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Veröffentlicht am 22.09.2020

absolut atmosphärisch, herzzerreißend, dramatisch und sinnlich zugleich

DARK Sky GLOW
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"Dark Sky Glow” ist der bereits vierte Band der Glow Reihe und diesmal musste ich direkt damit starten, auch wenn der Cliffhanger des Vorgängers nicht ganz so arg war.
Und bereits die ersten Seiten haben ...

"Dark Sky Glow” ist der bereits vierte Band der Glow Reihe und diesmal musste ich direkt damit starten, auch wenn der Cliffhanger des Vorgängers nicht ganz so arg war.
Und bereits die ersten Seiten haben mich nicht nur unglaublich gepackt, weil DC Odesza so herrlich intensiv, atmosphärisch, gefühlvoll und einfach unglaublich packend schreibt.
Aber das alleine ist es nicht.
Denn auf den ersten Seiten erleben wir etwas völlig Neues, es überrascht nicht nur. Es öffnet sich eine neue Tür, so das man reflektieren und verstehen kann.
Und damit bekommt die ganze Story auch völlig neue Ansätze.
Diese wenigen Zeilen hat es gebraucht, damit ich dieses Buch sofort verstanden habe.
Diese wenige Seiten zeigen so viel auf, was man bisher noch nicht sah.
Diese wenigen Seiten zeigen auf sehr intensive und bahnbrechende Art und Weise auf, mit was für Menschen wir es hier zutun haben.
Daraus ergibt sich ein gewaltiger Strudel aus Wut, Angst, Schmerz und Verletzlichkeit, der alles in eine völlig neue Dimension hebt.
Yeal ist mein absoluter Favorit. Noch immer.
Jetzt sogar noch mehr als zuvor.
Ich liebe seine Besonnenheit, seine Loyalität und sein Feingefühl. Er gibt dir Halt und stärkt dich innerlich.
Er baut dich auf, wenn du schon längst keine Kraft mehr hast.
Das lieb ich so. Aber ist er der Richtige für Miu?
Nein und zwar aus besagten Gründen.
Dafür lernen wir hier einen völlig neuen Alvaro kennen. Selten hab ich so ein facettenreichen Charakter gesehen ,der nicht nur über sich selbst hinauswächst, sondern auch völlig eskaliert . Er zeigt Loyalität, Mut und Selbstlosigkeit.
Ich liebe seine Leidenschaft, seine Gefühlsausbrüche die für Wut und Angst sorgen. Denn er zeigt, dass er auch fühlt und realisiert. Er ist nicht perfekt und genau deswegen liebe ich seine Art.
Ich bin absolut überrascht, wie er agierte und sich dabei präsentierte. Denn dabei berührt er auch etwas in der Seele.
Eladen und Darko haben mich ebenfalls ziemlich überrascht und unglaublich zum lachen gebracht. Solche Menschen brauch es, damit man nicht vollends den Boden unter sich verliert.
Mich hat vor allem die Weiterentwicklung begeistert. Sie haben sich geöffnet, sind aus sich herausgekommen. Man hat die Fassade durchbrochen und sieht einfach so unglaublich viel.
Sie sind nicht nur Maxims Freunde. Jeder einzelne von Ihnen ist so verdammt viel mehr, als man sich vorstellen kann.

Es ist aber keine Band, der dich nur glückselig macht und auf Wolken schweben lässt.
Er bricht dir das Herz.
Immer wieder und wieder.
Ich war wütend, verletzt und trotzdem begegnete ich dem Ganzen mit Verständnis.
Denn ich verstehe es. Wirklich. Es ist menschlich und zeigt, was Selbstlosigkeit bedeutet.
Ein Aspekt, der nicht immer als solcher aufgefasst wird. Aber auch das ist verständlich und absolut nachvollziehbar.

Aber hier geht es auch um Meister X.
DC Odesza hat mich mit meinem eigenen Wissen gestärkt, die Puzzleteile finden ihren Platz. Dabei macht sie es hochdramatisch und zugleich unfassbar tragisch.
Die ganze Story ist so verdammt gut durchdacht und zeigt wie leicht es ist, andere Menschen zu manipulieren und mit seinem Wahnsinn, seiner Begierde anzustecken.
Das fördert Hilflosigkeit und Wut.
Noch immer pulsiert das Adrenalin durch meine Adern. Denn es ist frei von Skrupel und jeglicher Empathie.
Ich kann nicht in Worte fassen, was das in mir ausgelöst.
Zu viel, zu schwer, zu tragend.
Denn immer, absolut immer, ist es eine Sache der Perspektive. Und das kommt hier verdammt gut heraus.
Ich hab so unglaublich mitgefiebert, denn wir tauchen in Abgründe ein, die verheerend sind und dich vollends verschlucken.
Es hat mich berührt, denn vor allem auf der psychologischen und zwischenmenschlichen Ebene kommt so viel an die Oberfläche.
Miu beweist unglaublich Stärke und Mut. Zeigt aber sehr gut auf, dass sie auch nur ein Mensch ist. Der fühlt, lebt und reflektiert.
Das Ende. Wow. Ein Cliffhanger der definitiv zum nachdenken bringt.

Letztendlich ein genialer, dynamischer und unfassbar berührender vierter Band, der definitiv zu den stärksten dieser Reihe gehört.

Fazit:
Dark Sky Glow oder ,wie die Story in eine völlig neue Dimension gehoben wird.
Die Weiterentwicklung und vor allem die Jungs haben mich so begeistert.
Sie öffnen sich und zeigen, wer sie wirklich sind.
Ein Band, der mich unglaublich bewegt und in Atem gehalten hat. Der hier völlig neue Ansätze hineinbringt.
Ich lieb es einfach.
Ein absolutes Highlight.
Denn nie war es schmerzvoller, selbstloser und verletzlicher.
Einfach absolut atmosphärisch, herzzerreißend, dramatisch und sinnlich zugleich.
Unbedingt mehr von allem.

Veröffentlicht am 08.09.2020

Clare Empson hat mich zutiefst beeindruckt

Zweimal im Leben
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Lest den Klappentext nicht. Es bereitet euch nicht auf das vor, was das Buch mit euch macht.
Die erste Seite tut es sehr wohl.
Denn man wird von Trauer und Tragik umfangen, die dir den Hals zuschnürt.
Es ...

Lest den Klappentext nicht. Es bereitet euch nicht auf das vor, was das Buch mit euch macht.
Die erste Seite tut es sehr wohl.
Denn man wird von Trauer und Tragik umfangen, die dir den Hals zuschnürt.
Es geht nicht darum, was ich sehe, sondern wie ich es sehe.
Eingesperrt in der eigenen Seele, wird man von einer Melancholie erfasst, die keiner Worte bedarf.
Ein Moment, der zutiefst erschüttert, aber doch das Wesentliche sehr einfühlsam und voller Tragik aufzeigt.
Du blutest, du betest um Kraft.
Aber was, wenn keine Kraft mehr da ist?
Was, wenn alles verloren ist, was dich als Mensch ausmacht?
Was, wenn du einfach müde bist zu kämpfen?
Was, wenn dein Kopf dir alles gibt, was du brauchst?

Diese Geschichte, ich weiß nicht, wie ich nur annähernd in Worte fassen soll, was sie mit mir gemacht hat?
Wie sehr sie mich zerstört und emotional ausgelaugt und zerbrochen hat.
Wie sehr mich diese Frau, erschüttert und zutiefst bewegt hat?
Clare Empson hat nicht nur eine unfassbar einfühlsame Art zu schreiben. Sie hat mich damit mitten ins Herz getroffen.
Sie hat mir gezeigt ,was es heißt zu leben und gleichzeitig den Schmerz mit offen Armen zu empfangen.

Was ich hier erlebt habe, ist nicht einfach nur eine Liebesgeschichte.
Es ist eine Verbundenheit, die so unfassbar weit reicht.
Die nach Leben giert und gleichzeitig so lebendig und herzzerreißend zugleich ist.
Es fühlt sich an wie Liebe und Trauer zugleich.
Eine Geschichte, die keiner Worte bedarf.
Es reicht, sie zu fühlen und mit all seinen Sinnen wahrzunehmen.
Eine Seite hat es gebraucht und ich war überzeugt und total verfallen. Ich habe diese Geschichte geliebt, noch ehe sie begonnen hat.

Clare Empson erzählt uns die Geschichte von Catherine und Lucian.
Eine Geschichte, die 15 Jahre umfasst. Wir werden dabei immer wieder in Vergangenheit und Gegenwart katapultiert.
Catherine erzählt uns ihre Geschichte. Aber eigentlich spricht sie zu Lucian, was mir einfach so wahnsinnig gut gefallen hat.
Es schafft Nähe, Wehmut und eine unendliche Traurigkeit, die zum greifen nah ist. Und zeitgleich erfahren wir Lucians Perspektive. Erfahren wie alles begann und sich ein tiefer Graben auftat, der unüberwindbar erscheint.
Wie eine große Liebe über einen langen Zeitraum anhält und nie vergeht.

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass der Verlauf sehr vorhersehbar ist.
Denn das was ich vermutete, traf tatsächlich ein.
Aber es ist auch nicht wichtig, was man selbst ahnt.
Viel wichtiger ist, was in dieser Zeit mit Catherine und Lucian passiert.
Wie sie jedes mal ein Stückchen mehr zerbrechen. Wie ihr Umfeld ihr Leben bestimmt und wie alles miteinander verwoben ist und eine tragische Kettenreaktion auslöst.
Sie tun Dinge, die nicht gesund sind.
Führen ein ausschweifendes Leben und feiern bis es nicht mehr geht und doch ist es keine Entschuldigung für das, was passiert.
Catherine war immer wieder in meinem Kopf.
Sie hat mich zutiefst berührt mit ihrer Art.
Ich habe Lucians geliebt. Für seine Liebe zur Kunst, die liebevollen Details, die nur er sehen konnte.
Wie er Catherine sah.
Sie waren eine Einheit, die perfekt war.
Aber manchmal führt Perfektion zum Untergang. Manchmal wird Perfektion nicht geduldet.
Es schürt, Neid, Missgunst und Eifersucht.
Es geht hier um Verbindungen ,die das Leben bereichern ,aber auch zerstören können.

Die Hintergründe haben mich mit Liebe erfüllt, aber auch zutiefst erschüttert.
Die Autorin erörtert hier sehr interessante und wichtige Themen. Sie sollten zum nachdenken anregen.
Sie zeigt, was Loyalität bedeutet, wie tief Freundschaft gehen darf und das niemand das Recht hat, dir dein Leben zu rauben.
Sie beschäftigt sich mit Verlust, Trauer und Angst.
Schmerz, in seiner reinsten Form und wie er dich immer mehr aufsaugt.
Innere Zerrissenheit, die dich jedes mal ein bisschen mehr zerstört.

Sie hat eine Geschichte erschaffen, die so viel zum klingen bringt. Die zeigt, wie wichtig es ist zu leben und keinen Augenblick zu vergeuden.
Denn manchmal vergeuden wir wertvolle Zeit, ohne es zu bemerken.
Wie wichtig es ist, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
Mit viel Feingefühl, lässt sie uns hinter die Fassade schauen und es offenbart sich so viel.
Am Ende musste ich die Tränen zurückhalten.
Es war zu viel, zu verheerend, zu intensiv.
Es hat mich ohne Ende fertig gemacht. Aber trotzdem ist es kein Ende.
Vielleicht ist es ein neuer Anfang.
Manchmal tut es weh, aber manchmal wird man dadurch umso stärker.
Ich wünsche mir so sehr ,mehr dieser Storys.
Denn nicht nur Glück gehört zu Leben dazu, auch Trauer ,Angst und Schmerz.

Fazit:
Catherine und Lucian.
Eine Liebe so groß und perfekt, dass es fast schon weh tut.
Eine herzzerreißende Lovestory, die wunderschön und tragisch zugleich ist.
Ich habe sie so sehr gefühlt und geliebt.
Sie hat mich ununterbrochen beschäftigt und nicht mehr losgelassen.
Eine Liebe, die so herrlich frei ist, aber im Bruchteil einer Sekunde in Tragik mündet.
Clare Empson hat mich zutiefst beeindruckt.
Ich war den Tränen nah, erschüttert und einfach außer mir.
Denn neben Liebe und Loyalität geht es auch um ernste Themen ,die zum nachdenken anregen sollten.
Ein absolutes Jahreshighlight.

Veröffentlicht am 08.09.2020

Eine Thematik die erschütternd und genial zugleich ist

Gestohlene Erinnerung
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Egal was der Autor anfängt, es wird genial.
Aufgrund des Klappentextes hatte ich eine klare Vorstellung von der Story.
Das Endprodukt war jedoch etwas völlig anderes,als ich erwartet hätte.
Ich bin absolut ...

Egal was der Autor anfängt, es wird genial.
Aufgrund des Klappentextes hatte ich eine klare Vorstellung von der Story.
Das Endprodukt war jedoch etwas völlig anderes,als ich erwartet hätte.
Ich bin absolut sprachlos, wie klar und definiert er schreibt, aber dennoch unglaublich große Emotionen und eine erstaunliche Vielfalt hineinlegt.
Ich kann nicht oft genug betonen, wie sehr ich seine Werke vergöttere.
Auch “Gestohlene Erinnerung ” bildet da keine Ausnahme.
Womit wir schon beim Kern dieser Story sind.
Erinnerungen sind etwas sehr komplexes und auch wichtiges.
Erinnerungen verändern uns und gleichzeitig erden sie uns auf eine Art und Weise, die kaum vorstellbar ist.
Momente des Lebens, die schmerzhaft, aber auch schön waren, sind ein Teil von uns und somit in Erinnerungen verankert.
Doch was ist ein Mensch ohne reale Erinnerung.
Wie fühlt sich das an?
Ist man dann überhaupt noch man selbst?
Ist man eine Hülle oder verfällt man dem Wahnsinn?
Es gibt viele Arten von Spekulationen darüber, umso interessanter, dass Blake Crouch in seinem neuesten Werk mit dem Gedächtnis gespielt hat und das auf sehr spektakuläre, aber auch verstörende Art und Weise.

Anfangs dauerte es tatsächlich einige Zeit, bis ich in die Story hinein kam. Denn es waren zuviele Informationen, zu viele Ereignisse. Damit war ich schnell überfordert.
Doch langsam kristallisierte sich heraus, um was es wirklich geht.
Anfangs wird noch mit Samthandschuhen gearbeitet, doch irgendwann entscheidet sich der Autor ,das schreckliche Ausmaß dieser Entwicklung an die Oberfläche zu lassen.
Und wie er das macht.
Ich war fasziniert, ungläubig und verstört gleichermaßen. Es ist schwer in Worte zu fassen, denn womit man hier durchflutet wird, ist der helle Wahnsinn.
Aufregend und zerstörerisch zugleich.
Und alles beginnt mit zwei Menschen, die anfangs noch nebulös sind. Aber im Laufe der Zeit wachsen sie extrem ans Herz.
Es geht irgendwann nicht mehr nur um Helenas Technologie.
Es geht vor allem um Barry und Helena.
Zwei Menschen die eigentlich komplett unterschiedlich sind und sich im Normalfall wohl nie begegnen wären.
Aber hier wird alles möglich gemacht.
Man lernt die beiden nicht nur kennen, man seziert sie regelrecht. Man fühlt jede Emotion.
Trauer, Schmerz, Verlust, Angst.
Freude, Liebe und Glück.
Sie erleben etwas, was man nie erleben sollte und im Zuge dessen geht dadurch auch eine ziemliche Entwicklung einher.
Und diese ist mehr als gut spürbar.
Man erfährt nicht nur mehr über sie.
Man lebt und stirbt mit Ihnen.
Man ist verzweifelt, hat Angst, wird manisch oder verfällt zusehends.
Es ist so viel, womit man konfrontiert wird.
Dabei tun sich verstörende Abgründe auf, die absolut erschütternd sind. Das allerschlimmste daran, es ist verdammt realistisch und das ist wohl das beängstigende überhaupt.

Die Grundthematik ist wahnsinnig gut umgesetzt. Wobei man auch die oder andere Einsicht in die Wissenschaft bekommt, was ich persönlich sehr interessant, aber auch ziemlich beklemmend fand.
Denn diese Menschen haben unglaublich große Macht, aber sind auch sehr angreifbar.
Das kann extrem verheerend sein.
Worauf ich hinaus will. Nicht immer ist Forschung eine gute Seite.
Denn es gibt immer zwei Seiten.
Was Blake Crouch hier verdammt gut aufzeigt.

Er zeigt was passiert, wenn man die natürliche Ordnung durcheinanderbringt. Das dies mit Konsequenzen verbunden sind, die nie wieder ihren Ursprung erreichen.
“Gestohlene Erinnerung” ist nicht nur extrem interessant und hochspannend.
Man gerät dabei in einen Strudel ,der verdammt beängstigend und erschütternd ist.
Dabei bekommt man hier nicht nur Barrys und Helenas Perspektiven.
Man wandelt auf unterschiedlichen Zeitebenen, was für mich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig war.
Aber im Zuge dessen, das jedes Datum wichtig ist.
Man inhaliert und kann oftmals selbst schwer entscheiden, was real ist und was nicht.
Wenn man das alles durchmacht, wer ist man dann noch?
Was bleibt dann von einem überhaupt noch übrig. Man verliert sich Stück für Stück und letztendlich auch den Glauben und die Hoffnung.

Diese Story hat so unglaublich viel in mir ausgelöst.
Wut, Trauer und Schmerz.
Erinnerungen sind so wichtig. Wir leben von ihnen, sie sind das, was uns als Mensch ausmacht.
Definitiv ein weiteres Highlight dieses herausragenden Autors.

Fazit:
Mit “Gestohlene Erinnerung” gelingt Blake Crouch ein weiterer Pageturner, der an die Grenzen und darüber hinaus bringt.
Eine Thematik die erschütternd und genial zugleich ist.
Blake Crouch zeigt auf sehr eindrucksvolle Art und Weise, was passiert wenn man die Ordnung durcheinanderbringt.
Mit verheerenden Folgen.
Ein absolutes Highlight.
Er punktet nicht nur mit einer genialen Idee,sondern auch mit Charakteren, die einfach alles geben.

Veröffentlicht am 03.09.2020

Abgründe sind tief, doch noch tiefer ist die Verschwiegenheit

Der Tote von Twixlum. Ostfrieslandkrimi
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"Der Tote von Twixlum” ist der 6. Band rund um Kommissar Steen und es wird mörderisch und das in vielerlei Hinsicht.
Denn oft ist es nicht so ,wie es auf den ersten Blick scheint.
Und ganz vielleicht geht ...

"Der Tote von Twixlum” ist der 6. Band rund um Kommissar Steen und es wird mörderisch und das in vielerlei Hinsicht.
Denn oft ist es nicht so ,wie es auf den ersten Blick scheint.
Und ganz vielleicht geht es um mehr als einen Mord.

Der Schreibstil von Alfred Bekker ist sehr einnehmend, fließend und leicht verständlich.
Im Fokus des Ganzen steht natürlich der etwas brummige Steen. Nicht unbedingt ein sympathischer Mann. Aber jemand, den man definitiv respektiert. Trotz allem mag ich seine etwas kauzige und unnahbare Art. Er lässt sich nicht in die Karten schauen und das macht ihn letztendlich auch so authentisch und einfach greifbar.
Die anderen Ermittler sind dagegen absolut sympathisch, allen voran Ihno, der mich hier immer wieder zum schmunzeln brachte.
Ihno spielt in diesem Band, eine nicht unerhebliche Rolle, was mir einfach wahnsinnig gut gefallen hat.
Er ist mit allen Wassern gewaschen, was man oftmals erst auf den zweiten Blick erkennt.
Auch die eigentlichen Hauptfiguren, die in diesem Band im Vordergrund stehen, waren sehr gut ausgearbeitet und einfach in Szene gesetzt. Sie punkten mit Ausdruck, Ecken und Kanten. Manche sind tiefgründiger, als andere. Was aber angesichts dieses Falls absolut verständlich ist.
Ich konnte mich gut in sie hineinfühlen, auch wenn manche etwas vorhersehbar gehandelt haben. Doch der Mordfall ist deshalb noch lange nicht so einfach zu durchschauen.

Je tiefer man gräbt, umso mehr kommt immer wieder die Vergangenheit ans Licht.
Wo einst die Spuren begannen, so enden sie meist auch dort.
Im Fall des Kapitäns und seines Erben gibt es eine Menge Dunkelheit und Geheimnisse, die an die Oberfläche müssen.
Beide können sich nur schwer äußern, deshalb brauchen sie ein Sprachrohr.
Damit der Gerechtigkeit Genüge getan wird.
Ich fand vor allem den Kapitän unglaublich interessant. Man konnte sich lebhaft vorstellen, wie angesehen er war und was er alles erlebt hat. Zu gern hätte ich noch mehr Geschichten über ihn gehört.
Die Geschichte selbst kam erst langsam in Fahrt und hat sich sehr detailliert mit den Ermittlungen beschäftigt, was ich ausgesprochen gut fand.
Es geht hier tatsächlich um die Ermittlungsarbeit und nicht etwa um das Privatleben Steens.
Was einerseits total interessant ist, weil sich immer wieder neue Spuren ergeben und nichts dem Zufall überlassen wird.
Dabei gerät man in Abgründe, die tiefer sind, als zunächst angenommen.
Komplex, voller Facetten und Eindrücke.
Die Ermittler müssen ordentlich graben, um überhaupt etwas aufzudecken.
Denn die Verschwiegenheit ist groß und keiner will sich falsch äußern.
Dabei erblickt man erst nach und nach was hinter allem steckt. Was meinerseits für große Überraschungen gesorgt hat. Denn damit hatte ich nun gar nicht gerechnet.
Der Autor webt dabei sehr interessante Themen ein.
Zeigt aber auch wie unberechenbar und kalkuliert Menschen handeln, wenn sie an ihren eigenen Vorteil denken.
Das kann mitunter ziemlich erschüttern, dennoch ist es menschlich.
Nichtsdestotrotz kommt hier eine große Tragik auf, der man hilflos ausgeliefert ist.

Was ich andererseits noch immer sehr schade finde, ist das man so wenig über den Menschen Steen erfährt. Ich finde es wichtig, dass auch er den nötigen Raum bekommt, um sich zu entfalten und entwickeln zu können.
Hier erfährt man unterschiedliche Perspektiven, weshalb man sich gut in die unterschiedlichsten Personen hineinversetzen kann.
Die Hintergründe wurden nach und nach offengelegt, so das auch keine Wissenslücken offen bleiben.

Letztendlich fand ich diesen Band zwar nicht übermäßig emotional, aber unglaublich interessant und spannend.
Ein Fall, der mit dem psychologischen Aspekt dahinter punktet und zeigt, wozu Menschen fähig sind.
Ich bin schon sehr gespannt, was uns als nächstes erwartet.

Fazit:
Der Kapitän und sein Erbe.
Der 6. Band rund um Kommissar Steen besticht mit einem sehr eigenwilligen Kommissar und einem Fall, der nicht nur sehr komplex ist, sondern auch sehr interessant und spannend in seinem Verlauf ist.
Abgründe sind tief, doch noch tiefer ist die Verschwiegenheit.
Eine Reihe, die sich vor allem mit sehr detaillierter Ermittlungsarbeit befasst und dadurch niemals langweilig wird.
Zwar nicht überragend emotional, dafür aber sehr wendungsreich und voller Ausdruck.

Veröffentlicht am 03.09.2020

Voller Intensität und einer Perfidität, die dir den Atem beraubt.

Das Hotel der Erinnerung
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Als ich das unscheinbare, aber dennoch klassisch zeitlose und vor allem ausdrucksstarke Cover dieses Buches gesehen habe, war ich sofort hin und weg.
Es passiert selten, aber dieses Cover passt perfekt ...

Als ich das unscheinbare, aber dennoch klassisch zeitlose und vor allem ausdrucksstarke Cover dieses Buches gesehen habe, war ich sofort hin und weg.
Es passiert selten, aber dieses Cover passt perfekt und dennoch bereitet es den Leser nicht mal ansatzweise auf das vor, was ihn bei dieser Geschichte erwartet.

Bezeichnen würde ich es als Jugendthriller, denn die Mischung ist hier verdammt gut.
Am Anfang brauchte ich etwas, um in die unterschiedlichen Zeitebenen hineinzufinden, aber danach war ich einfach voll drin.
Die Autorin schafft es den Leser in eine Zeit zu entführen, die allein durch das Setting schon atemberaubend ist. Ich hab mich gefühlt, wie bei der Titanic. Doch damit hat es nicht wirklich etwas zutun. Auch wenn das Grundgerüst daran erinnert.
Wir befinden uns im Jahre 1905 und lernen Lea kennen und gleichzeitig begegnen wir Nell im Jahre 2017.
Doch was hat das eine mit dem anderen zutun?
Anfangs hat es ordentlich in mir gearbeitet, bis ein Detail immer wieder auftauchte und ich immer neugieriger wurde.
Diese Story hat mich unglaublich fasziniert und einfach nicht mehr losgelassen.
Auf der einen Seite hat man die Oberschicht und gleichzeitig spürt man, dass es nichts im Gegensatz zum tobenden Gefühlschaos ist.
Denn nicht Geld und Ruhm macht dich reich, sondern nur ein reines Herz, das aus tiefstem Herzen liebt.
Und darum geht es letztendlich auch und gleichzeitig um so viel mehr , als man sich vorstellen kann.
Ich versank in Melancholie und unglaublicher großer Tragik, die sich hinter verschlossenen Türen öffnete und dann ist da so viel Schmerz, so viel Grausamkeit und Liebe, dass es einem den Hals zuschnürt.
Es ist so viel, so intensiv, so tragend.

Lea und Nell haben mich so wahnsinnig beschäftigt. Ihre Geschichten sind so lebendig, so herzzerreißend und dramatisch.
Von beiden erfährt man hier die Perspektiven , weshalb ich mich auch so unglaublich gut in sie hineinversetzen konnte.
Im Laufe des Geschehen erfährt man immer mehr von Ihnen und ihrem Leben.
Besonders Leas Leben hat Spuren hinterlassen.
Man hat Mitgefühl und gleichzeitig kann man oft nicht fassen, wie sorglos sie handelt.
Man spürt ihre Gier nach Leben, nach Liebe.
Man lässt sich in diesen Sog hineinziehen und forttreiben.
Mit Nell hab ich dagegen unglaublich mitgezittert. Weil man oft nicht zwischen Wahn und Wirklichkeit unterscheiden konnte.
Die Grenzen verschwimmen zusehends und übrig bleibt eine Dunkelheit, die immer mehr in eine Abwärtsspirale mündet.
Es wird bahnbrechender, gefährlicher und mysteriöser.
Meine Nerven lagen komplett blank. Ich wollte alles und gleichzeitig nichts. Ich gierte nach Luft und gleichzeitig war ich vollkommen atemlos.

Doch immer mehr Fragezeichen bestürmten mich. Ich geriet in einen Strudel aus Gier, Rache und Obsession.
Es wurde tiefer, dunkler, exzessiver und aggressiver.
Kein Stein bleibt auf dem anderen und je mehr man versteht und analysiert, umso verzweifelter und schmerzhafter wird es auch.
Diese Story hat einfach so unglaublich viel in mir ausgelöst. Die Autorin schreibt einfach so unglaublich spannend und bildgewaltig, dass ich das Buch nicht einen Moment zur Seite legen konnte.
Ich hatte das Gefühl, als wäre ich mittendrin.
Ich hab gelacht, fühlte bittersüßen Schmerz und gleichzeitig so große Lebendigkeit, dass es mich schier überwältigt hat.
Sie punktet mit Charakteren, die authentisch und unglaublich gut greifbar sind und mit einer Story, die einfach wahnsinnig gut ausgearbeitet wurde.
Besonders die Nebencharaktere haben mir wahnsinnig gut gefallen. Sie waren ein Teil von allem. Denn ohne sie, wäre es nur halb so gut.
Es geht hier nicht nur um Liebe.
Es geht auch darum, was in uns steckt, endlich freizulassen.
Es geht um Schuld und Unschuld.
Macht und Hilflosigkeit.
Und letztendlich geht es um unsere Seele, die nicht so einfach zur Ruhe kommen kann.
Ich habe zwar immernoch eine Frage. Aber auf manche Dinge bekommt man nicht immer Antworten und manchmal ist das auch nicht wichtig. Manchmal sagt das Herz dir alles, was du wissen musst.

Für mich einfach eine geniale Story, die auf unterschiedlichen Zeitebenen spielt, heftig an den Nerven zehrt und dabei trotz allem unglaublich ans Herz geht.
Unbedingt mehr davon.

Fazit:
"Das Hotel der Erinnerung ” ist ein Buch ,das sich nur schwer in Worte fassen lässt.
Voller Geheimnisse und Tragik.
Voller Intensität und einer Perfidität, die dir den Atem beraubt.
Eine Kulisse, die dich in längst vergangene Zeiten entführt und so viel erleben lässt.
Ich bin erschüttert, begeistert und fasziniert gleichermaßen.
Eine Komplexität, die mich vollkommen unter sich begraben hat.
Tragisch, melancholisch und einfach so berührend.
Für mich definitiv ein Highlight.