Es hat sich tatsächlich als eine ausführliche Ausführung der Atmosphäre auf dem Cover entpuppt. Ziemlich trocken und trüb, und dennoch interessant. Aber an manchen Stellen hat die Motivation zu lesen ein ...
Es hat sich tatsächlich als eine ausführliche Ausführung der Atmosphäre auf dem Cover entpuppt. Ziemlich trocken und trüb, und dennoch interessant. Aber an manchen Stellen hat die Motivation zu lesen ein bisschen nachgelassen und mir ist aufgefallen, dass ich ziemlich lange für die Lektüre gebraucht habe.
Ein weiterer Eindruck hat sich bestätigt: Es fällt tatsächlich schwer, hier zwischen fiktiver Nacherzählung und wahren Begebenheiten zu unterscheiden. Hier hätte ich mir an manchen Stellen mehr Klarheit gewünscht, genauso wie ich auch die Bandbreite an Figuren und die mangelnden Explikationen dazu ein bisschen verwirrend fand.
Auf der anderen Seite fand ich es sprachlich gut und auch soziologisch waren interessante Ansätze vertreten. Das Setting hat mir ebenso zugesagt. Wie oft liest man schon etwas über den Ruhrpott?
Machen wir uns nichts vor: Niemand, der den Klappentext gelesen hat und das schöne Cover sieht, wird etwas Originelles erwarten. Aber das muss es auch nicht, denn wer gerne Enemy-to-Lover-Geschichten liest, ...
Machen wir uns nichts vor: Niemand, der den Klappentext gelesen hat und das schöne Cover sieht, wird etwas Originelles erwarten. Aber das muss es auch nicht, denn wer gerne Enemy-to-Lover-Geschichten liest, freut sich über neuen Stoff. Und das Verrückte an Liebesgeschichten ist ja, dass man gerade möchte, dass sie die Erwartungen erfüllen und keine bösen Überraschungen erleben.
Es lässt sich wirklich leicht lesen und mir gefällt ganz besonders die Perspektive, Innensichten und personelle Erzähler sind leider schon total abgegriffen und da müssen sich Autoren mittlerweile schon was überlegen, um Viellesende noch abzuholen. Die Gefahr hier birgt sich natürlich darin, dass es Missverständnisse geben kann, von wem gerade erzählt wird und die gab es tatsächlich auch, hat sich aber nicht viel später aufgelöst und manchmal ist es gar nicht so schlecht, noch mal ne Seite zurückzublättern, dann hat man auch mehr von der Geschichte.
Warum mich die Lektüre jetzt so melancholisch gestimmt hat, kann ich natürlich zum Einen auf meine eigene Stimmung zurückführen, aber auch auf die Basis, auf der diese Liebesgeschichte gründet und dem Element der Vorhersehbarkeit. So schnell, ich habe es innerhalb weniger Tage gelesen, zehn Jahre an sich vorbeifließen zu wissen, ist auch nicht gerade unberührend.
Ich möchte hier kein Urteil dazu abgeben, ob ich die Geschichte für realistisch halte, es gab tatsächlich einiges, was ein bisschen konstruiert wirkt. Aber der Zeitcharakter, der eingebracht wurde, ist auf jeden Fall ein spannender Aspekt. Die Bucket-List hätte jetzt nicht sein müssen, genauso wie ich Allys Wunsch nicht ganz nachvollziehen kann. Aber das macht das Lesen ja zu meinem Lieblingshobby: Gezwungen zu werden, sich in andere Perspektiven und Ansichten hineinzuversetzen und dazu eignet sich dieses Buch gut!
Meine Empfehlung: Keine leichte Sommer-Liebesgeschichte, sondern eher schwerer, für gemütliche Herbst-Lesenachmittage!
Endlich! Ich habe es echt vermisst, so tief in eine Buchlektüre einzusinken. Damit meine ich, dass ich mit allen meinen Sinnen gefordert werde, praktisch das Gefühl habe, mitzudiskutieren. Denn genau das ...
Endlich! Ich habe es echt vermisst, so tief in eine Buchlektüre einzusinken. Damit meine ich, dass ich mit allen meinen Sinnen gefordert werde, praktisch das Gefühl habe, mitzudiskutieren. Denn genau das haben wir hier: Eine interessante Mischung aus Roman und philosophischem Essay. Der Autor hat ein Anliegen, das wird schon zu Anfang klar. Und aktueller könnte es nicht sein...
Ich finde es sehr gut, dass es in der dritten Person geschrieben ist und wir Einblicke in verschiedene Hotspots des Weltgeschehens bekommen. Außerdem werden zusätzlich noch sehr spannende Facts präsentiert. Ich habe nicht alles nachgeschaut, aber den Recherche-Job scheint gut erledigt worden zu sein. Das Erschreckende ist, dass es gar nicht mal so weit in der Zukunft spielt und alles andere als unrealistisch erscheint. Ich würde aber nicht in dieser Welt leben wollen...
Es gab allerdings auch das ein oder andere Detail, das mich genervt hat. Zum Beispiel mochte ich nicht die Stolpersteine in den Dialogen. So alltäglich viele von ihnen wirken, so konstruiert erscheinen auch die wenige unter ihnen, die mir aufgestoßen sind. Daran merkt man, dass es sich vermutlich um ein Debut handelt. Aber mit viel Potential. Ich finde viele Diskussionen wirklich erhellend, manche politische Entwicklungen haben mich aber auch zu einem Augenrollen veranlasst.
Fazit: Beim Lesen sollte man wach sein, dann macht es aber auch richtig Spaß!
Mein lieber Scholli, ganz schön fesselnd. Und das gar nicht, weil die Handlung so unsagbar spannend wäre. Die Ursache dafür sind vor allem der Schreibstil und die Cliffhanger am Ende der Kapitel.
Darüber ...
Mein lieber Scholli, ganz schön fesselnd. Und das gar nicht, weil die Handlung so unsagbar spannend wäre. Die Ursache dafür sind vor allem der Schreibstil und die Cliffhanger am Ende der Kapitel.
Darüber hinaus lockern die drei Handlungsstränge mit einer jeweils anderen spannenden Protagonistin das ganze Leseerlebnis nochmal mehr auf. Natürlich gibt es immer eine Geschichte, die man verlockender findet als die andere, eine Figur, mit der man sich mehr identifizieren kann als mit der anderen, aber letztendlich stimmt das Gesamtkonzept einfach.
Ich liebe es, wenn literarische Figuren einen solchen Tiefgang haben, dass man sie als vorübergehende Gesellschaft und richtige Personen wahrnehmen kann.
Ein weiterer Vorzug dieses Romans ist der historische Kontext. Es spielt zu DDR-Zeiten und auch während des Mauerbaus und das ist an sich schon sehr interessant. Aber es wird auch sehr passend dosiert in die Handlung eingeflochten.
Vom Plot her nicht das Anspruchsvollste, aber alles in allem perfekt für schöne Sommertage!
Das Besondere an dieser Geschichte ist der große Zeitraum, über den sie sich erstreckt. Während der Anfang einer Dystopie ähnelt, die hundert Jahre in der Zukunft spielt, mutet der Rest eine Familientragödie ...
Das Besondere an dieser Geschichte ist der große Zeitraum, über den sie sich erstreckt. Während der Anfang einer Dystopie ähnelt, die hundert Jahre in der Zukunft spielt, mutet der Rest eine Familientragödie an, die in den 80ern des letzten Jahrhunderts beginnt. Verrückterweise schaut die Leserschaft in ihre eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und kann sich somit mit der Erzählzeit mehr oder weniger identifizieren. Ich wurde dadurch mit meiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert, da ich wie die Protagonistin zu Zeiten der Erzählebene der Gegenwart entweder sehr alt oder schon tot sein werde. Ich fand es sehr ergreifend, das zu verinnerlichen.
Was mich auch richtig verzaubert hat, ist die Atmosphäre, die besonders in den Rückblenden in die Kindheit geherrscht hat. So heimelig und geborgen, obwohl die Familienverhältnisse eigentlich dramatisch sind, auf der anderen Seite auch von großer Geschwisterliebe begleitet. Ich habe mich an die Kinderbuchreihe "Die Panderwicks" zurückerinnert gefühlt. Diese kann ich an dieser Stelle auch wärmstens empfehlen. Im Grunde wird das Leben eines jeden der vier Geschwisterkinder von der jüngsten der vier rekapituliert und es war spannend zu sehen, wie sie sich entwickelt haben. Teilweise haben sie große Kurven gemacht, waren mal mehr, mal weniger sympathisch. Für alle gab es Höhen und Tiefen. Am liebsten mochte ich aber die Beschreibungen der Locations: Wohnorte, Städte, Landschaften...
Zwischendurch wurde ich immer wieder aus diesen Träumereien aufgeweckt und war wieder in der Gegenwart. Das hat mich genervt, denn dort war es nicht schön. Das ist auch mein Hauptkritikpunkt: Wenn dort dystopische Verhältnisse herrschen (Krieg, Naturkatastrophen wegen Klimafwandel oder was anderes?), hätte ich mir gewünscht, dass auch dort mehr Zeit reingesteckt würde und die Autorin auch diese Welt detailierter skizziert hätte. Das waren die Erwartungen, die ich nach der Leseprobe mitunter hatte. Letztendlich spielt es aber kaum eine Rolle. Das einzige, was man wissen muss, ist, dass die Welt offenbar ein kälterer, liebloser Ort geworden ist. Leider fehlt da im Zeitstrahl besonders in den letzten Jahrzehnten davor einiges. Während die Kindheit und Jugend detailliert beschrieben wurden, wird das Alter nur gerafft erzählt. Schade! Vor allem bleibt es im Familienkreis. Was ist in der Zeit mit der restlichen Welt geschehen?
Kommen wir zum Titel des Romans. Mit der Lektüre klärt sich auf, wie es wortwörtlich zu diesem kommt, aber trotzdem finde ich ihn im Nachhinein unpassend. Dafür wird viel zu wenig Raum für diesen Teil der Geschichte aufgewendet, obwohl er meiner Meinung nach spannend genug für einen eigenen Roman gewesen wäre. Ohne zu spoilern, kann ich nur sagen, dass viele interessante Fässer aufgemacht und ins Rollen gebracht werden. Wir lesen aber nur, was in ihnen sein soll und können nie wirklich reinschauen. Das hat mir gefehlt. Gerade in Bezug auf das Thema Romantik, das ja der Namensgeber des Ganzen ist. Auch wenn das Leben so vielseitig ist und es dadurch realistischer wirkte, hätte es auch gereicht, sich auf einige "Familienprobleme" zu beschränken und dem Kind einen anderen Namen zu geben.
Sprachlich war es auch vielschichtig. Manchmal tauchten poetische, lyrische Passagen auf, da die Erzählerin selbst literarisch unterwegs ist. Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm empfunden: Einige Bilder und schöne Metaphern, die ich noch nicht gehört habe*. Aber vor allem gradlinig und forttreibend. Nur manchmal, in Verbindung mit wörtlicher Rede, habe ich etwas gestutzt. Die Dialoge fand ich nicht sonderlich gewieft, besonders in der Gegenwart.
Aber das wirkt jetzt doch ein wenig zu kritisch dafür, dass mich das Buch sehr gut unterhalten hat. Die Stimmung hat mich total erreicht und Fiona, die Protagonistin, ist total auf meiner Wellenlänge. Ein sehr interessanter Mensch, den ich gern als Freundin hätte.