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Veröffentlicht am 04.07.2021

Die Frau im Park

Die Frau im Park
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"Vielleicht ist das Leben tatsächlich spannender, wenn man nicht alles über andere Menschen weiß. Dann sind die Möglichkeiten, die man sich ausmalt, fast grenzenlos."
Dies ist die romantische Lebensvorstellung ...

"Vielleicht ist das Leben tatsächlich spannender, wenn man nicht alles über andere Menschen weiß. Dann sind die Möglichkeiten, die man sich ausmalt, fast grenzenlos."
Dies ist die romantische Lebensvorstellung der Protagonistin und ehemaligen Schauspielerin Eva Rosenberg, welche auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in einen schicksalhaften Autounfall verwickelt wird, der ihre erst fünf jährige Tochter Alisa für immer an den Rollstuhl fesselt. Doch was, wenn diese grenzenlosen Möglichkeiten irreführend sind und die schmerzlich- unaussprechliche Wahrheit durch Hirngespinste ersetzt, die einen vom rechten Weg ankommen lassen.
Ella Janeks neuster Roman 'Die Frau im Park', erzählt die bewegende Geschichte einer liebenden Mutter, die sich aufopferungsvoll der Betreuung ihrer Tochter widmet, um dieser ein erfülltes und aufregend- abwechslungsreiches Leben zu ermöglichen. Als Alisa dann urplötzlich verkündet, dass sie für ein Kunststudium von München nach Berlin zieht, bricht für Eva eine Welt zusammen. Eine Leere tut sich auf, die ihr unverblümt aufzeigt, dass sie ihre eigenen Ziele und Bedürfnisse die letzten 15 Jahre völlig außer Acht gelassen hat. Auch das Band ihrer Ehe mit Johannes, einem erfolgreichen Geschäftsmann, wurde scheinbar nur noch durch die gemeinsame Tochter, zusammengehalten und gerät nun deutlich ins Wanken. Es gibt keine Nähe, kein Verständnis, keine Gemeinsamkeiten, sie leben nur noch nebeneinander her. Einzig die Spaziergänge im Englischen Garten und die damit verbundenen Erinnerungen, sind Eva aus ihrem früheren Leben geblieben. Erst die unerwartete Begegnung mit dem jungen und lebensbejahenden Lehrer Ben, bringt endlich die Wende.
"Mit Ben war ihr Leben wieder bunt geworden. [...] Er hatte sie zum Leben und zum Träumen gebracht." Eva fasst neuen Mut in ihren alten Beruf zurückkehren zu wollen, Veränderungen zuzulassen sowie spontan und offen fürs Neue zu sein. Doch diese Offenheit entfernt sie unbewusst immer weiter von ihrem Mann und ihrer Ehe und lässt Eva augenblicklich in eine abenteuerliche Affäre mit dem einige Jahre jüngeren Ben gleiten. "Ihr war [...], als wäre sie in ein völlig anderes Leben gestolpert, weitab von dem, das sie die letzten Jahre geführt hatte." Als Eva denkt endlich angekommen zu sein, wird ihr Leben und ihre Liebe erneut auf die Probe gestellt.

Der Klappentext spricht vom 'Scheideweg einer Ehe' - ich hingegen empfand es eher als eine Suche nach sich selbst und dem Sinn des Lebens. Denn die Protagonisten erfährt eine völlige Wandlung und beginnt sich und alles um sie herum zu hinterfragen. Der Einstieg in die Geschichte ist auf verschiedenen Ebenen sehr aufwühlend und spannend gestaltet. Persönlich fand ich aber erst in den letzten Kapiteln einen Zugang zu den einzelnen Charakteren. Zugang im Sinne von Sympathie und Empathie für deren individuelle (Lebens)Umstände und daraus resultierende Verhaltensweisen. Erst auf den letzten Seiten wurde es immer mitreißender, emotional und aufklärend. Zuvor wird eine interessante aber nicht allzu aufregende Geschichte ohne größere Höhepunkte oder Gänsehautmomente erzählt. Es gibt Romane die einen catchen und diese, die sich einfach gut lesen lassen. Die Frau im Park fällt eindeutig unter zweiteres. Ein leicht lesbarer Schreibstil und keine schwere Kost, perfekt für einen verregneten Tag, aus dem man optimistisch rausgehen möchte.

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Veröffentlicht am 07.06.2021

Frauenpower

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Das Leben, ein ewiger Traum.
Ein Titel der viel verspricht und noch mehr hält. Das neuste Werk des Erfolgsehepaars, das hinter dem Pseudonym Helene Sommerfeld veröffentlicht, schildert das teils sehr unschöne ...

Das Leben, ein ewiger Traum.
Ein Titel der viel verspricht und noch mehr hält. Das neuste Werk des Erfolgsehepaars, das hinter dem Pseudonym Helene Sommerfeld veröffentlicht, schildert das teils sehr unschöne und zugleich sehr realistisches Bild der Berliner Nachkriegszeit der 20er Jahre. Bildhaft werden Die Lebensumstände und die Diskrepanz von Reichtum und Armut beschrieben.
Die junge Ärztin Magda verlässt nach dem schmerzhaften Verlust ihres Mannes die Heimat, um in Berlin ganz neu anzufangen. Bei ihrer Arbeit als Polizeiärztin im Gefängnis, trifft sie auf enorme Missstände der ärmeren weiblichen Gefangenen. Besonders das Schicksal der Kinder hat es ihr angetan. Magda beginnt sich für bessere Verhältnisse für eben diese stark zu machen.
Die Geschichte hat mich sofort und vollkommen gefangen genommen. Der Schreibstil, leicht Berliner Schnauze, liest sich leicht und fließend und nimmt den Leser somit schnell mit auf eine atemberaubende und spannende Zeitreise. Ein mitreißender Stil und Aufbau, der nicht intensiver und emotionaler hätte gestaltet werden können.
Mit der Polizeiärztin und jungen Witwe Magda, aber auch der zweiten Protagonisten Celia, wurden zwei Powerfrauen geschaffen, die den Frauen ihrer Zeit um einiges voraus waren - und Vorbilder bis zum heutigen Tag sind. Wunderbar recherchierte Details damaliger Zeiten, lösen neben etwaigen Emotionen auch vielversprechende Bilder vor dem inneren Auge des Lesers aus.
Besonders Magdas persönliche Geschichte/ Schicksal wird mitreißend beschrieben und thematisiert. Celia ist anfangs sehr unnahbar und kühl aber keineswegs unsympathisch. Ihre Veränderung während der Geschichte ist überaus spannend. Jeder hat seine eigene prägende Vergangenheit, die einem zu dem Menschen macht, der man ist. Celia symbolisiert, wie viel mehr Frauen in jener Zeit ihre Ziele und Wünsche noch unterdrücken mussten.
Aber auch alle anderen Persönlichkeiten/ Charaktere sind sehr greifbar und authentisch charakterisiert und ebnen einen fließenden Übergang in die Thematik.
Eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 08.02.2021

Berührend

Erinnerungen aus Glas
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„Einige Erinnerungen hielt sie gerne fest, andere würde sie am liebsten in einem der vielen Kellergewölbe unter den Amsterdamer Banken wegsperren. Oder in einem der vielen Tunnel, die die Hügel ihrer Heimat ...

„Einige Erinnerungen hielt sie gerne fest, andere würde sie am liebsten in einem der vielen Kellergewölbe unter den Amsterdamer Banken wegsperren. Oder in einem der vielen Tunnel, die die Hügel ihrer Heimat durchzogen.“
Mit den Gedankengängen einer älteren Dame, die wir im Laufe des Romans besser kennen lernen werden, wird in das Werk eingeführt. Schon kurz darauf finden wir uns in den 1930er Jahre, in dem kleinen niederländischen Städtchen Geethorn, 75 Jahren zurück, wieder.
"Erinnerungen aus Glas" erzählt die bewegende (Lebens)Geschichte der beiden besten Freundinnen Eliese und Josie, welche in zwei Handlungssträngen erzählt wird. Ein Teil erzählt von Mut und Verbundenheit der beiden Frauen, welche sich gegen die Judenverfolgung in den Niederlanden stark machen. Das Leben hat die beiden zeitweise andere Wege gehen lassen, doch dann plötzlich wieder zusammen geführt.
Im zweite Teil, der Gegenwart, begleitet Ava ihre Großmutter zur Eröffnung einer Bibliothek in Amsterdam, die von dieser gestiftet worden ist. Kurz darauf reist sie nach Uganda, um eine Hilfsorganisation zu besuchen und in ihrer Arbeit zu kontrollieren und den Förderantrag von Landon West zu überprüfen. Als sie dessen Großmutter kennen lernt, tut sich eine Verbindung zwischen ihren beiden Familien auf, die Ava weiter recherchieren und unglaubliches herausfinden lässt.
Durch ihren ausdrucksstarken Schreibstil, entführt Autorin Melanie Dobdon den Leser kurzerhand in eine längst vergangene, jedoch nicht vergesse Zeit. Einer der berührendsten Werke über die Zeit des zweiten Weltkrieges, die ich je gelesen habe. Ich habe das Buch nur widerwillig aus der Land legen können und hätte es am liebsten im Ganzen verschlungen.
Mir war nicht bewusst, wie schlimm die Judenverfolgung auch in den Niederlande war. Die Geschichte um das Schicksal zweier bester Freundinnen zeigt wunderbar recherchierte Fakten auf. In zwei Handlungssträngen erzählt ein Teil in der Vergangenheit um 1942, im zweiten Teil in der Gegenwart, doch „Die Vergangenheit schleicht sich oft unerwartet in unsere Gegenwart.“ Das Geschehene wird berührend sowie chronologisch erzählt.
Die Geschichte liest sich sehr spannend, was einerseits am historischen Hintergrund, andererseits an den komplexen Beziehungen der Protagonisten der Gegenwart und ihren vielfältigen Geheimnissen, liegt. Eine absolute Leseempfehlung und ein Roman zum Nachdenken.

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Mitreißende Familiengeschichte

Gut Greifenau - Silberstreif
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Die Familiensaga des herrschaftlichen Gut- Greifenau, geht mit dem fünften Band "Silberstreif", in eine neue Runde.
Ich muss zugeben, die ersten vier Bände bis dato nicht genannt und daher noch nicht gelesen ...

Die Familiensaga des herrschaftlichen Gut- Greifenau, geht mit dem fünften Band "Silberstreif", in eine neue Runde.
Ich muss zugeben, die ersten vier Bände bis dato nicht genannt und daher noch nicht gelesen zu haben, was sich nach dem Schmökern im neuen Band, der deutschen Bestsellerautorin Hanna Caspian, jedoch sicher ändern wird. Der historische Roman "Silberstreif" hat mich durch seinen spielend leichten und flüssigen Schreibstil direkte in seinen Bann und somit in ein Deutschland der Zwanziger Jahre und mitten in die Wirtschaftskrise, gezogen. Die Hyperinflation hinterlässt ihre Spuren bei Arm und Reich. Das Geld verliert stündlich an Wert. Existenzen werden vernichtet. Die politische Situation der Weimarer Republik spitzt sich zu und wird zunehmend instabiler, wodurch auch Unsicherheit und Verzweiflung in der Bevölkerung, wie auch auf dem Gut, wachsen. Doch dann ist es ausgerechnet diese Wirtschaftskrise, die dabei hilft, das Familiengut zu retten. Caspian schaffe es, diese historisch belegten Fakten sehr gut recherchiert in eine mitreißende Familiengeschichte einzubetten und sie anhand unterschiedlicher Schicksale gekonnt zu erzählen. Die einzelnen Charaktere/ Protagonisten von Gut Greifenau, egal welchen Standes, sind spannend und detailliert, mit mehr oder weniger charmanten Ecken und Kanten beschrieben, wodurch ein gutes Bild dieser aber auch der damit verbundenen Emotionen und Handlungsstränge entsteht. Hierraus ergeben sich viele einzelne kleine Erzählungen, welche sich schließlich, wie ein roter Faden, zu einem wundervoll erzählen Ganzen, zusammenfügen. Ein Personenregister sowie Kartenmaterial des damaligen Deutschlands, bieten vor allem Neueinsteigern um diese emotionale Familiengeschichte, eine sehr gute Übersicht, in der es immer wieder spannend hergeht, zwischen Liebe und Tränen, Intrige und Hoffnung. Sehr mitreißend und damit ein absoluter Buchtipp für die kalten Wintertage.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Bittermonds Bucht

Bittermonds Bucht
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Bittermonds Bucht ist der wohl schönste Ort den man sich nur vorstellen kann. Ein weißer langer Sandstrand an dem Bittermonds Schiff anliegt, ein buntes Riff mit vielen Fischen und wunderschönsten Muscheln, ...

Bittermonds Bucht ist der wohl schönste Ort den man sich nur vorstellen kann. Ein weißer langer Sandstrand an dem Bittermonds Schiff anliegt, ein buntes Riff mit vielen Fischen und wunderschönsten Muscheln, ein kleiner Urwald mit friedliebenden Tieren, der himmlisch blaue Horizont und weit und breit nichts Störendes und Lärmendes, außer der sachte Klang der Wellen und ab und zu eine vorbeifliegende Möwe. Für Käpt'n Bittermond ist dies das Paradies auf Erden. Aber dem jungen Jukka, der in einer kleinen selbstgebauten Hütte an dessen Strand lebt, wird es allmählich zu langweilig. Es gibt nichts, dass Jukka nicht schon gesehen, erlebt oder gemacht hat an diesem traumhaften Strand. Er träumt von der Welt "da draußen", möchte Neues erkunden, die Menschen kennen lernen und ist bereit für neue Abenteuer. Eines Tages kommt Bittermonds alte verflossene Liebe Kandidel mit ihrer Tochter Lila ganz unerwartet in die Bucht. Auf einmal ist alles anders und gerät völlig durcheinander. Die Ruhe ist verschwunden, die beiden Kinder verstehen sich nicht und stacheln sich gegenseitig an, da Jukka durch Lilas Wissen über die Welt schmerzhaft feststellt, dass er nur wenig weiß von dem "normalen" Leben, er kann nicht lesen und schreiben und hat nicht einmal einen Nachnamen. Als Kandidel dann auch noch eines Nachts fluchtartig die Bucht verlässt, Lila zurücklässt aber Bittermonds wertvollsten Schatz stiehlt, ist es vorbei mit dem Frieden in der Bucht und dem Leben, wie Jukka es kannte. Nichts ist wie es einmal war. Gemeinsam mit Lila begibt sich Jukka auf eine abenteuerliche Reise durch Wüsten, Städte und Berge, um dem Käpt'n seinen wertvollen Besitz zurückzubringen.
Maike Harel hat mit Bittermonds Bucht einen phantastischen Abenteuerroman für Kinder ab 10 Jahren geschaffen. Jedes Kapitel erzählt für sich ein neues kleines Abenteuer der beiden Kinder. Zusammen erleben sie eine magische Reise, in der sie lernen müssen zusammen zu halten, einander zu vertrauen und von den Stärken des anderen zu profitieren. Am Ende des Romans sind die beiden Streithälse doch tatsächlich beste Freunde geworden.
Harel lässt Jukka, wer zuvor nichts Schlechtes erlebt oder widerfahren ist, auf kindgerechte Art mit den menschlichen und sozialen Kontroversen der heutigen Gesellschaft kollidieren. Wie im wahren Leben auch, muss Jukka, der nie etwas Böses im Sinne hatte, Lug und Betrug, Manipulation und Boshaftigkeiten, am eigenen Leib erfahren. Auch Klischees werden auf phantastische Weise wiederlegt. Plötzlich ist der Reichste der Unglücklichste, die feine Gesellschaft verlogen und korrupt, das verpönte Volk hilfsbereit und mitfühlend und der wahre Held, nicht der, der von der königlichen Hoheit dafür ausgezeichnet wurde, sondern ein einfacher Matrose, der sein Leben für ein unbekanntes Leben in Gefahr brachte. Jukka verliert sich selbst für kurze Zeit und beginnt sich und sein Leben kritisch zu hinterfragen. Er sucht nach seinem Platz in einer Welt, die ihm bis dahin völlig fremd und jetzt unnötige hart im Umgang miteinander erscheint. Doch alles kommt anders als Jukka es gedacht hätte und ein neues Leben beginnt.
Bittermonds Bucht erfährt immer wieder kleine Spannungsbögen und erinnert an einen Fantasie Roman. Vor allem regt er jedoch zum Nachdenken an, bleibt dabei aber stets kindgerecht und spannend zugleich. Ein absolutes Erlebnis für kleine Abenteurer, mit dem Fingerzeig, sich von allem selbst ein Bild zu machen und nicht voreilig zu (be)urteilen.

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