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Veröffentlicht am 12.07.2020

Spannend aber vorhersehbar

Sieben
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Die Entwicklung
Wir erleben die Geschehnisse aus der Sicht von Link. Link der Nerd, der Außenseiter, der Gemobbte, der, mit dem niemand befreundet sein wollte. Eindinglich und ohne Beschönigung erzählt ...

Die Entwicklung
Wir erleben die Geschehnisse aus der Sicht von Link. Link der Nerd, der Außenseiter, der Gemobbte, der, mit dem niemand befreundet sein wollte. Eindinglich und ohne Beschönigung erzählt er von der Schule, auf der man ein Sportass sein muss, weil Schwächlinge gefressen werden. Oder, wie in seinem Fall, zum Gemobbten werden, mit dem man umspringen darf, wie es den coolen Kids beliebt.
Ich fand es wahnsinnig realistisch, sodass ich des Öfteren in Versuchung kam, durch das Buch zu springen und Link beizustehen. Er ist kein Mensch, der den Mund aufmacht, er erträgt. Gerade diese Charaktereigenschaft befeuert die Mobber dazu, ihn immer weiter herumzuschubsen.

Auf der Insel gelten plötzlich andere Regeln. Die Hierarchie, der er sich bis dato unterordnen musste, wird hier durcheinander gewürfelt und neu zusammengesetzt. Denn ohne Links Hilfe sind die anderen aufgeschmissen. Doch welchen Preis muss Link dafür bezahlen?

Das wahre Gesicht
Das, was ich an dieser Geschichte wirklich erschreckend fand, war die Wandlung von Opfer zu Täter. Es war stellenweise richtig grausam, bitterböse und hasserfüllt. Ich habe den Zorn, die Wut und all die unterdrückten Emotionen gespürt, als würde ich mitten dabei sein.
Dieser Wandel war so gut dargestellt, dass ich Gänsehaut bekommen habe und jemanden schlagen wollte. Es war stellenweise richtig krank. Ich wollte sie alle schütteln und vor Augen halten, wie sie sich benehmen. Denn all das, was Link ertragen musste, gibt er nun dreifach zurück.

Puh. Das hat mich echt mitgenommen.

Wenn die Gefühle überkochen und das Lächeln bröckelt. Wenn die Fassade erste Risse bekommt und dahinter der Mensch erscheint, der du niemals sein wolltest. Der unberechenbar und gefährlich ist und andere verletzt.

Vorhersehbar
Kommen wir nun zu meiner Kritik. Die Geschichte an sich war für mich vorhersehbar. Ich habe von Anfang an geahnt wohin es führt und wieso es so gekommen ist. Viel mehr kann ich hierzu auch nicht sagen, ohne zu spoilern.
Es wirkte gerade zum Ende hin sehr konstruiert und schnell abgehandelt.

Unnötig rosig
Alles, was wir zusammen auf der Insel erleben, alles, was die Charaktere über sich und die anderen lernen, wird zum Ende hin nichtig gemacht. Das hat mich sehr gestört, weil ich einfach diesen Lernfaktor nicht gesehen habe. Ich denke, dass die Autorin zeigen wollte, dass auch Extremsituationen nicht plötzlich neue Menschen hervorbringt, aber einen Funken hätten sie doch gerne mitnehmen dürfen.
Genau wie ich den Epilog einfach nur unrealistisch und unnötig rosig fand.

Schreibstil
Ich habe schnell in die Geschichte gefunden und den Schreibstil als flüssig, spannend und einnehmend empfunden. M. A. Bennett schreibt emotionsgeladen, echt und authentisch. Die Gewalt ihrer Sprache und die unbeschönigte Realität haben mich manchmal umgehauen und schlucken lassen.

Fazit: Wart ihr jemals in einer Extremsituation? Link und seine Mitschüler geraten in einen Strudel aus Angst, Wut, Hass, Misstrauen und Verzweiflung. Wir erleben hautnah die Entwicklung von Opfer zu Täter und wie diese sich auswirken kann. Eine Wandlung, die mir eine Gänsehaut beschert hat. Leider war es in meinen Augen vorhersehbar und zum Ende hin konstruiert und unnötig rosig, da fehlte mir dann doch der Überraschungsmoment.

Veröffentlicht am 12.07.2020

Meine erste Reise nach Edingaard!

Edingaard - Gebieter der Schatten
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Edingaard
Keine Sorge, wer noch nie etwas über Edingaard gelesen hat, der ist hier gut aufgehoben. Denn für mich war es dir erste Reise in diese spannende und unberechenbare Welt, die so voller Überraschungen, ...

Edingaard
Keine Sorge, wer noch nie etwas über Edingaard gelesen hat, der ist hier gut aufgehoben. Denn für mich war es dir erste Reise in diese spannende und unberechenbare Welt, die so voller Überraschungen, Wundern und Magie steckt. Hier gibt es Wesen, die gefährlich scheinen, aber voller Licht stecken. Menschen, die mit Vorurteilen gespickt sind und diese offen zur Schau tragen. Aber auch gutmütige, aufopferungsvolle, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um ihre Lieben zu retten. Es haben Geheimnisse, Intrigen und Machtspiele auf mich gewartet.

Mir hat es großen Spaß gemacht Cassion auf seinen Weg zu begleiten, seiner Entwicklung beizustehen und die Veränderungen wahrzunehmen. Es ist wohl das größte Abenteuer, auf das er sich begibt und bei dem er nicht nur Freundschaft, sondern auch wahre Verbundenheit findet.

Großer Pluspunkt
Ist in meinen Augen der Charakter von Kyana. Sie symbolisiert nicht nur das Licht und die Sonne. Ihre Gutmütigkeit, ihre Sanftheit und ihr feinfühliges Wesen haben mich berührt. Gleichzeitig ist sie so stark und mächtig. Ihre Geschichte ist es, die mein Interesse geweckt hat und die mich umso neugieriger auf den weiteren Verlauf macht.

Schreibstil
Elvira Zeißler schreibt, als würde sie nichts anderes tun. Ich habe jede einzelne Seite aufgesogen. Sie beschreibt Edingaard so anschaulich, die Charaktere so lebhaft und die Emotionen mit einer Intensität, dass ich absolut begeistert bin. Mir hat es gefallen, wie sie die Handlung langsam aufgebaut und mich durch die Welt geführt hat, ohne zu viel zu verraten, sodass ich unbedingt mehr aus Edingaard wissen will.
Mit viel Kniff verschleiert sie die Absichten und die Hintergründe, gibt aber immer wieder etwas Preis, sodass bisher die Handlungen in alle Richtungen offen stehen. Ich mag es ja, wenn es nicht vorhersehbar ist und ich als Leser genauso viel weiß, wie die Betroffenen.
Natürlich kann ich es nun kaum abwarten, bis Band zwei erscheint, denn die Überraschungen, die am Ende auftauchen, hatte ich so nicht kommen sehen.

Kleine Kritik
Zwischendurch empfand ich Cassion als zu überfürsorglich, in der Mitte sogar als … ich kann es nicht anders sagen: lüsternd. Ich weiß, dass die Emotionen bei ihm überkochen und er situationsbedingt nicht viel dafür kann. Versteht mich nicht falsch, er hat einfach nur sehr eindringliche Gedanken, die mir ein bisschen zu viel wurden.

Auch Maya hat mir zeitweise den letzten Nerv geraubt. Sie ist jung, sie ist naiv, sie ist zickig. Eine Person, die an sich lieb ist, aber die neben Cassion und Kyana einfach als Charakter untergegangen ist und als blasser Schemen zurückbleibt.
Genau deswegen hat mir der Part von Kyana so sehr gefallen. Sie ist eben nicht die Frau, die gerettet werden muss. Sie kann alleine für sich einstehen und kämpfen, ganz ohne Mann!

Das hört sich vielleicht nach mehr an, als es ist. Denn im Endeffekt ist das Jammern auf hohen Niveau!

Fazit: Meine erste Reise nach Edingaard und ich wäre am liebsten dort geblieben! Was harmlos beginnt, entwickelt sich zu einer rasanten Geschichte, die nie an Spannung verliert und mit Action, Drama und Liebe gemischt ist. Ich freue mich sehr auf den zweiten Band!
Bleibt nur eine Frage offen: Nimmt Cassion seine dunkle Kraft an, oder wird sie ihn verschlingen?

Veröffentlicht am 07.07.2020

Es ist alles, was ich mir wünsche, worauf ich hoffe und wofür ich mich bereit fühle.

Wenn Donner und Licht sich berühren
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Wenn dir die Worte fehlen, weil du nicht ausdrücken kannst, wie sehr dich eine Geschichte mitnimmt – dann war wohl Brittainy C. Cherry am Werk.
Ich dachte, dass »Wie das Feuer zwischen uns« schon alle ...

Wenn dir die Worte fehlen, weil du nicht ausdrücken kannst, wie sehr dich eine Geschichte mitnimmt – dann war wohl Brittainy C. Cherry am Werk.
Ich dachte, dass »Wie das Feuer zwischen uns« schon alle Höhepunkte erreicht hätte, aber »Wenn Donner und Licht sich berühren« legt noch eine Schippe oben drauf. Wie kann man sich in eine Autorin verlieben, die man gefühlt erst 20 Stunden kennt? Die einen so sehr zerreißt, heilt, liebt und dich zum Heulen bringt? Die deine Tränen wegwischt, dich anlächelt, dich tröstet und dir immer wieder sagt: »Alles wird gut«.

Nur, damit sie dein Herz wieder erweichen kann, dich wieder an deine Grenzen bringt und dir zeigt: es geht weiter. Das Leben, so wie es ist, so wie es scheint, so wie wir es uns wünschen.

Jasmine braucht lange ihre Wünsche über die ihrer Mutter zu stellen, sie braucht diese Zeit um zu reifen, zu wachsen und zu erkennen. Sie ist ein herzensguter Mensch, der an das Gute glaubt, sich opfert, damit es anderen besser geht und die ihr Herz an einen schüchternen Jungen verliert, der ihre Seele mehr berührt, als jemand anderes.

Und Elliot. Oh Elliot. Dieser zurückhaltende Junge mit den schönen Augen. Der seine ganze Liebe in seine Musik legt und sich durch diese ausdrückt. Der sich schützend vor seine Schwester stellt, vor seine Liebsten, um all das Leid abzulenken. Was habe ich mich in diesen zarten Jungen verliebt. Wie sehr habe ich mit ihm gelitten und um seine traurige Geschichte geweint.

Alle Charaktere sind so greifbar, tiefgründig, manchmal dumm, manchmal einsam. Die Handlung ist traurig und bewegend, aber frei von Klischees und Vorurteilen. Ich liebe die Autorin dafür, dass sie nicht in diese Muster verfällt, dass sie keine Dreiecksbeziehung braucht, um eine interessante Geschichte zu entwerfen. Sondern, dass ihre Charaktere reichen, um einen Sturm an Gefühlen in einem hervorzurufen.

Sprecher
Yesim Meisheit legt wie die Autorin ihr Herz in die Geschichte und das hört man. Ihre Stimme verleiht den Charakteren so viel Tiefe, so viel Seele und ich habe es geliebt ihren Worten zu lauschen. Ich hatte immer das Gefühl, sie würde ein Stück von sich selbst abgeben, damit die Geschichte einen genauso bewegt, als würde man die Worte lesen.

Nicolas Artajo verkörpert Elliot erst weich und schüchtern, später stark und verschlossen. Er schafft es diesem Jungen einen Charakter zu geben, der im Gedächtnis bleibt. Den man zu lieben lernt, egal wie sehr das Schicksal seinen Knüppel schwingt. Ich habe selten einen jungen Mann so gut verstanden und für ihn mitfühlen können, wie für Elliot. Wie kann man nur ein so wunderschönes Inneres haben? Wie kann man nach all der Erniedrigung noch ein Herz haben, das nicht zu Stein erstarrt ist?

Fazit: Dieses Buch bedeutet so viel. Es ist erweichend, einfühlsam, bedrückend, herzzerreißend, traurig. Es ist alles, was ich mir wünsche, worauf ich hoffe und wofür ich mich bereit fühle. Mein Herz hat gelitten, aber es hat auch gelacht und sich in jedes der geschrieben Zeilen verliebt.
Ich habe selten eine so begabte Autorin kennengelernt, der ich gefühlt schon nach zehn Stunden verfallen bin und die mich in nächster Zeit nicht mehr loslassen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2020

Brittainy C. Cherry - die Autorin für große Gefühle

Wie die Ruhe vor dem Sturm
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Brittainy C. Cherry - die Autorin für große Gefühle
Überwältigende Emotionen? Das kann sie. Das kann sie absolut.
Ich habe so viel geweint, getrauert, mein Herz hat geschmerzt und doch schafft die Autorin ...

Brittainy C. Cherry - die Autorin für große Gefühle
Überwältigende Emotionen? Das kann sie. Das kann sie absolut.
Ich habe so viel geweint, getrauert, mein Herz hat geschmerzt und doch schafft die Autorin es wieder und wieder mich zusammenzuflicken. Wie kann ein Mensch nur so große Gefühle erschaffen? Wie kann ein Mensch mit kleinen Worten deine Seele berühren, sie heilen? Wie schafft es die Autorin nur, dass jedes ihrer Werke unter die Haut geht?

Ellie, die sanfte Seele
Ich bin immer wieder erstaunt, was für ein Geschick die Autorin beweist, wenn es um den Charakteraufbau geht. Sie erschafft einen ganz persönlichen Zugang, Gemeinsamkeiten und lässt einen von Anfang an mitfühlen.
So ging es mir auch mit Ellie und ihrer Familie. Die Liebe, die sie vermittelt, kribbelt unter der Haut. Die Situation hat auch mich an meine Grenzen getrieben und trotzdem ist da einfach so viel Halt und Geborgenheit.

Grey und Ellie sind mehr als nur Buchcharaktere. Sie sind deine Freunde, deine Retter, deine Vorbilder. Sie zeigen dir was das Leben bereit halten kann, wie oft es einen zum Absturz bringt, aber auch, wie zäh und mutig wir sein können. Ich wünsche mir mehr solcher Persönlichkeiten, die einfach sind, wie sie sind. Die nicht die großen Klischees brauchen, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Ich bin ich. Du bist du. Wir sind wir.

Schreibstil
Ich könnte es jedes Mal wieder betonen. Brittainy C. Cherry kann so herzzerreißend, dramatisch und schmerzvoll schreiben. Sie kann deine Welt aus den Angeln heben, dich mitreißen in einen Strudel aus Emotionen. Aber sie kann dich auch in den Schlaf wiegen, dir über die Wange streicheln und dir einen Kuss auf die Stirn geben.

Sie kommt ohne Klischees aus, gibt den Charakteren Raum sie selbst zu sein und in ihren Worten liegt Tiefe und Weisheit. Oft sind es die kleinen Dinge, die das Herz berühren, die dich spüren lassen, dass eine wichtige Botschaft zwischen den Zeilen steckt.
Dabei gibt es nicht nur eine Person, die die Geschichte trägt. Nein, jeder hat die Geschichte in seinen Händen, spielt eine wichtige Rolle für die Handlung und trägt einen essentiellen Teil dazu bei, dass ich mich so sehr verlieren konnte. Die Autorin schafft es mühelos jeder ihrer Figuren mit Herz, Verstand und Liebe zu versehen.

Ich könnte hunderte Dinge aufzählen, die mich beeindruckt haben. Doch das größte Kompliment ist wohl, dass ich mich in ihren Geschichten zu Hause fühle.

Hörbuch
Das war jetzt mein viertes Hörbuch von der Autorin und ich bin froh, dass ich den Stimmen von Yesim Meisheit und Nicolas Artajo ein weiteres Mal lauschen durfte. Sie bringen die Gefühle einfach perfekt rüber. Oft war ich erleichtert kein Buch in den Händen halten zu müssen, denn so konnte ich hemmungslos weinen, ohne dass die Buchstaben vor meinen Augen verschwammen.

Fazit: Der Auftakt der neuen Reihe von Brittainy C. Cherry war genauso herzzerreißend wie ihre vorigen Geschichten. In jeder Zeile sehe ich Liebe, Verantwortung, Schmerz, aber auch Heilung. Keine andere Autorin schafft es mich so mit ihren Worten umzuhauen und zu berühren wie sie.

Veröffentlicht am 12.06.2020

Mit den Charakteren wurde ich nur teilweise warm und mit Alex konnte ich nicht einen Moment sympathisieren

Ich darf dich nicht lieben
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Jessy und Alex
Den Hauptteil der Geschichte erleben wir mit Jessy und aus ihrer Sichtweise. Sie ist zwar ein junges naives Mädchen, aber wenn ich an mein 20 jähriges Ich zurück denke, war das nicht anders. ...

Jessy und Alex
Den Hauptteil der Geschichte erleben wir mit Jessy und aus ihrer Sichtweise. Sie ist zwar ein junges naives Mädchen, aber wenn ich an mein 20 jähriges Ich zurück denke, war das nicht anders. Deswegen kann ich ihre Handlungen, ihre Emotionen und ihren Zwiespalt noch einigermaßen nachvollziehen. Sie ist eben hoffnungslos verliebt, sie weiß nicht wie sie reagieren soll und kann sich nicht entscheiden. Ihr Herz schmerzt aufgrund der Tatsache, dass Alex für sie Tabu sein sollte und doch ist sie ihm schon verfallen.
Dass ihre Gefühle überkochen und sie ohne Sinn und Verstand handelt – finde ich nachvollziehbar!

Was ich allerdings in keinster Weise nachvollziehen konnte ist wie Alex handelt und wie er sich gibt. Ich habe mir während des Lesens so oft an den Kopf gefasst.
Wir haben hier einen 33 jährigen Mann, der ohne darüber nachzudenken mehrere Menschen verletzt. Okay, das ist der Plot der Geschichte. Aber – dabei benimmt er sich nicht nur wie ein Arsch, er ist auch der größte Jammerlappen vor dem Herrn. Er stellt sich in die Opferrolle, obwohl er derjenige ist, den man mit Steinen beschmeißen sollte.
Ich konnte während des Lesens nicht einen Funken Sympathie für diesen Jungen aufbringen. Denn wie ein Mann hat er sich bis zum Ende nicht benommen.

Während ich dies schreibe kocht die Wut schon wieder in mir hoch. Das ging über frauenfeindliche Witze (die ich nicht lustig fand), bis zu Vorurteilen und Klischees. Denn natürlich ist das Essen von Salat ein Frauending, große Autos können nur Männer fahren, lange Spaziergänge müssen gelobt werden und Gilmore Girls ist natürlich auch nur Frauensache (das kam allerdings von Jessy).

Genauso die Sache mit dem Vorstellungsgespräch. Jessy sucht einen Job bevor ihr Studium losgeht und wie soll es anders sein, stolpert sie Alex in die Arme. Dieser denkt sich, wow, was für eine hübsche junge Frau, die hätte ich gerne öfters um mich. Sie landen bei ihm im Büro, er fragt woher sie kommt und zack, schon liegt der Arbeitsvertrag auf dem Tisch.
Das hat in mir ganz zwiespältige Gefühle hervorgerufen. Wird Hübsch sein als Qualifikation gemessen? Was sollen denn junge Mädchen denken, wenn sie dieses Buch lesen und eine Frau auf ihr Äußeres und auf die – Entschuldigung – Geilheit des Chefs reduziert wird?

Mal davon abgesehen hat Alex in der Mittagspause schon wieder vergessen woher sie kommt. Was soll ich als Leser davon halten?

Die Sache mit der Liebe
Ich habe dieses Knistern zwischen den beiden regelrecht vermisst. Oft hatte ich das Gefühl es handle sich um eine Vater-Tochter-Beziehung, da sie ihn ohne Ende anhimmelt, aber er ihr nichts zutraut und sie immer wieder lobt, wenn sie etwas schafft.
Natürlich war es dann schwer eine erotische Stimmung zu verspüren.

Ich glaube mir fiel es ebenfalls schwer eine Beziehung der beiden wahrzunehmen, weil sie sich kaum unterhalten haben. Gerade am Anfang treffen sie sich, aber wir erleben nicht live was sie sich erzählen, denn meistens Essen sie und reden nicht miteinander. Natürlich kann man jetzt sagen, sie haben sich mehrere Wochen auf der Arbeit kennengelernt, aber wenn du als Leser nicht mit einbezogen wirst, wie willst du da Gefühle verspüren können? Diese müssen sich ja auch mit den Seiten aufbauen und sind nicht plötzlich da.
Zum Beispiel weiß Alex bis zur Mitte des Buches nicht, dass Jessy Vegetariern ist. Ähm, die haben jede Mittagspause miteinander verbracht, zusammen gegessen und geredet und so ein wichtiges Thema wird nicht angeschnitten?

Ganz schlimm finde ich auch, wie schlecht es Jessy zwischendurch geht und Alex immer so tut, als wüsste er nicht warum. Sein dauerndes Gefrage, was denn nicht stimmt und wieso sie sich nicht gut fühle, zeugte von so wenig Empathie, dass sich mir der Magen umdrehte.

Wofür ich mein Lob aussprechen möchte ist die Sache, wie ihre Freunde mit der Liebe zwischen Alex und Jessy umgehen. Denn wo andere sicher nur Vorurteile hätten und es zu Vorwürfen kommen würde, da reagieren Georgie und Ben wirklich klasse. Sie gehen auf Jessy ein, drängen sie nicht und lassen ihr den Raum sich selbst zu öffnen.

Generell finde ich Georgie und Ben als Charaktere toll. Sie bringen Schwung in die Geschichte, retten manche Handlung, hören zu und sind für Jessy da, mehr als Alex es in meinen Augen ist. Sie ziehen manche miese Stimmung aus dem Loch, stehen hinter ihrer Freundin und unterstützen diese.

Schreibstil
Ich muss sagen, dass ich ziemlich schnell durch die 500 Seiten durchgekommen bin, obwohl ich meine Probleme mit Alex hatte und ziemlich genervt von seinem Handeln war.
Der Schreibstil ist einfach und lässt sich schnell lesen.
Zwischendurch kommen Tagebucheinträge, die mir zu kindlich gestaltet waren und auch nicht viel Aussagekraft geboten haben. Außerdem gibt es immer wieder Chatverläufe aus denen ich nicht ganz schlau geworden bin, was sie zur Handlung beitragen.

Ich finde den Aspekt des Geheimnisses und die Vergangenheit von Alex wirklich gut, nur die Umsetzung hat mich leider nicht überzeugt. Es rechtfertigt außerdem nicht, wie Alex sich benimmt, egal was für ein schweres Schicksal ihn ereilt hat.

Fazit: Was für eine lange Rezension! Eine Geschichte mit viel Potenzial, die für mich leider daneben ging. Mit den Charakteren wurde ich nur teilweise warm und mit Alex konnte ich nicht einen Moment sympathisieren. Das Knistern fehlte mir auch gänzlich, da Jessy und Alex eher wie in einer Vater-Tochter-Beziehung steckten. Einzig und allein die Nebencharaktere Georgie und Ben konnten die Handlung etwas retten.

Info: Auf unserem Blog habe ich noch mehr Punkte aufgeführt, auch mit Spoilern!