Profilbild von ann-marie

ann-marie

Lesejury Star
offline

ann-marie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ann-marie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2021

... hat mich in ihren Bann gezogen und lässt mich nicht mehr los!

Die fremde Spionin (1)
0

War mir der Autor als Person bisher bekannt, so handelt es sich bei diesem Buch um den ersten Roman, den ich von ihm lese. Und für mich steht fest: ich werde ihm lesetechnisch die Treue halten. Nicht nur, ...

War mir der Autor als Person bisher bekannt, so handelt es sich bei diesem Buch um den ersten Roman, den ich von ihm lese. Und für mich steht fest: ich werde ihm lesetechnisch die Treue halten. Nicht nur, weil es sich bei "Die fremde Spionin" um den Auftaktband einer Trilogie handelt. Nein, weil er ein Thema und eine Zeit aufgreift, die mir bekannt ist und die ich zum größten Teil selbst miterlebt habe. Und ich muss sagen: er hat den Zeitensprung hervorragend gemeistert.

Eine ungemein fesselnde Dramatik, verbunden und beginnend mit einem Ereignis, das man keiner Familie wünscht: unumkehrbare Trennung einer intakten Familie mit zwei kleinen Mädchen – in meinen Augen auch eine Form von psychischer Gewalt, die nicht ohne Folgen, gerade bei Kindern, bleiben wird.

Ria und ihrer Schwester erleiden diesen Schicksalsschlag und wachsen getrennt voneinander in völlig neuen Familien auf. Herangewachsen und noch immer von der Frage getrieben, was aus ihrer Schwester geworden ist, begibt sich Ria auf einen gefährlichen Weg und lässt sich, im Ministerium für Außenhandel der DDR beschäftigt, vom BND als Spionin anwerben. Hofft sie doch sehnlichst, auf diesem Weg den Verbleib ihrer Schwester aufklären zu können. Und schon gerät man beim Lesen hinein in die verschwiegene und gefährliche Welt der Geheimdienste. Wobei nicht nur der BND eine Rolle spielt, sondern auch die Stasi und der KGB, jeweils in Form von Personen, die es sehr geschickt verstehen, ihre wahren Absichten gekonnt zu verschleiern.

Ein ungemein spannender und fesselnder Roman. Mit einer überzeugenden und verständlichen Darstellung von Plänen, Verstrickungen und letztendlich auch Taten eines Staates gegen die eigenen Bürger. Bisher war Spionage und ein Blick "hinter die Kulissen" in eine noch nicht lange zurückliegenden Zeit noch nie so aufregend und auch so erschütternd wie in diesem Roman. Die Idee, mit Hilfe von Ria das ganze Ausmaß eines menschenverachtenden Regimes, auch auf sehr emotionale Weise, darzustellen und dabei reale Ereignisse dieser Zeit mit der fiktiven Geschichte von Ria zu verflechten, würde ich nicht nur als überaus gelungen bezeichnen, sondern hat mich auch auf die Suche nach weiteren Informationen geführt. Dabei stellen die am Ende des Buches angegebenen Quellen und Bücher eine hervorragende Basis für persönliche Recherchen dar.

Ein Roman, der mich bereits von der ersten Seite an gefesselt hat und den ich kaum aus der Hand legen wollte. Für mich teilweise erschütternd, fragend, hoffend – vor allem aber eines: überzeugend! Und mit der Aussicht auf zwei Folgebände – grandiose Aussichten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.09.2021

Kriminalistische Ermittlungen der etwas anderen Art

Still ruft der See
0

Lesetechnisch angezogen von der Kurzbeschreibung, wonach es sich um einen 70er-Jahre-Regionalkrimi handeln sollte, habe ich mich liebend gerne gemeinsam mit dem Ermittlerteam (der 43jährige Frührentner ...

Lesetechnisch angezogen von der Kurzbeschreibung, wonach es sich um einen 70er-Jahre-Regionalkrimi handeln sollte, habe ich mich liebend gerne gemeinsam mit dem Ermittlerteam (der 43jährige Frührentner Theo, Sabine, die junge Sängerin einer Band, sowie Lieselotte, ehemals Schulrektorin und jetzt im wohlverdienten Ruhestand) an die Aufklärung eines Todesfalles durch Ertrinken gewagt.

Selbst in diesen Jahren aufgewachsen, ist mir vieles vertraut und weckt Erinnerungen an diese Zeit und die Lebensumstände. Dies darzustellen ist dem Autor überaus glaubwürdig und überzeugend gelungen und verleiht dem Roman eine große Authentizität.

Dass die Klärung der näheren Todesumstände nicht unbedingt durch die üblichen kriminalistischen Verfahren bzw. Arbeitsweisen erfolgen, ist zum einen dem bunt gemischten und ohne jegliche kriminalistische Ausbildung bzw. Kenntnisse agierenden Ermittlerteam geschuldet. Wobei mich die Zusammensetzung zum Schmunzeln gebracht hat und sich gerade in der Person von Lieselotte, auf Grund ihrer beruflichen Erfahrungen durchaus in der Lage, das Zepter zu schwingen, für mich als eine besonders gelungene Charaktere darstellt.

Ein flüssiger Schreibstil lässt die Lesezeit schnell vergehen und hat – zumindest bei mir – das Interesse an den beiden Vorgängerbänden geweckt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.09.2021

Kein leichtes Leben für eine Waise während des dreißigjährigen Krieges – und doch überaus gelungen und erfolgreich

Die Kannenbäckerin
0

Die erst 13jährige Johanna verliert mitten in den Wirren des dreißigjährigen Krieges ihre gesamte Familie an die Pest. Mit Hilfe einer Nachbarin, die sich trotz großer Armut und "harter Schale" um Johanna ...

Die erst 13jährige Johanna verliert mitten in den Wirren des dreißigjährigen Krieges ihre gesamte Familie an die Pest. Mit Hilfe einer Nachbarin, die sich trotz großer Armut und "harter Schale" um Johanna sorgt, begibt sie sich, als Junge verkleidet, auf den gefahrvollen Weg zu einem Onkel, der im entfernten Hilgert, ein kleiner Ort im s.g. Kannenbäckerland. Der Onkel, Bruder des verstorbenen Vaters, und mit diesem in unverzeihlichem Streit liegend, nimmt sie notgedrungen auf und erfährt durch ihn nicht nur eine Ausbildung im Töpferhandwerk, sondern darf auch endlich eine Schule besuchen. Nur eine Frage der Zeit, bis ihre Tarnung auffliegt …

Ein überaus hervorragend gelungener historischer Roman, der mich bereits nach nur wenigen Seiten in seinen Bann gezogen hat. Ein bedeutendes historisches Ereignis wie der 30jährige Krieg mit seinen ganz konkreten Auswirkungen und Folgen für die Bevölkerung, die um ihr Überleben kämpfen muss. Und mittendrin ein junges Mädchen auf dem Weg erwachsen zu werden und dabei nicht nur einen ganz anderen als zur damaligen Zeit für Frauen üblichen Weg einschlägt. Sie erlernt nicht nur einen Beruf, sondern dringt mit dieser Berufswahl auch in eine typisch männliche Domäne ein. Und meistert letztendlich den Spagat zwischen Ehefrau und Mutter sowie Unternehmerin bzw. Geschäftsfrau zu sein. Eine Wandlung aus der kleinen Waise, die auf Grund der schweren Schicksalsschläge dem Glauben abschwört, sich aber nicht von der Halskette mit dem Kreuz trennen mag. Und erfährt, dass sie nicht vergessen ist oder im Stich gelassen wird und nach und nach wieder ihren Glauben und ihr Vertrauen auf eine göttliche Macht zurückerlangt.

Flüssig, abwechslungsreich und spannend geschrieben. Allerdings hin und wieder mit Dialogen und einer Wortwahl, die eher dem 20. Jahrhundert zuzurechnen sind als dem 17.Jahrhundert, in dem die Handlung spielt. Neben sehr gut gelungenen Charakteren, die mit der einen oder anderen unerwarteten Aktion oder Reaktion auch schon mal zu überraschen wissen. Sie wirkten auf mich authentisch und realistisch und wurden mit großer Empathie zum Leben erweckt. Gerne hätte ich Johanna und ihre Familie, aber auch so manch andere Romanfigur weiter begleitet und es hat mir leidgetan, mich nach 400 Seiten von ihnen verabschieden zu müssen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.09.2021

Alte Familienwerte zählen auch in der Gegenwart

Wo wir Kinder waren
0

Der Autorin, Kati Naumann, die mich bereits mit ihrem Debütroman "Was uns erinnern lässt" überzeugt hat, gelingt es auch in ihrem weiteren historischen Roman, gelebte und realistische ostdeutsche Geschichte ...

Der Autorin, Kati Naumann, die mich bereits mit ihrem Debütroman "Was uns erinnern lässt" überzeugt hat, gelingt es auch in ihrem weiteren historischen Roman, gelebte und realistische ostdeutsche Geschichte vor mir aufleben zu lassen. Dieses mal mit Hilfe der fiktiven Familie Langbein, die über Jahrzehnte äußerst erfolgreich eine Spielwarenfabrik in der ostdeutschen "Spielzeugstadt" Sonneberg führten und überwiegend Puppen herstellten. Dabei wird die Autorin mit Sicherheit auf die eigene Familiengeschichte zurückreifen können, was dem Roman Authentizität und Glaubwürdigkeit verleiht.

Erzählt wird die Geschichte der Familie Langbein in zwei Handlungssträngen: in der Gegenwart sind die Cousinen bzw. Cousin Eva, Iris und Jan damit beschäftigt, das sich noch immer im Familienbesitz befindliche Stammhaus auszuräumen. Wobei Eva und Jan in dem Gebäude aufgewachsen sind und Iris, die im Westen Deutschlands beheimatet ist, lediglich einmal Sommerferien in Sonneberg verbracht hat …

Als weiteren Erzählstrang wird die Geschichte der Vorfahren erzählt. Wobei sehr wertschätzend und empathisch die Entstehung und der dann folgende überaus erfolgreiche Aufstieg des Unternehmens sehr gekonnt mit Fragestellungen aus der "Ausräumaktion" verknüpft und erzählt wird. Denn was eignet sich für Ausflüge in die Vergangenheit der eigenen Familie besser als die Entrümpelung des familiären Stammhauses – Erinnerungen werden im wahrsten Sinne des Wortes wach. Fast 70 Jahre Familien- und Unternehmensgeschichte, durch Kriege, durch Teilung, durch Verstaatlichung des erfolgreichen Unternehmens bis hin zur Wiedervereinigung – ein großer historischer Bogen, den die Autorin meisterhaft zu schlagen und zu verknüpfen weiß.

Auch dieser Roman hat mich von Anfang an überzeugt. Gerade weil er mir, die ich nicht in Ostdeutschland aufgewachsen bin, vor allem auch einen Einblick in den Alltag von Familie und einem Unternehmen in diesem Teil Deutschlands zu erhalten. Dabei für mich sehr berührend, lesend miterleben zu müssen, dass im Rahmen der Verstaatlichung der ehemalige Fabrikbesitzer ohne eigenes Verschulden oder Zutun praktisch über Nacht zum Angestellten im eigenen Werk wurde.

Versöhnend und hoffnungsvoll das Ende des Buches: sind sich doch Jan, Iris und Eva durch ihre gemeinsame Aktion wieder des Kampfgeistes, der Geduld und des Durchhaltevermögens ihrer Familie bewusst, worauf sie sich neu besinnen und der Gedanke an einen Neubeginn stimmt hoffnungsvoll – möge er gelingen, auch wenn es keinen Folgeband gibt, was ich sehr bedaure.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.09.2021

Stark sein – Stark bleiben

Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit
0

Eine voraussichtlich überaus interessante Trilogie über die Töchter Amerikas, so der Titel dieser Serie. Im ersten Band begegne ich der überaus talentierten Lily Rose, die ihre Leidenschaft des Kochens ...

Eine voraussichtlich überaus interessante Trilogie über die Töchter Amerikas, so der Titel dieser Serie. Im ersten Band begegne ich der überaus talentierten Lily Rose, die ihre Leidenschaft des Kochens und Backens als Sous-Chefin im bekannten Restaurant Valentino's perfektionieren möchte. Und die durch die Kriegswirren im fernen Europa gezwungen ist, die gesamte Verantwortung für das Restaurant zu übernehmen, nachdem ihr Kollege Tom, den sie über alles liebt, eingezogen wird. Muss sich Liliy daraufhin nicht nur der alleinigen Verantwortung für den Betrieb des Restaurants stellen, was sich im Zuge der zunehmenden Lebensmittelrationierung als überaus schwieriges Unterfangen erweist. Lily muss sich zudem dem steten Drängen ihrer Mutter auf eine Verbindung mit einem Jugendfreund, der zudem noch der gehobenen Gesellschaftsschicht angehört, zur Wehr setzen. Wobei sie selbst der gleichen Gesellschaftsschicht angehört und ihr heißgeliebter Beruf nach Ansicht der Mutter alles andere als geeignet erachtet wird. Lily kämpft an unterschiedlichen Fronten, weiß sich zu wehren und behauptet ihre Einstellung.
Ein sehr interessanter Roman über die Jahre ab dem Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg. Dabei gelingt der Autorin eine spannende und fesselnde Kombination von zwei unterschiedlichen Bereichen: auf der einen Seite eine junge und starke Frau, die sich emanzipiert und erfolgreich in eine Männerdomäne eindringt. Und auf der anderen Seite die persönlich und beruflich belastende Situation, die sich aus der Zeit der kriegerischen Auseinandersetzung ergibt.
Die wichtigsten und tragenden Charaktere sind überzeugend in Worten, Gedanken und Verhalten dargestellt. Es gelingt sehr schnell und sehr leicht zunächst in die Kochwelt von Lily, aber auch in ihre familiären Verpflichtungen, Erwartungshaltungen und Auseinandersetzungen einzutauchen und sie hautnah mitzuerleben. Und berührend die Entwicklung der Beziehung zu Tom, verbunden mit der fassungslosen Ohnmacht, nachdem er lange als vermisst gilt.
Wunderbare Lesemomente, ein sehr eingängiger und flüssiger Schreibstil lassen den Roman zu einem wahren Lesegenuss werden. Und steigern die Vorfreude auf die beiden Folgebände, in denen es um Frauen aus New York während oder nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer persönlichen Verbindung zu Berlin und Paris gehen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere