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Veröffentlicht am 03.06.2019

ein kurzweiliger Erotik Thriller, der in Atem hält

Falsche Nähe
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Auf “Falsche Nähe” von Martin Krist hab ich mich unbändig gefreut. Was vor allem daran lag, das er sich hier an die Mischung zwischen Thriller und Erotik wagt.
Doch kann das überzeugen und dann noch auf ...

Auf “Falsche Nähe” von Martin Krist hab ich mich unbändig gefreut. Was vor allem daran lag, das er sich hier an die Mischung zwischen Thriller und Erotik wagt.
Doch kann das überzeugen und dann noch auf so wenigen Seiten?
Meine Skepsis wuchs immer mehr.
Von Anfang an wurde hier klar,es ist kein typisches Krist Werk.
Keine Härte, kein Verwirrspiel und leider muss ich auch das sagen , so leid es mir tut, zu wenig Tiefe und Gefühl.
Aber: es ist ein Kurzroman und wenn man es auch als diesen betrachtet. So ist er verdammt nochmal sehr gelungen.

Wir erfahren hier alles aus der Sicht von Ellen. Ein Umstand, der eigentlich für nötige Tiefe sorgen sollte. Aber Ellen selbst blieb für mich doch ziemlich blass.
Ich erlebte sie und anhand der Atmosphäre, hatte ich zunächst das Gefühl, nichts als Verbitterung, Wut, Sarkasmus und auch Einsamkeit zu spüren.
Wenn man bedenkt, daß sie von ihrem Mann betrogen wurde, ist das wohl auch nachvollziehbar.
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
Mag ich sie , mag ich sie nicht?
Sie ist eine Person, bei der ich oft nicht wusste, was ich überhaupt denken sollte.
Nach außen tough und mit einer spürbaren Kälte und Finesse ausgestattet. Aber im Inneren tobte ein wahrer Sturm. Unsicher, verletzlich und irgendwie verloren.
Die Naivität die sie manchmal an den Tag legt, hat mich schier in den Wahnsinn getrieben. Ich dachte nur: Mädel, was hast du nur für ein Brett vor dem Kopf.
Ehrlich, ich hab so manches Mal mit den Augen gerollt und mir meinen eigenen Teil gedacht.
Ebenso undurchschaubar war für mich Rick. Auf mich wirkte er wenig anziehend. Ich hatte eher Misstrauen ihm gegenüber. Besonders weil seine Partnerin so reagierte, wie sie es eben tat. Sie fand ich übrigens richtig klasse und hätte gern noch mehr von ihr gesehen.
Mein Herz erobert haben dagegen Charlie und Pretty.
Sie ein bisschen verrückt und er total charmant und unglaublich süß. Da schlug mein Herz gleich Purzelbäume. Umso mehr genoss ich die Momente mit ihnen.
Insgesamt sind die Charaktere eine gute Mischung , authentisch und greifbar.
Tja die Handlung. Es fing ziemlich genial und heiß an und besonders die ersten Seiten fand ich einfach nur total explosiv und adrenalingeladen. Ich musste mich bremsen, das es nicht in einen Lachanfall ausartete.
Es war spannend ohne Ende und ich dachte nur, mein lieber Scholly. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
Aufregend, erotisch und so unfassbar gut spürbar.
Dann wurde es ernster, verzwickter und mysteriöser.
Skepsis und Misstrauen machte sich breit und das war der Punkt, als es für mich leider zu vorhersehbar wurde.
Nichtsdestotrotz hatte ich trotzdem eine Menge Spaß. Ja,teilweise fand ich es amüsant, besonders wie sich Ellen gab.
Gott, diese Frau. Wah.Ich kann nicht mehr. Echt nicht.
Man muss sich hier natürlich vor Augen halten, das alles verdammt schnell geht.
Mir persönlich teilweise etwas zu schnell.

Den Erotikanteil hat der Autor hingegen richtig gut hineingebracht.
Ansprechend und sinnlich. Emotionen die jede Frau um den Verstand bringen.
Leider war für mich der Thrillanteil zu wenig. Mit mehr Details hätte man da eindeutig noch mehr rausholen können.
Besonders was den Hintergrund des Ehepaars anbelangt.
Dennoch zeigt er sehr gut auf, wie leicht es in die falsche Richtung laufen kann und wohin Macht und Ehrgeiz führen können.
Die Spannung ist durchgehend hoch und ich konnte mich tatsächlich nicht vom Geschehen lösen.
Woran natürlich auch sein Schreibstil mit die Schuld trägt.
Leicht, einnehmend und absolut bildhaft hat er mich in verborgene Gefilde entführt und so manches Mal eine Gänsehaut beschert.
Diesmal punktet er vor allem mit den zwischenmenschlichen Aspekten, was mir wirklich gut gefallen hat und einfach auch toll zur Story passt.
Martin Krist packt nochmal alle Trümpfe aus und bietet einen explosiven Showdown. Den ich zwar gelungen fand, der mich jedoch nicht überraschte.
Besonders das Ende war mir persönlich etwas zu abrupt.

Schlussendlich ein kurzweiliger Erotik Thriller, bei dem ich zwar eine Menge Spaß hatte, der für mich Dennoch kleinere Schwächen hatte.
Ich hätte mir einfach mehr Tiefe und Emotionalität gewünscht.

Fazit:
“Falsche Nähe” sagt eigentlich schon alles.
Manchmal ist es gesünder, sich lieber dreifach umzudrehen, als mitten in ein gewaltiges Chaos aus Intrigen und Manipulationen zu schlittern.
Manchmal nimmt es dir alles.

Mit seinem Ausflug ins Genre der Erotik Thriller hat mich Martin Krist wirklich überrascht.
Leider ist das aber für mich auch kein typischer Krist.
Er war mir einfach zu flach, zu vorhersehbar.
Mehr Seiten wären einfach besser gewesen.
So ist es leider für mich nur ein kurzweiliger, aber dennoch spannender und amüsanter Thriller , der vor allem mit Nebencharakteren punktet, die mein Herz im Sturm erobert haben.
Sehr gerne wieder in diesem Bereich, dann aber bitte mit mehr Seiten, mehr Ausarbeitung und mehr Thrill.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Kurzweilig, atmosphärisch und einfach gut für Leib und Seele

Juister Düfte. Ostfrieslandkrimi
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Ein Seifengeschäft und eine junge Frau die zu Tode gekommen ist.
Auf Juist geht es ordentlich zu. Schluss mit der Idylle , denn die Kommissare haben alle Hände voll zutun, um den Fall aufzuklären.

Mit ...

Ein Seifengeschäft und eine junge Frau die zu Tode gekommen ist.
Auf Juist geht es ordentlich zu. Schluss mit der Idylle , denn die Kommissare haben alle Hände voll zutun, um den Fall aufzuklären.

Mit seinen 180 Seiten ist es ein sehr kurzweiliger Ostfrieslandkrimi, der jedoch vor allem mit der wirklich tollen Atmosphäre von Juist punktet. Die Wohlfühlatmosphäre ist garantiert, auch wenn es hinter den Kulissen nicht ganz so sonnig zugeht.
Sina Jorritsma hat einen sehr fesselnden und leicht verständlichen Schreibstil, so daß ich flugs mit der Geschichte durch war.
Im Zentrum steht die junge Marieke, die zu Tode gekommen ist.
Das Wie und Warum ist ein wahres Mysterium und es tun sich immer mehr Wege auf.
Obwohl Marieke ja bereits tot ist,so ist es das Umfeld nicht und auf die Art erfährt man sehr viel über die junge Frau. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen,denn ich fand sie wirklich unsympathisch, berechnend und hysterisch.
Wenn man dem weiteren Verlauf folgt, zeigt die Autorin sehr gut auf, daß alles seine Sonnen- und Schattenseiten hat.
Nur weil etwas auf den ersten Blick glasklar erscheint, muss es im Endeffekt nicht wirklich so sein.
Fakt ist: jeder hat Geheimnisse. Manche sind düstere als andere.
Das fand ich persönlich besonders interessant.
Mein innerer Kriminalist brannte durch und ich wollte hinter jedes einzelne kommen.
Der Mordfall ist nicht nur sehr interessant, sondern auch ziemlich verzwickt. Irgendwann war ich tatsächlich soweit , das ich nicht mehr wusste wo oben und wo unten ist. Ich hing förmlich ziemlich verloren in der Luft. Bis zum Schluss hat es Sina Jorritsma geschafft, mich völlig im Dunkeln zu lassen. Mit gezielten Wendungen hat sie mich noch einmal sehr überrascht und tatsächlich etwas sprachlos zurückgelassen.

Wir erfahren hier alles aus der Sicht der Kommissare. Was mir unheimlich gut gefallen hat. Ich mag die beiden total gern.
Ich persönlich empfinde Antje als dominantere von beiden. In meinen Augen hat sie definitiv die Hosen an. Was aber vielleicht auch daran liegen kann, das ihr Partner hier etwas dazu neigt, unterzugehen.
Zu gern würd ich noch mehr über beide erfahren.
Neben dem Mordfall, bei dem man die Ermittlungen sehr gut verfolgen kann, geht es auch um zwischenmenschliche Aspekte. Das macht die Kommissare so viel greifbarer und lebendiger. Ich musste so oft schmunzeln, weil sie sich so oft umkreist haben, aber keine Ahnung von den Empfindungen des anderen hatten.
Das war einfach total erfrischend und so herzerwärmend.
Ein weiterer Charmefaktor war definitiv Antjes Vater. Ich mag den alten Seebären so gern und musste über seine rauhe, aber so sympathische Art immer wieder schmunzeln. Für mich ist er definitiv ein absolutes Herzstück in diesem Roman.

Auf ganzer Ebene konnte mich die Handlung absolut begeistern und mitreißen. Sina Jorritsma gelang es die Spannung konstant oben zu halten, weil sich alles kontinuierlich weiterentwickelte. Einige Charaktere sind zwar etwas blass, aber dafür kann man sie sehr gut greifen und sich in sie hineinversetzen.
Ich hab gelacht, mitgefiebert und einfach die wahnsinnig tolle Atmosphäre genossen.
Juist ist einfach ein Ort an dem man sich wohlfühlt, an dem man aber auch vor Gewalttaten nicht sicher ist.
Intrigen, Rivalitäten und Täuschungen sind auch hier zu finden.
Schlussendlich ein erfrischender und temporeicher Ostfrieslandkrimi der zwar etwas kurzweilig ist, aber keine Wünsche offen lässt.
Es geht um Vergangenheit und Gegenwart und darum, dass Geheimnisse immer ans Licht kommen. Egal wie sehr man darum kämpft, dass sie es nicht zun.

Fazit:
“Juister Düfte” ist der zweite Band rund um die Kommissare Witte und Fedder.
Ein charismatischer und erfrischender Ostfrieslandkrimi der in Atem hält und die Emotionen in Aufruhr bringt.
Ein Seifengeschäft und eine junge Frau, die zu Tode gekommen ist.
Vergangenheit, Gegenwart und viele Geheimnisse dazwischen.
Ein vielschichtiger Mordfall , der bis zum Schluss im Dunkeln bleibt und Stoff für eigene Nachforschungen lässt.
Kurzweilig, atmosphärisch und einfach gut für Leib und Seele.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Ich bin verdammt nochmal wirklich beeindruckt und verstört zugleich

So schöne Lügen
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“So schöne Lügen” ist ein Werk, daß die Lager wohl in zwei Teile spalten wird.
Entweder man liebt es oder man kann damit nichts anfangen. Definitiv ist dieses Werk sehr ungewöhnlich und obwohl ich anfangs ...

“So schöne Lügen” ist ein Werk, daß die Lager wohl in zwei Teile spalten wird.
Entweder man liebt es oder man kann damit nichts anfangen. Definitiv ist dieses Werk sehr ungewöhnlich und obwohl ich anfangs etwas Probleme mit der Perspektive hatte, so hab ich mich auch schnell daran gewöhnt. Und klar ist, es passt einfach perfekt so ,wie es ist.
Es verstärkt die Unnahbarkeit, die Kälte und so hat man die Möglichkeit etwas Raum zwischen Louise und sich selbst zu schaffen.
Die Sichtweise erfolgt hier von Louise , jedoch aus der Perspektive der dritten Person.
Was die Frage verstärkt, wer Louise überhaupt ist.
Weiß sie es selbst? Das andere es wissen, ist völlig ausgeschlossen.
Louise ist verschlossen, sie kapselt sich ab und zeigt den Menschen nur das, was sie sehen wollen.
Was sie wollen, was sie lieben und was sie zu ihrem Leben brauchen.
Ich fand die Geschichte über Louise unglaublich faszinierend.
Sie ist drückend, schwer, traurig und beklemmend.
Es ist erschütternd, wie und das man seine Ziele auf diese Art und Weise erreichen kann.
Würde man die Leute fragen, wer Louise ist, so würden alle das gleiche sagen.
Was den Leuten verborgen bleibt ist die Unsicherheit, die Geheimnisse, die große Einsamkeit in ihrer Seele.
Die Leere in ihrem ganzen Sein.
Ja, ich habe sie gespürt. Ich hab mit ihr gelacht, war traurig und wütend.
Der Moment als Lavinia in ihr Leben tritt, ändert es zugleich um 180 Grad.
Und dann ist da noch Rex.
Eine Abwärtsspirale die sich immer weiter nach unten dreht. Das Ende ist förmlich zum greifen nah und doch so unerträglich fern.
Ein Roman der vor allem von großer Dramatik, Tragik und Dunkelheit geprägt ist.

Die Autorin hat eine wirklich einnehmende und fesselnde Art zu schreiben. Manchmal so kurz angebunden , das es einfach perfekt passt und mich immer weiter mitgerissen hat.
Ich wollte wissen, wie es mit Louise endet und wann alles zum Vorschein kommt.
Tatsächlich hat mich das Ende wirklich überrascht, denn damit hatte ich in keinster Weise gerechnet.
Es hat mich absolut sprachlos gemacht und nachdenklich zurückgelassen.
Doch neben Louises Entwicklung und Manipulationen, zeigt die Autorin deutlich auf, wie leicht es uns heutzutage gemacht wird, mit Täuschungen durch das Leben zu gehen.
Das ist tatsächlich ziemlich erschreckend und hat mir mehr als ein mulmiges Gefühl beschert.
Die Geschichte befaßt sich nicht nur mit einer obsessiven Verbindung. Sondern es geht auch um Liebe, große Verwundbarkeit und das jeder Mensch nicht automatisch gut oder böse ist.
Das Leben formt uns. Manchmal schlägt man die falsche Richtung ein und manchmal nicht.
Louise hat hier eine erschreckende Perfektion erreicht alles zu formen, das ich das Gefühl hatte, sie habe ihr eigenes Ich verloren.
Lavinia war hier die Person, die ich am wenigsten mochte.
Bestimmend, berechnend. Das sie Geld hat, hat sie für ihr Geltungsbedürfnis ausgenutzt und um Menschen zu manipulieren.
Ohne das alles, wäre sie nichts.
Eine Fassade, die nichts zum bröckeln bringt. Hier ist vor allem der schöne Schein,der zählt.
Ich empfand das als sehr traurig und bemitleidenswert. Es stiegen noch weitere Emotionen auf, die diesen Eindruck nur noch mehr verstärkten.
Zu Rex konnte ich nie irgendeine Verbindung aufbauen. Er blieb für mich verschwommen, unscharf. Ein wahres Mysterium.
Die Handlung selbst war sehr nachvollziehbar und verständlich für mich. Bis auf eine Szene, die ich mir so nicht vorstellen konnte. Es wäre zu makaber, zu leicht, das dies tatsächlich möglich wäre.
Ich wollte schreien, das man doch endlich aufwachen soll und zugleich wollte ich es nicht. Weil mir Louise bereits so unglaublich wichtig geworden war.
Das Tempo ist eher ruhig, aber von verzweifelten und aufgewühlten Emotionen erfüllt.
Bis auf Lavinia und Louise sind die Charaktere leider etwas blass. Erstaunlicherweise kann man sie dennoch sehr gut spüren.
Der Lebenswandel der uns hier präsentiert wird ist sehr ausschweifend und geprägt von Alkohol und Macht.
Tatsächlich würde mir das normalerweise sauer aufstoßen, aber hier stand tatsächlich Louises Persönlichkeit und ihre Entwicklung für mich im Vordergrund.
Tatsächlich hat mich dieses Werk ziemlich fertiggemacht, aber auch sehr gefordert und einfach durchweg enorm fasziniert und sehr begeistert.
Die Spannung ist eher unterschwellig spürbar und die Autorin schaffte es einfach perfekt, das man immer am Ball bleiben musste.

Ich bin verdammt nochmal wirklich beeindruckt und verstört zugleich. Für mich eine richtige Überraschung und auch wenn es kleinere Schwächen für mich gab, ist es ein absolutes Highlight für mich.
Denn die Autorin nimmt einfach kein Blatt vor den Mund.
Ehrlich, ungeschönt und glasklar bringt sie uns eine Geschichte näher, die immer wieder eisige Schauer über den Rücken jagt und dennoch tief bewegt.

Fazit:
Wenn du die Lüge lebst, glaubst du irgendwann selbst daran.

“So schöne Lügen” von Tara Isabella Burton ist ein Werk das mich ohne Frage extrem beeindruckt und fasziniert hat.
Die Geschichte einer obsessiven Verbindung und wie weit man mit Täuschungen und Manipulationen kommt.
Erschreckend, beklemmend und düster.
Von großer Verwundbarkeit, Leere und einer tiefen Einsamkeit erfüllt.
Ein Roman der auf mich einen unglaublichen Sog ausgeübt hat und dem ich einfach nicht entkommen konnte.
Manchmal geht es nicht allein um Wahrheit. Manchmal geht es um mehr als das.
Und auch wenn ich mich wiederhole.
Ich bin verdammt nochmal wirklich beeindruckt und verstört zugleich. Für mich eine richtige Überraschung und auch wenn es kleinere Schwächen für mich gab, ist es ein absolutes Highlight für mich.
Denn die Autorin nimmt einfach kein Blatt vor den Mund.
Ehrlich, ungeschönt und glasklar bringt sie uns eine Geschichte näher, die immer wieder eisige Schauer über den Rücken jagt und dennoch tief bewegt.

Veröffentlicht am 23.05.2019

ein Werk das unter die Haut geht und zum nachdenken bringt

Der Wald
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Mich hat “Die Farbe von Milch” vor einiger Zeit so unendlich überrascht und wahnsinnig berührt, das ich unbedingt auch ihr neues Werk lesen musste.
Ich war besonders darauf gespannt, mit welcher Thematik ...

Mich hat “Die Farbe von Milch” vor einiger Zeit so unendlich überrascht und wahnsinnig berührt, das ich unbedingt auch ihr neues Werk lesen musste.
Ich war besonders darauf gespannt, mit welcher Thematik Nell Leyshon sich diesmal auseinandersetzen würde.
Ich kam auch ohne Probleme sehr gut ins Geschehen rein.
Hierbei wurde das Buch in drei Teile gegliedert und spielt auf verschiedenen Zeitebenen.
Was mir persönlich etwas Probleme bereitete, das dies nicht richtig gekennzeichnet war.
Tatsächlich wurde es mir nur bewusst , weil die Charaktere unterschiedliche Namen in der jeweiligen Zeit trugen.
Da hätte ich mir eine deutliche Abgrenzung gewünscht.

Wer Nell Leyshon kennt, weiß wie wundervoll und atmosphärisch sie schreiben kann.
Einfühlsam, voller Facetten und voller Eindringlichkeit.
Sie schreibt als würde sie mit der Feder die Welt erkunden. Sie wirft Blicke auf Details die wir als selbstverständlich erachten. Ja, die wir eigentlich kaum noch sehen. Sie beleuchtet es von allen Seiten und das ist einfach wunderschön.
Voller Poesie und einer Neugier und Weisheit geprägt, das es einfach total unter die Haut geht.
Auch hier hat sie mich mit ihren wundervollen Details und ihrer Sprachgewalt einfach unglaublich berührt und begeistert.
Dagegen hatte ich mit der Story selbst so leider meine Probleme.
In dieser Geschichte geht es um Zofia und Pawel.
Dabei erfahren wir von beiden die Perspektiven.
Im Klappentext steht, es ist eine fesselnde Mutter-Sohn Geschichte.
Es sind zwei Leben und eine gemeinsame Vergangenheit. Womit es den Kern auf den Punkt trifft.
Die Vergangenheit ist prägnant und trägt ihre Spuren bis in die Gegenwart.
Geprägt von Schuld, Einsamkeit und Identitätsverlust.
Besonders Pawel hat sich seinen Platz in meinem Herzen erobert. Seine Neugier , der Drang alles zu erkunden und sich nicht von der Dunkelheit um ihn herum einholen zu lassen.
Ein so wunderbares Kerlchen, was mich einfach sehr berührt hat. Zu Zofia dagegen hatte ich nicht wirklich einen Draht. Sie schien immer Abstand zu nehmen. Mir war, als wäre da eine Mauer , die mich von ihr trennte. Aber genau so war Zofia. Immer etwas unnahbar, die Gefühle unterdrückt. Selbst im Alter verlor sich das nicht. Stattdessen hatte ich das Gefühl, sie verlor ein Stück von sich selbst.
Die Mutter – Sohn Beziehung war interessant zu beobachten und keinesfalls so eine enge und intensive Bindung, wie ich erhofft hatte.
Aber sie hatten einen Draht zueinander, der sich niemals verlor.
Leider konnte mich diese Geschichte nicht so sehr packen und bewegen, wie ich mir das gewünscht hätte.
Es schlichen sich schnell mal ein paar Längen ein, was ich als wirklich schade empfand.
Besonders im Teil “Im Wald” wusste ich nicht so recht, was ich damit anfangen sollte. Es endete für mich auch zu abrupt. Dagegen konnten mich die Abschnitte in der Gegenwart wirklich gut unterhalten.
Man hat gespürt wie schwer es Zofia fiel, sich in der neuen Welt zurechtzufinden, ganz anders als Pawel.
Sie sieht sich mit Dingen konfrontiert, die an ihr zehren, die nicht so recht in ihr Weltbild passen und dann ist da noch die Vergangenheit, die immer mehr nach ihr greift und sie nicht zur Ruhe kommen lässt.
Man spürt einfach , das Sie niemandem zur Last fallen möchte und am liebsten in ihrer eigenen kleinen Blase lebt.

Ja, es hat mich beschäftigt und mich auch zum nachdenken gebracht. Aber ich fühlte mich auch etwas verloren und wie zerrissen.
Denn einerseits hat mir das Werk aufgrund ihres Schreibstils außerordentlich gut gefallen. Aber andererseits war kaum überraschendes zu verzeichnen und ich hatte mir einfach viel mehr erhofft.
Schlussendlich ist es zwar eine wirklich poetische und bewegende Geschichte. Aber die Charaktere und die Story waren mir einfach etwas zu blass und ja, es fühlt sich für mich einfach so unfertig an.
Als würden noch Emotionen und Worte in der Luft schweben, die es nicht aufs Papier geschafft haben.
Sie zeigt auf, wie schwer man es nach so einer tragenden Vergangenheit hat und wie schwer es einfach ist , sich anzupassen und zu leben.
Im Leben anzukommen und sich einzufügen.
Leider konnte es mich nicht ganz erreichen und nicht völlig von sich überzeugen.

Fazit:
Ich habe “Die Farbe von Milch” so geliebt .
“Der Wald ” konnte mich dagegen nur teilweise mitnehmen.
Eine Geschichte voller Weisheit und Poesie.
Es erzählt von Einsamkeit, Identitätsverlust und Schuld und Trauer.
Eine Geschichte die unglaublich sprachgewaltig ist und mich mit wundervollen Details berührt hat.
Eine Mutter-Sohn Geschichte die bewegt und von Höhen und Tiefen begleitet ist.
Für mich gab es ein paar Längen und Schwächen, weshalb es mich einfach nicht völlig überzeugen konnte.
Es fühlte sich einfach so unfertig , so verloren an.
Als würde etwas in der Luft schweben, aber nicht recht zum Ausdruck kommen.
Dennoch ein Werk das unter die Haut geht und zum nachdenken bringt.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Der mutige und kompromisslose Weg einer starken Frau

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Auf Camilla Läckbergs “Golden Cage” hab ich mich total gefreut, was vor allem an dem Klappentext lag, der total in mein Beuteschema passte.
Ich hatte schon im Vorfeld meine Vorstellungen, bekam jedoch ...

Auf Camilla Läckbergs “Golden Cage” hab ich mich total gefreut, was vor allem an dem Klappentext lag, der total in mein Beuteschema passte.
Ich hatte schon im Vorfeld meine Vorstellungen, bekam jedoch letztendlich etwas völlig anderes, als ich erwartet hatte.
Deswegen empfehle ich wirklich, den Klappentext nicht zu lesen und sich einfach blind auf das Buch einzulassen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr einnehmend und fesselnd und obwohl ich es gerade am Anfang etwas verwirrend und anstrengend fand, so hab ich dieses Buch im Nullkommanichts inhaliert.
Diese Geschichte entwickelt ein Eigenleben, dem man kaum gewachsen ist.
Faye ist kein Mensch den man mag. Stellenweise verstand ich sie wirklich. Ich konnte nachvollziehen was sie antrieb und welche Zerrissenheit in ihr tobte.
Aber zugleich verachtete und verabscheute ich das , was sie tat.
Ich verabscheute zu welcher Person sie geworden war.
Es gab Momente, da hatte ich das Gefühl, diese Frau wäre zu keiner Empathie fähig.
Ist es tatsächlich so? Oder ist es nur das Resultat daraus, was das Leben aus ihr gemacht hat?
Faye schlägt auf ihre Art zurück.
Was für mich sehr faszinierend zu beobachten war.
Man kann sich auch besser in sie hineinversetzen, weil man hier durchweg Fayes Perspektive erfährt. Und obwohl es immer wieder Rückblicke in ihre Vergangenheit gibt, so durchschaut man sie bis zum Schluss nicht.
Ihr Hintergrund ist keine leichte Kost und ich hatte manchmal wirklich das Bedürfnis um mich zu schlagen, aber auch mit den Augen zu rollen.
Bei Faye hat man das Gefühl es mit zwei Persönlichkeiten zutun zu haben, die sich vollkommen voneinander unterscheiden.
Kalt, berechnend, kompromisslos.
Sanft, verständnisvoll und charmant.
Mal unterwürfig, dann wieder haushoch überlegen und sich ihrer Stärke nur allzu bewusst.
Jack ist ebenso ein ziemliches Chamäleon, das nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Man hat auch bei ihm keine Ahnung, wer er überhaupt ist.
Die Züge die sich immer mehr herauskristallisieren fördern Abscheu und Wut.
Aber irgendwie tat er mir auch leid. Es tat mir leid, was für ein Mensch, er ohne Maske war.
Die einzige , die ich so unheimlich gern mochte , die ich von Herzen liebte, war Chris.
Ich fühlte mich ihr nah und sie hat mich einfach unheimlich bewegt und zum lachen gebracht.
Insgesamt sind die Charaktere sehr gut gestaltet und greifbar. Man hat das Gefühl jeder Mensch in diesem Roman hat ein Geheimnis. Was es nur interessanter für mich machte. Was bei mir jedoch die Fußnägel hochrollen ließ, war in manchen Situationen die Wortwahl. Ja, es zeigt wie mächtig man in diesen Momenten ist. Aber mein Gott, ich fand es einfach so falsch und verabscheuungswürdig. Das hat für mich das Ganze Frauenbild ruiniert, auch wenn ich wusste, worin der Sinn bestand.
Überwiegend geht es hier um Rache, Trauer und Manipulationen.
Es geht aber auch um Freundschaft und Loyalität.

Die Autorin setzt sich hier mit einer sehr ernsten Thematik auseinander.
Gewalt und die Folgen dessen. Leider fehlte mir hier etwas die Einfühlsamkeit und Emotionalität.
Sie bringt es knallhart, klar und schonungslos auf den Tisch und zeigt auf, was es mit den Menschen und denen in ihrem Umfeld anrichtet.
Qual, Wut und Schmerz kommt sehr gut zum Ausdruck.
Diese drückende Einsamkeit, die alles zerbrechen lässt und so viel Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit auslöst.
Es ist das Psychogramm gebrochener Menschen, die ins Leben zurückfinden müssen und daran wachsen.
Fayes Leben ist auf keinen Fall einfach und zeigt auf, was wahre Stärke bedeutet.
Man muss die Menschen nicht mögen, damit es bewegt und zum nachdenken bringt.
Obwohl ich Faye wirklich nicht mochte, hat mir diese Story unglaublich gut gefallen und etwas bei mir zurückgelassen.
Dennoch gab es auch Potenzial das etwas verschenkt wurde. Bei einigen Aspekten hätte ich mir mehr Details gewünscht. Denn es gab Szenen in Fayes Leben, die waren mir einfach unverständlich.
Mir ging nicht in den Kopf warum sie manches tat.
Doch wenn ich das Gesamtprodukt betrachte ,so kann ich darüber hinwegsehen.
Denn die Autorin hat hier wirklich ein geniales Werk aufgebaut, das eine Mischung zwischen Psychologischem Spannungsroman und Drama ist.
Es gab einige Szenen , die ich nicht habe kommen sehen und die mich wirklich umgehauen und überrascht haben.
Ich hatte Gänsehaut am Körper und fühlte die ganze Traurigkeit so intensiv, das es mich wirklich bewegt hat.
Die zwischenmenschlichen Aspekte kamen für mich sehr gut heraus , besonders an Momenten, in denen ich nicht damit gerechnet habe. Es sagt damit auch viel über die Charaktere aus und die Verbindungen zueinander.

Für mich ein wirklich tolles Werk, das zwar erst schleppend in Gang kommt, dann jedoch enorm spannend wird und seine Wirkung erst im Nachhinein entfaltet.

Fazit:
Der mutige und kompromisslose Weg einer starken Frau.
Golden Cage ist anders, als es auf den ersten Blick scheint.
Voller Geheimnisse, Abgründe und Wut.
Ein Roman der verwirrend und undurchsichtig ist, aber auch ziemlich faszinierend und genial ausgearbeitet ist.
Ein Roman in dem mehr Schein, als Sein zählt.
Die Autorin setzt sich mit einer sehr ernsten Thematik auseinander und bringt diese hier auch wirklich gut zum Ausdruck.
Ich bin tatsächlich ziemlich beeindruckt, was vor allem an den genialen Wendungen lag und welchen Weg das Ganze einschlug.
Die Story hat mich enorm überrascht, denn ich bekam etwas völlig anderes , als ich erwartet hatte und das Gesamtbild hat mir wirklich gut gefallen.
Nicht perfekt, aber verdammt genial und interessant.