"Gott schuf, Linné ordnete."
Der Mann, der die Welt ordneteAllgemeines:
Axel Meyer ist den Leserinnen und Lesern als Autor historischer Romane bekannt. Mit seiner Hakon-Reihe, die die Christianisierung des Nordens thematisiert, war er sehr erfolgreich und hatte ...
Allgemeines:
Axel Meyer ist den Leserinnen und Lesern als Autor historischer Romane bekannt. Mit seiner Hakon-Reihe, die die Christianisierung des Nordens thematisiert, war er sehr erfolgreich und hatte seinen Durchbruch als Schriftsteller. Meyer lebt heute in Rostock, wo er als Journalist und Redakteur für die Ostseezeitung tätig ist.
Der Mann, der die Welt ordnete erschien am 14.12.2021 als Hardcover bei Rowohlt und umfasst 414 Seiten.
Inhalt:
„«Gott schuf, Linné ordnete»: ein faszinierender Roman über den schwedischen Botaniker Carl von Linné
Von Leidenschaft, Ehrgeiz und Besessenheit getrieben, ringen zwei Forscher in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts um Anerkennung. Carl von Linné will Gottes Schöpfung, die Flora und Fauna, nach einem von ihm entwickelten System ordnen und zum berühmtesten Botaniker aller Zeiten werden. Zunächst wird der Schwede verkannt, publiziert aber schließlich bahnbrechende Schriften und unternimmt abenteuerliche Forschungsreisen. Erbittert bekämpft wird er dabei von dem deutschen Arzt Johann Georg Siegesbeck. Der Wissenschaftler hat sich einen bescheidenen Namen gemacht und verfasst selbst botanische Schriften. Schriften, die hinfällig werden, sollte sich Linnés Sexualsystem zur Pflanzenbestimmung durchsetzen – in Siegesbecks Augen nichts als Ketzerei …“ (Quelle: Verlagsseite des Rowohlt Verlags)
Meine Meinung:
Axel Meyer hat mit seinem Roman Der Mann, der die Welt ordnete ein Buch über den Botaniker Carl von Linné geschrieben.
Es ist bemerkenswert, wie gut es ihm gelingt, das Leben Linnés in diese romanhafte Form zu gießen. Historische Romane sind oft entweder langatmig und mit Fakten überladen, so dass eher ein Sachbuch dabei herauskommt, als wirklich spannend geschrieben. Genau dieses ist Meyer aber gelungen. Bereits die ersten Seiten lassen einen nicht los, da sie unmittelbar in das Geschehen einsteigen lassen und so die Aufmerksamkeit des Lesers sofort fesseln.
Es ist nicht klar, zumindest für mich nicht, welche Fakten zutreffen und was Fiktion ist. Das finde ich persönlich nicht schlimm, da ich mir bewusst bin, dass, wenn es sich um einen Roman handelt, niemals alle Fakten stimmen können und sollen. Die Geschichte ist einfach gut erzählt und man kann sich vorstellen, dass alles genauso passiert ist. Erinnerungen werden an Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt geweckt. In seinem Buch geht es auch um zwei Männer aus der Wissenschaft, die miteinander nicht gerade im Guten konkurrieren -wie so oft, wenn es um Entdeckungen oder Erfindungen geht.
Die Handlung beginnt im Jahr 1753, Linnés 46stem Geburtstag. Meyer lässt ihn aus der Ich-Perspektive erzählen und man merkt schnell, dass Linné auf der einen Seite überheblich ist, auf der anderen Seite aber auch als Vater von sechs Kindern durchaus bemerkt, dass er seine Frau mit der Erziehung vollkommen allein lässt. (Was natürlich für die damalige Zeit völlig normal war.) Daher ist es bemerkenswert, dass er darüber überhaupt nachdenkt. Zudem erfährt man schnell, dass seine Frau Sara mit seiner Arbeit nichts
anfangen kann beziehungsweise über diese genervt ist. Sie bezeichnet ihn als Unkrautsammler. So viel zum Prolog, an dessen Ende man allerdings nicht weiß, ob Linné das alles nur geträumt hat oder ob das Erlebte der Wahrheit entspricht. Auf jeden Fall endet dieser mit einem großen Schrecken. Der Leser fragt sich, ob bereits ein Ausblick auf die Handlung stattfindet…
Es geht zurück ins Jahr 1736. Carl von Linné ist in einem Dauerstreit mit dem deutschen Botaniker Johann Georg Siegesberg, der in Russland lehrt und auch dort lebt. Als dieser von dem jungen Linné einen Brief erhält, fühlt er sich zunächst geschmeichelt, weil er ihn sehr lobt. Als er dann aber dessen Abhandlung über einen biologischen Prozess liest, ist er tief erschüttert, warum wird man später erfahren. Siegesberg ist es auch, der im Prolog des Buches eine Rolle spielt, die Linné zutiefst erschüttert zurücklässt.
Die Charaktere in diesem Buch sind gut ausgestaltet, sie passen zu fanatischen und verschrobenen Wissenschaftlern. Der Stil ist oft ironisch humorvoll, das passt gut zu Handlung und Figuren. Das Nachwort sollte man unbedingt lesen. Es enthält sehr interessante Fakten, beispielsweise, dass Goethe ein großer Bewunderer Linnés war. Außerdem erfährt man, wie bedeutsam Carl von Linnés Klassifizierung der Pflanzen für die Botanik war und ist.
Fazit:
Ein Buch, das man richtig gut weglesen kann. Man sollte sich allerdings für die Thematik interessieren, sonst ist die Lesefreude nur halb so groß.