Vom Schotten, der mit dem Fahrrad und seiner Katze um die Welt fährt
Nalas WeltEin Mann, sein Fahrrad und der Plan, auf demselben eine Weltreise zu machen – das allein schon ist ein sowohl äußerst mutiges, als auch fantastisches Unternehmen, dessen Bericht ich mit Begeisterung gelesen ...
Ein Mann, sein Fahrrad und der Plan, auf demselben eine Weltreise zu machen – das allein schon ist ein sowohl äußerst mutiges, als auch fantastisches Unternehmen, dessen Bericht ich mit Begeisterung gelesen hätte. Aber es sollte noch besser kommen: ein Kätzchen – für mich als Katzenliebhaberin das absolute i-Tüpfelchen - gesellt sich als Reisegefährte zu Dean, dem (menschlichen) Protagonisten, der zwar sein Weltreiseprojekt zusammen mit seinem Freund Ricky verwirklichen wollte, nach einigen gemeinsamen Reiseabschnitten aber doch entschieden hat, das Ganze allein durchzuziehen. Daraus wird nichts: unterwegs in Bosnien wird er auf ein mageres Kätzchen aufmerksam, mit dem er zunächst seine Mahlzeit, dann sein Fahrrad und schließlich sein Leben teilt. Nala, so nennt Dean seine neue Begleiterin, geht mit ihm durch Dick und Dünn und er kümmert sich hingebungsvoll um sie. Sie reist in einer Tasche auf dem Lenker, wenn das Wetter schlecht ist, oder auf der Schulter von Dean. Sie übernachten meistens im Zelt, auch bei Unwetter und Kälte. Seinen Reiserhythmus richtet Dean nach Nala aus und verweilt auch mal für ein paar Wochen am selben Ort, wenn es die Situation erfordert. Das kann z.B. die Notwendigkeit sein, Reise- und Gesundheitsdokumente für Nala oder auch Geld zur Weiterreise zu beschaffen. Unterwegs in verschiedenen Balkanländern und der Türkei begegnen die Beiden nicht nur den jeweiligen Einheimischen, sondern auch Flüchtlingen und Weltenbummlern wie sie selbst. Je weiter die Reise geht, desto bewusster nimmt Dean seine Umgebung und die Natur wahr und die Notwendigkeit, sie zu schützen. So säubert er immer mal wieder einen Strand oder rettet einen herrenlosen Hund. Er lässt sich immer mehr vom Rhythmus des Lebens weitertragen, der verkörpert wird von Nala, weswegen er die Welt mit ihr und durch sie wahrnimmt. Deshalb auch der passende Titel des Buches „Nalas Welt“. Auf der Reise widmet er auch den sozialen Netzwerken immer mehr Aufmerksamkeit und Zeit, da er entdeckt, dass sehr viele Menschen ihm und Nala virtuell auf ihrer Reise folgen. Er postet Fotos, Videos und besondere Ereignisse und animiert seine Follower, Tier- und Naturschutzorganisationen zu unterstützen. Er trifft tatsächlich immer wieder auf Menschen, die ihn und Nala aus dem Web kennen und ihm ihre Hilfe anbieten. Aus dem jungen Schotten, der anfangs von Dean selbst als etwas unstet und ziellos dargestellt wird, wird ein verantwortungsbewusster Reisender und Influencer, der dank seiner Katze und durch seine Offenheit viele tolle Menschen kennenlernt. Am Ende des Buches muss er wegen der Covid19-Epidemie seine Weltreise unterbrechen und sich mit Nala zurückziehen, bis das Schlimmste vorbei ist. Schließlich wollen sie noch den Rest der Welt mit dem Fahrrad bereisen.
Die Geschichte von Dean und Nala ist autobiografisch, was sie noch schöner macht. Dass so etwas möglich und wirklich ist, finde ich besser als jede Fiction, obwohl ich eine begeisterte Geschichtenleserin bin.
Der Aufbau ist gut gelungen, die Geschichte schreitet mit der Reise voran und es sind Rückblenden eingestreut, die das Bild von Deans Leben und Vergangenheit vervollständigen. Gut gefallen hat mir das offene Ende, das Raum lässt für eine Fortsetzung, die die Beiden hoffentlich bald erleben und erzählen können.
Deans Schreibstil passt gut zur erzählten Geschichte und auch zu seinem Charakter, er ist unkompliziert, schnörkellos und grundehrlich.
Mich hat das Buch richtig begeistert. Tolle Geschichte, tolle Charaktere, tolles Thema, toll geschrieben – da stimmt für mich alles. Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung, die es hoffentlich geben wird, nicht nur als Buch, sondern als Reise von Dean und Nala, denen ich natürlich auch auf den sozialen Netzwerken folge. Ihre Geschichte hat mein Herz berührt und wie nach jeder guten Lektüre fühle ich, ein ein klein wenig besserer Mensch geworden zu sein.