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Veröffentlicht am 18.04.2020

Schockierend und doch so voller Hoffnung und Mut

Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte
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Es gibt diese Bücher, bei denen man einfach nicht weiß, wie man sie anständig rezensieren soll und keine Worte der Welt reichen, um das Gelesene wiederzugeben. Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz ...

Es gibt diese Bücher, bei denen man einfach nicht weiß, wie man sie anständig rezensieren soll und keine Worte der Welt reichen, um das Gelesene wiederzugeben. Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte von Jeremy Dronfield ist so ein Buch, denn es ist gleichermaßen schockierend aber auch so voller Hoffnung.

Aber worum geht es überhaupt?
1938 werden die beiden österreichischen Juden Gustav Kleinmann und sein Sohn Fritz von Wien in das Konzentrationslager Buchenwald derportiert. Dort durchleben sie die Hölle und doch bleibt ihr Zusammenhalt so stark, dass sie sämtliche Torturen überleben. Später soll Gustav nach Auschwitz derportiert werden. Fritz aber nicht. Da sich die beiden aber nicht trennen wollen, folgt Fritz seinem Vater nach Auschwitz und die beiden überleben die schrecklichen Jahre in den verschiedenen Konzentrationslagern zusammen.

Gustav Kleinmann arbeitete als Polsterer in der Wiener Leopoldstadt und obwohl seine Arbeit nicht wirklich viel abwarf, kümmerte er sich doch liebevoll um seine Ehefrau Tini und seine vier Kinder Herta, Edith, Fritz und Kurt. Auch den Weg ins Konzentrationslager tritt er mit der Hoffnung an seine Familie irgendwann wieder vereint zu sehen und das hält ihn womöglich am Leben. Das und sein unbändiger Wille zum Überleben. Obwohl er so manche Aktion seines Sohnes nicht gut heißen möchte, steht er trotzdem immer hinter ihm und unterstützt ihn.
Aber auch Fritz ist immer für seinen Vater da. Er machte in Wien ebenfalls eine Ausbildung zum Polsterer und das gelernte Handwerk bringt ihn im Lager sehr voran. Er zeigte oftmals Mut und brachte sich dadurch in manch brenzlige Situation. Trotzdem war auch er voller Tatendrang und hatte den selben starken Überlebenswillen wie sein Vater, was ihm durch so manche Situation geholfen hat. Für ihn stand nicht nur sein eigenes Wohl an erster Stelle sondern auch das seines Vaters und seinen engsten Vertrauten.

"Ihr Überlebenswille, die enge Bindung zwischen Vater und Sohn, ihr Mut, aber auch ihr Glück liegen jenseits aller heutigen Vorstellungskraft, doch sie waren es, die die beiden während aller Qualen am Leben hielten." (Kurt über Fritz und Gustav, S. 13)

Das Buch ist insgesamt in vier Teile gegliedert und beginnt mit dem Teil "Wien". Hier bekommt man als Leser viele Einblicke in das frühere Leben der Familie Kleinmann, wodurch man nicht nur die ganze Familie besser kennen lernt sondern sich auch das Leben in Wien gut vorstellen kann. Außerdem erhält man nochmal viele Hintergundinformationen zu den Anfängen des Nationalsozialismus in Österreich, die mir so zum Teil gar nicht bewusst waren.
Die weiteren Teile gliedern sich in "Buchenwald", "Auschwitz" und "Überleben". Meiner Meinung nach ist Jeremy Dronfield gelungen die Zeit in den verschiedenen Konzentrationslagern auf Grundlage von Gustavs Tagebuch und anderen Zeugenberichten sehr detailreich darzustellen. Dabei verweist er auch immer wieder auf andere Quellen und in den Anmerkungen erhält man noch zahlreiche Hintergundinformationen. Es war sehr schockierend zu lesen, wie mit den Menschen umgegangen wurde und es hat mich teilweise einfach nur wütend gemacht und mir die Tränen in die Augen getrieben. Teilweise musste ich immer wieder Pausen einlegen, um das Gelesene zu verarbeiten.

"Irgendwann muss man doch die Fähigkeit zum Entsetzen verlieren? Irgendwann muss man doch abstumpfen, versteinern, sich daran gewöhnen, taub werden. Das moralische Empfinden muss unter einer so endlosen Reihe von Verletzungen doch irgendwann Narben davontragen." (Seite 164)

Aber es stehen nicht nur reihenweise Folterungen und menschenunwürdige Misshandlungen sowie Hunger und Todesangst im Vordergrund sondern Jeremy Dronfield hat auch einige fast schon wunderbare Momente aufgezeigt. So zeigt er, dass man mit Zusammenhalt, Solidarität und einem starken Lebenswillen jede noch so schwere Folter überstehen kann. Es war schon fast "schön" zu lesen, wie die verschieden Häftlinge sich gegenseitig unterstützt haben. Die Geschichte von Fritz und Gustav war nämlich nicht nur von Angst, Schmerzen und Trauer gezeichnet sondern auch voller Hoffnung auf ein besseres Leben nach Auschwitz.

"Wenn Fritz eins von Leo gelernt hatte, dann das, dass Freundlichkeit an Orten zu finden ist, an denen man es am wenigsten erwartet." (Seite 232)

Dabei ist der Schreibstil von Jeremy Dronfield nicht nur fesselnd sondern auch sehr bildhaft und detailreich. Das Buch konnte mich auf so vielen emotionalen Ebenen mitnehmen, denn ich war nicht nur schockiert und wütend, sondern auch hoffnungsvoll und teilweise hat es mich sogar zum schmunzeln gebracht.

Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits ist, dass keine Karten von den Lagern abgebildet sind. Auch wenn es einige Bilder und Abbildungen gab, hätte ich mir die Gegebenheiten und Dimensionen innerhalb der verschiedenen Lager sowie der Arbeitsstätten nochmals besser vorstellen können.

Besonders gut hat mir an dem Buch auch gefallen, dass nicht nur Gustavs und Fritz' Lebensweg beleuchtet wurde sondern man auch immer wieder Einblicke in das Leben der zurückgelassenen Familie erhalten hat. Das hat die Geschichte meiner Meinung nach nochmal vielschichtiger gemacht, denn es wurden eben nicht nur die Taten im KZ beleuchtet sondern auch die Gegebenheiten in Wien. Tini hat alles dafür getan, dass es ihren Kindern gut geht und sie Österreich schnellstmöglich verlassen können. Bei Edith und Kurt hat dies auch geklappt, denn die beiden konnten ein neues Leben in England bzw. den USA beginnen. Herta konnte allerdings keinen Neustart wagen und so blieb sie mit ihrer Mutter in Wien zurück. Ich habe die ganze Zeit mit den beiden mitgehofft und war umso schockierter als auch sie deportiert wurden.

Meiner Meinung nach ist Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte ein Buch, das viel mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte. Es ist nicht nur äußerst schockierend und gibt viele Hintergrundinformationen preis sondern ist auch wahnsinnig lehrreich. Denn meiner Meinung nach zeigt die Geschichte von Gustav und Fritz, dass man mit Hoffnung, Mut und Zusammenhalt eben vieles überwältigen kann.

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Veröffentlicht am 14.04.2020

Viel Drama, wichtige Themen und tolle Momente, aber trotzdem ganz anders als CoHos sonstige Bücher

Die tausend Teile meines Herzens
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Als Merit Sagan zum ersten Mal trifft, verliebt sie sich sofort in ihn und es kommt zu einem Kuss. Doch schon bald wird ihnen klar, dass sie nicht zusammen sein können. Trotzdem treffen sie immer wieder ...

Als Merit Sagan zum ersten Mal trifft, verliebt sie sich sofort in ihn und es kommt zu einem Kuss. Doch schon bald wird ihnen klar, dass sie nicht zusammen sein können. Trotzdem treffen sie immer wieder aufeinander, denn Sagan zieht bei Merit und ihrer verrückten Familie ein..

Merit war mir am Anfang leider nicht so ganz sympathisch. Die 17-jährige Schülerin wirkt eher zurückhaltend und ist gerne für sich. Dabei ist sie sehr stark auf sich selbst fokussiert und achtet oftmals nicht darauf, wie es anderen geht. Einige ihrer Handlungen konnte ich leider nicht so ganz nachvollziehen, denn sie wirkt oftmals etwas unreif. Trotzdem finde ich, dass Merit eine tolle Entwicklung durchläuft und sich immer mehr öffnet.
Sagan hingegen mochte ich total gerne. Er ist sympathisch, humorvoll, mitfühlend und intelligent. Er zeichnet gerne und wirkt oftmals wie ein stiller Beobachter. Trotzdem steht er immer für sich selbst und andere ein und versucht jede noch so kleine Streitigkeit zu schlichten. Allerdings hat er auch noch mit seiner Vergangenheit zu kämpfen und zeigt auch immer wieder seine verletzliche Seite.
Das erste Aufeinandertreffen von Merit und Sagan war erfrischend anders, obwohl es ganz klischeehaft mit einem Kuss endete. Trotzdem stand die Anziehung zwischen den beiden die meiste Zeit sehr im Hintergrund, was ich aber nicht weiter schlimm gefunden habe, denn ich mochte die Dynamik zwischen den beiden sehr.

"Was hier passiert, ist komplett unwirklich. Alles in mir strahlt vor Glück, weil es so unfassbar schön ist, und gleichzeitig geht das, was ich fühle, so tief, dass ich weinen möchte." (Seite 175)

Viel mehr standen die vielen Geheimnisse und Kuriositäten der verschiedenen Familienmitglieder und Bewohner des Hauses im Vordergrund. Am Anfang war die Familie etwas gewöhnungsbedürftig und speziell, aber nach und nach konnte ich die einzelnen Mitglieder immer mehr verstehen. Denn jedes Mitglied hat sein eigenes Päckchen zu tragen und die Situation im Voss Dolar, dem Familienhaus, ist schon etwas verfahren.

Ehrlich gesagt ist mir der Einstieg in das Buch sehr schwer gefallen, denn am Anfang wurde alles sehr detailreich und ausschweifend beschrieben. Dadurch hat der Anfang sehr langatmig gewirkt, obwohl der Schreibstil von Colleen Hoover eigentlich gewohnt locker leicht war. Nach und nach konnte mich die Geschichte, obwohl sie irgendwie etwas düster und komisch daher kommt, aber immer mehr in den Bann ziehen und ich habe nur so auf den großen Knall hingefiebert. Als dann die ersten Geheimnisse gelüftet wurden, war ich zunächst geschockt. Trotzdem wollte ich natürlich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Leider war es mir aber schon fast ein bisschen zu viel Drama und oftmals war es auch etwas übertrieben und unnötig. Nichtsdestotrotz gab es auch viele tolle Momente, die mich teilweise zum lachen gebracht haben, aber auch zum Nachdenken angeregt haben. Genau das liebe ich so an Colleen Hoovers Bücher. Sie verpackt wichtige und teilweise auch sehr aktuelle Themen, mit denen man zum Teil nicht rechnet, in schöne Jugendbücher, die nur so zum mitfiebern einladen.

"Persönliche Schicksale lassen sich nicht vergleichen. Jeder Mensch hat eine andere Grundlinie." (Seite 328)

Schade finde ich, dass das gesamte Buch nur aus Merits Sicht erzählt wurde. Zum einen hatte man so zwar einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt. Allerdings war diese auch etwas einseitig und ich hätte gerne mal in die Köpfe der anderen Charaktere geschaut, denn so hätte die Geschichte wahrscheinlich noch mehr Tiefe bekommen. Vor allem von Sagan hätte ich gerne viel mehr erfahren, wobei ich es hier schon toll fand, dass seine Zeichnungen zum Teil abgedruckt wurden.

Das Cover des Buches gefällt mir gut. Es ist zwar sehr schlicht gehalten, aber es passt auf jeden Fall zu den anderen Büchern von Colleen Hoover.

Alles in allem konnte mich Die tausend Teile meines Herzens leider nicht so ganz überzeugen und es lässt sich definitiv nicht mit ihren anderen Büchern vergleichen. Zwar gab es viele tolle Momente, sowie einen Bezug auf wichtige und aktuelle Themen, aber auch leider zu viel Drama. Auch mit Merit bin ich leider nicht so ganz warm geworden, weswegen das Buch 3,5/5 Sterne von mir bekommt.

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Veröffentlicht am 08.04.2020

Schönes Jugendbuch über Freundschaft, die erste große Liebe und sensible Themen

Mein geliehenes Herz
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Fast ein Jahr ist es her, dass Marlowe ein neues Herz bekommen hat und doch kann sie nicht richtig mit der Transplantation abschließen. Denn sie möchte unbedingt wissen, wem sie das Herz zu verdanken hat. ...

Fast ein Jahr ist es her, dass Marlowe ein neues Herz bekommen hat und doch kann sie nicht richtig mit der Transplantation abschließen. Denn sie möchte unbedingt wissen, wem sie das Herz zu verdanken hat. Auf ihrer Suche findet sie die Schwester des Spenders und freundet sich mit ihr an. Und dann lernt sie auch noch Leo kennen, den Jungen aus dem Laden von nebenan.

Mit Marlowe hatte ich zu Beginn ehrlich gesagt so meine Probleme, denn sie wirkt auf den ersten Blick eher zurückhaltend und möchte am liebsten unsichtbar sein. Trotzdem zeigt sich auch immer wieder ihre humorvolle und schlagfertige Art - auch, wenn ihr manche Sprüche erst im Nachhinein einfallen, was sie aber nur authentischer gemacht hat. Trotzdem gab es auch einige Handlungen, die ich nicht so ganz nachvollziehen konnte und wodurch sie teilweise etwas kindisch und naiv gewirkt hat. Allerdings finde ich, dass Marlowe am Ende nochmals richtig über sich hinaus gewachsen ist und eine tolle Entwicklung durch gemacht hat.
Leo mochte ich als Charakter sehr gerne. Er arbeitet in der Metzgerei seines Vaters, obwohl er viel lieber studieren möchte. Trotzdem lässt er sich nicht unterkriegen und lockert mit seiner aufgeschlossenen und humorvollen Art jede Situation auf. Außerdem zeigt sich, dass er immer für Marlowe da ist.
Marlowe und Leo mochte ich im Zusammenspiel echt gerne. Nachdem ihr erstes Aufeinandertreffen nicht gerade harmonisch verlaufen ist, spielen sich die beiden immer wieder Streiche und so entwickelt sich eine zarte Freundschaft, obwohl auch ein gewisses Knistern zu spüren ist.

Neben Marlowe und Leo lernt man auch einige andere Charaktere kennen. Unter anderem spielt Marlowes Familie eine große Rolle. Diese ist zwar auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich recht sympathisch und man merkt, dass die drei immer füreinander da sind. Allerdings konnte ich manche Aktionen von Marlowes Mutter nicht so ganz nachvollziehen. Auch Zan, eine Mitschülerin und Freundin von Marlowe, war mir sehr sympathisch, denn sie hat Marlowe immer wieder aus ihrer Komfortzone heraus gelockt. Außerdem lernt man noch Carmen kennen, die ich mit ihrer aufgeschlossenen Art direkt in mein Herz geschlossen habe. Sie wirkt zwar immer etwas aufgedreht, aber trotzdem sieht man auch immer wieder ihre verletzliche Seite.

Ehrlich gesagt ist mir der Einstieg in die Geschichte etwas schwer gefallen, weil ich mich erstmal an den Schreibstil gewöhnen musste. Dieser ist zwar locker leicht und angenehm zu lesen, aber der Leser wird immer wieder direkt angesprochen (z.B. "Kennt ihr das?"), was ich teilweise als störend empfunden habe. Zudem kam mir die Geschichte am Anfang sehr langatmig und teilweise auch sehr bedrückend vor. Nach und nach wurde es aber immer spannender und auch humorvoller, sodass ich das Buch dann kaum mehr aus der Hand legen konnte. Gegen Ende wurde die Geschichte sogar nochmal richtig emotional, wobei es mir schon fast einen Ticken zu schnell ging.
Dabei wird das ganze Buch aus Marlowes Sicht geschrieben, wodurch man einen guten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt bekommen hat. Hin und wieder hätte ich mir auch mal einen Einblick in die Gedankenwelt von Carmen und Leo gewünscht, denn ich glaube so hätte man nochmal einen besseren Eindruck von den beiden erhalten.
Meiner Meinung nach ist es der Autorin gelungen das Thema Organspende sowie die Folgen für die Betroffenen, sowohl auf Seiten des Empfängers als auch des Spenders, in einem schönen Jugendroman zu verpacken und somit auch sensiblere Themen zu behandeln.

"Ich verstehe, dass jemand sterben musste, damit ich leben kann, und das bedeutet, dass meine Familie vor Freude weint, während eine andere Familie an ihrer Trauer erstickt." (Seite 35)

Das Cover des Buches finde ich richtig schön. Meiner Meinung nach wirkt es sehr sommerlich und jugendlich. Schade finde ich nur, dass ich das Mädchen auf dem Cover nicht wirklich mit Marlowe in Verbindung bringen kann.

Alles in allem ist Mein geliehenes Herz ein schönes Jugendbuch, das nicht nur die Themen Freundschaft und die erste große Liebe behandelt sondern eben auch sensiblere Themen beinhaltet. Trotzdem konnte mich das Buch eben nicht von Beginn an packen und es gab einige Schwächen, weswegen ich 3,5/5 Sterne vergebe.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Potential verschenkt

Zweimal im Leben
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Catherine und Lucian waren früher ein Paar und doch hat Catherine Lucian scheinbar grundlos verlassen und einen anderen Mann geheiratet. 15 Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander. Wird Lucian ...

Catherine und Lucian waren früher ein Paar und doch hat Catherine Lucian scheinbar grundlos verlassen und einen anderen Mann geheiratet. 15 Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander. Wird Lucian nun endlich den Grund für die Trennung erfahren?

Catherine hat früher Journalismus studiert und für die Unizeitung gearbeitet. Nachdem sie geheiratet hat und zwei Kinder bekommen hat, hat sie diesen Traum allerdings an den Nagel gehängt, um sich voll und ganz auf die Familie konzentrieren zu können. Einige Jahre später ist Catherine zum Pflegefall geworden, denn sie fühlt sich in ihrem eigenen Körper gefangen und spricht nicht mehr. Leider bin ich mit Catherine überhaupt nicht warm geworden. Sie hat zwar einen sehr freundlichen Charakter, hat aber auf mich die meiste Zeit sehr zurückhaltend und unnahbar gewirkt. Deshalb konnte ich auch so einige Handlungen nicht nachvollziehen, denn oftmals hat sie auch gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen.
Auch mit Lucian hatte ich so meine Probleme. Am Anfang habe ich ihn für einen reichen Schnössel gehalten, der gerne Partys feiert. Nach und nach hat sich aber der Grund für diese ausschweifenden Partys gezeigt, denn im Grunde genommen versucht Lucian nur seine Vergangenheit, die durch zerrüttete Familienverhältnisse und viel Schmerz gekennzeichnet ist, zu vergessen. Hin und wieder zeigt sich trotzdem seine intelligente, charmante und selbstbewusste Art.
Leider muss ich sagen, dass für mich einfach nicht erkennbar war, was die beiden Charaktere aneinander finden. Zwar war phasenweise eine gewisse Vertrautheit zu spüren, aber so richtig nachvollziehen konnte ich die Gefühle nicht. Das liegt wohl vor allem daran, dass ich keinerlei Bindung zu den beiden aufbauen konnte..

"Ich verstehe jetzt wieder, warum es so unerträglich war, ohne sie zu sen. Wir erkennen uns gegenseitig. Wir erkennen uns so, wie es niemand anderem gelingt." (Seite 129)

Nebencharaktere gibt es in diesem Buch einige und teilweise standen diese mehr im Vordergrund als die eigentlichen Charaktere. Zum einen hat man Catherines Ehemann Sam und die beiden Kinder Daisy und Joe kennengelernt, die mir eigentlich recht sympathisch waren. Zum anderen hat Lucians Freundeskreis, bestehend aus Harry, Jack, Rachel und Alexa sowie teilweise deren Partner(innen), eine große Rolle gespielt. Ich muss sagen, dass mir die Charaktere von Anfang an eher unsympathisch waren und ich weder die Charaktere noch die Beziehungen untereinander so richtig einschätzen konnte. Einzig und allein Ling, die Ehefrau von Harry, mochte ich gerne, denn sie war ganz anders als der Rest der Truppe.

Ehrlich gesagt ist mir der Einstieg in das Buch sehr schwer gefallen, denn die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die den Lesefluss am Anfang etwas gestört haben. Zum einen gibt es immer wieder kleine Kapitel im Jetzt, die aus Catherines Sicht erzählt werden. Zum anderen gibt es Rückblicke in die Zeit vor 15 Jahren, die von Catherine wie eine Erzählung an Lucian beschrieben werden, und Rückblicke in die Zeit vor 4 Monaten, die abwechselnd aus Catherines und Lucians Sicht erzählt werden. Vor allem zu Beginn haben mir diese ständigen Wechsel Probleme bereitet, denn man bekam zwar viele Einblicke in die Vergangenheit und konnte sich die Beziehung auch besser vorstellen, aber trotzdem ging die Geschichte nur schleppend voran und es herrschte von Anfang an eher deprimierende Stimmung. Dabei lies sich der Schreibstil von Clare Empson aber zu jeder Zeit angenehm lesen, denn er ist detailreich und von kurzen Sätzen und Kapiteln geprägt.
Nach und nach nahm die Geschichte immer mehr Fahrt auf, wobei der Fokus meist mehr auf den ganzen Beziehungen innerhalb des Freundeskreises anstatt auf der Beziehung von Catherine und Lucian lag. Dabei wurden zwar sehr viele (zum Teil auch sensible) Themen behandelt, aber eben meist nur oberflächlich. Vor allem aber konnte ich keinerlei Bindung zu den Charakteren aufbauen und auch die verschiedenen Emotionen kamen nicht bei mir an, obwohl diese eigentlich reichlich vorhanden waren. Gegen Ende wurde das Buch nochmal richtig spannend und die vielen Details aus den vorherigen Jahren haben plötzlich einen Sinn ergeben. Trotzdem ging mir das Ende viel zu schnell und ich war eher geschockt als emotional, als das Buch plötzlich mit einem letzten großen Knall endete.

Das Cover des Buches finde ich eigentlich recht schön und die Farbgestaltung passt zu der deprimierenden Stimmung, die die Geschichte ausstrahlt. Ansonsten sagt das Cover eher nichts über die Geschichte aus und ich weiß nicht, ob ich in der Buchhandlung danach gegriffen hätte.

Alles in allem ist Zweimal im Leben nicht die emotionale Liebesgeschichte, die ich erwartet habe. Zwar war die Geschichte phasenweise spannend, aber meiner Meinung nach hat die Autorin das Potential verschenkt. Leider kamen weder die Emotionen bei mir an noch wurde ich mit den Charakteren warm. Dafür gibt es von mir leider nur 2/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Düster und spannend, aber auch emotional und humorvoll

SommerSturm
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Als Lilith mit 17 Jahren ihr Leben beendet möchte, wird sie von einem jungen Mann gerettet und schließlich Teil einer dunklen Organisation. Doch dieses Glück hält nicht lange und Lilith verliert ihren ...

Als Lilith mit 17 Jahren ihr Leben beendet möchte, wird sie von einem jungen Mann gerettet und schließlich Teil einer dunklen Organisation. Doch dieses Glück hält nicht lange und Lilith verliert ihren Schutzengel und ihre erste große Liebe. Doch acht Jahre später kreuzen sich ihre Wege wieder und obwohl Lilith sich niemals wieder auf so eine Gefahr einlassen wollte, steht sie plötzlich zwischen den beiden großen Banden von Panama-Stadt.

Lilith mochte ich als Protagonistin sehr gerne. Sie kommt aus Panama-Stadt und hält sich mit mehreren Nebenjobs über Wasser. Dabei hilft ihr vor allem ihre selbstbewusste Art und ihre Schlagfertigkeit, denn Lilith lässt sich von nichts und niemandem etwas sagen und zieht ihr Ding durch. Dabei manöviert sie sich aber auch immer wieder in gefährliche Situationen, obwohl sie sich eigentlich von ihrem "alten" Leben trennen wollte. Hinter ihrer toughen Art versteckt sich nämlich auch eine verletzliche Seite, denn Lilith wird oftmals von den Dämonen ihrer Vergangenheit heimgesucht.
Iron lernt man schon im ersten Band kennen und doch wieder nicht. Er ist immer und überall da, aber trotzdem nirgends. Er bewegt sich wie ein Schatten und hat trotzdem alles im Blick. Auch er liebt die Gefahr und ist immer da, wo es brenzlig wird. Trotzdem zeigt er auch sehr viele Emotionen und vor allem Lilith gegenüber zeigt sich immer wieder sein Beschützerinstinkt. Ihn mochte ich als Protagonist sehr gerne, denn er ist nicht nur selbstbewusst und abgebrüht, sondern stellt seine Gefühle auch offen zur Schau.

"Ich möchte ihn unbedingt wiedersehen - auch wenn es verdammt schwer werden wird, ihn zu finden. Iron sucht man nicht. Er komm zu einem." (Seite 85)

Genau wie Iron am Anfang ist auch Zero ein einziges Mysterium. Er hält sich hinter einer Maske versteckt und ist der Kopf der Organisation Muerte Negra. Ihn konnte ich teilweise nicht so ganz einschätzen. Auf der einen Seite ist er sehr selbstbewusst und stellt Lilith immer wieder auf die Probe. Auf der anderen Seite ist er aber auch gefühlvoll und einfühlsam.
Zu den Beziehungen zwischen den Charakteren möchte ich gar nicht viel schreiben, denn diese waren vor allem eins: verwirrend. Zwischen Lilith und Iron hat man von Anfang an eine gewisse Vertrautheit und Verbundenheit, aber auch Anspannung gespürt. Aber auch bei Zero hat sich Lilith wohl gefühlt, wenn auch nicht sofort.

"Ich weiß alles über sie und habe die Macht, es gegen sie zu verwenden oder für sie zu gebrauchen". (Seite 167)

Auch in diesem Buch gab es wieder einige Nebencharaktere. Vor allem hat es mich gefreut, dass es ein Wiedersehen mit Samira und Alessio gab. Die beiden waren mir wieder sehr sympathisch - auch wenn ich das Handeln von Alessio in der ein oder anderen Situation nicht so ganz verstehen konnte. Aber neben den altbekannten Charakteren hat man auch einige neue kennengelernt. Vor allem Saskia und Jeaden waren mir hierbei total sympathisch.

Nachdem mir der ersten Band AbendGewitter schon sehr gut gefallen hat, hatte ich zugegebenermaßen sehr hohe Erwartungen an SommerSturm und ich wurde definitiv nicht enttäuscht. Erst einmal angefangen mit dem Lesen war ich sofort wieder in der Welt von Panama gefangen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil von D.C. Odesza war nicht nur wieder sehr flüssig und bildhaft, sondern vor allem auch fesselnd. Wie schon im ersten Teil wurde die Geschichte rund um Lilith, Iron und Zero von Seite zu Seite spannender. Vor allem aber war das Buch nochmal einen Ticken düsterer, aber auch emotionaler und doch voller Humor, woran vor allem Liliths loses Mundwerk einen Anteil hat. Ich habe die ganze Zeit mitgefiebert und wollte das Rätsel unbedingt lösen. D.C. Odesza hat es geschafft mich mit einigen unvorhersehbaren Wendungen erfolgreich auf die falsche Fährte zu locken und mit der Auflösung hätte ich niemals gerechnet.

"Momentan kommt es mir vor, als würde ich nur haarscharf am Tpd vorbeischrammen, da ich von einer gefährlichen Situation in die nächste stürze." (Seite 362)

Danach wurde das Buch zwar etwas ruhiger und auch emotionaler, aber auch das hat mir sehr gut gefallen. Vor allem das Ende ist sehr gelungen, denn wie die Autorin in der Danksagung schreibt, passt hier einfach kein schnulziges Happy End. Umso mehr freue ich mich schon auf den 3. Band DunkelStern.
Wie auch schon der erste Teil wird SommerSturm hauptsächlich aus der Sicht der weiblichen Hauptprotagonistin erzählt, aber es gibt auch hin und wieder Kapitel aus Irons und Zeros Sicht. So hatte man einen sehr guten Einblick in deren Gedanken- und Gefühlswelt und konnte so einige Situationen nochmals besser mitfühlen.

Die Covergestaltung gefällt mir leider nicht so. Nichtsdestotrotz finde ich es toll, dass die Cover der drei Bände so gut zusammen passen und auch die Innengestaltung wieder übernommen wurde.

Alles in allem hat mir SommerSturm nochmal besser als Band 1 gefallen, was ich kaum für möglich gehalten habe. Meiner Meinung nach ist die Geschichte rund um Lilith, Iron und Zero nicht nur total düster und spannend, sondern vor allem auch sehr emotional und humorvoll. Vor allem die Charaktere haben mir hierbei auch sehr gut gefallen. Dafür gibt es von mir 5/5 Sterne.

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