Aufregendes Leben und skandalöse Ereignisse
Unser kostbares Leben"Unser kostbares Leben" begann für mich sehr stark. Minka, Caro und Claire begleiten uns in der Zeit zwischen 1972 und 1983 durch das Buch. Die drei Mädchen kennenzulernen und mit ihnen großzuwerden war ...
"Unser kostbares Leben" begann für mich sehr stark. Minka, Caro und Claire begleiten uns in der Zeit zwischen 1972 und 1983 durch das Buch. Die drei Mädchen kennenzulernen und mit ihnen großzuwerden war spannend. Gerade am Anfang als alles noch neu für mich als Leserin war, hat mir das Lesen große Freude bereitet. Viele Geheimnisse, Skandale, Umweltverschmutzung, Demos, Freundschaft, Liebe, Familie und Politik. Es wird das Leben in der kleinen Stadt Mainheim in Hessen im Westen Deutschlands beschrieben. Der historische Aspekt in dem Buch bezieht sich fast ausschließlich auf die Wahlen im Westen und an manchen Stellen auf den Vietnamkrieg. Aufgrund der hohen Seitenzahl hatte das Buch sehr viel Potenzial die Stimmung der damaligen Zeit einzufangen, dennoch wurde das in meinen Augen nicht ausgeschöpft. Ich hätte mir mehr charakteristische und zeitgemäße 70er und 80er Jahre-Momente gewünscht. Irgendwie wurde der Vibe für mich nicht ausreichen eingefangen.
Die Thematiken im Buch fand ich gut, wie z.B. die Entstehung der Grünen Partei, Tierschutz, Umweltschutz, Extremismus, Tierversuche und Experimente mit Psychopharmaka, etc. Dadurch ist in diesem Buch sehr viel passiert. An manchen Ecken war es mir zu viel.
Nach 350 Seiten wurde das Buch für mich deutlich schwächer. Es ist geprägt von sehr ausführlichen Beschreibungen, unter anderem der Schokoladenherstellung, der Bedienungsanleitung eines Sprungbretts oder der Herstellung von Medikamenten. Das hat mich in dieser Fülle als Leser nicht so sehr interessiert, aber das ist Geschmackssache. Dadurch wurde das Buch für mich unnötig in die Länge gezogen. Wäre es kompakter in knapp 400 Seiten geschrieben, wäre es für mich durchweg spannend gewesen und hätte mich vollkommen überzeugt.
Dennoch war das Leben, der vielen Figuren, die im Buch beschrieben wurden aufregend und spannend. Vor allem unter dem Aspekt, dass Katharina Fuchs über ihr eigenes Leben schreibt. Da bekomme ich direkt Gänsehaut, wenn ich daran denke, dass sie das alles miterlebt hat.
Mit der Zeit konnte ich eine Bindung mit den Figuren aufbauen und ihre Schicksale beschäftigen mich. Der bedeutendste und prägendste Aspekt in dem Buch war für mich den Arzneimittelmissbrauch. Ich habe zuvor noch nie darüber gelesen und ich werde diese Grausamkeiten nie wieder vergessen können.
Zusammengefasst ist es ein gutes Buch, aber definitiv keine leichte Lektüre zum Entspannen. Das Buch hätte knackiger sein können und kompakter in der Themenwahl. Aber da es sich um das Leben bzw die Jugend der Autorin handelt, kann ich verstehen, dass sie vielleicht auch Mitteilungsbedarf hatte. Ich werde aufjedenfall noch andere Bücher von ihr lesen.