Profilbild von Zeilenliebe

Zeilenliebe

Lesejury Star
offline

Zeilenliebe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Zeilenliebe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2018

Macht euch auf den Weg in einen Spielzeugladen voller Wunder

Die kleinen Wunder von Mayfair
0

Allgemeines:

Die kleinen Wunder von Mayfair (Originaltitel: The Toymakers) ist am 01.10.2018 als gebundenes Buch bei Droemer Knaur erschienen. Der Roman wurde von Autor Robert Dinsdale geschrieben und ...

Allgemeines:

Die kleinen Wunder von Mayfair (Originaltitel: The Toymakers) ist am 01.10.2018 als gebundenes Buch bei Droemer Knaur erschienen. Der Roman wurde von Autor Robert Dinsdale geschrieben und hat 464 Seiten. Es handelt sich um den dritten Roman von Dinsdale, aber um den ersten, der mir persönlich aufgefallen ist. Habt ihr bereits etwas von ihm gelesen?

Sogleich ins Auge gefallen, ist mir die Gestaltung des Romans. Euch erwartet so manche Illustrationen, seid gespannt.

Inhalt:

„Alles beginnt mit einer Zeitungsannonce: »Fühlen Sie sich verloren? Ängstlich? Sind Sie im Herzen ein Kind geblieben? Willkommen in Papa Jacks Emporium.« Die Worte scheinen Cathy förmlich anzuziehen, als sie nach einer neuen Bleibe sucht. Denn im England des Jahres 1906 ist eine alleinstehende junge Frau wie sie nirgendwo willkommen, zumal nicht, wenn sie schwanger ist – und so macht Cathy sich auf nach Mayfair. In Papa Jacks Emporium, Londons magischem Spielzeug-Laden, gibt es nicht nur Zinnsoldaten, die strammstehen, wenn jemand vorübergeht, riesige Bäume aus Pappmaché und fröhlich umherflatternde Vögel aus Pfeifenreinigern. Hier finden all diejenigen Unterschlupf, die Hilfe bitter nötig haben. Doch bald wetteifern Papa Jacks Söhne, die rivalisierenden Brüder Kaspar und Emil, um Cathys Zuneigung. Und als der 1. Weltkrieg ausbricht und die Familie auseinander reißt, scheint das Emporium langsam aber sicher seinen Zauber zu verlieren …“ (Quelle: Droemer Knaur)

Meine Meinung:

Heute möchte ich euch eine ganz klare Leseempfehlung geben. Eine Leseempfehlung für ein Buch, das ihr zu Weihnachten mindestens einer Person schenken müsst. Natürlich erst nachdem ihr es selbst gelesen habt. Einverstanden?

Ich habe Die kleinen Wunder von Mayfair in diesem Jahr bereits einmal verschenkt und bin sehr gespannt, wie die beschenkte Person es finden wird. Denn dieses Buch vereint so vieles. Magie. Liebe. Ängste. Sorgen. Traumata. Krieg. Das Leben. Etwas von alldem im London des Jahres 1906. Und eine Prise mehr.

Robert Dinsdale war mir als Autor bisher unbekannt. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich von der Beschreibung des Buches sofort angesprochen. Und dann auch noch die besondere Gestaltung, wahrhaftig schöne Illustrationen und eine ganz besondere, auf dem Buchrücken abgedruckte Stellenanzeige. Da war mein Leserherz gefangen und ich musste den Roman einfach lesen. Das tat ich dann auch. Innerhalb kürzester Zeit. Anders ging es nicht. Bereits nach wenigen Seiten nahm mich die besondere Atmosphäre des Buches gefangen, ließ mich nicht mehr los. Die kleinen Wunder von Mayfair haben mich überrascht. Sie haben sich entwickelt. Von etwas Magischem, von dem ich so gerne lesen wollte, hin zu etwas Tragischem, das ich lesen musste. Immer weiter, ohne eine Pause. Vermutlich wäre es keine gute Geschichte geworden, wenn der Roman nur tragisch bleiben würde, aber das wisst ihr ja mit Sicherheit. Die kleinen Wunder von Mayfair werden euch in jedem Fall auf die ein oder andere Art und Weise berühren, da bin ich sicher.

Ein magisches Spielzeuggeschäft, das mit dem ersten Frost seine Türen öffnet und mit dem Erblühen des ersten Schneeglöckchens in die Winterpause geht. Jedes Jahr. Ein Refugium, ein Ort der Magie, der Kindheit. Ein Platz, an dem alle noch einmal das tun dürfen, was ihnen ihr Kinderherz sagt. Träume ausleben, spielen und das Leben vergessen. Denn sie alle sind einsam. Und verloren. So auch Protagonistin Cathy, die durch andere Umstände dazu getrieben wird, ihr Zuhause zu verlassen. Und das tut sie nur, weil sie oben bereits erwähnte Stellenanzeige gefunden hat. Obwohl sie nicht weiß, was sie in Papa Jacks Emporium erwartet, macht sie sich auf den Weg in eine andere Zukunft. Eine Zukunft wird sie finden. Eine Familie, ein Zuhause. Papa Jack, Emil und Kaspar. Aber auch viel mehr als das. Und viel weniger. Vielleicht fragt ihr euch, wie das sein kann? Verraten kann ich euch das nicht. Dann müsstet ihr das Buch nicht mehr lesen. Ich kann euch aber offenbaren, dass sich unter dem schönen Schutzumschlag eine farbenfrohe Geschichte verbirgt, die ihr gelesen haben müsst. In der viel mehr steckt, als ihr zu glauben vermögt. Ein Fantasiereich voller Träume und verpasster Erinnerungen. Ein beinahe märchenhaftes Buch voller Menschen, die um ihre Kindheit betrogen worden sind.

Fazit:

Also los, worauf wartet ihr noch? Macht euch auf den Weg in einen Spielzeugladen voller Wunder.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Ein interessant aufgebautes Buch voller Verzweiflung, Spannung und Überlebenskämpfe

Gemina. Die Illuminae Akten_02
0

Allgemeines:

Gemina ist als zweiter Teil der Illuminae Akten am 21.09.2018 bei dtv erschienen. Das gebundene Buch hat 672 Seiten und eine Altersempfehlung ab 14 Jahren, die man auf keinen Fall unterschreiten ...

Allgemeines:

Gemina ist als zweiter Teil der Illuminae Akten am 21.09.2018 bei dtv erschienen. Das gebundene Buch hat 672 Seiten und eine Altersempfehlung ab 14 Jahren, die man auf keinen Fall unterschreiten sollte. Ich würde das Buch ab einem Lesealter von 16 Jahren empfehlen.

Wer Gemina lesen möchte, sollte vorher den ersten Band der Reihe gelesen haben. Sonst kann man die Geschichte zwar in Ansätzen nachvollziehen, die Details jedoch nicht verstehen. Den ersten Teil nicht zu kennen, würde den Lesegenuss erheblich schmälern.

Auch der zweite Band wurde von Jay Kristoff (Nevernight, LESEN) und Amie Kaufman zusammen geschrieben. Ergänzt wurde die Arbeit der beiden dieses Mal mit Zeichnungen und Illustrationen der Autorin Marie Lu. Da Gemina ohnehin schon (genau wie der erste Band) besonders gestaltet ist, ist das sozusagen das Tüpfelchen auf dem I. Eine faszinierende Gestaltung!

Inhalt:

„Hanna ist die verwöhnte Tochter des Kommandanten der Sprungstation Heimdall, Nik der zweifelnde Sohn des Mafia-Clans. Beide hadern mit dem Leben an Bord der langweiligsten Raumstation des Alls, bis eine feindliche Kampfeinheit die Station angreift, nach und nach die Bewohner der Station dezimiert, während ein Funktionsausfall des Wurmlochs das Raum-Zeit-Kontinuum zu zerfetzen droht. Hanna und Nik kämpfen nun nicht mehr nur um das eigene Überleben und ihre neu gefundene Liebe – das Schicksal der Heimdall und wahrscheinlich das des gesamten Universums liegt in ihren Händen. Aber keine Panik. Sie schaffen das. Hoffen sie jedenfalls.“ (Quelle: dtv)

Meine Meinung:

Bevor ich meine Rezension beginne, muss ich dir einen Tipp geben… Du kannst Gemina nur zu Hause lesen. Anders geht es nicht. Du kannst dieses Buch nicht mitnehmen. Du kannst es nicht unterwegs verschlingen. Seite um Seite umblättern und eingesogen werden in diese Welt. Das geht nicht. Gemina ist nämlich zu schwer. Und damit meine ich das reine physische Gewicht. Ich konnte Gemina nicht einmal auf meinem Schoß lesen. Stets wurde das Buch durch ein dickes Kissen gestützt. Das besondere Format hat mich beim Lesen so eingeschränkt, dass ich es euch nicht vorenthalten konnte. Vermutlich habe ich auch deshalb etwas länger für die Lektüre gebraucht. Ich lese selten Bücher, die ich nicht mitnehmen kann, weil sie zu unhandlich sind. Wie ist das bei euch?

Ich möchte noch einen weiteren Aspekt der Gestaltung dieses Buches hervorheben. Wie ihr mit Sicherheit schon wisst, lese ich selten Bücher, die nicht wirklich einen Fließtext beinhalten. Gemina ist aus Fragmenten, Zeichnungen, Äußerungen, Berichten und vielen anderen Dingen zusammengesetzt. Zuerst nahm ich an, dass dadurch einfach kein Lesefluss entstehen kann. Aber weit gefehlt! Ich war bei jeder Seite gespannt, was mich erwarten würde und steckte zu jedem Zeitpunkt tief im Kern des Geschehens. Die beiden Autoren kreieren durch diese Art der Gestaltung eine Spannungskurve, die ihresgleichen sucht. Jederzeit kann den Leser etwas anderes erwarten. Manches schockiert. Beispielsweise die immer wieder auftauchenden Bilder von Menschen, die mit Fortschreiten des Buches das Zeitliche segnen. So etwas wird in einem Buch selten visualisiert. Auf mich wirkte es dadurch beinahe, als würde ich einen Film sehen und nicht „nur“ lesen. Die Charaktere und Personen waren zum Greifen nah.

Zum Inhalt der Geschichte möchte ich euch eigentlich gar nicht so viel verraten, da es sich um einen zweiten Band handelt, der in starker Abhängigkeit zum ersten erzählt wird. Und das, obwohl andere Protagonisten im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Aber das ein oder andere bekannte Gesicht wird euch auch begegnen. Manchmal müsst ihr auch genauer hinschauen, um es zu entdecken. Denn genau diesen Anspruch hat Gemina an seine Leser. Man kann dieses Buch entweder oberflächlich lesen und über manches hinwegblättern… oder man saugt alle Details in sich auf und versteht es. Manchmal gibt es auch an Seitenrändern oder im Terminplan, um den es eigentlich gerade gar nicht geht, wertvolle Hinweise zur Handlung.

Bis zum Ende hin durchzieht dieses Buch eine unglaubliche Spannung. Im Vergleich zum ersten Band fand ich es etwas weniger schockierend. Obwohl es durchaus genauso blutig zugeht. Aber auf eine andere Art und Weise. Ihr werdet die „neuen“ Protagonisten mit Sicherheit genauso schnell ins Herz schließen wie die „alten“. Mir ging es auf jeden Fall so.

Fazit:

Ein interessant aufgebautes Buch voller Verzweiflung, Spannung und Überlebenskämpfen.

Veröffentlicht am 20.10.2018

Unbedingt lesen!

Die Opfer, die man bringt
0

Allgemeines:

Michael Hjorth ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell.

Hans Rosenfeldt ...

Allgemeines:

Michael Hjorth ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell.

Hans Rosenfeldt schreibt Drehbücher, zuletzt für die international bislang erfolgreichste skandinavische Serie «Die Brücke», die zahlreiche Preise erhielt. Beide schreiben gemeinsam an der Sebastian-Berg-Reihe.

Mit Die Opfer, die man bringt legen Hjorth und Rosenfeldt den sechsten Band ihrer Krimireihe um den Kriminalpsychologen Sebastian Berg und sein Team vor. Das Buch ist am 11. Oktober 2018 als Hardcover bei Wunderlich (Rowohlt) erschienen und umfasst 556 Seiten.

Inhalt:

„Kriminalpsychologe Sebastian Bergman hat sich damit abgefunden, dass er Kommissar Höglunds Team bei der Reichsmordkommission verlassen musste. Er widmet sich seinem Buchprojekt und hält Vorträge, einzig zu Tatortanalytikerin Ursula hat er noch Kontakt. Seine Tochter Vanja will ihn weder sehen noch sprechen. Vanja arbeitet inzwischen bei der Polizei in Uppsala, sie ermittelt in einer perfiden Vergewaltigungsserie. Als die Reichsmordkommission eingeschaltet und auch Sebastian Bergman hinzugezogen wird, trifft das Team von einst wieder zusammen: Alte Konflikte drohen zu eskalieren. Und der brutale Vergewaltiger schlägt weiter zu. Bei der Suche nach ihm verdichten sich die Hinweise, dass er seine Opfer nicht zufällig auswählt. Doch gleich mehrere Personen scheinen verhindern zu wollen, dass die Verbindung zwischen den Frauen ans Licht kommt und der Täter gefasst wird.“ (Quelle: Rowohlt Verlagsseite)

Meine Meinung:

Da es sich um den sechsten Band der Reihe um den Kriminalpsychologen Sebastian Bergman handelt, dauert es einige Zeit, bis man in dieses Buch wirklich hineinkommt, wenn man die anderen Bände nicht gelesen hat. Die Autoren verstehen es sehr geschickt, die wichtigen Personen, die sowohl in diesem als auch in den anderen Bänden eine Rolle spielen, einzuführen. Hierzu verbinden sie gekonnt die Gegenwart mit Rückblenden. So erhält der Leser einen Einstieg in das Buch, der in keinem Fall Langeweile aufkommen lässt und natürlich neugierig macht auf die vorangegangenen Bände der Reihe. Diese liegen alle als Taschenbücher vor. Es lohnt sich, sie zu lesen!

Sebastian Bergman ist ein Mann mit vielen Facetten: brillanter Ermittler, kluger Stratege, gleichzeitig frauenliebend und -verachtend, sexsüchtig (wie seine Tochter behauptet), lässt keinen Einblick in seine Gefühlswelt zu, ehrgeizig, knallhart und sehr auf seinen Vorteil bedacht. Zudem ist er ein brillanter Kriminalpsychologe mit einem messerscharfen Verstand. Seine Achillesferse ist die Beziehung zu seiner Tochter Vanja. Er hat das Verhältnis zu ihr lange schleifen lassen und sie sehr lange nicht wissen lassen, dass er ihr biologischer Vater ist. Unter fadenscheinigen Vorwänden (sie arbeitet ebenfalls bei der Polizei) hat er sich ihr in der Rolle eines Kollegen genähert, ohne seine Identität zunächst preiszugeben. Das verzeiht sie ihm nicht, aber Bergman gibt nicht auf und ergreift in diesem Buch erneut die Chance, mit ihr zusammenzuarbeiten, was zu Konflikten führt, denn er weiß genau, dass sie nicht auf ihn treffen möchte, dieses aber nicht verhindern kann, da ihr Zusammentreffen ja berufliche Gründe hat. Wieder mischt er sich ein, wo es besser wäre, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Die Sicht Vanjas auf ihren leiblichen Vater Bergman lässt sich durch das folgende Zitat sehr gut beschreiben:

„Immer wieder war es ihm gelungen, sich in ihre Ermittlungen hineinzustehlen und dem Team und ihr immer näher zu kommen. Es spielte keine Rolle, wie oft sie ihn schon hinausgeworfen hatten, er kam immer zurück. Wie ein menschlicher Bumerang.“ (S.99)

Aus ihr spricht die pure Ablehnung und tiefes Misstrauen. Bergman dagegen möchte Zugang zu seiner Tochter:

„Er hatte eine letzte Chance bekommen, alles wieder einzurenken. Und diesmal wollte er es auf keinen Fall vermasseln. Vanja nicht verraten, nichts zerstören.“ (S.110)

Gleichzeitig hat er sich nicht im Griff und wirft mit Verletzungen im gesamten Team nur so um sich. Wird er sich irgendwann ändern?

Alle Charaktere in Die Opfer, die man bringt sind ambivalent gestaltet. Jeder von ihnen ist hundertprozentig bei der Sache, wenn es um die Ermittlungsarbeit geht, alle sind Profi genug, um persönliche Probleme nicht einfließen zulassen, meistens wenigstens. Auf der anderen Seite hat jeder auch eine weniger erfreuliche Seite, wenn man seinen wahren Charakter betrachtet. Das macht die Besonderheit dieses Buches und auch dieser Reihe aus. Hjorth und Rosenfeldt haben in ihre Figuren viel Herzblut investiert. Es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen, denn es ist ein richtig guter Krimi und Sozialstudie gleichermaßen. Und: Es ist nicht zu merken, dass zwei Autoren an diesem Buch geschrieben haben. Toll!

Fazit:

Unbedingt lesen! Am besten die ganze Reihe, dann kann man so richtig in die Welt der Reichsmordkommission und in die ihrer Mitarbeiter eintauchen.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Weniger überzeugend als die anderen Werke des Autoren

Miese kleine Morde
0

Allgemeines:

Berühmt geworden ist Jussi Adler-Olsen mit der auf zehn Bände angelegten Krimiserie um den Ermittler Carl Mørck und sein etwas durchgeknalltes Team, mit dem er schnell seine Leserschaft für ...

Allgemeines:

Berühmt geworden ist Jussi Adler-Olsen mit der auf zehn Bände angelegten Krimiserie um den Ermittler Carl Mørck und sein etwas durchgeknalltes Team, mit dem er schnell seine Leserschaft für sich begeistern konnte. Für diese Reihe, in der bisher sieben Bände erschienen sind, erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Zudem sind einige seiner Bücher mit großem Erfolg verfilmt worden.

Mit diesem Buch legt Adler-Olsen einen sehr kurzen Krimi vor. Miese Kleine Morde ist am 21. September 2018 bei dtv als Hardcover im Miniformat erschienen und umfasst 124 Seiten.

Inhalt:

„Wie freimütig diese Frauen doch reden! Sitzen beim Friseur und beratschlagen mit ihm oder ihrer besten Freundin, wie sie sich am besten ihres Ehemanns entledigen könnten. Lars Hansen, gerade selbst von seiner Frau verlassen und in akuten Geldnöten, muss nicht lange überlegen. Was für eine Geschäftsidee! Ja, gegen eine anständige Bezahlung kann er die Damen nachhaltig von ihren Gatten erlösen. Nur Blut darf dabei nicht fließen, auf keinen Fall. Und so scheffelt Hansen ein kleines Vermögen, der Bedarf scheint groß, seine Methode unangreifbar. Doch dann geschieht etwas, das die Konstruktion seines neuen Doppellebens maximal ins Wanken bringt.“ (Quelle: dtv)

Meine Meinung:

Dieses kleine Buch von Adler-Olsen ist wirklich ein echter Hingucker, sowohl das Format als auch die Aufmachung betreffend. Wermutstropfen: Es ist zu dünn, hat Adler-Olsen mit seiner Reihe um Carl Mørck doch bisher immer so richtig schöne dicke Krimis geschrieben, die man am Ende angekommen, wehmütig aus der Hand legt in der Hoffnung, dass bald ein Folgeband erscheint.

Ich muss gestehen, ich habe Schwierigkeiten mit diesem Buch. Adler-Olsen ist ein Meister des Krimis, er gestaltet seine Plots, seine Charaktere, seine Schauplätze intensiv und darum so spannend und lesenswert aus. In Miese Kleine Morde ist das nur schwer möglich. Auf gerade einmal 124 Seiten, von denen man getrost noch einmal 20 abziehen kann (Leerseiten) ist so etwas schwierig. Auch mit der Bezeichnung „Krimi“ kann ich nicht wirklich etwas anfangen, eine „schwarze Krimikomödie“ würde den Inhalt dieses Buches genauer beschreiben. Symbol, das sich durch das gesamte Buch zieht, ist ein Piranha, der dabei ist, einen kleineren Fisch zu verspeisen. Das ist witzig und gut gemacht und ein weiterer Hinweis für einen eher nicht ernst gemeinten Plot. Er taucht immer dann auf, wenn inhaltlich ein Ortswechsel, ein Perspektivwechsel oder Ähnliches passiert, eine originelle Idee.

Die Figur des Protagonisten ist stark überzeichnet: Ein Mann, nicht mehr in den besten Jahren, von seiner Frau verlassen und finanziell ausgenommen (so zumindest seine Perspektive, über die seiner Frau wissen wir nichts), sinnt auf Rache. Er will allen zeigen, dass er kein Langweiler ist und entscheidet sich, Auftragsmörder zu werden. Und dieses gelingt ihm sogar. Alles sehr absurd, aber witzig erzählt, das kann Adler-Olsen genauso gut wie in Passagen seiner Mørck-Reihe. Die Ausgestaltung des Plots und der „Geschäftsidee“ seines Protagonisten Lars Hvilling Hansen erfolgt an der Oberfläche, was sich von selbst versteht, da er ja nur 124 Seiten hat, um seine Geschichte zu erzählen. Dadurch verliert die Geschichte an Glaubwürdigkeit und wird teilweise so abstrus, dass man sich entweder darauf einlassen oder nur den Kopf schütteln kann. Für mich bleibt ein Kopfschütteln. Der Name seines Protagonisten ist geschickt gewählt, ein Allerweltsname in Dänemark und somit perfekt zum Bild passend, das der Leser von Hansen zunächst haben soll:

„Solange er ein unauffälliges Leben führte, konnte er sicher und zufrieden leben. Hätte man nicht oft genug gehört, dass sich Verbrecher durch übertriebenes Geldausgeben selbst verrieten? Aber das war ja ohnehin noch nie seine Art gewesen.“ (S. 81)

Da blitzt Adler-Olsens Schreibstil auf. Aber die Handlung ist vorhersehbar und dadurch nicht sehr originell.

Adler-Olsen sollte dabei bleiben, gut ausgestaltete Krimis und Thriller zu schreiben. Das ist seine Stärke. Mit Miese Kleine Morde legt er ein nettes kleines Büchlein vor, das man gut verschenken kann und das für echte Fans vielleicht ein „Muss“ ist, amüsant, um es nebenbei wegzulesen und zu schmunzeln, weil es einem durchaus auch die eigenen Fehler und Rachegedanken vor Augen führt – mehr aber auch nicht.

Miese Kleine Morde erinnert mich sehr an Ingrid Nolls Krimis wie Der Hahn ist tot oder Die Apothekerin – gemeine und amüsante Kriminalgeschichten um getötete Ehemänner. Auch ein wenig Roald Dahl ist zu erkennen. Allerdings gelingen deren Geschichten besser als diese hier.

Fazit:

Mich hat dieses Buch weniger überzeugt als Adler-Olsens andere Werke.

Veröffentlicht am 12.10.2018

Ein Muss für alle Bardugo-Fans!

Die Sprache der Dornen
0

Allgemeines:

Am 01.10.2018 ist ein besonderes Büchlein in der Verlagsgruppe Droemer Knaur erschienen: Die Sprache der Dornen – Mitternachtsgeschichten.

Das gebundene, sehr aufwändig und detailreich gestaltete ...

Allgemeines:

Am 01.10.2018 ist ein besonderes Büchlein in der Verlagsgruppe Droemer Knaur erschienen: Die Sprache der Dornen – Mitternachtsgeschichten.

Das gebundene, sehr aufwändig und detailreich gestaltete Büchlein hat farbig gedruckte 288 Seiten. Vermutlich macht es inhaltlich am meisten Sinn, es erst nach der Lektüre der Grischa-Trilogie und der Krähen-Dilogie von Autorin Leigh Bardugo zu lesen. Meiner Meinung nach kann man es aber auch sehr gut schätzen und lieben, wenn man lediglich die Bücher der Krähen gelesen hat – das trifft jedenfalls auf mich persönlich zu.

Inhalt:

„Hungrige Wälder, magische Künste und schreckliche Geheimnisse: In der Welt von Kaz Brekker und seinen »Krähen« erzählt man sich in langen Winternächten gern Geschichten voller dunkler Versprechungen. Sechs davon sind hier zusammengetragen und werden von aufwendigen Illustrationen zum Leben erweckt. Von der Meerjungfrau, deren Stimme furchtbare Stürme heraufbeschwört, über eine alte Kräuterfrau, die viel mehr ist als sie scheint, bis zum hässlichen Fuchs, der sich beim falschen Mädchen einschmeichelt: Diese märchenhaften Erzählungen sind ein Muss für alle Fans der »Krähen« und Grisha.“ (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)

Meine Meinung:

Was könnte die Träume eines Buchliebhabers mehr erfüllen, als ein Märchenbuch zu einer fantastischen Welt, in der man bereits viele schöne Lesestunden verbracht hat? Ein Buch, das Märchen aus den verschiedenen Teilen dieser Welt beinhaltet und dabei viele schaurig schöne Geschichten erzählt? Ein Buch, das dem Leser immer mehr von dieser Welt erzählt? Erklärungen dafür liefert, dass die Menschen sind wie sie sind? An welche Dinge sie glauben? Wie großartig wäre das denn?

Genau das alles bekommt ihr, wenn ihr Die Sprache der Dornen zur Hand nehmt. Und noch viel mehr. Das Buch erzählt nämlich nicht nur Märchen, nein, es sind Mitternachtsgeschichten, die ihr lesen werdet. Was das genau bedeutet, solltet ihr aber lieber selbst herausfinden. Ich wünsche euch dabei genauso viel Lesefreude wie ich selbst während der Lektüre erfahren durfte. Mehr geht eigentlich auch gar nicht. Vielleicht sollte ich euch an dieser Stelle noch den Hinweis geben, dass ich mich nicht unbedingt dazu entscheiden würde, die Märchen meinen Kindern vorzulesen, vor allem nicht als Gute-Nacht-Geschichten. Sie sind mitnichten so brutal wie beispielsweise einige der originalen Märchen der Gebrüder Grimm, jedoch durchaus unheimlich, schaurig schön und ab und an auch blutig.

„In dem Jahr, in dem der Sommer zu lange blieb, lag die Hitze schwer wie ein Leichnam auf der Prärie. Das hohe Gras verbrannte unter der unbarmherzigen Sonne, und die Tiere fielen tot auf den ausgedörrten Feldern um. In diesem Jahr waren nur die Fliegen glücklich, und Sorgen kamen über die Königin des westlichen Tals.“ (aus Ayama und der Dornenwald, S. 7)

Die Sprache der Dornen ist nicht nur ein Buch. Es ist ein Gesamtkunstwerk. Ihr lest Märchen, die wundervoll und detailliert illustriert worden sind. Mit jeder Seite fügen sich die Illustrationen zu einem Rahmen zusammen, bis irgendwann die ganze Seite eines Märchens mit kleinen Details aus der jeweiligen Geschichte eingerahmt ist. Am Ende der Geschichte findet ihr jeweils seitenfüllende Bilder, die märchenhafter nicht sein könnten und die Quintessenz der Märchen ausdrücken. Zusammenfassend gesagt, ist bei mir sofort der Eindruck entstanden, ein wertvolles Buch in Händen zu halten, das mich noch lange begleiten wird. Eine passende und besondere Gestaltung macht so viel aus und lässt ein Buch noch besser wirken als es auf der rein inhaltlichen Ebene sein kann.

Welche der sechs Geschichten mir letzten Endes am besten gefallen hat, kann ich euch gar nicht sagen. Sie hängen nicht zusammen, ihr könnt sie also theoretisch auch in einer anderen Reihenfolge lesen. Ich bin jedoch chronologisch vorgegangen und habe beim Lesen die von Bardugo gewählte Reihenfolge eingehalten. Die Märchen aus Semeni, Rawka, Kerch und Fjerda haben mich gleichermaßen mit ihren fantasievollen Protagonisten und klugen (sowie modernen!!!) Botschaften für sich eingenommen. Vielleicht hat mir das Märchen aus Fjerda namens Als das Wasser das Feuer ersang sehr gut gefallen. Vielleicht war es aber auch Der zu kluge Fuchs. Wer weiß? Die Sprache der Dornen sprechen sie auf jeden Fall allesamt.

Fazit:

Ein lehrreiches und märchenhaftes Muss für alle Bardugo-Fans!