptperson, durch deren Augen man gezwungen war, alles zu beobachten, ließ einen kaum wirklich am Geschehen teilhaben. Es gab kaum Plot-Twists und der - zugegebenermaßen - vorhandene Spannungsbogen verpuffte in einer in 20 Seiten kurzen Szene, die weder besonders action-, spannungs- oder erkenntnisgeladen war. Das Buch strotzte vor Wiederholungen der letzten beiden Teile, es gab keine großen Intrigen, keine dramatischen Wendungen, kaum Streits und selbst die gruselige 'unbekannte' Bedrohung war sehr schnell zu durchschauen. Von einem Buch, das derart beworben wurde und sich 'das große Finale' nennt, hätte ich doch durchaus mehr erwartet als nur ein bisschen Charakter-Konturierung, Ratespiel und relativ unspektakulärer Abschlussszene. Es gab nicht einmal einen Höhepunkt und wenn ich die Handlung nun in den wichtigsten Stichpunkten wiedergeben müsste, dann könnte ich es wahrscheinlich in drei Worten. Schade! Auch die irgendwie konstruiert wirkende Beziehungsproblematik um Livs erstes Mal war nicht nur nicht nachvollziehbar und irgendwie nervig, sondern in ihrer Auflösung sofort gegessen - und obwohl ihr erstes Mal durch das Buch hinweg groß aufgebauscht und angekündigt wird, bekommen wir am Ende nicht mal in einem einzigen Satz erklärt, ob es denn nun dazu gekommen ist oder nicht. Aber so perfekt wie Henry ist, war es wahrscheinlich das beste erste Mal in der Geschichte der Geschichten!


Gesamtwertung ♥♥♥

Versteht mich nicht falsch, ich habe das Buch wirklich sehr genossen und ich finde auch, dass sich das Lesen gelohnt hat. Trotzdem war ich - angesichts der großen Werbung im Vorhinein und der rasanten Story der anderen Teile - mehr als nur enttäuscht über das, was ich am Ende geboten bekommen habe. Für mich fühlt sich der dritte Teil nicht an, wie ein vollwertiger Abschlussband, sondern eher wie eine Zusatznovelle mit Geschichten aus der Traumwelt, sozusagen ein langersehntes Wiedersehen mit längst verloren geglaubten Charakteren. Mit der Hoffnung auf einen epischen Endkampf, der die beiden Vorgänger weit übertreffen würde, blieb ich bis zum Schluss am Ball und am Ende irgendwie frustriert zurück. Zwar hat es Spaß gemacht, die Geschichte zu verfolgen und die unzähligen, herzigen Charaktere dabei zu beobachten, wie sie miteinander interagieren, aber das war auch schon alles. Auch, wenn es kein schlechtes Buch ist - schon allein wegen Kerstin Giers flüssigem und witzigem Schreibstil - war ich am Ende mehr enttäuscht als befriedigt. Schade...


Spannung
♥♥♥
Romantik
♥♥
Humor
♥♥♥♥
Gewalt

Action
♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich konnte es gar nicht aus der Hand legen

Bad Romeo - Wohin du auch gehst
0

Wohin du auch gehst (1)

Autor: Leisa Rayven
Genre: Romantik, Slice of Life
Freigabe: Keine
Erschienen: 23.07.2015
Seiten: 496
Einband: Klappenbroschur
Verlag: Fischer Paperback
ISBN: 978-3-596-03322-5
Preis: ...

Wohin du auch gehst (1)

Autor: Leisa Rayven
Genre: Romantik, Slice of Life
Freigabe: Keine
Erschienen: 23.07.2015
Seiten: 496
Einband: Klappenbroschur
Verlag: Fischer Paperback
ISBN: 978-3-596-03322-5
Preis: 14,99€

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Der Traum vom unsterblichen Ruhm führt Cassandra Taylor und Ethan Holt zu einer der berühmtesten Schauspielakademien der USA. Bereits während des Vorsprechens kommt es zu einem schicksalshaften Ereignis: Cassandra und Ethan spielen eine gemeinsame Szene so perfekt, als besäßen sie eine tiefe Verbindung und würden sich seit Jahren kennen. Zwischen ihnen herrscht eine Anziehungskraft, die weder einstudiert noch erklärbar ist. Für das Auswahlverfahren erweist sich dies als Glücksfall: Cassandra und Ethan werden als das bekannteste Liebespaar der Geschichte gecastet. Trotz der gegenseitigen Anziehungskraft klappt es privat zwischen den beiden überhaupt nicht. Dennoch sind sie auch in den kommenden Jahren die perfekte Besetzung für große Liebesgeschichten. Und mit jedem Vorhang der fällt, werden Cassandra und Ethan tiefer in das Wunder der Liebe hineingezogen." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥

Ich weiß nicht, was es war, das mich dazu verleitet hat, bei diesem Buch zuzugreifen. Ein gold-glänzender Hintergrund, dessen Mittelpunkt ein großes, splitterndes Herz und seine Scherben bilden - für gewöhnlich lasse ich die Finger von solchen Covern, weil mich die Klischee behafteten Geschichten dahinter in der Regel nur enttäuscht haben. Aber bei Wohin du auch gehst war es anders. Ich dachte: "Ich brauche jetzt eine herzzerreißende Romanze und ich gebe diesem Buch jetzt eine Chance!" - und Zack! Ganz entgegen meiner Empfindung, dass dieses Cover viel zu sehr FRAUENROMAN! schreit und damit sogar für meinen Geschmack zu kitschig sein dürfte, griff ich zu. Das Cover ist zugegebenermaßen ein Hingucker und irgendwie auf seine Weise auch ästhetisch, trotzdem aber nicht wirklich mein Fall.


Charaktere ♥♥♥♥

Cassandra Taylor: Zu Beginn des Romans dachte ich, dass ich mit Cassie niemals wirklich warm werden würde. Schon nach den ersten Seiten war ich felsenfest davon überzeugt, dass sie eine furchtbare Schreckschraube ist, die sich in Gegenwart ihres Verflossenen aufführt wie der letzte Volltrottel - und genau das ist bei "Gegenwarts-Cassie" der Fall. Zum Glück gab es aber noch eine andere, fünf Jahre zurück liegende Zeitebene, die dem Leser die Ethan-Problematik von Beginn an erzählen will. Erst diese Einführung von "Vergangenheits-Cassie" hat mir die Protagonistin so richtig nahe gebracht. Ihre Bemühungen, den in sich gekehrten, sozial irgendwie unfähigen Ethan für sich zu gewinnen haben nicht nur meine Sympathie für sie erregt, sondern auch dafür gesorgt, dass ich das Buch geradezu inhaliert habe. Ich habe mit ihr gelacht und gezittert, war genau wie sie an einigen Stellen so zornig auf Ethan, dass ich ihm am liebsten... (zensiert). Leider konnte ich mich, bei aller Liebe zu ihr, bis zum Schluss nicht so recht mit Cassandra identifizieren, was nicht zwangsläufig schlecht ist. Denn es macht sie erst zu einem eigenständigen Charakter mit Macken, Fehlern und Eigenheiten, die man mögen kann - oder eben nicht.

Ethan Holt: Ach Ethan. Wenn es so etwas wie einen "Book-Boyfriend" wirklich gibt, dann würde ich für diese Rolle wohl ihn wählen. Wie kein anderer beherrscht er die Verführungstaktiken des "Push-and-Pull", stößt Cassie im einen Moment von sich weg, nur um sie im nächsten wieder an sich zu reißen... und sich dann wieder von ihr abzuwenden. Das macht er nicht etwa aus Absicht oder purer Berechnung, sondern aus bloßer Angst davor, jemandem wirklich tief und bedingungslos zu vertrauen. Doch auch diese Tatsache hütet er als Geheimnis seiner Existenz wie einen Schatz und genau wie die Protagonistin Cassie brauchen wir über 400 Seiten, um irgendwie hinter sein Problem zu kommen. So lange sind wir ihm hilflos ausgeliefert, seinem Charme verfallen und ... wünschen uns die ganze Zeit nichts lieber, als dass er und Cassie endlich zusammenfinden. Ethan ist das beste Beispiel dafür, welche Art von Mann bei den meisten Frauen am besten ankommt: Im einen Moment Arschloch (ohne dabei verachtend oder frauenfeindlich zu sein!), im anderen wahnsinnig zerbrechlich. Gegen meinen Willen bin ich ihm als Leserin immer weiter verfallen... aber psst. Muss ja nicht jeder wissen!


Schreibstil ♥♥♥♥

Zugegeben, am Anfang hatte ich meine Probleme, mit der Ich-Perspektive von Gegenwarts-Cassie klar zu kommen, denn charakterlich konnte ich mit ihr nicht wirklich etwas anfangen. Leisa Rayvens Schreibstil war allerdings von Beginn an derart packend, dass ich die knappen 500 Seiten in einem Rutsch hätte lesen können, wären da nicht noch andere Aufgaben gewesen, die auf mich gewartet haben. Sie verzichtet dabei stark auf unnötige Beschreibungen von Umgebungen oder Situationen, verlagert ihren Schwerpunkt dadurch aber besonders auf Cassies Innensichten und vor allem die großartigen Dialoge! Die Charaktere waren plastisch, gut ausgearbeitet, manchmal allerdings etwas überspitzt dargestellt, wie beispielsweise Cassies Mitbewohner Tristan, den ich allerdings durch seine urige Art erst ganz besonders genossen habe. Die Tatsache, dass sich wirklich jede Szene um Cassie und Ethan dreht und die beiden die ganze Zeit miteinander im Dialog stehen, wenn auch auf verschiedenen Zeitebenen oder getrennt durch diverse Zeitsprünge, fiel mir erst ganz zum Schluss des Buches auf, denn es hat mich nicht eine Sekunde lang gestört. Faszinierend ist, dass die Autorin es schafft, den Fokus dauerhaft auf die Dialoge und Begegnungen der beiden zu legen und es trotzdem niemals langweilig wird. Trotzdem kommt es an einigen Stellen zu Wiederholungen, die zwar nicht störend, aber auffällig sind.


Handlung ♥♥♥♥

Die Handlung fühlt sich an, wie ein Nieser, der immer und immer wieder in der Nase kitzelt, aber nie zur Erlösung kommt. Oder das Finden und Verlieren des finalen orgastischen Gefühls. Es kommt immer wieder zu Höhepunkten, die mir ein aufgeregtes Kribbeln in den Fingerspitzen trieben, aber niemals zu einem wirklich befriedigenden, auflösenden Ende. Auch, wenn es das ist, was der Klappentext längst angekündigt hat ("Wirklich große Liebesgeschichten haben kein Happy End. Sie enden nie."), habe ich, genau wie die Protagonistin, während des Lesens Glück und Frustration im Wechsel empfunden. Sie sagt ja, er sagt nein, er sagt ja, dann sagt er wieder nein, dann sagt sie nein und er sagt plötzlich ja - und es nimmt kein Ende! Selbst am Ende nimmt es nicht wirklich ein Ende und der Leser wird ängstlich und unbefriedigt zurückgelassen, nur um sehnsüchtig auf den zweiten Teil zu warten. Ich weiß nicht, ob das, was Leisa Rayven da geschaffen hat, Kunst ist, aber es ist auf jeden Fall eine ungewöhnliche Form von Nervenkitzel, die mich bis zum Schluss gefangen und festgehalten hat.


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Wohin du auch gehst hat mir wirklich überraschend gut gefallen, obwohl ich weder vor, noch nach dem Kauf wirklich daran geglaubt habe. Der Schreibstil ist flüssig, die Dialoge großartig, die Liebesszenen mitreißend, die Auf und Abs allerdings auf Dauer ... frustrierend. Nach 500 Seiten des ewigen Bangens hätte uns die Autorin die heiß ersehnte Erlösung lassen können, aber nein - sie entschied sich einen zweiten Teil zu schreiben. Das Problem ist, dass ich nicht weiß, ob ich das ganze Hin und Her zwischen Cassie und Ethan wirklich noch ein zweites Mal aushalten kann und will. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass die beiden endlich ihren Frieden finden, aber meine Nerven würden wahrscheinlich durchbrennen, wenn der nächste Teil auch so eine Tortur bedeutet. Alles in Allem kann ich sagen, dass es ein wirklich mitreißendes, herzzerreißendes, ekstatisches Buch für jeden ist, der auf Romantik ohne übermäßig viel Kitsch steht - und vielleicht ein bisschen masochistisch ist.


Spannung
♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥♥
Humor
♥♥♥♥
Gewalt

Action



- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich konnte es gar nicht aus der Hand legen

Bad Romeo - Wohin du auch gehst
0

Wohin du auch gehst (1)

Autor: Leisa Rayven
Genre: Romantik, Slice of Life
Freigabe: Keine
Erschienen: 23.07.2015
Seiten: 496
Einband: Klappenbroschur
Verlag: Fischer Paperback
ISBN: 978-3-596-03322-5
Preis: ...

Wohin du auch gehst (1)

Autor: Leisa Rayven
Genre: Romantik, Slice of Life
Freigabe: Keine
Erschienen: 23.07.2015
Seiten: 496
Einband: Klappenbroschur
Verlag: Fischer Paperback
ISBN: 978-3-596-03322-5
Preis: 14,99€

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Der Traum vom unsterblichen Ruhm führt Cassandra Taylor und Ethan Holt zu einer der berühmtesten Schauspielakademien der USA. Bereits während des Vorsprechens kommt es zu einem schicksalshaften Ereignis: Cassandra und Ethan spielen eine gemeinsame Szene so perfekt, als besäßen sie eine tiefe Verbindung und würden sich seit Jahren kennen. Zwischen ihnen herrscht eine Anziehungskraft, die weder einstudiert noch erklärbar ist. Für das Auswahlverfahren erweist sich dies als Glücksfall: Cassandra und Ethan werden als das bekannteste Liebespaar der Geschichte gecastet. Trotz der gegenseitigen Anziehungskraft klappt es privat zwischen den beiden überhaupt nicht. Dennoch sind sie auch in den kommenden Jahren die perfekte Besetzung für große Liebesgeschichten. Und mit jedem Vorhang der fällt, werden Cassandra und Ethan tiefer in das Wunder der Liebe hineingezogen." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥

Ich weiß nicht, was es war, das mich dazu verleitet hat, bei diesem Buch zuzugreifen. Ein gold-glänzender Hintergrund, dessen Mittelpunkt ein großes, splitterndes Herz und seine Scherben bilden - für gewöhnlich lasse ich die Finger von solchen Covern, weil mich die Klischee behafteten Geschichten dahinter in der Regel nur enttäuscht haben. Aber bei Wohin du auch gehst war es anders. Ich dachte: "Ich brauche jetzt eine herzzerreißende Romanze und ich gebe diesem Buch jetzt eine Chance!" - und Zack! Ganz entgegen meiner Empfindung, dass dieses Cover viel zu sehr FRAUENROMAN! schreit und damit sogar für meinen Geschmack zu kitschig sein dürfte, griff ich zu. Das Cover ist zugegebenermaßen ein Hingucker und irgendwie auf seine Weise auch ästhetisch, trotzdem aber nicht wirklich mein Fall.


Charaktere ♥♥♥♥

Cassandra Taylor: Zu Beginn des Romans dachte ich, dass ich mit Cassie niemals wirklich warm werden würde. Schon nach den ersten Seiten war ich felsenfest davon überzeugt, dass sie eine furchtbare Schreckschraube ist, die sich in Gegenwart ihres Verflossenen aufführt wie der letzte Volltrottel - und genau das ist bei "Gegenwarts-Cassie" der Fall. Zum Glück gab es aber noch eine andere, fünf Jahre zurück liegende Zeitebene, die dem Leser die Ethan-Problematik von Beginn an erzählen will. Erst diese Einführung von "Vergangenheits-Cassie" hat mir die Protagonistin so richtig nahe gebracht. Ihre Bemühungen, den in sich gekehrten, sozial irgendwie unfähigen Ethan für sich zu gewinnen haben nicht nur meine Sympathie für sie erregt, sondern auch dafür gesorgt, dass ich das Buch geradezu inhaliert habe. Ich habe mit ihr gelacht und gezittert, war genau wie sie an einigen Stellen so zornig auf Ethan, dass ich ihm am liebsten... (zensiert). Leider konnte ich mich, bei aller Liebe zu ihr, bis zum Schluss nicht so recht mit Cassandra identifizieren, was nicht zwangsläufig schlecht ist. Denn es macht sie erst zu einem eigenständigen Charakter mit Macken, Fehlern und Eigenheiten, die man mögen kann - oder eben nicht.

Ethan Holt: Ach Ethan. Wenn es so etwas wie einen "Book-Boyfriend" wirklich gibt, dann würde ich für diese Rolle wohl ihn wählen. Wie kein anderer beherrscht er die Verführungstaktiken des "Push-and-Pull", stößt Cassie im einen Moment von sich weg, nur um sie im nächsten wieder an sich zu reißen... und sich dann wieder von ihr abzuwenden. Das macht er nicht etwa aus Absicht oder purer Berechnung, sondern aus bloßer Angst davor, jemandem wirklich tief und bedingungslos zu vertrauen. Doch auch diese Tatsache hütet er als Geheimnis seiner Existenz wie einen Schatz und genau wie die Protagonistin Cassie brauchen wir über 400 Seiten, um irgendwie hinter sein Problem zu kommen. So lange sind wir ihm hilflos ausgeliefert, seinem Charme verfallen und ... wünschen uns die ganze Zeit nichts lieber, als dass er und Cassie endlich zusammenfinden. Ethan ist das beste Beispiel dafür, welche Art von Mann bei den meisten Frauen am besten ankommt: Im einen Moment Arschloch (ohne dabei verachtend oder frauenfeindlich zu sein!), im anderen wahnsinnig zerbrechlich. Gegen meinen Willen bin ich ihm als Leserin immer weiter verfallen... aber psst. Muss ja nicht jeder wissen!


Schreibstil ♥♥♥♥

Zugegeben, am Anfang hatte ich meine Probleme, mit der Ich-Perspektive von Gegenwarts-Cassie klar zu kommen, denn charakterlich konnte ich mit ihr nicht wirklich etwas anfangen. Leisa Rayvens Schreibstil war allerdings von Beginn an derart packend, dass ich die knappen 500 Seiten in einem Rutsch hätte lesen können, wären da nicht noch andere Aufgaben gewesen, die auf mich gewartet haben. Sie verzichtet dabei stark auf unnötige Beschreibungen von Umgebungen oder Situationen, verlagert ihren Schwerpunkt dadurch aber besonders auf Cassies Innensichten und vor allem die großartigen Dialoge! Die Charaktere waren plastisch, gut ausgearbeitet, manchmal allerdings etwas überspitzt dargestellt, wie beispielsweise Cassies Mitbewohner Tristan, den ich allerdings durch seine urige Art erst ganz besonders genossen habe. Die Tatsache, dass sich wirklich jede Szene um Cassie und Ethan dreht und die beiden die ganze Zeit miteinander im Dialog stehen, wenn auch auf verschiedenen Zeitebenen oder getrennt durch diverse Zeitsprünge, fiel mir erst ganz zum Schluss des Buches auf, denn es hat mich nicht eine Sekunde lang gestört. Faszinierend ist, dass die Autorin es schafft, den Fokus dauerhaft auf die Dialoge und Begegnungen der beiden zu legen und es trotzdem niemals langweilig wird. Trotzdem kommt es an einigen Stellen zu Wiederholungen, die zwar nicht störend, aber auffällig sind.


Handlung ♥♥♥♥

Die Handlung fühlt sich an, wie ein Nieser, der immer und immer wieder in der Nase kitzelt, aber nie zur Erlösung kommt. Oder das Finden und Verlieren des finalen orgastischen Gefühls. Es kommt immer wieder zu Höhepunkten, die mir ein aufgeregtes Kribbeln in den Fingerspitzen trieben, aber niemals zu einem wirklich befriedigenden, auflösenden Ende. Auch, wenn es das ist, was der Klappentext längst angekündigt hat ("Wirklich große Liebesgeschichten haben kein Happy End. Sie enden nie."), habe ich, genau wie die Protagonistin, während des Lesens Glück und Frustration im Wechsel empfunden. Sie sagt ja, er sagt nein, er sagt ja, dann sagt er wieder nein, dann sagt sie nein und er sagt plötzlich ja - und es nimmt kein Ende! Selbst am Ende nimmt es nicht wirklich ein Ende und der Leser wird ängstlich und unbefriedigt zurückgelassen, nur um sehnsüchtig auf den zweiten Teil zu warten. Ich weiß nicht, ob das, was Leisa Rayven da geschaffen hat, Kunst ist, aber es ist auf jeden Fall eine ungewöhnliche Form von Nervenkitzel, die mich bis zum Schluss gefangen und festgehalten hat.


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Wohin du auch gehst hat mir wirklich überraschend gut gefallen, obwohl ich weder vor, noch nach dem Kauf wirklich daran geglaubt habe. Der Schreibstil ist flüssig, die Dialoge großartig, die Liebesszenen mitreißend, die Auf und Abs allerdings auf Dauer ... frustrierend. Nach 500 Seiten des ewigen Bangens hätte uns die Autorin die heiß ersehnte Erlösung lassen können, aber nein - sie entschied sich einen zweiten Teil zu schreiben. Das Problem ist, dass ich nicht weiß, ob ich das ganze Hin und Her zwischen Cassie und Ethan wirklich noch ein zweites Mal aushalten kann und will. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass die beiden endlich ihren Frieden finden, aber meine Nerven würden wahrscheinlich durchbrennen, wenn der nächste Teil auch so eine Tortur bedeutet. Alles in Allem kann ich sagen, dass es ein wirklich mitreißendes, herzzerreißendes, ekstatisches Buch für jeden ist, der auf Romantik ohne übermäßig viel Kitsch steht - und vielleicht ein bisschen masochistisch ist.


Spannung
♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥♥
Humor
♥♥♥♥
Gewalt

Action



- Eure Bücherfüchsin