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Veröffentlicht am 15.09.2016

Mein Herz für dieses Buch!

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (Buch 1)
0

Morgentau - Die Auserwählte der Jahreszeiten

Autor: Jennifer Wolf
Genre: Romantik, Fantasy, Utopie?
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 06.03.2014
Seiten: 233
Einband: Taschenbuch
Verlag: ...

Morgentau - Die Auserwählte der Jahreszeiten

Autor: Jennifer Wolf
Genre: Romantik, Fantasy, Utopie?
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 06.03.2014
Seiten: 233
Einband: Taschenbuch
Verlag: Carlsen (Impress)
ISBN: 978-3-646-60016-2
Preis: 4,99€

Rating: ♥♥♥♥♥


Klappentext

Die Erde liegt unter einer Schneedecke. Eis und Kälte herrschen überall, nur ein kleiner Fleck ist noch bewohnbar. Dort lebt auch Maya Morgentau. Von der Erdgöttin Gaia wurde sie dazu auserkoren, das Gleichgewicht der Natur aufrechtzuerhalten und einen ihrer Söhne für ein Jahrhundert an sich zu binden: den Frühling, den Sommer, den Herbst oder den Winter. Doch hat sie sich für einen entschieden, zahlt sie einen hohen Preis dafür.
Inhalt

"Die Erde liegt unter einer dicken Schneedecke, Eis und Kälte herrschen überall. Nur noch ein kleiner Landfleck ist bewohnbar, wo die Erdgöttin Gaia die letzten ahnungslosen Menschen angesiedelt hat. Hier lebt auch Maya Jasmine Morgentau, eine der göttlichen Hüterinnen. Alle hundert Jahre wird unter ihnen eine Auserwählte dazu bestimmt, das Gleichgewicht der Natur aufrechtzuerhalten. Sie darf die vier besonderen Söhne der Gaia kennenlernen, den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter. Für einen muss sie sich entscheiden und sich ein Jahrhundert an ihn binden. Doch jeder der Söhne hat seine Stärken und Schwächen. Sollte Maya die Auserwählte werden, für wen würde sie ihr Leben hergeben?" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥♥

Es war vielleicht keine Liebe auf den ersten Blick, aber inzwischen ist es definitiv Liebe! Wie ihr sicherlich wisst, habe ich grundsätzlich erst einmal Vorurteile gegen Fotocover, im Falle Morgentau hat sich mein Unmut aber sehr schnell verflüchtigt: Das abgebildete, rothaarige Mädchen trifft meine Vorstellung der Protagonistin Maya Morgentau wie die Faust aufs Auge. Rote Locken, helle Haut, ein weißes (oder doch eisblaues?) Kleid, inmitten eines Kirschbaumblütensturms - die gesamte Komposition strahlt nicht nur Glückseligkeit und Ruhe aus, sondern es ist auch noch wunderschön anzuschauen; geradezu ein Bild für die Götter. Wir kennen nun also die Protagonistin, der Rest bleibt trotzdem noch unserer Fantasie überlassen. Das mag ich sehr gern. 5/5 Punkten!


Charaktere ♥♥♥♥♥

Maya Morgentau: Zuerst dachte ich, Maya sei für meinen Geschmack vielleicht etwas zu perfekt, zu unfehlbar, zu ... fernab von meiner Realität. Aber je mehr Zeit ich mit ihr verbracht habe, desto mehr konnte ich mich mit ihr identifizieren. Beim Lesen fühlt sie sich an wie eine zarte Blume, die man unbedingt erhalten muss und so geht es sicherlich auch den Söhnen Gaias, als sie Maya das erste Mal begegnen. Sie ist gutherzig und fromm, was hauptsächlich von ihrer guten Erziehung herrührt, die sie im Orden der Göttin genießen durfte, bevor sie zur Auserwählten wurde. Genauso wie die Tatsache, dass sie noch nie viel mehr Kontakt zu Männern hatte, als bloß ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Und dann sollte sie sich gleich zwischen vier geradezu perfekten Vertretern dieses Geschlechts entscheiden? Auf jeden Fall eine Herausforderung für sie. Und genau so stellt sie sich auch an: manchmal tollpatschig, manchmal genau richtig, an den richtigen Stellen dickköpfig und selbstbewusst. Nur an einer Stelle ... jah, an dieser einen Stelle ... macht sie den größten Fehler ihres Lebens und ich konnte nichts anderes denken als: "Maya Morgentau, wenn ich in dieser Geschichte wäre, würde ich dir - bei der Göttin! - den Hals umdrehen." Mit Unverständnis und Herzklopfen habe ich auf die Zeilen gestarrt und von diesem grausamen Wendepunkt an mit ihr gelitten, mit ihr gezittert, mit ihr gehofft und mit ihr geweint. So etwas habe ich selten erlebt! Ich ziehe meinen Hut!

Jesien: Der Herbst - er ist wunderbar! Mein persönlicher Favorit unter den Söhnen der Gaia, weswegen ich ihn auch zuerst nennen will (nicht böse sein, Nevis!). Wie man es vom Herbst eben erwartet, bringt er Trauben dazu, zu reifen, und Blätter dazu, sich zu verfärben. Deswegen wundert es kaum, dass die Verkörperung dieser Jahreszeit die meiste Zeit mit der Nase in einem Weinglas hängt. Trotzdem ist er dabei niemals so betrunken, als dass er nicht bereit wäre, Maya mit einem Lächeln, einer Umarmung oder aufmunternden Worten beizustehen. Oft durchschaut er die Situation, bevor es die Protagonisten tun und er hat auch immer die besten Einfälle. Mit seinen Neckereien trifft er stets ins Schwarze. Ich war einfach verknallt - ich kann euch nicht mal sagen wieso, wahrscheinlich, weil ich eine Schwäche für die Gutmütigen habe und es Jesien nur zu gern etwas Glück gegönnt hätte. Ich bin bereits gespannt, welche Rolle er in den nachfolgenden Bänden spielen wird.

Nevis: Der Jüngste unter Gaias Söhnen und die Verkörperung des Winters. Genau wie Maya hatte ich zu Anfang so meine Probleme damit, ihn richtig einzuschätzen. Seine Beschreibung erinnerte mich zu allererst an Jack Frost aus dem Film Die Hüter des Lichts, was es mir erst schwer machte, ihn wirklich ernst zu nehmen. Doch mit der Zeit, je mehr er hinter seine Fassade blicken konnte, desto neugieriger war ich, was für ein Geheimnis er wohl verbarg. Und ehe ich es mich versah, hatte mich der sture Bock ganz in seiner Gewalt - und so toll ich Jesien auch fand, die Beziehung, die Nevis und Maya zueinander aufbauen ist so herzerwärmend und herzzerreißend gleichermaßen, dass ich jede Zeile mit und über ihn verschlungen habe. Ich habe jede noch so kleine Gefühlsregung dieses Charakters in mich aufgesogen und analysiert und genossen. Doch auch ihn hätte ich an mehr als nur einer Stelle für seine Sturheit schelten können - so ein unverbesserlicher Dickkopf! Und für mich trotzdem etwas ganz Besonderes...


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Jennifer Wolf hat einen wahnsinnig schönen, plastischen Schreibstil, der so wunderbar fließend ist, dass man irgendwann vergisst, dass man überhaupt liest. Man vergisst die Zeilen, die Worte, die Schrift tritt hinter den Bildern, die sie malt, zurück und lässt einen die Welt mit Mayas Augen sehen und verstehen. Wenn jemand scherzhaft behauptet, dass man beim Lesen still da sitzt und über einem Stück Papier tranceartig halluziniert: hier ist es definitiv so gewesen. Wie ein Film lief das Gelesene vor meinem inneren Auge ab und entführte mich in eine fremde, bunte, Magie erfüllte Welt, wie ich selbst gern am eigenen Leib erfahren hätte. Selbst die Auserwählte Gaia sein. Selbst einen der Brüder wählen und der liebsten Jahreszeit nah sein. Dieses Buch lässt einen träumen! Farben spielen in Morgentau übrigens eine besonders wichtige Rolle und wenn man die Beschreibung der Farben sehr aufmerksam verfolgt, wir man auch wissen wieso. Ein ganz, ganz, ganz besonderes Lob möchte ich an dieser Stelle für Nevis Augen aussprechen, denn selten habe ich einen Charakter so intensiv an einem besonderen Merkmal festmachen können. Ungeheuer wortgewandt beschreibt Jennifer Wolf die Entwicklung des Winters nämlich anhand seiner Augen, die sich ganz eigenständig verhalten. Sie frieren zu, sie tauen auf, sie sind Nebel verschleiert oder klar, sie strahlen oder sie erliegen einem grausamen Schneesturm - so beobachtet Maya die Gefühls- und Seelenzustände des Winters, ohne viele Worte zu brauchen. Einfach wunderbar faszinierend!


Handlung ♥♥♥♥♥

Ich wusste ja nicht, was mich erwartet! Sicher, ich hatte mit einer romantischen Liebesgeschichte gerechnet, die einen Tiefpunkt erlebt, um sich dann in ein Happy End zu retten. Es kam beinahe so wie erwartet ... aber eben nur beinahe! Und obwohl ich mir geschworen hatte, nicht zu weinen (Im Vorhinein hatte ich viel darüber gelesen, dass es die vorherigen Leserinnen zu Tränen gerührt haben soll), konnte ich zum Schluss einfach nicht mehr an mich halten. Es kam doch so anders, als erwartet - und weil ich bisher nichts Vergleichbares kannte, wusste ich auch nicht, wohin mich die Reise mit Maya und den Jahreszeiten führen würde. Würde sie den Richtigen wählen? Würde sie entkommen? Würde sie unsterblich werden? Oder Sterben? Ich konnte nicht ahnen, wohin mich der Plot führen würde, und ich muss sagen, ich war mehr als nur positiv überrascht. Wie schon gesagt habe ich mit den Charakteren jede nur mögliche Emotion, jede Spannung mitgefühlt, bis ich am Ende nur noch ein Häufchen Elend war. Bloß an einer Stelle im hinteren Teil des Buches wurde es mir für einen Moment zu langatmig - vielleicht, weil ich ungeduldig war, was als nächstes geschehen sollte -, die Wanderung durch die Eiswüste, denn ich saß wie auf glühenden Kohlen. Doch als sich dann langsam das Ende ankündigte, saß ich schon wieder in der Achterbahn. Was machst du nur mit mir, Jennifer Wolf?


Gesamtwertung ♥♥♥♥♥

Wenn man ohne Erwartungen an ein Buch herangeht, kann man in der Regel nur positiv überrascht werden. Lediglich der Grad der Überraschung variiert - und was Morgentau betrifft, so hat er die Schwelle gut bei Weitem überschritten. Die Geschichte von Maya Morgentau und den vier Jahreszeiten hat mich von Anfang an mitgerissen und fortan in seinem Bann gehalten. Der großartige Schreibstil der Autorin hat mich derart gefangen, dass ich das Gefühl hatte, nicht Worte, sondern das Geschehen aus der Nähe zu betrachten. Und wenn ein Buch mich zum Schluss so umhaut, dass ich vor Tränen kaum Luft bekomme und nach meinen Taschentüchern angeln muss, dann kann es nur bedeuten, dass es meinen Nerv getroffen hat - und das hat es! Und der Schmerz, den es in mir ausgelöst hat, hallt immer noch nach! Sicher bin ich nun auch gespannt auf den zweiten Teil der Reihe, doch gleichermaßen auch skeptisch. Ich hatte mich so sehr an Maya und Nevis gewöhnt und war von ihnen so begeistert, wie kann das noch getoppt werden? Es wird noch ein bisschen dauern, bis ich Morgentau vollkommen verdaut habe, aber irgendwann werde ich mich auch an den zweiten Teil trauen - versprochen! Danke für dieses wundervolle Erlebnis, Jennifer Wolf!


Spannung
♥♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥♥
Humor
♥♥
Gewalt

Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mein Herz für dieses Buch!

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (Buch 1)
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Morgentau - Die Auserwählte der Jahreszeiten

Autor: Jennifer Wolf
Genre: Romantik, Fantasy, Utopie?
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 06.03.2014
Seiten: 233
Einband: Taschenbuch
Verlag: ...

Morgentau - Die Auserwählte der Jahreszeiten

Autor: Jennifer Wolf
Genre: Romantik, Fantasy, Utopie?
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 06.03.2014
Seiten: 233
Einband: Taschenbuch
Verlag: Carlsen (Impress)
ISBN: 978-3-646-60016-2
Preis: 4,99€

Rating: ♥♥♥♥♥


Klappentext

Die Erde liegt unter einer Schneedecke. Eis und Kälte herrschen überall, nur ein kleiner Fleck ist noch bewohnbar. Dort lebt auch Maya Morgentau. Von der Erdgöttin Gaia wurde sie dazu auserkoren, das Gleichgewicht der Natur aufrechtzuerhalten und einen ihrer Söhne für ein Jahrhundert an sich zu binden: den Frühling, den Sommer, den Herbst oder den Winter. Doch hat sie sich für einen entschieden, zahlt sie einen hohen Preis dafür.
Inhalt

"Die Erde liegt unter einer dicken Schneedecke, Eis und Kälte herrschen überall. Nur noch ein kleiner Landfleck ist bewohnbar, wo die Erdgöttin Gaia die letzten ahnungslosen Menschen angesiedelt hat. Hier lebt auch Maya Jasmine Morgentau, eine der göttlichen Hüterinnen. Alle hundert Jahre wird unter ihnen eine Auserwählte dazu bestimmt, das Gleichgewicht der Natur aufrechtzuerhalten. Sie darf die vier besonderen Söhne der Gaia kennenlernen, den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter. Für einen muss sie sich entscheiden und sich ein Jahrhundert an ihn binden. Doch jeder der Söhne hat seine Stärken und Schwächen. Sollte Maya die Auserwählte werden, für wen würde sie ihr Leben hergeben?" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥♥

Es war vielleicht keine Liebe auf den ersten Blick, aber inzwischen ist es definitiv Liebe! Wie ihr sicherlich wisst, habe ich grundsätzlich erst einmal Vorurteile gegen Fotocover, im Falle Morgentau hat sich mein Unmut aber sehr schnell verflüchtigt: Das abgebildete, rothaarige Mädchen trifft meine Vorstellung der Protagonistin Maya Morgentau wie die Faust aufs Auge. Rote Locken, helle Haut, ein weißes (oder doch eisblaues?) Kleid, inmitten eines Kirschbaumblütensturms - die gesamte Komposition strahlt nicht nur Glückseligkeit und Ruhe aus, sondern es ist auch noch wunderschön anzuschauen; geradezu ein Bild für die Götter. Wir kennen nun also die Protagonistin, der Rest bleibt trotzdem noch unserer Fantasie überlassen. Das mag ich sehr gern. 5/5 Punkten!


Charaktere ♥♥♥♥♥

Maya Morgentau: Zuerst dachte ich, Maya sei für meinen Geschmack vielleicht etwas zu perfekt, zu unfehlbar, zu ... fernab von meiner Realität. Aber je mehr Zeit ich mit ihr verbracht habe, desto mehr konnte ich mich mit ihr identifizieren. Beim Lesen fühlt sie sich an wie eine zarte Blume, die man unbedingt erhalten muss und so geht es sicherlich auch den Söhnen Gaias, als sie Maya das erste Mal begegnen. Sie ist gutherzig und fromm, was hauptsächlich von ihrer guten Erziehung herrührt, die sie im Orden der Göttin genießen durfte, bevor sie zur Auserwählten wurde. Genauso wie die Tatsache, dass sie noch nie viel mehr Kontakt zu Männern hatte, als bloß ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Und dann sollte sie sich gleich zwischen vier geradezu perfekten Vertretern dieses Geschlechts entscheiden? Auf jeden Fall eine Herausforderung für sie. Und genau so stellt sie sich auch an: manchmal tollpatschig, manchmal genau richtig, an den richtigen Stellen dickköpfig und selbstbewusst. Nur an einer Stelle ... jah, an dieser einen Stelle ... macht sie den größten Fehler ihres Lebens und ich konnte nichts anderes denken als: "Maya Morgentau, wenn ich in dieser Geschichte wäre, würde ich dir - bei der Göttin! - den Hals umdrehen." Mit Unverständnis und Herzklopfen habe ich auf die Zeilen gestarrt und von diesem grausamen Wendepunkt an mit ihr gelitten, mit ihr gezittert, mit ihr gehofft und mit ihr geweint. So etwas habe ich selten erlebt! Ich ziehe meinen Hut!

Jesien: Der Herbst - er ist wunderbar! Mein persönlicher Favorit unter den Söhnen der Gaia, weswegen ich ihn auch zuerst nennen will (nicht böse sein, Nevis!). Wie man es vom Herbst eben erwartet, bringt er Trauben dazu, zu reifen, und Blätter dazu, sich zu verfärben. Deswegen wundert es kaum, dass die Verkörperung dieser Jahreszeit die meiste Zeit mit der Nase in einem Weinglas hängt. Trotzdem ist er dabei niemals so betrunken, als dass er nicht bereit wäre, Maya mit einem Lächeln, einer Umarmung oder aufmunternden Worten beizustehen. Oft durchschaut er die Situation, bevor es die Protagonisten tun und er hat auch immer die besten Einfälle. Mit seinen Neckereien trifft er stets ins Schwarze. Ich war einfach verknallt - ich kann euch nicht mal sagen wieso, wahrscheinlich, weil ich eine Schwäche für die Gutmütigen habe und es Jesien nur zu gern etwas Glück gegönnt hätte. Ich bin bereits gespannt, welche Rolle er in den nachfolgenden Bänden spielen wird.

Nevis: Der Jüngste unter Gaias Söhnen und die Verkörperung des Winters. Genau wie Maya hatte ich zu Anfang so meine Probleme damit, ihn richtig einzuschätzen. Seine Beschreibung erinnerte mich zu allererst an Jack Frost aus dem Film Die Hüter des Lichts, was es mir erst schwer machte, ihn wirklich ernst zu nehmen. Doch mit der Zeit, je mehr er hinter seine Fassade blicken konnte, desto neugieriger war ich, was für ein Geheimnis er wohl verbarg. Und ehe ich es mich versah, hatte mich der sture Bock ganz in seiner Gewalt - und so toll ich Jesien auch fand, die Beziehung, die Nevis und Maya zueinander aufbauen ist so herzerwärmend und herzzerreißend gleichermaßen, dass ich jede Zeile mit und über ihn verschlungen habe. Ich habe jede noch so kleine Gefühlsregung dieses Charakters in mich aufgesogen und analysiert und genossen. Doch auch ihn hätte ich an mehr als nur einer Stelle für seine Sturheit schelten können - so ein unverbesserlicher Dickkopf! Und für mich trotzdem etwas ganz Besonderes...


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Jennifer Wolf hat einen wahnsinnig schönen, plastischen Schreibstil, der so wunderbar fließend ist, dass man irgendwann vergisst, dass man überhaupt liest. Man vergisst die Zeilen, die Worte, die Schrift tritt hinter den Bildern, die sie malt, zurück und lässt einen die Welt mit Mayas Augen sehen und verstehen. Wenn jemand scherzhaft behauptet, dass man beim Lesen still da sitzt und über einem Stück Papier tranceartig halluziniert: hier ist es definitiv so gewesen. Wie ein Film lief das Gelesene vor meinem inneren Auge ab und entführte mich in eine fremde, bunte, Magie erfüllte Welt, wie ich selbst gern am eigenen Leib erfahren hätte. Selbst die Auserwählte Gaia sein. Selbst einen der Brüder wählen und der liebsten Jahreszeit nah sein. Dieses Buch lässt einen träumen! Farben spielen in Morgentau übrigens eine besonders wichtige Rolle und wenn man die Beschreibung der Farben sehr aufmerksam verfolgt, wir man auch wissen wieso. Ein ganz, ganz, ganz besonderes Lob möchte ich an dieser Stelle für Nevis Augen aussprechen, denn selten habe ich einen Charakter so intensiv an einem besonderen Merkmal festmachen können. Ungeheuer wortgewandt beschreibt Jennifer Wolf die Entwicklung des Winters nämlich anhand seiner Augen, die sich ganz eigenständig verhalten. Sie frieren zu, sie tauen auf, sie sind Nebel verschleiert oder klar, sie strahlen oder sie erliegen einem grausamen Schneesturm - so beobachtet Maya die Gefühls- und Seelenzustände des Winters, ohne viele Worte zu brauchen. Einfach wunderbar faszinierend!


Handlung ♥♥♥♥♥

Ich wusste ja nicht, was mich erwartet! Sicher, ich hatte mit einer romantischen Liebesgeschichte gerechnet, die einen Tiefpunkt erlebt, um sich dann in ein Happy End zu retten. Es kam beinahe so wie erwartet ... aber eben nur beinahe! Und obwohl ich mir geschworen hatte, nicht zu weinen (Im Vorhinein hatte ich viel darüber gelesen, dass es die vorherigen Leserinnen zu Tränen gerührt haben soll), konnte ich zum Schluss einfach nicht mehr an mich halten. Es kam doch so anders, als erwartet - und weil ich bisher nichts Vergleichbares kannte, wusste ich auch nicht, wohin mich die Reise mit Maya und den Jahreszeiten führen würde. Würde sie den Richtigen wählen? Würde sie entkommen? Würde sie unsterblich werden? Oder Sterben? Ich konnte nicht ahnen, wohin mich der Plot führen würde, und ich muss sagen, ich war mehr als nur positiv überrascht. Wie schon gesagt habe ich mit den Charakteren jede nur mögliche Emotion, jede Spannung mitgefühlt, bis ich am Ende nur noch ein Häufchen Elend war. Bloß an einer Stelle im hinteren Teil des Buches wurde es mir für einen Moment zu langatmig - vielleicht, weil ich ungeduldig war, was als nächstes geschehen sollte -, die Wanderung durch die Eiswüste, denn ich saß wie auf glühenden Kohlen. Doch als sich dann langsam das Ende ankündigte, saß ich schon wieder in der Achterbahn. Was machst du nur mit mir, Jennifer Wolf?


Gesamtwertung ♥♥♥♥♥

Wenn man ohne Erwartungen an ein Buch herangeht, kann man in der Regel nur positiv überrascht werden. Lediglich der Grad der Überraschung variiert - und was Morgentau betrifft, so hat er die Schwelle gut bei Weitem überschritten. Die Geschichte von Maya Morgentau und den vier Jahreszeiten hat mich von Anfang an mitgerissen und fortan in seinem Bann gehalten. Der großartige Schreibstil der Autorin hat mich derart gefangen, dass ich das Gefühl hatte, nicht Worte, sondern das Geschehen aus der Nähe zu betrachten. Und wenn ein Buch mich zum Schluss so umhaut, dass ich vor Tränen kaum Luft bekomme und nach meinen Taschentüchern angeln muss, dann kann es nur bedeuten, dass es meinen Nerv getroffen hat - und das hat es! Und der Schmerz, den es in mir ausgelöst hat, hallt immer noch nach! Sicher bin ich nun auch gespannt auf den zweiten Teil der Reihe, doch gleichermaßen auch skeptisch. Ich hatte mich so sehr an Maya und Nevis gewöhnt und war von ihnen so begeistert, wie kann das noch getoppt werden? Es wird noch ein bisschen dauern, bis ich Morgentau vollkommen verdaut habe, aber irgendwann werde ich mich auch an den zweiten Teil trauen - versprochen! Danke für dieses wundervolle Erlebnis, Jennifer Wolf!


Spannung
♥♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥♥
Humor
♥♥
Gewalt

Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Noch besser als Teil Eins!

Die Dreizehnte Fee
0

Die Dreizehnte Fee - Entzaubert (2)

Autor: Julia Adrian
Genre: Fantasy, Mythen & Legenden, (Romantik)
Freigabe: keine
Erschienen: 22.10.2015
Seiten: 220
Einband: eBook
Verlag: Drachenmond
ISBN: 978-3-95991-132-0
Preis: ...

Die Dreizehnte Fee - Entzaubert (2)

Autor: Julia Adrian
Genre: Fantasy, Mythen & Legenden, (Romantik)
Freigabe: keine
Erschienen: 22.10.2015
Seiten: 220
Einband: eBook
Verlag: Drachenmond
ISBN: 978-3-95991-132-0
Preis: 2,99€ (eBook) / 12,00€ (broschiert)

Rating: ♥♥♥♥♥


Inhalt

"Ich bin der Anfang, ich bin das Ende." Fünf Feen fielen unter dem Schwert des Hexenjägers. Jetzt ist es die Königin, die er jagt. Im hohen Norden sieht die Dreizehnte Fee dem Urteil der verbliebenen Schwestern entgegen. Und nur eine weiß das Ende, doch ihre Macht schwindet und mit ihr die einzige Chance das Rätsel um die Erweckung der gefährlichsten aller Feen zu entschlüsseln. Sieh hin, flüstert die Königin. Lerne, was es heißt, mich zu betrügen!" - Quelle: Amazon


Cover ♥♥♥♥♥

Genau wie beim Cover des ersten Teils kann ich eigentlich nur sagen: dieses Cover ist wunderschön! Ich liebe die Farbnuancen zwischen Dunkel-, Eisblau und Rotbraun, die hellen, zierlichen Ornamente, die den Titel einrahmen und erst auf den zweiten Blick preisgeben, dass es sich eigentlich um einen Spiegel handelt - einen der drei (?) Spiegel der Feenmutter. Die Farbgebung und die hell glänzenden Blätter und Zapfen am Rande des Covers erinnern an einen kalten aber klaren Wintertag und an den Frost, der sich unnachgiebig über alles legt, was ihm erreichbar ist. Erst nach dem Lesen wird klar, wie gut das Cover eigentlich zum Inhalt der Geschichte passt, denn die Eishexe spielt in diesem Band eine größere Rolle als noch zuvor. Mehr weiß ich nicht zu sagen - einfach wunderschön!


Charaktere ♥♥♥♥♥

Lilith: Die Dreizehnte Fee - oder auch Hexe, wie sie im Volksmund von den Menschen genannt wird. Bevor sie von ihren 12 anderen Schwestern in eine schreckliche Falle gelockt wurde, durch die sie nicht nur 1000 Jahre ihres Lebens, sondern auch ihre Kräfte verlor, war sie die Königin der Feen und die Herrscherin über Pandora. Aber sie ist auch Lilith, die große Schwester der Feenkinder, das sanfte Mädchen, das sich nach nichts anderem mehr sehnt, als nach der Liebe, die sich all die Zeit selbst verboten hat. Ich liebe es, wie Lilith sich im Laufe des zweiten Bandes immer mehr entwickelt: Sie steckt irgendwo fest zwischen der stolzen Königin und dem Mädchen, das sie wirklich ist und weiß nie so recht, wie sie mit diesen beiden Persönlichkeiten umgehen soll, die dauerhaft um die Kontrolle kämpfen. Einerseits will sie blutige Rache an ihren Schwestern nehmen, die ihr ihre Magie gestohlen und unter sich aufgeteilt haben. Andererseits liebt sie ihre Schwestern mehr als sich selbst und kann es nicht ertragen, dass eine nach der anderen der Königin oder dem Hexenjäger zum Opfer fällt. Dieses Hin-und-Hergerissen-Sein nimmt einen als Leser unglaublich mit, denn irgendwie kann man beide Seiten verstehen, auch, wenn man die Königin, die in ihr schlummert, mehr als alles andere fürchtet. Ich wünsche Lilith, dass sie es im dritten und letzten Band endlich schafft, Frieden mit sich, der Königin und ihren Schwestern zu finden und endlich das Leben leben kann, das sie sich so sehr wünscht: Seite an Seite mit dem Hexenjäger. Aber warum habe ich so ein ungutes Gefühl, dass ihr ein Happy End niemals bestimmt ist?

Hexenjäger: Leider spielt der Hexenjäger im zweiten Band der Fee eher eine untergeordnete, aber nichtsdestotrotz wichtige Rolle. Von einer der Feenschwestern gelenkt, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, alle 13 Feen zu finden und zu töten, die mit Magie und Grausamkeit das Leben der Menschen zur Hölle machen. Auch er befindet sich durchweg in einem schrecklichen Zwiespalt, denn die Einzige, die ihm dabei helfen kann, die Hexen zu töten, ist die 13. Fee - Lilith. Seit er sie im ersten Teil aus dem Turm befreit hat, um sie als Waffe zu missbrauchen, scheint er undefinierbare Gefühle für sie zu haben: einerseits hasst er sie, denn sie ist sein Feind und die grausamste von allen (zumindest die Königin, die in ihr schlummert), andererseits ist sie feingliedrig, zerbrechlich und liebenswert und immer wieder verfällt er ihrem Zauber, liebt sie, zieht sie an sich - nur um sie im nächsten Moment von sich zu stoßen. Lieber Hexenjäger, ich weiß, dass du Lilith liebst, sei kein Narr und stoße sie von dir für das, was sie irgendwann mal gewesen ist! Schlimm, das er mich nicht hören kann. Und noch schlimmer, das ich noch so lange auf den dritten Band warten muss, um herauszufinden, wie es mit den beiden weitergeht. Ahhhh!

Eishexe: Die Eishexe ist Liliths älteste Schwester, die erste, die nach ihr kam und ich führe sie hier stellvertretend für alle anderen Feen-Schwestern auf, die ich leider nicht einzeln besprechen kann. Jede von ihnen ist einzigartig, jede von ihnen hat ihre eigene Geschichte, ihren eigenen Charakter, ihr eigenes Leid, ihre eigene Schwachstelle - sie sind alle großartig! Die Eishexe ist eines der besten Beispiele, dass nicht nur Lilith und der Hexenjäger unter einem ewigen Zwiespalt leiden, auch die Feen tun das. Einerseits fürchten sie die grausame Königin, die ihre Schwester einmal gewesen ist und die ihnen das Leben zur Hölle gemacht hat, doch andererseits lieben sie Lilith, die fürsorgliche Schwester, die sie als Kinder beschützt und gehütet hat. Und trotzdem müssen sie sie jetzt bekämpfen, denn Lilith ist die einzige, die die Feen töten und ihre Herrschaft beenden kann. Solange die Königin irgendwo in ihr schlummert, können sie nicht aufhören, sie zu bekämpfen. Einsam lebt die Eishexe in ihrem Palast ganz im Norden, in einem Saal voller Bücher, ohne Gesellschaft, fernab von den Menschen, die sie ohnehin nur töten wollen. Sie bringt den Winter, die Kälte, das Eis, tut das, was von ihr als Herrscherin über das kalte Element verlangt wird und zieht so erst Recht den Zorn der Menschen auf sich. Gleichzeitig sammelt sie Porträts der Menschen, die ihrer Magie zum Opfer fallen, damit keiner von ihnen vergessen wird. Sie ist missverstanden und einsam, hat nur gelernt, sich mit Grausamkeit selbst zu schützen - genau wie ihre Schwestern. Was habe ich mit ihr gelitten!


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Julia Adrians Schreibstil ist unfassbar - unfassbar! - gut. So etwas habe ich (ganz besonders im Fantasy/Jugendbuch-Bereich) noch nie erlebt. Sie schafft es mit kurzen, präzisen Sätzen Welten zu bauen und Emotionen zu vermitteln und ihre Sprache hat dabei so einen ganz bestimmten magischen Klang, vor dem ich nur ehrfürchtig das Haupt neigen kann. Ich liebe es, wie sie den Leser oft im Unklaren lässt, indem sie Namen oder Wahrheiten weglässt oder nur andeutet, sodass man immer das Gefühl hat, dass man ganz nah dran ist, alles zu verstehen, die Geschichte zu entschlüsseln, aber es fehlt einem der letzte Baustein. Es ist schwer in Worte zu fassen, welches hochgradig kunstvolles Spiel Julia Adrians Sprache da mit uns treibt. Sie erschafft Welten und doch ist einem als Leser der Blick auf das Ganze irgendwie verwehrt, bis sie selbst entscheidet, wann sie das Geheimnis auflösen möchte. So beschreibt sie eine Szene aus der Sicht der Fee, die den Turm betritt und "sie" dort sitzen sieht. Sie unterhält sich mit "ihr" und man versucht verzweifelt aus der Konversation und den Umständen herauszufinden, mit wem sie gerade spricht, wen die Fee denn nun vor sich hat - und erst am Schluss der Szene fällt es einem wie Schuppen von den Augen, jetzt hat man es, das letzte fehlende Puzzelteil. Das klingt jetzt vielleicht frustrierend für diejenigen, die Julia Adrians Schreibstil noch nie gekostet haben, aber das ist es nicht - im Gegenteil: es hält einen ständig auf Trab, sodass man das Buch eigentlich nie aus der Hand legen will, weil einem immerzu eine Frage unter den Nägeln brennt, weil man immer ein Rätsel hat, das es zu lösen gilt und nach dessen Auflösung man hungert. So etwas habe ich noch nie erlebt!


Handlung ♥♥♥♥♥

Die Handlung der Fee ist gar nicht so richtig in Worte zu fassen, denn der erste und der zweite Teil schließen sich so nahtlos aneinander an, dass ich gar nicht mehr so recht weiß, wo Anfang und Ende ist. Lilith befindet sich auf der größten Reise ihres Lebens, auf der Suche nach Rache und Liebe gleichermaßen trifft sie die Menschen, die sie früher gequält hat, persönlich und erfährt am eigenen Leib, was es heißt, unter der grausamen Herrschaft der Hexen zu leiden. Dabei stolpert sie von einer Bedrohung in die nächste, trifft eine Schwester nach der anderen, entschlüsselt ihr eigenes Geheimnis, das sie selbst längst vergessen hat und lässt den Leser dabei niemals los. Nie. Es gibt keinen richtigen Spannungsbogen, es fühlt sich mehr an wie eine riesige Sinuskurve, die einen immer wieder zwischen Gefahr und Erkenntnis hin und her wirft. Selbst die Szenen der Vergangenheit saugt man als Leser in sich auf, nicht nur, weil der grandiose Schreibstil einen dazu treibt, sondern auch, weil man mehr wissen will, weil man alles in sich aufsaugen will und endlich verstehen will, wie die Fee in die Situation gekommen ist, in der sie jetzt feststeckt. Es gibt keine langweiligen Klischees, keine Dinge, die irgendwie schon mal da gewesen sind und einen deswegen langweilen könnten. Für mich ist die gesamte Geschichte bis zum jetzigen Zeitpunkt komplett unvorhersehbar und darum so wahnsinnig faszinierend. Danke für dieses Kunstwerk, Julia!


Gesamtwertung ♥♥♥♥♥

Die Magie, die mich schon beim ersten Teil der Fee so fasziniert hat, hat nun auch beim zweiten Teil Die Dreizehnte Fee - Erwachen komplett von mir Besitz ergriffen. Ein Buch wie dieses habe ich noch nie in den Händen gehalten und ich bin mir sicher, dass es auch in Zukunft kaum ein Buch geben wird, dass hier mithalten kann. Es ist einzigartig in seiner Geschichte, seiner Komposition, seiner Idee und Julia Adrians Schreibstil ist einfach unvergleichlich. Bitte hör niemals auf zu schreiben, bitte lass die Fee niemals enden, denn ich würde sie wirklich schrecklich vermissen! Und weil ich eben schon so viel geschwärmt habe, fällt mir jetzt nichts mehr ein. Die Dreizehnte Fee sollte jeder gelesen haben! Lieblingsbuch! Ende!


Spannung
♥♥♥♥
Romantik
♥♥
Humor

Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend, aber überschätzt

Verdächtige Geliebte
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Verdächtige Geliebte

Autor: Keigo Higashino
Genre: Krimi
Freigabe: keine
Erschienen: 2013
Seiten: 320
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93966-8
Preis: 19,95€

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Ishigami, ...

Verdächtige Geliebte

Autor: Keigo Higashino
Genre: Krimi
Freigabe: keine
Erschienen: 2013
Seiten: 320
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93966-8
Preis: 19,95€

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Ishigami, der Mathelehrer, gegen Dr. Yukawa, den Physiker: Die beiden haben seit Langem eine Rechnung miteinander offen. Nun kämpfen sie gegeneinander: Ishigami, um die Wahrheit zu vertuschen, und Yukawa, um sie aufzudecken. Gelingt es ihm, der geliebten Mörderin und deren Tochter ein Alibi zu verschaffen, oder werden sie am Ende allesamt des Mordes und der Lüge überführt? Gewinner dieses Zweikampfes zweier Genies sind die Leser: Keigo Higashino dreht in seinem Bestseller die gängigen Krimi-Rollen raffiniert um und lässt uns mit der Täterin mitfiebern.
Inhalt

"Wer die Mörderin ist, steht von Anfang an fest: Yasuko hat ihren gewalttätigen Ex-Mann ermordet. Doch dann bietet ihr verliebter Nachbar an, ihr ein Alibi zu verschaffen. Womit das Mathe-Genie allerdings nicht rechnet, ist, dass die Polizei einen genauso brillanten Gegenspieler engagiert, um ihm auf die Schliche zu kommen." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Ich kann nicht anders. Jedes Mal, wenn ich das Cover sehe, will ich ihm meine Bewunderung ausdrücken. Es ist in einem schlichten Weiß gehalten, dass einzig durch die schattigen Konturen asiatischer Augen und den Titel des Buches unterbrochen wird. Auf mich haben asiatische Augen schon immer eine starke Anziehungskraft und ich ertappe mich immer wieder dabei, wenn ich jemandem mit solchen schönen Mandelaugen begegne, dass ich ihn vor Bewunderung anstarre. So ähnlich muss es auch dem Hauptcharakter Ishigami gegangen sein, als er zum ersten Mal Yasukos fesselndem Blick standhalten musste - und in diesem Moment war es um ihn geschehen. Immer wieder wird in Verdächtige Geliebte von der Schönheit der weiblichen Protagonistin gesprochen, die ihr selbst gar nicht so klar ist. Mit diesem wunderschönen Cover bekommt der Leser einen flüchtigen Einblick in das, was Ishigami sieht. Gefällt mir ganz gut!


Charaktere ♥♥♥

Yasuko: Sie lebt mit ihrer Tochter Misato allein in einer kleinen Wohnung irgendwo in Tokyo und versucht, an der Kasse eines Bento-Geschäfts ihren Unterhalt zu verdienen. Doch eigentlich lebt sie wie auf der Flucht, denn ihr nichtsnutziger, gewalttätiger Exmann ist stets auf der Suche nach ihr, um auf dreiste, aber auch bedrohliche Art und Weise Geld von ihr zu schnorren. Auch am Tag des Verbrechens taucht er wieder bei ihr auf und durch das tätliche Eingreifen ihrer Tochter kommt es zu einem Gewaltakt, der in einem Mord endet. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich als Leserin so gut in Yasuko hineinversetzen konnte, dass ich ihre Beweggründe verstehen und den Mord gut heißen konnte, was mich unter anderem deshalb so verstört, weil ich glaubte ein pazifistischer Mensch zu sein. Doch in meinen Augen hatte ihr Exmann es einfach nicht anders verdient. Für den Rest des Buches fehlte mir dann jedoch jeglicher Bezug zu ihrer Person, obgleich einige Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben sind. Stumm und demütig lässt sie alles über sich ergehen, was Ishigami ihr aufträgt. Mir fehlten hier die Ecken und Kanten - sie war mir zu langweilig.

Ishigami: Mathematisches Supergenie, das als Mathelehrer an einer Tokyoter Oberschule sein Dasein fristet. Er wird als klein und untersetzt beschrieben, mit Augen, die so schmal sind, dass man seinen Blick kaum deuten kann. Er lebt nur für die Mathematik - zumindest glaubt er das, bis er eines Tages auf seine Nachbarin Yasuko und ihre Tochter Misato trifft, die beide so ungewöhnliche Augen haben, dass er ihnen sofort verfällt. Die junge Mutter vor einer Verurteilung wegen Mordes zu bewahren, sieht Ishigami seinen neuen Lebenssinn. Mithilfe seines scharfen Verstandes arbeitet er auf grandiose, stark verschachtelte Weise an einem undurchdringlichen Alibi für seine Angebetete. Seine Liebe zu ihr ist größer als jede Liebe für sich selbst und das, obwohl sie sie nicht im geringsten erwidert. Körperliche Annäherungsversuche macht Ishigami allerdings keine, da er sich offensichtlich für zu wenig schön hält, um Yasuko Avancen zu machen. Ishigami ist kein sympathischer Charakter. Er ist schweigsam, manchmal schroff und lebt in seiner Welt der Mathematik zu fernab von der Realität, um dem Leser irgendeinen Bezug zu geben. Es ist spannend, seine Gedankengänge zu verfolgen und dabei - genau wie die Ermittler - immer nur stückweise zu erfahren, wie er Yasuko nach dem Mord geholfen hat, ihn zu vertuschen. Rein psychologisch gesehen konnte ich die Beweggründe für seine Opferbereitschaft - trotz Auflösung am Schluss - nicht nachvollziehen. Für einen Menschen, den man kaum kennt und mit dem man kaum drei Worte gewechselt hat, alles aufs Spiel zu setzen, kam mir nicht plausibel vor. Hätte man es allein mit seinem Streben nach dem perfekten (mathematischen) Problem erklärt, hätte ich es ihm vielleicht eher abgenommen.

Dr. Yukawa: Er ist ein alter Kommilitone Ishigamis und gleichzeitig ein guter Freund des ermittelnden Inspektors Kusanagi und bildet auf diese Weise eine Brücke zwischen (Mit-)Täter und Justiz. Anders als Ishigami, ist Yukawa ein Spezialist für Physik, dessen scharfer Geist dem Genie seines Freundes ganz stark Konkurrenz macht. Wegen seiner außergewöhnlichen Auffassungs- und Kombinationsgabe wird er von Inspektor Kusanagi immer wieder in die Aufklärung diverser Fälle integriert, um von ihm Tipps für logische Schlussfolgerungen zu erhalten. Ich bezweifle, dass das rechtlich irgendwie legal ist, einen unbeteiligten so viel Informationen über einen Fall zu liefern, aber vielleicht bin ich da auch zu kritisch. Im Falle Ishigamis ist Yukawas Mithilfe jedoch Gold wert, denn nur er ist in der Lage, das unlösbare mathematische Problem, dass sein ehemaliger Studienkollege konstruiert hat, aufzulösen - nicht zu vergessen der emotionale Effekt, der entsteht, wenn ein Freund einen anderen eines Verbrechens überführen muss. Yukawa gefiel mir als Charakter eigentlich ganz gut. Er ist nicht so langweilig verbohrt, wie Ishigami, sondern verhält sich, gemäß seines Klischees als verrückter Wissenschaftler, immer wieder eigen und sonderbar, was dem Ganzen ein wenig Witz verliehen hat. Trotzdem hatte er für mich, psychologisch und emotional gesehen, den meisten Tiefgang von allen vorhandenen Charakteren. Und seine "Liebe" zu seinem Freund Ishigami ist tiefer und glaubwürdiger, als die Liebe, die Ishigami für Yasuko empfinden soll. Meiner Meinung nach der beste Charakter des Buches!

Inspektor Kusanagi: Er ist der leitende Ermittler im Mordfall um Yasukos Exmann und neben Dr. Yukawa einer meiner liebsten Charaktere im Buch. Auch er war ein Kommilitone Ishigamis, obwohl er ihn in seiner Zeit als Student niemals kennengelernt hat. Seiner großartigen Menschenkenntnis und schnellen Auffassungsgabe gelingt es ihm in der Regel schnell, Mörder zu überführen oder Tathergänge nachzuvollziehen - Yasukos, von Ishigami eigens konstruiertes Alibi erschließt sich ihm allerdings nicht und so sucht er bei Yukawa nach Unterstützung bei der Aufklärung des Falls. Dort muss er schnell feststellen, dass er auf Granit beißt, denn sein Freund weigert sich immer wieder, den Inspektor bei diesem Fall zu unterstützen. Kusanagi tat mir sehr oft leid. Er hat ein gutes Herz und viel Empathie, dafür aber auch einen starken Gerechtigkeitssinn. Doch während die beiden Männer Ishigami und Yukawa sich einen Kampf darum liefern, wer von beiden den grandioseren Geist hat, steht der Inspektor oft ratlos daneben und tappt im Dunkeln, obwohl er der Auflösung des Falls als erstes (nämlich innerhalb der ersten 100 Seiten) am nächsten gekommen ist. Zwischen den beiden großen Wissenschaftlern und der vermeidlich unschuldigen jungen Frau fühlt sich Kusanagi an wie ein ahnungsloser Pinball. Das ist nicht nur für ihn, sondern auch für den Leser frustrierend. Am Schluss bildet er jedoch für alle die letzte vernünftige Instanz. Ein liebenswürdiger, jedoch irgendwie nutzloser Charakter, wenn man allein von der Auflösung des Falls ausgeht.


Schreibstil ♥♥♥

Ich kenne die japanische Sprache und ich weiß - aus eigener Erfahrung -, wie schwer es ist, sie in passende deutsche Worte zu übersetzen. Dabei geht oftmals viel von der eigentlichen Bedeutung verloren und, wenn man nicht besonders begabt ist, klingt die Übersetzung oftmals steif und unfertig. Genau so fühlt sich Die Verdächtige Geliebte an. Und das ist vielleicht nicht mal Keigo Higashinos Schuld. Die Sprache ist klar, bedient sich jedoch vieler einfacher, kurzer Sätze und fühlte sich somit wenig anspruchsvoll an. Der Text lebt von seinen - zugegebenermaßen - guten und schnellen Dialogen, den Gedankengängen der Charaktere und deren Verhalten, verzichtet dafür jedoch komplett auf (unnötige) Beschreibungen der Umgebung oder der Atmosphäre, die dem Leser geholfen hätten, sich ein Bild der Szenerie zu machen. Einerseits ist das Genre technisch vollkommen in Ordnung, denn es geht hier um die Aufklärung eines Mords und dafür sind Beschreibungen menschlichen Verhaltens ausschlaggebend - künstlerisch gesehen fühlt es sich, wenn man mehr gewöhnt ist, einfach schwach an und macht so gesehen auch nur halb so viel Spaß beim
Lesen. Aber vielleicht ist das auch nur meine Meinung.


Handlung ♥♥♥

Die Handlung entspricht dem, was man von einem Krimi erwartet. Es wird viel spekuliert, Thesen werden aufgestellt und revidiert, Zeugen und Verdächtige werden befragt, Tatorte untersucht. Im Grunde wird hier weniger gehandelt, als tatsächlich Gesprochen. Wie eben schon gesagt basiert der Text auf dem Dialog und damit auf den Zwischenmenschlichen Ereignissen. Da es sich hier nicht um einen Thriller, sondern um einen klassischen, reinen Thriller handelt, bleibt die Spannung also meistens leider aus. Dennoch ist es interessant zu verfolgen, wie der tatsächliche Tathergang langsam von mehreren Seiten her aufgefädelt wird, wie die Ermittler dem Drahtzieher Ishigami immer näher kommen und dieser immer nervöser wird, aber nichtsdestotrotz immer ein Ass im Ärmel hat, um den Verdacht weiterhin von Yasuko abzulenken. Interessant, jedoch nicht spannend. Das Ende sticht hierbei natürlich heraus, denn es bildet, ganz anders als sonst, den Höhepunkt des Buches und gipfelt quasi in der Eskalation, dem Zusammenbrechen seines fein säuberlich zusammen gesetzten Kartenhauses. Vielleicht hatte ich mehr erwartet, denn ich hatte im Vorhinein nur Gutes gehört ... aber wirklich mitgerissen war ich nicht.


Gesamtwertung ♥♥♥

Vielleicht lag es daran, dass es sich bei Verdächtige Geliebte um den ersten reinen Krimi handelt, den ich je gelesen habe. Vielleicht hatte ich einen Thriller erwartet oder zumindest eine heftige, körperliche Eskalation, wenn die Täterin und ihr Komplize gestellt werden, doch all das blieb aus. Mit der relativ steifen, unschönen Übersetzung plätscherten die Dialoge vor sich hin und zogen ihre Kreise um den Kern der Wahrheit, zog sich an einigen Stellen unnötig in die Länge, um Spannung aufzubauen, und führte im Endeffekt dazu, dass ich schließlich einfach nur fertig werden wollte, um endlich die Lösung zu erfahren. Es war ein nettes Buch für zwischendurch, das mich interessiert bei der Stange gehalten, aber nie vollkommen vom Hocker gehauen hat, weshalb es von mir durchschnittlich 3 Punkte erhält. Es ist kein absolutes Must Have, sondern ein guter Krimi mit ungewöhnlichem Handlungsaufbau für Zwischendurch. Allerdings habe ich nicht wirklich das Bedürfnis die Fortsetzung zu lesen.


Spannung
♥♥
Romantik

Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend, aber überschätzt

Verdächtige Geliebte
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Verdächtige Geliebte

Autor: Keigo Higashino
Genre: Krimi
Freigabe: keine
Erschienen: 2013
Seiten: 320
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93966-8
Preis: 19,95€

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Ishigami, ...

Verdächtige Geliebte

Autor: Keigo Higashino
Genre: Krimi
Freigabe: keine
Erschienen: 2013
Seiten: 320
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93966-8
Preis: 19,95€

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Ishigami, der Mathelehrer, gegen Dr. Yukawa, den Physiker: Die beiden haben seit Langem eine Rechnung miteinander offen. Nun kämpfen sie gegeneinander: Ishigami, um die Wahrheit zu vertuschen, und Yukawa, um sie aufzudecken. Gelingt es ihm, der geliebten Mörderin und deren Tochter ein Alibi zu verschaffen, oder werden sie am Ende allesamt des Mordes und der Lüge überführt? Gewinner dieses Zweikampfes zweier Genies sind die Leser: Keigo Higashino dreht in seinem Bestseller die gängigen Krimi-Rollen raffiniert um und lässt uns mit der Täterin mitfiebern.
Inhalt

"Wer die Mörderin ist, steht von Anfang an fest: Yasuko hat ihren gewalttätigen Ex-Mann ermordet. Doch dann bietet ihr verliebter Nachbar an, ihr ein Alibi zu verschaffen. Womit das Mathe-Genie allerdings nicht rechnet, ist, dass die Polizei einen genauso brillanten Gegenspieler engagiert, um ihm auf die Schliche zu kommen." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Ich kann nicht anders. Jedes Mal, wenn ich das Cover sehe, will ich ihm meine Bewunderung ausdrücken. Es ist in einem schlichten Weiß gehalten, dass einzig durch die schattigen Konturen asiatischer Augen und den Titel des Buches unterbrochen wird. Auf mich haben asiatische Augen schon immer eine starke Anziehungskraft und ich ertappe mich immer wieder dabei, wenn ich jemandem mit solchen schönen Mandelaugen begegne, dass ich ihn vor Bewunderung anstarre. So ähnlich muss es auch dem Hauptcharakter Ishigami gegangen sein, als er zum ersten Mal Yasukos fesselndem Blick standhalten musste - und in diesem Moment war es um ihn geschehen. Immer wieder wird in Verdächtige Geliebte von der Schönheit der weiblichen Protagonistin gesprochen, die ihr selbst gar nicht so klar ist. Mit diesem wunderschönen Cover bekommt der Leser einen flüchtigen Einblick in das, was Ishigami sieht. Gefällt mir ganz gut!


Charaktere ♥♥♥

Yasuko: Sie lebt mit ihrer Tochter Misato allein in einer kleinen Wohnung irgendwo in Tokyo und versucht, an der Kasse eines Bento-Geschäfts ihren Unterhalt zu verdienen. Doch eigentlich lebt sie wie auf der Flucht, denn ihr nichtsnutziger, gewalttätiger Exmann ist stets auf der Suche nach ihr, um auf dreiste, aber auch bedrohliche Art und Weise Geld von ihr zu schnorren. Auch am Tag des Verbrechens taucht er wieder bei ihr auf und durch das tätliche Eingreifen ihrer Tochter kommt es zu einem Gewaltakt, der in einem Mord endet. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich als Leserin so gut in Yasuko hineinversetzen konnte, dass ich ihre Beweggründe verstehen und den Mord gut heißen konnte, was mich unter anderem deshalb so verstört, weil ich glaubte ein pazifistischer Mensch zu sein. Doch in meinen Augen hatte ihr Exmann es einfach nicht anders verdient. Für den Rest des Buches fehlte mir dann jedoch jeglicher Bezug zu ihrer Person, obgleich einige Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben sind. Stumm und demütig lässt sie alles über sich ergehen, was Ishigami ihr aufträgt. Mir fehlten hier die Ecken und Kanten - sie war mir zu langweilig.

Ishigami: Mathematisches Supergenie, das als Mathelehrer an einer Tokyoter Oberschule sein Dasein fristet. Er wird als klein und untersetzt beschrieben, mit Augen, die so schmal sind, dass man seinen Blick kaum deuten kann. Er lebt nur für die Mathematik - zumindest glaubt er das, bis er eines Tages auf seine Nachbarin Yasuko und ihre Tochter Misato trifft, die beide so ungewöhnliche Augen haben, dass er ihnen sofort verfällt. Die junge Mutter vor einer Verurteilung wegen Mordes zu bewahren, sieht Ishigami seinen neuen Lebenssinn. Mithilfe seines scharfen Verstandes arbeitet er auf grandiose, stark verschachtelte Weise an einem undurchdringlichen Alibi für seine Angebetete. Seine Liebe zu ihr ist größer als jede Liebe für sich selbst und das, obwohl sie sie nicht im geringsten erwidert. Körperliche Annäherungsversuche macht Ishigami allerdings keine, da er sich offensichtlich für zu wenig schön hält, um Yasuko Avancen zu machen. Ishigami ist kein sympathischer Charakter. Er ist schweigsam, manchmal schroff und lebt in seiner Welt der Mathematik zu fernab von der Realität, um dem Leser irgendeinen Bezug zu geben. Es ist spannend, seine Gedankengänge zu verfolgen und dabei - genau wie die Ermittler - immer nur stückweise zu erfahren, wie er Yasuko nach dem Mord geholfen hat, ihn zu vertuschen. Rein psychologisch gesehen konnte ich die Beweggründe für seine Opferbereitschaft - trotz Auflösung am Schluss - nicht nachvollziehen. Für einen Menschen, den man kaum kennt und mit dem man kaum drei Worte gewechselt hat, alles aufs Spiel zu setzen, kam mir nicht plausibel vor. Hätte man es allein mit seinem Streben nach dem perfekten (mathematischen) Problem erklärt, hätte ich es ihm vielleicht eher abgenommen.

Dr. Yukawa: Er ist ein alter Kommilitone Ishigamis und gleichzeitig ein guter Freund des ermittelnden Inspektors Kusanagi und bildet auf diese Weise eine Brücke zwischen (Mit-)Täter und Justiz. Anders als Ishigami, ist Yukawa ein Spezialist für Physik, dessen scharfer Geist dem Genie seines Freundes ganz stark Konkurrenz macht. Wegen seiner außergewöhnlichen Auffassungs- und Kombinationsgabe wird er von Inspektor Kusanagi immer wieder in die Aufklärung diverser Fälle integriert, um von ihm Tipps für logische Schlussfolgerungen zu erhalten. Ich bezweifle, dass das rechtlich irgendwie legal ist, einen unbeteiligten so viel Informationen über einen Fall zu liefern, aber vielleicht bin ich da auch zu kritisch. Im Falle Ishigamis ist Yukawas Mithilfe jedoch Gold wert, denn nur er ist in der Lage, das unlösbare mathematische Problem, dass sein ehemaliger Studienkollege konstruiert hat, aufzulösen - nicht zu vergessen der emotionale Effekt, der entsteht, wenn ein Freund einen anderen eines Verbrechens überführen muss. Yukawa gefiel mir als Charakter eigentlich ganz gut. Er ist nicht so langweilig verbohrt, wie Ishigami, sondern verhält sich, gemäß seines Klischees als verrückter Wissenschaftler, immer wieder eigen und sonderbar, was dem Ganzen ein wenig Witz verliehen hat. Trotzdem hatte er für mich, psychologisch und emotional gesehen, den meisten Tiefgang von allen vorhandenen Charakteren. Und seine "Liebe" zu seinem Freund Ishigami ist tiefer und glaubwürdiger, als die Liebe, die Ishigami für Yasuko empfinden soll. Meiner Meinung nach der beste Charakter des Buches!

Inspektor Kusanagi: Er ist der leitende Ermittler im Mordfall um Yasukos Exmann und neben Dr. Yukawa einer meiner liebsten Charaktere im Buch. Auch er war ein Kommilitone Ishigamis, obwohl er ihn in seiner Zeit als Student niemals kennengelernt hat. Seiner großartigen Menschenkenntnis und schnellen Auffassungsgabe gelingt es ihm in der Regel schnell, Mörder zu überführen oder Tathergänge nachzuvollziehen - Yasukos, von Ishigami eigens konstruiertes Alibi erschließt sich ihm allerdings nicht und so sucht er bei Yukawa nach Unterstützung bei der Aufklärung des Falls. Dort muss er schnell feststellen, dass er auf Granit beißt, denn sein Freund weigert sich immer wieder, den Inspektor bei diesem Fall zu unterstützen. Kusanagi tat mir sehr oft leid. Er hat ein gutes Herz und viel Empathie, dafür aber auch einen starken Gerechtigkeitssinn. Doch während die beiden Männer Ishigami und Yukawa sich einen Kampf darum liefern, wer von beiden den grandioseren Geist hat, steht der Inspektor oft ratlos daneben und tappt im Dunkeln, obwohl er der Auflösung des Falls als erstes (nämlich innerhalb der ersten 100 Seiten) am nächsten gekommen ist. Zwischen den beiden großen Wissenschaftlern und der vermeidlich unschuldigen jungen Frau fühlt sich Kusanagi an wie ein ahnungsloser Pinball. Das ist nicht nur für ihn, sondern auch für den Leser frustrierend. Am Schluss bildet er jedoch für alle die letzte vernünftige Instanz. Ein liebenswürdiger, jedoch irgendwie nutzloser Charakter, wenn man allein von der Auflösung des Falls ausgeht.


Schreibstil ♥♥♥

Ich kenne die japanische Sprache und ich weiß - aus eigener Erfahrung -, wie schwer es ist, sie in passende deutsche Worte zu übersetzen. Dabei geht oftmals viel von der eigentlichen Bedeutung verloren und, wenn man nicht besonders begabt ist, klingt die Übersetzung oftmals steif und unfertig. Genau so fühlt sich Die Verdächtige Geliebte an. Und das ist vielleicht nicht mal Keigo Higashinos Schuld. Die Sprache ist klar, bedient sich jedoch vieler einfacher, kurzer Sätze und fühlte sich somit wenig anspruchsvoll an. Der Text lebt von seinen - zugegebenermaßen - guten und schnellen Dialogen, den Gedankengängen der Charaktere und deren Verhalten, verzichtet dafür jedoch komplett auf (unnötige) Beschreibungen der Umgebung oder der Atmosphäre, die dem Leser geholfen hätten, sich ein Bild der Szenerie zu machen. Einerseits ist das Genre technisch vollkommen in Ordnung, denn es geht hier um die Aufklärung eines Mords und dafür sind Beschreibungen menschlichen Verhaltens ausschlaggebend - künstlerisch gesehen fühlt es sich, wenn man mehr gewöhnt ist, einfach schwach an und macht so gesehen auch nur halb so viel Spaß beim
Lesen. Aber vielleicht ist das auch nur meine Meinung.


Handlung ♥♥♥

Die Handlung entspricht dem, was man von einem Krimi erwartet. Es wird viel spekuliert, Thesen werden aufgestellt und revidiert, Zeugen und Verdächtige werden befragt, Tatorte untersucht. Im Grunde wird hier weniger gehandelt, als tatsächlich Gesprochen. Wie eben schon gesagt basiert der Text auf dem Dialog und damit auf den Zwischenmenschlichen Ereignissen. Da es sich hier nicht um einen Thriller, sondern um einen klassischen, reinen Thriller handelt, bleibt die Spannung also meistens leider aus. Dennoch ist es interessant zu verfolgen, wie der tatsächliche Tathergang langsam von mehreren Seiten her aufgefädelt wird, wie die Ermittler dem Drahtzieher Ishigami immer näher kommen und dieser immer nervöser wird, aber nichtsdestotrotz immer ein Ass im Ärmel hat, um den Verdacht weiterhin von Yasuko abzulenken. Interessant, jedoch nicht spannend. Das Ende sticht hierbei natürlich heraus, denn es bildet, ganz anders als sonst, den Höhepunkt des Buches und gipfelt quasi in der Eskalation, dem Zusammenbrechen seines fein säuberlich zusammen gesetzten Kartenhauses. Vielleicht hatte ich mehr erwartet, denn ich hatte im Vorhinein nur Gutes gehört ... aber wirklich mitgerissen war ich nicht.


Gesamtwertung ♥♥♥

Vielleicht lag es daran, dass es sich bei Verdächtige Geliebte um den ersten reinen Krimi handelt, den ich je gelesen habe. Vielleicht hatte ich einen Thriller erwartet oder zumindest eine heftige, körperliche Eskalation, wenn die Täterin und ihr Komplize gestellt werden, doch all das blieb aus. Mit der relativ steifen, unschönen Übersetzung plätscherten die Dialoge vor sich hin und zogen ihre Kreise um den Kern der Wahrheit, zog sich an einigen Stellen unnötig in die Länge, um Spannung aufzubauen, und führte im Endeffekt dazu, dass ich schließlich einfach nur fertig werden wollte, um endlich die Lösung zu erfahren. Es war ein nettes Buch für zwischendurch, das mich interessiert bei der Stange gehalten, aber nie vollkommen vom Hocker gehauen hat, weshalb es von mir durchschnittlich 3 Punkte erhält. Es ist kein absolutes Must Have, sondern ein guter Krimi mit ungewöhnlichem Handlungsaufbau für Zwischendurch. Allerdings habe ich nicht wirklich das Bedürfnis die Fortsetzung zu lesen.


Spannung
♥♥
Romantik

Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin