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Veröffentlicht am 07.10.2018

Ein Muss für alle Throne of Glass-Fans!

Throne of Glass – Der verwundete Krieger
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Allgemeines:

Throne of Glass – Der verwundete Krieger ist am 21.09.2018 als Taschenbuch bei dtv erschienen. Es gliedert sich als sechster Band in die Throne of Glass-Reihe von Bestsellerautorin Sarah ...

Allgemeines:

Throne of Glass – Der verwundete Krieger ist am 21.09.2018 als Taschenbuch bei dtv erschienen. Es gliedert sich als sechster Band in die Throne of Glass-Reihe von Bestsellerautorin Sarah J. Maas ein. Um das Buch zu lesen, solltet ihr also unbedingt vorher alle anderen fünf Teile der Reihe gelesen haben. Sonst könnt ihr der komplexen Handlung nicht folgen.

Optisch ist auch der sechste Band der Reihe den anderen sehr ähnlich gestaltet. Lediglich die Tatsache, dass nicht mehr Aelin Ashryver Galathynius, sondern Chaol Westfall das Cover ziert, unterscheidet ihn von den anderen. Da dieser Band aus Chaols Perspektive erzählt wird, ist die personell abweichende Gestaltung schnell nachzuvollziehen. Mit 832 Seiten steht der sechste Band den anderen auch vom Umfang her in nichts nach.

Inhalt:

„Westfall, Anführer der königlichen Leibgarde. Doch diese Zeiten sind vorbei. Das gläserne Schloss liegt in Schutt und Asche, Celaena ist nun Aelin Ashryver, rechtmäßige Königin von Terrasen, und Chaol selbst so schwer verletzt, dass er für immer gezeichnet sein wird. Seine einzige Chance auf Heilung liegt in Antica, der mächtigen Hauptstadt des südlichen Kontinents und Sitz der berühmten Schule für Heilerinnen. Während Aelin sich gegen den drohenden Krieg mit dem dunklen König wappnet, bricht Chaol nach Antica auf. Doch was er dort entdeckt, wird ihn nicht nur für immer verändern, es kann auch die Rettung für ganz Erilea bedeuten.“ (Quelle: dtv)

Meine Meinung:

Ich hatte Angst.

Bevor ich mit der Lektüre dieses Buches begonnen habe, hatte ich Angst. Mir war nicht bewusst, was mich genau erwarten würde. So hatte mich doch vor wenigen Monaten erst das Ende des fünften Bandes (Rezension hier) völlig verstört zurückgelassen. Und nun war ich mir nicht sicher, ob mich der neue Band der Reihe inhaltlich überhaupt weiterbringen würde. Vielleicht wäre es ja auch nur ein billiger Abklatsch, seitenfüllend, lediglich aus einer anderen Perspektive erzählt. So wie wir es von einigen Autoren gewohnt sind, die eine Reihe nicht wirklich weiterführen, sondern einfach alles noch einmal aus der Perspektive eines anderen Protagonisten erzählen. Solche Bücher finde ich unerträglich langweilig. Aber da Sarah J. Maas nun mal Sarah J. Maas ist (Fangirlmoment!), hätte ich mir gar keine Sorgen machen müssen. War doch eigentlich klar oder?

Die Ereignisse des sechsten Bandes spielen sich zwar parallel zum fünften Band der Reihe ab, bringen die Handlung jedoch voran. Als Leser lernt man einen völlig neuen Teil der von Maas entworfenen Welt, einen Teil des südlichen Kontinents, kennen. Zuerst dachte ich, ach ja, nun gibt es eben auch noch ein Wüstenvolk. Wir haben schon von vielen Wüstenvölkern gelesen. Es ist schwer für jeden Autoren, dem noch neue Perspektiven hinzuzufügen. Aber auch das hat Maas geschafft. Das von ihr entworfene in Antica lebende Volk weist viele interessante Facetten auf. Vor allem seine Struktur und Lebensweise ist spannend und es tauchen viele neue Charaktere auf, die auf die ein oder andere Art noch eine Rolle spielen werden. Viele von ihnen habe ich ins Herz geschlossen und werde mir von nun an wohl auch um sie Sorgen machen. Vor allem Yrene Towers solltet ihr im Auge behalten. Im sechsten Band der Reihe werden Bündnisse geschmiedet und Feindschaften geschlossen. Wie beständig die jeweiligen Beziehungen sein werden, werden wir wohl erst im nächsten Band erfahren.

Chaol wird im Laufe der Geschichte wieder zu einem sympathischeren Protagonisten und wir lernen viel über die Dinge, die ihn verfolgen und umtreiben. Ob seine Heilung durch die bereits im Klappentext erwähnten Heilerinnen der Torre gelingen wird, verrate ich euch natürlich nicht. Vorhersehbar ist die Lösung dieses Ereignisses jedoch in keinster Weise. Chaol wird mit Sicherheit im siebten Teil der Reihe maßgeblich zur Handlung beitragen. Zumindest hoffe ich das. Denn er hat einiges über die Bedrohung durch die Valg herausgefunden. Und das quasi am anderen Ende der Welt.

Auch Nesryn erlebt ihre eigenen Abenteuer, der Captain der Garde wirkt auf einmal viel nahbarer und viele Handlungen sind nun nachvollziehbar. Allein für die Entwicklung dieser beiden Charaktere hat sich das Schreiben dieses Buches bereits gelohnt. Aber eben auch für all die anderen Sachen, die ich versucht habe, in meiner Rezension zu beschreiben. Ich kann nur immer wieder betonen, dass ich nicht weiß, wie Maas es schafft, solche komplexen Bücher zu schreiben und trotzdem immer wieder mit neuen und unvorhergesehenen Ideen aufzuwarten.

Fazit:

Ich bin sicher, dass Sarah J. Maas mit diesem Buch viele Leserherzen höherschlagen lässt. Meins gehört dazu.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Lesenswerter Abschluss der Trilogie

Die Königin der Schatten - Verbannt
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Allgemeines:

Am 10.09.2018 ist die Taschenbuchausgabe des dritten und abschließenden Bandes der Tearling-Saga erschienen: Königin der Schatten – Verbannt (Originaltitel: The Queen of Tearling Book 3).

Der ...

Allgemeines:

Am 10.09.2018 ist die Taschenbuchausgabe des dritten und abschließenden Bandes der Tearling-Saga erschienen: Königin der Schatten – Verbannt (Originaltitel: The Queen of Tearling Book 3).

Der dritte Teil der Saga hat 608 Seiten und als Taschenbuch ein handliches Format. Vermutlich fällt mir das vor allem deshalb besonders ins Auge, weil ich die beiden anderen Bände in der broschierten Ausgabe gelesen habe.

Auffällig ist auch, dass das Schloss, welches auf den beiden vorherigen Covern im Mittelpunkt stand, auf dem Cover des dritten Bandes passend zum Titel in den Hintergrund gerückt ist. Dieses Detail hat auch noch eine andere Bedeutung, die sich euch vermutlich erst nach dem Lesen erschließen wird…

Inhalt:

„Kelsea Glynn hat sich als wahre Herrscherin erwiesen. Um ihr Land vor einer schrecklichen Invasion durch das Nachbarreich Mortmesne zu schützen, hat sie sich in die Hände ihrer größten Feindin begeben: der Roten Königin. Doch damit nicht genug, die Rote Königin ist inzwischen auch im Besitz von Kelseas wertvollen Saphiren. Sollte es ihr gelingen, sich deren Magie zu bemächtigen, ist ganz Tearling dem Untergang geweiht. Während Mace als Regent auf dem Thron von Tearling fieberhaft an einem Plan arbeitet, um Kelsea aus den Kerkern der Roten Königin zu befreien, kommt es im finsteren Mortmesne zum finalen Showdown zwischen den beiden Königinnen …“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Mit Die Königin der Schatten – Verbannt haltet ihr ein Buch in Händen, das in weiten Teilen ein würdiger Abschlussband der Tearling-Saga ist. Ich habe das Buch geliebt und konnte es kaum aus der Hand legen. Bis es mich erschütterte und ernüchtert und fassungslos zurückgelassen hat. Obwohl ich es am liebsten tun würde, kann ich euch dazu gar nicht mehr erzählen. Denn hier geht es um das Ende des Buches und da ich nie Details verrate, werde ich das natürlich auch dieses Mal tunlichst unterlassen. Aber, oh mein Gott, wie konnte Johansen nur???

Aus genau diesem Grund kann ich Verbannt nicht mit fünf Herzen bewerten. Für mich ist dieser Abschlussband gut. Nahezu perfekt. Aber eben nur nahezu. Und nicht vollkommen. Irgendwie deshalb eben auch enttäuschend. Je länger ich über das von Johansen gewählte Ende nachdenke, desto mehr beginne ich mein eigenes Urteil dazu infrage zu stellen. Ich fange an, die ganze Reihe infrage zu stellen. Hat Johansen vielleicht doch genial gehandelt? Konnte diese Reihe nicht anders beendet werden? Da jedoch das Gefühl der Leere und der Falschheit noch überwiegt, kann ich nicht davon sprechen, dass ich das Buch alles in allem als perfekt empfinde.

„Diese Menschen sind so unglaublich stolz auf ihren Hass! Hass ist einfach und leicht auszudrücken. Liebe dagegen erfordert Mühen, Liebe verlangt etwas von jedem von uns. Liebe hat ihren Preis, das ist ihr Wert.

Die Worte der Glynn-Königin, zusammengestellt von Pater Tyler“ (S. 109)

Johansen gelingt es in diesem Band nach einem etwas schleppenderen Einstieg als von ihr gewohnt, die Geschichte um Kelsea sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart spannend weiterzuführen. Vor allem die Perspektive der Vergangenheit hat in diesem Band viel Licht ins Dunkel gebracht und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Sie wird ganz anders fortgesetzt als erwartet und gerade das hat viel Lesefreude bereitet. Johansen versteht es, ihren Lesern immer mehr Häppchen zuzuwerfen und sie somit auf eine grausame Folter zu spannend. Man will einfach immer mehr wissen!

Mir ist nun klar, wie Tearling entstanden ist und wie es so wurde wie es „heute“ ist. Doch auch die Perspektive der Gegenwart wurde fesselnd erzählt und war von Spannung geprägt. Alles wird miteinander verflochten und ergibt auf eine gute Art und Weise Sinn. In diesem Teil der Reihe hat mir besonders der Erzählstrang, in dem ich etwas über die Antagonisten erfuhr, gefallen. Row Finn ist ein Charakter, der genau wie der Fetch so viele Geheimnisse verbirgt. So uralt wie die beiden sind, sind auch ihre Geheimnisse. Uralt, grausam und beinahe unaussprechlich.

Johansen gelingt es, alle Fäden zu einem zu spinnen und auch noch das kleinste Detail in diesen mitaufzunehmen. Eine hohe Kunst, die nur wenige Autoren beherrschen und für die ich sie bewundere!

Fazit:

Alles in allem ist der abschließende Band der Reihe nicht genauso stark wie seine Vorgänger. Dennoch ist Die Königin der Schatten – Verbannt ein sehr lesenswertes Buch.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Keine Leseempfehlung

Infernus 1. Die Macht der Göttin
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Allgemeines:

Im August 2018 ist Infernus – Die Macht der Göttin als gebundenes Buch in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen.

Autorin Jo Hogan ist keineswegs eine deutschsprachige Autorin. Interessanterweise ...

Allgemeines:

Im August 2018 ist Infernus – Die Macht der Göttin als gebundenes Buch in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen.

Autorin Jo Hogan ist keineswegs eine deutschsprachige Autorin. Interessanterweise ist Infernus jedoch ein Buch, das bisher lediglich in Deutschland und auf Deutsch erschienen ist. Wie es zu dieser besonderen Geschichte kam, könnt ihr auf der Homepage der Autorin selbst nachlesen: https://johoganwrites.wordpress.com/.

Das Cover des Jugendbuches wurde von Alexander Kopainski gestaltet, der sich unter den Coverdesignern im Genre inzwischen einen großen Namen gemacht hat. Wie findet ihr es?

Inhalt:

„Erkenne das Böse im Schönen: Die Suche nach den Mysterien der Menschheit hat begonnen.
Marias Mutter war vom Bösen besessen und nahm sich deswegen das Leben. Mit diesem Wissen ist Maria aufgewachsen. Und plötzlich wird ihr Vater tot aufgefunden, nachdem er mit einem sagenumwobenen Amulett in Berührung gekommen ist. Traurige Schicksalsschläge, oder steckt mehr dahinter? Auf der Suche nach Antworten begibt sich Maria an die mystischen Orte dieser Welt, gemeinsam mit Joshua, gegen dessen scheinbar überirdische Anziehungskraft sie machtlos ist.“ (Quelle: Verlagsgruppe Oetinger)

Meine Meinung:

Mit Infernus wurde mir ein außergewöhnliches Buch versprochen, das mich überwältigen wird. Schon der Klappentext mutet episch an und verwendet große Begriffe wie „Mysterien der Menschheit“ und „überirdisch“.

Ich würde diese Rezension so gerne damit beginnen, dass ich euch erzähle, wieso mir Infernus gut gefallen hat. Aber das ist nicht möglich. Deshalb habe ich lange überlegt, wie ich diese Rezension gestalten möchte. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass eine Pro- und Contraauflistung wohl die beste Methode ist, um euch zu zeigen, wieso mich Infernus nicht überzeugen konnte.

Was mir an Infernus gefallen hat und was mir an Infernus nicht gefallen hat:

Infernus entführt den Leser ins alte Ägypten. Hogan hat in meinen Augen gut recherchiert und liefert dem interessierten Leser viele wertvolle Fakten. Spannende Geschichten über die Entstehung der Welt und der Pyramiden, über die ich mir so noch nie Gedanken gemacht habe, werden erzählt. Ich war fasziniert von den Gedanken, die sich (vielleicht) bereits die alten Ägypter gemacht haben. Die Präzision, mit der sie vorgegangen sind, ist beeindruckend. Und obwohl die Schilderungen Hogans zum alten Ägypten so spannend sind, sind sie gleichzeitig sehr ermüdend. Hogan verliert sich in Details. Sie wird zu mathematisch. Ja, man kann den Satz des Pythagoras offensichtlich auch für viele andere Dinge einsetzen als in der Schule gedacht. Das macht uns Protagonistin Maria deutlich. Immer wieder. Und wieder. Und wieder. Nach der Lektüre von Infernus will ich nie wieder vom Satz des Phytagoras hören. Nie wieder!
Hogan entwirft eine Geschichte mit einer spannenden Protagonistin. Maria hat ägyptische Wurzeln und ist von Ängsten zerfressen, schafft es eigentlich nichtmal, alleine zu Hause zu sein. Dunkelheit macht ihr Angst. Alleinsein macht ihr Angst. Sie leidet zudem unter Mysophobie, hat also auch noch Angst vor allem und jedem, da sie glaubt, sich überall anstecken zu können. Das Desinfektionsgel ist ihr fleißiger Begleiter, Berührungen und öffentliche Plätze sind ihr eine Qual. Durch ihre stolze Art machen all diese eigentlichen Schwächen sie zu einem interessanten Charakter, von dem man mehr erfahren möchte. Aber dann tritt plötzlich Joshua in Marias Leben. Zack, bum, verliebt, verlobt, verheiratet. Nun ja, verheiratet nicht ganz. Aber hey, fliegen wir einfach mal nach Ägypten, zusammen, vertrauen einander und juhu, wir lösen die Geschichte und alle mit ihr verbundenen Rätsel. An dem Punkt konnte ich Infernus bedauerlicherweise nicht mehr ernst nehmen. Alles wirkt zu sehr konstruiert und überhaupt nicht mehr realistisch. Aus der sorgsam recherchierten Grundstory wird eine Lovestory, die natürlich unrealistisch daherkommt und zum Scheitern verurteilt ist.

Und nun muss ich zu einem Punkt kommen, der leider nur noch auf der negativen Seite zu verankern ist. Das Ende der Geschichte. War sie bis zu dem Punkt schon wirklich vorhersehbar, bin ich durch das Ende aus allen Wolken gefallen. Wer schon ein paar Jugendbücher gelesen hat, wird überrascht sein. Überrascht von der Einfachheit und Naivität dieses Endes. Natürlich wird es weitergehen. Aber leider werde ich Maria aus den von mir aufgeführten Gründen nicht weiter auf ihrer Reise und der Suche nach dem Glück begleiten. Dafür gibt es zu viele Jugendbücher, die weitaus reifer und durchdachter gestaltet sind. Infernus hat eine tolle Grundstory, aber leider große Schwächen in der Ausgestaltung dieser.

Fazit:

Ich werde diese Reihe nicht weiterverfolgen und ich hoffe, ihr könnt meine Beweggründe zu diesem Schritt nachvollziehen.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Lesenswertes und düsteres Märchen

Hazel Wood
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Allgemeines:

Hazel Wood – Wo alles beginnt erschien bereits im August 2018. Aufgrund einiger miteinander verketteter Umstände ist es etwas später als geplant bei mir eingetroffen, das hat meine Lesefreude ...

Allgemeines:

Hazel Wood – Wo alles beginnt erschien bereits im August 2018. Aufgrund einiger miteinander verketteter Umstände ist es etwas später als geplant bei mir eingetroffen, das hat meine Lesefreude jedoch nur noch mehr gesteigert.

Das gebundene Buch ist bei Dressler, also in der Verlagsgruppe Oetinger, erschienen und wird ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen. Da es sich um ein düsteres Märchen handelt, kann ich dieser Empfehlung nur zustimmen und sie eventuell sogar noch ein wenig nach oben korrigieren.

Ähnlich wie bei Amrita, das ebenfalls bei Dressler erschienen ist, verbirgt sich unter dem Schutzumschlag von Hazel Wood eine kleine Überraschung. Schaut es euch selbst an und macht euch auf den Weg in den Wald…

Inhalt:

„Seit Alice denken kann, wird sie vom Unheil verfolgt. Dann stirbt ihre Großmutter, die mysteriöse Märchenerzählerin Althea Proserpine, und kurz darauf verschwindet Alices Mutter spurlos. Zurück bleiben die Worte „Halt dich fern von Hazel Wood”. Alice spürt, dass sie ihre Mutter erst wiedersehen wird, wenn sie an den Anfang ihrer eigenen Geschichte geht. Schritt für Schritt entdeckt sie eine unheimliche Wahrheit. Um endlich frei zu sein, bleibt Alice nur eine Wahl: Sie muss nach Hazel Wood … Dorthin, wo alles beginnt.“ (Dressler)

Meine Meinung:

„Schon damals war ich ein Mädchen, das die Rückseiten der Möbel nach verborgenen Türen abklopfte und jeder Sternschnuppe am Nachthimmel einen Wunsch hinterherschickte.“ (S. 23)

Hazel Wood ist wahrhaftig ein Märchen. Ein böses Märchen. Ein Märchen voller düsterer Gestalten und Dingen, denen man nicht mal in seinen Alpträumen begegnen möchte. Und gleichzeitig ist es eine Geschichte, die ich jederzeit noch einmal von Anfang an lesen würde. Sie hat mich aufgesogen mit ihrer Struktur und ihren Rahmenbedingungen, die märchenhafter nicht hätten sein könnten. In Hazel Wood verliert man sich. Genau wie in dem im Buch beschriebenen (fiktiven) Hazel Wood. Die ganze Geschichte mutet an wie ein Märchen im Märchen, das es ja offenbar auch sein soll.

Doch beginnen wir am Anfang.

Protagonistin Alice, die natürlich aus bestimmten und gut durchdachten Gründen Alice heißt, wie könnte es auch anders sein, lebt ein Leben auf der Flucht. Gemeinsam mit ihrer Mutter zieht sie von Ort zu Ort und scheint stets vom Unglück verfolgt zu werden. Obwohl die beiden Frauen gerade dachten, dass sie länger an einem Ort verweilen könnten, holt sie auch dort das Böse ein und stiehlt ihnen all ihr sorgsam gehütetes Glück. Auf dramatische Art und Weise werden die beiden auseinander gerissen, obwohl sie doch nur sich selbst als feste Konstante in ihrem Leben haben.

All diese Ereignisse stehen durch die Geschichte hinweg unter dem Schatten von Alice‘ Großmutter Althea Proserpine. Wer ist diese ominöse alte Frau, die anscheinend ein ganzes Buch voller (böser) Märchen geschaffen hat, das nahezu unauffindbar ist? Ist sie böse? Eine Frau, die unterschätzt wird? Oder ist sie gar die nette Großmutter von nebenan? Ist sie verantwortlich für die Entstehung des Hinterlandes? Stammen die Gestalten, die plötzlich in der realen Welt auftauchen direkt aus ihren Geschichten oder verbirgt sich noch mehr dahinter? Fragen, die Alice nicht beantworten kann, denn sie hat Altheas Buch nie gelesen und ihre Großmutter nie kennengelernt. Wird sie eine Ausgabe der Märchen aus dem Hinterland finden, um Licht ins Dunkel zu bringen? Oder wird dann alles noch schlimmer werden?

„Eine alte Frau beobachtete uns aus einem Fenster im ersten Stock des nächsten Gebäudes, so grimmig, als hätten wir unbefugt ihren Rasen betreten. Der Blumenmann hielt in einer Hand eine Kamera. Das Mädchen sah mich an, als sie ihr Schwein von der Leine ließ. Der Mann hob die Kamera vors Gesicht.

Sie waren das Hinterland. Sie alle – alle waren sie das Hinterland.“ (S. 127)

Wie bereits im Klappentext erwähnt, führt natürlich nur ein Weg zur Lösung der Geschichte: der Weg nach Hazel Wood. Und dieser lange und unheimliche Weg, den ich zusammen mit Alice beschreiten durfte, wird euch entführen. In eine Welt voller Schrecken, aber auch schöner Dinge. Es war mir ein Vergnügen, dort zu sein und ich kann mir gut vorstellen, noch einmal dorthin zurückzukehren. Zurück ins Hinterland, zurück zu all den Dingen, die Alice dort kennengelernt hat. Und zurück nach Hazel Wood – dorthin, wo alles beginnt.

Fazit:

Ein sehr lesenswertes und düsteres Märchen, in das ich jederzeit wieder eintauchen würde.

Veröffentlicht am 23.09.2018

Leseempfehlung

Das Buch der vergessenen Artisten
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Allgemeines:

Vera Buck hat bereits mit ihrem ersten Roman Runa große Anerkennung gefunden und legt nun ihr zweites Werk vor, das sich mit einem bisher wenig beachteten, aber gerade deshalb umso wichtigeren ...

Allgemeines:

Vera Buck hat bereits mit ihrem ersten Roman Runa große Anerkennung gefunden und legt nun ihr zweites Werk vor, das sich mit einem bisher wenig beachteten, aber gerade deshalb umso wichtigeren Thema beschäftigt, der politischen Verfolgung von Schaustellern, Artisten und Varieteekünstlern im Dritten Reich.

Das Buch der vergessenen Artisten ist am 10.09.2018 im Limes Verlag erschienen und umfasst 752 Seiten.

Inhalt:

„Deutschland, 1902. Mathis ist der dreizehnte Sohn eines Bohnenbauern, sein Leben zwischen Äckern und Feldern scheint vorherbestimmt. Erst als der Jahrmarkt im Dorf Einzug hält, bekommt Mathis eine Ahnung von der großen, weiten Welt jenseits der Hügel, die den Ort umgeben. Eine Welt, in der elektrische Wunder, Kuriositäten und schillernde Showbühnen auf ihn warten und in der auch er einen Platz haben will. Zusammen mit den Schaustellern begibt sich Mathis auf eine außergewöhnliche Reise.

Nach über dreißig Jahren als Röntgenkünstler lebt Mathis mit seiner Partnerin, der Kraftfrau Meta, in einer Wohnwagensiedlung am Rande Berlins. Es sind düstere Zeiten für die Artisten: Auftrittsverbote werden verhängt, Bühnen dichtgemacht. Doch in geheimen Clubs und Künstlertreffs lebt die Vergangenheit weiter. Genau wie in dem Buch, an dem Mathis schreibt – einem Buch, das Geheimnisse birgt und unter keinen Umständen in die falschen Hände geraten darf …“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Vera Bucks Das Buch der vergessen Artisten ist etwas ganz Besonderes. Schon das Cover ist ein echter Hingucker, der Umfang des Buches ist beeindruckend. Die Thematik ist schwere Kost, geht es doch um Menschen, die im Dritten Reich, verfolgt, gedemütigt, misshandelt und weggesperrt wurden. Buck nimmt sich einer Seite der Gesellschaft an, die es auch in der heutigen Zeit noch schwer hat, sie stellt die Artisten und Schausteller und deren Schicksale in der Zeit von 1902 bis 1939 in den Fokus ihrer Geschichte. Es handelt sich hier sozusagen um eine Geschichte in der Geschichte, denn die Hauptfigur Mathis Bohnsack setzt alles daran, um dieses Buch der vergessenen Artisten zu schreiben. Er, der selber zu einer Gruppe von Schaustellern gehört, sucht nach Menschen, die ein Auftrittsverbot haben, weil ihre Texte, ihre politische Einstellung, ihre Herkunft, nicht systemkonform sind. Und davon gibt es im erstarkenden Hitlerdeutschland genug. Er will sie befragen, um ihr Schicksal aufzuschreiben und sie so unvergessen zu machen.

Buck schafft es, in diesem Buch trotz der harten Thematik, den Humor nicht zu kurz kommen zu lassen. Ihre Figuren verfügen über einen gesunden Menschenverstand und eine gehörige Portion Lebenstüchtigkeit und Selbstironie. Diese Mischung macht das Buch so lesenswert.

Das Buch der vergessenen Artisten nimmt zwei Zeitebenen in den Blick: Die Zeit um 1900, Mathis‘ Kindheit, und die Zeit um 1930, sein weiteres Leben in der Zeit der Sanktionen und Verfolgung.

Was zwischen diesen Abschnitten seines Lebens geschieht, erfährt man nach und nach und kann sich so ein eigenes Bild von diesem Leben machen.

Mathis‘ große Liebe Meta spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in diesem Buch. Sie ist in vielerlei Hinsicht sein Gegenspieler. Er handelt fast immer überlegt und denkt über mögliche Konsequenzen seines Handelns nach, sie ist sehr impulsiv, hat einen ausgeprägten Spürsinn für Gerechtigkeit und handelt oft so, dass sie sich und andere durchaus in Gefahr bringt. Außerdem hat sie eine besondere Achillesferse: ihren geistig behinderten Bruder, der bei ihr und Mathis in der Schaustellerkolonie in Berlin lebt. Menschen wie er werden besonders verfolgt, daher muss und will sie ihn schützen, was immer schwieriger wird. Dann gibt es noch einen Künstler, der von Meta begeistert ist und sie unbedingt als Statue verewigen will. Seine Figur ist ambivalent angelegt: Man weiß nicht, wie weit seine Sympathie mit der Ideologie der Rassisten konform geht, ein weiterer Baustein des Romans, der die Spannung erhält.

Bucks Buch wird zunehmend düster und geht so konform mit der politischen Situation im Deutschen Reich.

Fazit:

Das Buch hat mich sehr berührt und gleichzeitig mein geschichtliches Wissen erweitert. Ich kann es sehr empfehlen.