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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.12.2022

Verworren, listig und atmosphärisch!

Mannaz - Das Flüstern der Raben (3)
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Ein halbes Jahr ist vergangen und niemand will daran glauben, dass der Fimbulwinter angebrochen ist - außer Anne. Die Figuren dümpeln vor sich hin, niemand weiß so recht, was er/sie machen soll und der ...

Ein halbes Jahr ist vergangen und niemand will daran glauben, dass der Fimbulwinter angebrochen ist - außer Anne. Die Figuren dümpeln vor sich hin, niemand weiß so recht, was er/sie machen soll und der Weltuntergang wird auch nur am Rande in Betracht gezogen. Ich fand das unglaublich frustrierend.

Es geschieht viel und gleichzeitig irgendwie nichts. Für mich haben sich die Ereignisse extrem gezogen. Der Spannungsbogen schreckt in so steilen Kurven hoch und knallt explosionsartig auf der gefrorenen Erde wieder auf. Um sich dann zähflüssig auf die nächste Handlung vorzubereiten. Es passieren Weltensprünge, Wiedersehen, weiteres eintauchen in die Vergangenheit und Zukunft, Geheimnisse werden entdeckt, neue Listen geschmiedet, getäuscht, gekämpft und Verwirrung gestiftet.

Ich finde es auch spannend, dass die Welt kurz vor Ragnarök steht und trotzdem noch alle zögern Anne das Wissen für ihre Gabe zu geben. Was sie dann wiederum daraus macht fand ich fantastisch und beeindruckend!

Auch die stärkere Einbindung der Mythologie hat mir sehr gefallen und ich hätte noch so viel mehr in die Geschichten eintauchen können.

Die Entwicklung von Anne über die drei Bände war schön gezeichnet. Malene Sølvsten hat das Talent ihren Figuren Ecken und Kanten und trotzdem weiche Wesenszüge zu geben. So habe ich Anne als distanziert, eigenwillig und kalt kennengelernt, die über die Monate gelernt hat Freundschaften zuzulassen, Vertrauen zu schenken und ihr Herz weit zu öffnen. Eigenwillig und stur ist sie immer noch, dafür aber bereit ihre Emotionen und Gefühle zuzulassen und aus ihnen zu lernen.

Mir war sie in diesem Teil manchmal zu überheblich. Sie redet davon, dass sie viel zu schlau ist und alle Listen durchschaut. Aber im Endeffekt war sie eben doch nicht so ausgefuchst, wie sie dachte ...

Fazit: Der Abschluss »Das Flüstern der Raben - Mannaz« von Malene Sølvsten lässt mich leicht enttäuscht zurück. Es gab viele spannende Wendungen und auch die Charaktere sind wieder sehr lebendig gezeichnet. Leider empfand ich die Handlung als zähflüssig, frustrierend und konnte in vielen Sachen nur den Kopf schütteln.

Veröffentlicht am 22.12.2022

Zweite Chancen

We Are Like the Sea
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Marie Nieblers Schreibstil zeichnet sich durch Leichtigkeit, dem Einfangen einer melancholischen, wie malerischen Stimmung aus. Sie baut ein heimeliges Setting auf Malcom Island auf, sodass ich gar nicht ...

Marie Nieblers Schreibstil zeichnet sich durch Leichtigkeit, dem Einfangen einer melancholischen, wie malerischen Stimmung aus. Sie baut ein heimeliges Setting auf Malcom Island auf, sodass ich gar nicht mehr von der Insel wollte.

Die Atmosphäre und die BewohnerInnen haben ein bleibendes Gefühl von Wärme in mir hinterlassen. Ihre Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft sind unerschöpflich. Der Kontrast in dem Setting war die leichte Melancholie, die in Jonnes Charakter widerhallte und auch auf dem Haus von Lavenders Onkel lag. 

Die Handlung birgt keine großen Überraschungen und lässt sich Zeit sich zu entfalten. Es gab keine Höhepunkte, eher viele Kleinigkeiten, denen ich entgegengefiebert habe, dafür wurde die Stimmung mit einigen dramatischen Momenten versehen, die mir zu viel waren.

Auf menschlicher Ebene passieren einige Veränderungen. Es gibt innere Konflikte, die Zweifel werden hinterfragt und Gefühle, sowie Gedanken zugelassen. Jonne durchlebt die Vergangenheit bis er in der Gegenwart ankommt und hat mich hinter seine Wut blicken lassen, bis ich nur noch Schmerz wiederfand.

Aber Lavender, die sich aus den engen Fängen der Schuld befreien und lernen möchte eigene Entscheidungen zu treffen, schafft es nicht klar für sich einzustehen. Ihr Weg wird weiterhin von anderen gelenkt und mitbestimmt und sie scheitert bis zum Ende daran ihre Wünsche zu äußern. Das war mir zu wenig.

Fazit: »We Are Like the Sea« von Marie Niebler zeichnet sich vor allem durch eine atmosphärische Insel und ihre herzlichen BewohnerInnen aus. Die Geschichte ist melancholisch, schmerzvoll, aber auch schön zu lesen. Mir persönlich passierte ein bisschen zu wenig in der Handlung und bei Lavender.

Veröffentlicht am 12.12.2022

Aufwühlend und sensibel!

This Winter (deutsche Ausgabe)
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Hach. Alice Oseman hat mich mal wieder überzeugt. In This Winter vereint sie eine schwierige Thematik, aufgestaute Gefühle und unsensible Aussagen zu einer schmerzvollen, aber auch unheimlich sensiblen ...

Hach. Alice Oseman hat mich mal wieder überzeugt. In This Winter vereint sie eine schwierige Thematik, aufgestaute Gefühle und unsensible Aussagen zu einer schmerzvollen, aber auch unheimlich sensiblen Geschichte, die mich trotz seiner Kürze sehr berührt hat.

Ich sehe in Charlies Familie so viel Gesellschaftskritik. Als hätte die Autorin jedem der Verwandten eine andere Funktion gegeben. Von unangenehmen Fragen, Übergriffigkeit, ungefragten "Ratschlägen" und unqualifizierter Meinung, Dreistigkeit bis hin zu Vorurteilen. Puh.

Umso mehr habe ich Charlies Gefühle nachempfinden können. Diese Wucht mit denen jedes Wort ihn niederdrückt, die Hilflosigkeit und das keine Luft mehr bekommen, weil alle ihre Aufmerksamkeit auf ihn richten. Jede unsensible Aussage, die ihn kleiner werden lässt.

Außer Tori und Nick. Und dafür liebe ich sie umso mehr. Mag Tori noch so still und grummelig erscheinen, ihr Gespür für Charlies Gefühlswelt war nicht nur treffend, sondern auch einfühlsam. Auch Nick ist so empathisch und sensibel, gibt Charlie den Freiraum seinen eigenen Emotionen zuzulassen und sich selbst in dem Chaos seiner Gefühle zu finden.

Fazit: Alice Oseman hat in »This Winter« wieder allerhand Gefühle in mir hervorgerufen und mich berührt. Ich liebe es, wie lebendig sie ihre Charaktere gestaltet und wie viel Herz, Schmerz und Leichtigkeit sie in ihre Worte legt.

Veröffentlicht am 12.12.2022

Nena Tramountani hat die Gabe jede Emotion ausdrucksstark in Worten zu bannen!

The Way You Crumble
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Nena Tramountani hat diese Wut, die sie in Echo und Alexis legt, einfach grandios transportiert. Es war als würde alles ungefiltert und rau zu mir durchdringen, ohne vorher abgemildert zu werden. Niemand ...

Nena Tramountani hat diese Wut, die sie in Echo und Alexis legt, einfach grandios transportiert. Es war als würde alles ungefiltert und rau zu mir durchdringen, ohne vorher abgemildert zu werden. Niemand sollte solche wichtigen Themen vorher durchspülen und weichkochen, damit sie besser zu ertragen sind. Niemand kann einen rosigen Filter über die schmerzvolle Wahrheit legen.

Echo ist verschlossen, voller Selbsthass und versteckt sich hinter Ironie, Sarkasmus und unsensiblen Aussagen. Sie ist sich so wenig wert, dass sie allen Menschen von vornherein die Möglichkeit nimmt, ihr eine Chance zu geben. Das tat gleichzeitig weh, hat mich berührt und ebenfalls wütend gemacht. 

Alexis dagegen war schwieriger zu entschlüsseln. Im Gegensatz zu Echo sprudeln seine Gedanken nicht ungefiltert aus ihm heraus. Im Gegenteil, seine ganzen Gefühle sind so tief in ihm verschlossen, dass sie ihn regelrecht blockieren. In ihm toben Emotionen, Abscheu und Hilflosigkeit miteinander und liefern sich einen erbitterten Kampf.

Mein Innerstes ist zerrissen. Ich konnte und wollte es nicht aufhalten. Mit jeder Seite mehr zerfiel meine Beherrschung und machte den unaufhörlichen Tränen Platz. Mit jedem Satz, jeder Erkenntnis, jeder Geste wurden meine Gefühle durcheinander geschüttelt. Die Geschichte ist einfach so verdammt einfühlsam, intensiv, echt und wertvoll. Von Anfang bis Ende.

Fazit: Mir fehlen die Worte und gleichzeitig sprudelt alles aus mir heraus. Nena Tramountani hat mich mit »The Way You Crumble« verdammt noch mal umgehauen. Eine Geschichte über Ausweglosigkeit, Selbsthass und neue Chancen, die mir in der Umsetzung schlichtweg das Herz zerrissen hat.

Veröffentlicht am 12.12.2022

Düster und emotional!

Hinter den Spiegeln so kalt
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Die Handlung verläuft auf drei Zeitebenen, die das Leben der Familie aus anderen Blickwinkeln erzählt. Mal konnte ich in den schönen Erinnerungen schwelgen, mal wurde ich auf den harten Boden geschmissen, ...

Die Handlung verläuft auf drei Zeitebenen, die das Leben der Familie aus anderen Blickwinkeln erzählt. Mal konnte ich in den schönen Erinnerungen schwelgen, mal wurde ich auf den harten Boden geschmissen, in anderen blieb mir die Luft weg aus Wut oder Trauer.
Ich habe mit Finja einen Weg beschritten, in dem sie das Glück mit aller Macht festhalten will und es ihr doch durch die Finger gleitet. In dem sie von Verzweiflung überrollt, von Kummer niedergedrückt wird und sich in jeder Sekunde mit Schuldgefühlen plagt.

Die eingeflochtenen Themen bahnten sich leise und schleichend an, um schließlich mit einem Knall auszubrechen und Finja unter sich zu begraben. Wichtige Themen, die sich nicht aufdrängten, umsichtig behandelt wurden und doch im Vordergrund des ganzen Geschehens standen.

Emotional gesehen hat mich Liza Grimm vollkommen abgeholt. Finjas Situation, ihre Ängste und ihr Schmerz gingen unter die Haut.

Aber … die Handlung fand ich ab der Hälfte konfus. Wir springen von einer Szene in die nächste. Es passiert so viel, auf so vielen Ebenen und manchmal fragte ich mich, ob dieses ganze Hin und Her hätte sein müssen.

Dazu kommt, dass von allen Seiten neue Personen ins Geschehen geschmissen werden. Es blieb keine Zeit sie kennenzulernen oder ihnen Hintergründe zu geben. Sie waren einfach da und ich musste ihnen den Rest des Weges trauen. All die Liebe für Details, die in Finjas Charakter einfloss, wurde bei manch anderen eingespart.

Ich mochte den Gruselfaktor, die magischen Wesen, Abgründe und rätselhaften Botschaften! Trotzdem fühlte sich einiges nicht stimmig an.

Fazit: Liza Grimm hat mit »Hinter den Spiegeln so kalt« ein Märchen voller Dunkelheit, Ängsten und Verzweiflung geschrieben. Emotional hat es mich vollkommen abgeholt. Leider empfand ich die Handlung als teils konfus, teils viel zu schnell abgehandelt und manche Figuren blieben mir zu sehr im Hintergrund.