Platzhalter für Profilbild

amena25

Lesejury Star
offline

amena25 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit amena25 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2017

Kulinarische und amüsante Krimiunterhaltung

Gefährliche Empfehlungen
0

Bei einem rauschenden Fest des berühmten Gastronomieführers ,,Guide Gabin“ in Paris, bei dem viel Prominenz und sogar der französische Präsident als Gäste anwesend sind, verschwindet eines der Exponate. ...

Bei einem rauschenden Fest des berühmten Gastronomieführers ,,Guide Gabin“ in Paris, bei dem viel Prominenz und sogar der französische Präsident als Gäste anwesend sind, verschwindet eines der Exponate. Ausgerechnet der extrem seltene Band des ,,Guide bleu“ von 1939 wird gestohlen. Der Luxemburger Koch Xavier Kieffer, der mit Valérie Gabin, der Erbin des Unternehmens, liiert ist, beginnt zu ermitteln. Außer ihm scheinen sich noch einige andere Leute für das alte Buch zu interessieren. Und offensichtlich sind sie bereit, dafür auch über Leichen zu gehen. Kieffer verbeißt sich dennoch in die Geschichte und bringt sich damit selbst in höchste Gefahr.

Xavier Kieffer als Koch mit detektivischer Spürnase wirkt auf eine sympathische Art etwas altmodisch. Sein Verhältnis zu Valérie Gabin, der Erbin des legendären Familienunternehmens, mutet allerdings mehr freundschaftlich als romantisch an. Dafür erhält man als Leser viele Einblicke in Luxemburger Eigenheiten und Spezialitäten.
Kieffers kulinarische Ausführungen sowohl der Luxemburger als auch der französischen Küche sind unterhaltsam und interessant. Amüsant sind auch diverse Anspielungen wie z.B. den Lyoner Kochpapst Soubec (Bocuse) oder den französischen Präsidenten, der des Nachts auf seinem Roller die Pariser Straßen unsicher macht. Eingestreute Kapitel, die in den Kriegsjahren des 2. Weltkriegs spielen, liefern nach und nach Puzzleteilchen dafür, warum der ,,Guide bleu“ von 1939 auch heute noch so wichtig ist. Allerdings ist die Handlung stellenweise etwas überfrachtet, wenn Geheimdienste, der französische Präsident usw. involviert sind. Manche ,,Zufälle“ wie z.B. Xaviers Begegnung mit den ,,Rittern des guten Geschmacks“ lassen die Handlung stellenweise zu konstruiert erscheinen. Auch das Ende ist etwas dick aufgetragen. Hier wäre weniger mehr gewesen.
Ingesamt aber ist der Krimi ,,Gefährliche Empfehlungen“ solide Kost, wenn man sich nebenbei gerne von kulinarischen Abschweifungen unterhalten lässt.

Veröffentlicht am 22.10.2016

Licht und Schatten im Roussillon

Rabenschwarzer Winter
0

So düster wie der wolkenverhangene Himmel des Covers ist auch die Stimmung von Gilles Sebag, Inspektor in Perpignan. Gerade als er sich auf Weihnachten einstimmen will, bestätigen sich seine Befürchtungen: ...

So düster wie der wolkenverhangene Himmel des Covers ist auch die Stimmung von Gilles Sebag, Inspektor in Perpignan. Gerade als er sich auf Weihnachten einstimmen will, bestätigen sich seine Befürchtungen: seine Frau Claire betrügt ihn.
Zweifel quälen ihn schon länger, doch nun hat er Gewissheit. Auch wenn Claire die Affäre zugibt und sie schon beendet hat, packen Gilles rasende Wut und Eifersucht, aber auch Trauer. Diese versucht er durch viel Alkohol, bisweilen auch im Dienst, einzudämmen. Er stürzt sich verbissen in die Arbeit, doch statt der erhofften Ablenkung stoßen die aktuellen Fälle Gilles Sebag immer tiefer in Depression und Verzweiflung. Eine untreue Frau wird von ihrem Ehemann erschlagen, ein anderer stürzt sich vom Balkon, da er die Affären der Frau nicht ertragen kann, und kurz darauf will ein Mann seine Frau, das Haus und das halbe Viertel in die Luft jagen, um ihre Untreue zu rächen...... Für Sebag scheint es, als gäbe es in ganz Perpignan und im Roussillon nur noch Lügen und Untreue. Moralische Unterstützung erhält er von seiner Kollegin Julie, die ihn in ihr verzwicktes Privatleben einweiht und Sebag auch mit Wein und leichten Drogen zu trösten vermag.
Während Sebag und seine Kollegen nach und nach auf Spuren und Zusammenhänge stoßen, die aber erst spät zum wahren Täter führen, steht zu oft Gilles Privatleben im Vordergrund. Das Kreisen seiner Gedanken und manche Dialoge führen zu manchen Längen des Krimis. Auch Sebags Ahnungen, die ihn zu den richtigen Schlüssen führt, sind für den Leser nicht immer ganz nachvollziehbar.
Das Ende wiederum kann den Leser versöhnlich stimmen: der Täter wird gefasst und Gilles kann seinem Leben mit Licht- und Schattenseiten wieder zuversichtlich entgegentreten.
Ein unterhaltsamer Krimi, allerdings mit kleinen Längen.

Veröffentlicht am 22.09.2016

Eindrücklicher historischer Krimi

Der Angstmann
0

,,Der Angstmann“ spielt in Dresden in den Jahren 1944/45. Während die Dresdener vor allem im Winter unter den knapp bemessenen Lebensmittelrationen, der Armut und den täglichen Entbehrungen leidet, wird ...

,,Der Angstmann“ spielt in Dresden in den Jahren 1944/45. Während die Dresdener vor allem im Winter unter den knapp bemessenen Lebensmittelrationen, der Armut und den täglichen Entbehrungen leidet, wird Kriminalinspektor Max Heller zu einer grausam zugerichteten Frauenleiche geholt. Da alle wehrtauglichen Männer an der Front sind, ist Heller auf sehr wenige Helfer angewiesen. Denn nicht nur sein linientreuer Vorgesetzter Klepp legt ihm dabei allerhand Hindernisse in den Weg. Heller weiß auch nicht, wem er in den Wirren dieser Zeit überhaupt trauen kann. Schon bald findet man eine weitere Frauenleiche, wieder grässlich in Szene gesetzt. Und schon geht das Gerücht um, dass der ,,Angstmann“ heulend nachts durch die Ruinen schleicht und sich seine Opfer sucht.
Max Heller wird als sympathischer, ehrlicher und geradliniger Polizist dargestellt, der aber auch menschliche Schwächen zeigt. So stellt er sich z.B. nicht offen gegen seinen Vorgesetzten, er greift nicht in ein brutales Verhör ein, da ihm dazu der Mut fehlt und er sich und seine Frau Karin nicht in Gefahr bringen will.
Sehr eindrücklich sind die Schilderungen der entbehrungsreichen Lebensumstände, die Sorge um die Söhne im Krieg, von denen seit Monaten jegliche Nachricht fehlt. Besonders das Inferno der Bombardierung Dresdens wird so authentisch und eindringlich beschrieben, dass man als Leser das Gefühl hat, hautnah dabei zu sein. Man sieht durch Hellers Augen die völlig zerstörte, fremd gewordene Stadt, die Kinder, die ihre Eltern suchen, den alten Mann, der mit einem Handwägelchen durch die Ruinen zieht...
Der Kriminalfall selbst gerät dabei schon fast zur Nebensache. Doch der Angstmann hat den Bombenhagel überlebt und so sucht Heller, der von seinen Vorgesetzten nicht nur keine Unterstützung bekommt, sondern regelrecht schikaniert wird, den Täter alleine weiter. Dabei kann man Max Hellers Spürsinn nicht immer ganz schlüssig mitverfolgen, da er auf eigene Faust ermittelt und seine Erkenntnisse mit niemandem teilt, auch nicht mit dem Leser. Dennoch ist der Krimi sehr spannend und empfehlenswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Berührend

Und damit fing es an
0

Gustav Perle ist ein freundlicher, braver und guter Junge. Er wächst im kleinen schweizerischen Ort Matzlingen allein mit seiner Mutter in bescheidenen Verhältnissen auf.
Seine ,,Mutti“ liebt er bedingungslos, ...

Gustav Perle ist ein freundlicher, braver und guter Junge. Er wächst im kleinen schweizerischen Ort Matzlingen allein mit seiner Mutter in bescheidenen Verhältnissen auf.
Seine ,,Mutti“ liebt er bedingungslos, obwohl er von ihrer Seite eher Distanz und Gleichgültigkeit erfährt und von ihr hauptsächlich lernt, dass man ,,sich beherrschen“ muss. In der Vorschule trifft Gustav auf Anton Zwiebel. Anton stammt aus einer wohlhabenden und kultivierten jüdischen Familie, und mit ihm lernt Gustav die schönen Dinge im Leben kennen, z.B. Musik und Klavierspiel, Eislaufen usw.
Gustavs Mutter Emilie sieht die Freundschaft der beiden Jungen nicht gerne, da sie die Juden für den frühen Tod ihres Ehemanns Erich verantwortlich macht. Dieser hatte als stellvertretender Polizeichef jüdischen Flüchtlingen geholfen und deswegen seine Stelle verloren.
Im 2. Teil wird geschildert, wie Emilie und Erich sich kennen lernen und wie schon bald nach der Heirat der eher unglückliche Alltag von Gustavs Eltern beginnt. Hier wird offenbar, dass sich vieles ganz anders zugetragen hat, als Emilie dies ihrem Sohn immer vorgegaukelt hat.
Im 3. Teil sind Gustav und Anton schon um die 50 Jahre alt. Ihre Freundschaft besteht nach wie vor, allerdings führt jeder sein eigenes Leben. Gustav führt ein kleines Hotel, die ,,Perle“, was ihm eine gewisse Erfüllung bietet, Anton dagegen ist statt Konzertpianist nur Klavierlehrer geworden und ist unzufrieden und getrieben. Erst als Anton einen psychischen Zusammenbruch erleidet und Gustav um Hilfe bittet, da er der Einzige ist, der ihm helfen kann, finden die beiden endlich zu einem gemeinsamen und glücklichen Leben.
Die Geschichte Gustavs ist bewegend. Der kleine Gustav, der es allen recht machen will, aber kaum Unterstützung bekommt, macht einen traurig. Seine Erkenntnis, dass er seiner Mutter nie genügt und sie ihn eigentlich nie geliebt hat, ist tragisch, wird aber ruhig und eher melancholisch erzählt. Die Sprache und der Erzählstil des Romans sind einfach, aber anmutig. Besonders gefallen mir die kleinen Dinge im Leben Gustavs, wie z.B. seine Spielzeugeisenbahn, die detailliert und anschaulich beschrieben wird.
Etwas irritierend sind die stellenweise großen Zeitsprünge. Zwar sind den Kapiteln immer Jahreszahlen zur besseren Orientierung hinzugefügt, aber die fehlenden Jahre oder gar Jahrzehnte, vor allem vor dem 3. Teil, lassen den Leser etwas im Ungewissen.
Insgesamt aber ein berührender und lesenswerter Roman.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rache im Feriencamp

School Survival - Ferien sind nichts für Feiglinge
0

Rafe und seine Schwester dürfen (oder müssen) die Sommerferien im Feriencamp verbringen. Während Rafes Schwester ins Lager der ,,Musterschüler“ kommt, wird Rafe dem ,,Nachhilfe-Lager“ zugeteilt. Denn die ...

Rafe und seine Schwester dürfen (oder müssen) die Sommerferien im Feriencamp verbringen. Während Rafes Schwester ins Lager der ,,Musterschüler“ kommt, wird Rafe dem ,,Nachhilfe-Lager“ zugeteilt. Denn die Vormittagsstunden sollen der schulischen Ertüchtigung dienen. Originell ist der Anfang der Geschichte gestaltet, anschließend erst die eigentliche Geschichte zu erzählen.
Rafe ist eher ein Versagertyp, der natürlich gerne zu den Coolen und Angesagten gehören würde, dann aber doch immer wieder Pech hat oder sich selbst ins Chaos stürzt.
So wird er der Hütte der Bisamratten zugeteilt, die allesamt nicht zu den allerbeliebtesten Jungs des Camps gehören. Sehr schnell wird auch klar, dass eine Gruppe, die Rotluchse, sich allen anderen überlegen fühlt und es besonders auf die Bisamratten abgesehen hat. Zahlreiche ,,Streiche“, vom Schuhklau bis hin zu richtig fiesem Mobbing, hecken die gemeinen Rotluchse aus, um den Bisamratten eins auszuwischen. Zunächst fühlen sich Rafe und seine Freunde hilflos und lassen sich das meiste gefallen. Dann aber erkennt Rafe, dass er von den Erwachsenen im Camp keine Hilfe erwarten kann. Sie tun die Vorkommnisse als simple ,,Scherze“ ab und sind der Meinung, die Jungs sollten das untereinander regeln. Das bringt Rafe auf einen Plan und der Rachefeldzug nimmt seinen Lauf.
Stellenweise wirkt manches ziemlich übertrieben, dadurch aber auch wieder lustig und bietet somit sicherlich Identifikationsmöglichkeiten für jugendliche Leser. Erschreckend ist, dass die Erwachsenen, sowohl Betreuer als auch Eltern, ziemlich wenig verständnisvoll bis äußerst negativ dargestellt werden. Positiv ist Rafes Entwicklung vom passiven Mit-Opfer zu einem, der sich wehrt, der sich aktiv für Gerechtigkeit einsetzt und Freunde gewinnt. Schade nur, dass dies nicht mit Worten geregelt werden kann, sondern nur durch Racheakte.

Comicartige Illustrationen lockern den Text auf oder ersetzen auch mal ein ganzes Kapitel. Eher ein Jungs-Buch, aufgrund der Thematik sicherlich aber auch für Mädchen lesenwert.