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Veröffentlicht am 24.03.2021

Mystisch, tragend, grausam

Das neunte Haus
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Schon als ich das Cover von diesem Buch gesehen habe, war ich absolut hin und weg.
Und der Klappentext hat sein übriges getan.
Eine Elite Universität, Studentenverbindungen und schlussendlich eine tote ...

Schon als ich das Cover von diesem Buch gesehen habe, war ich absolut hin und weg.
Und der Klappentext hat sein übriges getan.
Eine Elite Universität, Studentenverbindungen und schlussendlich eine tote Studentin auf dem Campus von Yale. Das schreit förmlich nach mir und ich war so unglaublich gespannt darauf.

Leigh Bardugo hat für mich einfach eine unglaublich fantastische Art zu schreiben. Ich liebe es, wie sie Worte formt und diese lebendig werden lässt.
Sie hat nicht nur mit Grisha bewiesen, dass sie eine begnadete Autorin ist.
Mit dem Auftakt der Alex Stern Reihe haut sie mindestens genauso rein und zeigt, dass sie mehr ist, als Grisha.
Es ist jedoch völlig anders, als ihre andere Reihe und dessen sollte man sich vollkommen bewusst sein.
Ich liebe die Welt, die Wesen und die Magie, die sie hier erschaffen hat.
Es brennt, es lodert und giert förmlich nach mehr.
Am Anfang ist man erstmal etwas überfordert, weil so unglaublich viel auf einen einstürmt, aber sofort nimmt Alex Stern das Zepter in die Hand und geleitet uns voller Leidenschaft und Intensität durch das Geschehen.
Gott, und ich liebe Alex.
Alex ist anders, als alle anderen und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Sie trägt eine unglaubliche Energie und Kraft in sich, die sie förmlich nach außen hin ausstrahlt und das ist einfach ein Attribut an ihr , der immens nahe geht und nicht loslässt.
Sie brennt innerlich, fühlt sich ein Stück weit einsam und verzweifelt.
Sie weiß, was Qual und Leid bedeutet, denn sie spürt es am eigenen Leib.
Sie hat es immer gespürt.
Ihr ganzes Leben lang.
Die Hintergründe dessen werden sehr feinfühlig und dennoch knallhart aufgedeckt und mein Gott, mir sind fast die Tränen gekommen, weil dabei sekündlich etwas in mir zerbrach.
Aber genau dieser Aspekt ist wichtig. Um Alex zu verstehen. Um ihren Antrieb zu verstehen.
Wir begleiten größtenteils Alex und das setzt sich einfach auf unglaublich intensive Art und Weise fest.
Leigh Bardugo zeichnet sie einfach wundervoll, zeigt ihre Schatten- und Sonnenseiten auf und ein Stück von mir, konnte sich einfach so unglaublich gut in sie hineinversetzen.
Aber nicht nur Alex beeindruckt auf unfassbar tolle Art und Weise.
Neben Alex, hab ich Darlington, Turner und auch den Bräutigam ins Herz geschlossen.
Man begegnet so vielen Charakteren, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen und sich im weiteren Geschehen auf eine unglaubliche Art und Weise wandeln und weiterentwickeln.
Nicht selten, saß ich völlig geschockt und sprachlos da, weil ich nicht fassen konnte, was hier passierte.

Die Handlung hat mich sofort immens fasziniert und ich gierte förmlich nach mehr.
Ich liebe Geister und auch sie spielen hier eine sehr essentielle Rolle und das lieb ich einfach so daran.
Leigh Bardugo zeigt das Geister, nicht nur das sind, was sie sind.
Da ist so viel mehr.
Verstörend, beängstigend und grausam.
Da blieb mir oftmals wirklich der Mund offen stehen, weil ich so erzürnt ,geschockt und emotional am Boden war.
Wow, das Kopfkino dabei. Es ist absolut grausam und man zweifelt an sich, weil man es nicht realisieren, nicht glauben kann, was da geschieht.
Einfach unfassbar genial in Szene gesetzt.
Auf der eine Seite ist man extrem geschockt, aber auf der anderen Seite will man mehr davon.

Die Story selbst ist sehr vielschichtig und facettenreich aufgebaut.
Es gibt viele Geheimnisse, Gefahren und Entwicklungen die man definitiv nicht kommen sehen kann.
Man hat fast das Gefühl, diese Geschichte entwickelt ein Eigenleben und setzt ihre eigenen Maßstäbe.
Dabei bekommt man es mit Wahn, Obsession und Gier zutun.
Es steckt aber auch eine große Verloren- und Einsamkeit darin verborgen, die mich teilweise Tränen gerührt hat.
Und natürlich geht es auch um Macht. Die sich immer wieder neu setzt und manifestiert.
Es ist erschreckend, was hier passiert, aber zugleich auch sehr faszinierend. Weil die Magie unglaublich groß ist und alles in Brand setzt, was ihren Weg kreuzt.

Es ist mystisch, abgründig und fantastisch zugleich.
Es liest sich teilweise wie ein Thriller, weil es auch um Ermittlungen und Morde geht.
Verbunden mit den fantastischen Elementen ist das einfach ganz großes Kino.
Bis zum Schluss weiß man eigentlich überhaupt nicht so recht, wer die Fäden zieht.
Aber die Autorin baut so unglaubliche Wendungen ein, dass ich nicht in der Lage war, mich davon zu lösen.
Am Ende überschlagen sich fast die Ereignisse und alles erreicht eine völlig neue Dimension.
Und das Ende. Mein Gott, ich muss unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Ich hoffe, es wird auch einen Nachfolger geben.
Denn diese Story, der ganze Plot ist einfach so unfassbar genial, dass es unbedingt einer Wiederholung bedarf.
Definitiv ein absolutes Highlight.

Fazit:
"Das neunte Haus” von Leigh Bardugo ist ein Werk, das ab der ersten Seite packt und nicht mehr loslässt.
Eine vielschichtige und facettenreiche Story, die magisch, einfallsreich und unglaublich packend und emotional zugleich ist.
Mystisch, tragend, grausam.
Es ist teilweise wirklich verstörend, was hier passiert, aber zugleich ist das auch das absolut geniale daran.
Ich liebe Alex und Darlington.
Ich liebe den Plot, die Geheimnisse, die Dramatik und Abgründe.
Man taucht ein in die Hölle und giert förmlich danach, noch tiefer hinabzusteigen.
Ein Auftakt der Alex Stern Reihe dier mit magischen und Thrill Elementen nur so punktet und definitiv nach mehr verlangt.
Definitiv ein Highlight.
Ich brauch unbedingt mehr davon.

Veröffentlicht am 24.03.2021

Beklemmend, verstörend und so unglaublich genial und auch tiefsinnig

Der Geist von Lucy Gallows
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Wenn es um Geister- und Gruselbücher geht, ist der Festa Verlag ganz vorn mit dabei. Und bei Lucy Gallows musste ich nicht lange überlegen. Ich liebe diese Art von Geschichten und daher kam ich daran auch ...

Wenn es um Geister- und Gruselbücher geht, ist der Festa Verlag ganz vorn mit dabei. Und bei Lucy Gallows musste ich nicht lange überlegen. Ich liebe diese Art von Geschichten und daher kam ich daran auch auf keinen Fall vorbei.

Legenden finde ich unglaublich faszinierend.
In Briar Glen ist Lucy Gallows so eine Legende.
Eine, die absolute Finsternis verspricht und es versteht, die Ahnungslosen zu sich zu locken.
Mit ihrer Unschuld, ihren hilflosen wispernden Worten.
Mich hat diese Straße, auf der alles beginnt, unglaublich fasziniert und nicht losgelassen.
Denn es ist der Ursprung, der Sammelpunkt um den sich alles dreht.
Wo es beginnt und endet.
Und trotzdem ist es zugleich Untergang und Rettung. Die Frage ist nur für wen?
Denn in diesem ruhigen und unglaublich nervenaufreibenden Geschehen, ist nichts, wie es scheint.
Und das beginnt schon am Anfang. Man könnte meinen, der erste Glockenschlag ertönt und ab da gibt es auch keine einzige ruhige Minute mehr.
Die beklemmende und zugleich aufregende Atmosphäre, die Charaktere, die sich immer weiter wandeln und man wirklich nicht weiß, was jetzt schon wieder mit Ihnen los ist.
Aber neben diesen Schockmomenten steckt auch sehr viel Tiefsinn und etwas Humor darin verborgen, was mir so unglaublich gut gefallen hat.

Die Charaktere, sie atmen, sie leben und reißen völlig mit.
Sie lassen dich nicht los, denn jeder hat Geheimnisse.
Der eine mehr, der andere weniger.
Am meisten hat mich Sara beschäftigt, die diese Straße betritt, um ihre Schwester zurückzuholen und damit zu retten.
Vielleicht weil wir überwiegend alles aus ihrer Sicht erleben.
Sara ist jemand mit einem starken Kampfgeist, sie gibt nie auf ,aber verbeißt sich auch schnell in Dinge.
Sie legt eine Leidenschaft und zugleich große Traurigkeit an den Tag, die mich einfach unglaublich mitgerissen hat.
Denn man spürt einfach, wie sehr sie oftmals hin- und hergerissen ist. Wie es an ihr nagt und einfach nicht loslässt. Das sie anders ist, dass die Vergangenheit sie einfach geprägt und ein Stück weit beeinflusst und verändert hat.
Wie es immer mehr ihren Geist und ihr Handlung einnimmt.
Und daneben trifft man so einige Charaktere, die manchmal verstören ,aber sich ohne Zweifel an deinem Geist festhaken und nicht mehr loslassen wollen.

Die Handlung hat mich unglaublich begeistert, denn es ist aufgebaut wie eine Dokumentation. Wie ein Rätsel, das es zu entwirren gilt, man aber nicht genau weiß, wo man ansetzen soll. Und das ist einfach das absolut geniale daran.
Man erlebt Mitschriften, Protokolle und noch einiges mehr.
Ich hab mitunter wirklich selbst an mir gezweifelt, weil ich nie wusste, was ich glauben sollte.
Denn hier wird zwischen Vergangenheit und Gegenwart immer wieder hin und hergependelt.
Weil hier so perfekt auf der psychologischen Ebene manipuliert und intrigiert wurde.
Es hat höllischen Spaß gemacht, mich dabei aber auch an meine Grenzen gebracht.
Die Autorin hat so ein fantastisches Gespür für Geschichten, dass sie ihre mystisch angehauchte Story spielend leicht mit Horror und Thrill Elementen bestückt.
Diese machen sich vor allem im Kopf und der Atmosphäre bemerkbar und doch spürt man instinktiv wo das wahre Grauen lauert.
Sie lässt dem Leser so viel Freiraum, dass er selbst entscheiden kann, was richtig und was falsch ist.
Wow ganz ehrlich, ich hab keine Ahnung wie ich meine Empfindungen in Worte fassen soll.
Denn der Kern dahinter ist enorm beängstigend und zugleich verstörend.
Es fühlt sich an wie Panik, Angst und Verzweiflung zugleich.
Soviel Leere, so viel Stille, Einsamkeit und Verlorenheit. Denn jeder einzelne Moment erzählt seine eigene Geschichte und mir lief es jede verdammte Sekunde eiskalt den Rücken runter.
Es ist nicht nur diese Welt, in der so unglaublich viele Gefahren lauern.
Es sind die Hintergründe, der emotionale und zugleich vernichtende Handlungsverlauf, der zeigt wie wenig Menschlichkeit noch Wert ist und das Vertrauen ein vergängliches Gut ist, auf das man sich nicht stützen sollte.
Definitiv ein absolutes Jahreshighlight.
Das Ende wird die Gemüter spalten, aber für diese Art von Story ist es einfach nur perfekt.
Es geht um Wahn, Besessenheit und Gier.
Gier nach Leben, Gier nach dem Ausbrechen.
Und daneben findet man heraus, wie weit man bereit ist zu gehen, wenn es um alles oder nichts geht.

Fazit:
Diese Autorin hat mich auch ja schon mit “Ich lebe noch” absolut begeistert.
Aber “Der Geist von Lucy Gallows ” ist eine völlig andere Sparte und sie hat es einfach so unglaublich gut zelebriert.
Eine sehr tiefsinnige Story über das eigene Ich, Wahn, Besessenheit und Gier.
Und natürlich über die Legende der Lucy Gallows.
Ich bin begeistert von diesem ganzen Ausmaß, der Intensität und Fülle.
Sie kombiniert diese mystische und beklemmende Story spielend leicht mit Horror und Thrill Elemente und das geradezu perfekt.
Das wahre Grauen liegt nicht auf der Straße.
Es liegt im eigenen Geist verborgen.
Beklemmend, verstörend und so unglaublich genial und auch tiefsinnig.
Das Ende wird die Gemüter spalten, aber für diese Art von Story ist es einfach nur perfekt.
Definitiv ein absolutes Jahreshighlight.

Veröffentlicht am 24.03.2021

Beängstigend, erschütternd, ausweglos.

Flashback-Trilogie (Die Organisation) / Flashback
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Nachdem ich kürzlich Band 2 dieser Reihe entdeckt habe, war für mich klar, dass ich zunächst mit dem ersten beginnen muss.
Umgekehrt würde ich es nicht empfehlen, da man sich dabei selbst spoilert und ...

Nachdem ich kürzlich Band 2 dieser Reihe entdeckt habe, war für mich klar, dass ich zunächst mit dem ersten beginnen muss.
Umgekehrt würde ich es nicht empfehlen, da man sich dabei selbst spoilert und damit kontinuierlich die Spannungsmomente herausnimmt.

Ich mag das Cover unglaublich gern und auch wenn es mich ein wenig an eine Dystopie erinnert, so passt es doch hervorragend zum Inhalt des Buches. Mit einer Dystopie hat es aber nichts zutun.
Viel eher wird hier den Abgründen der menschlichen Seele auf den Grund gegangen.
Und wie leicht man in die falschen Kreise geraten kann. Das hat die Autorin überaus authentisch und nachvollziehbar dargestellt.
Dem zugrunde liegen wahnhafte Obsession, Macht, Unterwerfung und völlige Kontrolle.
Aber das ist nur der Anfang.
Denn da es um diese Organisation geht, wird man sich in den Folgebänden wohl noch intensiver damit auseinandersetzen.
Aber alleine diesen Vorlauf oder das erste herantasten,fand ich schon extrem beängstigend und erschütternd.
Aber am meisten hat mich wirklich die Hilflosigkeit schockiert, wenn man jeglicher Hoffnung und Würde beraubt wird. Die Autorin geht dabei wirklich sehr detailliert zu Werke, was mitunter ziemlich verstörend und beklemmend sein kann.
Es ist nicht nur menschenunwürdig und seelisch grausam. Es stellt vor allem einen gravierenden Einschnitt in die Persönlichkeit und die Seele des Opfers dar.
Wie kann man so etwas verkraften?
Wie es überstehen oder sich überhaupt aus dieser Hölle befreien.
Der Mensch ist ein zerbrechliches Wesen und verändert sich durch das Erlebte Stück für Stück. Was in Masons Fall sehr eindringlich und ungeschönt klargemacht wird.
Wir erleben das “Danach” und erfahren in Form von sogenannten “Flashbacks” oder Erinnerungen, was sich alles in diesem grausamen Martyrium zugetragen hat.

Es ist eine Thematik, die nicht kaltlässt und so dermaßen schockiert, dass man nicht weiß, was man denken oder fühlen soll.
Um ehrlich zu sein, hab ich lange nicht verstanden, aus welchem Grund das alles passiert ist.
Am Ende war es mir fast zu banal und einfach nichtssagend.
Ich dachte mir wirklich, dass das nicht ihr ernst sein kann. Aber ich vermute stark, dass noch mehr dahintersteckt und die wahren Fäden von allem noch nicht an die Oberfläche gedrungen sind.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Masons und Luanas Sicht erzählt. Hier hätte ich mir wirklich noch mehr Sichtweisen gewünscht. Um einfach auch die Gegensätze ergründen und spüren zu können.
So blieb alles sehr düster und einfach wenig greifbar.
Was aber nicht heißt, dass mich die Story nicht trotzdem gut unterhalten hätte.
Lediglich am Anfang brauchte ich etwas, weil die Sprache sehr einfach gehalten wurde.
Dafür erkennt man jedoch wie es soweit kommen konnte.
Masons Beweggründe sind durchaus nachvollziehbar.
Er handelt sehr unbedacht und naiv, was vielleicht seinem jugendlichen Alter zuzuschreiben ist.
Dennoch hat ihn das Erlebte geprägt und sein Umfeld ebenso.
Ich fand die einzelnen Charaktere sehr interessant, aber doch relativ blass.
Dafür haben mich die Nebencharaktere sehr in den Bann gezogen.
Insgesamt könnten sie jedoch noch etwas mehr Feinschliff vertragen.

Das es jeden treffen kann, egal aus welcher Gesellschaftsschicht man stammt, ist wohl am erschütternsten.
Es zeigt einfach ,dass du machtlos bist und ständig an deine Grenzen kommst und kaum Hoffnung auf Erlösung besteht.
Es behandelt darüber hinaus Themen wie Drogen, Misshandlung und Alkoholkonsum. Und es zeigt, wie sehr Mason in der Rolle als Sohn eines bekannten Mannes getrieben ist.
Das Ängste und Einsamkeit ihm nur zu vertraut sind. Das man diese Leere in ihm nicht einfach so abtun sollte, sondern ihn erdet. So wie Luana es tut.
Das Freundschaft und Vertrauen einfach so unglaublich wichtig ist, mehr als man für möglich halten würde.
Insgesamt macht es sehr neugierig auf die Trilogie, auch wenn mich die Wendungen hier nicht besonders überraschen konnten.
Ich freu mich schon sehr auf den zweiten Band, der hier schon etwas angeteasert wird.

Fazit:
Masons Story bildet den Auftakt der Flashback Trilogie und taucht in die tiefen Abgründe der menschlichen Seele ein.
Beängstigend, erschütternd, ausweglos.
Ein Martyrium, das man immer wieder von neuen durchlebt und dir einfach zeigt, wie gebrochen und seelisch geschunden du bereits bist.
Ein solider Auftakt, dessen Verlauf mich zwar nicht sehr überraschen, aber dennoch gut unterhalten konnte.
Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 24.03.2021

Ein Thriller, der sich auf die wichtigen Fragen fokussiert, aber dennoch die psychologischen Aspekte nicht außer Acht lässt.

Todesrauschen
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Endlich geht es mit Jula Ansorge und Matthias Hegel in die dritte Runde und es gab definitiv kein Halten für mich, so das ich es sofort lesen musste.

Zum Schreibstil brauch ich nichts mehr sagen. Der ...

Endlich geht es mit Jula Ansorge und Matthias Hegel in die dritte Runde und es gab definitiv kein Halten für mich, so das ich es sofort lesen musste.

Zum Schreibstil brauch ich nichts mehr sagen. Der ist einfach absolut packend und leicht verständlich.
Dieser Band beginnt mit einer Szene, die nicht nur das Gefühl vermittelte, als würde ich ein Déjà vu erleben, zugleich spürt man einfach wie tief Jula durch das Erlebte traumatisiert ist. Das Erlebte lässt sich nicht kompensieren und vielleicht ist das, dass wahrlich grausame daran.
Immer wieder Momente zu erleben, immer wieder erneut den Qualen und der hilflosen Ohnmacht ausgesetzt zu sein, möchte man sich nicht mal ansatzweise vorstellen.
Aber es ist nur eine sanfte Einführung in das, was noch folgen wird.

Ich liebe vor allem die Charaktere, die manchmal herrlich amüsant und erfrischend sind und vor allem mit dem berlinerisch immer wieder zum schmunzeln bringen.
Besonders Elyas und Friedrich sind zwei Personen, die man eigentlich nicht recht ernst nehmen kann, die aber dennoch gerade durch ihre Art unglaublichen Eindruck hinterlassen.
Man trifft hier viele aus den Vorgängern wieder an, was einem Gefühl von nach Hause kommen gleichkommt.
Sie alle machen eine große Entwicklung durch. Manche sieht man kommen, andere nicht. Sie überraschen, legen die Fassade ab, hinter der sie sich gern mal verstecken.
Und letztendlich muss man sich dabei fragen, wer man wirklich ist und wie weit man zu gehen bereit ist.
Sie alle waren für mich absolut greifbar und lebendig. Ich konnte sie spüren, erleben, ihre Trauer, Angst, ihre innere Zerrissenheit und ihre Verletzlichkeit in mich aufnehmen.
Denn letztendlich ist nicht jeder wie es scheint. Es liegen so viele Entscheidungen zugrunde, die verändern können und deshalb gibt es auch kein klassisches Böse oder Gut.
Vielmehr ist es ein großer Weg den man beschreitet und man nie sicher sein kann, welche Abzweigung man nehmen wird.

Die Story hat mich von Beginn an, wieder völlig in den Bann gezogen.
Was nicht allein daran liegt, dass Jula und Hegel immer wieder aneinandergeraten.
Viel mehr wird die Vergangenheit lebendig und fordert ihren Tribut.
Das kann wehtun, aber manchmal ist dies vielleicht der einzig richtige Weg.
Auf diesem Weg geraten Jula und Hegel nicht nur enorm an ihre Grenzen.
Sie geraten unter Beschuss und müssen so einiges ertragen, was menschenunwürdig und einfach grausam ist.
Die Methoden dahinter haben mich enorm fasziniert, denn die Kaltblütigkeit und gleichzeitig Subtilität dessen, haben mich beeindruckt und zugleich eisige Schauer über den Rücken gejagt.

Der dritte Band ist ein perfides Katz- und Mausspiel ,bei dem nie völlig klar ist, wer die eigentlichen Fäden in der Hand hält.
Die Richtungen werden so oft gewechselt, dass mir teilweise schon schwummrig wurde.
Und gottverdammt, bis zum Ende bin ich nicht auf die Identität einer gewissen Person gekommen.
Einfach weil man mit so faszinierenden Details der Phonetik abgelenkt wird, das man darauf nicht achtet oder diesem keine Bedeutung beimisst.
Aber Fakt ist, hier geht es nicht nur ordentlich zur Sache, auch die psychologischen Aspekte sind wieder herausragend gut ausgearbeitet.
Ich war immer wieder verblüfft, wie geschickt alles miteinander verbunden wurde.
Man hatte fast das Gefühl, diese Geschichte entwickelt ein Eigenleben, bei dem man nur als Zuschauer degradiert wird.
Längst fällige Fragen werden beantwortet, Hintergründe aufgedeckt und die zwischenmenschlichen Aspekte haben mich an manchen Stellen sehr berührt.
Denn die Trauer dahinter ist zum greifen nah.

Adrenalingeladen, actionreich und voller Wendungen wird man dennoch zum Ziel geführt. Das ein halsbrecherisches Tempo vorlegt, bei dem man fast ein Schleudertrauma erleidet.
Da wäre tatsächlich etwas weniger mehr gewesen, da für mich etwas zu häufig die Richtungen gewechselt wurden, was durchaus den Gedanken an die Glaubwürdigkeit aufkommen lassen kann.
Dafür fand ich die Perspektivwechsel wieder absolut grandios, weil man so sämtliche Personen näher ergründen konnte.
Das Ende ist absolut gelungen und lässt keine Fragen mehr aufkommen.
Dennoch freue ich mich unglaublich auf den vierten Band, weil die Chemie zwischen Jula und Hegel einfach grandios ist und immer wieder für hitzige Wortgefechte sorgt und das belebt diese Story einfach ungemein.

Jula ist einfach jemand, der für mich hier die gewaltigste Entwicklung durchgemacht hat.
Viel erlitten, von Dämonen getrieben und dennoch nicht kleinzukriegen, dagegen kommt ein Herr Hegel nicht an.
Dieses Duo schreit einfach nach mehr.

Fazit:
Im dritten Band rund um die Podcasterin Jula Ansorge und dem Phonetiker Matthias Hegel geht es ordentlich zur Sache.
Und das in so halsbrecherischen Tempo, dass man fast ein Schleudertrauma erleidet.
Ein Thriller, der sich auf die wichtigen Fragen fokussiert, aber dennoch die psychologischen Aspekte nicht außer Acht lässt.
Längst überfällige Fragen werden beantwortet und die Vergangenheit bekommt endlich an Form und Gewicht.
Ich bin wieder unglaublich fasziniert von dieser Bandbreite und kann es kaum erwarten, wenn die nächste Runde eingeläutet wird.

Veröffentlicht am 24.03.2021

Ein fulminantes Finale ,in der Grenzen immer wieder neu abgesteckt werden

Engelsgrund
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Einst war es Tannenstein, dann Finsterthal ,wo sich die Wege von Born und Wolkow kreuzten. Eine Begegnung, die nicht ohne Spuren bei beiden Seiten blieb.
Nun ein letztes Mal.
Eine Konfrontation die über ...

Einst war es Tannenstein, dann Finsterthal ,wo sich die Wege von Born und Wolkow kreuzten. Eine Begegnung, die nicht ohne Spuren bei beiden Seiten blieb.
Nun ein letztes Mal.
Eine Konfrontation die über alles entscheidet.
Ein letztes Mal ist fraglich wer Jäger und wer Gejagter ist.
Engelsgrund wird darüber entschieden, wer leben und wer sterben darf.
Vom ersten Moment hab ich diese Trilogie geliebt, hab den Abschied hinausgezögert.
Denn so sollte es nicht sein.
Aber irgendwann ist der Moment des Abschieds gekommen und dieser ist jetzt.

Bereits die ersten beiden Bände haben mich unsagbar begeistert. Denn ohne Frage hat Linus Geschke eine unglaubliche Art ,Geschichten zu erzählen.
Ruhig, wohl überlegt und dennoch so unglaublich einnehmend und brennend, dass man sich nicht davon lösen kann.
Auch im letzten Band hat er mich einfach nur vollkommen in den Bann gezogen, dass ich am Ende einfach keine Worte finde, für das, was hier geschehen ist und das, was sich dabei herauskristallisiert hat.
Das Böse regiert die Welt ,Born und Carla mittendrin.
Doch was , wenn es plötzlich persönlich wird und wir Opfer unser Entscheidungen und Gefühle sind? Macht uns das schwach?
Zu Verlierern? Noch ehe es begonnen hat?
Ist es nicht Stärke, sich diesem entgegenzustellen und zu kämpfen?
Ich weiß es nicht.
Aber ich weiß, dass das Böse nicht so einfach zu klassifizieren ist. Das es immer zwei Ebenen gibt, die sich miteinander verbinden und nur eine davon ,wird an die Oberfläche dringen und ihr Soll erfüllen.

In den ersten beiden Bänden haben mich der Wanderer und der Dunkle unsagbar fasziniert, beeindruckt und einfach begeistert.
Im dritten Band erfüllt diesen Part Artjom.
Eine geschmeidige und lautlose Person, die sich der Umgebung anpasst und situationsbedingt perfekt agiert und reagiert.
Ich mochte die Unschuld, den Schmerz in seinen Augen.
Seine Vergangenheit, seine Zukunft.
Das, was Ihn tief im Inneren ausmacht.
Das er nicht nur das war, was aus ihm gemacht wurde.
Sondern das er mehr war, als das.
Mutig, erbarmungslos und dennoch voller Emotionen, die ihn völlig aus dem Gleichgewicht gebracht haben.
Artjom ist nur einer von vielen, die diesen Thriller ausmachen.
Linus Geschke gelingt wieder ein geschickter Perspektivenwechsel, wodurch man so unsagbar viele Personen kennenlernt und sie quasi sezieren kann.
Sie können sich nicht verstecken und trotzdem blickt man nicht völlig hinter die Fassaden, was mich sehr herausgefordert hat.
Alle fand ich unglaublich authentisch und greifbar. Denn sie sind wandelbar und schwer zu durchschauen.

Erneut wird Born mitten in eine Mordserie hineingezogen. Diesmal verschlägt es ihn nach Engelsgrund ,wo brutal zugerichtete Leichen ihm in Empfang nehmen.
Eine sonderbare Gesellschaft, die ihre eigenen Gesetze und Regeln hat.
Und doch ist da viel verschüttet.
Es gibt Geheimnisse, die können verstören.
Aber es gibt auch Geheimnisse, die können töten und dich für immer aus dem Leben reißen.
Engelsgrund ist genau so ein Geheimnis.
Leben oder sterben.
Du hast die Wahl. Welche wirst du treffen?

Anfangs brauchte ich etwas um in die Story hineinzukommen. Der Autor bindet kleinere Rückblenden ein, wodurch der Einstieg nicht ganz so schwerfällt.
Ab S.30 gab es für mich kein Halten mehr.
Es passiert so viel, in so kurzer Zeit.
Gut koordiniert und eindringlich erzählt der Autor nicht nur das perfide Katz- und Mausspiel zwischen Born und Wolkow.
Es geht auch um die Gesellschaft, wo sie ihre Schwächen nur allzu deutlich klarmacht.
Das Unschuld schamlos ausgenutzt wird, um eigene Ziele zu verfolgen.
Es geht um Verletzlichkeit. Denn jeder Mensch hat eine Achillesferse, die ihn angreifbar und zum leichten Opfer macht.
Hier geht es noch um so viel mehr.
Um die eigene Persönlichkeit, um tiefen Schmerz, Wahn und auch die Vergangenheit spielt eine verdammt wichtige Rolle.
Und letztendlich ist auch die Wahrheit von essentieller Bedeutung.
Denn sie entscheidet ,in welche Richtung alles verlaufen wird.
Durch geschickte Schachzüge gelingt es dem Autor immer wieder, dem Verlauf eine völlig neue Bedeutung zu verleihen.
Dabei ist zu keiner Sekunde nur irgendetwas ,wie es scheint.
Und sobald man die Puzzleteile auf richtige Art und Weise zusammensetzt, wird man überrollt mit Ängsten, Wut und einer Ohnmacht der Hilflosigkeit.
Ich war so oft sprachlos und komplett erschüttert.
Doch es ist noch nicht genug.
Diese Story birgt so viele Gesichter, ist so faszinierend und facettenreich, dass sich stetig etwas verändert und man das tragische Ausmaß dennoch nicht in seiner Fülle und Form erkennen kann.

Es ist brutal und beängstigend. Aber nicht das, was sich vor dem Auge abspielt.
Das Innere ist so verstörend, so beklemmend, dass man immer wieder innehält und nachdenkt.
Diese Menschen reißen so mit ihrer Präsenz in den Bann, dass man die Traurigkeit dahinter förmlich mit Händen greifen kann.
Diese große Wut, diese Zerrissenheit und Zerstörung.
Es ist eine Story ,die zeigt wie getrieben und verloren man sein kann und das Hoffnung nicht immer existent sein kann.
Die menschliche Seele handelt auf ihre eigene Art und Weise.
Teilweise wusste ich nicht, was ich fühlen oder denken sollte.
Ich kann nicht sagen, das der dritte Band anders ist.
Aber er ist intensiver, tragender und so unglaublich spannend, weil er immer wieder die Richtungen wechselt.
Das Ende kommt quasi mit einem Paukenschlag und auch wenn ich möchte, dass es weitergeht, so hat der Autor hier dennoch ein geniales Ende geschaffen, das niemals hätte besser sein können.

Fazit:
Mit “Engelgrund” findet die Born Trilogie ihre fulminantes Finale ,in der die Grenzen immer wieder neu abgesteckt werden.
Es beinhaltet nicht nur das perfide Katz- und Mausspiel zwischen Born und seinem Widersacher.
Es ist verdammt nervenaufreibend, vielschichtig, dramatisch und wendungsreich.
In meinen Augen hat Linus Geschke wieder unter Beweis gestellt, wie absolut treffend er vor allem die psychologischen Aspekte ausarbeiten kann.
Ein absolut perfekter Abschluss, der aufzeigt, dass es immer Entscheidungen und die Wahrheit sind, die über alles entscheiden.
Kaum überraschend, dass auch dieser Band wieder ein absolutes Highlight darstellt.