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Veröffentlicht am 02.10.2018

Beeindruckender Schreibstil

Ein Winter in Paris
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Jean Philippe Blondel beschreibt, wie man dazugehören kann ohne tatsächlich angenommen zu werden, wie man teilhaben darf, ohne jemals teil zu haben. Von der Diskrepanz zwischen bildungsbürgerlichem Nachwuchs ...

Jean Philippe Blondel beschreibt, wie man dazugehören kann ohne tatsächlich angenommen zu werden, wie man teilhaben darf, ohne jemals teil zu haben. Von der Diskrepanz zwischen bildungsbürgerlichem Nachwuchs und bildungsfernen Emporkömmlingen, die zwar nicht ausgestoßen werden, aber schlichtweg nicht wahrgenommen werden. Bis einer daran zerbricht – und den anderen durch diese erschütternde Tat in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken lässt, und ihm eine Tür öffnet, die ohne den Selbstmord des „Freundes“ vermutlich nie für ihn geöffnet worden wäre.
Ich habe lange überlegt, was ich zu diesem Buch schreiben soll. Es ist ruhig, teilweise defensiv, oft beobachtend und dann doch so treffsicher und auf eine resignierende Art gesellschaftskritisch, die ich nicht gut in Worte fassen kann. Die Sprache und der Schreibstil sind grandios, ich werde definitiv noch mehr von diesem Autor lesen! Dennoch lässt mich die Geschichte etwas ratlos, fast melancholisch zurück. Denn es war wie es ist und wird wohl auch immer so sein. Fünf Sterne, denn ich werde wohl noch lange an dieses Werk denken müssen.

Veröffentlicht am 16.09.2018

Geht unter die Haut

Loyalitäten
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Wie prägen Erfahrungen die eigene Wahrnehmung und öffnen oder schließen sie die Antennen für andere? Mischt man sich ein? Verhält man sich loyal?
Und was passiert mit einem Jungen, dessen Eltern nicht ...

Wie prägen Erfahrungen die eigene Wahrnehmung und öffnen oder schließen sie die Antennen für andere? Mischt man sich ein? Verhält man sich loyal?
Und was passiert mit einem Jungen, dessen Eltern nicht mehr im Stande sind miteinander zu reden, von ihrem Kind aber auf der einen Seite dieselbe Verachtung für den Verstoßenen, auf der anderen Seite bedingungslose Loyalität und Verschwiegenheit erwarten?
Dieses Buch beschreibt zwei Jungen, die versuchen, sich unbeschadet, fast unsichtbar durch die Erwachsenenwelt zu schlängeln, dem einen wächst sein Leben so über den Kopf, dass er einen Ausweg für sich sucht – und im Alkohol findet. Der andere würde alles für ihn tun, auch wenn das bedeutet, zu schweigen.
Und dieses Buch gewährt einen Einblick in das Seelenleben zweier Frauen, die aufgrund ihrer eigenen Geschichte offene Antennen für „Abweichler“ haben, daraus aber ihre ganz eigenen Schlüsse ziehen.
Auch für Paare in der Trennungsphase unbedingt zu empfehlen!

Veröffentlicht am 14.09.2018

Kulinarische Bildungsreise

Tel Aviv by Neni. Food. People. Stories.
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Ein Buch wie ein Bildungsurlaub. Es nimmt uns mit in das bunte, schollernde, traditionelle und multikulturelle Tel Aviv. Und da „Liebe“ bekanntlich durch den Magen geht, wird auch sehr viel darin gekocht ...

Ein Buch wie ein Bildungsurlaub. Es nimmt uns mit in das bunte, schollernde, traditionelle und multikulturelle Tel Aviv. Und da „Liebe“ bekanntlich durch den Magen geht, wird auch sehr viel darin gekocht – ich nenne es bewusst nicht „Kochbuch“, da hier ein sehr viel umfassenderer Ansatz gewählt wurde. Denn zu jedem Koch gibt es seine Geschichte, seine Verbindung, seine Wahrnehmung – man erfährt das Gericht ganzheitlich. Interessant! Ich gebe aber zu, dass ich das Buch dennoch nicht „durchgelesen“ habe. Meinem Verstand gefällt das Konzept, der Hobbykoch in mir hat es trotzdem mehr auf die lecker und sehr ansprechend präsentierten Rezepte abgesehen. Und so blättere ich darin, bin von den tollen Fotografien begeistert, nehme die ein oder andere Geschichte wahr und bin von den farbgewaltigen Fotografien begeistert. Die Gerichte, die ich nachgekocht habe, konnten geschmacklich überzeugen (ich empfehle „Chraime“ von S. 122, „Fisch-Auberginen-Köfte“ von S. 161 und die „Krabben-Burekas“ von S. 157!), stellenweise fühlte ich mich aber vom dazugehörigen Text etwas erschlagen.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Alltagstaugliche Tipps für Finanzmuffel

Kein Geld macht auch nicht glücklich
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Wer hätte gedacht, dass ich mal eine Rezension über einen Finanzratgeber schreibe? Ich selbst wohl am wenigsten, denn alles was mit Geld und vor allem dem aktiv darüber nachdenken zu tun hat, löst in mir ...

Wer hätte gedacht, dass ich mal eine Rezension über einen Finanzratgeber schreibe? Ich selbst wohl am wenigsten, denn alles was mit Geld und vor allem dem aktiv darüber nachdenken zu tun hat, löst in mir einen Fluchtinstinkt aus.
Und jetzt kommt dieses Buch um die Ecke, das genau für solche Gesellen wie mich geschrieben wurde. Denn hier werden keine Tipps für Broker, Anleger und zukünftige Finanzexperten gegeben, hier wird das kleine Einmaleins, das jeder beherrschen sollte vermittelt, und das auch noch verpackt in kleine überschaubare Anekdoten, mit viel Witz, alltagsnah und genau in der richtigen Menge um am Ball zu bleiben.
Was für mich dabei rumgekommen ist? Ich weiß jetzt, wie ich mit dem was ich habe auskomme ohne ständig ins Minus zu rutschen, kann sogar kleinere Summen wegsparen und fühle mich „beraten“ und sicherer im Umgang mit meinem Geld. Trotzdem denke ich nicht sehr viel öfter darüber nach. Tja, Wunder geschehen und dafür gibt’s von mit fünf Sterne.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Zwischen den Zeilen

Guten Morgen, Genosse Elefant
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Die kindlich-naive Sicht auf ein Regime, das keinen Individualismus, keine Phantasie, keine eigenen Gedanken duldet. Genau daraus aber schöpft der Protagonist seine Geschichten. Er malt sich die Welt um ...

Die kindlich-naive Sicht auf ein Regime, das keinen Individualismus, keine Phantasie, keine eigenen Gedanken duldet. Genau daraus aber schöpft der Protagonist seine Geschichten. Er malt sich die Welt um sich herum in den Bunten Propagandafarben, die ihm tagtäglich als Werkzeug gereicht werden, stößt ab und an auf Widersprüche, die er aber mit eigenen Erklärungen zu meistern weiß. Zwischen den Zeilen wird ein groteskes Bild von Stalins Imperium gemalt, zynisch, intelligent, humorvoll, leider jedoch stellenweise recht langatmig und gekünstelt. Ein gutes Buch, aber leider keines, das mir nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Christopher Wilson hat sich lange Jahre mit der Psychologie des Humors beschäftigt, meinen hat er leider nur stellenweise getroffen, denn auch wenn man oft gemerkt hat, dass dies nun der lustige Moment sein soll, hat es leider nicht für mehr als ein Schmunzeln gereicht.