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Veröffentlicht am 22.11.2017

Ein wirklich sehr gut gelungener Auftakt einer neuen Reihe, von der ich unbedingt weitere Bände lesen möchte.

Lazare und der tote Mann am Strand
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Allgemeines:

Robert Hültners Lazare und der tote Mann am Strand ist im Juni 2017 bei btb als gebundenes Buch erschienen. Es umfasst 384 Seiten.

Hültner wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. ...

Allgemeines:

Robert Hültners Lazare und der tote Mann am Strand ist im Juni 2017 bei btb als gebundenes Buch erschienen. Es umfasst 384 Seiten.

Hültner wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Lazare und der tote Mann am Strand ist der erste Band einer Reihe mit Kommissar Narciso Lazare.

Inhalt:

„Ein Toter am Strand: tragisch, aber im malerischen Sète, dem Venedig Südfrankreichs, kein seltener Unglücksfall. Wahrscheinlich hat es doch nur wieder etwas mit den internen Streitereien der Gitans zu tun, die hier schon seit Jahren am Stadtrand siedeln. Seltsam also, dass extra ein Kommissar aus Montpellier angefordert wird für diesen Fall. Die Behörden vor Ort sind konsterniert und empfangen Kommissar Lazare entsprechend. Sie ahnen nicht, dass Lazare angetreten ist, ein riesiges – und wenn es sein muss, mörderisches – Komplott aus Mauschelei, Korruption und Betrug aufzudecken, das die ganze Region im Würgegriff hat. Was andererseits Lazare nicht ahnt: dass zudem eine offene Rechnung aus Frankreichs jüngerer Vergangenheit darauf wartet, beglichen zu werden.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Ich habe bereits Am Ende des Tages von Hültner gelesen und war begeistert. Durch Zufall stieß ich auf Lazare und der tote Mann am Strand: Das Cover gefiel mir ausgesprochen gut und so wurde ich neugierig. Nach dem Lesen kann ich nur sagen, dass es perfekt zum Schauplatz der Handlung passt.

Von Beginn an kann man feststellen: Es gibt Spannungen innerhalb der Polizei, die Zuständigkeiten sind unklar und werden unterschiedlich bewertet, Revierkämpfe führen zu unterschwelliger Aggression zwischen den Beamten … Was steckt dahinter?

Schnell ist klar: Narciso Lazare, Kommissar bei der Kripo in Montpellier muss seinen Urlaub abbrechen und wird nach Sète, einem kleinen französischen Dorf an der Küste, beordert. Er ist darüber erfreut, die dort ermittelnden Beamten weniger. Besonders Kommissar Danard scheint etwas ganz Persönliches gegen Lazare zu haben. Der Leser tappt total im Dunklen und muss die oft nebensächlich hingeworfenen Informationen sehr genau verfolgen, um so langsam hinter die Fassaden blicken zu können.

Auf den ersten Blick legt Hültner einen gewöhnlichen Krimi vor. Auf den zweiten Blick aber merkt man schnell, dass die idyllische dörfliche Umgebung es in sich hat. Sie ist geprägt von Rassismus, Geldgier und Neid. Sündenböcke sind schnell gefunden: Es sind immer die, die nicht ins Gesamtbild des dörflichen Lebens passen. Es gibt viele Nebenschauplätze, die zunächst unwichtig erscheinen, aber im Verlauf der Handlung merkt man schnell, dass alles irgendwie zusammengehört. Sowohl Lazare als auch Danard haben ihre Geheimnisse, die erst zum Ende hin aufgelöst werden. Der Spannungsaufbau ist wirklich sehr gut gelungen. Anfangs war ich skeptisch, da ich mich durch die vielen französischen Namen, Amtsbezeichnungen und Beziehungen der Protagonisten zueinander kämpfen musste. Aber schon nach 50 Seiten will man einfach nur noch weiterlesen.

Fazit:

Ein wirklich sehr gut gelungener Auftakt einer neuen Reihe, von der ich unbedingt weitere Bände lesen möchte.

Veröffentlicht am 22.11.2017

Einzigartig, märchenhaft, orientalisch, fantastisch, moralisch, besonders. Lest es.

Amrita
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Auf Instagram habe ich euch heute ein Bild von Amrita – Am Ende beginnt der Anfang gezeigt. Dieses märchenhafte Buch erscheint morgen, am 21.08.2017. Es verbirgt viel mehr als die wunderschön gestaltete ...

Auf Instagram habe ich euch heute ein Bild von Amrita – Am Ende beginnt der Anfang gezeigt. Dieses märchenhafte Buch erscheint morgen, am 21.08.2017. Es verbirgt viel mehr als die wunderschön gestaltete Oberfläche bereits verspricht. Aber lest selbst!


Allgemeines:

Amrita – Am Ende beginnt der Anfang erscheint am 21.08.2017 als gebundenes Buch bei Dressler, also in der Verlagsgruppe Oetinger. Autorin Aditi Khorana hat auf 320 Seiten diesen Einzelband erschaffen. Der originale Titel lautet The Library of Fates, was auch inhaltlich sehr zu passen scheint, und mich sogar noch ein wenig neugieriger gemacht hat.

Manchmal faszinieren Bücher mich, weil sie einzigartig sind. Und das trifft eindeutig auf Amrita zu. Ich kann mich an der besonderen Gestaltung dieses Buches kaum sattsehen. Hach, es ist orientalisch zauberhaft und möchte einfach gelesen werden.

Inhalt:

„Dein Schicksal ist ein Buch, das du selbst schreibst! Das Leben von Amrita, 16-jährige Prinzessin des Königreichs Shalingar, ändert sich auf einen Schlag, als der Despot Sikander Shalingar erobert. Gemeinsam mit der Sklavin und Seherin Thala gelingt Amrita die Flucht und beide machen sich auf den Weg, die »Bibliothek aller Dinge« zu finden, um das Schicksal der Welt zu ändern und schließlich zurück in die Vergangenheit zu reisen: an den Punkt, wo das Unheil begann. Doch was, wenn der einzige Weg, ihren Vater und ihr Land zu retten, bedeutet, dass Amrita sich selbst und ihre große Liebe opfern muss?“ (Quelle: Dressler)

Meine Meinung:

Amrita ist ein wahrhaftig besonderes Buch. Um das zu begründen, muss ich mit dem Nachwort der Autorin anfangen. Dieses Nachwort solltet ihr unbedingt lesen. Und danach eventuell noch einmal das ganze Buch. Denn Autorin Aditi Khorana positioniert sich. Sie ist mutig und spricht Wahrheiten aus. Wahrheiten über gewisse politische Entwicklungen. Sinnbilder, für die dieses Buch metaphorisch stehen könnte. Ich habe Amrita danach wirklich mit ganz anderen Augen gesehen. Khorana erschafft Mut und Gedanken.

Besonders und einzigartig macht dieses Buch die märchenhafte Gestaltung. Immer wieder lesen wir Geschichten, Märchen oder Parabeln, die einzigartig sind, und uns nach Shalingar entführen. Khorana spinnt die Geschichte von Protagonistin Amrita um diese orientalischen Märchen herum. Und nach und nach wird dem Leser klar, dass alle Märchen wahr sind. Und hinter all diesen Märchen verbirgt sich auch eine tiefere Botschaft und ebenso eine tiefere und übertragbare Wahrheit. Man muss sie nur finden und nicht über sie hinweglesen.

Amrita ist dabei eine Protagonistin, die eine große Entwicklung durchmacht. War sie zunächst abgeschottet von der Außenwelt, lernt sie diese gemeinsam mit dem Leser kennen und verstehen. Im Laufe der Geschichte wird sie zu einer wahrhaftig starken Heldin. Begleitet wird sie von Thala, einem Orakel. Auch diese Protagonistin ist besonders. Sie wirkt zunächst undurchschaubar, wächst aber mit fortschreitender Handlung immer mehr ans Herz. Inhaltlich finde ich es beeindruckend, dass Amrita, anders als man durch den Klappentext denken könnte, im Mittelpunkt der Geschichte steht. Keine unrealistische Liebesgeschichte, um die herum die Handlung konstruiert worden ist. Nein, einfach Amrita. Ihr Leben, ihr Schicksal und ihre Geschichte. So fliegen die Seiten beim Lesen nahezu dahin.

Amrita ist ein fantastisches Buch für alle Altersgruppen. Ich würde nicht unbedingt von Fantasy sprechen, weil dieser Begriff dem Inhalt nicht gerecht wird. Die von Khorana erdachten Elemente sind keine klassischen. Ihre Elemente sind etwas Besonderes, ich kann es nicht anders ausdrücken und muss es als fantastisch benennen. All diese Fantastik muss und soll in die reale Welt übertragen werden. Und das macht Amrita so wertvoll. Ich kann an dieser Stelle nur erneut auf das Nachwort verweisen, von dem ich euch allerdings nichts verraten möchte. So etwas sollte jeder selbst entdecken.

Fazit:

Einzigartig, märchenhaft, orientalisch, fantastisch, moralisch, besonders. Lest es.


#ownvoices

Veröffentlicht am 22.11.2017

Fayra lädt zum Träumen ein

FAYRA - Das Herz der Phönixtochter
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Allgemeines:

Endlich ist es wieder soweit: Ein neues Buch der deutschsprachigen Autorin Nina Blazon ist bei cbt erschienen. Es ist genau wie das 2016 ebenfalls bei cbt aufgelegte Silfur – Die Nacht der ...

Allgemeines:

Endlich ist es wieder soweit: Ein neues Buch der deutschsprachigen Autorin Nina Blazon ist bei cbt erschienen. Es ist genau wie das 2016 ebenfalls bei cbt aufgelegte Silfur – Die Nacht der silbernen Augen (Rezi HIER) ein Kinderbuch, das vom Verlag ab einem Lesealter von 10 Jahren empfohlen wird. Fayra – Das Herz der Phönixtochter hat 464 Seiten und ein Cover, das ähnlich wie das von Silfur aufgebaut worden ist. Obwohl beide Cover gänzlich andere Farben haben, so entsteht beim genaueren Hinsehen doch der Eindruck, dass der Verlag auf eine ähnliche Gestaltung geachtet hat. Die für Fayra gewählten Farben wirken herbstlich und ziehen sofort die Blicke aufmerksamer Leser auf sich.

Inhalt:
„Das Erbe der Phönixdrachen

Die 12-jährige Anna-Fee hat mit ihren Eltern vor Kurzem eine schicke Wohnung in einem alten Herrenhaus bezogen. Im verwunschenen Garten des Anwesens begegnet sie nach einer Sturmnacht einem rätselhaften Mädchen. Fayra wurde von einem durchtriebenen Jäger aus einer Parallelwelt hierher gelockt, denn als Tochter eines von Phönixdrachen abstammenden Königs besitzt sie begehrte magische Kräfte. In einem Wettlauf gegen die Zeit suchen die Mädchen nach einem Feuertor, das Fayra wieder nach Hause und in Sicherheit bringt …“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Wenn ihr meinen Blog schon länger verfolgt, dann wisst ihr bestimmt, dass Nina Blazon zu meinen liebsten Autorinnen zählt. Eigentlich mag ich alles, was sie schreibt. Faunblut, Ascheherz, Der dunkle Kuss der Sterne und Der Winter der schwarzen Rosen habe ich nahezu verschlungen. Silfur war im vergangenen Jahr für mich Nina Blazons erstes Werk aus der Kategorie Kinderbuch. Und auch Silfur habe ich geliebt. Nach der Lektüre war mir klar, dass Blazon nicht nur für junge Erwachsene oder Erwachsene (siehe Roman Liebten wir ), sondern auch für Kinder schreiben kann und sollte. Aus diesem Grund waren meine Erwartungen an ihr neues Kinderbuch recht hoch. Bereits der Titel machte mich neugierig, hatte ich doch erst vor kurzem die ersten beiden Bände von Das Reich der sieben Höfe beendet, in denen die Protagonistin ganz ähnlich hieß, nämlich Feyre. Auch das habe ich als positives Zeichen gewertet. Ich war also voller Vorfreude und begann mit dieser positiven Einstellung, Fayra zu lesen.

Fayra hat mich erneut begeistern können. Aber nicht so sehr wie Silfur. Warum ist das so?

Fayra ist ein tolles Kinderbuch. Ein Buch zum Träumen und Vorlesen. Zum Selberlesen und zum Eintauchen in magische Welten. Aber ihm fehlte in meinen Augen das gewisse Etwas. Ich habe es sehr gerne gelesen, ja nahezu verschlungen. Nachdem ich es beendet hatte, blieb aber das Gefühl zurück, dass „meine“ tolle Nina Blazon mich irgendwie enttäuscht hatte. Nicht, weil die Geschichte nicht fabelhaft oder das Buch nicht logisch oder faszinierend gewesen wäre. Nein, schlicht und ergreifend, weil das Buch nicht genauso gut war wie die bisherigen Bücher Blazons. Versteht mich bitte nicht falsch ich würde Fayra ohne zu zögern zum Lesen empfehlen. Aber es ist eben kein 5-Herzen-Buch, weil es in meinen Augen etwas weniger gut ist als alles, was ich bisher von Blazon gelesen habe. Diese Kritik ist natürlich eine Kritik auf sehr hohem Niveau. Wenn ich noch nichts anderes von Blazon gelesen hätte, würde ich ohne zu zögern fünf Herzen vergeben.

Blazons Schreibstil ist kindgerecht, wirkt dabei aber nicht platt oder zu einfach. Ein 10-jähriges Kind braucht für die 464 Seiten Durchhaltevermögen oder muss schon etwas mehr Leseerfahrung haben, da nicht nur der Umfang des Buches, sondern auch die Handlung komplexer gewählt ist. Ich hätte Fayra vermutlich eher ab 12 Jahren empfohlen – in diesem Alter bringen die fantasievollen Abenteuer inhaltlich immer noch Spaß. Auch für Erwachsene ist Fayra ein facettenreiches Buch über Träume, Fantasie, Mut und Freundschaft. Blazon versteht es, ihre Leser auf verschiedenen Ebenen anzusprechen und malerische Bilder zu kreieren. Sie spielt mit Worten und erschafft mit Fayra einen Einzelband, der in sich geschlossen wirkt und trotzdem eine großartige Geschichte entwirft.

Fazit:

Nina Blazon konnte mich persönlich mit Fayra – Das Herz der Phönixtochter nicht ganz so sehr begeistern wie sonst. Anstatt fünf Herzen vergebe ich also zur Abwechslung einmal nur vier an ein Buch von ihr. Fayra lädt zum Träumen ein und nimmt seine Leser mit auf spannende und rasante Abenteuer. Freundschaft, Mut und Fantasie spielen eine große Rolle in Blazons neustem Kinderbuch.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Ein Buch, das sowohl spannend als auch beklemmend ist

Mudbound – Die Tränen von Mississippi
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Allgemeines:

Hillary Jordans Roman Mudbound – Die Tränen von Mississippi ist bereits 2009 in Amerika erschienen. Jordan hat sieben Jahre an diesem Buch geschrieben, das gleich nach Erscheinen hoch gelobt, ...

Allgemeines:

Hillary Jordans Roman Mudbound – Die Tränen von Mississippi ist bereits 2009 in Amerika erschienen. Jordan hat sieben Jahre an diesem Buch geschrieben, das gleich nach Erscheinen hoch gelobt, mit namhaften literarischen Preisen ausgezeichnet und in mittlerweile 15 Sprachen übersetzt wurde.

Mudbound ist von Netflix verfilmt worden und hat am 17.11.2017 weltweit Premiere gefeiert. Das Buch ist am 02.11.2017 bei Piper Pendo als Paperback erschienen, umfasst 375 Seiten und kostet 15 Euro.


Inhalt:

„»Mudbound ist gigantisch!« The Guardian

Mississippi, 1946: Laura McAllan ist ihrem Ehemann zuliebe aufs Land gezogen, der als Farmer einer Baumwollplantage Fuß fassen will. Doch ihr ist die Umgebung fremd, und auf Mudbound gibt es weder fließendes Wasser noch Strom. Unterstützung erhalten die McAllans durch die Jacksons, ihre afroamerikanischen Pächter. Die aufgeweckte Florence Jackson hilft Laura, wo sie nur kann. Aber auch wenn der Alltag sie an ihre Grenzen treibt und sie für gewöhnlich nicht auf den Mund gefallen ist, würde sie es nicht wagen, ihre Stimme zu erheben und Missstände anzumahnen. In diese angespannte Situation geraten zwei junge Kriegsheimkehrer: Florences Sohn Ronsel und Lauras Schwager Jamie. Deren Freundschaft wird zu einer Herausforderung für beide Familien, und so lassen Missgunst und Ausgrenzung die Stimmung bald kippen …“ (Quelle: Piper Verlag)

Meine Meinung:

Mudbound wurde bereits vor dem Erscheinen in Zeitschriften, Magazinen und im Buchhandel beworben, sodass ich zunächst dachte, dieses Buch will ich in keinem Fall lesen. Denn Werbeaktionen, auf deren Grundlage man ein Buch kauft, haben mich meistens im Nachhinein enttäuscht. Und wenn dann noch, wie bei Mudbound, ein Film zum Buch Grund für das massive Bewerben ist, bin ich mittlerweile besonders misstrauisch. Dieses Mal aber muss ich meine früheren Erfahrungen beiseite legen. Mudbound entspricht so gar nicht den gängigen Klischees von Südstaatenromanen.

Ort der Handlung ist Mississippi im Jahr 1946. Der zweite Weltkrieg ist vorbei, das Leben beginnt, wieder in normalen Bahnen zu laufen. Erzählt wird aus der Perspektive der Protagonisten, die Kapitel sind jeweils mit ihren Namen überschrieben, was die Orientierung beim Lesen sehr erleichtert. Jeder von ihnen nimmt die Menschen und Geschehnisse um sich herum vollkommen anders wahr. Man merkt schnell, dass das geradezu nach Konflikten schreit. Hinzu kommt die (leider auch heute noch aktuelle) Thematik des Rassismus.

Jordan gelingt es großartig, jedem Charakter ihres Romans Glaubwürdigkeit zu verleihen. Sie lässt jeden seine eigene Sprache sprechen, seine eigenen Gedanken zu seiner Rolle in der Gesellschaft, seine Vorurteile und Meinungen formulieren. Dem Leser erschließt sich so ein stimmiges Bild des großen Ganzen, ohne dass er dazu gedrängt wird. Man muss einfach eine Haltung zu den Geschehnissen entwickeln, merkt man doch, wie ähnlich die Gesellschaft in Bezug auf die hochaktuelle Flüchtlingsthematik den Protagonisten in Mudbound ist.

Ronsel, Sohn der afroamerikanischen Pächter auf Henrys Farm, kehrt aus dem Krieg in sein Heimatdorf zurück:

„Wieder zu Hause, welch ein Jubel! Affe, Schwarzgesicht, Nigger. Ich hatte für mein Land gekämpft und bei meiner Rückkehr festgestellt, dass es sich kein bisschen verändert hat. Schwarze saßen noch immer hinten im Bus, mussten die Hintertür benutzen, pflückten Baumwolle für die Weißen und bettelten um Verzeihung. […] Und die schwarzen Soldaten, die gefallen waren, waren eben tote Nigger.“ (S. 169)

Anders als Harper Lee in Wer die Nachtigall stört erzählt Jordan von einer anderen, späteren Zeit in den Südstaaten. Sie gibt ihren Charakteren mehr Tiefe, lässt sie stärker über Recht und Unrecht nachdenken. Dieses ist sicherlich auch dem Umstand geschuldet, dass Lees Roman bereits 1960 erschien, einer Zeit, die von politischem Umbruch geprägt war, einer Zeit, in der Rassismus oft nur hinter vorgehaltener Hand thematisiert wurde. Zudem setzt Lee einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt und lässt ihre Handlung in den 1930er Jahren spielen. Beide Romane sind wichtig und ergänzen einander wunderbar. Auffallend ist zudem, dass die Cover beider Bücher sehr ähnlich gestaltet sind. Ich vermute, dieses geschah nicht unabsichtlich.

Fazit:

Ein Buch, das sowohl spannend als auch beklemmend ist. Denn es führt uns vor Augen, wie Emanzipation im Kleinen funktionieren kann und wie es gelingt, sich nicht alles gefallen zu lassen und seine Würde zu bewahren. Es zeigt aber auch sehr drastisch, dass auch Zivilcourage nicht immer ein gutes Ende nimmt. Was mich außerdem beeindruckt: Jordan hat sich unglaublich gut mit den 1940er Jahren in Amerika auseinander gesetzt.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Man liebt oder hasst es

Der Insulaner
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Allgemeines:

Henning Boëtius hat ein faszinierendes Leben. Er hat Germanistik studiert, geriet dann aber in eine große Lebenskrise und hatte zeitweise sogar keinen festen Wohnsitz. Er wuchs auf Föhr und ...

Allgemeines:

Henning Boëtius hat ein faszinierendes Leben. Er hat Germanistik studiert, geriet dann aber in eine große Lebenskrise und hatte zeitweise sogar keinen festen Wohnsitz. Er wuchs auf Föhr und in Rendsburg auf und lebt heute in Berlin. Seine ersten Erfolge hatte er mit Veröffentlichungen beim Eichbornverlag. Außerdem übersetzt er Bücher aus dem Norwegischen.

Der Insulaner ist am 11.09.2017 als gebundenes Buch bei btb erschienen und umfasst 956 Seiten.

Inhalt:

„Der Insulaner“ ist das eindrückliche Porträt eines bewegten Lebens, einer fast schon versunkenen Zeit, einer ganzen Welt. Und nicht zuletzt: eine einzigartige Liebeserklärung an die Kunst und an das Meer.

Als der Schriftsteller B. sich wegen eines Tumors am Gehirn operieren lassen muss, fürchtet er seine Erinnerung für immer zu verlieren. Doch dann wird die Operation für ihn zu einem langen Gang durch die verschlungenen Pfade seines Lebens. […]“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Das folgende Zitat zeigt sehr schön, was das Rahmenthema dieses Buches ist:

„Als B. aufwachte, schien die Sonne auf das herabgelassene Rouleau. […] Er hatte schlecht geschlafen, war mehrmals von einem regelmäßigen dumpfen Pochen geweckt worden, das an den Herzschlag eines Menschen erinnerte. Jetzt fragte er sich, ob es sein eigener Herzschlag gewesen war, ob er dies alles nur träumte, ob er immer noch in Wahrheit schlafen würde. Vielleicht war alles nur ausgedacht, sein ganzes Leben.“(Der Insulaner, S. 139)

Protagonist ist der Schriftsteller B., da fragt man sich natürlich sofort, ob nicht Boëtius selber gemeint ist. Legt er hier einen autobiografisch geprägten Roman vor? Mit ihren stattlichen 956 Seiten macht die Geschichte viel her und man nimmt sich als Leser ebenso viel vor…

Aufmerksam geworden bin ich auf Der Insulaner durch das Cover. Es hat mich an eine Landschaft in Skandinavien erinnert und ich wollte dieses Buch unbedingt lesen. Fast enttäuscht war ich dann, als ich feststellte, dass der Autor Deutscher ist. Aber die Enttäuschung hielt nicht lange an. Boëtius erzählt wirklich gut.

Der Insulaner ist in acht große Kapitel untergliedert, deren Überschriften Metaphern für die Lebensstationen des Schriftstellers B. darstellen. Das erste und letzte Kapitel bilden eine Art Rahmen: Sie umschreiben Start und Ziel von Bs. merkwürdiger Reise – denn merkwürdig ist sie, zumindest was die Orte betrifft, an denen er auf jemanden trifft, dem er sein Leben erzählt. Man reist mit B. an Orte, in denen die Gebäude zunächst normal, bei näherem Hinsehen aber abgetakelt und wie Ruinen wirken. B. spricht mit einem (vermutlich) imaginären Psychologen, der als Konstante bei all seinen Erinnerungen eine Rolle spielt. Die Erinnerungen wiederum werden realistisch und packend erzählt, die Zwischensequenzen reißen mich als Leser immer wieder aus der Geschichte und verunsichern mich: Ist das nun alles wahr, was B. erzählt und erinnert, oder halluziniert er? Man wabert mit ihm geradezu durch sein Hirn. Wie gut, dass es gegen diese Verunsicherung den Klappentext gibt. Er informiert den Leser darüber, dass B. sich einer Operation am Gehirn unterziehen muss und währen der Narkose sein Leben an ihm vorbeizieht. Vor diesem Hintergrund fällt es einem leichter, dem Erzählstrang zu folgen, ohne ihn wäre man über längere Zeit aufgeschmissen. Hier hat ein Klappentext, anders als in vielen anderen Büchern, eine wirklich sinnvolle Funktion.

Inhaltlich ist dieses Buch eine großartig erzählte Geschichte eines kleinen Jungen und seiner Liebe zum Meer und ganz nebenbei auch ein Stück Zeitgeschichte, die in den 1940er Jahren beginnt und in der Jetztzeit endet.

Fazit:

Boëtius‘ Roman gefällt mir sehr. Abgesehen von einigen wirren Formulierungen des operierenden Arztes im ersten Kapitel, die eigentlich in ihrer Skurrilität schon wieder witzig sind, habe ich Der Insulaner sehr gerne gelesen. Man braucht aber wirklich ein gutes Durchhaltevermögen. Und bei diesem Buch gilt: Man liebt oder hasst es. Dazwischen gibt es nichts.