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Veröffentlicht am 17.05.2020

Trotz Schwächen lesenswert

Die verlorene Tochter der Sternbergs
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Die Geschichte ist in eine Rahmenhandlung eingebettet, deren Beginn sich recht vielversprechend präsentiert: Die in New York lebende 80-jährige Élise Duval bekommt überraschend Besuch von einer Frau und ...

Die Geschichte ist in eine Rahmenhandlung eingebettet, deren Beginn sich recht vielversprechend präsentiert: Die in New York lebende 80-jährige Élise Duval bekommt überraschend Besuch von einer Frau und deren Tochter, die ihr längst verschollen geglaubte Briefe aus Kuba bringen. Élise erleidet dadurch einen Zusammenbruch und erinnert sich an längst Vergessenes und Verdrängtes, das sie als Kind in Berlin und in Frankreich erlebt hat. Hier beginnt die eigentliche Geschichte, welche die Schicksale der Mitglieder der jüdischen Familie Sternberg zur Zeit des Zweiten Weltkrieges erzählt.
An sich guter Erzählstoff, der mich genauso gereizt hat wie das Cover. Streckenweise war ich dermaßen in die Lektüre vertieft, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte, weil ich unbedingt wissen musste, wie die Geschichte weitergeht. Auch der etwas spröde Schreibstil, der wenig Raum für die Schilderung von Gefühlen lässt, überzeugt weitgehend, da das Thema dies nicht nur erlaubt, sondern meines Erachtens streckenweise fordert.
Was mich jedoch etwas unbefriedigt aus der Gesamtlektüre entließ, ist die Tatsache, dass der Autor zu viele Handlungs- und Schicksalsstränge auch von Hauptfiguren nicht weiterverfolgt hat, es scheint, er habe sie unterwegs vergessen, verloren. Zu gern hätte ich gewusst, was aus der einen oder anderen Figur geworden ist, nachdem sie den Staffelstab der Hauptrolle an eine neue Hauptfigur abgegeben hat. Auch am Ende des Buches, als es im Schlussakt der Rahmenhandlung die Möglichkeit gegeben hätte, zumindest hier dem Leser etwas mehr an Informationen zu bieten, was besagte Schicksale anbelangt, scheint es, als ob Correa vor allem schnell mit dem Schreiben fertig werden wollte, so dass er dem Leser bis auf einige wenige Angaben nichts gibt, was diesen doch noch rundum zufrieden das Buch zum letzten Mal schließen lässt. Wirklich sehr schade, es wurde die Gelegenheit zu einem großartigen Buch versäumt.
Und doch .... Trotz all dem muss ich sagen, dass mich der Erzähler verändert zurückgelassen hat, für mich ein Kriterium dafür, dass das Buch funktioniert. Ich werde auch sein erstes Werk lesen, und ich freue mich richtig darauf.

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