Platzhalter für Profilbild

_Le4_

Lesejury Star
offline

_Le4_ ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit _Le4_ über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2023

Unsympathische Charaktere

Infinity Son (Bd. 1)
0

Früher einmal wollten Emil und Brighton beide Celestials werden, welche magische Kräfte von den Sternen bekommen, und die Welt retten. Emil jedoch ist erwachsen geworden und kann auf magische Kräfte sehr ...

Früher einmal wollten Emil und Brighton beide Celestials werden, welche magische Kräfte von den Sternen bekommen, und die Welt retten. Emil jedoch ist erwachsen geworden und kann auf magische Kräfte sehr gut verzichten, nur Brighton träumt noch davon, dass die besondere Sternenkonstellation an ihrem Achtzehnten ihnen Superkräfte verleiht. Erstaunlicherweise passiert das sogar, zumindest fast, denn einer von ihnen erhält Kräfte und es ist ausgerechnet Emil, der sich am liebsten weigern würde, dieses Erbe anzunehmen.

Meine Beziehung zu diesem Buch ist eher schwierig. Die Idee des Worldbuilding fand ich spannend. Es ist New York, aber mit Magie. Dabei fand ich es faszinierend, wie die Magie mit unserer Welt verwoben wurde. Magie ist eine öffentliche Sache. Die Welt weiß um magische Geschöpfe und übernatürliche Menschen und es beeinflusst die Politik und auch das alltägliche Leben. Das hat mir sehr gut gefallen und ich wünschte, wir wären noch viel tiefer eingetaucht.
Denn leider konnte mich der Rest des Buches nicht so besonders begeistern. Kein einziger der Charaktere konnte so wirklich mein Herz gewinnen. Die meisten waren mir egal, während ich Brighton zum Beispiel absolut furchtbar fand. Er hatte nichts an sich, was ich sympathisch fand. Er war arrogant und egozentrisch und hat sich nur um Ruhm geschert.
Die Kampfszenen waren schlecht geschrieben, uninteressant und teilweise verwirrend. Gegen Ende wurde die Geschichte außerdem sehr repetitiv.

Ich kann das Buch schweren Herzens leider nicht empfehlen. Der Anfang hat mir noch sehr gefallen und aufgrund der coolen Grundidee hatte ich große Hoffnungen, die leider enttäuscht wurden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2023

Schneidend

Dein Taxi ist da
0

Im Buch geht es um Damani, welche als Fahrerin bei Ride Share arbeitet. Der Lohn ist niedrig, ihre Schulden sind hoch und ihre Probleme stapeln und stapeln sich. Doch dann trifft sie Jolene. Jolene scheint ...

Im Buch geht es um Damani, welche als Fahrerin bei Ride Share arbeitet. Der Lohn ist niedrig, ihre Schulden sind hoch und ihre Probleme stapeln und stapeln sich. Doch dann trifft sie Jolene. Jolene scheint die perfekte Frau für Damani zu sein. Sie ist bildhübsch, reich und politisch engagiert. Doch die Differenzen zwischen den beiden sind nicht von der Hand zu weisen. Und als diese in einem furchtbaren Verrat kulminieren, gerät Damanis Leben noch mehr aus der Bahn.

Das Buch behandelt wichtige Themen wie Rassismus und die Ausprägungen dessen, sowie den Zusammenhang mit Klassismus.
Am Anfang wirkte das Buch auf mich etwas zu satirisch überzeichnet, was nicht so ganz mein Fall war. Aber ich hatte das Gefühl, dass im Laufe des Buches die Interaktionen sehr viel schneidender und gefährlich nah an echten Gesprächspunkten unserer Welt sind.
Die Exploration der Hauptcharakterin war ausgezeichnet. Sie hat ganz klar Probleme und macht einige fragwürdige Dinge, aber die Art, wie dargestellt wurde, wie zwiespältig ihr Umgang mit der Welt ist, war sehr berührend. Die Welt ist sehr anstrengend für Damani und man kann sehen, dass sie gerne mehr erreichen möchte, als sie es momentan tut. Man kann jedoch auch sehen, dass sie trotzdem versucht ein guter Mensch zu sein, auch wenn die Umstände das schwieriger machen.
Die Abwärtsspirale, welche die Hauptcharakterin durchmacht, war erschreckend, aber auch sehr nachvollziehbar. Ich fand es erschreckend, zu was sie fähig war, konnte es aber auch vollkommen nachvollziehen nach der geballten Ungerechtigkeit, die ihr widerfahren ist.

Das Buch verbindet die Berührungspunkte von Klassismus und Rassismus so gekonnt, dass ich es persönlich wirklich empfehlenswert finde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.03.2023

Eine wunderschöne Gegend

Tod in Siebenbürgen
0

Im Buch geht es um Paul Schwartzmüller, welcher nach dem Tod seiner Tante deren Hof in Siebenbürgen erbt. Das Problem ist nur, dass Pauls Tante seit mehr als dreißig Jahren tot ist. Zumindest glaubte er ...

Im Buch geht es um Paul Schwartzmüller, welcher nach dem Tod seiner Tante deren Hof in Siebenbürgen erbt. Das Problem ist nur, dass Pauls Tante seit mehr als dreißig Jahren tot ist. Zumindest glaubte er das. Nun macht er sich auf den Weg in seine frühere Heimat, um sich um sein Erbe zu kümmern. Leider ist es nicht nur so, dass auf dem Hof eine beängstigende Frau wohnt, sondern kurz nach seiner Ankunft wird sein ehemaliger bester Freund eines spektakulären Mordes beschuldigt. Nun hat Paul einige Mysterien der Gegenwart und der Vergangenheit, die er aufklären muss.

Das Buch hat mir gut gefallen. Die Beschreibungen der Gegend waren wunderschön und idyllisch. Insgesamt hatte das Buch eine sehr faszinierende Verbindung zwischen einer gemütlich angenehmen und gruseligen Stimmung. Auch wenn der Vergleich etwas hinkt, muss ich gestehen, dass es sich irgendwie ein bisschen nach Scooby Doo angefühlt hat, wo übernatürliche Wesen meistens böse Menschen sind, aber man sich nie ganz so sicher ist, ob es nicht doch vielleicht ein bisschen Magie gibt.
Die geschichtlichen Aspekte haben mich auch sehr begeistert. Es war echt spannend, wie diese ins Buch eingeflossen ist.
Paul war mir ganz sympathisch. Ich fand es nur etwas irritierend, dass er als Starjournalist hingestellt wird, wo er sich vor allem am Anfang der Recherche irgendwie ein bisschen blöd anstellt. Die Außenperspektive, die wir über den zusätzlichen Hauptcharakter bekommen haben, fand ich richtig super.
Was mich etwas geärgert hat, war der Fakt, dass es sich manchmal so angefühlt hat, als würden uns als Leser Informationen vorenthalten, welche der Hauptcharakter jedoch hat.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es war aufregend und schön, Paul bei seinen Ermittlungen und seinen nostalgischen Gedanken folgen zu können.

Das Buch ist in seinem Mysterium nicht grandios, wartet aber mit der Gegend und Geschichte ebendieser auf, sodass ich es letztendlich empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2023

Transgenerationales Trauma

Männer sterben bei uns nicht
0

Im Buch geht es um Luise, die die Erbin des Anwesens ihrer Familie ist. Ihre Großmutter hat sie als diese auserkoren und ihr beigebracht, was es bedeutet, eine mächtige Frau zu sein. Nach dem Tod ihrer ...

Im Buch geht es um Luise, die die Erbin des Anwesens ihrer Familie ist. Ihre Großmutter hat sie als diese auserkoren und ihr beigebracht, was es bedeutet, eine mächtige Frau zu sein. Nach dem Tod ihrer Großmutter fühlt Luise sich jedoch losgelöst und unsicher, weil der überwältigende Einfluss jener Frau fehlt. Und nun begleiten wir sie bei der Beerdigung und einer Reise in ihre Vergangenheit, um zu erforschen, wie es passiert ist, dass alle Frauen der Familie ihr eigenes Päckchen an Elend zu tragen haben.

Das Buch ist vollgepackt mit schwierigen Familienverhältnissen. Vor allem die Gegenwart zeichnet sich dadurch aus, dass wir die Folgen der Vergangenheit sehen, welche Luise als Erwachsene nun nicht mehr so romantisiert. Man merkt den weitreichenden und fragwürdigen Einfluss, den ihre Großmutter auf die Frauen hat. Generell wird generationsübergreifendes Trauma behandelt und wie Sexismus von Frauen weitergegeben wird. Die verschiedenen Zeitachsen dabei zu sehen, fand ich wirklich spannend.
Das Buch hatte meiner Meinung nach das Problem, dass es wichtige und interessante Themen behandelt hat und man die Tiefe sehen konnte, und dann wurde aber doch bloß von der Oberfläche abgeschöpft. So wurde zum Beispiel angedeutet, dass die Familie während der Nazizeit keine weiße Weste gehabt haben konnte, da sie auch währenddessen ihren Reichtum behalten konnte, aber dann wurde es nicht weiter aufgegriffen
Insgesamt hat mir das Buch jedoch gefallen und ich muss sagen, dass es einige Sätze gab, die mich in ihrer Formulierung fast umgehauen haben und die ich noch ein zweites Mal lesen musste.

Mir hat das Buch gut gefallen, aber ich hätte mir tatsächlich noch etwas mehr Tiefe gewünscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.02.2023

Furchtbar hässlich und zugleich wunderschön

Young Mungo
0

Glasgow der Neunziger ist ein hartes Pflaster. Protestanten und Katholiken leisten einander brutale Straßenschlachten. Das Leben ist von Armut und Alkohol geprägt. Und mittendrin lebt Mungo. Als Bruder ...

Glasgow der Neunziger ist ein hartes Pflaster. Protestanten und Katholiken leisten einander brutale Straßenschlachten. Das Leben ist von Armut und Alkohol geprägt. Und mittendrin lebt Mungo. Als Bruder von einem der berühmt berüchtigten Bandenanführer wird eigentlich von ihm erwartet, dass er sich auch beteiligt und ordentlich austeilt. Aber Mungo ist zu sanft für seine Umgebung. Er möchte nicht die Schlachten seines Bruders kämpfen.
Irgendwann begegnet er James. Beide verlieben sich ineinander, was in dieser Gegend zu dieser Zeit höchst gefährlich ist.

Das Buch ist etwas Besonderes in meinen Augen. Es ist wirklich Wahnsinn, wie das Buch es handhabt, zwischen Schrecken und absoluter Schönheit zu springen. Es ist an einigen Stellen übelerregend brutal, während es an anderen Stellen mit solcher Sanftheit und Schönheit aufwartet, dass man ganz bezaubert ist. Dabei hilft der Schreibstil meiner Meinung sehr. Die Art, wie Douglas Stuart Charaktere beschreibt, muss eine meiner neuen Lieblingssachen sein. Die Charaktere werden teilweise so zart und poetisch beschrieben, dass ich mich in diese Art des Beschreibens verliebt habe.
Die Brutalität dieser Zeit, dieser Gegend wurde wahnsinnig gut gegen unseren Protagonist aufgewogen, dessen Art zu denken so nachfühlbar und weich war, dass man am liebsten weinen möchte.
Das Buch behandelt Homofeindlichkeit und toxische Maskulinität. Es zeigt auf, wie dumm und furchtbar es ist, zu erwarten, dass Jungen diesen Standard, wie ein Mann zu sein hat, gerecht werden müssen.
Die überaus komplizierten Familienverhältnisse zu verfolgen, war auch herzzerreißend. Die Liebe zwischen den Familienmitgliedern, die doch wieder an Konditionen gebunden ist, und unter den ärmlichen Umständen keine gute Chance hat zu gedeihen.

Dieses Buch hat mich sehr berührt und ich kann es nur wärmstens weiterempfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere